Wilhelm Keitel
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Wilhelm Bodewin Johann Gustav Keitel (* 22. September 1882 in Helmscherode bei Gandersheim; † 16. Oktober 1946 in Nürnberg, hingerichtet) war ein deutscher Heeresoffizier (seit 1940 Generalfeldmarschall) und von 1938 bis 1945 Chef des Oberkommandos der Wehrmacht. Er wurde als Kriegsverbrecher in Nürnberg zum Tode am Galgen verurteilt.
Der General der Infanterie Bodewin Keitel (1888 - 1953), 1938 bis 1942 Chef des Heerespersonalamtes, war sein jüngerer Bruder.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Leben
Wilhelm Keitel war der Sohn von Carl und Apollonia Keitel. 1901 trat er in die Armee ein, wo er im Ersten Weltkrieg als Hauptmann Dienst leistete. Nach dem Krieg blieb er als Berufsoffizier in der Reichswehr. 1909 heiratete er die Gutsbesitzertochter Lisa Fontaine, aus der Ehe gingen sechs Kinder hervor, von denen eines früh starb. 1931 wurde er zum Oberst und am 1. März 1934 zum Generalmajor befördert. Vor 1933 hatte Keitel mit den Nationalsozialisten nichts zu tun, und er war auch nie Parteimitglied.
Am 1. Oktober 1935 wurde er als Chef des Wehrmachtamts im Reichskriegsministerium berufen, am 1. Januar 1936 zum Generalleutnant und am 1. August 1937 zum General der Artillerie befördert.
Nach den Rücktritten von Blomberg und Fritsch im Zuge der Blomberg-Fritsch-Krise und der damit verbundenen Umstrukturierung der Kommandostruktur Wehrmacht wurde Keitel am 4. Februar 1938 Chef des Oberkommandos der Wehrmacht, einem Amt ohne unmittelbare Befehlsgewalt. Er war nominell Hitlers engster militärischer Berater; unter seinen Offizierskollegen galt er schnell als diesem blind ergeben (spöttisch wurde er "Lakeitel" genannt); er prägte nach der Eroberung der Benelux-Staaten und Frankreichs den Begriff Größter Feldherr aller Zeiten für Hitler, der als GröFaZ verulkt wurde. (Originalzitat: "Mein Führer, Sie sind der größte Feldherr aller Zeiten.")
1939 erhielt er das Goldene Parteiabzeichen der NSDAP.
Am 22. Juni 1940 war er in Compiègne der Unterzeichner des Waffenstillstandes mit Frankreich. Am 19. Juli 1940 wurde er von Hitler zum Generalfeldmarschall befördert.
Am 9. Mai 1945 ratifizierte er als Bevollmächtigter der Regierung Karl Dönitz im sowjetischen Hauptquartier in Berlin-Karlshorst die am 7. Mai im amerikanischen Hauptquartier in Reims von Generaloberst Alfred Jodl unterzeichnete bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht gegenüber der Roten Armee.
[Bearbeiten] Nach 1945
Am 13. Mai 1945 wurde Keitel von den Alliierten in Flensburg verhaftet und kam in Kriegsgefangenschaft ins Camp Ashcan.
Keitel hatte an den allgemeinen und detaillierten Vorbereitungen aller deutschen Angriffskriege teilgenommen, und so gut wie jeder Befehl, der Kriegsverbrechen oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit anordnete, wurde von ihm unterzeichnet. Er galt als Bewunderer Hitlers und führte dessen Befehle zumeist widerspruchslos aus. Lehnte er zunächst den Angriff auf die Sowjetunion noch aus militärischen Gründen ab, wachte er dann aber um so eifriger über die radikale Befolgung etwa des Kommissarbefehls oder der Erlasse zu den Massenmorden in den besetzten Gebieten.
Das gegen ihn vorliegende Material war so schlüssig, dass Keitels ganzer Fall im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher in einem Gutachten auf fünf Seiten zusammengefasst werden konnte. Seine Taten waren derart extrem, und die Beweise gegen ihn so erdrückend, dass die Verteidigung befürchtete, allein seinetwegen könnten das Oberkommando der Wehrmacht und der Generalstab zur verbrecherischen Organisation erklärt werden. Die Beratung seines Falles war dann auch die kürzeste.
Am 2. Oktober 1946 wurde er für schuldig in allen vier Anklagepunkten erklärt und zum Tode durch den Strang verurteilt. Am 12. Oktober 1946 kam es zu einer kurzen Erörterung, weil die Franzosen und auch er darauf bestanden, dass er erschossen werde: Offiziere würden erschossen, nicht gehenkt. Am 16. Oktober 1946 wurde das Todesurteil dennoch durch den Strang vollstreckt.
Im September 2006 ist der lange unter Verschluss gehaltene Abschiedsbrief Keitels, verfasst kurz vor der Hinrichtung, im Niedersächsischen Staatsarchiv Wolfenbüttel geöffnet worden. Das Schreiben enthält neben privaten Worten vor allem eine politische Aussage, eine Aktualisierung seines 1944 in der Wolfsschanze formulierten "Testaments". Er behauptet, er sei durch ein Treueverhältnis besonderer Art an den Führer Adolf Hitler gebunden gewesen. Hätte ich diese Gefolgschaft nicht bis zuletzt gewahrt, wäre ich zum Verräter geworden.
Der Präsident des Niedersächsischen Hauptstaatsarchivs Hannover, Bernd Kappelhoff, wertete Keitels Worte als die eines Unbelehrbaren.
[Bearbeiten] Auszeichnungen
- Parteiabzeichen der NSDAP in Gold
- Medaille zur Erinnerung an den 13. März 1938
- Medaille zur Erinnerung an den 1. Oktober 1938 mit Spange "Prager Burg"
- Medaille zur Erinnerung an die Heimkehr des Memellandes
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer
- Verwundetenabzeichen (1918) in Schwarz
- Verwundetenabzeichen 20. Juli 1944
- Eisernes Kreuz (1914) 2. und 1. Klasse
- Ritterkreuz des Kgl. Preußischen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern
- Eisernes Kreuz (1939) 2. und 1. Klasse
- Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes
[Bearbeiten] Werk
- Werner Maser (Herausgeber): Wilhelm Keitel. Mein Leben - Pflichterfüllung bis zum Untergang. Hitlers Generalfeldmarschall und Chef des Oberkommandos der Wehrmacht in Selbstzeugnissen. postum zusammengestellt, edition q im Quintessenz Verlag, Berlin 1998, ISBN 3861243539
- Wilhelm Keitel, Walter Görlitz (Hrsg.): Generalfeldmarschall Keitel - Verbrecher oder Offizier? Erinnerungen, Briefe, Dokumente des Chefs OKW. 558 Seiten. Verlag Bublies - 2000 (zuerst Musterschmidt-Verl. - 1961). ISBN 3926584475
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Wilhelm Keitel – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- Dienststellenstruktur
- Literatur von und über Wilhelm Keitel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/KeitelWilhelm/
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Personendaten | |
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NAME | Keitel, Wilhelm |
ALTERNATIVNAMEN | Wilhelm Bodewin Johann Gustav Keitel |
KURZBESCHREIBUNG | Generalfeldmarschall im Dritten Reich |
GEBURTSDATUM | 22. September 1882 |
GEBURTSORT | Helmscherode bei Bad Gandersheim |
STERBEDATUM | 16. Oktober 1946 |
STERBEORT | Nürnberg |