Variszische Orogenese
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Ära/Zeitalter | Periode | mya | Orogenese |
---|---|---|---|
Känozoikum Erdneuzeit Dauer: 65,5 Mio. |
Neogen | 23,03 | Alpidische Orogenese |
Paläogen | 65,5 | ||
Mesozoikum Erdmittelalter Dauer: 185,5 Mio. |
Kreide | 145,5 | |
Jura | 199,6 | ||
Trias | 251,0 | variszische Orogenese |
|
Paläozoikum Erdfrühzeit Dauer: 291 Mio. |
Perm | 299,0 | |
Karbon | 359,2 | ||
Devon | 416,0 | ||
Silur | 443,7 | kaledonische Orogenese |
|
Ordovizium | 488,3 | ||
Kambrium | 542,0 | cadomische Orogenese |
|
Neoproterozoikum Neues Proterozoikum Dauer: 458 Mio. |
Ediacarium | 630,0 | |
Cryogenium | 850,0 | keine Angaben vorhanden |
|
Tonium | 1.000,0 | ||
Mesoproterozoikum Mittleres Proterozoikum Dauer: 600 Mio. |
Stenium | 1.200,0 | |
Ectasium | 1.400,0 | ||
Calymmium | 1.600,0 | ||
Paläoproterozoikum Frühes Proterozoikum Dauer: 900 Mio. |
Statherium | 1.800,0 | |
Orosirium | 2.050,0 | ||
Rhyacium | 2.300,0 | ||
Siderium | 2.500,0 | ||
Neoarchaikum Dauer: 300 Mio. |
2.800,0 | ||
Mesoarchaikum Dauer: 400 Mio. |
3.200,0 | ||
Paläoarchaikum Dauer: 400 Mio. |
3.600,0 | ||
Eoarchaikum Dauer: n. def. |
3.800,0 | ||
Hadaikum Dauer: n. def. |
4.700,0 | ||
Bitte beachten Sie, dass aufgrund der enormen Länge der Orogenesen ihr Beginn und Ende oft unterschiedlich datiert wird, je nachdem, auf welchen Ort und auf welche ihrer Phasen man sich bezieht. |
Unter der variszischen oder variskischen Orogenese versteht man die Gebirgsbildung im mittleren Paläozoikum innerhalb des Gebietes heutiger europäischer Mittelgebirge. Diese Phase der Gebirgsbildung begann etwa um die 400 Ma und dauerte etwa 100 Ma an.
Der Begriff variszisch wurde ursprünglich aus dem Namen des germanischen Stammes der Varisker (Vogtland) hergeleitet, deren Hauptort im Gebiet der Stadt Hof lag und von den Römern Curia Variscorum genannt wurde. Der Begriff bezeichnete später in der Geologie eine Nordost-Südwest-Ausrichtung eines (beliebigen) Gebirgszuges oder Gesteinsschicht und bezeichnete das Gegenteil der hercynischen Ausrichtung. Der Fachausdruck wurde um 1880 vom Wiener Geologen Eduard Suess geprägt, auf den auch erste Vorstellungen der Plattentektonik zurückgehen.
Da fast alle heute vorhandenen, Nordost-Südwest ausgerichteten Gesteins-Formationen auf eine gemeinsame Orogenese zurückgehen, wird heutzutage variszisch nur noch als zeitliche Angabe verstanden für geologische Vorgänge, die sich im mittleren Erdaltertum (Devon bis Karbon) zugetragen haben. Also in einem Zeitraum vor etwa 400 bis 300 mya.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Lage der variszischen Gebirge
Die variszische Orogenese führte zur Bildung eines Systems von (heute abgetragenen) Hochgebirgen, die sich in verschiedenen Phasen vom Devon bis zum Ende des Paläozoikums auffalteten, während weiter östlich zunächst noch der "Ural-Ozean" lag. Das Variszikum erstreckte sich von Westpolen und die östlichen Bereiche Deutschlands weiter über das südliche Belgien und Frankreich bis nach Wales in Großbritannien (Schottland hingegen gehört der kaledonischen Phase an). Die Reste des Gebirges finden sích in mehreren Rumpf- und Mittelgebirgen in West- und Mitteleuropa wieder.
[Bearbeiten] Entstehung
Auf der bestehenden Landmasse setzten sich Sedimente ab, die zu hohem Druck und hohen Temperaturen der darunterliegenden Gesteinsschichten und in der Folge zu deren metamorpher Umwandlung führten. Durch Plattentektonik (vor allem Annäherung der Afrikanischen Platte an die eurasische) wirkte währenddessen Druck aus Südosten. Dies verursachte Zonen mit Antiklinalen (Aufwölbungen) und Synklinalen (Mulden). Letztendlich folgte daraus die Auftürmung eines Hochgebirges, welches als variskisches Hochgebirge bezeichnet wird.
Gleichzeitig mit dieser Gebirgsbildung setzte starke Erosion ein, die mit steigendem Abstand zur Meereshöhe zunimmt. Die Steinkohleflöze des Ruhrgebietes sind durch Bedeckung organischer Schichten mit den erodierten Sedimenten entstanden. An Verwerfungslinien (tektonische Störungen) konnte Magma aufsteigen und es kam entweder zu vulkanischer Aktivität oder unterirdisch entstandenen Plutonen.
Bereits im Perm war das variszische Hochgebirge zur so genannten permischen Rumpffläche ab-erodiert und von Sedimentschichten überlagert. Diese Rumpfgebirge blieben daher nur als variszische "Inseln" zwischen den jüngeren Gesteinen des Mesozoikums erhalten. Im Laufe der weiteren Erdgeschichte folgte die Bruchtektonik, welche die Gestalt der heute noch vorhandenen Mittelgebirge prägte.
Knapp vor dem Beginn der variszischen Gebirgsbildung entstanden im Devon durch die untermeerische Verwitterung vulkanischer Gesteine zahlreiche Lagerstätten mit Roteisenerzen, die früher in Eisenerzgruben abgebaut wurden. Im Unterkarbon wurden vielerorts (z.B. in Hessen) Gesteine vom Typ der Grauwacken abgelagert, welche eine Hauptphase der Gebirgsbildung in der Zeit des Oberkarbons (vor 322 bis 290 Mio. Jahren) anzeigen. Dabei wurden die ursprünglich flach abgelagerten Gesteinseinheiten gefaltet, zerbrochen und geschiefert. Aus tonigen Gesteinen entstanden die heutigen Tonschiefer, die lange als Dachschiefer in mehreren Gruben abgebaut wurden.
[Bearbeiten] Gliederung der Varisziden
Von Norden nach Süden wird das variszische Gebirge in drei Teile gegliedert:
- Rhenoherzynikum (benannt nach Rhein und Harz): Harz, Rheinisches Schiefergebirge, Ardennen, Südengland (insbesondere Cornwall), Südportugal.
- Saxothuringikum (benannt nach Sachsen und Thüringen): Sudeten, Erzgebirge, Frankenwald, Thüringer Wald, Spessart, Odenwald, Nordschwarzwald, Nordvogesen.
- Moldanubikum (benannt nach Moldau und Donau): Böhmische Masse, Schwarzwald, Vogesen, Zentralmassiv, Armorikanisches Massiv, Zentraliberische Zone. In diesem erdgeschichtlich ältesten Teil des Gebirges fand der größte Teil des Magmatismus (überwiegend Granite) während der Orogenese statt.
[Bearbeiten] Siehe auch
- alpidisch
- hercynisch
- Orogenese
- Bayerischer Wald
- Fichtelgebirge
- kaledonische Orogenese
- Pangäa
- Acadische Gebirgsbildungsära
[Bearbeiten] Weblinks
- hlug.de Geologische Entwicklung in Hessen
- innovations-report.de Der Harz "wuchs" um mehr als 4km! geologische Profile
- Variszische Gebirgsbildung mit Details aus Oberfranken
- *Schatten alter Kontinente- Rodinia und Gondwana