Tabakrauchen
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Tabakrauchen (verkürzt: Rauchen) ist das Inhalieren von Tabakrauch, der durch das Verbrennen von tabakhaltigen Artikeln (z. B. Zigaretten, Zigarillos, Shishatabak) entsteht. Dadurch bessert sich die Befindlichkeit des Rauchers, weil der Nikotinentzug nachläßt. Zigarren, Pfeifen usw. werden eigentlich „gepafft“. Doch umgangssprachlich wird auch hier oft vom Rauchen gesprochen. Der Übergang ist fließend, manchmal wird der Tabakrauch von Wasserpfeifen oder Zigarillos gepafft, manchmal inhaliert.
Seitdem die gesundheitsschädigenden Folgen des Rauchens sowie des Passivrauchens durch wissenschaftliche Untersuchungen belegt sind, wird dieser Aspekt in der öffentlichen Debatte verstärkt wahrgenommen und diskutiert.
Inhaltsverzeichnis |
Geschichte und soziokultureller Status des Rauchens
- Hauptartikel: Geschichte des Tabakkonsums und seiner Verbreitung
Das Rauchen war in verschiedenen altamerikanischen Kulturen schon lange üblich und wurde dort in erster Linie rituell betrieben. Älteste Darstellungen rauchender Maya-Priester sind schon von 500-600 v.Chr. bekannt. Nach der Entdeckung Amerikas durch Kolumbus tauchten 1497 erste Berichte über die Tabakpflanze in Europa auf. In der Folge gelangte Tabak auch nach Europa, wo zuvor bereits einige andere Pflanzen geraucht worden sein sollen, so z. B. der Lavendel. Tabak wurde in Europa zunächst durch die Nase geraucht.
Bald war das Rauchen so verbreitet, dass Zar Michael Romanow den Tabakkonsum im 16./17. Jahrhundert mit Strafen wie Verbannung, Exkommunikation und Hinrichtung zu bekämpfen versuchte - während andernorts 1625 erstmals die Tabaksteuer eingeführt wurde. Ab dem frühen 19. Jahrhundert war das Rauchen dann wieder sozial weitgehend akzeptiert und als Mittel zum Ausdruck von gesellschaftlichem Rang, Gelassenheit und Überlegenheit positiv besetzt.
Im Dritten Reich wurde das Rauchen wieder reglementiert. Nach dem Krieg fanden auch die Maßnahmen gegen das Rauchen ein vorläufiges Ende. Der US-Konzern Philipp Morris versuchte in Anzeigen mit dieser „Nazi-Connection“ der Rauchverbote diese in Misskredit zu bringen (Vergleich von Nichtraucherzonen mit Judenghettos [1]), doch ohne Erfolg.
Mit der zunehmenden Verbreitung der medizinischen Erkenntnisse über die gesundheitsschädlichen Folgen des Rauchens hat sich die allgemeine Einschätzung des Rauchens jedoch stark zum Negativen hin gewendet. Personen des öffentlichen Lebens vermeiden es heute zugunsten ihres Ansehens meist, sich zum Rauchen zu bekennen.
Der Anteil von Rauchern in bildungsnahen Schichten ist deutlich niedriger als in bildungsfernen Schichten. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) berichtet 2004, dass in China unter Menschen ohne Schulbildung siebenmal häufiger Raucher anzutreffen sind als unter Menschen mit College-Abschluss.
In Deutschland beträgt laut einer 2004 veröffentlichten Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) Heidelberg der Raucheranteil unter Männern mit einem Einkommen von weniger als 730 € im Monat 43%; bei Männern mit einem Einkommen oberhalb dieser Schwelle liegt der Anteil nur bei 23%. Von Personen, die einfache, angelernte Tätigkeiten ausüben, rauchen etwa 50%. Der Anteil der Raucher in der Gruppe der Ärzte, Gymnasial- und Hochschullehrer liegt dagegen bei nur 15%. In der Gruppe der 18 bis 19-Jährigen mit Hauptschulabschluss liegt der Anteil der Raucher bei 64%; bei gleichaltrigen Abiturienten beträgt der Anteil lediglich 39%.
Dieses Bild wird von einer jüngeren Erhebung des Statistischen Bundesamts (2006) bestätigt: Bei Menschen mit einem Abschluss an einer Universität/Promotion liegt der Raucheranteil bei nur 16%.
In einer weiteren Studie zur gesundheitlichen Situation von Jugendlichen, die Anfang Juni 2004 von der WHO veröffentlicht und in Deutschland von der Universität Bielefeld betreut wurde, werden deutsche Jugendliche als „Europameister“ beim Rauchen bezeichnet: Der Studie zufolge, der in Deutschland Befragungen von 5600 Jugendlichen zugrundeliegen, geben 25% der 15-jährigen Jungen und 27% der gleichaltrigen Mädchen an, täglich zu rauchen. Die Studie zeigt einen Zusammenhang auf zwischen diesem Befund und Indizien für geringe Lebenszufriedenheit, eine negative gesundheitliche Selbsteinschätzung und geringen Schulerfolg der rauchenden Jugendlichen.
In der Schweiz liegt der Anteil der Raucher 2002 bei den 15- bis 24-jährigen Männern bei 39,9 Prozent und bei den Frauen 34,8 Prozent.
Verschiedene christliche oder andere religiöse Gruppen sind der Auffassung, dass Tabakrauchen und andere süchtigmachenden Substanzen nicht zu einem Leben nach dem Willen Gottes passen. Dazu gehören zum Beispiel die Siebenten-Tags-Adventisten sowie die Zeugen Jehovas. Begründet wird diese Einstellung unter anderem mit Anweisungen aus der Bibel, zum Beispiel 1. Korintherbrief 3, 16+17: Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid, und dass der Geist Gottes in euch wohnt? Wenn jemand den Tempel Gottes verderbt, den wird Gott verderben; denn der Tempel Gottes ist heilig, und der seid ihr. (Zitiert nach der Schlachter-Bibel, Ausgabe 2000)
Gründe für Tabakkonsum
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Soziodynamische Ursachen
Die führenden Wissenschaftler auf dem Gebiet der Tabakforschung sind der Meinung, dass der soziale Kontext einer Person und die gesellschaftliche Einstellung gegenüber dem Rauchen die wichtigsten Faktoren zur Entstehung der Tabakabhängigkeit schlechthin sind.
Wer über längere Zeit einer sozialen Gruppe angehört, in der die meisten Mitglieder rauchen (z.B. in der Familie, einer Wohngemeinschaft oder der Clique), erliegt einem höheren Risiko, selbst Raucher zu werden. Auch Partnerschaften zweier Menschen, bei denen beide nur gelegentlich rauchen, können zu einer Steigerung des Rauchens führen, weil es in einer Partnerschaft mehr Gelegenheiten gibt, gemeinsam zu rauchen.
Als weiteren Entstehungsgrund für Tabakkonsum geben die Forscher an, dass in weiten Teilen der öffentlichen Wahrnehmung mit dem Rauchen positive Eigenschaften wie z.B. der Förderung der Kommunikation und Entspannung assoziiert werden. Diese Ansicht wird insbesondere durch die Tabakwerbung gepflegt.
Von Rauchern als angenehm empfundene Wirkungen
Obwohl Suchtverhalten bei den meisten Rauchern einen großen Anteil der Rauchgewohnheit ausmacht, gibt es neben sozialen und soziodynamischen Gründen für das Rauchen auch andere Aspekte, die von vielen Rauchern als angenehm empfunden werden.
Die anregende Wirkung von Nikotin, auch in Kombination mit Koffein, wird von Rauchern morgens oder nach längeren ermüdenden Tätigkeiten als angenehm beschrieben. Besonders Menschen mit Schlafstörungen und chronisch verschobener innerer Uhr (Nachtmenschen) sind für dieses Verhaltensmuster am Morgen empfänglich. (Quelle [2])
Ein weiterer Aspekt ist das "sich Zeit verschaffen". Die 'Zigarettenpause' dient als Zeit der Erholung und der sozialen Kommunikation, in ihr wird für einige Minuten Abstand von Arbeit und Stress gewonnen.
Nikotin und Tabakabhängigkeit
- Hauptartikel: Nikotinabhängigkeit
Beim Rauchen wird das in der Zigarette enthaltene Nikotin freigesetzt, wovon bis zu 95% im Körper verfügbar ist (Bioverfügbarkeit). Ein Teil des aufgenommenen Nikotins erreicht innerhalb von 7 bis 8 Sekunden das Gehirn, wo es auf die so genannten nicotinergen Acetylcholinrezeptoren wirkt und eine Reihe physiologischer Reaktionen auslöst, in deren Verlauf die Ausschüttung bestimmter Botenstoffe aktiviert wird. Das hohe Suchtpotenzial wird neben der direkten Wirkung auf die nicotinergen Acetylcholinrezeptoren vor allem der Beeinflussung des Dopaminsystems, insbesondere dem Belohnungszentrum des Gehirns, dem nucleus accumbens, zugeschrieben. Durch das Dopamin wird maßgeblich der Belohnungseffekt des Rauchens vermittelt, so dass dieses die Aufnahme des Nikotins unmittelbar als existenziell notwendige Handlung interpretiert.
Die ebenfalls angeregte Ausschüttung des Noradrenalins bewirkt eine erhöhte Aufmerksamkeit. Die vermehrte Ausschüttung des Acetylcholins löst einen Lernprozess im Gehirn aus, welcher die beschriebenen Effekte nachhaltig, jedoch unbewusst in das Gedächtnis des Konsumenten einspeichert.
Die regelmäßige Nikotinaufnahme führt zu einer Vermehrung der zentralen nicotinergen Acetylcholinrezeptoren, wodurch es beim Ausbleiben der Nikotinzufuhr zu Entzugssymptomen kommt, die zunächst nur unbewusst wahrgenommen werden und zum erneuten Konsum von Tabakerzeugnissen führen.
Chemische Zusatzstoffe
- Hauptartikel: Tabakzusatzstoffe
Die von den Zigarettenherstellern dem Tabak beigegebenen Stoffe wie Ammoniak und Menthol beschleunigen das Anfluten des Nikotins im Blut. Sie dämpfen den Hustenreiz und betäuben die schmerzenden Atemwege. Zuckerstoffe und Kakao nehmen dem Rauch die Schärfe, wodurch es einfacher wird, den Rauch zu inhalieren. Zahlreiche Nichtraucher- und Mediziner-Organisationen sind der Auffassung, die Beimengung dieser Stoffe diene dazu, insbesondere Kindern und Jugendlichen den Einstieg in die Raucherkarriere zu erleichtern.
Auswirkungen auf die Gesundheit
Ab der Mitte des 20. Jahrhunderts wurde die starke Gesundheitsschädlichkeit des Rauchens allgemein bekannt. Die Gesundheitsgefahren durch Rauchen sind sowohl epidemiologisch als auch durch biochemisch-molekularbiologische Untersuchungen zweifelsfrei belegt. Tabakrauch enthält einige tausend Stoffe, von denen viele bereits für sich genommen krebserregend sind.
- Hauptartikel: Tabakrauch: über die Bestandteile des Tabakrauches
Die Schadstoff-Aufnahme beim Tabakrauchen ist enorm: Wer täglich 20 Zigaretten raucht, und das 20 Jahre lang, nimmt mit seiner Lunge insgesamt sechs kg Rauchstaub auf und jährlich eine Tasse Teer („Kondensat“). Diese Art von Rauchvergiftung verkürzt die Lebensdauer - statistisch gesehen - um 6 Jahre (bei 10 Zigaretten täglich also um 3 Jahre, bei 2 Schachteln täglich um rund 8 Jahre). Das Nikotin verursacht Durchblutungsstörungen, das Kohlenmonoxid Sauerstoffmangel in allen Organen - und selbst Stoffe wie Blausäure, Benzol und Benzpyren sind im Zigarettenrauch nachweisbar.
Das Einatmen von Tabakrauch ist unter anderem ein gesicherter Risikofaktor für
- verschiedene Arten von Krebs, meist an einer oder mehreren Stationen des umgangssprachlich als Raucherstraße bezeichneten Weges, den der Rauch durch den Körper geht: Rachen-, Kehlkopf-, Speiseröhren-, Lungen-, Magen-, Nieren-, Blasenkrebs u. a.
- Bauchspeicheldrüsenkrebs und chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis)
- Asthma
- erektile Dysfunktion (Potenzstörungen bis hin zur Impotenz)
- Schlaganfall
- koronare Herzkrankheit und den daraus resultierenden Herzinfarkt
- Gefäßverstopfungen in den Extremitäten (periphere arterielle Verschlusskrankheit), umgangssprachlich Raucherbein oder Schaufensterkrankheit genannt, sowie das Winiwarter-Buerger-Syndrom (Thrombangiitis obliterans), eine seltene, meist bei jungen männlichen Rauchern auftretende Gefäßentzündung.
- das Auftreten von Aneurysmata (lokale Aussackungen der Blutgefäße mit der Gefahr des Reißens und daraus resultierender innerer Blutungen)
- Chronisch obstruktive Lungenkrankheit (COPD, umgangssprachlich "Raucherhusten“), Lungenemphysem, chronische Bronchitis und andere Lungenerkrankungen
- Leberzirrhose
- Magen-Darm-Geschwüre
- chronischen Zahnfleischschwund (Parodontitis) und andere Zahnfleischerkrankungen
- eine Schwächung des Immunsystems und damit verbundene erhöhte Anfälligkeit für Infektionskrankheiten (z.B. Rhinitis, HIV)
- vorzeitige Hautalterung
- Verzögerte Wundheilung, Misserfolg bei Zahnimplantaten
- Langfristiges Rauchen verringert irreversibel die Leistungsfähigkeit des Gehirns.[2]
Die Chance, Lungenkrebs nach dessen Erkennen zu überleben, liegt bei rund 10%: nur 10 von 100 Patienten überleben die nächsten 5 Jahre. Rauchen begünstigt auch das Entstehen der anderen, obengenannten Krebsarten und ist der „Top-Risikofaktor“ für Herzinfarkte und Herzgefäßerkrankungen (98% aller Infarktpatienten unter 40 Jahren sind Raucher!). Plötzlich beim Aufstehen und Losgehen auftretende Schmerzen unterhalb der Kniekehle zeigen Erkrankungen der Beinarterien an, bei deren Verschluss (Arteriosklerose) Fußzehen, später Füße und Unterschenkel absterben können. Ein „Lungenemphysem“ (Lungenblähung) ermöglicht es dem Patienten nur mit Mühe auszuatmen, die Lungenbläschen entleeren die ausgeatmete Luft nur noch zum Teil, platzen schließlich, und durch die Abnahme der Möglichkeit, Sauerstoff in das Blut aufzunehmen, ist es Patienten zum Schluss nur noch möglich, durch unnatürlich schnelleres Atmen bzw.mit Hilfe von Sauerstoff-Atemgeräten zu überleben.
Hinsichtlich des relativ erhöhten Risikos führen die Krebserkrankungen, gefolgt von den Magen- und Darm-Geschwüren, den chronischen Lungenerkrankungen und den Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Mit Abstand an erster Stelle steht der Lungenkrebs: Mehr als 85% der Lungenkrebspatienten, aber (je nach Altersgruppe, Geschlecht und Population) nur etwa 25 bis 35 Prozent der Normalbevölkerung, sind Raucher.
Auch die verbreitete Annahme, Zigaretten mit reduziertem Nikotin- und Teergehalt seien harmloser als „normale“ Zigaretten ist mittlerweile hinreichend widerlegt. So konnte gezeigt werden, dass das von den so genannten Light-Zigaretten ausgehende Gesundheitsrisiko genauso hoch ist, wie das der Zigaretten mit höherem Teer- und Nikotingehalt (British Medical Journal, Bd. 328, S. 72) - aus diesem Grund ist die Verwendung solcher für den Konsumenten irreführender Begriffe wie „light“ in der EU seit 2003 untersagt. Darüberhinaus belegt eine aktuelle Studie, dass Rauchern von Light-Zigaretten das Aufgeben des Tabakrauchens sogar erheblich schwerer fällt, als Rauchern von Zigaretten mit höherem Teer- und Nikotingehalt.
Je früher das Rauchen beginnt, desto größer das Risiko eines früheren Todes - erst nach 15 Jahren Abstinenz vom Rauchen ist das Risiko eines Todes aufgrund von Herzgefäßerkrankungen wieder so gering wie bei Nichtrauchern. Insgesamt ist das Risiko einer Erkrankung bzw. eines Todesfalles infolge Rauchens abhängig von:
- der Zahl der täglich gerauchten Zigaretten
- der Dauer des regelmäßigen Rauchens
- dem Einstiegsalter und
- der Rauchtechnik (Anzahl der Züge, Stummellänge, Inhalationstiefe und -dauer).
Das in der Regel unfreiwillige Passivrauchen verursacht identische Symptome und Krankheiten. Besonders bei Kindern von Rauchern treten deutlich höhere Infektionsanfälligkeiten auf. Überdies lassen sich Nikotin und unzählige weitere metabolische Giftstoffe aus dem Tabakrauch noch nach Monaten im Haar bzw. im Körper und im Urin nachweisen.
- Hauptartikel: Passivrauchen
Verzögerte Heilungsprozesse
Was aufgrund der negativen Auswirkungen der Tabak-Rauchinhaltsstoffe auf das Immunsystem schon seit langem in der Praxis attributiert wurde, ist aktuell (11/2006) für orthopädische Verletzungen streng evidenzbasiert in zwei Kontrollgruppen-Studien an Tieren als nachgewiesen publiziert worden. Knochen- und Bänderverletzungen heilen unter der Einwirkung von Tabakqualm-Ausgesetztsein (Passivrauchen) deutlich langsamer als bei jenen Lebewesen, die dem nicht ausgesetzt waren. Mäuse, die regelmäßig Zigarettenrauch ausgesetzt waren und einem chirurgisch zugefügten Knochenbruch ausheilen mussten, hatten einen stark verringerten Spiegel von Typ II Kollagen. Der Heilungsprozess verlief also deutlich langsamer. Auch in einer weiteren Studie zu Heilprozessen bei Verletzungen des Bänderapparats erwiesen sich die unter kontrollierten Laborbedingungen dem Tabakrauch ausgesetzten Tiere als deutlich geringer regenerationsfähig. Bereits nach einer Woche des über zwei Monate angelegten Forschungsplans hatten die Mäuse der Kontrollgruppe eine deutlich höhere Zelldichte im Wundgebiet. Die Washington University School of Medicine in St. Louis veröffentlichte diese Resultate in der Dezemberausgabe des Journal of Orthopaedic Research (2006; 24 (12): 2150 – 2158). US-amerikanische statistische Analysen klinischer Daten zeigen ohnehin, dass Raucher unter den Patienten nachweislich häufiger betroffen sind von Hüftfrakturen und Knocheninfektionen sowie Verzögerungen bei der Wund- und Frakturheilung erleiden.[3]
Radioaktivität
Eine weitere Gefahr für die Gesundheit geht von radioaktiven Isotopen aus, die deswegen im Zigarettenrauch enthalten sind, weil die Blätter der Tabakpflanze Trichome mit einem Durchmesser und einer Struktur besitzen, die mit radioaktiven Isotopen besetzte Staubteilchen besonders gut aus der Luft herausfiltern.
Einige Wissenschaftler vertreten die Meinung, dass eine Strahlendosis von 80 rem (800 mSv), die ihres Erachtens ein durchschnittlicher Raucher in zehn Jahren aufnehmen soll, zu bösartigen Tumoren führen könne. Für die Bevölkerung ist ein Grenzwert von einem mSv pro Jahr gesetzlich festgelegt.
Beim Rauchen einer Zigarette werden 0,04 bis 0,1 pCi Polonium 210 freigesetzt und in der Lunge abgelagert.
Feinstaub
Durch Zigarettenrauchen entsteht Feinstaub, der besonders in geschlossenen Räumen eine hohe Konzentration erreichen kann. Da dieser Feinstaub als krebserregend gilt, geht von ihm vermutlich eine besondere Gesundheitsgefährdung aus.
Beim Rauchen von Filterzigaretten werden feinste Staubpartikel aus dem Filter mitinhaliert.
Rauchen in der Schwangerschaft
Rauchen in der Schwangerschaft gefährdet den Embryo bzw. Fötus, da die von der Mutter eingeatmeten Giftstoffe über den Blutkreislauf in den kindlichen Organismus gelangen. Einige Karzinogene, die im Tabakrauch enthalten sind, können auch im Blut Ungeborener nachgewiesen werden und eine höhere Anzahl an Nikotinrezeptoren im Gehirn macht spätestens im Jugendalter die Entwicklung einer Abhängigkeit wahrscheinlich. Durch das Rauchen werden die Blutgefäße der Plazenta verengt und somit wird die Sauerstoffversorgung des Kindes beeinträchtigt. Starkes Rauchen schädigt den Uterus und verringert die Fertilität, denn die befruchtete Eizelle kann sich nur schwerer im Endometrium einnisten. In einer Studie wurde die Hälfte der Frauen, die rauchten, schwanger, bei starken Raucherinnen war es nur ein Drittel der Frauen.[4]. Die Folge ist ein erhöhtes Risiko für Fehlgeburt, Fehlbildungen (z.B die Lippen-, Kiefer-, Gaumenspalte), Mangelentwicklung und Frühgeburtlichkeit. Die Geburtsgewichte von Babys rauchender Mütter sind im Durchschnitt deutlich niedriger als die von Babys, deren Mütter nicht rauchen (Nichtraucher: 11 Prozent unter 2.500 Gramm; bis zehn Zigaretten pro Tag: 17 Prozent unter 2.500 Gramm; mehr als 20 Zigaretten pro Tag: 25 Prozent unter 2.500 Gramm). Auch eine Risikoerhöhung für die Kinder, später am plötzlichen Kindstod zu sterben oder Leukämie zu bekommen, wird durch das Rauchen hervorgerufen. Auch eine Risikoerhöhung für genetische Abweichungen ist mittlerweile nachgewiesen. Die Fehlbildungsrate steigt mit dem Zigarettenrauchen von Mutter und Vater über den Durchschnitt. Neueren Studien zufolge (siehe Links) ist auch eine Schädigung der Chromosomen des Kindes durch den Nikotinkonsum der Schwangeren möglich. Erwiesen ist die erhöhte Anfälligkeit der Kinder rauchender Mütter für Allergie-, Bronchitis- und Asthmaerkrankungen sowie für Mittelohrentzündungen (2- bis 3-mal häufiger als im Durchschnitt). Im Schulalter sind Kinder aus Raucherhaushalten häufiger übergewichtig und verhaltensauffällig (Konzentrationsschwäche, Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität, Impulsivität, aggressives Verhaltens, Störungen der Lautsprachentwicklung). Rauchen der Mutter bzw. Eltern während der Schwangerschaft schädigt nach den neuesten Untersuchungen US-amerikanischer Forscher sogar die Gesundheit von deren Enkelkindern.
Senkung der Lebenserwartung
In Deutschland wurden 1995 rund 12% aller Todesfälle und 40% aller Krebserkrankungen auf das bzw. Spätfolgen des Rauchens zurückgeführt - somit starben durch das Rauchen jährlich über 100.000 Deutsche, während z.B. durch Unfälle im Straßenverkehr „nur“ ca. 8000 Personen starben. Lungenkrebs forderte 1990 33000 Todesopfer - 88% davon waren Aktivraucher. Noch dramatischer die Situation im Jahr 2003 in Deutschland: Drogentote durch illegale Drogen 1 477, 40.000 Todesfälle als Folge von Alkoholmissbrauch und 110.000 als Folge des Tabakrauchens [5], siehe auch unter Todesursache). In Deutschland starben im Jahr 2003 40.865 Menschen infolge von Erkrankungen, die auf den Konsum von Tabak zurückgeführt werden konnten[6].
Die durchschnittliche Lebenserwartung von Rauchern ist im Vergleich zu Nichtrauchern um etwa sechs bis zehn Jahre niedriger. Dabei sind die betreffenden statistischen Auswertungen aufgrund der multiplen einwirkenden Risikofaktoren für die Lebenserwartung in ihrer jeweiligen Aussagekraft fraglich. So spielt z.B. statistisch auch eine wesentliche Rolle, dass Raucher aufgrund ihrer Persönlichkeitsstruktur unabhängig vom Tabakkonsum ein allgemein höheres Lebensrisiko haben, beispielsweise durch schnelleres Fahren, bei rot über die Ampel gehen, höheren Alkoholkonsum, sorgloseren Umgang mit Sonnenbränden und allgemein höhere Risikobereitschaft. Andererseits können Kritiker nicht ausschließen, dass all diese Faktoren in den genannten Ergebnissen bereits eingerechnet sind.
Zu solchen Erkenntnissen gelangt man mit Hilfe von ausgefeilten statistischen Methoden, zum Beispiel mit sogenannten Statistischen Zwillingen. Statistische Zwillinge sind Personen, die aus einer großen Zahl von Probanden ausgewählt worden sind, weil 25 Faktoren, die gesundheitliche Bedeutung haben, bei ihnen übereinstimmen. Dazu gehörten Alter, Geschlecht, Familienstand, Größe und Gewicht, Vorerkrankungen, erbliche Disposition für Krebs, aber auch Erziehung und Religion, Stadtwohnung oder Landwohnung, schließlich selbst Abstammung und Nationalität. In dem zu prüfenden Faktor aber stimmten sie nicht überein: die einen rauchten, die anderen nicht. Hammond hat 36.975 derartige statistische Zwillingspaare im Alter zwischen 40 und 80 Jahren über einige Jahre untersucht. Am Ende der Beobachtungszeit waren 1.385 Raucher, aber nur 662 Nichtraucher gestorben, das ist ein Verhältnis von mehr als 2 zu 1. Von den Nichtrauchern starben zwölf an Lungenkrebs, von den Rauchern hingegen 110[7].
Was dagegen die absolute Häufigkeit als Todesursache angeht, stehen Herz-Kreislauf-Erkrankungen noch vor den Krebserkrankungen. Die durchschnittliche Lebenserwartung von Rauchern ist im Vergleich zu Nichtrauchern um etwa zehn Jahre geringer. Allein in Deutschland sterben jedes Jahr über 110.000 Menschen an den Folgen des Rauchens – jeden Tag über 300. Studien, die Hinweise auf einen möglichen Schutz vor Alzheimer und anderen Demenzerkrankungen durch das Rauchen ergeben hatten, gelten mittlerweile als widerlegt.
Gehirnvolumen
Die Berliner Charité fand in einer Studie heraus, dass Raucher gegenüber Nichtrauchern ein vermindertes Volumen des Gehirns haben. [8]
Forschungsgeschichte
Noch im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts zählte Lungenkrebs zu äußerst seltenen Krankheiten, doch seine Häufigkeit nahm immer mehr zu. Vermutete man zuerst noch alle möglichen Ursachen wie Luftverschmutzung, Bakterien oder Giftgaseinsätze im Ersten Weltkrieg, so beobachtete man mehr und mehr, dass vor allem Raucher von Lungenkrebs betroffen wurden. [9]
Der Terry-Report (erschienen 1964 in Washington, US Dept. Health,Educ.,Welfare, Publ. 1103) lieferte schon den ersten toxikologischen und somit wissenschaftlich sicheren Beweis dafür, dass Zigarettenrauchen zu einem deutlich erhöhten Auftreten von Lungentumoren (-krebs) führt. Auch Kehlkopf-, Mundhöhlen-, Speiseröhren-, Blasen- und Pankreastumore können vom Tabakrauch erzeugt werden.
Als der Terry-Report erschien (1964 in Washington, US Dept. Health, Educ., Welfare, Publ. 1103) und die Schädlichkeit eingeatmeten Teerkondensates für Straßenbau- und Fabrikarbeiter sowie Raucher bekannt wurde, gaben viele Ärzte in Großbritannien das Rauchen auf. Zur gleichen Zeit lief jedoch bereits eine Langzeitstudie über die Anzahl der Todesfälle von 1953-1965. Das Ergebnis zeigte, dass die Zahl der Lungenkrebsbedingten Todesfälle bei 35-64jährigen Männern in Großbritannien um 7% stieg - die der Ärzte sank im gleichen Zeitraum um 38%. Von fünf Nichtrauchern erreichte einer nicht mehr das Rentenalter - von Rauchern (Zigarettenkonsum: 25 Stück täglich und „auf Lunge“) hingegen zwei.
Zusätzlich gefährdet waren untersuchte Raucherinnen, die die Antibabypille nehmen: Sie erkrankten achtmal häufiger an Schlaganfall, Thrombose und Herzinfarkt. Bei schwangeren Raucherinnen wurde zusätzlich die Plazenta weniger durchblutet, sodass die Leibesfrucht weniger Nähr- und Sauerstoff enthielt. Das Risiko einer Fehl- bzw. Frühgeburt wurde bei einem Konsum von 20 Zigaretten täglich doppelt so groß wie das der Nichtraucherinnen, und das Geburtsgewicht der Säuglinge fiel um durchschnittlich 200 g. Die schulischen Leistungen elfjähriger Kinder, deren Mütter während der Schwangerschaft geraucht haben, lagen so z.B. im Durchschnitt etwa drei Monate zurück gegenüber den so nicht vorgeschädigten Kindern.
1986/87 wurden in den USA und Großbritannien weitere, umfangreiche Behördenberichte über die Schädlichkeit von Zigarettenrauch vorgelegt. Demnach ist das Risiko, durch Passivrauchen an Lungenkrebs zu erkranken, für den/die nichtrauchenden Partner(in) von rauchenden Ehepartner(innen) zwei- bis dreimal so hoch wie das durchschnittliche Risiko für Nichtraucher! Statistisch gesehen wird von 1000 jungen Männern, die rauchen, einer ermordet. Sechs davon kommen durch Verkehrsunfälle ums Leben, aber 250 an Folgeschäden und -krankheiten des Rauchens. Die Lebenserwartung sinkt also pro Zigarette um ca. 15 Minuten, d.h. bei 20 Zigaretten täglich hat man eine um 5 Jahre kürzere Lebenserwartung, bei 40 täglich etwa 8 Jahre weniger.
Mitte der 90-er Jahre wurde schließlich der Nachweis erbracht, dass das Benzo(a)pyren im Tabakrauch das Gen p53 beschädigt, das Defekte in der DNS repariert und dadurch vor Krebs schützt. Damit war neben Forschungsergebnissen durch Statistiken und Tierversuchen auch der direkte kausale Zusammenhang zwischen Rauchen und Lungenkrebs belegt.
Statistiken
Jugendliche Raucher
In Deutschland liegt der Anteil der jugendlichen Raucher bei etwa 30 Prozent, in Kalifornien im Gegensatz dazu bei nur ungefähr acht Prozent. Das durchschnittliche Einstiegsalter für das Zigarettenrauchen in Deutschland liegt laut neuesten Studien bei 11,6 Jahren. Außerdem schadet das Rauchen Jugendlichen mehr, sie wachsen z. B. weniger als andere Gleichaltrige.
Zigarettenautomaten, die neben einigen anderen Ländern auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz und Italien üblich sind, vereinfachen den Erwerb von Zigaretten durch Kinder und Jugendliche. Die ab 1. Januar 2007 vorgeschriebene Alterskontrolle bei Zigarettenautomaten mittels Chipkarte soll den Tabakkonsum von Kindern in Zukunft einschränken.
Zigarettenjahresverbrauch pro Einwohner in Deutschland
Bundesrepublik
- 1965: 1.619 Stück
- 1970: 1.921 Stück
- 1975: 2.042 Stück
- 1980: 2.085 Stück
- 2005: 1.392 Stück
Anteil der Raucher an der Gesamtbevölkerung
Der Anteil der Raucher an der Bevölkerung (Alter über 15 Jahre) der jeweiligen Länder[10]
Land | Raucheranteil (in %) | ||
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Griechenland |
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Österreich |
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Lettland |
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Polen |
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Dänemark |
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Frankreich |
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Ungarn |
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Litauen |
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Spanien |
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Zypern (Süd) |
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Irland |
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Luxemburg |
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Schweiz |
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Slowakei |
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Tschechische Republik |
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Estland |
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Italien |
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Niederlande |
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Vereinigtes Königreich |
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Portugal |
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Schweden |
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Belgien |
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Deutschland |
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Malta |
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Slowenien |
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Finnland |
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Norwegen |
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Vereinigte Staaten |
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Politische Maßnahmen gegen das Rauchen
Warnhinweise
Durch EU-Gesundheitsminister wurden innerhalb der EU auf Zigarettenpackungen und anderen Tabakwarenverpackungen größere und dringendere Warnhinweise wie etwa „Rauchen kann tödlich sein“, „Rauchen lässt Ihre Haut altern“ oder auch „Rauchen kann zu einem langsamen und schmerzhaften Tod führen“ eingeführt. Desgleichen wird teilweise auf typischen Anfängerpackungsgrößen wie Zigarettenstangen oder Pfeifentabakdosen mit 100 g oder 500 g darauf hingewiesen, dass Rauchen sehr schnell abhängig mache und man deshalb gar nicht erst anfangen sollte.
Tabaksteuer
Ein weiteres politisches Instrument zur Eindämmung des Rauchens ist die Tabaksteuer. Wobei der aufklärende oder pädagogische Nutzen im Zusammenhang mit den Steuereinnahmen ambivalent zu diskutieren ist und es aufgrund der in der Vergangenheit geführten Debatten um Tabaksteuererhöhungen immer mehr Zweifel an der gesundheitspolitischen Motivation des Gesetzgebers gibt.
Verbote des Tabakrauchens
- Hauptartikel: Rauchverbot
Seitdem die gesundheitsschädlichen Wirkungen des Rauchens medizinisch erwiesen sind, gab es in verschiedenen Ländern immer wieder und mit steigender Tendenz Appelle an politische Entscheidungsträger, von staatlicher Seite dem Rauchen entgegenzuwirken. Als übergeordnete Gründe derartiger Appelle stehen die Aufforderung an den Staat, einer gesundheitlichen Fürsorgepflicht gegenüber den Bürgern zu genügen sowie der Hinweis auf den durch die gesundheitlichen Folgen verursachten volkswirtschaftlichen Schaden im Vordergrund.
Allerdings ist es durchaus fragwürdig, ob das Rauchen die Gesundheitssysteme zusätzlich durch vom Rauchen verursachte Krankheiten belastet, oder ob es nicht im Gegenteil die Gesundheitssysteme sogar entlastet, da die durchschnittliche Lebenserwartung eines Rauchers geringer als die eines Nichtrauchers ist und die durchschnittlichen Gesundheitskosten eines Individuums im Alter stark ansteigen. Da die Zusammenhänge komplex sind, lässt sich nicht ohne weiteres belegen, ob und in wie weit die Netto-Tabaksteuereinnahmen diese Kosten ausgleichen.
Der Staat seinerseits tut sich häufig schwer mit derartigen Forderungen, da er sich in einem Dilemma befindet, das von gegensätzlichen Interessen des Finanz- und des Gesundheitsministeriums geprägt ist: auf der einen Seite möchte man sich um die Volksgesundheit bemühen, auf der anderen Seite ist man an fortgesetztem Tabakkonsum der Bürger interessiert, weil die Einnahmen aus der Tabaksteuer eine wichtige staatliche Einnahmequelle darstellen.
Vorreiter für Rauchverbote sind die USA, wobei dort in der Regel kommunale Verordnungen vorschreiben, inwieweit das Rauchen toleriert wird oder nicht. Hier sind bereits Fälle bekannt, wo in einer Kommune das Rauchen in der Öffentlichkeit (also auch auf öffentlichen Straßen und Plätzen) generell verboten wurde. In New York City wurde 2003 das Rauchen in Restaurants verboten. Zugleich gelten hier extrem hohe Zigarettenpreise. Als weltweit erstes Land führte das im Himalaya gelegene Königreich Bhutan am 17. Dezember 2004 ein landesweit gültiges Rauchverbot ein.
Am 29./30. Juli 2006 sprach sich Bundeskanzlerin Angela Merkel für ein generelles Rauchverbot im öffentlichen Raum aus. Vier Tage später schloss sich Verbraucherschutzminister Horst Seehofer dieser Forderung an.[11]
Genormtes Verbotsschild
Zur Abwendung von Brand- und Gesundheitsgefahren ist das Rauchen inzwischen an vielen Orten verboten. Dies gilt insbesondere für viele Schulen, Restaurants, Arbeitsplätze, Tankstellen, Vereine (z. B. am Schießstand von Schützenvereinen), Krankenhäuser, Kindergärten, Kurheime, Geschäfte und Waldgebiete (Waldbrand).
Um Orte zu kennzeichnen, an denen ein Rauchverbot gilt, wurde schon vor langer Zeit ein genormtes Verbotsschild entwickelt.
Untersuchungen der Uni Würzburg zeigen eine paradoxe Wirkung von Rauchverbotsschildern, die eine eben angezündete Zigarette darstellen. Die Ergebnisse legen nahe, dass das Rauchverlangen durch solche Reize angefacht wird (Craving). Als Alternative schlagen die Forscher Bilder von Zigaretten im abgerauchten Zustand vor.[12]
Werbeverbot in der EU
Die EU-weit beschlossene Richtlinie 2003/33/EG sieht ein weitreichendes Verbot der Werbung für Tabakerzeugnisse vor. So ist Tabakwerbung generell verboten in:
- den Printmedien (Zeitungen und sonstigen Publikationen)
- den Dienstleistungen der Informationsgesellschaft
- allen Rundfunksendungen.
Aber auch das Sponsoring, z.B. von Formel-1-Rennen ist betroffen.
Luxemburg und Deutschland setzten diese Richtlinie nach allen anderen EU-Ländern erst Ende 2006 in nationales Recht um. Die Bundesregierung, sowohl die Kohl- als auch die Schröder-Regierung, war in Brüssel mehrmals vergeblich gegen das Werbeverbot unter anderem gerichtlich vorgegangen.
Ökonomische Aspekte
Die industrielle Produktion von Tabak und Tabakerzeugnissen stellt in einigen der ärmeren Länder der Welt einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor dar, führt dort aber teilweise auch zu erheblichen Umweltschäden und starker wirtschaftlicher Abhängigkeit von den Tabakimporteuren.[13]
Im Jahr 1995 veröffentlichte der Ärztliche Arbeitskreis Rauchen und Gesundheit e.V. (ÄARG) eine Berechnung [14], die den Schaden am Bruttosozialprodukt (BSP) durch das Rauchen betrachtet. Nach dieser Kalkulation belief sich der Schaden 1991 auf:
- 12,1 Milliarden Euro durch Arbeitsunfähigkeit,
- 6,4 Milliarden Euro durch Übersterblichkeit,
- 23,1 Milliarden Euro durch Frühinvalidität.
(Originalzahlen in DM, hier umgerechnet auf Euro)
Durch das entgangene BSP von 41,6 Mrd. Euro gingen Steuereinnahmen in der Höhe von 25,3 Prozent, also 10,5 Mrd. Euro, verloren. Dem standen Einnahmen aus der Tabaksteuer in Höhe von 10 Mrd. Euro gegenüber. Der ÄARG kommt deshalb zu dem Schluss, dass der Staat unter dem Strich am Rauchen nicht verdient.
Allerdings bezieht sich die Berechnung auf das BSP der alten Bundesländer, während sie in anderen Tabellen auch Daten aus den neuen Bundesländern verwendet. Die Berechnung kann daher nur eine grobe Abschätzung geben.
Betrag | Ursache |
---|---|
24 Euro | Arbeitsausfall durch Krankheit und Tod |
12 Euro | sonstige Kosten (Umwelt, Familie etc.) |
4 Euro | Behandlung von rauchbedingten Krankheiten |
2 Euro | Herstellung der Zigarettenschachtel |
- 2 Euro | Tabaksteuer und Einsparungen bei der Altersrente |
40 Euro | Kosten einer Schachtel Zigaretten |
Durch die Verringerung der Lebenserwartung hat das Rauchen einen deutlich entlastenden Effekt auf das Rentensystem. Weiterhin sinkt aufgrund der geringeren Lebenserwartung von Rauchern der Kostenaufwand, den diese voraussichtlich für das Gesundheitswesen durch teure Behandlung von altersbedingten Erkrankungen und vor allem für die Pflegeversicherung im Alter durch zunehmend dementen Zustand verursachen. Die Studie „The Health Care Costs of Smoking“ sagt dazu: „Falls alle Raucher aufhören würden zu rauchen, würden die Gesundheitskosten zuerst niedriger sein, aber nach 15 Jahren würden sie höher sein als in der Gegenwart.“ Andere Studien kommen jedoch zu dem gegenteiligen Ergebnis. [15]
Hinzu kommen volkswirtschaftliche Kosten durch Arbeitsausfall und verlorener Lebenszeit. Michael Adams, Professor für Wirtschaftsrecht, beziffert die Kosten auf 13 Milliarden Euro für rauchbedingte Krankheiten und 39 Milliarden Euro für die vernichtete Lebenserwartung. [16] Andere Berechnungen ermitteln den eigentlich erforderlichen Preis für eine Schachtel Zigaretten aufgrund der nebenstehenden Bilanz in Höhe von 40 Euro. [17]
Das Rauchen von 20 Zigaretten täglich über 20 Jahre hinweg kostet nicht unbedingt das Leben – das ist lediglich bei 25% der Raucher der Fall – aber den Raucher rund 30.000,- Euro für 150.000 Zigaretten.
Literatur
- Knut-Olaf Haustein: Tabakabhängigkeit. Gesundheitliche Schäden durch das Rauchen. Ursachen - Folgen - Behandlungsmöglichkeiten - Konsequenzen für Politik und Gesellschaft. Deutscher Ärzte-Verlag, Köln 2001.
- Walter Krämer, Gerald Mackenthun: Die Panik-Macher. 3. Auflage. Piper Verlag, München 2001, ISBN 3-492-04355-0. (mit zahlreichen Auswertungen von statistischen Berechnungen zu Lebensrisiken, viele zum Thema Rauchen)
- David Krogh: Rauchen. Sucht und Leidenschaft. Akademischer Verlag, Heidelberg 1993. (über psychologische und physiologische Beweggründe für den Nikotinkonsum)
Siehe auch
- Nichtraucherschutz
- Nikotinsucht
- Passivrauchen
- Rauchfetischismus
- Rauchverbot
- Tabak
- Tabakrauch
- Zigarette
- Rauchlose Zigarette
Weblinks
- Smoking sides Linksammlung zu allen Aspekten (englisch)
- Listen der Zusatzstoffe in Tabakwaren
- Nachrichten und Hintergrundinformationen über das Rauchen
- Nichtraucher-Initiative Deutschland e.V. (NID)
- Die BZgA-Telefonberatung zur Raucherentwöhnung
- Informationen zur Raucherentwöhnung
- Warnhinweise auf Zigarettenschachteln Auflistung und Hintergrundinfos
- Eurobarometer Spezial 239: Das Verhalten der Europäer gegenüber dem Tabakkonsum Detaillierte Befragungsergebnisse, Januar 2006
- GSF-Forschungszentrum Artikel über die „Volkswirtschaftlichen Kosten des Rauchens“
Quellen
- ↑ Robert N. Proctor: The Nazi war on cancer. Princeton University Press 1999. ISBN 0-691-00196-0, S. 271ff.
- ↑ Biol Psychiatry. 2005 Jan 1;57(1):56-66
- ↑ http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=26321 Orthopädie: Inhalierter Tabak-Rauch wirkt ungünstig auf Heilung (Dt. Ärzteblatt 08.11.2006)
- ↑ Online Ausgabe von „Human Reproduction“, zitiert nach „Direkter Schaden“, Süddeutsche Zeitung, 4. Januar 2007, S. 18
- ↑ Zahlen der DHS
- ↑ ApothekenUmschau vom 1. September 2005, S. 51
- ↑ Public Health, 1161-1187, Mai 1964
- ↑ http://www.welt.de/wissenschaft/article86286/Rauchen_laesst_Gehirnmasse_schrumpfen.html
- ↑ Geschichte der Lungenkrebsforschung
- ↑ Europäische Kommission, 2006; Schweiz: BfS, 2002; Irland: Office of Tobacco Control (OTC), 2005; Norwegen: SSB, 2005, USA: CDC, 2004, Deutschland: Statistisches Bundesamt, 2006):
- ↑ tagesschau.de: Seehofer fordert Rauchverbot in Restaurants, 3. August 2006
- ↑ [1] Blick, Uni Würzburg
- ↑ Regenwald Report 1.Quartal 2003 Seite 4, Südwind-magazin 09/2004 Seite 27 und 34 sowie ZEIT vom 6.6.2005
- ↑ http://www.raucherportal.de/kosten/pics/kosten.pdf
- ↑ http://www.raucherportal.de/kosten/kost6.htm
- ↑ DIE ZEIT 05.06.2003 Nr.24
- ↑ Sendung von n-tv am 10.11.2006