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Saterland

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Wappen Deutschlandkarte
Wappen von Saterland
Saterland
Deutschlandkarte, Position von Saterland hervorgehoben
Basisdaten
Bundesland: Niedersachsen
Landkreis: Cloppenburg
Koordinaten: Koordinaten: 53° 2′ N, 7° 43′ O53° 2′ N, 7° 43′ O
Höhe: 5 m ü. NN
Fläche: 123,62 km²
Einwohner: 12.896 (30. Juni 2005)
Bevölkerungsdichte: 104 Einwohner je km²
Postleitzahl: 26683
Vorwahlen: 0 44 92 (Scharrel, Sedelsberg) 0 44 98 (Ramsloh, Strücklingen)
Kfz-Kennzeichen: CLP
Gemeindeschlüssel: 03 4 53 013
Gemeindegliederung: 4 Ortsteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Hauptstraße 507
26683 Saterland
Webpräsenz:
Bürgermeister: Hubert Frye (CDU)

Das Saterland (saterfriesisch: Seelterlound) ist eine Gemeinde im Landkreis Cloppenburg, Niedersachsen. Hier lebt die kleinste anerkannte Sprachminderheit Deutschlands, die Saterfriesen.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geografie

[Bearbeiten] Geografische Lage

Das Saterland liegt im Nordwesten des Oldenburger Münsterlandes, im Dreieck Leer, Cloppenburg, Oldenburg. Im Süden wird das Saterland vom Küstenkanal begrenzt. Im Norden und Westen schließt es an die historische Landschaft Ostfriesland an. Das Saterland wird von der Sagter Ems von Süd nach Nord durchflossen.

[Bearbeiten] Nachbargemeinden

Die Nachbargemeinden des Saterlandes im Uhrzeigersinn:

[Bearbeiten] Gemeindegliederung

Zweisprachiges Ortsschild der Saterländer Ortschaft Scharrel
Zweisprachiges Ortsschild der Saterländer Ortschaft Scharrel

Vier bis dahin selbstständige Gemeinden wurden bei der Gebietsreform 1974 zur Großgemeinde Saterland zusammengefasst (in Klammern die saterfriesische Bezeichnung, welche sich auch auf den Ortsschildern findet):

  1. Strücklingen (Strukelje) mit den Ortschaften Strücklingen-Ort, Bollingen I, Bollingen II, Utende, Wittensand und Bokelesch. Im Juni 2006 hatte Strücklingen 3296 Einwohner,
  2. Ramsloh (Roomelse) mit den Ortschaften Ramsloh-Ort, Ramsloh-Nord, Ramsloh-Ost, Hoheberg, Raake, Hollen, Hollen-Brand und Hollenermoor. Im Juni 2006 hatte Ramsloh 4582 Einwohner. Ramsloh ist heute Sitz der Gemeindeverwaltung des Saterlandes.
  3. Sedelsberg (Seedelsbierich) mit den Ortschaften Sedelsberg-Ort, Kolonie, Hüllen I, Hüllen II, Fermesand und Heselberg. Im Juni 2006 hatte Sedelsberg 2947 Einwohner. Sedelsberg gehört sprachgeschichtlich nicht zum Saterland und war bis zur Gebietsreform Ortsteil von Scharrel.
  4. Scharrel (Schäddel) mit den Ortschaften Scharrel-Ort, Bätholt, Langhorst, Neuwall und Heselberg. Im Juni 2006 hatte Scharrel 2478 Einwohner.

[Bearbeiten] Geschichte

Der alte Scharreler Bahnhof, heute das Saterfriesische Kulturzentrum.
Der alte Scharreler Bahnhof, heute das Saterfriesische Kulturzentrum.

Das Saterland liegt auf einer 15 Kilometer langen und ein bis vier Kilometer breiten Sandinsel inmitten von Mooren. Dadurch war es lange Zeit sehr isoliert und bis ins 19. Jahrhundert hinein nur per Schiff über die Sagter Ems zu erreichen. Zwischen 1100 und 1400 wurde die Tecklenburger Grafschaft Sögel, die das heutige Saterland und Teile des Hümmlings umfasste, von Friesen aus dem heutigen Ostfriesland besiedelt. Ob zuvor bereits einige wenige Siedler westfälischen Ursprungs in dem Gebiet lebten, ist umstritten. Von der Grafschaft Sögel (Comitia Sygeltra) hat das Saterland ("Sagelter Land") auch seinen Namen.

Aufgrund der Isolation hat sich die eigene Sprache des Saterlandes entwickelt bzw. erhalten. Die Saterfriesische Sprache ist ein Dialekt der Friesischen Sprache, die ansonsten im östlichen Friesland schon seit Jahrhunderten ausgestorben ist.

Das Saterland verfügte im Mittelalter über eine eigene Verfassung und eine eigene Gerichtsbarkeit. Eine schriftliche Landgerichtsordnung ist beispielsweise aus dem Jahr 1587 erhalten geblieben, die ihren Ursprung oder Vorgänger aber deutlich älter waren.

Altes Siegel des Saterlandes um 1400 mit Wappen
Altes Siegel des Saterlandes um 1400 mit Wappen

Möglich wurde dies durch Karl den Großen, der den Friesen der Legende nach einige Privilegien zusicherte (siehe: Friesische Freiheit). Das Saterland wurde zu den symbolischen Sieben Seelanden gezählt und hatte eine den anderen friesischen Landesgemeinden ähnliche nahezu demokratische Verwaltung: Einmal im Jahr wurde der Zwölferrat gewählt, der dann Verwaltung und Rechtsprechung leitete.

Da die Landnahme der Friesen im Saterland erst spät erfolgte, war das Gebiet nicht herrschaftsfrei. Zuerst waren die Grafen von Tecklenburg die Landesherren, später das Niederstift Münster, dann der Fürstbischof von Münster. Das Saterland verfügte trotzdem über weitgehende Freiheiten und war somit auch unter fremder Oberhoheit ein sehr unabhängiges Gebiet. Die Friesen wussten ihre angestammten Freiheitsrechte sehr lange zu bewahren. Auch hier tat die isolierte Lage ihr Übriges.

1803 wurde das Saterland im Zuge der Säkularisierung des Bistums Münster dem Herzogtum Oldenburg zugeschlagen. Wenig später gab es unter Napoleon ein kurzes französisches Intermezzo. Im Jahr 1934 wurde erstmals eine Gemeinde Saterland eingerichtet, zu der allerdings neben Ramsloh und Scharrel auch das heute zu Friesoythe zählende Neuscharrel gehörte. Am 1. März 1974 schließlich wurde im Zuge der kommunalen Gebietsreform die Gemeinde Saterland in ihrer heutigen Form geschaffen.

Die bis zur Gebietsreform 1974 drei selbstständigen Gemeinden waren Strücklingen, Ramsloh und Scharrel. Das Koloniegebiet Sedelsberg war Ortsteil von Scharrel und gehörte von der Sprache her nicht zum Saterland.

Bei der Zusammenlegung der drei Hauptgemeinden ging es um die Verteilung der Schwerpunkte, Strücklingen sollte Geschäftsschwerpunkt werden, Ramsloh erhielt die Real- und Hauptschule mit Orientierungsstufe und in Scharrel blieb die Gemeindeverwaltung. Heute hat sich das ganze etwas gedreht, Strücklingen und Scharrel haben alle wichtigen Institutionen an Ramsloh abgegeben.

Das Ortsbild der Dörfer hat sich im Laufe der Zeit verändert. Im Jahr 1821 wütete zum Beispiel in Scharrel ein Großbrand und zerstörte 27 Häuser, von denen nur 12 wieder aufgebaut werden durften. Im April 1945 wurden 17 Häuser durch Bomben vernichtet, von denen nur wenige am alten Standort wieder errichtet wurden.

Durch die größte Flurbereinigung Deutschlands (12500 ha) und Aussiedlung der landwirtschaftlichen Gehöfte aus dem Ortskern wurde es möglich, die frei gewordenen Grundstücke zur Verbesserung der Infrastruktur zu nutzen. Die aus dem Ortskern ausgesiedelten Gehöfte erhielten in den Bauernschaften einen neue Standorte. Das bis etwa 1945 vorhandene Dorfbild ist heute kaum noch vorzufinden. In den letzten Jahrzehnten sind zudem neue Wohnsiedlungen entstanden.

[Bearbeiten] Politik

[Bearbeiten] Gemeinderat

Sitzverteilung 2006
Sitzverteilung 2006

Bei den letzten Wahlen zum Gemeinderat kam es zu folgenden Ergebnissen:

Partei 10. Sept. 2006 2001
CDU 70,7 % 10.334 19 Sitze 24 Sitze
SPD 12,6 % 1.847 3 Sitze 5 Sitze
UWG Saterl. 16,7 % 2.444 4 Sitze 2 Sitze
Wahlbeteiligung 5.135 von 9.815
52,3 %

[Bearbeiten] Bürgermeister

  • Bürgermeister: Hubert Frye(CDU)
  • 1. stellv. Bürgermeisterin: Marianne Fugel
  • 2. stellv. Bürgermeister: Leonhard Rosenbaum
  • 1. Gemeinderat: Wilhelm Hellmann

[Bearbeiten] Wappen

Das Wappen zeigt Karl den Großen ("carolus magnus"), der den Friesen der Legende nach ihre weitreichenden Freiheitsrechte zugesichert hatte. Es zeigt ihn in Rot auf einem goldenen Thronsessel als sitzende, jugendlich gelockte Königsfigur in blauem Gewand mit goldenem Saum, goldenem Überwurf und goldenen Schuhen, in der linken Hand ein goldenes Zepter, in der erhobenen Rechten ein goldener Reichsapfel. An den Thron gelehnt ist der Reichsschild, ein schwarzer Doppeladler in Gold.

[Bearbeiten] Städtepartnerschaften

Środa Śląska (dt. Neumarkt in Schlesien), Polen

[Bearbeiten] Kultur und Sehenswürdigkeiten

[Bearbeiten] Bauwerke

Der alte Bahnhof in Scharrel wurde zum saterfriesischen Kulturzentrum umgestaltet und beherbergt ein Archiv und eine Außenstelle eines Radiosenders Ems-Vechte-Welle. Der Bahnhof ist Haltestelle der Museumseisenbahn. Ebenfalls in Scharrel befindet sich eine Galerieholländerwindmühle von 1870 mit einem Heimatmuseum und Wagenremise. Im Ort befinden sich zudem verschiedene Baudenkmäler. Weiterhin gibt es das Naturdenkmal Langhorster Esch und die größte Saatkrähenkolonie Deutschlands.

Der Sender DHO38 in Ramsloh
Der Sender DHO38 in Ramsloh

Im Saterland befindet sich auch der Sender DHO38 der Deutschen Marine. Die Marinefunkstelle ist das höchste, allerdings nur für Soldaten, begehbare Bauwerk Westeuropas. Die acht 354 Meter hohen rot-weißen Masten sind bis zu einer Entfernung von mehr als 20 Kilometern zu sehen. Die besondere Leitfähigkeit des feuchten Moorbodens spielte bei der Standortwahl eine wichtige Rolle. Die Marinefunkstelle blieb lange Zeit aus militärischen Gründen ein weißer Fleck auf der Karte. Waren die Saterländer noch froh, dass sie 1973 einen an gleicher Stelle geplanten Bombenabwurfplatz verhindert hatten, sorgt sie nun, das Bauwerk könne eine deutliche Strahlenbelastung haben.

[Bearbeiten] Sport und Freizeit

Das Freizeitangebot im Saterland ist reichhaltig. Verschiedenste Sportarten können in 27 Vereinen ausgeübt werden. Es gibt 13 Sportplätze, drei Tennisanlagen und zwei Tennishallen, vier Sporthallen und drei Reithallen. Dazu kommen eine Skaterbahn und eine Indoor- und Outdoor Kartbahn, welche im Ortsteil Ramsloh angesiedelt ist. Schwimmsport- und Bademöglichkeiten gibt es im Ramsloher Freizeitbad sowie im "Hollener See".

[Bearbeiten] Vereine

Im Saterland herrscht ein reges Vereinsleben. Allein 27 Sport- und Schützenvereine finden sich in der Gemeinde. Dazu kommen zahlreiche soziale und kulturelle Gruppen, wie etwa der Heimatverein "Seelter Buund", der sich um Belange und Kultur der Saterfriesen kümmert.

[Bearbeiten] Regelmäßige Veranstaltungen

  • Karneval mit Umzug in Ramsloh
  • Schützenfeste in Strücklingen, Bollingen, Hollen, Scharrel und Sedelsberg
  • Krammarkt in Ramsloh
  • Weihnachtsmärkte in Strücklingen, Ramsloh, Scharrel und Sedelsberg

[Bearbeiten] Kirchen, Freikirchen, Religionsgemeinschaften

Da das Saterland bis zum Jahre 1803 auch politisch zum Bistum Münster gehörte, ist es katholisch geprägt. Die Saterfriesen gehören zu den wenigen Friesen, die traditionell der römischen Kirche angehören. Während der Reformation wurden die Saterfriesen zwar lutherisch, nach dem westfälischen Frieden wurden sie jedoch rekatholisiert. Heute gibt es allerdings wieder eine lutherische und auch eine freikirchliche Gemeinde im Saterland. Unmittelbar westlich des Saterlandes befindet sich eine recht stark ausgeprägte Konfessionsgrenze zum protestantischen Ostfriesland.

[Bearbeiten] Römisch-katholische Kirchengemeinden

  • Kath. Pfarramt St. Georg, Strücklingen
  • Kaplanei St. Antonius, Bokelesch
  • Kath. Pfarramt St. Jakobus, Ramsloh
  • Kath. Pfarramt St. Peter und Paul, Scharrel
  • Kath. Pfarramt St. Petrus Canisius, Sedelsberg

[Bearbeiten] Evangelische Kirchengemeinden

  • Ev.-luth. Pastorei, Sedelsberg

Ein Teil Strücklingens ist der lutherischen Christuskirchengemeinde in Elisabethfehn zugeordnet.

[Bearbeiten] Freikirchen

  • Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde, Sedelsberg

[Bearbeiten] Wirtschaft und Infrastruktur

[Bearbeiten] Verkehr

Durch die Bundesstraßen 72, 401 und 438 ist es an das bundesweite Straßennetz angeschlossen. Durch das Saterland führt die Eisenbahnstrecke Westerstede/Ocholt - Sedelsberg der Emsländischen Eisenbahn. Auf ihr wird bereits seit langer Zeit nur noch Güterverkehr betrieben, außerdem verkehren hier Museumszüge.

Auf dem südlich angrenzenden Küstenkanal wird Binnenschifffahrt zwischen der Ems und der Hunte betrieben. Am Küstenkanal wird derzeit der so genannte c-Port errichtet, ein Industriepark und Hafen für die Region Oldenburger Münsterland.

[Bearbeiten] Bildung

Das Saterland verfügt über vier Grundschulen in Strücklingen, Ramsloh, Scharrel und Sedelsberg. Ein Schulzentrum mit Hauptschule und Realschule und befindet sich im Ortsteil Ramsloh. Das nächste Gymnasium ist das Albertus-Magnus-Gymnasium im etwa 20km entfernten Friesoythe. Seit dem Schuljahr 2004/2005 hat dieses Gymnasium jedoch eine Außenstelle im Schulzentrum Saterland errichtet.

[Bearbeiten] Literatur

  • Das Saterland - Ein Streifzug durch die Geschichte, ISBN 3980172805
  • Schrifttum über das Saterland, Autor: Hans Mahrenholtz, ISBN B0000BL91A
  • Das Saterland und das Saterländische, Autor: Dieter Stellmacher, Verlag: Florian Isensee GmbH, ISBN 3895985678
  • Reise durch Osnabrück und Niedermünster in das Saterland, Ostfriesland und Gröningen, Autor: J G Hoche, Verlag: Theodor Schuster, ISBN 3796301371
  • Spurensuche im Saterland: Ein Lesebuch zur Geschichte einer Gemeinde friesischen Ursprungs im Oldenburger Land, Autorin: Hanne Klöver, Verlag: SKN Druck & Verlag GmbH & Co., ISBN 3928327321

[Bearbeiten] Weblinks


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