Julius Dorpmüller
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Julius Heinrich Dorpmüller (* 24. Juli 1869 in Elberfeld; † 5. Juli 1945 in Malente) war von 1926 bis 1945 Generaldirektor der Deutschen Reichsbahn und von 1937 bis 1945 Reichsverkehrsminister.
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[Bearbeiten] Leben
Der Sohn eines Eisenbahn-Ingenieurs studierte 1889 bis 1893 Eisenbahn- und Straßenbau. Nach der im Jahre 1898 bestandenen Baumeisterprüfung war Dorpmüller in der preußischen Staatseisenbahnverwaltung tätig. 1907 wurde er beurlaubt und trat als Vorstand des technischen Büros in den Dienst der Schantung-Eisenbahn in Tsingtau. 1908 wurde er Chefingenieur für den deutschen Teil am Neubau der Kaiserlich Chinesischen Staatseisenbahn Tientsin-Pukow ernannt. 1917 wegen der Kriegserklärung Chinas ans Deutsche Reich des Dienstes enthoben, kehrte er 1918 als Flüchtling über die Mandschurei, Sibirien und Russland nach Deutschland zurück.
Im Feldbahnwesen war er bei der Organisation der transkaukasischen Eisenbahnen tätig. 1919 wurde er Streckendezernent bei der Reichsbahndirektion Stettin und bautechnischer Oberbaurat bei der Reichsbahndirektion Essen. 1922 - 30. September 1924 Präsident der Reichsbahndirektion Oppeln und ab 1. Oktober 1924 - 1925 Präsident der Reichsbahndirektion Essen/Ruhr. Auf Grund seiner umfassenden Erfahrungen im Eisenbahnwesen wurde Dorpmüller zu den Beratungen über den Dawes-Plan zugezogen. Nachdem 1925 vom Verwaltungsrat der Deutschen Reichsbahn Gesellschaft die Stelle eines ständigen Vertreters des Generaldirektors, auf Wunsch des schwerkranken Generaldirektors Rudolf Oeser geschaffen war, wurde er am 3. Juli 1925 auf diesen Posten berufen. Im Dezember 1925 verlieh ihm die Technische Hochschule Aachen in Anerkennung seiner Verdienste um das Eisenbahnwesen die Würde eines Dr.-Ing. e.h.. Am 3. Juni 1926, dem Todestag von Rudolf Oeser wurde er vom Verwaltungsrat der Deutschen Reichsbahn Gesellschaft zum Generaldirektor gewählt. Wegen politischer Eitelkeiten wurde er allerdings erst am 18.Oktober 1926 vom Reichspräsidenten bestätigt.
Im Nationalsozialismus stieg der bis Ende Januar 1937 parteilose Dorpmüller am 2. Februar 1937 zum Reichsverkehrsminister auf. Nach dem am 11. Juli 1939 erlassenen "Gesetz über die Deutsche Reichsbahn" wurde Dorpmüller als Reichsverkehrsminister ab 1939 auch Generaldirektor der Deutschen Reichsbahn. Er gehörte 1945 der Reichsregierung Dönitz an.
Die Engländer baten Dorpmüller, den Wiederaufbau der deutschen Eisenbahnen zu übernehmen. Von den Amerikanern wurden Dorpmüller und sein Vertreter Ganzenmüller per Flugzeug nach Chesnay bei Paris gebracht, um dort in Verhandlungen über die Neugestaltung des deutschen Verkehrswesens einzutreten. Der amerikanische General Carl R. Gray hatte dem Präsidenten Eisenhower ausdrücklich Julius Dorpmüller für die „Wiedereinsetzung in das alte Amt“ vorgeschlagen, weil er – wie auch „von unserem Geheimdienst bestätigt“ – weder „Nazi-Sympathisant noch -Aktivist“ gewesen sei.
Schwer krebskrank kehrte Dorpmüller am 13. Juni 1945 nach Malente zurück und gab von dort aus noch Hinweise und Ratschläge. Am 23. Juni 1945 wurde er nochmals operiert, doch die Nahrungsaufnahme funktionierte nicht mehr, so dass seine Kräfte rapide abnahmen. Trotz allem hat er bis zwei Tage vor seinem Tode noch dienstliche Besprechungen in voller Klarheit geleitet. Julius Dorpmüller starb am 5. Juli 1945 und wurde in Malente beigesetzt.
[Bearbeiten] Nach dem Tode
Gemäß einem Schreiben vom 18. Oktober 1949 an Maria Dorpmüller wurde ihr Bruder Julius Dorpmüller vom Entnazifizierungs-Hauptausschuss für Lübeck als „Entlasteter“ (vgl. Entnazifizierung) in die Kategorie V eingestuft.
In den Ehrenlisten der Hochschulfestschrift der RWTH Aachen von 1995 wurde er als Ehrendoktor (1925) und Ehrensenator (1939) kommentarlos aufgeführt.
Im Treppenhaus des Verkehrsmuseum Nürnberg und im „Dorpmüllersaal“ des Hauptbahnhofs von Hannover befanden sich bis 1985 Büsten von Dorpmüller, die bei den Vorbereitungen zu den Feiern zum 150-jährigen Bestehen der Eisenbahnen in Deutschland entfernt wurden. Bei der Bahndirektion Essen befand sich ein "Dorpmüllerzimmer", das ebenfalls 1985, in "Kleiner Sitzungssaal" umbenannt wurde. Die dort aufgestellte Büste ist verschwunden.
Nach Dorpmüller benannte Straßen gab es in den Städten Wuppertal, Minden und Hameln. sie wurden inzwischen umbenannt.
Ein Diplomingenieur aus Ratingen wandte sich im September 1994, bestürzt ob des gelinde gesagt „wenig gepflegten“ Grabes, an die Deutsche Bahn AG. In einem Brief des Bundeseisenbahnvermögens vom 2. Januar 1995 wurde ihm mitgeteilt, dass die ehemalige BD Hamburg bis zum 31. Dezember 1991 die Grabstelle Julius Dorpmüllers gepflegt habe. Einer Entscheidung des ehemaligen Vorstandes der Deutschen Bundesbahn zufolge würden derartige Pflegearbeiten danach nicht mehr ausgeführt. Mitte 1995 kaufte ein junger Arzt die inzwischen völlig verwahrloste Grabstätte und übernahm auf eigene Kosten die weitere Pflege.
Kritisch gesehen wird heute vor allem die Rolle, die die Reichsbahn unter Dorpmüller bei der Durchführung des Holocausts hatte [1].
[Bearbeiten] Auszeichnungen und Ehrungen
- 1925 Dr.-Ing. e.h. der Technische Hochschule Aachen
- 1934 Goldene Medaille der Preussischen Akademie für das Bauwesen
- 1939 Adlerschild des Deutschen Reiches
[Bearbeiten] Quellen
[Bearbeiten] Weblinks
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Personendaten | |
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NAME | Dorpmüller, Julius |
KURZBESCHREIBUNG | Generaldirektor der Deutschen Reichsbahn und Reichsverkehrsminister |
GEBURTSDATUM | 24. Juli 1869 |
GEBURTSORT | Elberfeld |
STERBEDATUM | 5. Juli 1945 |
STERBEORT | Malente |