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Mission (Christentum)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Mission wird im Christentum als Verkündigung des christlichen Glaubens an Menschen verstanden, die nicht zum Christentum gehören oder sich innerlich von ihm entfernt haben. Der Begriff leitet sich vom lateinischen "missio" (Sendung) ab. Darunter versteht man zum einen die Entsendung von Missionarinnen und Missionaren durch eine kirchliche Institution als auch die Sendung der Kirche durch Gott.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Biblische Grundlagen der christlichen Mission

Die christliche Missionstätigkeit wird traditionell mit den folgenden Bibelzitaten begründet (jeweils Neue Genfer Übersetzung):

  • Der so genannte Missionsbefehl nach Mt 28,18-20: Mir ist alle Macht im Himmel und auf der Erde gegeben. Darum geht zu allen Völkern und macht die Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe.
  • Mk 16,15f (Nachtrag zum Evangelium): Geht in die ganze Welt und verkündet der ganzen Schöpfung das Evangelium! Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet werden. Wer aber nicht glaubt, wird verurteilt werden.
  • Nach seiner Auferstehung spricht Jesus zu seinen Freunden / seinen Jüngern: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. (Johannes 20,21; Lutherübersetzung).

[Bearbeiten] Geschichte der christlichen Mission

In der christlichen Mission gibt es zahlreiche Phasen, in denen bestimmte Kirchen oder Gruppen in bestimmten Gebieten besonders aktiv waren:

[Bearbeiten] Mission und Kolonialismus

Vom 16. bis 19. Jahrhundert gab es eine enge Verbindung zwischen Mission und Kolonialismus, die heute stark kritisiert wird. Mission ging häufig mit Ausbeutung, Unterwerfung, Zerstörung von Kulturen, Verletzung der Menschenrechte und Menschenwürde und Verwestlichung einher. Nicht zuletzt wegen dieser negativen Auswirkungen ist das Missionskonzept heutzutage in Gesellschaft und Kirche höchst umstritten.

Im spanischen Kolonialreich und den portugiesischen Kolonien nimmt die Missionierung der indigenen Bevölkerungen in Amerika, Asien und Afrika einen wichtigen Platz in der allgemeinen Kolonialpolitk ein. In Mexiko betätigen sich seit den frühen 1520er Jahren Missionare der Franziskaner an der Missionierung. Später kommen auch weitere katholische Orden (Augustiner und Dominikaner) hinzu. Besonders bekannt wird die Mission der Jesuiten in Paraguay. Sie sind aber auch in anderen Teilen des spanischen Kolonialreichs tätig: Besonders in den heute zu Bolivien gehörigen Regionen Mojos und Chiquitos, in Chile auf der Insel Chiloe, im Amazonasgebiet (hier besonders an den Oberläufen des Amazonas), besonders aber im Nordosten von Mexiko, bei den Pima und Seri, werden jesuitische Missionarsgebiete gegründet. In der Historiographie ist umstritten, wie stark diese Gebiete vom eigentlichen Kolonialsystem unabhängig waren. Sowohl die Jesuiten als auch die anderen Orden waren in abgelegenen Gebieten tätig, welche zum Teil noch nicht von den Kolonialmächten kontrolliert wurden. So arbeiteten die Dominikaner beispielsweise am Orinoko (auch Alexander von Humboldt weist auf ihre Arbeit hin). Wie ambivalent das Verhältnis von Mission und Kolonisation zu beurteilen ist, wird an dem Beispiel von Bartolomé de Las Casas [1] (1484-1566) deutlich. Zwar ist er ein vom spanischen Staat entsandter katholischer Missionar, entwickelt sich aber zu einem der profiliertesten Gegner der Ausbeutung der Indios.

Die Jesuiten waren auch im Kolonialreich einer anderen wichtigen katholischen Kolonialmacht, Frankreich tätig. Besonders bekannt ist ihre Arbeit unter den Irokesen und Huronen in Kanada. Zu den bekannten Märtyrern zählen Johannes de Brébeuf und sieben seiner Gefährten, deren Geschichte im Spielfilm "Black Robe" verarbeitet ist.

Neben den Gebieten in Amerika, waren die Missionsorden auch auf den Philippinen tätig. Besonders auf der Hauptinsel Luzon, aber auch auf Jolo, Mindanao und Zebu finden sich Jesuiten, Augustiner und Dominikaner. In anderen Teilen Asiens hatten sie weniger Erfolg.

Ein wichtiges Gebiet der katholischen Mission wurde im 19. Jahrhundert Afrika. Neben den Jesuiten betätigten sich beispielsweise die Weißen Väter, zunehmend aber auch - nach protestantischem Vorbild - katholische Laiengesellschaften an der Missionierung.

Die Evangelische Missionsbewegung beginnt 1705/06 mit der Entsendung von Bartholomäus Ziegenbalg und anderen Missionaren nach Tranquebar, Indien durch die Dänisch-Hallesche Mission. Stärker als bei der katholischen Mission war die Missionsarbeit der Protestanten auf bereits kolonialisierte Gebiete ausgerichtet. Die frühen protestantischen Kolonialmächte (England beziehungsweise Großbritannien und Niederlande) zeigten aber nicht das gleiche und privilegierte Interesse an der Evangelisierung der unterworfenen Bevölkerungen. Erst im 19. Jahrhundert wurde von britischer Seite die Missionsarbeit als ein Instrument staatlicher Kolonialpolitik begriffen. So konnten sich die zum Ende des 18. Jahrhunderts gegründeten Missionsgesellschaften, unter staatlichem Schutz betätigen. Zu diesen Gesellschaften gehörten unter anderem die Society for the Propagation in Foreign Parts (SPG), die Church Missionary Society, die Scottish Mission Society und in Deutschland die Berliner Missionsgesellschaft oder die Leipziger Missionsgesellschaft. Missionsgebiete waren besonders, der kolonialen Ausbreitung folgend, Afrika und Indien. Es wurden zwischen den einzelnen Missionsgesellschaften Verträge abgeschlossen, so dass auch deutsche Missionare in englische Protektorate oder Kolonien gehen durften. Aber auch einzelne karibische Inseln, die Philippinen durch US-amerikanische Gesellschaften und China waren Ziel der Missionierung.

[Bearbeiten] Gegenwärtige Situation

Nach den Fehlentwicklungen der vergangenen Jahrhunderte wandelt sich heute die Mission zu einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit zwischen den Kirchen des Nordens und den Kirchen der traditionellen Missionsgebiete. Mission wird eng mit Diakonie in Verbindung gebracht, die Missionsgesellschaften der verschiedenen christlichen Kirchen verbinden ihre Arbeit mit praktischer Entwicklungshilfe.

Im ökumenischen Dialog im Rahmen der Weltmissionskonferenz hat sich der Missionsbegriff zur Missio Dei gewandelt, das heißt Gott selbst handelt in seiner Schöpfung, und die Christen beteiligen sich "nur" daran. Ganz in diesem Sinne ging es auf der Weltmissionskonferenz 2005 in Athen um die Frage, wie christliche Gemeinschaften, Kirchengemeinden vor Ort und ganze Kirchen sich an der Heilung und Versöhnung beteiligen können, welche die Menschen und Gesellschaften um sie herum dringend benötigen. Beispiele dafür sind die Theologie der Befreiung in Lateinamerika oder die Wahrheits- und Versöhnungskommission (engl. Truth and Reconciliation Commission) in Südafrika. Durch den Interreligiösen Dialog mit Muslimen, Juden und Angehörigen anderer Religionen versucht man, alte Missionspositionen zu überwinden. Die Abkehr von der Missionierung jüdischer Menschen ist, nach den christlichen Gräueln, der christlichen Schuld und der kirchlichen Sünden zur Zeit der Shoa, ein grundlegender Baustein dazu.

Sowohl die Katholische als auch die Evangelische Kirche in Deutschland sehen sich in jüngster Zeit gesellschaftlichen - vor allem demographischen und steuerpolitischen - Veränderungen ausgesetzt. Bereits 1999 hat eine Synode der EKD in Leipzig Mission als künftige Kernaufgabe der Kirche benannt. Besonders in den neuen Bundesländern wird die Entfernung der Menschen zur Kirche und zum christlichem Glauben als eine große Herausforderung gesehen. Missionarischem Wirken komme hier die Aufgabe zu, auf Menschen zuzugehen und mit ihnen über ihr Leben und über den Glauben ins Gespräch zu kommen. In einer Gesellschaft der Postmoderne könne dies - insbesondere aus Sicht der Volkskirchen - nur geschehen, wenn das Christentum als ein Angebot unter vielen wahrgenommen werde. Dabei wird eine überzeugende Vermittlung der christlichen Werte für zunehmend unverzichtbar gehalten.

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] Literatur

  • Fritz Kohlbrunner: Mission. In: Volker Drehsen et al. (Hrsg.): Wörterbuch des Christentums. Orbis Verlag, München 1995, ISBN 3-572-00691-0 (S. 811ff)
  • Norman Lewis: Die Missionare. Über die Vernichtung anderer Kulturen. Ein Augenzeugenbericht. Stuttgart 1982, ISBN 3-608-95312-4
  • Stephen Neill: A History of Christian Missions (The Penguin History of the Church, Volume Six). 2. überarbeitete Auflage, London 1990, ISBN 0-14-013763-7
  • Gert von Paczensky: Verbrechen im Namen Christi. Mission und Kolonialismus. Orbis Verlag 2002, ISBN 3572011779
  • Joachim Wietzke (Hg.): Mission erklärt. Ökumenische Dokumente von 1972 bis 1992. Leipzig 1993 ISBN 3-374-01479-8
Andere Sprachen
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