Trossingen
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Wappen | Deutschlandkarte | |
---|---|---|
|
||
Basisdaten | ||
Bundesland: | Baden-Württemberg | |
Regierungsbezirk: | Freiburg | |
Landkreis: | Tuttlingen | |
Koordinaten: | Koordinaten: 48° 5′ N, 8° 38′ O48° 5′ N, 8° 38′ O | |
Höhe: | 699 m ü. NN | |
Fläche: | 24,20 km² | |
Einwohner: | 15.237 (30. Juni 2006) | |
Bevölkerungsdichte: | 630 Einwohner je km² | |
Postleitzahlen: | 78635–78647 | |
Vorwahl: | 07425 | |
Kfz-Kennzeichen: | TUT | |
Gemeindeschlüssel: | 08 3 27 049 | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Schultheiß-Koch-Platz 1 78647 Trossingen |
|
Webpräsenz: | ||
Bürgermeister: | Lothar Wölfle (CDU) |
Trossingen ist eine Kleinstadt auf der Baar in Baden-Württemberg. Sie ist die zweitgrößte Stadt des Landkreises Tuttlingen, liegt im Herzen der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg und schmückt sich gerne mit den Beinamen Hochschulstadt (Ortsschild) und Musikstadt, da sie eine staatliche Musikhochschule, eine traditionsreiche Musikinstrumentenindustrie und einige andere Institutionen und Einrichtungen rund um das Thema Musik beherbergt.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geografie
[Bearbeiten] Geografische Lage
Trossingen liegt in 660 bis 760 Meter Höhe am Trosselbach, der in den Hagenbach und weiter in die Prim fließt. Der Neckar fließt nur wenige Kilometer westlich an Trossingen vorbei. Der Hohenlupfen (Talheim/Durchhausen) und Hohenkarpfen (Gunningen/Hausen ob Verena) sind zwei markante Berge in der näheren Umgebung. Etwa 15 Kilometer westlich beginnt der Schwarzwald, etwa 15 Kilometer östlich die Schwäbische Alb mit dem Klippeneck. Die Donauquelle in Donaueschingen ist rund 20, der Bodensee etwa 50 Kilometer entfernt. Trossingen liegt auf der Baar, wird aber oft dem Schwarzwald oder der Schwäbischen Alb zugeordnet, da nicht jeder außerhalb der Region die Baar kennt.
[Bearbeiten] Nachbargemeinden
Mit den Gemeinden Durchhausen, Gunningen und Talheim hat Trossingen eine Verwaltungsgemeinschaft vereinbart. Tuningen (Schwarzwald-Baar-Kreis), Weigheim (Stadt Villingen-Schwenningen), Deißlingen (Kreis Rottweil), Aixheim (Gemeinde Aldingen) und Aldingen sind weitere Nachbargemeinden, für die die Stadt als Unterzentrum verschiedene Aufgaben wahr nimmt.
[Bearbeiten] Stadtgliederung
Trossingen hat zwei Stadtteile, die von der Kernstadt räumlich leicht getrennt sind. Schura ist die einzige Eingemeindung, der Ort war bis 1971 selbständig. In den 1990er-Jahren wurde im Südwesten der Stadt das Neubaugebiet Gölten gebaut.
[Bearbeiten] Klima
Das Klima wird von den Einheimischen als oft rau und trocken charakterisiert. Allerdings liegt Trossingen nach Angaben der Stadtverwaltung in einer der sonnenreichsten Regionen Deutschlands. So gilt das wenige Kilometer entfernte Klippeneck mit durchschnittlich etwa 1915 Sonnenstunden im Jahr als "Sonnenstube Deutschlands". Vom Süden her wird das Klima vom eher warmen Bodenseeklima beeinflusst, vom Norden und Westen vom rauen Klima der Schwäbischen Alb. Die mittlere Niederschlagsmenge liegt bei 800 bis 900 mm, die mittlere Jahrestemperatur bei 8 Grad Celsius, der Wind weht vorwiegend von West bis Süd. "Schwületage" sind eher selten: 4-6 Tage sind normal, in der Rheinebene sind es 14 Tage. Allerdings sind Frosttage recht häufig: Zwischen 130 und 150 Tage kann es im Jahr geben (zum Vergleich: Freiburg durchschnittlich 49, Stuttgart 88).
[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Trossingen als Alemannendorf
Trossingen befindet sich auf einem Gebiet, das die Alemannen um 260 für sich eroberten. Es handelt sich um eines der Kerngebiete des alemannischen Herzogtums, das 748 dem Machtbereich der fränkischen Könige angegliedert wurde. Erstmals erwähnt wird der Ort im Jahr 797, in einer Urkunde des Klosters St. Gallen. Im 9. Jahrhundert entstehen die Siedlungen Sontheim, T(h)alhausen und Hangendenhausen, die später wieder abgehen. Im späten Mittelalter wechselt die Herrschaft mehrmals, wie Verträge zwischen dem Kloster Reichenau und der Reichsstadt Rottweil belegen. Aus dem 13. Jahrhundert berichten Geschichtsbücher von den Maiern von Trossingen, die als ritterliche Dienstleute des Klosters arbeiten, bis Mitte des 15. Jahrhunderts sich ihre wirtschaftliche Grundlage immer weiter verschlechtert und viele (um ihren Lebensstandard besorgt) Schulden machen oder Besitz verkaufen.
1444 kommt Trossingen zum Stabsamt Tuttlingen und damit zu Württemberg. 1534 wird in Trossingen, wie im ganzen Herzogtum Württemberg, die Reformation eingeführt. Der Ort ist bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts rein evangelisch. Im Dreißigjährigen Krieg wird Trossingen in zwei Raubzügen der Villinger völlig niedergebrannt. Viele Menschen sterben in diesen Jahren und so schrumpft die Einwohnerzahl auf nur noch 150 Einwohner im Jahre 1648. Doch auch in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts bis 1714 werden die Trossinger leidgeprüft, als immer wieder Durchmärsche französischer, österreichischer und bayrischer Truppen mit Plünderungen stattfinden. 1743 bis 1746 wird eine neue evangelische Kirche gebaut, die erst seit 1933 "Martin-Luther-Kirche" genannt wird. War Trossingen anfangs bäuerlich geprägt, so gibt es bereits im 18. Jahrhundert Handwerker, wie Töpfer, Schuhmacher, Schreiner und Schneider.
[Bearbeiten] Die Entwicklung zur Musikstadt
1827 bringt der Nachbar ("das Uhrenmänle") von Christian Messner (Auch "Zeug-Christe" genannt, weil dieser Zeugmacher war), die erste Mundharmonika von Wien nach Trossingen. Christian Messner baut die Hamonika 1830 nach und wird der erste "Bläslemacher". Er gilt deshalb als Begründer der Trossinger Harmonika-Industrie. 1857 gründet Matthias Hohner sein eigenes Unternehmen, das später als Matth. Hohner AG weltbekannt wird. Neben Messner und Hohner gründen auch Andreas Koch, Christian Weiß 1855 und einige mehr weitere Harmonikafabriken, die Jahrzehnte später von Hohner übernommen werden. Ab den 1880-er Jahren setzt eine rasante wirtschaftliche Entwicklung ein. Trossingen wird weltweit Mittelpunkt der Harmonika-Industrie.
1911 wird der "älteste Trossinger" ausgegraben, nämlich der erste Saurier, der rund 200 Millionen Jahre alt ist. 1932/33 folgen weitere Ausgrabungen. 1912 gründet der spätere NSDAP-Ortsgruppenleiter Fritz Kiehn die "Efka-Werke", die vor allem Zigarettenpapier produzieren. 1927, anlässlich der 100-Jahr-Feier der Harmonika-Industrie, erfolgt die Verleihung der Stadtrechte. Trossingen hat zu dieser Zeit knapp 6000 Einwohner, die Harmonika-Industrie hat ihre Blüte erreicht und beschäftigt vor dem Zweiten Weltkrieg rund 5000 Arbeitnehmer in Trossingen und in einem ausgedehnten Filialsystem in der Baar und auf dem Heuberg. Die Harmonika-Industrie hat eine äußerst dominante Stellung im Wirtschaftsleben der Stadt, ohne Hohners Zustimmung können Schultheiße und Bürgermeister vieles nicht durchsetzen. Jährlich nehmen mehr als 20 Mio. Mundharmonikas und tausende Akkordeons ihren Weg in alle Welt.
Auch Trossingen hat unter dem Zweiten Weltkrieg stark zu leiden. Über 400 gefallene und vermisste Soldaten sind zu beklagen. Außerdem gibt es 1945 im Februar und im April Luftangriffe. Der Einmarsch der französischen Truppen erfolgt am 21. April 1945. Die schlechte Ernährungslage und die strengen Nachkriegswinter machen den Trossingern besonders zu schaffen. Vor diesem Hintergrund stellt die Aufnahme von rund 1.800 Vertriebenen und Flüchtlingen aus dem deutschen Osten eine besondere Herausforderung dar. In den folgenden Jahren entstehen rund um die Stadt mehrere Neubaugebiete.
[Bearbeiten] Nach dem Zweiten Weltkrieg
Als Vorgängerin der heutigen Staatlichen Hochschule für Musik Trossingen erhält 1946 das im Krieg nach Trossingen ausgelagerte "Staatliche Hochschulinstitut für Musikerziehung an der Universität Heidelberg" die Bezeichnung "Staatliches Hochschulinstitut für Musikerziehung Trossingen". Weitere musikalische Institutionen werden in den folgenden Jahren in Trossingen eingerichtet. Als wichtigste im Laienmusikbereich wird Anfang der 1970er Jahre die "Bundesakademie für musikalische Jugendbildung" errichtet. Trossingen kann sich zurecht mit dem Titel "weltbekannte Musikstadt" schmücken.
Die 50er Jahre bringen auch für Trossingen das Wirtschaftswunder. Zahlreiche bedeutende Bauwerke und Einrichtungen entstehen in diesen Jahren: das Freibad (1952), das Kreiskrankenhaus (1953), das Dr. Karl-Hohner-Bürgerheim (1955), das Johannes-Brenz-Gemeindehaus (1956), die Fritz-Kiehn-Sporthalle (1957), das Dr.-Ernst-Hohner-Konzerthaus (1960) und die Löhrschule (1961). Höhepunkt der 50er Jahre und der Hohner-Firmengeschichte ist (1957) das Jubiläum "100 Jahre Hohner". Im neuen Schulzentrum wird 1967 das Progymnasium zur Vollanstalt ausgebaut, 1974 entsteht die neue Realschule.
Umstritten ist nach wie vor die Beziehung der Stadt Trossingen zu ihrem Ehrenbürger Fritz Kiehn, der im Dritten Reich als skrupelloser Unternehmer den Grundstein für sein Imperium legte und zu einer Schlüsselfigur der NSDAP-Propaganda im südlichen Württemberg aufstieg. Seine 1953 mit großer Mehrheit erfolgte Wahl in den Gemeinderat, die im Jahre 1955 in aller Stille erfolgte Wiederaufnahme Kiehns als Ehrenbürger der Stadt - diese Auszeichnung war ihm 1945 aberkannt worden - sowie die Tatsache, dass auch heute noch eine Trossinger Sporthalle und ein Platz seinen Namen tragen, sind prägnante Beispiele für das schwierige Verhältnis der Stadt Trossingen zu ihrem "braunen Ehrenbürger".
[Bearbeiten] Neuere Geschichte
1970, als im Land die Kreisreform zur Debatte steht, entscheidet sich in einer Bürgeranhörung nur eine sehr knappe Mehrheit der Trossinger (1540 zu 1509 Stimmen) für ein Verbleiben im Landkreis Tuttlingen. Die Alternative wäre ein Wechsel in den neugeschaffenen Schwarzwald-Baar-Kreis gewesen. Im Rahmen der Gemeindereform erfolgt 1971 die freiwillige Eingemeindung von Schura nach Trossingen.
Trossingen hat in den 70er Jahren einige Verluste zu erleiden. Es schließen die Berufschule und das Kreiskrankenhaus, für das das Nachsorgekrankenhaus Bethel ein Ersatz ist. Die ebenfalls in den 70er Jahren drohende Gefahr einer Giftmülldeponie bei Durchhausen, in unmittelbarer Nähe des Stadtteiles Schura, kann abgewendet werden. 1977 wird mit dem Heimatmuseum "Auberlehaus" noch einmal ein Glanzstück geschaffen. In der Stadtmitte wird die Musikhochschule durch Neubauten in mehreren Bauabschnitten ein dominierender Faktor. Durch den Zuzug von zahlreichen Aussiedlern, vor allem aus den Gebieten der ehemaligen Sowjetunion und aus Rumänien, steigt die Trossinger Einwohnerzahl stark an.
1995/1996 verlässt die Matth. Hohner AG das alte Firmengelände in der Stadtmitte und bezieht einen Neubau im Industriegebiet. Die Zahl der Beschäftigten geht seit den 70-er Jahren durch den Niedergang der Harmonika-Industrie stetig zurück. Ein Großteil der alten Fabrikgebäude wird abgerissen. Der hohe Fabrikschornstein, ein Wahrzeichen der Stadt, wird gesprengt. 1996 feiert die Evangelische Kirchengemeinde das 250-jährige Bestehen ihrer Martin-Luther-Kirche, und 1997 feiert die ganze Stadt "1200 Jahre Trossingen". In den ersten Jahren des 21. Jahrhunderts erhält Trossingens Zentrum ein neues Gesicht, da das ehemalige Hohner-Gelände neu gestaltet wird und auch der Marktplatz und die Hauptstraße umgestaltet werden sollen. Außerdem dehnt sich die Stadt durch neue Wohngebiete im Norden weiter aus. Im Sommer 2006 ist Trossingen aufgrund eines schlimmen Hagelunwetters international in den Nachrichten: Hagelkörner von etwa 10 cm Durchmesser fordern zahlreiche Verletzte und richten Sachschäden in dreistelliger Millionenhöhe an.
[Bearbeiten] Einwohnerentwicklung
Die Einwohnerentwicklung zwischen 1816 und 2005.
Jahr | Einwohner | Jahr | Einwohner |
---|---|---|---|
1816 | 1.665 | 1955 | 8.930 |
1880 | 2.649 | 1965 | 10.524 |
1890 | 2.951 | 1975 | 12.102 |
1900 | 3.681 | 1985 | 11.264 |
1910 | 5.146 | 1995 | 14.507 |
1927 | 5.794 | 2003 | 15.006 |
1935 | 6.285 | 2005 | 15.153 |
1945 | 7.483 |
[Bearbeiten] Politik
[Bearbeiten] Gemeinderat
Der Gemeinderat hat zur Zeit 22 Sitze und wird in direkter Wahl für jeweils fünf Jahre gewählt. Als süddeutsche Besonderheit hat der Wähler die Möglichkeit des Kumulierens und Panaschierens. Im aktuellen Gemeinderat stellt die CDU die stärkste Fraktion. Die nächste Gemeinderatswahl ist 2009. Der Gemeinderat setzt sich seit der Kommunalwahl am 13. Juni 2004 wie folgt zusammen:
- CDU: 8 Sitze (Hans Trümper, Clemens Henn, Hans-Martin Nester, Helmut Distel, Jürgen Vosseler, Wolfgang Schoch, Petra Hermann, Eckard Messner)
- FWV: 6 Sitze (Heinz Messner, Gustav Betzler, Christian Kratt, Marco Gola, Hermann Maier, Ralf Pfründer)
- FDP: 4 Sitze (Willy Walter, Dr. Hilmar Fleischer, Christian Obergfell, Thomas Springer)
- SPD: 2 Sitze (Dieter Weitzmann, Eckart Wössner)
- OGL: 2 Sitze (Susanne Reinhardt-Klotz, Petra Frankenstein)
[Bearbeiten] Bürgermeister
An der Spitze der Stadtverwaltung und gleichzeitig Vorsitzender des Gemeinderats ist der Bürgermeister. Er wird in direkter Wahl für eine Amtszeit von acht Jahren gewählt. Der seit 1994 amtierende und 2002 wiedergewählte Bürgermeister ist Lothar Wölfle (CDU). Am 29.4.2007 wird ein Nachfolger gewählt, da Wölfle Landrat des Bodenseekreises wird.
Bis 1930 war die Amtsbezeichnung des Bürgermeisters "Schultheiß".
- 1886 - 1913: Jakob Koch (Schultheiß)
- 1913 - 1928: Ernst Haller (ab 1927 "Stadtschultheiß")
- 1928 - 1934: Walter Bärlin
- 1934 - 1945: Emil Kienzle (ab 1942 Soldat, Vertretung: Christian Messner)
- 1945 - 1952: Hans Neipp
- 1952 - 1970: Rudolf Maschke
- 1970 - 1994: Heinz Mecherlein
- seit 1994: Lothar Wölfle
[Bearbeiten] Wappen
Die Stadt Trossingen führt ein Wappen gemäß nachstehender Beschreibung:
In Gold (Gelb) ein schwarzer Adler mit goldenem (gelbem) Brustschild, darin drei schwarze Hirschstangen übereinander.
Der Adler stammt eigentlich aus dem Wappen des Weilers Thalhausen der ursprünglich zur freien Reichsstadt Rottweil gehörte, später von Trossingen übernommen wurde dann aber abgegangen ist. Die drei Hirschstangen dokumentieren die Zugehörigkeit des Kernortes zu Württemberg.
[Bearbeiten] Städtepartnerschaften
Die Stadt pflegt offiziell drei Städtepartnerschaften. Die längste besteht mit der nur etwas größeren französischen Stadt Cluses in Hochsavoyen. Als Folge der seit 1974 sehr intensiv gepflegten Partnerschaft, der einige Schüleraustausche vorausgingen, wird der Stadt 1985 die Ehrenfahne des Europarats verliehen und 1994 die Ehrenplakette.
Auch bei Beaverton im Bundesstaat Oregon/USA verhält es sich so, dass erfolgreiche Schüleraustausche 1993 zu einer Städtepartnerschaft führen. Sie gilt als vorbildhaft, so dass auch das Weiße Haus in Washington sich 1997 veranlaßt fühlte, Trossingen zur 1200-Jahr-Feier zu gratulieren. Mit rund 82.000 Einwohnern ist Beaverton übrigens erheblich größer als Trossingen.
Eine wohl sehr ungewöhnliche Städtepartnerschaft besteht seit 1997 mit Windhoek, der Hauptstadt Namibias. Der Trossinger Bankvorstand Georg Quandt, welcher das afrikanische Land jahrelang privat besuchte und sich entschied, auch Hilfe dort anzubieten, konnte Kontakte zu den höchsten Stellen in Windhoek knüpfen und ist derzeit Honorarkonsul der Republik Namibia in Deutschland. Trotz der großen Entfernung finden immer wieder Begegnungen zwischen Repräsentanten und Berufsgruppen beider Städte statt; von dem Erfahrungsaustausch profitieren beide Seiten. In Windhoek trägt sogar eine Straße den Namen "Trossinger Straße".
[Bearbeiten] Patenschaften
1974 übernahm die Stadt Trossingen die Patenschaft für das im selben Jahr in Dienst gestellte Unterseeboot U22 vom 3. U-Bootgeschwader in Eckernförde/Ostsee. 2002 übernahm Trossingen die Patenschaft für die 3. Kompanie des Versorgungsbattaillons der Deutsch-Französischen Brigade.
[Bearbeiten] Kultur und Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten] Religion
In der Stadt hat der Protestantismus eine lange Tradition (siehe Trossingen als Alemannendorf). Mit Johannes Spreter war hier auch ein bedeutender Reformator im 16. Jahrhundert beheimatet. 1935 wird die katholische Kirche St. Theresia eingeweiht. Heute sind etwa 44 % der Trossinger protestantisch und rund 28 % katholisch.
[Bearbeiten] Museen
Drei Museen von z. T. überregionaler Bedeutung befinden sich in der Stadt. Das Deutsche Harmonikamuseum hat die umfangreichste Sammlung von Mund- und Handharmonikas im Land. Im Auberlehaus befindet sich eines der schönsten und größten Museen der Region - unter anderem ist es ein Zweigmuseum des Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart.
Im Eisenbahnmuseum kann man sich über die weltweit einzigartige Geschichte der Trossinger Eisenbahn informieren, u. a. ist der Fuhrpark der Baujahre 1898, 1902, 1938, 1956 und 1968 zu sehen. Die Museumsbahn T1 gehört zu den ältesten noch betriebsfähigen elektrischen Eisenbahnen der Welt.
[Bearbeiten] Funde und Ausgrabungen
- Reste von über 70 Sauriern sowie Muscheln und Ammoniten werden ab 1911 in und um Trossingen gefunden (siehe auch Museum Auberlehaus).
- Spuren einer (seltenen) zweiteiligen Keltischen Viereckschanze sind in Trossingen zu sehen.
- Neben der unweit gelegenen Gemeinde Oberflacht gilt Trossingen als eine jener Fundstätten für alemannische Hölzer; dank der tonigen Lehmböden sind alemannische Grabeinbauten und -beigaben außerordentlich gut erhalten. Im Jahr 2002 kann so die bislang einzige vollständig erhaltene und beschnitzte Leier aus dem 6. Jahrhundert geborgen werden. Die Originalfunde werden im Archäologischen Landesmuseum in Konstanz und zum Teil auch im Museum Auberlehaus gezeigt.
[Bearbeiten] Bauwerke
Als eine Art Wahrzeichen der Stadt gilt das Türmle, ein Überbleibsel einer mittelalterlichen Kirche an der Ernst-Haller-Straße. Das stattliche Rathaus wurde 1904 erbaut und hat eine eindrucksvolle Fassade mit Jugendstil-Elementen. Seit 1960 befindet sich in Trossingen das über die Region hinaus bekannte Dr.-Ernst-Hohner-Konzerthaus. Das Kesselhaus, auf dem ehemaligen Hohner-Areal in der Stadtmitte, versteht sich als Kulturfabrik für Kabarett, Kleinkunst, Theater und Musik.
Die Martin Luther-Kirche ist die älteste Kirche der Stadt (erbaut 1743 - 1746 auf Fundamenten früherer Kirchen). Die mittelalterliche Kirche hieß "Marienkirche", ab 1927 wurde sie "Stadtkirche" genannt, und 1933 erhielt sie anlässlich des 450. Geburtstages des Reformators Martin Luther dessen Namen. Im Chor der Kirche herrschen barocke Farben und Stilelemente vor, die bei der Renovierung 1973/74 wieder freigelegt wurden. Im Langhaus dominieren seit der Renovierung von 1927 Stilelemente des Expressionismus. Außerdem geben der Kirche zahlreiche farbige Fenster aus dem 20. Jahrhundert das Gepräge, geschaffen von Rudolf Yelin, Vater und Sohn, gestiftet von der Fabrikantenfamilie Hohner. Der markante Zwiebelturm stammt aus dem Jahre 1756.
[Bearbeiten] Parks
Am Stadtrand, zwischen Trossingen und Schura gelegen, befindet sich das Naherholungsgebiet Gauger. Es besteht u. a. aus einem kleinen See, Gastronomie, zahlreichen Spazier- und Wanderwegen und einem Wildgehege.
[Bearbeiten] Freizeit
Zu den besonderen Freizeitangeboten zählen eine Stadtbibliothek mit rund 27000 Medien, ein Stadion und ein kommunales Kino. Eine Stock-Car-Rennstrecke in der Teufelsgurgel lockt immer wieder zahlreiche Motorsportfreunde aus Nah und Fern an. Seit dem 23. Juli 2005 gibt es zudem das Naturbad Troase, ein künstlich angelegtes, naturnahes Freibad, das ohne den Einsatz von Chemikalien auskommt. Es entstand nicht zuletzt durch das ehrenamtliche Engagement zahlreicher Bürger, die nicht hinnehmen wollten, dass Trossingen nach der notwendigen Schließung des alten Freibads ohne Schwimmmöglichkeit im Sommer war.
Bilder von der Einweihung: | ||
---|---|---|
[Bearbeiten] Traditionen
- Trossinger Morgensupp
- Bei der Trossinger Morgensupp handelt es sich nicht um eine deftige Mahlzeit als vielmehr um ein Viertel Württemberger Wein (Anm.: meist rot) und frischen "Häpfekranz" (Hefekranz). Wenn er besonders gut schmecken soll, wird er mit viel "Zibeebe" (Rosinen) gebacken.
- Trossinger Heimatlied
- Zu festlichen Anlässen wird gelegentlich auch das Trossinger Heimatlied (J. Zepf/Fr. Jöde) gesungen, eine "Lokalhymne" auf die Stadt und die Baar.
[Bearbeiten] Regelmäßige Veranstaltungen
- Trossinger Pfingstmarkt: 1828 wird dieses Volksfest durch ein königliches Dekret erstmals zugelassen. Es wird am Freitag vor Pfingstsonntag mit einem kurzen ökumenischen Gottesdienst auf dem Markt eröffnet und dauert bis zum Dienstag nach Pfingstmontag an. Jedes Jahr strömen Tausende von Besucher aus Nah und Fern in die Innenstadt, um zu kaufen, zu feiern oder die Vergnügungsangebote auf dem Rummelplatz zu nutzen.
- Kilbemarkt (Kilbemärt): Dieser Krämermarkt findet um Kirchweih statt und wurde 1978 eingeführt.
- Internationaler Summertime Duathlon
- Kesselhaustreiben: Dieses Festival für Kleinkunst, Kabarett, Theater und Musik findet immer im Sommer statt und bietet schwerpunktmäßig regionalen Künstlern eine Bühne.
- Blues-Fabrik: Workshops und Festival
[Bearbeiten] Wirtschaft und Infrastruktur
[Bearbeiten] Verkehr
Trossingen liegt innerhalb eines Dreiecks, das von den Bundesstraßen 14, 27 und 523 gebildet wird und die Städte Tuttlingen, Rottweil und Villingen-Schwenningen verbindet. Allerdings ist die Ausschilderung Trossingens in der Region relativ spärlich, insbesondere in den Landkreisen Rottweil und Schwarzwald-Baar, die beide an die Stadt grenzen. So findet sich z. B. aus Richtung Rottweil kommend erst ca. 4 km vor Trossingen der erste Hinweis auf die Stadt.
Rund 4 km westlich von Trossingen befindet sich die Autobahnausfahrt Villingen-Schwenningen (BAB 81). Trossingen liegt an der Deutschen Uhrenstraße und ist Anfangs- bzw. Endpunkt der Schwäbischen Albstraße.
Trossingen ist bequem per Bahn zu erreichen. Um einen Eisenbahnanschluss zu bekommen, bauten Bürger Ende des 19. Jahrhunderts eine rund 4 km lange Bahnstrecke vom Ortskern zur Bahnstrecke Rottweil–Villingen. Im Jahre 1898 eröffnet, war diese Bahn eine der ersten elektrischen Eisenbahnen in Württemberg. Sie fuhr bis im Jahr 2003 im Regelbetrieb als Trossinger Eisenbahn, betrieben von der Stadt Trossingen.
Mittlerweile ist die Strecke Bestandteil des Ringzug-Konzepts, das viele Orte in der Region mit S-Bahn-ähnlichem Angebot verbindet; über 70 mal am Tag steuern die Züge Trossingen an.
[Bearbeiten] Ansässige Unternehmen
Von besonderer Bedeutung für die Geschichte der Stadt ist das Trossinger Musikinstrumenten-Unternehmen "Hohner". Sie wurde 1857 von Matthias Hohner gegründet, hat im Laufe des letzten Jahrhunderts mehrere andere Harmonikafabriken übernommen und in ihrer Blütezeit bis zu 5000 Arbeitnehmer beschäftigt. Hohner hat weltweite Bedeutung durch die Herstellung von Mundharmonikas und Akkordeons errungen. Heute liegt die Zahl der Beschäftigten unter 200. Zu den größeren Arbeitgebern in der Stadt gehören außerdem:
- die Efkadruck GmbH, die Displays und Verpackungen aus Wellpappe und Karton herstellt.
- die Imperial Tobacco EFKA GmbH & Co. KG, die auf Papierverarbeitung und das Herstellen von Zigarettenhülsen spezialisiert ist.
- TR Electronic (Drehgeber und Lineargeber)
- Walter Straßenbau KG (Straßen-, Tief- und Kanalbau)
- Ritzi GmbH (Displays und Shopsysteme)
Etwa jeder fünfte Arbeitsplatz in Trossingen hängt mit der Musik zusammen.
[Bearbeiten] Medien
Seit 1896 erscheint (mit Unterbrechung im Dritten Reich) die Trossinger Zeitung, damals als eigenständiges Blatt, seit 1961 als Lokalausgabe der Schwäbischen Zeitung. Der Zeitungstitel ist geblieben. Die Lokalausgabe des Schwarzwälder Boten wurde 2004 eingestellt (im Gegenzug verzichtete die Schwäbische Zeitung auf ihre Rottweiler und Schramberger Lokalredaktionen). In der Schwenninger Ausgabe der Südwest-Presse (Die Neckarquelle), die mit der Trossinger Zeitung kooperiert, ist eine tägliche Seite für Nachrichten aus Trossingen reserviert.
Trossingen liegt ferner im offiziellen Zuständigkeitsgebiet folgender regionaler/lokaler Hörfunksender: Radio Neckarburg, Radio 7 und SWR4 BW Radio Südbaden (mit dem Subregionalfenster "Radio Schwarzwald-Baar-Heuberg"). Da aber Trossingen und einige andere Städte historisch betrachtet württembergisch sind, sendet auch SWR4 Radio Tübingen (inoffiziell) für dieses Gebiet. Seit Februar 2006 gibt es auch Regionalfernsehen: Euro 3 (Fernsehen) sendet auch für die Region Schwarzwald-Baar-Heuberg.
[Bearbeiten] Konsulate
Als Partnerstadt von Windhoek (siehe Städtpartnerschaften) berherbergt Trossingen ein Honorarkonsulat der Republik Namibia. Honorarkonsul ist der ehemalige Trossinger Bankvorstand Georg Quandt.
[Bearbeiten] Bildung
In Trossingen sind alle Bildungseinrichtungen von der Grundschule bis zur Hochschule vorhanden. Aus der großen Tradition der Harmonikaindustrie gingen zahlreiche musikalische Einrichtungen hervor, an ihrer Spitze die Staatliche Hochschule für Musik Trossingen. Mit ihr zusammen begründen das Hohnerkonservatorium (eine Fachschule für Harmonikalehrer), die Bundesakademie für musikalische Jugendbildung, das Dr. Ernst Hohner Konzerthaus und die Jugendmusikschule Trossingens Ruf als Musikstadt. Auch der Deutsche Harmonika Verband e. V. hat seinen Sitz in dieser Stadt, er wurde hier 1931 gegründet.
Zudem sind drei Grundschulen ("Friedensschule", "Rosenschule" und die Grundschule im Stadtteil Schura), eine Hauptschule (Löhrschule) mit Werkrealschule, eine Förderschule für Lernbehinderte ("Solwegschule"), eine "Schule des Lebens" (für Verhaltensauffällige), eine Realschule und ein Gymnasium (mit drei Bildungsprofilen: naturwissenschaftlich, sprachlich und musisch) vorhanden. Die einst eigenständige Volkshochschule ist heute Außenstelle der VHS Tuttlingen.
[Bearbeiten] Persönlichkeiten
[Bearbeiten] Ehrenbürger
- 1924 Kommerzienrat Jakob Hohner, * 2. April 1861, † 22. Februar 1946, Harmonikafabrikant, ältester Sohn des Unternehmensgründers Matthias Hohner
- 1928 Ernst Haller, * 1879, † 1961, 1913 - 1928 Schultheiß (1927 Stadtschultheiß)
- 1935 Fritz Kiehn, 15. Oktober 1885, † 1. September 1980, Fabrikant (Efka-Werke), Stadtrat, 1932 - 1945 Reichstagsabgeordneter, Inhaber zahlreicher Ämter und Funktionen im Dritten Reich (1945 Ehrenbürgerrecht aberkannt, ab 1955 wieder als Ehrenbürger bezeichnet)
- 1946 Professor Dr. h. c. Ernst Hohner, * 28. Juni 1886, † 16. Oktober 1965, Harmonikafabrikant, Stadtrat (1. Beigeordneter), Enkel des Unternehmensgründers
- 1952 Dr. Karl Hohner, * 21. Dezember 1891, † 1971, Harmonikafabrikant, Enkel des Unternehmensgründers
- 1967 Hans Lenz, * 12. Juli 1907, † 28. August 1968, Stadtrat, 1953 - 1967 MdB (FDP), 1961 - 1962 Bundesschatzminister, 1962 - 1965 Bundesminister für wissenschaftliche Forschung
- 1968 Dipl.-Ing. Matthias Hohner, * 20. August 1898, † 27. Dezember 1978, Harmonikafabrikant, Enkel des Unternehmensgründers
- 1970 Rudolf Maschke, * 27. März 1904, † 4. Januar 1979, 1952 - 1970 Bürgermeister, "Baumeister der Stadt"
- 1987 Fritz Trümper, * 5. Januar 1902, † 1989, Rektor, Stadtrat, jahrzehntelang Leiter der Volkshochschule
- 1987 Engelhard Walter, * 22. April 1914, † 1990, Bauunternehmer, Stadtrat (Bürgermeister-Stellvertreter)
- 1987 Georg Schmid, * 26. Juni 1914, Betriebsratsvorsitzender, Stadtrat
[Bearbeiten] Söhne und Töchter der Stadt
- Johannes Spreter, * kurz vor 1500, † 1547, der Reformator von Trossingen
- Christian Messner, * 1. November 1805, † 13. Dezember 1874, Harmonikafabrikant, Begründer der Trossinger Harmonika-Industrie (1827)
- Matthias Hohner, * 12. Dezember 1833, † 11. Dezember 1902, Harmonikafabrikant, Gründer des gleichnamigen Unternehmens (1857), die sich zur größten Harmonikafabrik der Welt entwickelte
- Karl Demetz, * 1909, † 1986, Tier- und Landschaftsmaler
- Herbert Walz, * 7. November 1915, † 23. Januar 2002, Schriftsteller und Heimatdichter
- Emil Kiess, * 1930, Bildender Künstler
- Hans Trümper, * 15. November 1937, Studiendirektor i. R., seit 1975 Stadtrat (CDU), seit 1979 Kreisrat, seit 1980 Erster Bürgermeister-Stellvertreter, Initiator der Städtepartnerschaft Trossingen - Cluses (Frankreich)
- Professor Dr.-Ing.e.h. Gerhard Neipp, * 1939, Industriemanager, in den 90-er Jahren Vorstandsvorsitzender der Ruhrkohle AG in Essen
- Ernst Pfister, * 28. April 1947, Politiker, seit 1980 MdL (FDP), seit 2004 Wirtschaftsminister und 2004 - 2006 stellv. Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg
- Ernst Burgbacher * 28. Mai 1949 , Politiker (FDP), seit 1998 MdB, seit 2002 Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion.
- Gaby Hauptmann, * 15. Mai 1957 , freie Journalistin, Filmemacherin und Autorin
[Bearbeiten] Literatur
- Häffner, Martin: Trossingen - Vom Alemannendorf zur Musikstadt. Stadtbuch-Verlag Lienhard & Junge, Trossingen 1997
- Neipp, Volker: Wa die aalde Trossinger gschädzd ond bruddled haud - Trossinger Wortschatz, Trossingen 1991, Eigenverlag Arbeits- und Förderkreis Trossinger Heimatmuseum e. V.
- Neipp, Volker: Trossingen - Gesichter unserer Stadt. Sutton Verlag GmbH, Erfurt 1999, ISBN 3-89702-154-4
- Neipp, Volker: Fotoalbum der Musikstadt Trossingen. Sutton Verlag GmbH, Erfurt 2006,ISBN 3-86680-058-4
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Trossingen – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
Aldingen | Balgheim | Bärenthal | Böttingen | Bubsheim | Buchheim | Deilingen | Denkingen | Dürbheim | Durchhausen | Egesheim | Emmingen-Liptingen | Fridingen an der Donau | Frittlingen | Geisingen | Gosheim | Gunningen | Hausen ob Verena | Immendingen | Irndorf | Kolbingen | Königsheim | Mahlstetten | Mühlheim an der Donau | Neuhausen ob Eck | Reichenbach am Heuberg | Renquishausen | Rietheim-Weilheim | Seitingen-Oberflacht | Spaichingen | Talheim | Trossingen | Tuttlingen | Wehingen | Wurmlingen