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Ratingen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Wappen Deutschlandkarte
Wappen von Ratingen
Ratingen
Deutschlandkarte, Position von Ratingen hervorgehoben
Basisdaten
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Regierungsbezirk: Düsseldorf
Kreis: Mettmann
Koordinaten: Koordinaten: 51° 18′ N, 6° 51′ O51° 18′ N, 6° 51′ O
Höhe: 35 – 180 m ü. NN
Fläche: 88,72 km²
Einwohner: 92.897 (31. Dez. 2005)
Bevölkerungsdichte: 1047 Einwohner je km²
Postleitzahlen: 40878–40885 (1962-1995: 4030)
Vorwahl: 02102
Kfz-Kennzeichen: ME, seit 1975 (1956-1974: D)
Gemeindeschlüssel: 05 1 58 028
Stadtgliederung: 6 Gemeindebezirke mit 10 Stadtteilen
Adresse der
Stadtverwaltung:
Minoritenstraße 2-6
40878 Ratingen
Webpräsenz:
Bürgermeister: Harald Birkenkamp (Bürger-Union Ratingen)
Ratingen, St. Peter und Paul
Ratingen, St. Peter und Paul

Die Stadt Ratingen liegt im Bundesland Nordrhein-Westfalen und ist eine große kreisangehörige Stadt des Kreises Mettmann im Regierungsbezirk Düsseldorf.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geographie

[Bearbeiten] Geographische Lage

Ratingen liegt im nordwestlichen Vorland des Bergischen Landes auf einer der Rhein-Terrassen auf einer Höhe zwischen 55 und 180 m ü. NN; der Stadtkern liegt um die 70 m ü. NN.

Ratingen grenzt im Westen an die Landeshauptstadt Düsseldorf und im Norden an die Städte Duisburg, Mülheim an der Ruhr und Essen.

Nördlich des Ratinger Zentrums verläuft die Anger, im Süden der Schwarzbach.

[Bearbeiten] Stadtgliederung

Ratingen ist die bevölkerungsreichste Stadt des Kreises Mettmann. Es bestehen 6 Gemeindebezirke nach der Gemeindeordnung:

Bezirk Stadtteil Einwohner
06/2006
Ratingen Mitte Zentrum
23.753
Ost
8.406
West West
18.117
Tiefenbroich Tiefenbroich
6.674
Lintorf/Breitscheid Lintorf
15.278
Breitscheid
5.295
Hösel/Eggerscheidt Hösel
8.545
Eggerscheidt
1.037
Homberg/Schwarzbach Homberg
5.581
Schwarzbach
483

[Bearbeiten] Geschichte

[Bearbeiten] Frühgeschichte und Altertum

Der Beginn erster Besiedlung des Stadtgebietes ist nicht mehr genau feststellbar. Funde von etwa 150.000 Jahre alten Faustkeilen und anderen anthropogenen Gegenständen nahe dem heutigen Silbersee belegen, dass dort bereits zu Beginn der letzten Eiszeit Menschen lebten.[2] Es ist jedoch nicht klar, ob diese Menschen bereits fest siedelten.

Gräberfunde im Ratinger Zentrum lassen jedoch vermuten, dass es etwa 500 v. Chr. bereits eine feste Siedlung gab. Die Lage dieser Gegend auf einer flachen Anhöhe zwischen zwei Bächen war für die damaligen Bedürfnisse sehr günstig; noch dazu lag sie an der Kreuzung zwischen Mauspfad, einem antiken Handelsweg zwischen Köln und dem Niederrhein, und dem Heiligenweg, einer Verbindung zwischen Rhein und Bergischem Land.

[Bearbeiten] Mittelalter

Um 500 n. Chr. wurde Ratingen zum Kampfgebiet zwischen Sachsen und Franken.[2]

Die erste urkundliche Erwähnung der Siedlung fand vor 849 im Werdener Chartular statt, wo Ratingen als „Hratuga“ bezeichnet wird.

Seit dem Mittelalter gehörte das Ratinger Gebiet den Grafen, später Herzögen von Berg. Für diese hatte die Siedlung, die anfangs durch Holzpalisaden geschützt war, eine wichtige Bedeutung im Kampf gegen den Erzbischof von Köln. Vermutlich nicht zuletzt deswegen wurden Ratingen am 11. Dezember 1276 durch Graf Adolf V. von Berg die Stadtrechte verliehen. Im Gegenzug für die damit verbundenen Privilegien wie z. B. Zoll- und Steuerfreiheit und Monopole auf das Mahlen von Korn und die Herstellung von „Grüt“, ein damals zur Bierherstellung benötigter Stoff („Grütrecht“), baute die Stadt die mächtige Stadtmauer mit ihren großen Verteidigungstürmen und bis zu 8 m breiten Wassergräben.

Im weiteren Verlauf der Geschichte erlebte Ratingen als einer der vier Hauptorte von Berg eine wirtschaftliche Blütezeit. Ratingen hatte Marktrecht, Zunftrecht, eine eigene Münze und ein Gericht, das den Gerichten in Mettmann, Gerresheim und Düsseldorf übergeordnet war. Am 25. November 1377 besuchte Karl IV. die Stadt, etwa 100 Jahre später Christian I. von Dänemark.[2]

Die wichtigste überregionale wirtschaftliche Bedeutung hatte vermutlich die Zunft der Schmiede und Schleifer, die bereit 1362 im Stadtbuch erwähnt wurde. Sie nutzten das Wasser von Anger und Schwarzbach zur Herstellung von Waffen, Werkzeugen (vor allem Messer und Scheren) und anderen Gebrauchsgegenständen, darunter auch Musikinstrumente. Ihre Waren wurden auch im Ausland gehandelt, unter anderem in Antwerpen, im Baltikum und Skandinavien.[2]

[Bearbeiten] Industrialisierung und Neuzeit

Ab dem 16. Jahrhundert endete der Jahrhunderte währende wirtschaftliche Höhenflug Ratingens: Das nahe Düsseldorf wurde 1511 zur Residenz, später zur Landesfestung. Die Pest kam über die Stadt, neue Waffen machten die Stadtmauer unwirksam und 1641 wurde sie während des Dreißigjährigen Krieges vollständig zerstört. Nur noch 100 Menschen lebten damals in Ratingen, 200 Jahre zuvor waren es noch mehr als 10 mal so viele gewesen.

Doch ausgerechnet in diesem nunmehr fast bedeutungslos gewordenen Städtchen wird heute der Beginn der kontinentaleuropäischen Industrialisierung gesehen: Der Elberfelder Geschäftsmann Johann Gottfried Brügelmann errichtete 1783 an der Anger eine mechanische Baumwoll-Spinnerei, die als erste Fabrik auf dem europäischen Festland gilt. Ihrer technikhistorischen Bedeutung wegen wird die ehemalige Textilfabrik Cromford heute vom Rheinischen Industriemuseum als Textilmuseum weiter betrieben.

Aufgrund des Wiener Kongresses gehörte Ratingen ab 1815 zu Preußen, dem Regierungsbezirk Düsseldorf und der Provinz Jülich-Kleve-Berg (Sitz in Köln), ab 1822 zur Rheinprovinz mit Sitz in Koblenz.

Aufgrund von Formsandvorkommen entstand ab der Mitte des 19. Jahrhunderts eine Eisenindustrie. Auch weitere Industriebetriebe entstanden, etwa eine Papiermühle im Angertal, Dachpfannenbrennereien und mehrere Kalkbrennereien. Doch an Schwung gewann die Wirtschaft erst mit dem nahezu zeitgleichen Bau zweier Eisenbahnlinien, der Ruhrtal-Bahn im Osten, die am 1. Februar 1872 ihren Betrieb aufnahm, und der 1873 fertig gestellten „Westbahn“, einer Konkurrenzverbindung von Düsseldorf nach Mülheim und Duisburg. Am 28. Mai 1903 wurde die Angertalbahn (heute meist als „Kalkbahn“ bezeichnet) eingeweiht, über die Kalk und Formsand, bis in die 1950er-Jahre auch Personen, aus Wülfrath und den dortigen Kalkwerken zur Westbahn transportiert wurden und noch heute werden.

Aufgrund der nunmehr geschaffenen Verkehrsanbindung siedelten sich im Umfeld der Bahnen zahlreiche kleinere und mittlere Betriebe an. 1883 der Dampfkesselhersteller Dürr, 1910 die Deutsche Lastautomobilfabrik AG (DAAG).

In der kommunalen Neuordnung 1929 behauptete Ratingen seine Selbstständigkeit. Die Gebiete der heutigen Stadtteile Tiefenbroich und Ratingen-West aus der damaligen Bürgermeisterei Eckamp wurden seinerzeit eingegliedert.

Der Zweite Weltkrieg endete in Ratingen mit dem Zusammenbruch des Ruhrkessels, markiert durch die Selbsttötung des Ruhrkessel-Kommandeurs Walter Model im Wald bei Ratingen-Lintorf südlich von Duisburg.[3] Während der letzten Kriegstage wurden noch Endphaseverbrechen auch in Ratingen durchgeführt.

Nach relativ geringen Kriegsschäden erlebte Ratingen in den 1960er und 1970er Jahren die Entwicklung zur Schlafstadt (so der in den späten 60er Jahren entstandene Stadtteil Ratingen-West mit 20.000 Einwohnern 1980) und zum Standort von Dienstleistungs- und Kleingewerbebetrieben für das nahe Düsseldorf. 1973 wurde die Einwohnerzahl von 50.000 noch vor weiteren Eingemeindungen überschritten.

Die erfolgreiche Wirtschaftspolitik und die günstigen Infrastrukturvoraussetzungen haben jedoch seit den 70er Jahren dazu beigetragen, dass Ratingen den Charakter einer Schlafstadt inzwischen wieder verloren und sich ins Gegenteil gewandelt hat: Seit einigen Jahren weist Ratingen trotz der gleich drei unmittelbar angrenzenden Oberzentren einen deutlich positiven Pendlersaldo aus (siehe Ratingen#Wirtschaft).

[Bearbeiten] Eingemeindungen

Hösel
Hösel

Im Zuge der kommunalen Neugliederung wurden am 1. Januar 1975 die bis dahin selbständigen Gemeinden Breitscheid, Eggerscheidt, Hösel und Lintorf (alle zum ehemaligen Amt Angerland gehörig) sowie Homberg-Meiersberg (zum ehemaligen Amt Hubbelrath gehörig) und die alte Stadt Ratingen aufgelöst und unter Einschluss des in der aufgelösten Gemeinde Hasselbeck-Schwarzbach (zum ehemaligen Amt Hubbelrath gehörig) liegenden Schwarzbachtales zu einer neuen Stadt Ratingen zusammengeschlossen.

[Bearbeiten] Einwohnerentwicklung

Im Mittelalter und am Beginn der Neuzeit war Ratingen ein Ort mit wenigen hundert Einwohnern. Die Einwohnerzahl wuchs nur sehr langsam und ging auf Grund der zahlreichen Kriege, Seuchen und Hungersnöte immer wieder zurück. Erst mit der Errichtung der Baumwollspinnerei 1783 und besonders dem Beginn der Industrialisierung Mitte des 19. Jahrhunderts setzte in der Stadt eine stärkeres Bevölkerungswachstum ein. Lebten 1855 erst 5.000 Menschen in Ratingen, so waren es 1950 bereits 25.000. Bis 1973 verdoppelte sich diese Zahl auf 52.216.

Am 1. Januar 1975 stieg die Bevölkerungszahl durch Eingemeindungen mehrerer Orte - darunter Lintorf (10.593 Einwohner 1970) - auf rund 85.000. Am 30. Juni 2005 betrug die „ Amtliche Einwohnerzahl“ für Ratingen nach Fortschreibung des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen 91.865 (nur Hauptwohnsitze und nach Abgleich mit den anderen Landesämtern).

Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Bis 1800 handelt es sich meist um Schätzungen, danach um Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen des Statistischen Landesamtes. Die Angaben beziehen sich ab 1871 auf die „Ortsanwesende Bevölkerung“, ab 1925 auf die Wohnbevölkerung und seit 1987 auf die „Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung“. Vor 1871 wurde die Einwohnerzahl nach uneinheitlichen Erhebungsverfahren ermittelt.

Jahr Einwohner
1472 1.100
1600 1.000
1668 500
1700 700
1800 3.000
1. Dezember 1840 ¹ 4.037
3. Dezember 1855 ¹ 5.012
1. Dezember 1871 ¹ 5.214
1. Dezember 1885 ¹ 5.586
1. Dezember 1890 ¹ 6.800
2. Dezember 1895 ¹ 7.860
1. Dezember 1900 ¹ 10.594
Jahr Einwohner
1. Dezember 1905 ¹ 11.741
1. Dezember 1910 ¹ 13.143
1. Dezember 1916 ¹ 12.385
5. Dezember 1917 ¹ 13.215
8. Oktober 1919 ¹ 14.809
16. Juni 1925 ¹ 15.250
16. Juni 1933 ¹ 18.640
17. Mai 1939 ¹ 20.251
31. Dezember 1945 21.454
29. Oktober 1946 ¹ 21.683
13. September 1950 ¹ 25.245
25. September 1956 ¹ 32.003
Jahr Einwohner
6. Juni 1961 ¹ 36.020
31. Dezember 1965 38.739
27. Mai 1970 ¹ 43.685
31. Dezember 1975 86.028
31. Dezember 1980 89.466
31. Dezember 1985 88.718
25. Mai 1987 ¹ 88.631
31. Dezember 1990 91.007
31. Dezember 1995 89.534
31. Dezember 2000 91.437
30. Juni 2005 91.865
30. Juni 2006 93.169

¹ Volkszählungsergebnis

[Bearbeiten] Politik

[Bearbeiten] Stadtrat

Rat der Stadt nach der Kommunalwahl 2004:

CDU: 34,7 % (23 Sitze), SPD: 23,5 % (16), GRÜNE: 9,3 % (6), FDP: 6,4 % (4), MWG: 3,6 % (2), Bürger-Union: 21,7 % (14), Ratinger Linke: 0,9 % (1 Sitz)

[Bearbeiten] Bürgermeister

Bürgermeister seit der Neubildung der Stadt durch die Kommunale Neugliederung 1975 (bis 1999 ehrenamtlich):

1975 - 1989: Ernst Dietrich (CDU)
1989 - 1994: Hugo Schlimm (SPD)
1994 - 2004: Wolfgang Diedrich (CDU)
seit 2004: Harald Birkenkamp (Bürger-Union)

[Bearbeiten] Städtepartnerschaften

Brandenburg Beelitz, Brandenburg, Deutschland seit 1990
Blyth-Valley, Großbritannien seit 1967
Gagarin, Russland seit 1998
Kokkola, Finnland seit 1989
Le Quesnoy, Frankreich (Partnerschaft der Altgemeinde Hösel) seit 1963
Maubeuge, Frankreich seit 1958
Vermillion, South Dakota, USA seit 1969

[Bearbeiten] Kultur und Sehenswürdigkeiten

[Bearbeiten] Bauwerke

[Bearbeiten] Marktplatz

Das Zentrum Ratingens bildet der Marktplatz, auf dem schon mindestens seit 1371 Waren angeboten werden. Der heutzutage jeden Dienstag, Donnerstag und Samstag dort stattfindende Wochenmarkt ist einer der belebtesten und beliebtesten weit und breit. Der Marktplatz wird bestimmt von dem Bürgerhaus (entstanden um 1300) und der dahinter liegenden Kirche St. Peter und Paul (s. u.). Nordwestlich des Marktplatzes befindet sich etwas versteckt das Minoritenkloster (gebaut 1656).

[Bearbeiten] Stadtmauer

Kornsturm und Stadtmauer
Kornsturm und Stadtmauer

Von der Stadtmauer mit ihren ehemals 15 Wachtürmen sind nur noch Teilstücke mit insgesamt drei Türmen erhalten:

  • Nördlich des Zentrums zwischen Turm- und Angerstraße befindet sich neben der Stadtmauer auch noch der rekonstruierte Stadtgraben sowie der Dicke Turm, ein 13 Meter hoher und knapp 12 Meter breiter Verteidigungsturm mit einer Mauerstärke von 3,5 Metern, erstmalig erwähnt 1464. 51° 17' 55" N, 6° 51' 04" O
  • Westlich des Zentrums beim Rathaus liegt an der Stadtmauer der 1474 gebaute Trinsenturm, der als Waffenkammer diente.
  • Östlich des Zentrums befindet sich an der Wallstraße ein kleineres Stück Stadtmauer mit dem Kornsturm aus dem Jahr 1464.
St. Peter und Paul, Turm
St. Peter und Paul, Turm

[Bearbeiten] Kirchen

Die bekannteste Kirche Ratingens ist St. Peter und Paul. Die Fundamente des frühgotischen Baus stammen aus dem 8. Jahrhundert. Die beiden Osttürme wurden im 11. oder 12. Jahrhundert errichtet. Das Hauptschiff stammt im wesentlichen aus dem Jahr 1300. Im Inneren der Kirche sind vor allem die drei Glocken und die Turmmonstranz sehenswert.

Die evangelische Stadtkirche (Fertigstellung 1684) ist die älteste noch erhaltene protestantische Kirche des Rheinlandes.

Haus zum Haus
Haus zum Haus

[Bearbeiten] Wasserburg Haus zum Haus

Bereits im 9. Jahrhundert befand sich am Standort der heutigen Wasserburg eine durch Palisaden geschützte Wallburg. Sie diente zur Absicherung einer Furt über die Anger. Im 12. Jahrhundert wurde diese Wallburg durch einen Brand vollkommen zerstört. Die Wasserburg wurde im 13. Jahrhundert errichtet und war Teil der „Angerlinie“, eine Reihe von Verteidigungsanlagen längs der Anger. Sie wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrfach erweitert und umgebaut, zuletzt noch Ende des 20. Jahrhunderts. Sie verfügt über drei Rundtürme zur Verteidigung und den rechteckigen Torturm. Die Burgmauer und der Wassergraben umgeben die Burg heute nur noch zu etwa drei Viertel. In der Burg sind heute ein Kulturzentrum, ein Restaurant, Wohngebäude und ein Architekturbüro untergebracht. 51° 18' 13" N, 6° 50' 46" O

[Bearbeiten] Schloss Landsberg

Schloss Landsberg
Schloss Landsberg

In Ratingen-Breitscheid befindet sich Schloss Landsberg, ein im 13. Jahrhundert für Adolf V. von Berg erbautes Schloss am Fuße des Ruhrtals. Das Schloss beherbergt heute ein Konferenzzentrum der Thyssen-Krupp AG; es kann jedoch von den umgebenden öffentlich zugänglichen Parkanlagen aus von außen besichtigt werden.

Industriemuseum Cromford, Herrenhaus
Industriemuseum Cromford, Herrenhaus

[Bearbeiten] Cromford

Johann Gottfried Brügelmann errichtete 1783 die Textilfabrik Cromford, die als erste Fabrik des europäischen Kontinents gilt. Er benannte sie nach der mittelenglischen Stadt Cromford, aus der er mittels Industriespionage die Kontruktionsprinzipien einer dort eingesetzten Spinnmaschine erhielt. 51° 18' 21" N, 6° 51' 11" O

Industriemuseum Cromford, Spinnerei
Industriemuseum Cromford, Spinnerei

Das aufwändig restaurierte Fabrikgebäude gehört heute zum Rheinischen Industriemuseum. Mithilfe von funktionstüchtigen Nachbauten kann man dort die damalige Spinnerei in Betrieb erleben. Vor der Fabrik befindet sich das großzügige Herrenhaus mit weiteren Ausstellungsflächen.

Über die barocke Gartenanlage gegenüber dem Herrenhaus gelangt man zum 1890 angelegten Poensgenpark (auch: Cromford-Park) mit großzügigen Rasenflächen und vielen exotischen Bäumen und Sträuchern aus der ganzen Welt. Er wurde als exzellenter Park 2004/2005 in die Straße der Gartenkunst zwischen Rhein und Maas aufgenommen. 51° 18' 20" N, 6° 51' 00" O

[Bearbeiten] Im Roten Hahn

Das aus dem 15. Jahrhundert stammende Fachwerkhaus (auch Wallersches Haus oder Suitbertus-Haus genannt) in der Oberstraße 23 gilt als schönstes Fachwerkhaus Ratingens. Es beherbergt heute eine Gastwirtschaft, die „Suitbertus-Stuben“.

[Bearbeiten] Parks

Neben dem oben erwähnten Poensgen-Park verfügt Ratingen über ausgedehnte Waldflächen sowie den 110 ha großen Erholungspark Volkardey, der den Grünen See und den Silbersee umfasst (siehe hierzu auch Ratingen-West), sowie über den Blauen See mit kleinem Freizeitpark und Freiluft-Theater. Ironischerweise ist das Wasser des Blauen Sees grün und das des Grünen Sees blau.

Weitere Informationen über die oben erwähnten Parks und Waldflächen enthalten die Freizeittipps der Stadt Ratingen (siehe Webseite der Stadt).

[Bearbeiten] Dumeklemmer

Ratingen wird häufig auch als Dumeklemmerstadt und ihre Einwohner als Dumeklemmer (hochdeutsch: Daumenklemmer) bezeichnet. Der Ursprung dieser Bezeichnung wird häufig der sogenannten Dumeklemmersage zugeschrieben: Dieser Sage zufolge wollte der Missionar Suitbertus die damals heidnische Stadt Ratingen zum Christentum bekehren. Als er jedoch das Stadttor passieren wollte, schlugen ihm die Ratinger selbiges vor den Nase zu; dabei wurde der Daumen des Suitbert in der Tür eingeklemmt. Daraufhin solle Suitbert der Stadt zwar unverrichteter Dinge den Rücken gekehrt, jedoch seine Einwohner zuvor mit einem Fluch belegt haben, demzufolge in Zukunft alle in Ratingen Geborenen mit einem platten Daumen zur Welt kommen sollten. Seither sollen die Ratinger den Beinamen „Dumeklemmer“ gehabt haben.

Historiker halten jedoch wenig von dieser Legende, insbesondere weil Suitbert über 500 Jahre vor der Verleihung der Stadtrechte 1276 und dem Bau des Stadttores lebte.

Die wahrscheinlichere Ursache ist daher der Umstand, dass Ratingen im Mittelalter über Jahrhunderte hinweg Sitz der Gerichtsbarkeit des Bergischen Landes war. Dort war lange Zeit die Folter ein beliebtes Instrument der „Wahrheitsfindung“ - häufig unter Verwendung von Daumenschrauben. Daher seien die Ratinger im Umland als „Dumeklemmer“ bezeichnet worden. [4][5] Heute erinnert der „Dumeklemmerbrunnen“ vor der Kirche St. Peter und Paul an die Legende, der drei Kinder mit plattem Daumen zeigt.

Als „Dumeklemmer“ bezeichnet man übrigens auch die Ratinger Spezialität: Kleine, etwa daumengroße pikant gewürzte Mettwürstchen.

[Bearbeiten] Kultur

Ratingen verfügt über ein Stadttheater, eine Stadthalle, deren großer Saal bis zu 1030 Plätze fasst[6], ein kleines, aber häufig mit Auszeichnungen versehenes Kino sowie ein intensives Vereinsleben (insb. Sport-, Karnevals-, Schützen- und Heimatvereine).

Ratingen-Hösel ist Sitz der Stiftung Haus Oberschlesien. Sie unterhält das gleichnamige Haus als Kultur- und Begegnungsstätte sowie das Oberschlesische Landesmuseum, eine zentrale deutsche Einrichtung der Pflege und Präsentation zur Kultur und Geschichte Schlesiens. Im Zusammenwirken mit der Eichendorff-Gesellschaft wird auch das Leben und Werk des bedeutenden Literaten Joseph von Eichendorff mit zahlreichen Exponaten dargestellt. Das Oberschlesische Landesmuseum hat seit 1998 einen modernen Funktionsbau an der Bahnhofstraße (B 227). Laufend finden Sonderausstellungen statt, auch in Polen. Die Entwicklung und Belebung grenzüberschreitender Kontakte ist ein wichtiges zukunftsgewandtes Anliegen der Stiftung Haus Oberschlesien. Im Haus Oberschlesien hat auch die Landsmannschaft der Oberschlesier die Bundesgeschäftsstelle sowie die Landesgeschäftsstelle NRW.

[Bearbeiten] Wirtschaft und Infrastruktur

[Bearbeiten] Wirtschaft

Ratingen gilt heute als moderner Industrie- und Dienstleistungsstandort. Durch die hervorragende Verkehrsanbindung (Flughafen, Eisenbahn und Autobahnen) und die Ausweisung attraktiver Gewerbeflächen ist es Ratingen seit den 1960er Jahren gelungen, den wirtschaftlichen Strukturwandel nachzuvollziehen und Schwund einiger traditioneller Industriezweige durch die Ansiedlung moderner Unternehmen aus den Branchen Dienstleistungen, EDV und Telekommunikation überzukompensieren. Darunter befinden sich auch zahlreiche überregional bekannte Markenunternehmen wie Vodafone, ASUS, Sun Microsystems, Hewlett Packard, SAP, Tiptel, Keramag, TechniSat, Computacenter, Chronicle, TOI TOI & DIXI Sanitärsysteme, Royal Bank of Scotland, LogicaCMG, Ball Packaging Europe und Esprit, das seine Europazentrale in Ratingen unterhält.

Trotz der unmittelbaren Nachbarschaft zu den drei Oberzentren Düsseldorf, Duisburg und Essen verfügt Ratingen über eine vergleichsweise hohe Arbeitsplatzdichte von 380 Arbeitsplätzen je 1000 Einwohner. Der Ende des 20. Jahrhunderts noch negative Pendlersaldo war 2005 mit 5400 Personen deutlich positiv (15,5 % der Arbeitsplätze Ratingens).[1] Aufgrund der erfolgreichen und noch weiter anhaltenden Gewerbeansiedlung auf dem ehemaligen Balcke-Dürr-Gelände bei gleichzeitig nur geringem Wohnungsneubau ist zu erwarten, dass dieser Wert in den nächsten Jahren noch steigen wird.

Die Kaufkraft je Einwohner liegt bei über 120 % des Bundesdurchschnitts.[1]

[Bearbeiten] Verkehr

Aufgrund seiner zentralen Lage im Zentrum zwischen Ruhrgebiet und den Ballungsräumen Düsseldorf, Köln/Bonn und Wuppertal verfügt Ratingen über sehr gute Verkehrsanbindungen.

Die räumliche Nähe von wenigen Kilometern zum Flughafen Düsseldorf sorgt für die schnelle Erreichbarkeit von Flugzielen im Inland, Europa und Übersee.

Der ICE-Bahnhof Düsseldorf-Flughafen liegt direkt an der Stadtgrenze zu Ratingen. Er ist schnell per Bus, Taxi und dank preiswerter Parkmöglichkeiten (5 €/Tag) auch per eigenem Kfz zu erreichen und bietet direkten Zugang zum nationalen und internationalen Schienenfernverkehr.

Im öffentlichen Personennahverkehr verkehren in Ratingen die S 6 Köln-Nippes – Köln Hbf – Langenfeld – Düsseldorf – Ratingen Ost – Essen, die Straßenbahn 712 nach Düsseldorf und viele Buslinien. Die Stadt gehört zum Verkehrsverbund Rhein-Ruhr.

Darüber hinaus liegt Ratingen Mitte im Dreieck der Autobahnen A 3 (Köln - Oberhausen), A 52 (Düsseldorf - Essen) und A 44 (Mönchengladbach - Ratingen Ost) und ist damit hervorragend an das Autobahnnetz angebunden.

[Bearbeiten] Persönlichkeiten

In alphabetischer Reihenfolge:

[Bearbeiten] Siehe auch


[Bearbeiten] Quellen

  1. a b c Studie der Industrie- und Handelskammer und der GfK Aktiengesellschaft laut einem Bericht der Rheinischen Post vom 2006-08-16
  2. a b c d Thomas Ferres, Ulrich Metelmann: Ratingen. Ein ganz anderes Stadtbuch. Ratingen 1994. (Ausschließlich über Ratinger Buchhandlungen und die Autoren zu beziehen)
  3. Walter Görlitz: Model. Der Feldmarschall und sein Endkampf an der Ruhr. Frankfurtam Main, Berlin: Ullstein, 1992. ISBN 3548331556, ISBN-13 978-3548331553.
  4. Ursprung des Ausdrucks Dumeklemmer auf der Website der Stadt Ratingen
  5. Ursprung des Ausdrucks Dumeklemmer auf einer privaten Website über Ratingen
  6. Kurzcharakteristik der Räume der Stadthalle

[Bearbeiten] Literatur

  • Thomas Ferres, Ulrich Metelmann: Ratingen. Ein ganz anderes Stadtbuch. Ratingen 1994. (Ausschließlich über Ratinger Buchhandlungen und die Autoren zu beziehen.)
  • Eckhard Bolenz et al.: Ratingen. Geschichte 1780 bis 1975. 435 S. Klartext Verlag, Essen 2000. ISBN 3-88474943-9.
  • Erika Münster-Schröer, Achim Blazy: Ratingen. Fotografien von gestern und heute. Wartberg Verlag, Gudensberg-Gleichen 2002. ISBN 3-8313-1223-0

[Bearbeiten] Weblinks

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