Biennale di Venezia
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Die Biennale di Venezia ist eine seit 1895 zweijährlich stattfindende internationale Kunstausstellung in Venedig.
Der Hauptschauplatz sind die Giardini im Stadtteil Castello, wo sich 28 Länder in ihren nationalen Pavillons präsentieren. Mehrere Dutzend anderer Staaten, die auf diesem Areal keinen eigenen Pavillon erbaut haben, stellen während der Biennale in über dem gesamten Stadtgebiet verstreuten, angemieteten Räumlichkeiten aus. Unabhängig von den Länderrepräsentationen gibt es im Arsenale eine durch Kuratoren/innen zusammengestellte Themenausstellung. Zur Biennale gehören auch die Filmfestspiele von Venedig, die Festivals für Musik, Theater und Tanz, sowie die zweijährlich alternierend zur Kunstbiennale stattfindende Architekturbiennale.
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[Bearbeiten] Geschichte

[Bearbeiten] Bis zum Ersten Weltkrieg
Die Geschichte der Biennale von Venedig reicht in das Jahr 1893 zurück, in dem der Stadtrat von Venedig beschloss, im zweijährigen Rhythmus eine Ausstellung der italienischen Kunst (Esposizione biennale artistica nazionale) ins Leben zu rufen. Im Winter 1894-1895 wurde der Palazzo dell'Esposizione für die Ausstellung errichtet, die am 30. April 1895 als I Esposizione Internazionale d'Arte della Città di Venezia (1. Internationale Kustausstellung der Stadt Venedig) in Anwesenheit des italienischen Königspaares Umberto I. und Margherita di Savoia eröffnet. Mit 224.000 Besuchern war sie ein großer Publikumserfolg. Für die von Jahr zu Jahr wachsende Ausstellung nahm man sich das Konzept der Weltausstellung zum Vorbild. Sehr schnell etablierte sich die Ausstellung und wurde alle zwei Jahre durchgeführt.
Der erste Nationalpavillion auf einer Biennale wurde 1907 in den Giardini Pubblici vom belgischen Architekten und Designer Léon Sneyers für sein Heimatland entworfen. Die ersten international bedeutenden Künstler waren 1910 zu sehen: Ein Raum war Gustav Klimt gewidmet, Renoir wurde ausgestellt und Courbet eine Retrospektive gewidmet. Im selben Jahr ließ Antonio Fradeletto, der erste Generalsekretär der Biennale, eine Arbeit von Pablo Picasso aus dem spanischen Salon entfernen, da er befürchtete, das seine Neuartigkeit die Öffentlichkeit schockieren könnte. Es dauerte bis 1948, als erstmals Werke des spanischen Künstlers zu sehen waren.
Bis zur letzten Biennale vor dem Ersten Weltkrieg waren bereits sieben Nationalpavillions errichtet worden. Dem 1907 errichteten Pavillon Belgiens folgten Ungarn, Deutschland und Großbritannien (1909), Frankreich (1912) und Russland (1914).
[Bearbeiten] Bis zum Zweiten Weltkrieg
Auf die erste Nachkriegsbiennale des Jahres 1920 wurden durch den neuen Generalsekretär Vittorio Pica erstmals Künstler der Avantgarde eingeladen (Impressionismus, Postimpressionismus, Die Brücke). 1922 waren in einer Retrospektive die Werke Amedeo Modiglianis und eine Ausstellung von Skulpturen Afrikanischer Künstler zu sehen. An dieser Auswahl wurde teils heftige Kritik laut. Um die "Dreistigkeit" Picas zu zügeln, wurde ein 1930 wieder aufgelöster Verwaltungsausschuss ins Leben gerufen, der die Arbeit "begleiten" sollte.
1928 wurde mit der Gründung des Historischen Instituts zeitgenössischer Kunst (Istituto Storico d'Arte Contemporanea) der Kern der archivalischen Sammlungen der Bienalle begonnen. Das Institut wurde später in Historisches Archiv zeitgenössischer Kunst (ASAC, Archivo Storico d'Arte Contemporanea) umbenannt. Mit königlichem Dekret wurde die Biennale 1930 in eine Autonome Verwaltungseinheit überführt. Die Kontrolle ging damit von der Stadt Venedig an den faschistischen Staat über. Mit der nun umfangreicheren finanziellen Ausstattung wurde die Biennale um die Bereiche Musik, Kino und Theater zu der multidisziplinären Veranstaltung erweitert, die sie bis heute ist. Das 1930 erstmals veranstaltete Internationale Festival Zeitgenössischer Musik war Teil der Biennale, bis es ab 1937 jährlich stattfand. 1932 folgten die ersten Filmfestspiele (Esposizione internazionale d'arte cinematografica), die auf den Terrassen des Hotels Excelsior ausgetragen wurden. Es wurde bereits eine Abstimmung durchgeführt, aber noch keine Preise vergeben. Seit 1935 fanden die Festspiele jährlich statt. Zu den vor dem Krieg ausgezeichneten Filmen gehörten Clarence Browns Anna Karenina, Luis Trenkers Der Kaiser von Kalifornien, Carnet du bal von Julien Duvivier und Olympia von Leni Riefenstahl. Die internationalen Theaterfestspiele wurden 1934 erstmals ausgetragen. Auch sie wurden seit 1963 zu einer jährlichen Veranstaltung.
[Bearbeiten] Nachkriegszeit
Nach sechsjähriger Pause fand 1948 die erste Biennale nach dem 2. Weltkrieg statt. Besondere Aufmerksamkeit erhielten die Europäische Avantgarde und weltweit Strömungen zeitgenössischer Kunst. In der 1950er Jahren wurde der abstrakte Expressionismus eingeführt, in dern 1960er Jahren die Pop-Art. Der Italienische Architekt Carlo Scarpa zeichnete bis 1972 für die bemerkenswerte Umgestaltung des Ausstellungsgeländes verantwortlich. Die Proteste der 68er-Bewegung führten die Biennale in eine Krise. Die großen Preise wurden abgeschafft und die Betonung weniger auf monografische Behandlung einzelner Künstler als auf thematische Ausstellungen gelegt. 1974 wurde die gesamte Ausstellung als Protest gegen den Militärputsch und die folgende Diktatur Augusto Pinochets dem Land Chile gewidmet. Anfang der 1980er Jahre wurde die Biennale um die Architektur-Biennale und das Tanzfestival erweitert.
[Bearbeiten] Heute
Seit einigen Jahren wird auch das Arsenale (Schiffswerften) mit ihren Hallen aus dem 16. Jahrhundert als Ausstellungsfläche genutzt, welches normalerweise militärisches Sperrgebiet ist. Da sich auch die Zahl der teilnehmenden Nationen erweiterte, sind deren Ausstellungsorte über Kirchen, Palazzi, scuole und aufgelassene Werkshallen in der ganzen Stadt verteilt. In Anlehnung an die Preise des Filmfestes werden nun auch auf der Biennale Goldene Löwen verteilt. Inzwischen beherrscht die postmoderne Kunst mit verschiedenen populären Ausstellungen die Szene.
Bei der 50. Internationalen Kunstausstellung der Biennale von Venedig 2003 ließ der Künstler Santiago Sierra den Haupteingang des spanischen Pavillons zumauern. Nur gegen Vorlage eines spanischen Passes durfte das leere Gebäude durch den bewachten Hintereingang betreten werden. Dadurch sollte die globalisierte Welt und der Umgang mit Migration entlarvt werden. Der deutsche Pavillon zeigte Arbeiten von Candida Höfer und Martin Kippenberger, im österreichischen Pavillon wurde Bruno Gironcoli ausgestellt.
Im Januar 2004 wurde die Biennale in eine Stiftung umgewandelt um das Potential der Biennale als Zentrum zeitgenössischer Kunst durch ein effektiveres Management besser auszuschöpfen. Wirtschaftlich ist der US-amerikanische Kultursektor Vorbild, in dem 30% des Budgets von privaten Sponsoren, 30% aus eigenen Einkünften, 30% aus öffentlichen Zuwendungen und 10% aus Einnahmen aus der Zunahme der Aktiva.
Auf der 51. Biennale zeigte der deutsche Pavillon 2005 Arbeiten der Künstler Thomas Scheibitz und Tino Sehgal. Der österreichische Pavillon wurde von Hans Schabus in einen von innen begehbaren Berg verwandelt.
[Bearbeiten] Deutscher Pavillon
[Bearbeiten] Geschichte
Deutschland beteiligte sich von Anfang an auf der Biennale, Bis zum Bau eines eigenen Länderpavillons allerdings noch im allgemeinen Ausstellungsgebäude. Der deutsche Pavillon wurde 1909 als Bayerischer Pavillon nach antikisierenden Entwürfen des venezianischen Architekten Daniele Donghi erbaut. 1912 erfolgte die Umbennung in Padiglione della Germania und manifestierte den Anspruch als offizieller Kulturbeitrag des gesamten Deutschen Reiches zur Biennale. 1938 wurde der Pavillon von den Nationalsozialisten umgestaltet. Der deutsche Architekt Ernst Haiger ersetzte die ionischen Säulen durch vier mächtige Rechteckpfeiler auf denen ein giebelloser Architrav sitzt. Dadurch wurde dem Pavillon ein weit monumentalerer Eindruck verliehen und ein weiteres Ausstellungsgebäude zur Selbstdarstellung des Dritten Reichs geschaffen.
Nach dem Krieg übernahm 1950 die Bundesrepublik Deutschland das Anwesen. Lediglich der Hoheitsadler und die Hakenkreuze waren entfernt worden. Pläne das Gebäude abzureißen wurden verworfen. 1964 fand eine Sanierung der Innenräume der statt. Erst nach der Wiedervereinigung wurden solche Pläne wieder diskutiert, man entschied sich aber für eine Sanierung, die 1995 durchgeführt wurde. Mittlerweile steht das Gebäude unter italienischem Denkmalschutz.
In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg zeigte man zur Biennale eher retrospektive Ausstellungen zur deutschen Kunst in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts, die von den Nationalsozialisten als "entartet" bezeichnet wurden. Erst ab 1964 konzentrierte man sich auf zeitgenössische Kunst und wenige oder einzelne Künstler, die eingens Werke für die Ausstellung schufen. Die Auseinandersetzung mit der Geschichte des Ortes war gerade in der 60er und 70er Jahren oftmals Gegenstand der ausgestellten Werke.
Von 1982 bis 1990 nahm die DDR mit eigenen Beiträgen im ehemaligen Pavillon der dekorativen Künste teil.
Der Träger des deutschen Pavillons ist die Bundesrepublik Deutschland, die auch Eigentümerin des Anwesens ist. Als Auftraggeber für die Vergabe des deutschen Beitrags ist das Auswärtige Amt zuständig. Es benennt einen Kurator, der für die Auswahl der Künstler und die Organisation verantwortlich ist.
[Bearbeiten] Teilnehmende Künstler
- 1964: Joseph Faßbender, Norbert Kricke
- 1966: Horst Antes, Günter Haese, Ferdinand Ris
- 1968: Horst Janssen, Richard Oelze
- 1970: Kaspar-Thomas Lenk, Heinz Mack, Georg Karl Pfahle, Günther Uecker
- 1972: Gerhard Richter
- 1976: Joseph Beuys, Jochen Gertz, Reiner Ruthenbeck
- 1978: Dieter Krieg, Ulrich Rückriem
- 1980: Georg Baselitz, Anselm Kiefer
- 1982: Hanne Darboven, Gotthard Graubner, Wolfgang Laib
- 1984: Lothar Baumgarten, A. R. Penck
- 1986: Sigmar Polke
- 1988: Felix Droese
- 1990: Bernd und Hilla Becher, Reinhard Mucha
- 1993: Hans Haacke
- 1995: Katharina Fritsch, Martin Honert, Thomas Ruff
- 1997: Gerhard Merz, Katharina Sieverding
- 1999: Rosemarie Trockel
- 2001: Gregor Schneider, Goldener Löwe
- 2003: Candida Höfer, Martin Kippenberger
- 2005: Thomas Scheibitz, Tino Sehgal
- 2007: Isa Genzken
[Bearbeiten] Architekturbiennale
[Bearbeiten] 9. Internationale Architektur Biennale Venedig, "Metamorph" (2004)
Die 9. Internationale Architektur Ausstellung "Metamorph" (2004) stand unter der Direktion von Kurt W. Forster und den beiden Assistant Directors Nanni Baltzer und Matteo Cainer. In verschiedene thematische Kapitel unterteilt zeigte die Biennale aktuelle Tendenzen und historische Bezüge. Das erste Mal war eine umfassende Fotosektion Teil der Architekturbiennale: "Morphing Lights, Floating Shadows", Kuratorin: Nanni Baltzer. Die drei Teile der Fotosektion zu den Themen Landschaft, Stadt und Atmosphäre waren in den Ausstellungsparcours integriert und bildeten so einen festen Bestandteil der Architekturshow. Ebenfalls das erste Mal wurde dem zweibändigen Katalog ein dritter Band beigefügt mit Essays internationaler Fachleute (Metamorph, 3bändig, ital. und engl., Hg. Nanni Baltzer und Kurt W. Forster).
[Bearbeiten] 10. Internationale Architektur Biennale Venedig (2006), Deutscher Beitrag
Die Ausstellung im Deutschen Pavillon mit dem Titel „CONVERTIBLE CITY – Formen der Verdichtung und Entgrenzung“ vom 10. September bis 19. November 2006 präsentiert rund 30 Projekte, die in ihrem Selbstverständnis den Anforderungen einer sich verändernden Gesellschaft und Kulturlandschaft durch Umnutzung, Wandel und Neubespielung gerecht werden. Der Deutsche Beitrag untersucht stimulierende Umgestaltungen in bestehenden stadträumlichen Situationen, welche die Dynamik und Kreativität des städtischen Lebens bereichern. Beispielhafte Projekte illustrieren die spannungsreiche Verdichtung und Verwandlung von Architektur und Stadtgefüge sowie die nachhaltige Nutzung der vorhandenen Potenziale des nach oben hin offenen Stadtrandes für neue Wohn- und Arbeitswelten. Mit der Schwerpunktsetzung der Ausstellung auf Transformation und Konversion im urbanen Umfeld wird auch ein sich innerhalb der Architektur vollziehender Wahrnehmungswandel aufgezeigt. Als Katalog zur Ausstellung erscheint eine Ausgabe der Architekturzeitschrift archplus. Mit einer Gastredaktion wenden die Generalkommissare bewusst das Prinzip der Konversion bereits existierender Strukturen auf die Publikation an.
[Bearbeiten] Literatur
- Christoph Becker, Annette Lagler: Biennale Venedig. Der deutsche Beitrag 1895-1995. Ostfildern 1995.
- Metamorph, Katalog 9. Internationale Ausstellung für Architektur, Venedig: Marsilio 2004, engl und ital Edition, 3bändig
- archplus 180 CONVERTIBLE CITY - Formen der Verdichtung und Entgrenzung/Modes of Densification and Dissolving Boundaries, Ausstellungskatalog des Deutschen Beitrages zur 10. Architekturbiennale Venedig 2006 in form einer Gastredaktion der Zeitschrift archplus durch die Generalkommissare Armand Grüntuch und Almut Ernst. Mitarbeit: Lukas Feireiss in Zusammenarbeit mit archplus (Nikolaus Kuhnert, Anh-Linh Ngo, Stephan Becker, Martin Luce), ISBN 3-931435-09-1, ISBN 978-3-931435-09-7, Berlin/Aachen, September 2006