Kim Il-sung
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Koreanische Schreibweise
Siehe auch: Koreanischer Name
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Hangeul: | 김일성 |
Hanja: | 金日成 |
Revidiert: | Gim Il-seong |
McCune-R.: | Kim Il-sŏng |
Kim Il-sung (* 15. April 1912 in Mangyŏngdae, heutiges Nordkorea; † 8. Juli 1994), frühere Umschrift auch Kim Ir-Sen, mit Geburtsnamen Kim Song-chu (Hangeul: 김성주, Hanja: 金成柱), war ab dem Jahr 1948, spätestens ab Ende der 50er Jahre, bis zu seinem Tode der unumstrittene kommunistische Machthaber Nordkoreas. Auch danach wurde er von der nordkoreanischen Regierung als „ewiger Präsident“ bestätigt. In einem eigens geschaffenen Mausoleum in Pjöngjang wurde sein Leichnam aufgebahrt und kann dort betrachtet werden.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Leben
[Bearbeiten] Herkunft und Kindheit
Kim Il-sung wurde unter dem Namen Kim Song-chu in Mangyongdae in der Nähe von Pjöngjang geboren. Sein Vater Kim Hyong-sik arbeitete zeitweise als Lehrer, seine Mutter Kang Ban-sok war die Tochter eines protestantischen Geistlichen. Beide waren gläubige Protestanten, sein Vater war vorübergehend aktiv in der Mission tätig. Um 1920 emigrierte die Familie, die in Korea in großer Armut lebte, in die Mandschurei, die seit dem 19. Jahrhundert verstärkt von Koreanern besiedelt wurde. Kim absolviert hier den größten Teil seiner siebenjährigen Schulausbildung und lernt Chinesisch und Russisch. 1927 soll er gemäß offiziellen koreanischen Quellen zwei weitere Organisationen und bis zum August des folgenden Jahres einen antijapanischen Jugendverband und revolutionären Bauernverband gegründet haben. Dies ist zumindest nicht belegbar und auch wegen seines zu diesem Zeitpunkt noch jungen Alters eher unwahrscheinlich. So wies 1933 kein Bericht der japanischen Geheimpolizei auf Aktivitäten von Kim Il-sung hin. Jedoch trat er einer marxistischen Gruppe bei und wurde nach deren Aushebung 1929 als 17-Jähriger verhaftet. Nach seiner Freilassung schloss er sich der antijapanischen Partisanenbewegung an.
[Bearbeiten] Namenswechsel
Wie mehrere andere Partisanenkämpfer nahm er in den 1930er Jahren den Namen "Kim Il-sung" an. Der Name wurde zu einer Legende. Überall in Korea erzählte man sich von den Heldentaten des "Generals Kim Il-sung", der die Verbrechen, unter denen seine Landsleute zu leiden hatten, rächte. Der Namenswechsel hatte einerseits zur Folge, dass unklar ist, welche Taten wirklich der heute als "Kim Il-sung" bekannten Person zuzuschreiben sind, andererseits verschaffte ihm sein Name in der Zeit des Aufbaus eines kommunistischen Staates eine komfortable Ausgangsposition: Die meisten Nordkoreaner wussten von Beginn an etwas mit seinem Namen anzufangen und kannten die Heldensagen, die man sich über ihn erzählte. Der Namenswechsel legte so bereits vor Gründung der KDVR den Grundstein für den Personenkult, der um den nordkoreanischen Führer bis heute betrieben wird.
[Bearbeiten] Politische Tätigkeit
Kim Il-sung wurde im Jahre 1935 Politkommissar in der "Vereinigten Nordöstlichen Antijapanischen Armee". Am 4. Juni 1937 führte er, nunmehr als Kommandeur der 6. Division, einen Überfall gegen die japanische Polizeistation Pochonbo unweit der Nordgrenze des heutigen Nordkorea. Dieser Angriff ist auf einem Panorama im Armeemuseum von Pjöngjang als „Schlacht von Pochonbo“ dargestellt, was sich angesichts des wirklichen Kräfteverhältnisses von 180 koreanischen Partisanen und 30 japanischen Polizisten relativieren dürfte. Nordkorea erklärt, dass sich in den 30er Jahren am Paekdu-Massiv im Nordteil des Landes die Operationsbasis des „Generals“ Kim Il-sung befand. Als Beleg dafür werden über das ganze Land verteilte so genannte Losungsbäume angeführt. Auf ihren Stämmen sind Schriften zu sehen, die angeblich in der Zeit bis 1945 entstanden sind und die auf eine antijapanische Partisanenbewegung und ihr Hauptquartier am Paektu-san hinweisen. Diese Beweise sind wissenschaftlich außerhalb Nordkoreas nicht anerkannt. Trotzdem ist seit 1956 diese Gegend weitgehend erschlossen durch 800km politischer Exkursionswege, Denkmäler etc. Auch ein Sommerpalast des „ewigen Präsidenten“ befindet sich dort. Ende der 30er Jahre hörten die ohnehin seltenen Vorstöße koreanischer Partisanen von der Mandschurei nach Süden auf und bis 1945 wurde in Korea nicht gekämpft.
1940 zog sich Kim Il-sung mit anderen Partisanen wegen des verstärkten Drucks der japanischen Besatzungsmacht in die Sowjetunion zurück. Der genaue Zeitpunkt ist jedoch ungeklärt. Anfang 1941 nahm er an einer Kommandeurschulung der Sowjetarmee an der Okeanskaja-Feldschule nahe Wladiwostok teil. Danach lebte er in Gesellschaft anderer koreanischer Emigranten in Chabarowsk, wo bis zu den 30er Jahren viele Koreaner gelebt hatten, die von Stalin jedoch nach Kasachstan und Usbekistan umgesiedelt worden waren. Im Örtchen Wjatskoje (oder Wjatsk) bei Chabarowsk wurde zu dieser Zeit aus koreanischen Partisanen die 88. Schützenbrigade der Roten Armee gebildet. Kim Il-sung soll im Rahmen dieses kleinen koreanischen Kontingents an der Schlacht von Stalingrad im Winter 42/43 teilgenommen haben, was zeitlebens von ihm geleugnet wurde, wahrscheinlich um seinen sowjetischen Hintergrund von 1940 bis 1948 zu verschleiern und als Nationalist zu erscheinen. Von 1943 bis 1944 war er als Hauptmann der Roten Armee Bataillonskommandeur in der 88. Schützenbrigade der II. fernöstlichen Armee in der Primorje-Region.
In der Sowjetunion wurde 1942 Kims Sohn Juri, der spätere Kim Jong-il geboren. Seine Mutter, Kim Jong-suk, war ebenfalls eine koreanische Partisanin. Sie war Kim Il-sungs zweite Frau. Seine erste Frau Kim Hyong-sung geriet 1940 in Korea in japanische Gefangenschaft. In Wjatsk wurden Kims zweiter Sohn Schura und eine Tochter geboren. Schura ertrank 1947 in einem Teich im Garten des väterlichen Hauses in Pjöngjang. Kim Jong-suk starb 1949.
Ab 1944 befasste sich der sowjetische Geheimdienst mit Kim und anderen Koreanern in Chabarowsk, um sie auf eine führende politische Rolle im Nachkriegskorea vorzubereiten. Als im August 1945 Nordkorea von sowjetischen Verbänden eingenommen wurde, setzte Kim im September mit dem Schiff "Pugatschow" von Wladiwostok nach Wŏnsan über und erreichte am Ende des Monats Pjöngjang. Er war zunächst Mitarbeiter des Kommandanten der zukünftigen nordkoreanischen Hauptstadt. Da die Sowjets in den ortsansässigen Kräften keine für sie annehmbaren Partner sahen, beschloss Moskau, den ihm wohlbekannten Kim Il-sung zum zukünftigen starken Mann des nördlichen Korea aufzubauen. Zuvor war die Zusammenarbeit mit den örtlichen Nationalisten unter Cho Man-sik an den großen politischen Differenzen gescheitert, während die Sowjets in den in Korea verbliebenen Kommunisten unter Pak Hyon-jong, die einst starke Verbindungen zur Stalin verhassten Komintern hatten, ebenfalls keine verlässlichen Partner fanden.
Der erste öffentliche Auftritt Kims in Pjöngjang fand im Rahmen einer Kundgebung zu Ehren der Sowjetarmee am 14. Oktober statt. Im Februar 1946 wurde er Vorsitzender des Provisorischen Volkskomitees. Am 1. März 1946 überlebte er mit Glück ein vom Süden initiiertes Attentat. Bereits seit 1945 war Kim Chef der nordkoreanischen Sektion der gesamtkoreanischen KP. Im Frühjahr 1946 bildete sich hieraus die eigenständige KP Nordkoreas, die sich im Sommer mit der "Neuen Volkspartei" zur Nordkoreanischen Arbeiterpartei vereinigte. Kim gab den Posten des Generalsekretärs an Kim Du-bon ab, blieb aber Chef der Administration und wurde am 17. Februar 1947 zum ersten nordkoreanischen Regierungschef bestimmt. Durch gezielte Säuberungen in Partei und Verwaltung begann Kim Il-sung, seine Macht auszubauen. Am 9. September 1948 rief er die Demokratische Volksrepublik Korea aus. Er selber wurde zum Ministerpräsidenten des neuen Staates gewählt. Nach der Vereinigung der nord- und südkoreanischen Kommunisten zur "Koreanischen Arbeiterpartei" wurde er erneut Parteivorsitzender.
[Bearbeiten] Herrschaft
Die Volksrepublik bildete einen Gegenpol zur westlich orientierten Republik Korea, die bereits im August 1948 im Süden des Landes gegründet worden war. 1949 konnte Kim mit Hilfe Stalins seine Macht festigen. Sein Versuch, den Süden des Landes gewaltsam unter seine Herrschaft zu bringen, führte zum Koreakrieg (1950 – 1953) und zur endgültigen Spaltung des Landes.
Kim war von Hause aus Soldat, er hatte sich nicht in die Politik gedrängt. Sein Manko war die ihm fehlende Ausbildung. Er legte jedoch einiges Talent dabei an den Tag, seine Gegner in Widersprüche zu verwickeln. So gelang es ihm nach dem Krieg, eine Diktatur nach Stalinschem Vorbild und einen umfassenden Personenkult aufzubauen. Bereits Ende der 1940er Jahre tauchte erstmals die Bezeichnung "Führer" für ihn auf, eine Ehre, die bis dahin innerhalb der kommunistischen Bewegung allein Lenin und Stalin vorbehalten war. Seine Bilder waren bald allgegenwärtig, und Portraits von ihm mussten in jedem Haus aufgehängt werden. Die staatlich angeordnete Verehrung seiner Statuen und Bildnisse (Verbeugen, Blumenniederlegung) trägt bereits religiöse Züge. Auch die Familie Kims wird in den Kult mit eingeschlossen. Dies bezieht sich nicht nur auf seinen Sohn und Nachfolger Kim Jong-il, sondern auch auf dessen 1949 verstorbene Mutter, Kims zweite Ehefrau Kim Jong-suk. Kims Ahnen betreffend wird heute behauptet, er entstamme einer revolutionären Heldenfamilie. Sein Urgroßvater Kim Ung-u habe am Sturm auf das US-amerikanische Kanonenboot „USS General Sherman“ im Jahre 1866 teilgenommen. 1966 wählte man Kim Il-sung zum Generalsekretär der Partei der Arbeit Koreas und 1972 wurde er auf Grund einer Verfassungsänderung zum Staatspräsidenten ernannt.
Kims Chuch'e-Ideologie stellte die nationalen Werte über die weltkommunistischen Interessen und wurde von Zeitgenossen als wahrhaftige Fortführung des Marxismus deklariert. Im Grunde handelt es sich hierbei um einen marxistisch verbrämten Nationalismus, der die jahrtausendealte Geschichte und Kultur des koreanischen Volkes in einen ausgeprägten Nationalstolz ummünzt. In den innerparteilichen Auseinandersetzungen zeigte sich dies in der Verfolgung internationalistisch gesinnter Kommunisten als „Kriecher“. Das Bewusstsein einer kulturellen Überlegenheit gegenüber dem als dekadent dargestellten Ausland schweißte das Volk zusammen. Hinzu kamen in den 50er und 60er Jahren die unverkennbaren Fortschritte in der Wirtschaftsentwicklung, wobei allerdings einseitig die Schwerindustrie bevorzugt wurde, die von der Bevölkerung als Erfolge des Systems anerkannt wurden. Die unablässig betonte Einheit des koreanischen Volkes und der Anspruch, dieses unter der Fahne des Nordens zu vereinen, prägte das Bewusstsein der Menschen nachhaltig. Dieser selbstständige Kurs erlaubte auch Kritik an der Sowjetunion und der Volksrepublik China, führte aber zugleich zu einer Isolation des Landes.
Aufgrund der geographischen Lage ist es für die nordkoreanische Führung einfach, die Bevölkerung zu indoktrinieren und in ihrem Sinn zu „erziehen“. Südkoreanische Rundfunk- und Fernsehprogramme können nicht empfangen werden, so dass in Nordkorea das Informationsmonopol der Machthaber in einer einzigartigen Weise funktioniert. Dies zeigt sich auch in der offiziellen Geschichtsschreibung des Landes. So ist die verbreitete Biographie Kim Il-sungs und seine Familiengeschichte in weiten Teilen geschönt. Ähnlich dem Vorgehen unter Stalin wurden auch hier Informationen über ehemalige Weggefährten des „großen Führers“ aus der Geschichtsschreibung getilgt, so dass der Aufbau von Staat und Partei schließlich als Werk eines einzigen Mannes, Kim Il-sungs, erscheint. Abweichler und Kritiker werden in Nordkorea unerbittlich verfolgt. Kim errichtete Straflager („Umerziehungslager“) und setzte die Bevölkerung zunehmenden Repressalien aus.
[Bearbeiten] Tod und Hinterlassenschaft
Als er 1991 seinen Sohn Kim Jong-il zum Oberbefehlshaber der Armee ernannte, legte Kim die Grundlage für die erste kommunistische Dynastie der Welt. Am 8. Juli 1994 starb Kim Il-sung an einem Herzinfarkt. Im ganzen Land ordnete man eine dreijährige Trauerzeit an. Am 20. Juli wurde Kim Jong-il zu seinem Nachfolger ernannt. Der „Große Führer“ hinterließ ein Land in bitterer Armut und Isolation. Die nordkoreanische Volksarmee stellt die drittgrößte Landstreitkraft der Welt dar. Das gesamte Land ist hochgerüstet, an der Grenze zu Südkorea ist ein tief gestaffeltes System von verbunkerten Stellungen aufgebaut worden, das seinesgleichen sucht. Fast ein Drittel des Bruttoinlandproduktes wird für das Militär ausgegeben, während die Landwirtschaft sträflich vernachlässigt wurde. Infolgedessen kam es auf dem Land mehrfach zu Hungersnöten, denen vor allem Tausende von Kindern zum Opfer fielen. Dessen ungeachtet hält der „Große General“ Kim Jong-il an der Politik der Stärke fest. Nordkorea verfügt nach Meinung verschiedener westlicher Nachrichtendienste über vier bis acht atomare Sprengköpfe. Mittel- und Langstreckenraketen sind vorhanden, so dass ein gewisses Drohpotential die Lage in Ostasien heute verschärft.
[Bearbeiten] Literatur
- Alfred Pfabigan: Schlaflos in Pjöngjang. Vom gescheiterten Versuch, einen skeptischen Europäer zu einem Mitglied der Großen Roten Familie zu machen. Wien: Verlag Christian Brandstätter 1986. ISBN 3854472048. (Der Wiener Philosophie-Professor Alfred Pfabigan besuchte Anfang der 1980er Jahre Nordkorea. Sein Buch bietet eine Analyse der nordkoreanischen Staatspropaganda, des Führerkults und der Chuch'e-Ideologie)
- Andrei N. Lankow: KNDR wtschera i segodnja. Neformalnaja istorija Sewernoi Korei. Moskau: Wostok-Sapad 2005. ISBN 5478000604. (russisch)
- Institut für Parteigeschichte beim Zentralkomitee der Partei der Arbeit Koreas: Kurze Geschichte der revolutionären Tätigkeit des Genossen Kim Ir Sen, Pjöngjang: Verlag für fremdsprachige Literatur 1970.
- Lankov, Andrei: From Stalin to Kim Il Sung. The formation of North Korea 1945-1960. New Brunswick, New Jersey 2002 ISBN 0813531179
- Suh, Dae-Sook: Kim Il Sung. The North Korean leader. New York 1988 ISBN 0231065728
- Szalontai, Balázs: Kim Il Sung in the Khrushchev era. Soviet-DPRK relations and the roots of North Korean despotism, 1953-1964. Washington D. C., Stanford 2005 (=Cold war international history project series) ISBN 0804753229
- Martin, Bradley K.: Under the loving care of the fatherly leader. North Korea and the Kim dynasty. New York 2004 ISBN 0312322216
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Kim Il-sung im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Texte von Kim Il-sung in deutscher Übersetzung auf den Seiten des Freundeskreises der Juche-Ideologie in der Kommunistischen Partei Deutschlands
Personendaten | |
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NAME | Kim, Il-sung |
ALTERNATIVNAMEN | Hangeul: 김일성; Hanja: 金日成; Geburtsname: Kim Song-chu |
KURZBESCHREIBUNG | kommunistischer Machthaber Nordkoreas |
GEBURTSDATUM | 15. April 1912 |
GEBURTSORT | in der Nähe von Pjöngjang |
STERBEDATUM | 8. Juli 1994 |