Österreichisches Militärwesen
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Der Artikel Österreichisches Militärwesen beschreibt die Entwicklung und den Status der militärischen Einrichtungen Österreichs, sowie der Rüstungsindustrie.
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[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Die Habsburger-Monarchie
Bereits der Beginn der Habsburger-Herrschaft im damaligen Herzogtum Österreich ist mit Krieg verknüpft. Herzog Friedrich der Streitbare aus dem Hause Babenberg war 1246 im Kampf gegen die andrängenden Ungarn gefallen, ohne einen männlichen Erben zu hinterlassen. Ottokar Przemysl, König von Böhmen, hatte sich hierauf Österreich untertan gemacht, ohne die reichsrechtlichen Vorschriften zu beachten. 1276 wurde er vom deutschen König Rudolf I. von Habsburg aus Österreich gewiesen, der nun seine Söhne mit dem Herzogtum belehnte. 1278 wurde der widerspenstige Ottokar in der Schlacht von Dürnkrut und Jedenspeigen im heutigen Niederösterreich besiegt, wobei er in der Schlacht fiel. In Franz Grillparzers Drama König Ottokars Glück und Ende ist diese Schlacht zweier Ritterheere beschrieben.
Wie alle anderen Dynastien erreichte auch das Haus Habsburg seinen Machtzuwachs im Wesentlichen durch zwei Faktoren: Kriege und dynastische Heiraten. Stehende Heere, die man sofort einsetzen konnte, waren allerdings im Mittelalter und in der frühen Neuzeit unbekannt. Im Fall des Falles mussten Feldherren und Offiziere bestellt und Soldaten - meist Leibeigene, die sich nicht dagegen wehren konnten, oder Söldner - beschafft werden.
1556 wurde der Hofkriegsrat gegründet. Er war die erste selbstständige Militärverwaltungsbehörde Österreichs. (Er wurde erst 1848 in Kriegsministerium umbenannt.) Bereits um 1500 wurde das erste Kaiserliche Arsenal erbaut. Dieses diente zur Herstellung von Kriegsschiffen für die Donau. 1529 war die erste Türkenbelagerung Wiens abzuwehren. 1562 wurde mit dem Bürgerlichen Zeugshaus ein weiteres großes Waffenlager in Wien errichtet.
1618-1648 fand aus religiösen und machtpolitischen Gründen im und um das Heilige Römische Reich, zu dem Österreich bis 1806 gehörte, der Dreißigjährige Krieg statt. Sein bekanntester kaiserlicher Feldherr war der später im Auftrag des Kaisers ermordete Wallenstein. 1677 errichtete man das Kaiserliche Zeughaus, welches dem Gießen von Kanonen diente. 1683 war neuerlich eine Türkenbelagerung Wiens abzuwehren; es gelang nur mit Hilfe aus Polen und dem Reich. In der Folge reorganisierte Prinz Eugen von Savoyen Österreichs Militär grundlegend und vertrieb die Türken aus Mitteleuropa.
Kriege, an denen Österreich beteiligt war, waren u. a.:
- Spanischer Erbfolgekrieg 1701-14 (nach dem Aussterben der spanischen Habsburger wollten die österreichischen Habsburger den Thron übernehmen),
- Österreichischer Erbfolgekrieg 1740-48 (nach dem Tod Karls VI. ohne männlichen Erben wurde seine Tochter Maria Theresia als Nachfolgerin von Nachbarn bekämpft),
- Schlesische Kriege 1740-63, in denen Preußen von Maria Theresia das bis dahin österreichische Schlesien eroberte,
- Siebenjähriger Krieg 1756-63 der europäischen Großmächte
- Napoleonische Kriege an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert, die vorübergehend ganz Europa "umkrempelten",
- Ungarischer Krieg 1848-49 zur Niederschlagung der ungarischen Revolution,
- Italienische Kriege 1848-1866, in denen Piemont von Österreich die Lombardei und Venetien gewann,
- Deutsch-Dänischer Krieg 1864 um Schleswig-Holstein und
- Deutscher Krieg 1866: Preußen gegen Österreich um die Vorherrschaft in Deutschland.
- 1878 konnte Österreich-Ungarn die ihm zur Verwaltung zugesprochenen Länder Bosnien und Herzegowina nur durch militärische Besetzung "befrieden".
Bedeutende österreichische Feldherren, auf die hier noch näher einzugehen sein wird, waren u. a. Wallenstein, Tilly, Starhemberg, Daun, Laudon, Erzherzog Karl, Schwarzenberg und Radetzky, als Admiral wurde Tegetthoff berühmt.
Franz Joseph I. (reg. 1848-1916) fungierte fast sein ganzes Monarchenleben lang persönlich als Oberster Befehlshaber seiner bewaffneten Macht und war im Inland ausschließlich in Uniform zu sehen. Eine Ruhmesstätte altösterreichischer Kriegshelden ist der Heldenberg bei Klein-Wetzdorf in Niederösterreich. Dort sind die kaiserlichen Feldmarschälle Radetzky und Wimpffen bestattet und Dutzende führende Militärs als Statuen verewigt.
Lange Zeit wichtigste Bezugsquelle für Gewehre war die Gewehrfabrik am Alsergrund in Wien. 1810 eröffnete man die erste Militärschwimmschule in Prag, 1813 folgte auch eine in Wien.
[Bearbeiten] Österreich-Ungarn
Als die Habsburger-Monarchie 1867 zur Doppelmonarchie wurde, weil Ungarn als eigener Staat anerkannt werden musste, blieben Armee und Kriegsmarine gemeinsame Angelegenheiten beider Reichshälften unter der Leitung des k.u.k. Kriegsministeriums in Wien. Dem entsprechend wurde nun auch das Heer als k.u.k. Armee bezeichnet (zuvor k.k. Armee). Nicht zu den gemeinsamen Angelegenheiten gehörten die Wehrgesetze (die festlegten, wer wie lang wehrpflichtig war), die österreichische Landwehr und ihr ungarisches Pendant, der Honvéd. Diese wurden vom österreichischen Landwehrminister und seinem ungarischen Pendant getrennt verwaltet.
Das k.u.k. Kriegsministerium war ledigiglich für Verwaltungsaufgaben des Heeres und der Flotte zuständig, da Kaiser Franz Joseph persönlich den Oberbefehl hatte. Für die k. u. k. Kriegsmarine bestand im Ministerium die Marinesektion.
Militärische Führungskräfte wurden an der k. u. k. Kriegsschule, an der Theresianischen Militärakademie, an der k.k. Franz-Joseph-Militärakademie sowie der Technischen Militärakademie ausgebildet. Für die Marineangehörigen bestand die Marineakademie. Reitlehrer wurden im Militär-Reitlehrer-Institut ausgebildet. Als vorbereitende Schule für die Militärakademien existierten die Kadettenschulen. Die größte befand sich im heutigen Kommandogebäude Theodor Körner in Breitensee in Wien.
An Medikamenten und Heilmitteln für Soldaten wurde in der Militär-Medikamenten-Direktion in Wien geforscht. Die Verpflegung des Heeres wurde aus dem Militärverpflegungsetablissement gesteuert.
Bekannte militärische Einheiten waren die Tiroler Kaiserjäger, die Deutschmeister (Wiens "Hausregiment"), die ungarischen Husaren und die polnischen Ulanen. Bekanntester Militärmarsch wurde der von Johann Strauß 1848 komponierte Radetzkymarsch (später auch Titel eines - zweimal verfilmten - Romans von Joseph Roth über eine Soldatenfamilie in den letzten Jahrzehnten des Monarchie). Prominenter Militärkapellmeister war Josef Lanner.
Ein bekannte Auszeichnung war der Leopoldsorden, der zwischen 1808 und 1918 nur vier Mal verliehen wurde. Von 1757 bis 1931 insgesamt 1241 Mal verliehen wurde der Maria Theresia-Orden für „hervorragende Dienste im Kriege“. Mit vielen weiteren Orden und Ehrenzeichen wurde die bekannt schlechte Besoldung der Offiziere zu kompensieren versucht.
Bemerkenswerte Offiziere der letzten Jahre Österreich-Ungarns (Auswahl):
Franz Graf Conrad von Hötzendorf, Chef des k.u.k. Generalstabes 1906-11 und 1912-17, Anhänger des Präventivkrieges
Svetozar Boroevic von Bojna, Feldmarschall an der Isonzofront
Theodor Körner, Oberst des Generalstabes der Isonzofront, 1945-51 Bürgermeister von Wien, 1951-1957 Bundespräsident
- Siehe auch: Liste der k.u.k. Kampftruppen, Liste der k.u.k. Kampfunterstützungstruppen, Österreichische Festungswerke an der Grenze zu Italien
[Bearbeiten] Erster Weltkrieg
Die Geschichte Österreichs im Ersten Weltkrieg ist hier noch nicht dargestellt. Zum Einsatz kamen Heer (k. u. k. Armee) und Kriegsmarine (k. u. k. Kriegsmarine), später auch Kampfflugzeuge.
Kurz vor Ende des Ersten Weltkriegs beendete Ungarn am 31. Oktober 1918 die Realunion mit Österreich und zog seine Truppen von der Isonzofront ab. Damit war die k.u.k. Armee zerbrochen. Ihr Ende wurde von Franz Theodor Csokor, selbst Offizier im Krieg, in seinem Theaterstück "3. November 1918" dargestellt (an diesem Tag trat der Waffenstillstand mit Italien in Kraft). Die Schändlichkeiten des Krieges brachte Karl Kraus im Stück "Die letzten Tage der Menschheit" zur Sprache.
[Bearbeiten] Zwischenkriegszeit
Nach dem Ersten Weltkrieg schuf die Republik Österreich das Bundesheer. Zwar war diesem durch den Friedensvertrag von St. Germain 1919 beispielsweise eine Fliegertruppe verboten, doch ab 1928 begann das Bundesministerium für Heerwesen (BMfHW) mit der geheimen Ausbildung von Piloten und 1933 mit der heimlichen Aufstellung von Fliegerverbänden in Wien-Aspern und Graz-Thalerhof.
Während der Februarkämpfe 1934 kämpfte das Bundesheer im Auftrag der Diktaturregierung gegen die "aufständischen" Arbeiter. Dies bewirkte eine Jahrzehnte lang andauernde Aversion der österreichischen Sozialdemokratie gegen das Heer. 1938 entschied Bundeskanzler Kurt Schuschnigg, das Bundesheer nicht gegen die nationalsozialistische Machtübernahme in Österreich einzusetzen ("kein deutsches Blut vergießen"), obwohl sich Spitzenoffiziere darauf vorbereitet hatten, Widerstand zu leisten. Die österreichischen Verbände wurden sofort in die deutsche Wehrmacht eingegliedert. Nur ganz wenige Offiziere lehnten den Treueeid auf Adolf Hitler ab.
Die Fliegerkaserne Aspern war in der Zwischenkriegszeit der einzige Kasernenneubau in Wien. Zwar plante die österreichische Regierung die Errichtung eines Fliegerhorstes im Tullnerfeld, verwirklicht wurde dieser Plan aber erst von der deutschen Wehrmacht (heute: Fliegerhorst Brumowski in Langenlebarn).
[Bearbeiten] Zweiter Weltkrieg
Ein eigenes österreichisches Militärwesen bestand im Zweiten Weltkrieg nicht. Hunderttausende Österreicher leisteten, teils freiwillig, größtenteils gezwungermaßen, in der Deutschen Wehrmacht Wehrdienst und hatten damit, wie es der spätere Bundespräsident Kurt Waldheim ausdrückte, nur ihre Pflicht getan. Wer wie der oberösterreichische Bauernsohn Franz Jägerstätter, diese Pflicht verweigerte, wurde zum Tod verurteilt.
Einzelne deutsche Offiziere österreichischer Herkunft wurden nach Kriegsende im Ausland als Kriegsverbrecher verurteilt. Eine Reflexion der eigenen Rolle im Vernichtungskrieg der Nationalsozialisten blieb bei den meisten beteiligten Österreichern aus. Viele Gefallene wurden, wie die von 1914-1918, auf Kriegerdenkmälern verewigt und sind für die Heimat gestorben.
Nicht der Wahrheit entsprechend behauptete die Österreichische Unabhängigkeitserklärung vom 27. April 1945, kein wahrer Österreicher habe jemals die NS-Aggression gegen fremde Völker gewollt. Kameradschaftsbünde, in denen der Heldentaten der Deutschen Wehrmacht gedacht wird, bestehen in Österreich bis heute.
[Bearbeiten] Seit 1955
Nach Abzug der alliierten Besatzungstruppen 1955 wurde das Österreichische Bundesheer (BH) wieder gegründet; ihm gehören auch die Österreichischen Luftstreitkräfte an. Das BH untersteht dem Bundesministerium für Landesverteidigung (BMLV). Oberbefehlshaber ist der Bundespräsident. Dem BMLV unterstehen auch zwei der drei österreichischen Nachrichtendienste, nämlich das Abwehramt und das Heeresnachrichtenamt. Der dritte Nachrichtendienst, das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung, untersteht dem Bundesministerium für Inneres (BMI).
Der erste wichtige Einsatz des jungen Bundesheeres fand im Herbst 1956 an der Ostgrenze statt, als die Rote Armee den Ungarnaufstand niederwalzte. Die Bundesregierung hatte einen Schießbefehl für den Fall erlassen, dass sowjetische Soldaten österreichisches Gebiet betreten und sich nicht entwaffnen lassen. Glücklicherweise blieb jede Konfrontation mit der Roten Armee aus, waren die Grenzschützer doch großteils erst vor wenigen Wochen eingerückte Anfänger, denen jedes Kampftraining fehlte. Die psychologische Bedeutung dieses Einsatzes für die ungarischen Flüchtlinge, die österreichisches Gebiet erreichten, und für die dort wohnenden Menschen war allerdings sehr groß.
Nach der Niederschlagung des Prager Frühlings 1968 im Kalten Krieg wurde bis 1977 eine Bunkeranlage errichtet, die im Ernstfall der Bundesregierung Platz bieten sollte. Die „Einsatzzentrale Basisraum“ beinhaltete auch ein Ausweichstudio für den ORF und die Zentrale für das in modernisierter Form noch heute verwendete Luftüberwachungssystem „Goldhaube“.
Das Bundesheer litt fast ständig unter Geldmangel und daher unzureichender Ausrüstung und Bewaffnung. Österreichs Politiker hatten 1955 zwar von einer Neutralität nach Schweizer Muster gesprochen, dachten aber gar nicht daran, die Verteidigungsausgaben auf die in der Schweiz übliche Höhe zu steigern. Ohne es je auszusprechen, glaubten die verantwortlichen Politiker wohl, in einem größeren Konflikt würde ihnen sowieso, falls nötig, die NATO zu Hilfe kommen.
Bedeutung erlangten in den letzten Jahrzehnten die Auslandseinsätze des Bundesheeres, meist auf Grund von UN-Mandaten. Österreichische Soldaten waren bzw. sind in Zypern, auf den Golanhöhen zwischen Syrien und Israel, in Bosnien-Herzegowina usw. tätig.
[Bearbeiten] Militärwirtschaft
Mehrere Rüstungsunternehmen, die aufgrund des Neutralitätsstatus Österreichs Einschränkungen unterliegen, haben nach wie vor ihren Sitz, oder Produktionsstätten, in Österreich, nachdem der Großteil der Rüstungsindustrie entweder im Zuge des Ersten, oder des Zweiten Weltkrieges von den Alliierten zerstört wurde. Darunter die große Munitionsfabrik der k.u.k. Monarchie Wöllersdorfer Werke und die Lokomotiven- und Rüstungshersteller „Raxwerke“ und „Lokomotivfabrik Floridsdorf“. Mehrere Unternehmen, die auch heute noch existent sind, wurden einst aus dem großen Industriekonzern Steyr Daimler Puch ausgegliedert. Dies ist der ursprünglich aus der Österreichischen Waffenfabriksgesellschaft hervorgegangene Schusswaffenhersteller Steyr Mannlicher und der an den US-amerikanischen General Dynamics-Konzern verkaufte Militärfahrzeughersteller Steyr-Daimler-Puch Spezialfahrzeug GmbH, der unter anderem den Pandur-Radpanzer in Österreich produziert. Von diesem wurden 2005 bereits 260 Stück von der portugiesischen Armee bestellt, und im Februar 2006 orderte die Tschechische Republik 234 Stück.
Eine wichtige Rolle spielen bei Exporten von Waffen- und Kriegsmaterial die Bestimmungen im Österreichischen Neutralitätsgesetz, das Österreich lediglich den Export von Waffen an Ländern erlaubt, die diese zur Umsetzung von Resolutionen des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen benötigen. Die Auslegung dieses und anderer Grundsätze dieses Verfassungsgesetzes erfolgt jedoch äußerst unterschiedlich. So verkaufte Steyr-Daimler-Puch Spezialfahrzeuge im Jahr 1999 22 Jagd- und Schützenpanzer nach Botswana, obwohl das Bundeskanzleramt den Verdacht äußerte dass dafür Entwicklungshilfegelder verwendet werden, und 2001 wurden 66 Truppentransporter nach Simbabwe exportiert, welches nur wenig später ein Waffenembargo von der EU auferlegt bekam. Dem Schusswaffenhersteller Steyr Mannlicher hingegen wurde der Export von Gewehren nach Südamerika untersagt, mit Hinweis auf dort operierende terroristische Gruppierungen. Dessen Sturmgewehre STEYR AUG sind jedoch seit Jahrzehnten „Exportschlager“ die bereits in dutzende verschiedenste Länder geliefert wurden. Für ein Waffenembargo der USA gegen Steyr-Mannlicher sorgte der Export von 800 Scharfschützengewehren an den Iran, der diese nach Eigenangaben für die Bekämpfung der Drogenkriminalität benötige. Diese „HS50“ genannten Präzisionsgewehre können jedoch auch wirksam gegen leicht gepanzerte Fahrzeuge in bis zu 2 km Entfernung eingesetzt werden.
Einen Ausnahmefall in der österreichischen Rüstungs- und Waffenindustriegeschichte stellt der niederösterreichische Schusswaffenhersteller GLOCK dar. Dieses Unternehmen wurde 1963 gegründet, und befand sich anders als sämtliche anderen Rüstungsunternehmen, die vor 1945 gegründet wurden, nie in Staatsbesitz. Ebenfalls von einer Privatperson gegründet und privat geführt wird der Wiener Minensuchgeräte- und Drohnenhersteller Schiebel.
[Bearbeiten] Kraftfahrwesen
Siehe auch: Radpanzer (Österreich)
Noch vor dem Ersten Weltkrieg begann in der Donaumonarchie die Einführung von Kraftfahrzeugen beim Militär.
[Bearbeiten] Monarchie
Dem Technischen Militärkomitee wurde 1896 von privater Seite der erste Personenkraftwagen der Firma Austro-Daimler zur Erprobung zur Verfügung gestellt. Die Ergebnisse der Testfahrten wurden dem Kriegsministerium zur Bewertung übergeben.
Schon früher hatte die k. u. k. Armee für Testzwecke ein Lokomobil erworben. Man hoffte, dass mit solchen Zugmaschinen schwere Massentransporte im Hinterland durchgeführt werden konnten.
Das Ergebnis scheint nicht überzeugend gewesen zu sein, denn das Technische Militärkomitee schlug den Ankauf eines zur Lastenbeförderung geeigneten Kraftwagens mit Verbrennungsmotor vor. Im März 1898 lieferte die Firma Bierenz, Fischer & Cie den ersten Militärlastkraftwagen Österreichs.
In den nächsten Jahren wurden von den verschiedenen Herstellern immer wieder Lastkraftwagen dem Heer zur Erprobung zur Verfügung gestellt. Außer den normalen Fahreigenschaften war das Heer vor allem an der Eignung als Zugfahrzeug für die Artillerie interessiert.
Die Firma Austro-Daimler entwickelte in dreijähriger geheimgehaltener Arbeit einen allradgetriebenen Radpanzer. 1906 wurde er erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt und beim Manöver 1906 konnte er seine Leistungsfähigkeit der obersten Heeresleitung demonstrieren. Beim Starten des Motors für eine Sonderpräsentation auf dem Feldherrnhügel wurden die Pferde scheu. In dem Tumult grantelte Kaiser Franz Joseph I. über den allgemein sehr gut bewerteten Panzerwagen. Als Folge des Allerhöchsten Unwillens wurde der unterschriftsreife Kaufvertrag zu den Akten gelegt.
1909 wurde bei Daimler in Wiener Neustadt ein schwerer Straßen-Güterlastzug in Auftrag gegeben. Der Motorwagen war mit einem Benzinmotor und einem direkt gekoppelten Gleichstrom-Dynamo ausgestattet. Angetrieben wurden der Motorwagen und alle Anhänger durch Elektromotoren, die jedes Rad einzeln antrieben (Radnabenmotoren).
Um Kosten bei der Einführung von Lastkraftwagen beim Heer zu sparen, wurde der so genannte „Subventionslastkraftwagen“ ins Leben gerufen. Das Heer erteilte gewisse technische Vorgaben, die die LKW zu erfüllen hatten. Der Ankauf solcher LKW durch Private wurde durch das Heer subventioniert. Dafür musste der Besitzer das Fahrzeug fünf Jahre lang in einwandfreiem Zustand erhalten, keine Veränderungen durchführen und es im Bedarfsfall der Heeresverwaltung zur Verfügung stellen.
Der 1911 von Günther Burstyn dem Kriegsministerium angebotene Entwurf eines gepanzerten Kettenfahrzeugs wurde abgelehnt. Bei den von Österreich-Ungarn später im Ersten Weltkrieg eingesetzten Panzerfahrzeugen handelte es sich um gepanzerte und mit Maschinengewehren bewaffnete Kraftwagen mit Radantrieb.
Die Puchwerke AG, Böhmisch-Mährische Maschinenfabrik, Gräf & Stift AG, Austro-Fiat AG, Saurer-Werke AG und die Österreichische Daimler-Motoren-Gesellschaft waren einheimische Kraftfahrzeuglieferanten der k. u. k. Armee.
Zu Kriegsbeginn war Österreich-Ungarn das Land mit der am besten motorisierten schweren Artillerie.
[Bearbeiten] Zwischenkriegszeit
In der Zwischenkriegszeit setzte sich die technische Entwicklung des Kraftfahrzeugwesens natürlich fort und wirkte sich auch auf die Kraftfahrzeuge für das Bundesheer aus.
Über die Entwicklung und Produktion von Halbkettenfahrzeugen kam man kaum hinaus. Lediglich ein kleines, ungepanzertes Kettenfahrzeug mit einem Mann Besatzung und einem Maschinengewehr als Bewaffnung wurde gebaut. Für die schwere Artillerie wurden Schleppfahrzeuge mit Kettenantrieb angekauft. Ebenso die Panzer, die zumeist aus Italien kamen.
Entwickelt und produziert wurden gepanzerte Räderfahrzeuge. Nach dem Anschluss an das 3. Reich wurden diese Fahrzeuge vor allem im Polizeidienst eingesetzt.
Die Österreichische Automobilfabriks AG, Steyr-Werke AG, Saurer-Werke AG, Austro-Daimler-Puch-Werke AG, Steyr-Daimler-Puch AG und die Gräf & Stift AG waren einheimische Kraftfahrzeuglieferanten des Bundesheeres.
[Bearbeiten] Nachkriegszeit
Während der Besatzungszeit musste zunächst einmal der allgemein bestehende Mangel an Kraftfahrzeugen, vor allem Transportfahrzeugen, gedeckt werden.
Den Grundstock an Heereskraftfahrzeugen bildeten die zurückgelassenen Fahrzeuge der Alliierten nach dem Abzug aus Österreich. Aber auch Fahrzeuge aus Wehrmachtsbeständen („Opel Blitz“) fanden Verwendung.
Aus österreichischer Nachkriegsproduktion war der Steyr 480 eines der ersten Fahrzeuge beim Österreichischen Bundesheer.
International berühmt wurden erst der „Haflinger“ (ab 1959) und später der „Pinzgauer“ (ab 1973), beide stammen von Steyr Daimler Puch.
Der derzeit eingesetzte Kampfpanzer „Leopard 2A4“ stammt aus Deutschland, während die leichten Panzer fast zu 100 % österreichische Erzeugnisse sind.
Die Schützen- und Transportpanzer wurden von der Firma Saurer entwickelt und werden von der Firma Steyr-Daimler-Puch Spezialfahrzeuge (SSF) produziert und weiterentwickelt.
Ebenfalls aus österreichischer Entwicklung und Produktion stammt der Jagdpanzer „Kürassier“, ebenfalls von SSF. Parallel dazu wurde der Bergepanzer „Greif“ konstruiert.
Aktuelle österreichische Panzerfahrzeuge sind das gepanzertes Transportfahrzeug (Radpanzer) „Pandur“, von dem als größte Aufträge 260 Stück nach Portugal und 234 Stück nach Tschechien exportiert werden und der Schützenpanzer "Ulan". Beide Panzerfahrzeuge werden von der Firma Steyr-Daimler-Puch Spezialfahrzeuge (SSF) produziert und weiterentwickelt.
[Bearbeiten] Luftraumüberwachung
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde 1958 mit mobilen Radargeräten auf Saurer-Lastwägen die Luftraumüberwachung aufgenommen. Noch im selben Jahr wurde die erste feste Station in Betrieb genommen, 1960 eine zweite. Erst 1968 konnte der Vollbetrieb des Radarsystems aufgenommen werden, das jedoch noch immer nicht das gesamte Land überblicken konnte. Erst ab 1973 begann man die Umsetzung eines flächendeckenden Luftüberwachungssystems, welches später Goldhaube genannt wurde.
In den 1980er Jahren wurden Saab Draken-Abfangjäger zur Luftraumüberwachung beschafft.
[Bearbeiten] Kasernen
Siehe auch: Liste der Kasernen des österreichischen Bundesheeres
[Bearbeiten] Literatur
- Peter Pilz: Die Panzermacher – Die österreichische Rüstungsindustrie und ihre Exporte, Verlag für Gesellschaftskritik, bv-Nr. 0124297.
- Walter J. Spielberger: Kraftfahrzeuge und Panzer des österreichischen Heeres 1896 bis heute, Motorbuchverlag, ISBN 3-87943-455-7.
[Bearbeiten] Siehe auch
Commons: Military of Austria – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
[Bearbeiten] Weblinks
- bundesheer.at, offizielle Site des Bundesheeres
- airpower.at, private Site zur Luftraumüberwachung