Mescheten
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Die heute als Mescheten (auch Meschet-Türken oder Meschet-Tataren; georgisch მესხები/Meschebi) bekannte Volksgruppe ist ein überwiegend turkstämmiges Gebirgsvolk osmanisch-anatolischer und aseri-türkischer Herkunft. Sie bezeichnen sich heute überwiegend als Ahsika-Türken (türkisch Ahıska Türkleri; aseri-türkisch Axıska Türkləri) und nur noch zum kleineren Teil als Meschet-Türken (türkisch Mesket Türkleri; aseri-türkisch Meşet Türkləri). Sie lebten vier Jahrhunderte lang im Süden Georgiens, in der Provinz Dschawachetien an der türkischen Grenze.
Daneben war „Meschete“ eine Bezeichnung, mit denen sich auch die georgischsprachigen Bewohner der Region idenfizierten. Diese Mescheten nannte sich selbst Mes'hi und waren zum Teil familiäre Bindungen mit den Meschet-Türken eingegangen. Die Bezeichnung kam erst um 1950 auf, als die Russen türkischsprachige Armenier, Georgier, Kurden und Türken ("Osmanen" und Aseri) zusammenfassten.
Daneben gab es auch eine Sondergruppe der Mescheten, die zwischen den Türken und den Aseri siedelte. Sie waren armenischer Abstammung, aber türkischsprachig und wurden von den Russen als Xemshilij (Xeмжйлйы) bezeichnet.
„Meschete“ ist also als Sammelbezeichnung anzusehen, in der
- türkische Volksgruppen wie Türken-Terekeme und Aserbaidschaner,
- georgische Regionalstämme und
- armenische Volkssplitter
zusammengeschlossen waren.
Der Siedlungsschwerpunkt der türkischsprachigen Mescheten war einst die Gegend um Ajana mit den Städten Achaltsiche (Axsika), Ahılkelek, Aspinza, Adıgen und Bogdanovka. Hauptort der Mescheten war die Stadt Achaltsiche und Akhalkalaki jeweils an der Kura.
Die türkischsprachigen Mescheten sind ihrer Herkunft nach mit den Adscharien-Türken identisch, ihre Trennung erfolgte erst nach 1944, als die Mehrheit der Mescheten nach Zentralasien ausgesiedelt wurde und nur ein kleiner Volksteil in der georgischen Heimat verblieb. Eine zusammenfassende und neutrale Bezeichnung ist Georgien-Türken für beide Volksgruppen. Sie gehören zu den Turkvölkern.
Es ist eine traurige Folge der Geschichte, dass die türkischsprachigen Mescheten innerhalb von nur 70 Jahren drei Mal ihre Wohnsitze ändern mussten, da sie selbst in den neuen Siedelgebieten nur als eine ungeliebte turkvölkische Minderheit aufgefasst und betrachtet wurden.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Namensherkunft
Der Name Meschete stammt von der alten georgischen Region Mzcheta, die sich von 335 bis 467 im östlichen Georgien befand. Angeblich sind die Vorfahren der heutigen Mescheten 1578 aus der anatolischen Türkei in den Kaukasus eingewandert, und der heutige Volksname »Ahsıka« soll sich vom türkischen Aksıka ableiten. Tatsächlich gibt es einen solchen Ort in der Türkei. Diese Türken seien Ahsika genannt worden, der ursprünglich nur ein geographischer Name war und der sowohl den turkvölkischen Einwanderer, der Region und der heutigen Provinz den Namen gab. Bis 1878 galten die Mescheten als unteilbarer Bestandteil des anatolischen Türkentums.
Der Name Ahsika wurde bereits im oghusischen Dede Korkut erwähnt, der eine alte oghusische Region als Ak-Sıka (Weißes Schloss) bezeichnete. Er wurde erstmals 481 erwähnt und findet in der Bezeichnung Akesga eine treffende Alternativbezeichnung. Der Name Ahsika ist als heute bekannter als die persische Form Ahal-Thise (Neues Schloss; vgl. türkisch yeni kale).
[Bearbeiten] Volksgröße und Verbreitung
In der heutigen Zeit siedeln die türkischsprachigen Mescheten in 293 verschiedenen Regionen und in rund 4.000 Ortschaften. Diese Regionen und Ortschaften verteilen sich nun auf 13 Länder. Von der Abstammung her führen sich heute 629.000 Menschen auf die Turk-Mescheten zurück, die weit verstreut über das Gebiet der ehemaligen UdSSR leben.
Heute bekennen sich von den 629.000 wieder rund 300.000 Menschen offen zu diesem Volkstum und leben weit verstreut in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion. Allein in Russland leben zwischen 50.000 und 70.000 Mescheten. 106.000 Mescheten leben auch in Aserbaidschan, 105.000 in Kasachstan, 57.000 in Kirgisistan, 30.000 in Usbekistan, 18.000 in der Ukraine und 200.000 sind in der Türkei anzutreffen. 2.000 türkischsprachige Mescheten leben heute wieder in Georgien, wo sie mit den 3.000 Adscharien-Türken zusammengefasst werden. Kleinere Volksgruppen sind auch in Syrien, dem Libanon und dem Iran anzutreffen. Rund 3.000 Mescheten leben heute in verschiedenen Ländern.
[Bearbeiten] Herkunft
Die Herkunft der Mescheten ist bis heute unerforscht und ist zwischen den einzelnen kaukasischen Völkern heftig umstritten: Aus Sicht Georgiens sind die Mescheten »christlich-georgischer Herkunft«, die erst im 16. Jahrhundert auf osmanisch-türkischen Einfluss hin geschlossen zum Islam übertraten und die türkische Sprache annahmen. Diese These wird insbesondere von georgischen Nationalisten vertreten, um eine Rückkehr der Mescheten mit einer türkischen Identität nach Georgien zu verhindern. Die benachbarten Kaukasier bezeichnen dieses Volk als »Ahiskha« und auch ein großer Teil der Mescheten bezeichnet sich heute lieber als »Ahsika-Türken«, um den angestammten Volksnamen nicht zu verwenden. Die Mescheten und die übrigen türkischen Völker gehen von einer türkvölkischen bzw. von einer osmanisch-anatolischen Abstammung aus. Aber auch für die Russen zählt dieses Kaukasusvölkchen zu den Türken, wie uns auch die Bezeichnung Турки-месхетинцы (Turki-meschetinzy = meschetische Türken) zeigt.
Aber es ist unbestritten, das sich in Südgeorgien auch zahlreiche Georgier und Armenier zu den Mescheten zählen, so dass man sicher sagen kann, das die Mescheten damals wie heute in drei Einzelvölker und zwei religiösen Gruppen zerfallen.
- Die Mes'hi umfassen die christlichen Georgier,
- die Meschet-Türken umfassten bis 1944 die Gruppen der heutígen Adscharien- und Ahsika-Türken sowie die Aserbaidschaner, die heute dem Islam angehören sowie
- die Xemshilij, die zwar christlicher Religion, aber türkischer Muttersprache waren.
Heute kann man sagen, das rund 80% der als "Mescheten" bezeichneten Menschen als ethnische Türken (Stämme Yerli und Terekeme) und nur 20% als ethnische Georgier anzusehen sind.
[Bearbeiten] Religion
Die Mescheten gehörten mehreren Religionen an:
- Die Meschet-Türken (Adscharien- und Ahsika-Türken) gehören seit dem 11. Jahrhundert dem Islam an und sind mehrheitlich sunnitische Muslime, während
- die Aseri-Türken seit dem 8. Jahrhundert Schiiten sind.
- Die georgischsprachigen Mescheten, die Mes'hi und die Xemshilij waren orthodoxe Christen.
[Bearbeiten] Geschichte
Erste Erwähnung finden die türkischsprachigen Mescheten 1578 als sie in georgischen Schriften als »...getreue Vasallen der osmanischen Sultane...« erwähnt werden, die die Anschluss Georgiens ans Osmanische Reich betrieben.
Sie zerfallen in zahlreiche Stämme und Klans, die sich ihrerseits von den Hunnen und Kumanen ableiten.
Die drei Hauptstämme der Mescheten waren die Bunlar, die Kyptschak und die Bun-Türk. Bis auf den Namen der Kyptschak sind die anderen Stammesnamen als Verballhornung der Namen »Hunnen« und »Kun-Türken« (Komanen) anzusehen.
1068 werden die Landstriche »Kıpçak eli«, das Reich der Kyptschaken (Komania), dem Seldschukenreich (Provinz Damaskus) eingegliedert und dort dem Atabeg Hükûmenti unterstellt.
Die Stämme der Mescheten umfassten schon damals rund 45.000 Seelen und sie konnten ihre Kopfzahl halten, obschon viele von ihnen im Osmanentum aufgingen. Aber auch eine kleine Anzahl georgischsprachiger Mes'hi gingen wohl in ihnen auf.
Von 1267 bis 1278 standen die Siedlungsgebiete der Mescheten unter der unmittelbaren Herrschaft der Mongolen, wo sie im »Ilchanat« zusammengefasst waren. Nach dessen Zusammenbruch standen die Mescheten sechs Jahrhunderte unter der Herrschaft eigenständiger Atabegs, die erst 1878 formal aufgelöst wurden.
Die Ahsika-Atabegs standen seit 1578 unter der unmittelbaren Herrschaft der Osmanen. Das war eine Folge des sogenannten Çıldır-Krieges, den die Mescheten unter ihrem letzten Atabeg Minüçihr verloren. Der Christ Minüçihr nahm nun den Islam und Namen Lala Mustafa Pascha an.
Die Turk-Mescheten bekamen ihr erstes Zentrum in der Provinz Çıldır. Die Provinz und Stadt Çıldır wurden in der Folge von den Safawiden eingenommen und dem Neupersischen Reich eingegliedert. Doch bereits 1635 konnte die osmanische Herrschaft dort wiederhergestellt werden.
Im 19. Jahrhundert, besonders nach den russisch-persischen Grenzverträgen von 1878, als »Meschetien« an Russland fiel – und Georgien angegliedert wurde - wandern viele dieser Turk-Mescheten (1828: 50.000) in das benachbarte Aserbaidschan und ins Osmanische Reich aus, um sich dort vor den ersten Übergriffen von Seiten der Kaukasier zu schützten. Besonders hoch war die Abwanderung in den Jahren 1918/20, als die Mehrheit der Turk-Mescheten (Ahsika- und Aseri-Türken) gedachte, unter dem Dache der neuen »Demokratischen Republik Aserbaidschan« (verschiedentlich auch als Groß-Aserbaidschan bezeichnet, da die Republik Ansprücke auf Südgeorgien und Ostanatolien erhob) leben zu wollen. (Es kam allderings 1936 zu einer Rückwanderung dieser türkischsprachigen Mescheten nach Georgien, wobei sich ein Volksteil auch in Armenien niederließ.)
Auf dem Boden des Osmanischen Reiches bildeten die Mescheten nun einen eigenen »Unterstamm« aus, der sich Serhat Türken (Serhat-Türkler) nannte.
Eine zweite Auswanderungswelle von Turk-Mescheten ins Osmanische Reich fand zwischen 1853 und 1856 statt, als sich Mescheten nun in der Provinz Erzurum niederließen. Die Russen hatten zwischenzeitlich begonnen, mit den Persern um die Vorherrschaft des Kaukasus zu kämpfen. Das Osmanische Reich sah nun die Möglichkeit, ein Stück vom begehrten Kuchen abzubekommen und gliederte die türkischen Mescheten in ihre reguläre Armee ein. Die turk-meschetischen Freiwilligenverbände waren nun in Kars stationiert und wurden nun zur Grenzsicherung Nordost-Anatoliens eingesetzt.
Im Zuge der »Nationalisierung« der nichtslawischen Völkerschaften der Sowjetunion wurden 1938 die türkischsprachigen Mescheten der »Aserbaidschanischen Nation« (Azerbaycan milleti) zugeschlagen, mit der sie sprachlich-kulturell eng verwandt sind, um sie vom Panturkismus mit der benachbarten Türkei abzuhalten. Von nun an wurden sie immer als »aserbaidschanische Minderheit« bei Volkszählungen gezählt und es ist zu vermuten, dass sie sich schließlich auch als »Aserbaidschaner« verstanden.
Noch 1957 versammelten sich vor allem die türksprachigen Mescheten unter der Losung: Siz Azerîsiniz! O hâlde Azerbaycan'a dönebilirsiniz… (»Ihr Aseris!...«)
Im Jahre 1944 wurde in Georgien durch die Mescheten die kurzlebige autonome Republik »Adscharistan« (Acaristan Özerk Cumhuriyeti) ausgerufen, als die Deutsche Wehrmacht in den Kaukasus einmarschierte. Zwar blieb Georgien unbesetzt, aber die Turk-Mescheten sahen sich nun in der Lage, den Anschluss ihrer Siedlungsgebiete an die Türkei aktiv zu betreiben.
Doch bereits wenig später, am 24. Juli 1944, konnten die sowjetischen Truppen die Vormacht im Kaukasus wieder herstellen und fast die gesamten Mescheten (Ahsika-Türken, Terekeme Türken,Xemshilij, Aseri und jene Mes'hi, die in türkische Familien hineingeheiratet hatten) wurden nach Zentralasien verschleppt und dort fast ausgerottet. Von den damals 130.000 Deportierten (16.700 Familien) erreichte nur 1/3 die neuen Siedlungsgebiete. Aber auch hier waren die Mescheten eine verfolgte Minderheit. Vor allem in Usbekistan, dort wurden sie in den Bezirken Samarkand (Ahsika-Türken und Mes'hi) und Ferghana (Adscharien-Türken und Xemshilij) angesiedelt, wurde diese Volksgruppe heftig angegriffen. Dort lebte bis 1989 die Mehrheit der Mescheten. Die Turk-Mescheten (Ahsika und Adscharien-Türken) trugen nun als einzige Angehörige des sowjetischen Turkvölker den Vermerk „Türke“ in ihren Pässen. In die alten Siedlungsgebiete der türkischen Mescheten wurden auf Befehl Stalins Armenier und Volks-Aserbaidschaner aus Armenien und Aserbaidschan angesiedelt.
1956 schlossen sich die turkvölkischen Minderheiten im kasachischen Schymkent zu einer türkischen Bewegung zusammen, die die Gleichstellung der verschleppten Turkvölker forderte. Einer ihrer wortreichsten Führer war der Ahsika-Türke Enver Odabaşev, der 1967 nach Georgien zurückkehren durfte. In diesem Jahre wurden die Mescheten rehabilitiert und die Aseri und Mes'hi durften sich in ihren alten Siedlungsgebieten wieder niederlassen. Ferner durften auch jene Ahsika-Türken zurückkehren, die als Muttersprache Georgisch angaben.
1944 war nur ein kleiner Volksteil der Mescheten in der georgischen Heimat verbleiben; sie zogen sich ins Gebiet Adscharien, unmittelbar an die türkische Grenze (nur rund 15 km von dieser entfernt) zurück und nannten sich nun einheitlich Adscharen (Acarlar). Das brachte sie aber in Konflikt mit den muslimisch-georgischen Bewohnern der Gegend, die sich ebenfalls so benannten. Also nahmen diese Mescheten nun die Bezeichnung Adscharien-Türken (Acara Türkləri) an.
Von nun an gingen die Volksgruppen der Turk-Mescheten und Adscharien-Türken, geschichtlich eigenständige Wege.
Politische Führer der Georgien-Türken waren ab 1968 Enver Odabaşev, Muhlis Niyazov, İslâm Kerimov und T. İlyasov, die in Moskau die Heimkehr und Vereinigung aller georgischen Türken forderten.
Ferner forderten sie nun offen, die Schaffung einer freien türkischen autonomen Republik (Türk Muhtar Cumhuriyeti) für das geschlossene Siedlungsgebiet und für die Siedlungsinseln die Einrichtung autonomer Gebiete (Özerk Vilâyeti). Sie wurden in ihrem Bestreben offen von der Türkei unterstützt, die ihren alten Einfluss auf die Kaukasusregion erneuern wollte.
Am 2. Mai 1970 schlossen sich die in Georgien ansässigen Ahsika- und Adscharien-Türken zur einer gemeinsamen kulturellen Vereinigung namens Biz Türküz! (»Wir Türken!«) zusammen.
Bis zum Zusammenbruch der Sowjetmacht bekannten sich nur rund 80.000 Menschen zu der Volksgruppe der Mescheten; davon allein in Usbekistan über 60.000.
Im Frühjahr des Jahres 1989 kam im usbekischen Ferghana-Tal infolge des blutigen Grenzkrieges mit Kirgisistan zu einem von der damaligen usbekischen Regierung gesteuerten Pogrom an dieser Volksgruppe. Dabei wurden 100 Turk-Mescheten grausam hingemetzelt. Russland flog nun 16.000 türkischsprachige Mescheten aus Usbekistan aus, um ein weiteres Blutvergießen zu vermeiden. Ziel dieser Gruppe waren die anderen Unionsrepubliken, vor allem Aserbaidschan.
Bis Mitte Juli 1989 hatten schließlich über 50.000 Ahsika-Türken und Xemshilij das zentralasiatische Land verlassen und das Gros von ihnen versuchte 2000 nach Georgien, dem Land ihrer Väter, zu gelangen. Die christlichen Armenier begannen nun blutige Aufstände um ihr Siedlungsgebiet, auf das die Ahsika-Türken und Xemshilij nun offen forderten. Georgien vertrieb nun diese Neu-Heimkehrer größtenteils mit brutaler Waffengewalt und - ironischerweise mit Hilfe einiger Adscharien-Türken - aus dem Land, da es eine größere Einflussnahme des türkischen Elementes in der Kaukasus-Region verhindern wollte. Teile der Ascharien-Türken hatten sich ebenfalls dort niedergelassen und befürchteten wiederum, ihren Einfluss in Georgien an die Rückkehrer zu verlieren.
Im Lande ihrer Väter, Georgien, leben zur Zeit nur noch 2.000 Mescheten (die amtlich Georgisch als Muttersprache angegeben hatten) und rund 20.000 von ihnen wurden nun von Russland in dem Raum Krasnodar angesiedelt, wo sie langsam beginnen, in den benachbarten Nogaier-Tataren aufzugehen.
Während den georgischen Mescheten (Mes'hi und Ahsika-Türken) nach dem Zusammenbruch der UdSSR eine autonome Republik im Rahmen Georgiens verwehrt wurde, schlossen sich die Adscharien-Türken erneut zu einer autonomen Republik, der »Autonomen Republik Adscharien« (Acara Özerk Cumhuriyeti) zusammen. Diese informelle Adschara-Republik umfasste nicht nur das Siedlungsgebiet der eigentlichen Adschara, also Adscharien, sondern auch das der zurückgekehrten Ahsika-Türken.
Seit 1992 steht den in Russland lebenden Turk-Mescheten auf Papier die russische Staatsbürgerschaft zu, aber sie wird im Grunde nicht an diese »Kaukasier« verliehen, so dass die meisten von ihnen staatenlos wurden; allein die Gebietsregierung Krasnodars diskriminiert die Turk-Mescheten, indem sie auch eine offizielle Registrierung verweigert (ohne polizeiliche Anmeldung ist in Russland das Mieten einer Wohnung oder der Abschluss eines Arbeitsvertrages nicht möglich), so dass ein großer Teil von ihnen in die Türkei abwanderte. Auf Einladung der Einwanderungsbehörde der USA wandern die übrigen in der Region verbliebenen Mescheten nun seit 2004 kollektiv in die Vereinigten Staaten aus. Im Herbst 2005 verließen die letzten Mescheten das Gebiet Krasnodar. Die USA untersagten ihnen allerdings eine geschlossene Ansiedlung im Land. Die Menschen wurden auf verschiedene Bundesstaaten verteilt.
1996 nahm die Türkei erstmals wieder Kontakt mit den benachbarten Turkvölkern auf; die Mescheten beschlossen, die lateinische Schrift wieder einzuführen und ihre Rechtschreibung eng an die der Türkei und des benachbarten Aserbaidschan anzulehnen.
Anfang 2001 wurde Georgien vom Europaparlament mehrmals aufgefordert, den vertriebenen Turk-Mescheten die Rückkehr bis Ende des Jahres zu ermöglichen. Die georgische Regierung stimmte nach langem Zögern zu und verfügte ihrerseits, das nur jene türkischen Mescheten sich in Georgien niederlassen dürften, die sich offen als »türkischsprachige Georgier« bekannten. Das lehnte die Minderheitenvertretung der Turk-Mescheten in Krasnodar kategorisch ab. Es begann nun eine starke Abwanderung der türkischen Mescheten über die Türkei in die USA.
2002 wurde von den Vertretern der Turkstaaten und der Adscharien-Türken beschlossen, eine gemeinsame Kultur zu entwickeln; die Adscharien- und Ahsika-Türken bekamen nun einen Beobachterstatus innerhalb der OATCT.
Am 20. März 2005 fand in Ankara ein Kongress der Georgien-Türken statt, der unter der Leitung Dip. Ökonom Fahrettin Aslan Oluk und der »Tatarischen Welt-Liga« (Dünya Tatar Ligası Şeref) unter deren Vorsitzenden Ali Akış.
Dort wurde von den Anwesenden die rechtmäßige Wiederherstellung der türkischen Adschara-Republik verkündet und deren Auflösung von 1944 und der damit verbundenen Zwangsumsiedlung aller Mescheten (inklusive der georgischen Mes'hi und armenischen Xemshilij) durch die Sowjets scharf verurteilt.
Am 29. April 2005 nahm die türkische Regierung in Ankara offizielle Verbindung mit der Adschara-Republik auf und sieht diese nun als rechtmäßige Vertretung der georgischen Türken. Die Beziehungen untereinander regelt ein Staatsvertrag, der unter anderem nun auch die Übernahme des türkischen Alphabetes vorsieht. Die Adschara bilden heute die Mehrheit der turkvölkischen Minderheit Georgiens und sieht sich so ganz legitim als deren Minderheitenvertretung. Auch die aserbaidschanische Regierung in Baku erkennt die Volksgruppe der Adscharien-Türken inzwischen als eigenständig an und gab die Schutzmachtfunktion über diese Volkgruppe vollständig an die Türkei ab.
[Bearbeiten] Meschetische Kulturvereine und offizielle politische Vertretung
Die turk-meschetischen Minderheiten kämpfen heute mit einer Menge sozialer, kultureller und Bildungsproblemen. Die Turk-Mescheten versuchen, ihre nationale Identität in ihren Gastländern zu bewahren. Aber meist werden sie vom eng verwandten Volkstum der Turkvölker aufgesogen, da die Meschet-Türken auch deren Sprache und Kultur übernehmen müssen, um im Beruf nicht benachteiligt zu werden.
Um das zu verhindern, wurden in Usbekistan, Kirgisistan und Kasachstan verschiedene »Türkische Kultur-Zentren« eingerichtet. Das »Türkische Kultur-Zentrum« Usbekistans wurde 1992 als Türkisches Zentrum für Zivilisation in Taschkent gegründet. Es war als Gegenstück zum »Usbekischen Zentrum für Zivilisation« anzusehen, das die Re-Türksierung Usbekistans forderte. Vorsitzender des Türkischen Zentrums Usbekistans ist heute Dr. Ömer Salman.
Bereits 1991 wurde in Almaty ein Türkisches Zentrum für Kasachstan gegründet. Dessen Vorsitzender ist Dr. Tevfik Kurdayev Haşimoğlu, der enge Beziehungen zum türkischen Kultusministerium unterhält. In diesem Zentrum wird vor allem das Türkeitürkische als »alleinige Hochsprache« der Meschet-Türken propagiert und eine Re-Islamisierung der Turk-Mescheten betrieben. Ferner ist das Zentrum Alma-Atas ein (halboffizielles) »Einwanderungs-Büro« für die »zentralasiatischen Türken«, d. h. für die turkvölkischen Minderheiten Kasachstans, die nicht dem jeweiligen Staatsvolk, sondern einer als übergreifend als »Türken« zusammengefasst sind.
İzzet Maksudov betreibt das »Türkische Zentrum für Zivilisation« in Kirgisistan, das von Mescheten 1991 in Bischkek gegründet wurde. Diese 3 Türkischen Zentren haben eine große strategische Bedeutung in Zentralasien, da sie mehr oder weniger eng mit dem türkischen Kulturministerium zusammenarbeiten. Für die heutige Türkei, die diese Zentren finanziell stark unterstützt, bedeuten die Zentren das »Eingangstor« zu Zentralasien. Die Ahsika-Türken und Xemshilij betrachten nämlich heute die Türkei als ihre legitime Schutzmacht und so sorgen diese Zentren auch (indirekt) für die heutige Missstimmigkeit zwischen Türken, Kasachen, Kirgisen und Usbeken, da diese sich eine Einmischung »in innere Angelegenheiten« ihrer Staaten von Seiten der Türken strikt verbeten.
Die offizielle politische Volks-Vertretung der Mescheten Russlands ist heute die »Xalk Harəkətı Vatan« (Volksbewegung »Vaterland«), die ihren Hauptsitz in Krasnodar und eine Zweigstelle in Stawropol hat. Vorsitzender ist der ehemalige Lehrer Machmud Taferow. Die Mescheten Aserbaidschans sind in der Schwesterbewegung der russischen Vatan vereinigt, die dort den Namen »Meşet Türkləri Cemiyti azərbaycanda Vatan« (aserbaidschanischer Verein der Meschet-Türken »Vaterland«) trägt.
Doch ist die Volksgruppe der Turk-Mescheten heute wahrscheinlich dem Untergang geweiht, da sie weit zerstreut in Russland, Kasachstan, Kirgisistan, Aserbaidschan und Usbekistan leben und kein geschlossenes Siedlungsgebiet aufweisen können. Vielmehr beginnen sie, in den angrenzenden Völkern endgültig aufzugehen bzw., wie die Mescheten aus dem Gebiet Krasnodar, in die USA auszuwandern, wo sie aufgrund einer von den USA verfügten verstreuten Ansiedlung mit maximal 30 Familien an einem Ort letztendlich wohl auch assimiliert werden dürften.
[Bearbeiten] Quellen und Literatur
- Eine Weltmacht zerbricht - Nationalitäten und Religion in der UdSSR, 1990
- Politisches Lexikon GUS, 1992
- Lexikon der Weltbevölkerung, 2000
- Angaben des Türkischen Generalkonsulates Essen
- Angaben des Zentrums für Türkeistudien, Essen
- Angaben des türkischen Kultusministerium, Ankara
- Angaben des usbekischen Innenministerium, Taschkent
- Angaben des kasachischen Parlamentes (Amt für Öffentlichkeitsarbeit), Astana
- Berichte verschiedener Ausgaben des „Tercüman“, Türkei-Ausgabe
- Berichte verschiedener Ausgaben des „Tercüman“, Aserbaidschan-Ausgabe
[Bearbeiten] Weblinks
- Geschichte der Ahsikatürken (deutsch)
- kurze Geschichtsübersicht (türkisch)
- Bericht über die Zusammenkunft der Turk-Mescheten in Ankara 2004
- Zur heutigen Lage der Mescheten (deutsch)
- TAZ-Bericht zur heutigen Lage der "Krasnodar-Türken" (Mescheten)
- Ahıska Türkleri Hakkında
- Ahıskalı Kültür Sanat Sitesi
- Flagge Meschtekistans und weiterführende Informationen (englisch)