Richard Walther Darré
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Richard Walther Darré, eigentlich Ricardo Walther Darré, (* 14. Juli 1895 in Belgrano, Buenos Aires, Argentinien; † 5. September 1953 in München) war ein deutscher Politiker in der Zeit des Nationalsozialismus.
[Bearbeiten] Leben
Darré wurde als Sohn des Kaufmanns und Leiters des Handelshauses Hardt & Co., Richard Oskar Darré, und seiner Ehefrau Emilia Berta Eleonore (geb. Lagergren) geboren. Durch den Beruf des Vaters zog die Familie häufig um. Darré verbrachte seine Kindheit in Belgrano, einem Viertel von Buenos Aires, wo er die deutsche Schule besuchte. Später kam er in Deutschland an die Oberrealschule in Heidelberg, das Pädagogium Godesberg, sowie ans Kings College in Wimbledon.
Nach der freiwilligen Teilnahme am Ersten Weltkrieg als deutscher Soldat an der Westfront schloss er sich als Leutnant kurz einem Freikorps in Berlin an.
1920 beendete er das Studium zum Diplomkolonialwirt an der Deutschen Kolonialschule in Witzenhausen. Später begann er zusätzlich ein Studium der Landwirtschaft mit dem Schwerpunkt Viehzucht und Vererbungsfragen in Gießen und schloss es in Halle mit dem Diplom ab. Sein Interesse fokussierte sich auf genetische Fragen, besonders den Menschen betreffend.
1922 heiratete er Albertine Staadt.
Da er an der Universität keine weitere Stelle erhielt, übernahm er staatliche Auftragsarbeiten auf dem Gebiet der Zuchtauslese. 1927 folgte eine Studienreise nach Finnland und von 1928 bis 1929 war er landwirtschaftlicher Sachverständiger der Deutschen Gesandtschaft in Riga.
Schon früh lernte Darré beim rechtsnationalen Bund der Artamanen Heinrich Himmler kennen. Geprägt von dieser Umgebung veröffentlichte er 1929 sein erstes Buch Das Bauerntum als Lebensquell der nordischen Rasse.
1930 folgte die Schrift Neuadel aus Blut und Boden, in der er versuchte, die Weltwirtschaftskrise und den Zerfall der Weimarer Republik mit antisemitischen, antisowjetischen und antikapitalitischen Argumenten zu begründen. Er begeisterte sich dabei für eine „geistige und rassische Erneuerung durch die Hinwendung zur Agrarwirtschaft“ und eine Abkehr von der Industrie.
Durch Vermittlung des Architekten Paul Schultze-Naumburg traf er Adolf Hitler und wurde von diesem beauftragt, ein Agrarprogramm für die NSDAP auszuarbeiten. Darré wurde so zum Berater Hitlers in landwirtschaftlichen Angelegenheiten und Leiter des Agrarpolitischen Apparats der Reichsleitung.
Im Juli 1930 trat Darré der NSDAP und der SS bei und wurde durch den Aufbau der Propaganda im landwirtschaftlichen Bereich zu einem der wichtigsten Helfer der Partei bei den folgenden Wahlen. Ab 1931 leitete Darré das neu gegründete Rasse- und Siedlungshauptamt (RuSHA) innerhalb der SS. Im selben Jahr heiratete er Charlotte von Vietinghoff.
1932 gründet er die Monatsschrift Deutsche Agrarpolitik, ab 1939 Odal. Darin propagierte er seine Vorstellungen vom Bauernadel.
Nach der Machtübernahme der NSDAP wurde er 1933 er Leiter des Parteiamts für Agrarpolitik. Er übernahm auch den Vorsitz der „Reichsführergemeinschaft“ der vereinigten landwirtschaftlichen Verbände und wurde am 28. Mai zum „Reichsbauernführer“, am 29. Juni zusätzlich zum Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft und hat damit die Leitung der gesamten deutschen Agrarpolitik inne. In der Folge beschloss die Regierung das Reichserbhofgesetz, das die Vererbung von Hofstellen reglementierte und die Erbteilung ausschloss. Ebenso baute er den so genannten Reichsnährstand auf, der alle Personen und Verbände, die an der Erzeugung landwirtschaftlicher Produkte mitwirken, vereinigte und gleichschaltete. Als Propagandveranstaltung führte er auch das jährliche Reichserntedankfest auf dem Bückeberg bei Hameln ein.
Ab November 1933 war er Mitglied des Reichstages, Reichsleiter und SS-Gruppenführer, Mitglied der Akademie für Deutsches Recht und Ehrenpräsident der Deutschen Landwirtschaftlichen Gesellschaft. 1936 erhielt er das Goldene Parteiabzeichen.
In seiner Schrift Blut und Boden, ein Grundgedanke des Nationalsozialismus griff er die Blut- und Boden-Thesen erneut auf. So geriet er immer mehr in Gegensatz zum Beispiel zu der von Hermann Göring geleiteten Vierjahresplan-Verwaltung, zu Hjalmar Schacht und zur Reichsbank. Während Darré an eine Rückkehr zu Verhältnissen wie vor die industrielle Revolution dachte, rüstete das Dritte Reich im Sinne der Kriegswirtschaft die Industrie auf.
Als im September 1938 ein Konflikt mit Himmler hinzukam, da Darrés Pläne zur Förderung bäuerlicher Siedlungen im Reich dessen Vorstellungen von der Ostsiedlungspolitik widersprachen, wurde er als Leiter des RuSHA abgesetzt. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs trat Darré 1939 auch als Minister für Ernährung und Landwirtschaft immer mehr in den Hintergrund, verlor an politischer Bedeutung und wurde schließlich am 16. Mai 1942 entlassen. Ihm wurde persönliches Versagen vorgeworfen, sein Nachfolger als Minister wurde 1943 Herbert Backe.
Die letzten Kriegsjahre verbrachte er zurückgezogen in einem Jagdhaus in der Schorfheide. 1945 wurde er verhaftet und von einem amerikanischen Militärgericht wegen der Beschlagnahme des Eigentums polnischer und jüdischer Bauern, sowie wegen der Anordnung, deutschen Juden die Grundnahrungsmittel zu verweigern und dadurch Zivilpersonen dem Hunger auszuliefern, angeklagt. Am 14. April 1949 wurde Darré im Wilhelmstraßen-Prozess zu fünf Jahren Haft verurteilt, aber bereits 1950 wieder entlassen.
Die letzten Lebensjahre verlebte er in Bad Harzburg und starb am 5. September 1953 in einer Münchner Privatklinik.
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Richard Walther Darré im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Biografie des Deutschen Historischen Museums
- Biographie im Handbuch des Reichstags
Weimarer Republik: Robert Schmidt | Andreas Hermes | Anton Fehr | Karl Müller | Hans Luther | Gerhard Graf von Kanitz | Heinrich Haslinde | Martin Schiele | Hermann Dietrich | Martin Schiele | Magnus Freiherr von Braun
Zeit des Nationalsozialismus: Alfred Hugenberg | Richard Walther Darré | Herbert Backe
Adolf Hitler (Reichskanzler, Reichspräsident, NSDAP) | Franz von Papen (parteilos) | Freiherr von Neurath (parteilos → NSDAP) | Joachim von Ribbentrop (NSDAP) | Wilhelm Frick (NSDAP) | Heinrich Himmler (NSDAP) | Graf Schwerin von Krosigk (parteilos) | Alfred Hugenberg (DNVP) | Kurt Schmitt (NSDAP) | Hjalmar Schacht (parteilos) | Hermann Göring (NSDAP) | Walther Funk (NSDAP) | Franz Seldte (DVP → NSDAP) | Franz Gürtner (DNVP) | Franz Schlegelberger (NSDAP) | Otto Georg Thierack (NSDAP) | Werner von Blomberg (parteilos) | General Keitel (parteilos) | Freiherr von Eltz-Rübenach (parteilos) | Julius Heinrich Dorpmüller (NSDAP) | Wilhelm Ohnesorge (NSDAP) | Richard Walther Darré (NSDAP) | Herbert Backe (NSDAP) | Joseph Goebbels (NSDAP) | Bernhard Rust (NSDAP) | Fritz Todt (NSDAP) | Albert Speer (NSDAP) | Alfred Rosenberg (NSDAP) | Hanns Kerrl (NSDAP) | Hermann Muhs (NSDAP) | Otto Meißner (parteilos) | Hans Heinrich Lammers (NSDAP) | Martin Bormann (NSDAP) | Karl Hermann Frank (NSDAP)
Rudolf Heß (NSDAP) | Ernst Röhm (NSDAP)
Personendaten | |
---|---|
NAME | Darré, Richard Walther |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher NS-Politiker |
GEBURTSDATUM | 14. Juli 1895 |
GEBURTSORT | Belgrano, Buenos Aires, Argentinien |
STERBEDATUM | 5. September 1953 |
STERBEORT | München |