Gerhard Schröder (CDU)
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Gerhard Schröder (* 11. September 1910 in Saarbrücken; † 31. Dezember 1989 in Kampen auf Sylt) war ein deutscher Politiker (CDU).
Er war von 1953 bis 1961 Bundesminister des Innern, von 1961 bis 1966 Bundesminister des Auswärtigen und von 1966 bis 1969 Bundesminister der Verteidigung.
Inhaltsverzeichnis |
Ausbildung und Beruf
Nach dem Abitur am Ludwigsgymnasium Saarbrücken im Jahr 1929 begann er ein Studium der Rechtswissenschaft, welches er 1932 mit dem ersten und 1936 mit dem zweiten juristischen Staatsexamen abschloss. 1933 promovierte er zum Dr. jur. Ab 1933 war er zunächst Assistent an der Juristischen Fakultät an der Universität Bonn. 1934 wurde er Referent am Kaiser-Wilhelm-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht in Berlin. 1936 dann wurde er Anwaltsassessor. Es folgten ab 1939 Kriegsteilnahme und Kriegsgefangenschaft bis 1945. Nach Kriegsende wurde er zunächst Beamter im Innenministerium von Nordrhein-Westfalen. Ab 1947 arbeitete er als Rechtsanwalt und als Abteilungsleiter bei der "North German Iron and Steel Control".
Familie
Gerhard Schröder war seit 1941 verheiratet. Seine Ehefrau Brigitte Schröder galt nach den Nürnberger Gesetzen als "Mischling I. Grades". Die Hochzeit war daher nur mit einer Ausnahmegenehmigung der Wehrmacht möglich.
Partei
Schröder trat am 1. April 1933 in die NSDAP ein. Gedrängt vom Präsidenten des Oberlandesgerichts wurde er gemeinsam mit allen anderen Referendaren auch Mitglied der SA. Hier erneuerte er bei dem Wechsel nach Berlin 1934 seine Mitgliedschaft jedoch nicht. Im Mai 1941 trat er nach Begegnungen mit Mitgliedern der Bekennenden Kirche aus der NSDAP wieder aus.
1945 gehörte Schröder zu den Mitbegründern der CDU. Von 1967 bis 1973 war er Stellvertretender Bundesvorsitzender seiner Partei, von 1955 bis 1978 leitete er den Evangelischen Arbeitskreis von CDU und CSU.
Schröder gehörte dem Auswahlgremium der beiden Unionsparteien an, das am 24. Februar 1959 Ludwig Erhard als Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten vorschlug, was dieser jedoch ablehnte.
1972 gehörte Schröder neben Franz Josef Strauß und Hans Katzer zur sog. "Kernmannschaft" des CDU-Kanzlerkandidaten Rainer Barzel, der auf ein Schattenkabinett verzichtet hatte.
Abgeordneter
Von 1949 bis 1980 war Schröder Mitglied des Deutschen Bundestages. Hier war er vom 29. März bis zum 27. September 1950 Vorsitzender des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses zur Überprüfung der Verhältnisse auf dem Gebiete des Kraftstoffvertriebs und von Juni 1952 bis Oktober 1953 Stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.
1952 gehörte Schröder zu einer Gruppe von 34 Abgeordneten der CDU/CSU-Fraktion, die einen Gesetzentwurf zur Einführung des relativen Mehrheitswahlrechts in den Bundestag einbrachten und damit auch die Stabilität der Koalition gefährdeten.
Von 1969 bis 1980 war er Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses.
Gerhard Schröder ist zuletzt über die Landesliste Nordrhein-Westfalen (1969, 1972 und 1976) und davor stets als direkt gewählter Abgeordneter des Wahlkreises Düsseldorf-Mettmann bzw. Düsseldorf-Mettmann II (1965) in den Bundestag eingezogen.
Öffentliche Ämter
Am 20. Oktober 1953 wurde Schröder von Bundeskanzler Konrad Adenauer in das Amt der Bundesministers des Innern berufen. Er erwarb sich bald den Ruf eines, wie man heute sagen würde, "Law-and-Order"-Politikers. Unter anderem setzte er den Verbotsantrag gegen die KPD durch. Allerdings scheiterte er vor Gericht bei dem Versuch, die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes zu verbieten, und sein Entwurf für eine frühe Version der späteren Notstandsgesetze fand keine parlamentarische Mehrheit. Zu den Erfolgen seiner Amtszeit zählt andererseits die Umstrukturierung des Bundesgrenzschutzes.
Nach dem Ausscheiden von Heinrich von Brentano aus der Bundesregierung wurde er am 14. November 1961 dessen Nachfolger im Amt des Bundesminister des Auswärtigen. Dieses Amt behielt er auch unter Bundeskanzler Ludwig Erhard. Schröder galt während dieser Zeit als "Atlantiker", d.h. er trat für die Orientierung der deutschen Außenpolitik an den USA ein. Im Gegensatz dazu galt Adenauer als "Gaullist", dem die Beziehungen zu Frankreich wichtiger schienen. Es wird angenommen, dass Adenauer zeitweilig in Schröder seinen Nachfolger als Kanzler sah, ihm jedoch aufgrund dieses Konflikts seine Unterstützung entzog.
Als bei der Bildung der Großen Koalition die SPD das Amt des Außenministers für ihren Vorsitzenden Willy Brandt beanspruchte, wurde Schröder am 1. Dezember 1966 im Kabinett von Kurt Georg Kiesinger Bundesminister der Verteidigung. Schröder war zuvor in der internen Abstimmung der CDU/CSU-Fraktion über ihren Kanzlerkandidaten im dritten Wahlgang Kurt Georg Kiesinger mit 81 zu 137 Stimmen (bei 26 Stimmen für Rainer Barzel) unterlegen.
Bei der Bundespräsidentenwahl 1969 trat Schröder als Kandidat von CDU und CSU gegen den SPD-Kandidaten Gustav Heinemann an, unterlag jedoch im dritten Wahlgang mit 506 zu 512 Stimmen.
Mit dem Ende der Großen Koalition schied Schröder am 21. Oktober 1969 auch aus der Bundesregierung aus.
Ehrungen
Nach seinem Tode ehrte ihn der Deutsche Bundestag am 12. Januar 1990 mit einem Staatsakt im Plenarsaal. Gerhard Schröder wurde auf dem Gottesacker der Inselkirche St. Severin in Keitum auf Sylt beigesetzt.
Veröffentlichungen
- Für oder wider das konstruktive Mißtrauensvotum, in: Bonner Hefte, 1953, Heft 1, Seiten 22 bis 26.
- Das Flugzeug hieß "Westward Ho", in: Horst Ferdinand, Beginn in Bonn. Erinnerungen an den ersten Deutschen Bundestag, Freiburg im Breisgau, 1985, Seiten 139 bis 144.
Siehe auch
- Kabinett Adenauer II - Kabinett Adenauer III - Kabinett Adenauer IV - Kabinett Adenauer V - Kabinett Erhard I - Kabinett Erhard II - Kabinett Kiesinger
Literatur
- Torsten Oppelland: Gerhard Schröder (1910-1989). Politik zwischen Staat, Partei und Konfession. Droste Verlag, Düsseldorf 2002
- Bernhard Löffler: Rezension des Buchs von Oppelland. In: sehepunkte. 3 (2003), Nr. 6 [15.06.2003]
- Martin Menke: Rezension (auf Englisch) des Buchs von Opelland, H-German. H-Net Reviews, März 2004
- Franz Eibl: Politik der Bewegung. Gerhard Schröder als Außenminister 1961-1966. In: Studien zur Zeitgeschichte. Band 60, Oldenbourg Verlag, München 2001, ISBN 3486565508
Weblinks
Gustav Heinemann | Robert Lehr | Gerhard Schröder | Hermann Höcherl | Paul Lücke | Ernst Benda | Hans-Dietrich Genscher | Werner Maihofer | Gerhart Baum | Jürgen Schmude | Friedrich Zimmermann | Wolfgang Schäuble | Rudolf Seiters | Manfred Kanther | Otto Schily | Wolfgang Schäuble
siehe auch: Amtsinhaber seit 1879
Konrad Adenauer | Heinrich von Brentano di Tremezzo | Gerhard Schröder | Willy Brandt | Walter Scheel | Hans-Dietrich Genscher | Helmut Schmidt | Hans-Dietrich Genscher | Klaus Kinkel | Joschka Fischer | Frank-Walter Steinmeier
Siehe auch: Amtsinhaber seit 1871
Theodor Blank | Franz Josef Strauß | Kai-Uwe von Hassel | Gerhard Schröder | Helmut Schmidt | Georg Leber | Hans Apel | Manfred Wörner | Rupert Scholz | Gerhard Stoltenberg | Volker Rühe | Rudolf Scharping | Peter Struck | Franz Josef Jung
siehe auch: Amtsinhaber seit 1919
Franz Blücher (FDP → FVP) | Heinrich von Brentano di Tremezzo (CDU) | Gerhard Schröder (CDU) | Fritz Neumayer (FDP → FVP) | Hans-Joachim von Merkatz (DP) | Fritz Schäffer (CSU) | Ludwig Erhard (CDU) | Heinrich Lübke (CDU) | Anton Storch (CDU) | Hans-Christoph Seebohm (DP) | Hans Schuberth (CSU) | Siegfried Balke (CSU) | Ernst Lemmer (CDU) | Victor-Emanuel Preusker (FDP → FVP) | Theodor Oberländer (GB/BHE → CDU) | Jakob Kaiser (CDU) | Heinrich Hellwege (DP) | Robert Tillmanns (CDU) | Waldemar Kraft (GB/BHE → CDU) | Hermann Schäfer (FDP → FVP) | Franz Josef Strauß (CSU) | Theodor Blank (CDU) | Franz-Josef Wuermeling (CDU)
Ludwig Erhard (CDU) | Heinrich von Brentano di Tremezzo (CDU) | Gerhard Schröder (CDU) | Fritz Schäffer (CSU) | Franz Etzel (CDU) | Heinrich Lübke (CDU) | Werner Schwarz (CDU) | Theodor Blank (CDU) | Franz Josef Strauß (CSU) | Hans-Christoph Seebohm (DP → CDU) | Richard Stücklen (CSU) | Paul Lücke (CDU) | Theodor Oberländer (CDU) | Hans-Joachim von Merkatz (DP → CDU) | Ernst Lemmer (CDU) | Franz-Josef Wuermeling (CDU) | Siegfried Balke (CSU) | Hermann Lindrath (CDU) | Hans Wilhelmi (CDU)
Ludwig Erhard (CDU) | Gerhard Schröder (CDU) | Hermann Höcherl (CSU) | Wolfgang Stammberger (FDP) | Heinz Starke (FDP) | Werner Schwarz (CDU) | Franz Josef Strauß (CSU) | Hans-Christoph Seebohm (CDU) | Theodor Blank (CDU) | Richard Stücklen (CSU) | Paul Lücke (CDU) | Wolfgang Mischnick (FDP) | Ernst Lemmer (CDU) | Franz-Josef Wuermeling (CDU) | Hans-Joachim von Merkatz (CDU) | Siegfried Balke (CSU) | Hans Lenz (FDP) | Walter Scheel (FDP) | Elisabeth Schwarzhaupt (CDU) | Heinrich Krone (CDU)
Ludwig Erhard (CDU) | Gerhard Schröder (CDU) | Hermann Höcherl (CSU) | Ewald Bucher (FDP) | Rolf Dahlgrün (FDP) | Werner Schwarz (CDU) | Theodor Blank (CDU) | Franz Josef Strauß (CSU) | Kai-Uwe von Hassel (CDU) | Hans-Christoph Seebohm (CDU) | Richard Stücklen (CSU) | Paul Lücke (CDU) | Wolfgang Mischnick (FDP) | Rainer Barzel (CDU) | Alois Niederalt (CSU) | Bruno Heck (CDU) | Hans Lenz (FDP) | Werner Dollinger (CSU) | Walter Scheel (FDP) | Elisabeth Schwarzhaupt (CDU) | Heinrich Krone (CDU)
Erich Mende (FDP) | Gerhard Schröder (CDU) | Hermann Höcherl (CSU) | Ewald Bucher (FDP) | Karl Weber (CDU) | Rolf Dahlgrün (FDP) | Kurt Schmücker (CDU) | Werner Schwarz (CDU) | Theodor Blank (CDU) | Kai-Uwe von Hassel (CDU) | Hans-Christoph Seebohm (CDU) | Richard Stücklen (CSU) | Paul Lücke (CDU) | Hans Krüger (CDU) | Ernst Lemmer (CDU) | Alois Niederalt (CSU) | Bruno Heck (CDU) | Hans Lenz (FDP) | Werner Dollinger (CSU) | Walter Scheel (FDP) | Elisabeth Schwarzhaupt (CDU) | Heinrich Krone (CDU) | Ludger Westrick (CDU)
Erich Mende (FDP) | Hans-Christoph Seebohm (CDU) | Gerhard Schröder (CDU) | Paul Lücke (CDU) | Richard Jaeger (CSU) | Rolf Dahlgrün (FDP) | Kurt Schmücker (CDU) | Hermann Höcherl (CSU) | Hans Katzer (CDU) | Kai-Uwe von Hassel (CDU) | Richard Stücklen (CSU) | Ewald Bucher (FDP) | Bruno Heck (CDU) | Johann Baptist Gradl (CDU) | Alois Niederalt (CSU) | Gerhard Stoltenberg (CDU) | Walter Scheel (FDP) | Werner Dollinger (CSU) | Elisabeth Schwarzhaupt (CDU) | Heinrich Krone (CDU) | Ludger Westrick (CDU)
Willy Brandt (SPD) | Paul Lücke (CDU) | Ernst Benda (CDU) | Gustav Heinemann (SPD) | Horst Ehmke (SPD) | Franz Josef Strauß (CSU) | Karl Schiller (SPD) | Hermann Höcherl (CSU) | Hans Katzer (CDU) | Gerhard Schröder (CDU) | Georg Leber (SPD) | Werner Dollinger (CSU) | Lauritz Lauritzen (SPD) | Kai-Uwe von Hassel (CDU) | Heinrich Windelen (CDU) | Herbert Wehner (SPD) | Carlo Schmid (SPD) | Bruno Heck (CDU) | Aenne Brauksiepe (CDU) | Gerhard Stoltenberg (CDU) | Kurt Schmücker (CDU) | Hans-Jürgen Wischnewski (SPD) | Erhard Eppler (SPD) | Käte Strobel (SPD)
Personendaten | |
---|---|
NAME | Schröder, Gerhard |
KURZBESCHREIBUNG | Deutscher Politiker (CDU) |
GEBURTSDATUM | 11. September 1910 |
GEBURTSORT | Saarbrücken |
STERBEDATUM | 31. Dezember 1989 |
STERBEORT | Kampen auf Sylt |