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Sinzig - Wikipedia

Sinzig

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Wappen Deutschlandkarte
Wappen von Sinzig
Sinzig
Deutschlandkarte, Position von Sinzig hervorgehoben
Basisdaten
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Landkreis: Ahrweiler
Koordinaten: Koordinaten: 50° 33′ N, 7° 15′ O50° 33′ N, 7° 15′ O
Höhe: 90 m ü. NN
Fläche: 41,00 km²
Einwohner: 17.720 (30. Juni 2006)
Bevölkerungsdichte: 432 Einwohner je km²
Postleitzahl: 53489
Vorwahlen: 02642 02636 (Ortsteil Franken)
Kfz-Kennzeichen: AW
Gemeindeschlüssel: 07 1 31 077
Adresse der
Stadtverwaltung:
Kirchplatz 5
53489 Sinzig
Webpräsenz:
Bürgermeister: Wolfgang Kroeger (CDU)
Lage der Stadt Sinzig im Landkreis Ahrweiler
Karte

Sinzig ist eine Stadt am Mittelrhein im Landkreis Ahrweiler, Rheinland-Pfalz.

Inhaltsverzeichnis

Römische Zeit

Die uns bekannte Geschichte Sinzigs beginnt erst zwei Jahrhunderte, nachdem die Römer unter Führung von Gaius Iulius Caesar die Gebiete Germaniens bis zum Rhein hin erobert hatten. Nördlich von Sinzig, in Remagen, bestand schon seit der Mitte des 1. Jahrhunderts ein Truppenlager. Für Sinzig ist in dieser Zeit und in den kommenden Jahrhunderten eine lose Besiedlung mit ländlichen Gehöften anzunehmen.

Von Trier aus wurde um 160/170 die Produktion von Tonwaren (Terra-Sigillata-Töpfe) im rheinnahen Bereich von Sinzig aufgenommen. Die Fabrik hielt sich nur zwei Jahrzehnte, in denen sie auf dem Schiffsweg Waren bis Worms und Britannien exportierte. 1912 wurden Reste der Töpfermanufaktur freigelegt: Arbeitsraum, Brennöfen, Abfallgruben und ähnliches wurden gefunden.

Römische Besiedlung befand sich aber vermutlich nicht in Rheinnähe, sondern auf dem Sinziger Kirchhügel, der wie ein Sporn in die so genannte Goldene Meile hineinreicht, das Mündungsgebiet der Ahr in den Rhein. Die Ahrmündung war in dieser Zeit, anders als in der Moderne, ein verzweigtes Flusssystem kleiner Nebenläufe; das gesamte Ahrmündungsgebiet bis hin zum heutigen Stadtteil Bad Bodendorf war versumpft. Eine römische Straße führte quer durch die Goldene Meile und verband den Truppenstützpunkt Confluentes (Koblenz) mit dem Norden.

Auf dem Sinziger Helenenberg soll der Kaiserin Helena im 4. Jahrhundert der Legende nach ein Kreuz am Himmel erschienen sein, um ihrem Sohn, dem Kaiser Konstantin, den Sieg über seine Feinde zu versprechen. Inwieweit das Sinziger Gebiet nach dem Zusammenbruch des Römischen Reichs besiedelt war, ist unbekannt.

Mittelalter

Die erste urkundliche Erwähnung Sinzigs erfolgte 762 als fränkischer Königshof „villa regia sentiacum“. Einhard, der Chronist Karls des Großen, erzählt 814 über ein "Weinwunder", das in der königlichen Pfalz von Sinzig stattgefunden haben soll. 1065 schenkt Heinrich IV. die Reichsstadt an seinen engen Berater, Erzbischof Adalbert von Bremen. 1114 wird Sinzig im Krieg zwischen dem deutschen Kaiser und dem Erzbischof von Köln zerstört.

In seiner Blütezeit im 12. bis 15. Jahrhundert, war Sinzig Sitz einer Kaiserpfalz, in der es zahlreiche Aufenthalte deutscher Könige und Kaiser gab. Friedrich I. Barbarossa weilte 1152, 1158 und 1174 in der Pfalz, weswegen sich die Stadt auch „Barbarossastadt“ nennt.

Spätestens gegen 1267 erhielt Sinzig Stadtrecht. In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts erfolgte der Bau der Pfarrkirche St. Peter im spätromanischem Stil der ausgehenden Stauferzeit (geweiht 1241). Konsekrator der Kirche und des Altars war der Dominikaner und Bischof Henricus de Osiliensis (Heinrich von Ösel), der während eines Aufenthalts im Mittelrheingebiet (weitere Weihetätigkeiten im August des Jahres 1241 sind für Koblenz und Boppard urkundlich belegt) auf Bitten und in Vertretung des schwer erkrankten Trierer Erzbischofs Theoderich (Dietrich) von Wied (gest. 1242) Konsekrationen und Lustrationen an verschiedenen Kirchen zwischen Sinzig und Boppard vornahm. Aufgrund der Kirchweihe am Tage Maria Himmelfahrt (1310 erstmals urkundlich belegt) ist für die Weihe der weitgehend fertiggestellten Pfarrkirche St. Peter der 15.August 1241 anzunehmen. Ein Hospital entsteht, und viele Adelsgeschlechter sind in Sinzig ansässig. Neun Klöster haben Besitzungen in Sinzig.

Nach einem Steuerverzeichnis von 1242 zahlte die jüdische Gemeinde von Sinzig etwa ein Drittel des Steueraufkommens der Stadt. Für den 23. April 1266, möglicherweise auch für den 1. Mai 1265 schreibt das Nürnberger Memorbuch, dass 71 Personen in der Sinziger Synagoge verbrannt wurden, darunter der Vorbeter der Kölner Judengemeinde. 1287 erlitten weitere 46 Juden in Sinzig das Martyrium. Nach der Pestepedemie von 1348/49 wird die übrig gebliebene, kleine jüdische Gemeinde von 12 Personen ausgelöscht.

Nach 1297 wurde mit dem Bau der Stadtbefestigungen wie Stadtumwallung, Mauer, dreier Stadttore und der beiden Wighäuser (in Urkunden von 1327, 1350 und 1353 als fertiggestellt belegt) begonnen. Zuvor hatte König Adolf von Nassau am 3. Dezember 1297 den Bürgern Sinzigs die Erhebung eines sog. Ungelds (Steuer) gestattet, das – auf den Verkauf von Wein und landwirtschaftlichen Produkte erhoben – ausschließlich zur Finanzierung und Errichtung der Stadtmauer verwendet wurde.

Bereits ab dem späten 13. Jahrhundert war der allmähliche, wirtschaftliche Niedergang durch mehrfache Verpfändung des Reichsgutes vorgezeichnet. Mit dem endgültigen Übergang des Reichsgutes Sinzig in den Besitz der Herzöge von Jülich am 19. Januar 1348 (urkundliche Pfändungsbestätigung durch Karl IV. an Markgraf Wilhelm V. von Jülich), geriet Sinzig erneut und endgültig an das Herzogtum Jülich-Kleve-Berg und damit in eine territoriale Randlage.

Neuzeit

Bis 1554 wechselte Sinzig mehrfach den Besitzer; zeitweise war die Stadt zwischen mehreren Besitzern geteilt. Am Pfingstmontag 1583 kommt es durch Unachtsamkeit beim Abschießen der Büchsen am Sinziger Mühlenbachtor zu einer Brandkatastrophe, bei der die ganze Stadt Sinzig mit Häusern und Höfen, Schuppen und Ställen abbrannte. 1620 besetzen im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges spanische Truppen unter Spinola Sinzig, 1632 wird Sinzig von schwedischen Truppen geplündert. Am 30. Mai 1648 legt der Minoritenorden den Grundstein zu einem Kloster auf dem Helenenberg. 1655 wird eine Lateinschule angegliedert. 1688 wird das ehemalige herzogliche Schloss von französischen Truppen in die Luft gesprengt.

Etwa 1690 wird in den Sümpfen der Ahr eine mumifizierte Leiche gefunden, die danach der „Heilige Vogt“ heißt. Es entwickelt sich ein lokaler Kult um die unverweste Leiche, die während der Französischen Revolution nach Frankreich entführt wird und dann nach dem Sieg gegen Napoleon im Triumphzug nach Sinzig zurückkehrt. Noch heute kann man sie in der Kirche St. Peter besichtigen. 1758 sucht von neuem ein Großbrand die Stadt heim. Im Jahre 1767 hat Sinzig 200 Häuser und rund 850 Einwohner.

Erst im 19. Jahrhundert erfolgte ein wirtschaftlicher Wiederaufschwung der Stadt im Zuge der Industrialisierung und des Anschlusses an die linksrheinische Eisenbahnlinie Köln–Koblenz–Bingen (1858). Die Plattenfabrik ist von da an einer der Hauptarbeitgeber der Stadt. Im Zuge der Gebietsreform kommen 1969 die Stadtteile Bad Bodendorf, Koisdorf, Westum, Löhndorf und Franken zur Stadt Sinzig.

Geschichte des Sinziger Schlosses

Schloss
Schloss

1337 erlaubte Kaiser Ludwig der Bayer dem Markgrafen Wilhelm von Jülich den Bau einer Burg. 1348 wurde eine Wasserburg mit vier Ecktürmen errichtet, die ab 1569 ausgebaut wurde. 1646 diente ein weiterer Ausbau der Verbesserung der Verteidigungsanlagen. 1689 wurde die Burg von französischen Truppen in Brand gesetzt.

Das Burggrundstück ging 1806 aus Staatsbesitz in den Besitz von J. Peter Broicher und Franz-Joseph Hertgen über. 1850 erwarben Gustav Bunge und seine Frau Adele Bunge, geb. Andreae, das Burggrundstück.

Das heutige Schloss wurde 1854/56 vom Architekten Vincenz Statz errichtet. Der Schlosspark entstand 1858–66 nach Plänen von Peter Joseph Lenné. Die Wandgemälde im Schloss brachte Carl Andreae 1863–1865 an. 1891 starb Gustav Bunge, 1899 Adele Bunge.

Das Gärtnerhaus an der Südwestecke des Schlosses sowie weitere Anlagen wurden 1944 bei Luftangriffen zerstört. 1952 erwarb die Kurbad GmbH das Schloss und baute es um. 1954 kaufe die Stadt Sinzig Schloss und Park für 140.000 DM auf. 1956 zogen das drei Jahre zuvor gegründete Heimatmuseum und das Stadtarchiv im ersten und zweiten Geschoss ein. Das Erdgeschoss beherbergte Kulturraum und Standesamt sowie bis 1989 den Ratssaal. 1988 wurden Schloss und Park unter Denkmalschutz gestellt.

Das Erdbeben im April 1992 richtete starke Schäden an, was umfangreiche Sanierungsarbeiten nach sich zog.

Kultur

Kulturell wurde Sinzig bundesweit bekannt durch die Durchführung der Sinziger Orgelwoche in den 1970er-Jahren durch Peter Bares und die Perry Rhodan-Tage Rheinland-Pfalz in den 1990er-Jahren durch Werner Fleischer und Elmar Wietor. Beide Veranstaltungen bescherten der Stadt einen regelmäßigen Besucherstrom aus dem In- und Ausland.

Stadtteile

Politik

Stadtrat

Der Stadtrat in Sinzig besteht aus 32 gewählten Mitgliedern und dem in den meisten Punkten stimmberechtigten Bürgermeister als Vorsitzenden.

Sitzverteilung im gewählten Stadtrat:

CDU SPD FWG Grüne FDP Gesamt
2004 15 6 5 4 2 32 Sitze

(Stand: Kommunalwahl am 13. Juni 2004)

Sehenswürdigkeiten

St. Peter
St. Peter
  • Die katholische Stadtpfarrkirche St. Peter in Sinzig wurde bereits 855 erwähnt, der heutige Bau stammt jedoch von ca. 1225 bis 1241. Er wurde 1863/64 nach Plänen Ernst Friedrich Zwirners restauriert.
  • Reste der mittelalterlichen Stadtbefestigung, deren Bau 1297 begann.
  • Das Rathaus wurde 1835-37 am Kirchplatz durch Johann Heinrich Hartmann als Stadthaus und Schulhaus erbaut. 1879 bis 1915 diente es als Amtsgericht.
  • Schloss Sinzig von Vincenz Statz (1854–58) mit städtischem Heimatmuseum
  • Das Denkmal für Kaiser Friedrich I. Barbarossa wurde 1875 im Schlosspark errichtet und später an die Barbarossastraße versetzt.
  • Zehnthof
  • Naturschutzgebiet Ahrmündung
  • Sinziger Linde
  • Schloss Ahrenthal

Schulen

Rathaus
Rathaus
  • Regenbogenschule Sinzig (Grundschule)
  • St.-Sebastianus-Grundschule Bad Bodendorf
  • Hellenbachschule Westum (Grundschule)
  • Barbarossaschule Sinzig (Regionalschule)
  • Rhein-Gymnasium Sinzig
  • Janusz-Korczak-Schule Sinzig (Sonderschule)

Kindergärten (Auswahl)

  • Städtischer Kindergarten 'Max & Moritz' Bad Bodendorf
  • Städtischer Kindergarten 'Zwergentreff' Franken
  • Katholischer Kindergarten 'St. Georg' Löhndorf
  • Katholischer Kindergarten 'St. Peter' Sinzig
  • Städtischer Kindergarten 'Liliput' Sinzig
  • Städtische Kindertagesstätte 'Spatzennest' Sinzig
  • Städtischer Kindergarten 'Regenbogen' Sinzig, Dreifaltigkeitsweg
  • Städtischer Kindergarten Westum

Sinziger Heimatlied „Heimattreue“

Denkmal Kaiser Friedrichs I. Barbarossa
Denkmal Kaiser Friedrichs I. Barbarossa

Heimattreue

„Draußen im Lande ein Mädel ich fand,
mit hellblondem Haar und feinzarter Hand
und sie hat Augen so klar wie der Wein
sag Mädel die Heimat, sag bist du vom Rhein!
sag Mädel die Heimat sag bist du vom Rhein!“

Refrain: „Wo die Ahr zum Rhein hinfließt,
heilend Wasser der Erd entsprießt,
wo Mädchenaugen sind so blau,
mitten in der goldnen Au.
An dies Städtchen denk ich gern,
bin ich denn auch noch so fern,
an dich denk ich immer dar,
Sinzig Rhein und Ahr.“

„Ferne am Strande des weiten Meeres,
steht eine Frau, schwer ist ihr ums Herz.
Und sie singt leis` in die Wolken hinein:
Grüßt mir die Heimat, mein Städtchen am Rhein!
Grüßt mir die Heimat, mein Städtchen am Rhein!“

[Refrain]

„Schon Barbarossa hat Sinzig erkannt,
als eines der schönsten Städtchen im Land.
Und er befahl seinem Kaisertross:
Wir rasten in Sinzig und wohnen im Schloss!
Wir rasten in Sinzig und wohnen im Schloss!“

[Refrain]

Söhne und Töchter der Stadt

Weblinks

commons:Hauptseite
Commons
Commons: Sinzig – Bilder, Videos und/oder Audiodateien

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