Aktionsgemeinschaft Unabhängiger Deutscher
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Die Aktionsgemeinschaft Unabhängiger Deutscher (AUD) war eine deutsche Partei.
Die AUD wurde 15./16. Mai 1965 aus der DG, der Deutschen Freiheitspartei (einer Abspaltung der DRP) und Teilen der "Vereinigung Deutsche Nationalversammlung" gegründet. Zu den nationalrevolutionären Gründerpersönlichkeiten gehörten das frühere Mitglied der Reichsleitung der Hitler-Jugend und Herausgeber des HJ-Schulungsbriefes "Wille und Macht", Wolf Schenke, und der Öko-Rechte August Haußleiter.
1969 hatte die AUD, die vom Verfassungsschutz beobachtet wurde, ca. 1.500 Mitglieder. Am 27. April 1980 erfolgte - u.a. nach einer programmatischen Wendung in Richtung "Lebensschutz" - ein Auflösungsbeschluss zugunsten der GRÜNEN.
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[Bearbeiten] Gründung
Als Initiator der Gründung gilt der ehemalige FDP-Politiker Hermann Schwann, der für die nationalkonservativ-neutralistische Sammlungsbewegung ein deutlich breiteres Spektrum angestrebt hatte. Seine Versuche Thomas Dehler, Adolph Kohut, Willy Max Rademacher (alle FDP) und Hubert Ney (CDU) anzuwerben, schlugen jedoch fehl.
Anlass zur Gründung der AUD war die Erfolglosigkeit bei Wahlen nationalistischer Parteien bis Anfang der 1960er Jahre in der Bundesrepublik. Die AUD versuchte ähnlich wie die NPD alle nationalistischen Strömungen in einer Partei zu bündeln. Dabei lehnte sie die Ideologie der NPD als sowohl zu rückwärtsgewandt als auch zu eng an die NSDAP angelehnt ab. Bei Wahlen blieb die AUD mit dieser Strategie zunächst weitgehend erfolglos.
[Bearbeiten] Entwicklung
Zur Bedeutung erlangte die AUD ab Anfang der 1970er Jahre mit Erstarken der Neuen Sozialen Bewegungen. Die AUD suchte nun die Nähe zur Ökologiebewegung. Sie schaffte es "Blut-und-Boden-Ideologie" inhaltlich mit Ökologie zu verbinden. Außerparlamentarisch war die AUD im März 1974 Initiator der Demokratischen Lebensschutzbewegung (DLB). Auf dem AUD-Parteitag zuvor in Kassel (13. Oktober 1973) deklarierte sich die AUD selbst als "Partei des Lebensschutzes". Ziel war es, parlamentarischer Arm der Umweltschutzbewegung zu werden. Dieses Ziel wurde noch bei der Bundestagswahl 1976 klar verfehlt, obwohl Prominenz wie der Düsseldorfer Künstler Joseph Beuys auf der AUD-Liste kandidierte. Parteiintern führte die inhaltliche Linkswende zu zahlreichen Parteiaustritten von Anhängern des nationalistischen Lagers der AUD.
Den Durchbruch auf der Wählerebene gab es mit der Landtagswahl 1978 in Bayern. Die AUD bildete mit der von Herbert Gruhl neu gegründeten GAZ ein Wahlbündnis, das sich den Namen "Die Grünen" gab. Die Grünen kamen auf landesweit 1,8%. Ihr bestes Ergebnis erzielten sie in Freising, wo sie 4,8% der Erst- und 3,7% der Zweitstimmen erhielten.
[Bearbeiten] Auflösung zu Gunsten der Grünen
Der Erfolg bei den bayerischen Landtagswahlen bewog die Initiatoren des Wahlbündnisses, diese Strategie für die Europawahl 1979 beizubehalten. Die AUD nahm Kontakt zum BBU um Petra Kelly auf. Schließlich wurde auf dem Frankfurter Kongress im März 1979 die politische Vereinigung "Die Grünen" für die Europawahl aus der Taufe gehoben. Beteiligt waren neben der AUD die GLU, die GAZ und die GLSH sowie einige Einzelkandidatinnen. Diese bei den Europawahlen als "Sonstige Politische Vereinigung" geführte Listenverbindung war somit entgegen dem grünen Gründungsmythos stark konservativ-bürgerlich geprägt. Mit 3,2% konnte die Listenverbindung einen außerordentlichen Erfolg verbuchen. Im November 1979 kam es anschließend in Offenbach zur Vorbereitung des Gründungskongresses der Grünen, der im Januar 1980 in Karlsruhe stattfinden sollte. Hierbei nahm die ursprüngliche aus dem Nationalismus stammende AUD eine vermittelnde Position zwischen dem sozialreaktionären Flügel der GAZ und den "Linken" verschiedener bunter Listen und K-Gruppen ein. Möglich war das durch ihre kapitalismuskritische Haltung einerseits, die die AUD offen zu linken Gruppierungen machte, sofern sie sich vom Klassenkampf distanziert hatten, und ihre Wurzeln in der nationalistischen Bewegung andererseits.
Die AUD beschloss, sich zugunsten der "GRÜNEN" aufzulösen. AUD-Gründer August Haußleiter wurde Parteisprecher und gab zunächst die Parteizeitung "Die Grünen" heraus. Ehemalige AUD-Mitglieder wurden Vorsitzende der beiden süddeutschen Landesverbände der GRÜNEN, so dass vor allem dort der Einfluss der ehemaligen Nationalisten zur Zeit der grünen Gründerjahre nicht unterschätzt werden darf.
[Bearbeiten] Wahlen
- 1965 Beteiligung an der Bundestagswahlen (0,2 %) (52.637 Stimmen)
- 1966 Beteiligung an den Kommunalwahlen in Bayern (0,0 %)
- 1967 Beteiligung an den Abgeordnetenhauswahlen in Berlin (West) (1,1%) (15.507 Stimmen)
- 1968 Beteiligung an der Landtagswahl in Baden-Württemberg (0,3%) (11.030 Stimmen)
- 1971 Beteiligung an den Abgeordnetenhauswahlen in Berlin (West) (0,6%) (9.136 Stimmen)
- 1972 Beteiligung an den Kommunalwahlen in Bayern (0,0%)
- 1974 Beteiligung an den Bürgerschaftswahlen in Hamburg (0,0%) (521 Stimmen)
- 1976 Beteiligung an den Bundestagswahlen (0,1%) (22.202 Stimmen)
- 1978 Beteiligung an den Bürgerschaftswahlen in Hamburg (0,1%) (592 Stimmen)
- 1978 Beteiligung an der Landtagswahl in Niedersachsen (0,0%) (1.293 Stimmen)
- 1978 Beteiligung an den Kommunalwahlen in Bayern (0,0 %), ein Kreistags- und ein Gemeinderats-Mandat
- 1978 Beteiligung an den Landtagswahlen in Bayern als »Aktionsgemeinschaft Unabhängiger Deutscher - Die Grünen« (GAZ und AUD) (1,8 %) (210.977 Stimmen)
[Bearbeiten] Personen
- August Haußleiter, Vorsitzender der AUD
- Hermann Schwann, ehemaliger FDP-Bundestagsabgeordneter
- Baldur Springmann, in den siebziger Jahren schleswig-holsteinischer Landesvorsitzender der AUD. War in den 70er Jahren aktiv in verschiedenen Umweltschutzvereinigungen und in der Anti-AKW-Bewegung und gehörte zu den Mitbegründern der Grünen und später der ödp.
- Joseph Beuys (1921-1986), Bildhauer und Künstler, 1976 Spitzenkandidat der AUD bei den Bundestagswahlen in NRW; erhält in seinem Wahlkreis Düsseldorf-Oberkassel 600 Stimmen (3%)
- Dr. Walter Harless, Mitbegründer der AUD, später Kreisvorsitzender der GRÜNEN in München
- Herbert Rusche, Mitglied des Vorstands des Kreisverbandes der AUD in Offenbach, 1981 bis 1983 Landesgeschäftsführer der GRÜNEN Hessen, 1983 MdB für die Grünen, 2001 Austritt aus Bündnis 90 / Die Grünen. In München wurde Herbert Rusche am 12. März 1984 bei einer Podiumsdiskussion zum § 175 wegen seines offenen Schwulseins angeschossen
[Bearbeiten] Zitat
"Die Aktionsgemeinschaft Unabhängiger Deutscher (AUD), ursprünglich: Deutsche Gemeinschaft (DG), lernte ich im Herbst 1977 kennen, nachdem ein Vortrag August Haußleiters mit emphatischen Kampfansagen an die "Atom-Mafia" mich aufmerksam gemacht hatte. Was ich dann, hauptsächlich hier im Norden, an der Westküste Schleswig-Holsteins, kennenlernte, war ein Häufchen chauvinistischer und revanchistischer Flüchtlinge (wie es das als Minderheit eben auch gab), ziemlich verwirrt, weil ihr Chef ihnen anstelle des bisherigen Feindbildes "Russe" das Feindbild "Atomindustrie" verordnet hatte. Außerdem gab es da ein paar jüngere, langhaarige Mitglieder, die mit ihrer weit überlegenen Redegewandtheit bald durchsetzten, dass ich zum Vorsitzenden gewählt wurde.
Meine erfolglosen Versuche, entsprechend dem neuen AUD-Programm aus dieser Riege so etwas wie eine Ökopartei zu machen, gab ich erleichtert auf, als wir von der Grünen Liste Bad Segeberg mit den Initiativen der Grünen Listen Nordfriesland und Steinburg im Frühjahr 1978 die Grüne Liste Schleswig-Holstein (GLSH) gegründet hatten und ich mit unserer "Unvereinbarkeitsklausel" meinen Austritt aus der AUD begründen konnte. Das brachte mir eine verständliche Animosität von seiten Haußleiters, zu dem auch mein Verhältnis immer kühler wurde, je mehr er sich später im Vorstand der "SPV (Sonstige Politische Vereinigung) Die Grünen" für die "Öffnung für alle" und damit für die Einschleusung von Aktivisten der K-Gruppen einsetzte und mit seiner eloquenten Redekunst meinen Widerstand dagegen vor den jungen Leuten als "senile Berührungsängste" lächerlich machte." (Baldur Springmann in der Jungen Freiheit vom 9. Juli 1999)
[Bearbeiten] Literatur
- Olzog, Günter/Liese, H.-J.: "Die politischen Parteien in der Bundesrepublik Deutschland", München 1980
- Stöss, Richard: Vom Nationalismus zum Umweltschutz. Die Deutsche Gemeinschaft/Aktionsgemeinschaft Unabhängiger Deutscher im Parteiensystem der Bundesrepublik. Opladen 1980.