Deutsche Marine
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Deutsche Marine ist die offizielle Bezeichnung der Seestreitkräfte der deutschen Bundeswehr seit 1990. Die Marine ist die kleinste Teilstreitkraft der Bundeswehr.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
(Hauptartikel: Geschichte der Deutschen Marine)
[Bearbeiten] Frühere deutsche Marinen
Deutschland hat in seiner Geschichte nur wenige Versuche unternommen, als Seemacht aufzutreten. Das bekannteste Vorhaben war der Aufbau der Hochseeflotte unter Kaiser Wilhelm II. vor dem Ersten Weltkrieg. Es gab jedoch eine Anzahl kleinerer Flotten, die zu verschiedenen Zeiten und auf unterschiedliche Art deutschen Seeinteressen gedient haben, und die heute kaum noch bekannt sind. Die Bezeichnungen für frühere deutsche Marinen lauten:
- Reichsflotte (1848 bis 1853)
- Marine des Norddeutschen Bundes (1866 bis 1871)
- Kaiserliche Marine (1871 bis 1918)
- Vorläufige Reichsmarine und Reichsmarine (1919 bis 1935)
- Kriegsmarine (1935 bis 1945)
- Bundesmarine (1955 bis 1990)
- Seestreitkräfte/Volksmarine ab 1960 (1956 bis 1990) (DDR)
- Deutsche Marine (ab 1990) als offizielle Bezeichnung
[Bearbeiten] Deutsche Marinen während des Ost-West-Konflikts
Die heutige Marine ist nach dem Zweiten Weltkrieg im Rahmen der Wiederbewaffnung Deutschlands als Teil der Bundeswehr entstanden. Bis 1990 war für sie die Bezeichnung Bundesmarine üblich, gleichwohl nie offiziell. Während des Ost-West-Konflikts hatte sie im Wesentlichen drei Aufgaben, die sie gemeinsam mit den NATO-Verbündeten und vor allem mit der dänischen Marine zu erfüllen hatte. Sie sollte die Ostseezugänge gegen die Besetzung durch den Warschauer Pakt schützen und dadurch die in der Ostsee befindlichen Seestreitkräfte des Warschauer Pakts einschließen. In der Nordsee und im Nordatlantik sollte sie alliierte Verstärkungstransporte nach Europa schützen.
Zugleich bestand in der DDR die Volksmarine als Teil der NVA. Die Volksmarine war in den Warschauer Pakt als Teil der Vereinigten Ostseeflotten eingebunden, ihr Operationsgebiet waren ebenfalls die Ostsee und die Ostseeausgänge. Sie hatte die Aufgaben, den Seeweg über die Ostsee für sowjetische Verstärkungen freizuhalten und sich an offensiven Operationen gegen die Küsten gegnerischer Staaten in der Ostsee zu beteiligen. Hinzu kam die umfangreiche Aufklärungstätigkeit gegenüber den NATO-Marinen in der Ostsee. Eine besondere Rolle kam der 6. Grenzbrigade-Küste (GBK) bei der Verhinderung von Republikflucht zu.
Die Deutsche Einheit im Jahr 1990 wurde nicht durch die Vereinigung zweier Staaten, sondern durch den Beitritt der fünf neuen Länder zur Bundesrepublik Deutschland vollzogen. Mit der DDR sind ihre Institutionen untergegangen, während die der Bundesrepublik fortbestehen. Das gilt auch für die Streitkräfte. Die Marine der Bundesrepublik Deutschland ist 1990 – wie die gesamte Bundeswehr – bruchlos fortgeführt worden. Die Führung der Marine hat jedoch entschieden, die bisherige, stets inoffizielle, Bezeichnung Bundesmarine nicht mehr zu verwenden, sondern fortan den Begriff Deutsche Marine in allen offiziellen Texten zu benutzen. Im allgemeinen Sprachgebrauch ist die Bezeichnung Bundesmarine noch immer anzutreffen.
[Bearbeiten] Entwicklung seit 1990
1990 hatte die Marine zunächst ihre bisherige Struktur im Wesentlichen beibehalten, war jedoch, wie die gesamte Bundeswehr, schrittweise verkleinert worden. Nur ein kleiner Teil des Personals und des Materials der Volksmarine wurde übernommen. Die Regelungen des 2+4-Vertrages erlaubten es bis Ende 1994 nicht, der NATO zuzuordnende Streitkräfte auf dem Territorium der vormaligen DDR zu stationieren. Deshalb wurden die Teile der ehemaligen Volksmarine, die zunächst noch weiterhin in Dienst gehalten werden sollten, in einem eigenen Marinekommando Ost mit Sitz in Rostock zusammengefasst, das zunächst dem Bundeswehrkommando Ost in Strausberg unterstand.
Ab 1995 konnte eine einheitliche Marinestruktur geschaffen und die im Beitrittsgebiet stationierten Kräfte der NATO assigniert werden. Das Marinekommando Ost wurde aufgelöst, stattdessen wurden einige neue Dienststellen im Beitrittsgebiet aufgestellt (Marineabschnittskommando Ost, Marinetechnikschule), andere wurden von Westen dorthin verlagert (Schnellbootflottille, Marineamt).
Erst mit der 2000 von Verteidigungsminister Rudolf Scharping eingeleiteten Bundeswehrreform begann sich die Organisation der Marine grundsätzlich zu verändern. Inzwischen ist an die Stelle der bisher üblichen stufenweisen Bundeswehrreformen ein kontinuierlicher Prozess getreten, der mit dem Begriff Transformation beschrieben wird.
Die Anzahl kleinerer, vor 1990 speziell für die Ostseekriegführung vorgesehener Schiffe und Boote wird weiter reduziert. Dafür wird eine kleinere Zahl größerer Fahrzeuge verschiedener Typen beschafft. Gleichzeitig wird die Anzahl der Marinesoldaten auf etwa 25.000 verringert. Im Verhältnis zu den anderen Teilstreitkräften ist der Anteil der Marinesoldaten in der Bundeswehr allerdings gewachsen von etwa 7,7% vor 1990 auf künftig etwa 10%.
[Bearbeiten] Aufgaben der Marine
Die Marine leistet einen Beitrag zu deren Aufgaben, wie sie in den jeweils gültigen Verteidigungspolitischen Richtlinien des Bundesministers der Verteidigung festgelegt sind.
Seit 1990 haben sich die Aufgaben der Bundeswehr immer mehr weg von der Landesverteidigung hin zu friedensunterstützenden Einsätzen am Rande und außerhalb Europas gewandelt (siehe unten). Ihr heutiger Auftrag leitet sich aus der Konzeption der Bundeswehr [1] ab:
- Internationale Konfliktverhütung und Krisenbewältigung, einschließlich des Kampfes gegen den internationalen Terrorismus,
- Unterstützung von Bündnispartnern,
- Schutz Deutschlands und seiner Bürgerinnen und Bürger,
- Rettung und Evakuierung,
- Partnerschaft und Kooperation,
- Hilfeleistungen (Amtshilfe, Naturkatastrophen, besonders schwere Unglücksfälle).
Der Inspekteur der Marine hat in seinen Jährlichen Weisungen 2006 [2] und 2007 [3] festgelegt, wie diese Aufträge in der Marine umgesetzt werden.
Danach soll die Marine im Rahmen von Auslandseinsätzen mit Schwerpunkt an streitkräftegemeinsamen Operationen teilnehmen. Sie soll mit ihren Mitteln von See aus andere Streitkräfte unterstützen, so dass die Hohe See als Basis für militärische Operationen genutzt werden kann. So können zum Beispiel die neuen Luftverteidigungsfregatten der Sachsen-Klasse auch in Küstennähe eingesetzte Landverbände gegen Luftangriffe schützen.
Außerdem soll die Marine im Rahmen der Aufgabe "Schutz Deutschlands und seiner Bürgerinnen und Bürger" die Seewege gegen asymmetrische Bedrohungen schützen und so zur Sicherheit des deutschen Seehandels beitragen.
Als Beitrag zu der Aufgabe „Hilfeleistungen“ beteiligt sich die Marine am SAR-Dienst im deutschen Küstenbereich.
[Bearbeiten] Organisation und Führung
An der Spitze der Marine steht der Inspekteur der Marine im Bundesministerium der Verteidigung. Als truppendienstlicher Vorgesetzter seiner Teilstreitkraft untersteht er direkt dem Bundesminister der Verteidigung. Der Inspekteur wird unterstützt durch den Führungsstab der Marine, eine Abteilung des Ministeriums in Bonn. Die Teilstreitkraft Marine besteht aus zwei Kommandobereichen, der Flotte und dem Marineamt.
Wie vor 1990 bleibt die Marine in die NATO-Kommandostruktur eingebunden, die sich ihrerseits den Veränderungen nach Ende des Ost-West-Konflikts angepasst hat. Schiffe und Boote beteiligen sich an den ständigen Einsatzverbänden der NATO, die im Wechsel mit anderen Nationen auch von deutschen Marineoffizieren geführt werden.
[Bearbeiten] Die Flotte
Die Flotte der Deutschen Marine wird vom Befehlshaber der Flotte im Flottenkommando in Glücksburg operativ und administrativ geführt. Für die Führung von seegehenden Verbänden wird beim Flottenkommando ein Einsatzstab eingerichtet, der zur Unterstützung eines Verbandsführers eingeschifft werden kann. Größere Einsätze werden seit 2002 durch das Einsatzführungskommando in Potsdam geführt. Zur Flotte gehören die Schiffe und Flugzeuge der Marine und sonstige Einsatzkräfte.
Die Flotte gliedert sich in zwei Einsatzflottillen und zwei Marinefliegergeschwader. Die Einsatzflottille 1 in Kiel mit einem Einsatzstab, umfasst alle Schnellboote, Minenabwehrfahrzeuge, U-Boote, Spezialisierte Einsatzkräfte und Marineschutzkräfte. Zur Einsatzflottille 2 in Wilhelmshaven mit ebenfalls einem Einsatzstab gehören die Fregatten und die größeren Versorgungsschiffe. Aus den Einsatzflottillen werden lageabhängig Einsatzverbände für Eingreif- und Stabilisierungsoperationen zusammengestellt.
Organisation der Flotte |
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[Bearbeiten] Schiffe und Boote
- 15 Fregatten
- 5 Korvetten (im Bau)
- 10 Schnellboote
- 12 U-Boote
- 21 Minenabwehrfahrzeuge
- 5 Hohlstablenkboote ENSDORF-Klasse (352)
- 5 Minenjagdboote KULMBACH-Klasse (333)
- 10 Minenjagdboote FRANKENTHAL-Klasse (332)
- Minentaucherboot MÜHLHAUSEN
- Hilfsschiffe
- 2 Einsatzgruppenversorger BERLIN-Klasse (702)
- 2 Betriebsstofftransporter WALCHENSEE-Klasse (703)
- 2 Betriebsstofftransporter RHÖN-Klasse (704)
- 1 Versorger/Munitionstransporter WESTERWALD-Klasse (760 A)
- 5 Tender ELBE-Klasse (404)
- 1 U-Boot-Versorger ELBE-Klasse (404)
- 2 Ölauffangschiffe BOTTSAND-Klasse (738)
- 2 Seeschlepper WANGEROOGE-Klasse (722B)
- 1 Bergungsschlepper FEHMARN-Klasse (720)
- 2 Mehrzwecklandungsboote BARBE-Klasse (520)
- 3 Flottendienstboote OSTE-Klasse (423)
- 1 Forschungsschiff ALLIANCE-Klasse (753)
- 1 Forschungsschiff PLANET-Klasse (751)
- 19 Flugzeuge
- Seefernaufklärungsflugzeuge BRÉGUET ATLANTIC BR 1150
- Seefernaufklärungsflugzeuge P3-C ORION (im Zulauf)
- Ölaufklärungsflugzeuge Dornier Do 228
- 43 Hubschrauber
[Bearbeiten] Landeinheiten
Zur Flotte gehören auch einige Landeinheiten, darunter
- die Marinefliegergeschwader 3 und 5 in Nordholz und Kiel mit SAR-Abstützpunkten auf Helgoland und in Rostock-Warnemünde. Die Marinefliegergeschwader sollen bis etwa 2010 zu einem Geschwader in Nordholz zusammengefasst werden.
- die Spezialisierten Einsatzkräfte Marine (SEK/M) in Eckernförde
- die Marineschutzkräfte in Eckernförde
- das Schifffahrtsmedizinische Institut der Marine, Kiel
Siehe auch: Liste von Luftfahrzeugen der Bundeswehr
[Bearbeiten] Das Marineamt
Das Marineamt in Rostock ist für die Ausbildung und die Logistik der Marine verantwortlich. Eine eigene Abteilung Weiterentwicklung Marine (WEM) bearbeitet die Marineaspekte des Transformationsprozesses der Bundeswehr. Dem Marineamt unterstehen Schulen, Stützpunkte und Ämter.
Derzeitige Struktur | Zielstruktur |
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folgt |
Schulen der Marine:
- Marineschule Mürwik (MSM), Flensburg
- Segelschulschiff Gorch Fock, Kiel (der MSM unterstellt)
- Marineunteroffizierschule, Plön
- Marinetechnikschule, Parow bei Stralsund
- Ausbildungszentrum Schiffssicherung, Neustadt in Holstein (truppendienstlich unterstellt)
- Marineoperationsschule, Bremerhaven
- Marineversorgungsschule, List auf Sylt (wird geschlossen)
Marinestützpunkte:
- Fregatten, Trossschiffe
- Unterseeboote, Flottendienstboote, Trossschiffe, Spezialisierte Einsatzkräfte Marine, Marineschutzkräfte
- Trossschiffe, Minenabwehreinheiten, Segelschulschiff Gorch Fock
- Schnellboote, Trossschiffe
Die Marinestützpunktkommandos Eckernförde, Kiel und Warnemünde unterstehen seit Mitte 2006 truppendienstlich dem Marinestützpunktkommando Wilhelmshaven.
Die wichtigsten, dem Marineamt nachgeordneten Fachkommandos sind:
- Kommando für Truppenversuche der Marine, Eckernförde
- Kommando Marineführungssysteme, Wilhelmshaven
Das Marinearsenal mit Betrieben in Wilhelmshaven und Kiel untersteht nicht der Marine sondern dem Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung BWB.
Sendeanlagen
[Bearbeiten] Personal
Von den derzeit 26.000 Marinesoldaten dienen etwa 20.000 in der Marine selbst, die anderen in den übrigen Teilen der Bundeswehr, vor allem in der Streitkräftebasis, dem Zentralen Sanitätsdienst und im Ministerium. Etwa 6.000 Soldaten dienen auf seegehenden Einheiten. In der Marine gibt es neben Berufs- und Zeitsoldaten auch Wehrpflichtige, diese allerdings in sehr viel kleinerer Zahl als in anderen Bereichen der Bundeswehr.
Außer den Soldaten arbeiten in der Marine über 2.500 zivile Mitarbeiter. Einige Hilfsschiffe der Marine sind zivil besetzt, darunter auch die Flottentanker.
Die Pflege von Tradition und Brauchtum der Marine vermitteln den Angehörigen ein besonderes Zugehörigkeitsgefühl zu ihrer Teilstreitkraft.
Wichtigste Vereinigungen von Marineangehörigen und Ehemaligen sind
[Bearbeiten] Rüstungsvorhaben
In den vorangegangenen Haushaltsverhandlungen wurde vereinbart, dass die Deutsche Marine im Verlauf der Neuausrichtung der Streitkräfte folgende Rüstungsvorhaben realisiert:
- 5 (+5) Korvetten der BRAUNSCHWEIG-Klasse 130
- 2 U-Boote der Klasse 212A
- 1 Einsatzgruppenversorger BERLIN-Klasse 702
- 30 (+8) Marinehubschrauber vom Typ MH-90
- 4 Fregatten der Klasse 125
Mit der Realisierung der geplanten Material- und Ausrüstungsvorhaben wird sich die Deutsche Marine weiter – gemäß den sicherheitspolitischen Anforderungen und politischen sowie militärischen Vorgaben – entwickeln.
[Bearbeiten] Einsätze der Marine seit 1990
Bereits im Ersten Golfkrieg 1987 operierte die Bundesmarine regelmäßig im Mittelmeer, um die Verbündeten in dieser sicherheitspolitisch wichtiger werdenden Region zu unterstützen. Unmittelbar nach der Wiedervereinigung begann in Deutschland eine intensive Debatte über den Einsatz der Bundeswehr außerhalb des NATO-Vertragsgebiets ("out-of-area-Debatte"). Sie wurde beflügelt durch den Einsatz deutscher Streitkräfte während des Golfkonflikts, der der irakischen Besetzung Kuwaits am 2. August 1990 folgte. An diesen Operationen war die Marine mit erheblichen Kräften beteiligt (s.u.).
Die rechtlichen Fragen der bewaffneten Auslandseinsätze wurden durch ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 12. Juli 1994 weitgehend geklärt, die out-of-area-Debatte damit beendet. Es fehlt allerdings weiterhin eine Regelung für den Einsatz der Marine zur Bekämpfung der Proliferation von Massenvernichtungsmitteln, des Drogenhandels, des Menschenhandels und der Piraterie auf der Hohen See. An entsprechenden Operationen verbündeter Staaten kann sich die deutsche Marine auf Grund der innerstaatlichen Rechtslage nur mit Einschränkungen beteiligen.
Mit bewaffneten Einsätzen im Sinne des Urteils des Bundesverfassungsgerichts wurde die Marine hingegen von Beginn an beauftragt. Im Rahmen der ständigen Einsatzverbände der NATO nimmt die Marine darüber hinaus in wichtigen Seegebieten Überwachungs- und Präsenzaufgaben war, die nicht unter den formalen Begriff des bewaffneten Einsatzes fallen. Außerdem sind an fast allen anderen Einsätzen der Bundeswehr Marinesoldaten beteiligt, die im Zentralen Sanitätsdienst der Bundeswehr und der Streitkräftebasis dienen oder von der Marine für Sonderaufgaben abgestellt sind.
Die Einsätze haben die Marine, wie andere Teile der Bundeswehr auch, mit vielen neuen Herausforderungen konfrontiert. Das liegt unter anderem daran, dass die vorhandenen Schiffe für die Aufgaben des Kalten Krieges konzipiert waren. Die neuen Aufgaben verlangten neue Ausrüstung (z. B. kleinkalibrige Maschinenwaffen auf Fregatten) und neue Verfahren. Das heiße Klima am Horn von Afrika führte auch zu technischen Problemen, z. B. bei der Kühlung der Wohnräume und der Schiffsdiesel. Insofern sind die Einsätze auch mit hohen physischen Belastungen für die Besatzungen verbunden. Zu den neuen Verfahren gehörte auch, kleine Fahrzeuge, in diesem Falle Schnellboote, nicht auf eigenem Kiel sondern an Bord eines Dockschiffs in das Einsatzgebiet zu transportieren, um das Material zu schonen. Die Einsatzerfahrungen fließen in die Entwürfe für neue Schiffe ein.
Vor Beginn des Libanon-Einsatzes hatte die Marine routinemäßig drei Fregatten, zwei Minenabwehrfahrzeuge, ein U-Boot, ein oder zwei Hilfsschiffe und Teile der Marineflieger mit etwa 1.000 Soldaten in Einsätzen einschließlich der Beteiligung an den Standing NATO Maritime Groups/NRF. Mit dem Libanoneinsatz ist die Zahl des beteiligten Personals auf etwa 1.700 gestiegen.
[Bearbeiten] Einsätze im Zusammenhang mit dem Golfkrieg 1990-1991
Nach der Besetzung Kuwaits durch den Irak am 2. August 1990 wurden Kräfte der Bundeswehr zur Verstärkung der Südflanke der NATO ins Mittelmeer und in die Türkei verlegt. Die Marine beteiligte sich daran mit einem Minenabwehrverband (Operation Südflanke), mit Zerstörern, Fregatten, Hilfsschiffen und einigen Flugzeugen. Zeitweise befanden sich bis zu 20 Schiffe und Boote im Mittelmeer. Nach Ende der Kampfhandlungen im Frühjahr 1991 beteiligte sich der Minenabwehrverband an der Minenräumung im Persischen Golf, was als der erste out-of-area-Einsatz der Bundeswehr gilt.
[Bearbeiten] Einsätze in der Adria seit 1992
Nach Ausbruch der ersten bewaffneten Auseinandersetzungen im ehemaligen Jugoslawien infolge der Unabhängigkeitserklärung Sloweniens und Kroatiens vom 25. Juni 1991 und des nachfolgenden 10-Tage-Kriegs in Slowenien begann die NATO 1992 mit Überwachungsoperationen in der Adria. Daran waren auch Schiffe und Flugzeuge der deutschen Marine beteiligt. Das erste Schiff der Deutschen Marine in der Adria war der Zerstörer "Bayern". Auf Grundlage verschiedener Resolutionen der Vereinten Nationen wurde aus der Überwachungsoperation der Embargoeinsatz Operation Sharp Guard. Die deutsche Beteiligung daran war einer der Gegenstände des erwähnten Verfahrens vor dem Bundesverfassungsgericht. Erst nach dessen Abschluss 1994 konnte sich die deutsche Marine in vollem Umfang an den Adriaoperationen beteiligen. Die Operation diente einerseits dazu, Waffenlieferungen in das gesamte ehemalige Jugoslawien zu unterbinden, andererseits sollte ein Handelsembargo gegen Rest-Jugoslawien durchgesetzt werden, um es zu einer friedlichen Konfliktbewältigung in Bosnien und Herzegowina zu zwingen.
Auch nach Abschluss der Operation SHARP GUARD 1996 blieb die Marine – meist als Teil von NATO-Verbänden – mit Schiffen und Flugzeugen in der Adria präsent. So beteiligte sie sich im März 1997 an der deutschen Operation Libelle zur Evakuierung deutscher Bürger aus Albanien. Auch während des Kosovokrieges dauerten die Schiffspatrouillen in der Adria an, und nach Abschluss des Konflikts 1999 beteiligte sich die deutsche Marine an der Beseitigung von in der Adria versenkter Munition.
[Bearbeiten] Somalia 1994
Im Dezember 1993 beschloss das Bundeskabinett, den seit Juli laufenden Unterstützungseinsatz des deutschen Heeres in Somalia bis Ende März 1994 zu beenden. Wegen der sich rapide verschlechternden Sicherheitslage wurde darauf verzichtet, das Heereskontingent per Lufttransport zurück zu führen. Die Marine evakuierte bis Februar 1994 die etwa 1.700 Soldaten mit Fregatten und Versorgungsschiffen in mehreren Transporten von Mogadischu nach Mombasa und Dschibuti.
[Bearbeiten] Kampf gegen den Internationalen Terrorismus seit 2001
Seit 2001 ist die Bundeswehr auch im Rahmen des Kampfes gegen den internationalen Terrorismus eingesetzt. Ein Marinekontingent überwacht seit Anfang 2002 von Stützpunkten auf Dschibuti das Seegebiet am Horn von Afrika als Teil der internationalen Operation Enduring Freedom. In der Anfangsphase waren daran drei Fregatten, fünf Schnellboote, mehrere Hilfsschiffe, Seefernaufklärer und Hubschrauber mit etwa 1.500 Soldaten beteiligt. Das war der bisher größte Einsatz der Marine seit 1990. Inzwischen ist der Umfang erheblich reduziert worden. Das Marinekontingent besteht aus einer Fregatte, zeitweilig einem Versorgungsschiff und einer kleinen Basis in Dschibuti.
Außerdem ist die Marine bereits seit Ende 2001 an der NATO-Operation Active Endeavour im Mittelmeer beteiligt.
[Bearbeiten] Libanon seit 2006
Seit Oktober 2006 nimmt die Marine an der Überwachung der Küste des Libanons im Rahmen der UN Mission UNIFIL teil. Der damit beauftragte Verband aus zwei Fregatten, vier Schnellbooten und zwei Hilfsschiffen hat im September 2006 seine Häfen verlassen und soll vorläufig bis Ende August 2007 im Einsatz bleiben. Er ist der Kern der Marinekomponente von UNIFIL und wird von einem deutschen Admiral geführt.
[Bearbeiten] Verweise
[Bearbeiten] Weblinks
- Offizieller Internetauftritt der Deutschen Marine
- Marine-Offizier-Vereinigung
- Deutscher Marinebund
- Marineforum (private Homepage)
- Deutsches Marinemuseum
- Deutsches Maritimes Kompetenz Netz
[Bearbeiten] Wikilinks
- Marine
- Geschichte der Deutschen Marine mit einem Überblick über die deutsche Marinegeschichte seit der Hansezeit und eigenen Kapiteln über Tradition und Brauchtum der Marine und Marinemuseen, Gedenk- und Erinnerungsstätten.
- Deutsche Kriegsschiffe seit 1945
- Deutsche U-Boote nach 1945
- Minentaucher
- Kampfschwimmer
[Bearbeiten] Einzelnachweise
Militärische Organisationsbereiche: Streitkräftebasis | Zentraler Sanitätsdienst
Zivile Organisationsbereiche: Territoriale Wehrverwaltung | Rüstungsbereich | Rechtspflege | Militärseelsorge