Geschichte des Kreises Aachen
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Der Artikel behandelt die Geschichte des Gebiets des heutigen Kreises Aachen und seines Vorgängers, des Landkreises Aachen.
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[Bearbeiten] Steinzeit, Kelten und Römer
Wichtige prähistorische Funde wurden im Kreisgebiet, etwa im Korkus bei Eschweiler-Volkenrath, in Simmerath-Strauch und in Monschau-Kalterherberg, entdeckt. Primitive Faustkeile und Steingeräte zeugen davon, dass dieser Landstrich schon in der Altsteinzeit, also vor mehr als 500.000 Jahren v. Chr., von Jägern und Fischern bewohnt war. Später zogen nomadisierende Völkerschaften durch. Zuerst siedelten hier Kelten, dann eroberten die Römer kurz vor der Zeitenwende das Gebiet. Sie rotteten den Stamm der Eburonen, der zwischen Maas und Rur lebte, im Jahre 57 n. Chr. aus und siedelten dafür westlich der Wurm die germanischen Stämme der Segnier und Condrusen an und östlich der Wurm die Ubier.
Während der 400jährigen Herrschaft der Römer erlebte der Aachener Raum eine wirtschaftliche und kulturelle Blütezeit. Darüber hinaus verbreiteten sie das Christentum. Im Laufe der Zeit folgten andere Stämme. Den abziehenden römischen Legionen folgten vom Rhein und der Maas her Stämme ripurarischer und salischer Franken.
[Bearbeiten] Franken
Chlodwig I. (466 bis 511), seit 482 König der Franken und Gründer des fränkischen Großreiches, vernichtete die restliche Herrschaft der Römer in Gallien (heutiges Frankreich und Belgien) und überschritt die Wurm. Um 500 n. Chr. stand er vor den Toren Kölns.
Karl der Große (742 bis 814), der seit 768 Frankenkönig war, erhob 769 den damaligen Königshof Aachen zur Pfalz, das heißt, zu einem bevorzugten Aufenthalt des Hofes. Ihn reizten neben den heißen Quellen und der günstigen Lage Aachens inmitten seines Reiches auch die großen Jagdgebiete in der Eifel und in den Ardennen.
[Bearbeiten] Aachener Reich
Im Laufe der Jahrhunderte entwickelten sich Aachen und das Land um die kaiserliche Pfalz vom bäuerlichen Königsgut zur Reichsstadt. Dem Aufstieg folgte der Niedergang, aber auch ein zähes Ringen um Freiheit und Eigenständigkeit.
Fürsten, Kaiser, Könige, Herzöge und Ritter befehdeten sich in der Vergangenheit unaufhörlich und verwüsteten dabei immer wieder das Land. Normannen, Staufen und Welfen, Österreicher, Spanier, Lothringer, Hessen, Holländer, Schweden und Franzosen, sie alle zogen hier durch oder kämpften. Darunter litten die Bürger und Bauern. Das Landvolk musste häufig flüchten, es verlor Hab und Gut oder gar das Leben. Seuchen und Hungersnot kamen hinzu, so dass das sich immer wieder aufraffende Land tiefer und tiefer verelendete.
[Bearbeiten] Franzosenzeit
Trotz der vielen Kriege und Erbauseinandersetzungen blieben die im 14. Jahrhundert errichteten territorialen Verhältnisse im „Aachener Reich“ bestehen, bis die ersten französischen Revolutionsheere 1792 das linke Rheinufer besetzten. Nach der vorübergehenden Besetzung des Aachener Landes vom 15. Dezember 1792 bis zum 2. März 1793 durch die Franzosen erfolgte im September 1794 die dauernde Besitznahme. Die neue Herrschaft sollte zwanzig Jahre dauern.
An die Stelle der vielen weltlichen und geistlichen Herrschaften trat nach französischem Vorbild eine Neugliederung der Verwaltungsbezirke. Das linksrheinische Gebiet wurde 1798 in vier Départements eingeteilt, an deren Spitze Präfekten standen. Sie wurden in von Unterpräfekten geleitete Arrondissements gegliedert, die wiederum aus Kantonen bestanden. Als unterste Verwaltungseinheit fungierten die Mairien (Bürgermeistereien). Die Arrondissements entsprachen unseren Regierungsbezirken. Aachen wurde die Hauptstadt des Rurdépartements (Département de la Roer) für 42 Kantone (im Kreis Aachen: Burtscheid, Eschweiler und Montjoie/Monschau) und 331 Mairien, also auch für das ganze Land um Aachen und Monschau. Ausgenommen waren Teile von Herzogenrath, Alsdorf, Merkstein und Rimburg, die dem Département de la Meuse-Inférieure zugewiesen wurden.
Die Verwaltung in den neuen Bezirken arbeitete streng zentralistisch. Die Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813 beendete die französische Herrschaft in Deutschland. Am 17. Januar 1814 verließ der Präfekt die alte Kaiserstadt. Noch am selben Abend zogen alliierte Truppen in Aachen ein. Zwar blieb zunächst das „Département“ bestehen, doch übernahm nunmehr eine Zentral-Regierungskommission die Verwaltung.
[Bearbeiten] Preußischer Landkreis
Auf dem Wiener Kongress (1815) wurde dann die grundlegende Neuordnung der staatlichen Verhältnisse nach der Niederlage Napoleons beschlossen. Dank seiner Beteiligung an den Freiheitskriegen erhielt Preußen durch das Wiener Traktat neben anderen Bereichen auch das Aachener Gebiet zugesprochen. Im November 1815 erfolgte die Einteilung des Rheinlandes in zwei Provinzen und sechs Regierungsbezirke. Einer davon war der Regierungsbezirk Aachen. Entsprechend der preußischen Verwaltungsgliederung wurden darüber hinaus so genannte Landkreise gebildet, deren Grenze durch die französischen Kantone weitgehend vorbestimmt waren. Die Größe dieser neuen staatlichen Verwaltungsbezirke legte man danach fest, ob der Bürger seine Geschäfte an einem Tage, ohne zu übernachten, bei der Landratsverwaltung erledigen konnte. Bei einer Fahrzeit von ungefähr einer Stunde ergaben die Verhältnisse Anfang des 19. Jahrhunderts eine Geschwindigkeit – zu Fuß oder mit dem Pferdewagen – von 5 Kilometern pro Stunde. 1815 setzte Preußen den Landkreis Aachen aus den ehemaligen französischen Kantonen Burtscheid, Eschweiler und Teilen des Kantons Rolduc zusammen. Zum Kreis gehörten die damaligen Bürgermeistereien Alsdorf (heute Stadt Alsdorf), Burtscheid (heute Aachen-Burtscheid), Eschweiler (heute Stadt Eschweiler), Herzogenrath (heute Stadt Herzogenrath), Stolberg (heute Stadt Stolberg (Rhld.)) und Würselen (heute Stadt Würselen).
An der Spitze der neuen Verwaltungseinrichtung stand nach den Bestimmungen des § 34 der Allerhöchsten Kabinettsorder Friedrich Wilhelm III. ein „Landrath“. Die Geburtsurkunde der Landkreise Aachen und Monschau ist die Anordnung der königlich preußischen Regierung zu Aachen, die im Amtsblatt Nr. 1 vom 27. April 1816 veröffentlicht wurde. Mit dem 1. Mai 1816 traten die Landräte Karl Rudolf von Strauch für den Landkreis Aachen und Bernhard Böcking für den Kreis Monschau ihre wichtigen Ämter an. Dem Landkreis Aachen wurden 6,16 geografische Quadratmeilen Fläche für 43.349 Seelen und dem Landkreis Montjoie 6,60 geografische Quadratmeilen für 16.983 Bürger zugeteilt. Weder geografisch noch wirtschaftlich noch verwaltungsmäßig blieben die beiden Landkreise so bestehen, wie es im April 1816 verfügt wurde.
Der Landkreis Aachen war erst Bestandteil der Provinz Jülich-Kleve-Berg und dann der Rheinprovinz. Er kam nach dem Zweiten Weltkrieg zu Nordrhein-Westfalen.
[Bearbeiten] Ein- und Ausgemeindungen
Kreisstadt war die Stadt Burtscheid bis zum Jahre 1897, in welchem die Stadt in die nicht zum Kreis gehörige Stadt Aachen eingemeindet wurde. Seitdem war Aachen Kreisstadt, ohne kreisangehörige Gemeinde zu sein. Das Kreishaus befindet sich noch heute auf dem Gebiet der ehemaligen Stadt Burtscheid.
Durch die Auskreisung der Stadtgemeinde Burtscheid (1897) und der Landgemeinde Forst (1906) erlitt der Landkreis Aachen erhebliche Landverluste; denn immerhin 2.000 Hektar gingen damit an die Stadt Aachen. Eschweiler und somit der Landkreis bzw. Kreis bekam 1932 Gebiete aus dem Kreis Düren und 1972 Gebiete aus den Kreisen Düren und Jülich zugesprochen.
Seit dem 1. Oktober 1969 heißen alle nordrhein-westfälischen Landkreise jeweils Kreis, also wurde auch der Landkreis Aachen in Kreis Aachen umbenannt.
Von 1937 bis 1971 gab es im Landkreis bzw. Kreis 19 Städte und Gemeinden. Der statistische Stand am 31. Dezember 1971 lautete: 337,14 Quadratkilometer Fläche und 280.730 Einwohner.
Die Grenzen des alten Landkreises Monschau und seine innere Einteilung haben immer ein wenig geschwankt. So hatte er die erste größere Einbuße gleich nach dem Ersten Weltkrieg zu verzeichnen. Die gesamte Bahnlinie im Monschauer Land bekam der belgische Staat, ebenso wie bedeutende Flächen der Vennwälder. Ein einschneidendes Ereignis in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg bildete der Bau des Westwalles im Kreisgebiet, das im besonderen Maße von den Auswirkungen der Bautätigkeiten betroffen war. Auch der Zweite Weltkrieg brachte erneut Grenzkorrekturen. An Belgien mussten 850 Hektar Land abgetreten werden, dafür fielen Gebiete von 487 Hektar, insbesondere bei Fringshaus-Roetgen-Lammersdorf, aufgrund des Brüsseler Vertrages von 1956 wieder an den Kreis zurück. Am 31. Dezember 1971 zählte man 32.615 Einwohner auf einer Fläche von 290,32 Quadratkilometern.
[Bearbeiten] Landräte bis 1972
- 1944-1945 Hermann Sträter (berufen durch die amerikanische Armee)
- 1945-1946 Winand Ungermann (berufen durch die britische Militärregierung)
- 1946-1949 Johann Ernst (CDU) (berufen durch die britische Militärregierung)
- 1949-1952 Wilhelm Kohlen (SPD)
- 1952-1953 Peter von Agris (CDU)
- 1953-1954 Leonhard Lennartz (SPD)
- 1954-1956 Johann Ernst (CDU)
- 1956-1961 Leonhard Lennartz (SPD)
- 1961-1964 Franz Delheid (CDU)
- 1964-1969 Leonhard Lennartz (SPD)
- 1969-1975 Dr. Edmund Tersluisen (CDU)
[Bearbeiten] Die 19 Gemeinden im Jahre 1971
[Bearbeiten] Kommunale Neugliederung am 1. Januar 1972
Ein historisches Ereignis in der Geschichte der beiden Kreise ist noch relativ „jung“. Am 1. Januar 1972 wurden die Kreise Aachen und Monschau zu einem neuen Kreis Aachen aufgrund des Aachen-Gesetzes vereint. Hinzu kommt die Gemeinde Baesweiler (heute Stadt Baesweiler) aus dem aufgelösten Selfkantkreis Geilenkirchen-Heinsberg. Verwaltungssitz blieb die kreisfreie Stadt Aachen.
Das Ergebnis dieses Gebietsreformprogramms: der Kreis Aachen wuchs auf eine Fläche von 550,64 Quadratkilometern mit 285.954 Einwohnern an. Insgesamt 36 kreisangehörige Städte und Gemeinden, Ämter und amtsangehörige Gemeinden, die in ihrer Struktur meist noch auf die Mairie-Verfassung zur Zeit Napoleons zurückgingen, wurden aufgelöst und zu sieben Städten und zwei Gemeinden zusammengeschlossen. Der Bildung dieses Umlandkreises Aachen lagen landesstrukturelle und landesentwicklungspolitische Überlegungen zugrunde. Der Anschluss von finanziell schwachen Gebieten an finanzstarke Nachbarn war ein Ziel der Neuplanung.
[Bearbeiten] Landräte seit 1972
- 1969-1975 Dr. Edmund Tersluisen (CDU)
- 1975-1984 Helmut Schwartz (CDU)
- 1984-1999 Hans Günter Bömeke (SPD)
- 1989-1994 Walter Josef Meyer (SPD)
- 1994-dato Carl Meulenbergh (CDU)
[Bearbeiten] Die 9 Gemeinden im Jahre 1972
[Bearbeiten] Weblinks
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