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Judas Ischariot

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Nikolai Nikolajewitsch Ge: "Das Gewissen, Judas"
Nikolai Nikolajewitsch Ge: "Das Gewissen, Judas"

Judas Ischariot (Hebräisch יהודה איש־קריות Yəhûḏāh ʾΚ-qəriyyôt) erscheint im Neuen Testament als einer der zwölf Nachfolger des Jesus von Nazaret, die dieser persönlich als Apostel (Verkünder) berief. Nach allen vier Evangelien soll er in Jerusalem Jesu Festnahme im Garten Getsemane durch die im Sanhedrin führenden Gruppen ermöglicht haben mit der Folge, dass Jesus von diesen an die Römer ausgeliefert und gekreuzigt wurde. Er galt den Urchristen daher als der, der ihn [Jesus] dann verriet (Mk 3,19 EU).

Inhaltsverzeichnis

Biblische Überlieferung

Name

Der Name Judas ist die griechische Form des hebräischen Eigennamens Jehuda. Dies war im damaligen Israel ein häufiger männlicher Vorname, der auf einen der zwölf Söhne Jakobs, des biblischen Stammvaters der Zwölf Stämme Israels, zurückgeführt wird. Den gleichen Vornamen trug auch ein anderer Apostel Jesu (Judas Thaddäus).

Der Beiname (nicht Nachname) Ischariot wird zum einen als Isch Qerijot (Mann aus Kariot) gedeutet. Das hebräische Wort qerijot hat die Bedeutung Begegnungen. Da in Judäa ein Dorf dieses Namens existierte, wäre Judas der vermutlich einzige Judäer unter den zwölf Jüngern gewesen, die sonst alle aus Galiläa stammten. Anhaltspunkte dafür, dass Judas gesondert von den übrgien Jüngern erst in Judäa berufen wurde, fehlen in den Apostellisten des NT.

Eine andere Theorie vermutet, dass sein Beiname auf seine Mitgliedschaft bei den damaligen Zeloten hinweist, die zum Teil nach Art eines Guerillakampfes gewaltsame Attentate auf Römer oder deren „Kollaborateure“ verübten und deshalb von diesen Sikarier („Messerkämpfer“) genannt wurden. Diese Theorie erklärt den „Verrat“ des Judas an die, die für einen Zeloten eigentlich zu bekämpfende Feinde waren, dann meist aus einer von Jesus enttäuschten politischen Messiaserwartung.

Evangelien

Kuss des Judas(Maler: Unbekannter Künstler)
Kuss des Judas
(Maler: Unbekannter Künstler)

Während sich in den Paulusbriefen und anderen Episteln noch kein Hinweis auf Judas Ischariot findet, erscheint sein Name in den synoptischen Evangelien erstmals jeweils in den Jüngerlisten, die die zwölf erstberufenen Jünger Jesu aufzählen. In Mk 3,19 EU, dem Mt 10,4 EU und Lk 6,19 EU fast wörtlich folgen, wird nur beim Namen Judas sofort auf dessen künftige Rolle in der Passionsgeschichte Jesu hingewiesen: ...der ihn später verriet.

Im näheren Kontext der Jüngerberufung gehört Judas nach Mk 3,34 EU jedoch zunächst ganz selbstverständlich zu denen, die Jesus als „Brüder“ anspricht mit der Begründung: Alle, die Gottes Willen ausführten, seien seine nächsten Verwandten. Auch in der Aussendungsrede Mk 6,13 EU gehört Judas zu den Jüngern, von denen es heißt:

Und sie gingen aus und predigten, man solle Buße tun, und trieben viele böse Geister aus und salbten viele Kranke mit Öl und machten sie gesund.

Er wird auch in der weiteren Darstellung nirgends als einer der Jünger hervorgehoben, die Zweifel äußerten oder Fragen an Jesu Sendung stellten.

Erst nach dem Tötungsplan der Sadduzäer (Mk 14,1f EU) wird Judas unvermittelt als der genannt, der Jesus an seine jüdischen Feinde verriet, wofür sie ihm Geld versprochen hätten (Mk 14,10f EU). Im Bericht vom letzten Mahl (Mk 14,12-26 EU) kündet Jesus selbst diesen Verrat an, weist dabei auf Gottes vorherbestimmten Willen hin und warnt den Verräter dennoch, seinen Plan auszuführen: „Es wäre besser, jener Mensch wäre nie geboren“. Er verkörpert die Möglichkeit des Verrats inmitten der Jüngerschar, die Jesus angesichts seiner Festnahme verließen und wie Petrus verleugneten. Jesu Einsetzungsworte lassen dann aber keinen Zweifel daran, dass Judas vorweg Anteil an der Sündenvergebung erhielt: Er trank mit allen anderen Jüngern aus dem Kelch, den Jesus als „Blut des neuen Bundes“ deutete (v. 23).

Das Johannesevangelium gibt der Person Judas jedoch später auch in Texten eine Sonderrolle, wo er sie in den vorgefundenen Texten der älteren Evangelien nicht hatte. Während nach Mk 14,4 EU „etliche“ Jünger gegen die Salbung Jesu mit kostbarem Nardenöl protestierten und fragten, warum man dieses nicht lieber verkauft und den Erlös den Armen gegeben habe, tat dies nach (Joh 12,4ff EU) nur Judas. Der Folgesatz kommentiert dies wie folgt:

Das sagte er aber nicht, weil er nach den Armen fragte, sondern er war ein Dieb und hatte den Beutel und nahm an sich, was gegeben wurde.

Demnach war Judas eine Art „Kassenwart“ der Jünger, der ihre Geldmittel verwalten sollte, aber einen Teil davon unterschlug. Die Aussage widerspricht der synoptischen Aussendungsrede, wonach keiner der zwölf Jünger unterwegs einen Geld- und Vorratsbeutel mitführen durfte (Mk 6,8 EU).

Judas soll Jesus nach dem letzten Mahl für 30 Denare („Judas-Silberlinge“) verraten haben, was etwa dem Monatslohn eines Handwerkers entsprach. Er führte nach allen Evangelien Jesu Verfolger zu dessen Aufenthaltsort im Garten Getsemani und identifizierte ihn für sie mit einem Kuss.

Als Motiv des Judas, Jesus zu verraten, wird in Joh 12,4-6 Habgier angedeutet. Als tiefer liegendes Motiv wird Enttäuschung vermutet: Judas habe in Jesus den erhofften Befreier und Kämpfer gesehen, der die Römer vertreiben sollte. Jesus aber verkündete stattdessen ein Gottesreich (Joh 18,36), das nichts mit weltlicher Herrschaft gemein habe.

Judas soll seine Tat später bereut haben und darüber verzweifelt sein. Nachdem Jesus verurteilt worden war, soll er sich nach Mt 27,3ff EU erhängt haben. Apg 1,18 EU zufolge barst er mitten entzwei, und alle seine Eingeweide traten heraus.

Neuere Exegesen befassen sich mit der sukzessiven Entwicklung der Gestalt des Judas Ischariot in den Evangelien und in der frühen nachchristlichen Literatur.[1]

Theologische Deutungen

Judas ist als wichtige Person in der Heilsgeschichte immer wieder von christlicher Theologie betrachtet worden. Dabei wurde schon früh anhand der Judasfigur das Verhältnis von Vorherbestimmung (Prädestination) und freiem Willen des Menschen erfragt: Hätte er sich anders entscheiden können oder musste er sich so entscheiden, um Gottes Heilsplan zu erfüllen?

Apokryphen

In apokryphen gnostischen Schriften wie dem frühchristlichen Judasevangelium wird Judas als der Jünger gesehen, der die Erlösungsgeschichte durch seinen 'Verrat' erst ermöglicht hat und damit im Dienst Jesu stand.

Kirchenväter

Auch der Kirchenvater Origenes sah in Judas einen Heiligen. Andere schmückten das negative Bild des ewig verworfenen Verräters im Anschluss an das Johannesevangelium mit Legenden über seine Motive und seinen Tod aus und verfestigten es: so schon bei Irenäus. Ebenfalls früh begann die antijudaistische Stilisierung des Judas als Prototyp des Judentums: Johannes Chrysostomos verfasste, mit Bezug auf die angebliche Tat des Juden Judas Ischariot, Regeln für den Umgang mit Juden, die im Mittelalter oft wörtlich in Gesetzesform gegossen wurden.

Als Hintergrund für diese Entwicklung nimmt man heute an, dass die Alte Kirche sich nach 70 vom Judentum absetzen und eine Klärung ihrer Mitgliedschaft erreichen musste. Im Abendmahl wurde daher auf die nun mehr negativ uminterpretierte Tat des Juden Judas rekurriert, um ähnlich wie im "Ketzersegen" des Achtzehngebets (Amidah) die eindeutige Zuordnung der Glaubensbrüder und -schwestern zu fordern.

Zelot?

Nach einer verbreiteten christlichen Auslegung war Judas ein Zelot. Angehörige dieser Gruppe von Juden, die die Römer auch mit Gewalt aus Israel vertreiben wollten, waren auch unter den Jüngern Jesu zu finden (siehe Simon Zelotes).

Rudolf Augstein etwa nahm in seinem Buch Jesus Menschensohn an, dass Judas - wie auch die anderen Jünger (Lk 24,13) - von Jesus erwartete, als politischer Messias Israel in den Befreiungskampf gegen die Römer zu führen. Er habe Jesus durch seinen Verrat zwingen wollen, sich als Messias zu offenbaren, weil er geglaubt habe, Jesus habe von JHWH die Macht, die Juden von den Römern zu befreien. Als er jedoch gesehen habe, dass Jesus nur ein sterblicher Mensch sei, habe er Selbstmord begangen. Jesus wiederum habe geahnt, dass Judas ihn verraten würde, und dies auch beim Abendmahl vorhergesagt. Er habe aber auch geahnt, dass Judas, wenn ihm klar werden würde, dass er, Jesus, nur ein sterblicher Mensch sei, Selbstmord verüben würde. Das habe Jesus in Kauf genommen, um seine Aufgabe zu erfüllen.

Judaskuss bei der Gefangennahme Christi(Fresko von Giotto di Bondone; Ausschnitt)
Judaskuss bei der Gefangennahme Christi
(Fresko von Giotto di Bondone; Ausschnitt)

"Verrat" oder "Übergabe"?

Die Frage nach "Verrat" oder etwas milder "Übergabe" wirft nur scheinbar semantische Schwierigkeiten auf. Ein inhaltlicher Unterschied kann nicht durch ein Auseinanderdividieren von para-didomi und pro-didomi konstruiert werden, um Judas auf diese Weise in ein besseres Licht zu stellen: Das griechische Wort paradidomi, welches an den entsprechenden Stellen verwendet wird, heißt "übergeben" (bei Personen im Sinne von "ein Gerichtsdiener übergibt jemanden dem Richter" und oft "dem Feinde ausliefern" oder bei entsprechendem Kontext "zur Kreuzigung übergeben"). So gesehen, ist zwischen Verrat und Übergabe zur Hinrichtung kein wirklicher Unterschied. Genau das belegen Stellen wie Mk 14,10, wo der Autor Judas' Tun mit prodidomi ausdrückt, und Lk 6,16, wo Judas eindeutig als prodotes gebrandmarkt wird.

Jedoch kann die Übergabe oder Auslieferung auch als Erlösung angesehen werden. Der Kirchengeschichtler Hans van Oort sieht die Geschichte um Judas als missverstanden und meint, "Judas befreite Jesus, indem er ihn auslieferte". Stützen tut er sich dabei auf ein Schriftstück aus dem Judas-Evangelium aus dem 3./4. Jahrhundert [2], den Kaufpreis für einen Sklaven bzw. den Gottesknecht[3]. Beim Gespräch im Palast des Hohenpriesters schlug dann die ursprünglich positive Stimmung um, und der Vorwurf der Gotteslästerung durch Jesus wurde laut. Damit nahm die Entwicklung zu Kreuzigung und Auferstehung ihren Lauf - und nicht die Erlösung durch die Anerkennung des Messias im Tempel. Die Gelegenheit für eine andere Entwicklung als die der Kreuzigung und Auferstehung wird in dem Gebet im Garten Getsemani angedeutet.

Ohne Kenntnis der ein halbes Jahrhundert später begonnenen theologischen Diskussion hat Dietzenschmidt schon 1930 in seiner Judastragödie in vier Akten "Der Verräter Gottes" Judas als den Jünger vorgestellt, der als einziger den Willen des "Lammes Gottes" versteht. Nach Jesu Geheiß [4] bringt er dessen Übergabe in der Tat auf den Weg. Erst mit dieser Übergabe beginnen Opfertod und Erlösung wirklich. Innerlich aber scheitert Judas dann daran, dass er sich als vermeintlicher Lenker von Gottes Schicksal über Gott erhoben zu haben glaubt.

Jesus und Judas als gescheiterte Putschisten

Auch einige katholische Theologen stellen neuerdings den angeblichen "Verrat" des Judas in Frage. Viele Ungereimtheiten in den Überlieferungen wecken ihren Verdacht, dass Judas einen gemeinsamen Plan mit Jesus ausführen wollte. Vermutet wird, dass Judas einen Aufstand zum Passahfest provozieren wollte, indem er Jesus nur zum Schein an die Sadduzäer verriet. Dann sei Jesus zumindest eingeweiht gewesen und habe zugestimmt. Allerdings sei das gemeinsame Vorhaben gescheitert, und Judas habe sich aus Entsetzen über den fehlgeschlagenen Plan und die Folgen – Jesu Auslieferung an Pontius Pilatus – getötet (Mt 27,3-6 EU).

Diese Theorie schließt an die schon früher vertretene These an, Jesus sei ein Zelotenführer gewesen. Einige Hinweise in den Evangelien scheinen nahezulegen, dass er einen bewaffneten Aufstand vorbereiten wollte:

  • Während Jesus seinen Jüngern in Galiläa befohlen hatte, das Reich Gottes ohne Waffen zu verkünden (Mk 6,7-13 EU), warnte er sie später vor Verfolgung und Martyrium (Mk 10,32-39 EU).
  • Er betonte nun, er sei nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert und den Kampf (Lk 12,49-53 EU).
  • Später, unterwegs nach Jerusalem, befahl er seinen waffenlosen Jüngern, Mäntel für Schwerter zu tauschen.

Der weitere Kontext widerspricht jedoch diesem Eindruck:

  • Weil jeder seiner Jünger wie die meisten Bettelarmen nur ein Obergewand besaß, bekamen sie nur zwei Schwerter dafür. Das war Jesus dann „genug“ (Lk 22,35-38 EU).
  • Dem entspricht, dass nur einer seiner Jünger Jesus mit dem Schwert zu verteidigen versuchte, als er festgenommen wurde (Mk 14,47 EU). Aber Jesus soll ihn sofort gestoppt und die Wunde des verletzten Soldaten geheilt haben (Lk 22,51 EU) (vgl. auch Mt. 26:51)

Die Evangelien haben die Erinnerung an eine Nähe Jesu zu den Zielen, nicht den Mitteln der Zeloten also nicht völlig getilgt. Dass die Jünger nicht seine Festnahme, sondern die messianische Befreiung Israels erwarteten und Jesu Tod eine Katastrophe für sie war, ist im NT unübersehbar, allerdings mit ihrem Verhalten nach Ostern nur schwer in Einklang zu bringen. Danach wurde Jesu Kreuzigung von der urchristlichen Gemeinde als Opfertod und seine Selbstauslieferung als vorherbestimmter Wille Gottes gedeutet (Mk 8,31 EU Mt 16,21 EU).

Bestand des Verrates

Es wird in der christlichen Welt als eine Selbstverständlichkeit hingenommen, dass Jesus durch Judas verraten wurde, indem er diesen auf eine Wange geküsst hatte. Dieses Zeichen wird heute als ein symbolischer Akt angesehen mit einem heuchlerischen Hintergrund. Es liegt allerdings eine gut begründete Vermutung nahe, dass dieses vereinbarte Zeichen von Judas keineswegs symbolischer Natur gewesen sein sollte, sondern einen klaren Sinn hatte, welcher für die Nichteingeweihten unbegreiflich blieb.

Bereits an anderen Stellen von kanonischen Evangelien wurde Existenz von leiblichen Brüdern und Schwestern von Jesus erwähnt, welche auch namentlich genannt worden sind (Jakobus, Joses, Judas, Simon; vgl. auch Geschwister Jesu).

Judas hatte auch einen Beinamen als Thomas (Thoma heisst auf arameisch "Zwilling"). Die griechische Variante für Thomas lautet Didymus, was wiederum auf griechisch "Zwilling" heisst. In dem Thomasevangelium nennt sich der Autor Didymus Judas Thomas, welcher traditionell als Thomas "der Ungläubige" angesehen wird.

Im 3. Buch seiner "Kirchengeschichte" nennt der Kirchenvater Eusebius von Cäsarea den Judas als leiblichen Bruder von Jesus (vgl. [2]), was keinesfalls im Widerspruch zu kanonischen Evangelien steht.

Gesetzt den Fall, dass Jesus tatsächlich leibliche Geschwister hatte (Annahme schwebt in der Luft wie von selbst), einige von welchen, wie bei nahen Verwandten möglich, ihm zum Verwechseln ähnlich sahen, ergibt sich ein bestimmter Grund einer deutlichen Differenzierung. Weder Soldaten noch jüdische Geistliche, welche Jesus nie (oder nur vom Weiten her) gesehen, vielmehr nur von ihm gehört haben, wären imstande, in einer simpelgekleideteten Apostelschar den richtigen Jesus zu identifizieren. Nur einer aus der Mitte könnte dies fehlerfrei tun. Somit kann dem Judaskuss nicht eine symbolische Bedeutung sondern durchaus eine entscheidende zugeschrieben werden. Was hätte sonst Judas verraten sollen? Bei einer möglichen Auswahl von gleich "zwei Gesuchten" würde es dagegen einen Sinn ergeben (vgl. Jh. 18-8) [3] "Sucht ihr mich, so lasst diese gehen!"

Bei Lukas (14,44) und Matthäus (26,48) wird es noch deutlicher: [4]; [5], da wird eine mögliche Auswahl von vornherein gar abgesprochen: "wen immer ich küsse, der ist es"(!).

Apropos übernahm diese These teilweise auch die islamische Tradition; in dem Koran, welcher in 4-157 [6] angibt: ...aber sie haben ihn weder gekreuzigt noch getötet; es erschien ihnen nur so, weil, so nahe Vermutung, dieser "andere" Getötete dem Jesus sehr ähnlich aussehen sollte.

Einer der führenden Übermittler jüdischer und christlicher Lehre Wahd ibn Munabbih lebte um 700 n. Chr. Er gab einen Auszug der Passionsgeschichte, der dem neutestamentlichen Bericht recht genau folgte, passte seine Darstellung allerdings dem Koran an, indem er behauptete, dass die Feinde Jesu ihn nicht am Kreuz töteten.

"Sie brachten ihn zu dem Querbalken, an dem sie ihn kreuzigen wollten, aber Gott hob ihn zu sich herauf, und ein ihm Ähnlicher wurde an seiner Stelle gekreuzigt. Er blieb dort sieben Stunden, und dann kamen seine Mutter und andere Frauen, die er vor Besessenheit geheilt hatte, um ihn zu beweinen. Aber Jesus kam zu ihnen und sprach: Gott hat mich zu sich heraufgehoben und dies ist nur ein Phantom"

In dieser Form wurde der Auszug von Wahb von Al Tabari, einem Historiker und Korankommentator der zweiten Hälfte des 9. Jh. wiedergeben. Aber über ein Jahrhundert später (um 1000) erweiterte ein anderer Autor, Al-Thalabi, diesen Auszug durch die Behauptung, dass Jesu Platz am Kreuz nicht von einem blossen Scheinbild oder Phantom, sondern von einem anderen Menschen eingenommen wurde (dieser andere Mann ist Judas Iskariot oder nach einem älteren Vorschlag Simon von Kyrene).

Die oben zitierte sehr vage Aussage des Korans kann so auf beide Arten ausgelegt werden.

Referenzen

  1. Dirk Grützmacher: The "Betrayal" of Judas Iscariot: a study into the origins of Christianity and post- temple Judaism. , Edinburgh 1998 (Thesis (M.Phil)--University of Edinburgh, 1999)
  2. www.t-online.de [1]<ref></ref>. Somit währe Judas nicht der "Verräter" sondern "Befreier" Jesus'.

    Judas als Werkzeug Gottes

    Eine weitere neuzeitliche Deutung besagt, dass Judas Ischariot mit Wissen Jesu gehandelt und mit den Hohepriestern verhandelt habe. Auf Grund von religiösen Bestimmungen konnte der Messias sich nicht selbst offenbaren, sondern musste von anderen erkannt und bezeugt werden. Die Hohepriester hatten ein Interesse daran, den Messias kennenzulernen, und offerierten - als zustimmendes Zeichen - die 30 Silberlinge<ref>Vergleiche: [[Sacharja]] 11,12</li> <li id="_note-2">'''[[#_ref-2|↑]]''' Vergleiche: [[Jesaja]]</li>

    <li id="_note-3">'''[[#_ref-3|↑]]''' Johannes 13,27</li></ol></ref>

Literatur

  • Andrew Cockburn: Das Judas-Evangelium. Wissenschaftler gelang es jetzt, den Text eines etwa 1700 Jahre alten Papyrus zu entziffern. Er lässt Judas, den Verräter Jesu, in neuem Licht erscheinen - Handelte der Apostel im Namen Gottes, als er seinen Meister auslieferte?, in: National Geographic Deutschland Mai 2006, S. 40-61
  • William Klassen: Judas: Betrayer or Friend of Jesus? Augsburg Fortress Canada 1996, ISBN 080062968X
  • Martin Meiser: Judas Iskariot. Evangelische Verlagsanstalt 2004, ISBN 3374022154
  • Martin Hengel: Die Zeloten. Brill-Verlag, Leiden 1961
  • Gregor Wurst: War er kein Schurke? Das Judas-Evangelium führt uns in jene unruhige Zeit, als die frühen Christen ihre Identität suchten, in: National Geographic Deutschland Mai 2006, S. 62-71

Weblinks

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