Kroatische Streitkräfte
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Die Kroatischen Streitkräfte (kroat. Oružane snage Republike Hrvatske) sind die verbundenen Streitkräfte Kroatiens und der ihnen angeschlossenen Organisationen und Strukturen. Im Volksmund werden die Streitkräfte meist schlicht „Hrvatska vojska“ (HV) (deutsch Kroatische Armee) genannt.
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[Bearbeiten] Allgemeines
Das kroatische Heer umfasst derzeit rd. 11.500 Soldaten mit 287 Panzern, 202 gepanzerten Fahrzeugen und Schützenpanzern, ca. 400 Artilleriegeschützen 100-203mm, ca. 80 Raketenwerfern 60-282mm, ca. 400 Panzerabwehhraketen der Typen Milan, Maljutka, Metis, Konkurs und Fagot und ca. 600 Granatwerfern 80-120mm;
Die 2.300 Mann starke Luftwaffe besitzt 24 Kampf- 20 Trainings- und 10 Transportflugzeuge sowie 45 Transport-, Schulungs und Kampfhubschrauber; die der Luftwaffe unterstellte Luftabwehr verfügt über ca. 300 Flugabwehgeschütze und Flakpanzer im Kaliber 20-57mm, sowie 12 Batterien mobiler Luftabwehrsysteme mittlerer Reichweite des Typs Strela SA10-CRO-A und ca. 400 tragbare Luftabwehrsysteme der Typen Strela und Igla.
Die Marine und Küstenverteidigung 2.100 Mann, darunter Marineinfanterie und Kampftaucher, mit 3 Raketenschnellbooten und rd. 25 Torpedoschnellboote, Patrouillien- und Versorgungsschiffe sowie 12 weitreichende mobile Batterien mit Anti-Schiffsraketen.
Gestaffelt nach Reaktionszeit, Bedrohungsgrad und Alarmbereitschaft des Weiteren ca. bis zu 110.000 Reservisten.
Der Präsenzdienst wurde seit 2003 auf 6 Monate verkürzt (alternativ 8 Monate Zivildienst); 2009 soll die Wehrpflicht komplett abgeschafft werden. Die meisten Probleme gilt es derzeit noch bei der Altersstruktur der Heeresdiener zu bewältigen. Eine Vielzahl an Mitgliedern der kroatischen Armee wurde bereits entlassen oder in die Frührente geschickt, was zu Unmut in der Bevölkerung führte, da viele Soldaten im Kroatien-Krieg gedient haben und nun oft nicht leicht zu einem geregelten Einkommen gelangen. Dennoch wird strikt an einer Verjüngung und Professionalisierung festgehalten.
[Bearbeiten] Geschichte
Die kroatische Armee wurde am 26. September 1991 aus der Polizei und Nationalgarde, die im April des selben Jahres durch Polizeireservisten aufgestellt wurde, infolge der kriegerischen Auseinandersetzungen mit Serbien gebildet.
[Bearbeiten] Kroatien-Krieg
- Militäroperation Bljesak
- Militäroperation Maestral
- Militäroperation Oluja
- Schlacht um Dubrovnik
- Schlacht um Vukovar
[Bearbeiten] Organisation
Teilstreitkräfte Sie umfasst die folgenden Teilstreitkräfte:
- Kroatisches Heer (Hrvatska Kopnena Vojska, HKoV).
- Kroatische Marine (Hrvatska Ratna Mornarica, HRM).
- Kroatische Luftwaffe und Luftabwehr (Hrvatsko Ratno Zrakoplovstvo i Protuzrakoplovna Obrana, HRZiPZO).
[Bearbeiten] Oberbefehl
Reihenfolge der Oberbefehlshaber sämtlicher kroatischer militärischer Streitkräfte:
- Präsident der Republik Kroatien
- Minister für Verteidigung
- Stellvertreter des Ministers für Verteidigung
- Generalstabschef
- Generalinspekteur der Kroatischen Armee
- Stellvertreter des Generalstabchefs
- Generalinspekteure der einzelnen Truppenteile (Heer, Luftwaffe und Marine)
- Oberbefehlshaber der einzelnen Militärdistrikte
[Bearbeiten] Dienstgrade der kroatischen Armee und Luftwaffe
[Bearbeiten] Dienstgrade für Rekruten
- Pozornik (Obergefreiter)
- Razvodnik (Hauptgefreiter)
[Bearbeiten] Dienstgrade für Unteroffiziere
- Skupnik (Unteroffizier)
- Desetnik (Stabsunteroffizier)
- Narednik (Feldwebel)
- Natnarednik (Oberfeldwebel)
- Stožerni Narednik (Hauptfeldwebel)
- Časnički Namjesnik (Stabsfeldwebel)
[Bearbeiten] Dienstgrade für Offiziere
- Poručnik (Leutnant OF-1A)
- Natporučnik (Oberleutnant OF-1B)
- Satnik (Hauptmann OF-2)
- Bojnik (Major OF-3)
- Pukovnik (Oberstleutnant OF-4)
- Brigadir (Oberst OF-5)
[Bearbeiten] Dienstgrade für Generäle
- Brigadirni General (Brigadegeneral OF-6)
- General Bojnik (Generalmajor OF-7)
- General Pukovnik (Generalleutnant OF-8 direkte Übersetzung Generaloberst)
- General Zbora (General OF-9)
- Stožerni General (5-Sterne-General OF-10)
[Bearbeiten] Dienstgrade der kroatischen Marine
[Bearbeiten] Dienstgrade für Rekruten
- Pozornik (Obergefreiter)
- Razvodnik (Hauptgefreiter)
[Bearbeiten] Dienstgrade für Unteroffiziere
- Skupnik (Bootsmann)
- Desetnik (Oberbootsmann)
- Narednik (Hauptbootsmann)
- Natnarednik (Oberfähnrich zur See)
- Stožerni Narednik (Stabsbootsmann)
- Časnički Namjesnik (Oberstabsbootsmann)
[Bearbeiten] Dienstgrade für Offiziere
- Poručnik Korvete (Leutnant zur See OF-1A)
- Poručnik Fregate (Oberleutnant zur See OF-1B)
- Poručnik Bojnog Broda (Kapitänleutnant OF-2)
- Kapetan Korvete (Korvettenkapitän OF-3)
- Kapetan Fregate (Fregattenkapitän OF-4)
- Kapetan Bojnog Broda (Kapitän zur See OF-5)
[Bearbeiten] Dienstgrade für Admirale
- Komodor (Flottillenadmiral OF-6)
- Kontraadmiral (Konteradmiral OF-7)
- Viceadmiral (Vizeadmiral OF-8)
- Admiral (Admiral OF-9)
- Admiral Flote (5-Sterne-Admiral OF-10)
Anmerkung: Die 5 Sterne Dienstgrade (OF-10) werden ausschließlich zu Kriegszeiten vergeben. Nur dem Generalstabschef wird der vierte Stern (General oder Admiral) vergeben.
[Bearbeiten] Formationen
- 1 Desetina (Trupp) ca. 10 - 15 Mann (Pl. Desetine)
- 1 Vod (Zug) entspricht 3-4 Desetina ca. 50 - 60 Mann (Pl. Vodovi)
- 1 Satnija (Kompanie) entspricht 3-4 Vod ca. 200 - 250 Mann (Pl. Satnije)
- 1 Bojna (Bataillon) entspricht 3-4 Satnija ca. 500 - 600 Mann (Pl. Bojne)
- 1 Brigada (Brigade) entspricht 3-5 Bojna (1500 - 2500 Mann) (Pl. Brigade)
- 1 Zbor (Division) entspricht mehreren Brigaden (ab 5000 Mann) (Pl. Zborovi)
[Bearbeiten] Waffen und Gerät
Der Großteil der Waffensysteme, der Bewaffnung sowie Ausrüstung der Kroatischen Armee stammt aus russischer und östlicher Produktion, Beutewaffen aus dem Kroatien-Krieg, Importen aus zahlreichen Länder und von vielen unterschiedlichen Herstellern, als Folge des damals geltenden Waffenembargos, sowie Beständen von der ehemaligen Jugoslavischen Rüstungsindustrie. Seit dem Jahr 2000 befindet sich die Armee im Transformationsprozess, der Umstellung und Anpassung an NATO Standards. Aktuell wird weiterhin die Armee verkleinert, professionalisiert und modernisiert und immer mehr Waffensysteme werden durch moderne westliche Systeme ersetzt oder ergänzt.
Die Kroatische Rüstungsindustrie beschäftigt rd. 20.000 Menschen, die eine große Palette an Kleinwaffen, Ersatzteilen, Ausrüstung, Zubehör und Munition sowohl für die Kroatischen Streitkräfte, wie auch für den Export herstellen, darunter einige der anschließend genannten Produkte.
Die kroatische Armee verwendet eine Mini-Maschinenpistole aus eigener Produktion, ähnlich der israelischen „Uzi“. Diese trägt den Namen „Ero“.
Die Pistole Hrvatski samokres (HS 2000) (übersetzt in etwa: kroatische Selbstfeuerwaffe) der Firma IM Metal aus Ozalj nahe Karlovac ist die Pistole der kroatischen Militärpolizei im Kontingent der ISAF. Die Waffe wird auch von der New Yorker Polizei (NYPD) und dem Federal Bureau of Investigation (FBI) verwendet und wird derzeit auch im Testverfahren für die neue Dienstpistole der US Army getestet und erfreut sich dank Ihres guten Preis-Leistungsverhältnisses und der hohen Qualität weltweit zunehmender Beliebtheit, neben der Polizei und dem Militär auch im Sportschützenbereich.
Weitere Eigenentwicklungen sind das schwere taktische Scharfschützengewehr RT-20 im Kaliber 20 mm, der halbautmatische 40mm Granatwerfer RBG 6, der fortgesetzte Bau des modifizierten Panzers M-84A4 sowie dessen Weiterentwicklung im Prototyp Degman II u.v.m
Nahezu alle Schiffe und Waffensysteme der Marine werden in Kroatien selbst gebaut, nicht zuletzt wegen der großen Schiffbaukapazitäten entlang der Adriaküste.
In Kroatien wird bald das erste europäische Servicecenter für Schutzmasken in Betrieb gehen. Das Service, Design und die Produktion von Schutzmasken wird in Zusammenarbeit mit finnischen Experten verwirklicht.
Auch andere Zubehörteile der kroatischen Armee werden allesamt von einheimischen Betrieben hergestellt. (z.B. multifunktionelle Kevlar-Helme, Schutzwesten, Rucksäcke, Jacken, Schuhe etc.). Viele Produkte entsprechen bereits jetzt westeuropäischen Standards. Einige Produkte werden mittlerweile weltweit exportiert. In Slawonien werden von der Firma Đuro Đaković Panzer hergestellt (M-84-A4 und Degman-II).
Einen Überblick über die Produktpalette der kroatischen Rüstungsfirmen kann man sich über die dem Verteidigungsministerium unterstellte Exportfirma R.H. Alan verschaffen:
http://www.aalan.hr/[...].asp?ID=26
Bis Mitte 2007 soll die Entscheidung für den Kauf von 126 modernen Schützenpanzern mit Radantrieb gefällt werden, die Entscheidung wird nach den langen und intensiven Testverfahren auf eines der zwei beiden verbliebenen Modelle fallen: Entweder auf den Finnischen "AMV Patria", oder den Österreichischen "Pandur 2". Außerdem werden 10 Helicopter des russischen Typs Mi-171Sh der Firma "Rosoboronexport", aufgrund der Modernisierung der kroatischen Streitkräfte, an Kroatien geliefert.
[Bearbeiten] Aktueller Zustand
Die kroatischen Streitkräfte befinden sich momentan in einem Prozess der Umwandlung und Modernisierung, der 2015 abgeschlossen sein soll [1]. Dazu zählt auch die Erfüllung der NATO-Standards, um eine baldige Aufnahme in das Militärbündnis zu ermöglichen. Um dies zu erreichen werden bis zum Jahr 2015 insgesamt über 15 Milliarden Kuna (etwa 2,1 Milliarden Euro) in das Militär investiert um die Modernisierung der Streitkräfte zu gewährleisten. Bis 2010 soll der Anteil des BIP am Militär 2,0 % betragen (heute: 1,71 %).
Die wichtigsten und größten Projekte hierbei sind die Beschaffung von 126 modernen Radpanzern, die Beschaffung von 12 modernen Jagdflugzeugen und 10 Hubschraubern, sowie mehreren Schiffen für die Marine. Nach der Ausmusterung älterer oder nicht mehr benötigter Waffensysteme erfolgt die Modernisierung aller verbleibenden Waffensysteme und Einrichtungen.
Zum Prozess der Umwandlung gehört die Abschaffung der Wehrpflicht bis 2009 und die Errichtung einer professionellen Einsatztruppe und einer freiwilligen Armee. Etwa 800 Soldaten sollen an internationalen Friedenmissionen ständig beteiligt werden (Partnerschaft für den Frieden). Große Mengen an schweren Waffen wie Panzern und schwerer Artillerie werden ausgemustert und die Armee von der bisherigen Territorialverteidigung, auf moderne, mobile und schnelle Einheiten umgestellt.
Laut NATO-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer könnte Kroatien bereits Ende 2006 eine Beitrittseinladung zum Verteidigungsbündnis erhalten. Schon beim Gipfel in Riga am 28. und 29. November 2006 soll eine verbindliche Aussage gemacht werden. Insbesondere die Flüchtigkeit des zu Unschuld bezichtigten General und Volkshelden Ante Gotovina war lange Zeit ein Hindernis auf dem Weg zur Mitgliedschaft Kroatiens, die seit dessen Festnahme kein Hindernis mehr darstellt.
[Bearbeiten] Auslandseinsätze
Kroatische Truppen sind bereits seit November 2003 Teil der Internationalen Sicherheitsunterstützungstruppe in Afghanistan (ISAF), unter der Leitung der NATO (Bildung eines regionalen Aufbauteams für den Handel der Stadt Kunduz und Demilitarisierungsprogramme). Im Laufe von 2006 soll das Kontingent von 50 Soldaten auf 150 aufgestockt werden.
Die Kroatischen Streitkräfte werden auch zu friedenserhaltenden und -sichernden Maßnahmen im Rahmen der Vereinten Nationen eingesetzt:
- UNAMSIL in Sierra Leone (UNAMSIL - United Nations Assistance Mission to Sierra Leone)
- MINURSO in der Westsahara (MINURSO - United Nations Mission for the Referendum in Western Sahara)
- UNMOGIP in Indien and Pakistan (UNMOGIP - United Nations military observer group in India and Pakistan)
- UNMEE in Äthiopien und Eritrea (UNMEE - United Nations mission in Ethiopia and Eritrea)
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
- Offizielle Website der kroatischen Armee (kroat./engl.)
- Website des kroatischen Verteidigungsministeriums (kroat./engl.)
- Militär der ex-jugoslawischen Staaten (kroat./engl.)
- Galerie: Historische kroatische Militäruniformen (kroatisch)
- Historische Militäruniformen (englisch)
- Dienstgrade der kroatischen Streitkräfte (englisch)
- Vergleichstabelle Dienstgrade international
[Bearbeiten] Literatur
- Hrvatsko ratno znakovlje (Kroatische Kriegsabzeichen), Zagreb, 1994