Zombie
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Als Zombie (saloppe Wortbildung mit weichem "Z" aus dem Englischen, nach dem Wortstamm Somnambuler = Schlafwandler) wird ein zum Leben erweckter Toter (Untoter) oder ein seiner Seele beraubtes, willenloses Wesen bezeichnet. Der Begriff leitet sich möglicherweise auch von dem Wort Zumbi aus einer zentralafrikanischen Sprache ab und bezeichnet dort ursprünglich einen Totengeist.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
Bereits aus der Frühgeschichte der Menschen gibt es Hinweise darauf, dass die Menschen glaubten und Angst davor hatten, dass die Toten zurückkehren könnten und möglicherweise den Lebenden Leid antun. Unter anderem wurden in den verschiedenen Kulturen Gräber vorgefunden, in denen die Leichen Verstorbener gefesselt worden waren. Allerdings ist teilweise unklar, ob dies eine Sonderbehandlung bzw. sogar Hinrichtung für Verbrecher war.
Noch bis ins 19. Jahrhundert herrschte auch in der mitteleuropäischen Bevölkerung große Angst vor dem Wiederkehren Verstorbener und so war es ein Bestandteil der Totenwache, einen vermeintlichen Verstorbenen zu erschlagen, wenn er sich von dem Totenbett erheben sollte. Dies kam durchaus vor, da die Methoden zur Feststellung des Todes noch unzuverlässig waren.
Der Begriff Zombie wurde jedoch erst viel später im 20. Jahrhundert vor allem durch US-amerikanische Kinofilme und Comics landläufig geprägt, als das Phänomen des Scheintodes allgemein bekannt war. Die Figur beziehungsweise der Name Zombie hat seinen Einzug in die Kulturerzeugnisse der USA gefunden, als Haiti von 1915 bis 1934 unter US-Besatzung stand.
Die Vorlage zum "Zombie" ist vermutlich eine Möglichkeit der Justiz zu entkommen. Wenn ein Einheimischer aus Haiti etwas Schweres verbrochen hatte, ließ er sich von einem Freund, dem er voll vertraute, Kugelfischgift verabreichen, so dass selbst der Arzt keine Lebenszeichen mehr feststellen konnte.
Am nächsten Tag wurde der "Verstorbene" wieder ausgegraben.
[Bearbeiten] Zombies im Voodoo
Der Glauben an Zombies ist stark im Voodoo und anderen Yoruba-Religionen vertreten. Besonders in Haiti kennt man diese Geschichten.
Dem Glauben nach kann ein Voodoo-Priester (Houngan), ein schwarzmagischer Bokor oder eine Priesterin (Mambo) einen Menschen mit einem Fluch belegen, worauf dieser dann scheinbar stirbt (Scheintod). Tage später kann er den Toten dann wieder zum Leben erwecken. Dieser wird dann als Arbeitssklave missbraucht. Diese Zombies nennt man auch Zombie cadavres. Sie gelten als absolut willenlos.
Eine verbreitete Idee ist, dass dabei ein Pulver eine wichtige Rolle spielt. Es werde gebraucht, um das Opfer in einen hirntodähnlichen Zustand zu versetzen, etwa vermischt mit Juckpulver auf die Haut des Opfers geblasen, die dann das Gift in kleinen Wunden beim Kratzen aufnimmt. Das Gift ruft schnell krankheitsähnliche Symptome hervor, an denen das Opfer scheinbar stirbt. In dem Glauben, an dem sowohl die Gemeinde als auch das Opfer selbst teilhaben, dass dieser Mensch nun tot sei, wird er begraben. Nach einer bestimmten Zeit taucht der Zauberer am Grab auf, wo er sein Opfer ausgräbt und ihm ein Gegenmittel verabreicht. Dieses Mittel soll ein starkes Gift, etwa Atropin bzw. Hyoscyamin, sein, das dem Betroffenen beim Aufwachen seine Sinne und sein Bewusstsein raubt. Häufig soll das Opfer begleitend zur Verabreichung des Giftes von den Gehilfen des Zauberers verprügelt werden und durch andere Anwendungen von Gewalt und Einschüchterung von seiner neuen Rolle als Zombie überzeugt werden. Der Zombie soll dann seinem neuen Herren hörig sein und ab sofort Schwerstarbeiten verrichten. Zu diesem Zweck sollen derartige Zombies als Arbeitskräfte in der Landwirtschaft, meist in weit entfernte Gebiete der Insel, verkauft werden, wo sie unter menschenunwürdigen Bedingungen gehalten werden.
Der Kulturanthropologe Wolf-Dieter Storl schreibt, dass es ursprünglich nicht zu resozialisierende Kriminelle waren, die auf diese Weise gleichzeitig unschädlich gemacht und bestraft wurden. Durch regelmäßige Gaben von Atropin sei der willenlose Zustand der Zombies aufrechterhalten worden. Diese Art der Bestrafung sei ein Werkzeug des Justizsystems in West- bzw. Zentralafrika (gewesen).
In Haiti ist die Angst vor solchen Wiederbelebungen noch verbreitet, so dass ein Verstorbener oftmals vergiftet, mit einem Pfahl erstochen oder zerstückelt wird. Es kommt auch vor, dass die Gräber noch tagelang von Angehörigen bewacht werden.
Wade Davis gab in seinem populärwissenschaftlichen Buch The Serpent and the Rainbow an, dass sich diese Zustände u. a. mit Hilfe von Tetrodotoxin herbeiführen lassen.
Eine weitere Form des Zombies ist der Zombie astrale. Dieser stellt eine verlorene Seele dar, die von ihrem Körper getrennt wurde. Auch sie kann von einem Zauberer eingefangen und dann für bestimmte Dienste benutzt werden. Die Seele des Opfers befindet sich dabei in einem kleinen, tönernen Gefäß oder in einer Flasche (Zombie Astral) im Besitz des Zauberers.
Verschiedene Riten, die den Totenkult betreffen, werden heute noch in Haiti oder im Süden der USA praktiziert. Solche Zeremonien werden größtenteils den Anhängern des Petrokults (eine der Schwarzmagie zugewandten Gruppe des Voodoo) zugeschrieben.
[Bearbeiten] Zombies in den Medien
Zombies werden oftmals als Schreckensfiguren in Horrorfilmen, in entsprechenden Comics oder Computerspielen dargestellt. Sie sind meistens tumb umherirrende Untote mit Hunger auf Menschenfleisch.
Eine Zombie-ähnliche Gestalt taucht bereits 1920 im expressionistischen deutschen Stummfilm Das Cabinet des Dr. Caligari auf: der "zomnambule" (Schlafwandler) Cesare, der in tranceartigem Zustand, wie ferngesteuert Verbrechen begeht. Explizit der erste Film über Zombies war Victor Halperins White Zombie von 1932 mit Bela Lugosi in der Hauptrolle, in dem die Darstellung der wandelnden Untoten noch sehr dem Voodoo-Glauben der Arbeitssklaven entspricht. Im Film I Walked with a Zombie (Ich folgte einem Zombie) von Regisseur Jacques Tourneur und Produzent Val Lewton ist der Zombie eine fast traurige, friedliche Gestalt.
Erst die bekannten Filme von George A. Romero, wie Die Nacht der lebenden Toten und Zombie – Dawn of the Dead machten die Figuren zu fleischfressenden Horrorfilm-Monstern. Mittlerweile sind Zombies fester Bestandteil der Popkultur. Dies wurde besonders deutlich, als Michael Jackson sich schon in seinem 1983 erschienen zukunftweisenden Musikvideo Thriller vor den Augen der Zuschauer in einen Zombie verwandelte.
Der Zombiefilm bildet ein eigenes Subgenre. In den letzten Jahren zeichnet sich der Trend zu einer neuen Interpretation der Zombiethematik ab; anstatt tumb umherzuirren, sind die „neuen“ Zombies erstaunlich schnell und zielgerichtet (wobei das Ziel dasselbe bleibt – Menschenfleisch oder Gehirn). Das bekannteste Beispiel dafür ist das Remake von Dawn of the Dead von Zack Snyder.
Als eine Weiterentwicklung des Genres kann Land of the Dead gewertet werden. Hier werden die Zombies erstmals als eigene Rasse, die zu strukturierten eigenen Handlungen fähig ist, eingeordnet und – dies für das Genre revolutionär – mit Abschluss des Films ein eigenes Existenzrecht zugesprochen bekommen.
Es sind aber auch humoristische postmoderne Darstellungen des Zombie-Motivs wie Braindead oder Shaun of the Dead entstanden. Die Nacht der lebenden Loser, ebenfalls eine humoristische Interpretation, stellt Zombies als völlig „normal“ dar (logisches Denken, eigener Wille), für Außenstehende sind diese nicht als Zombies zu erkennen – einzig die übermenschliche Stärke und der Hunger nach Menschenfleisch bleibt bestehen.
Interessant ist, dass es in den meisten Zombiefilmen eine gesellschaftskritische Konstante gibt: Die größte Gefahr für die Charaktere geht nicht unbedingt von den Zombies aus, sondern von den Mitmenschen, die wegen der dramatischen Situation in ein Sicherheitsdilemma geraten: Der Wegfall von Normen und Werten, der im Zombiefilm typischerweise mit der Invasion der Untoten einhergeht, und die Angst um die eigene Sicherheit – gepaart mit Opportunismus und Egoismus – erzeugen zwischen den Charakteren ein Klima der Feindseligkeit, das Kooperation verhindert. Dieser Tatsache fallen – zumindest indirekt – viele der Charaktere zum Opfer: der Mensch wird des Menschen Wolf („Homo homini lupus.“, Thomas Hobbes). Dieses Schema lässt sich problemlos auf die tatsächliche Welt übertragen, in der die Gefahr nicht von Zombies ausgeht, sondern von Krieg, Hunger oder Arbeitslosigkeit.
Die Zombies dienen auch als Metapher für abgestumpftes, totes Dahinvegetieren, für passiven Konsum und Desinteresse, im Gegensatz etwa zur Rebellion. So griff z.B. die Punk-Bewegung das Zombiemotiv häufig auf, u.a. als Artwork auf Plattencovern oder T-Shirts .
Die Zombies der neueren Filme ähneln immer mehr älteren Vorstellungen von lebenden Toten. Beispielsweise droht die wütende Göttin Ischtar im Gilgamesch-Epos:
- Schaffst du mir aber den Himmelsstier nicht,
- So zerschlag ich die Türen der Unterwelt,
- Zerschmeiß ich die Pfosten, laß die Tore weit offenstehn,
- Laß ich auferstehn die Toten, daß sie fressen die Lebenden,
- Der Toten werden mehr sein denn der Lebendigen.
Albert Schott (Übersetzer), Das Gilgamesch-Epos, Reclam Verlag 1988, S.58
Als Videospiel, das die Zombie-Thematik behandelt, ist besonders Resident Evil, dem auch zwei Spielfilme: Resident Evil und Resident Evil: Apocalypse folgten, sehr bekannt. Hierbei verwandeln sich Menschen durch gezielt gezüchtete Viren in Zombies. Ein weiteres Videospiel ist The House of the Dead, bei dem mit einer Lightgun Jagd auf Zombies gemacht wird. Auch dieses Spiel wurde verfilmt.
Die Zombies aus Resident Evil wurden von anderen Videospielen übernommen, z.B. Half-Life, wobei dort die Zombies ursprünglich Wissenschaftler waren. Diese haben sich als Wirte außerirdischer Wesen, der so genannten Headcrabs, zu zombieähnlichen Wesen gewandelt. Viele Computer-Rollenspiele wie Diablo 2 oder Gothic 2 beinhalten ebenfalls Zombies als „Standard-Untote“. Neuere Videospiele sind „Stubbs the Zombie“ und „Dead Rising“ für die XBox 360. „Dead Rising“ orientiert sich stark an dem Film „Dawn of the Dead“.
In dem Spiel „Shadowman“ wird durchgehend ein Bezug zum Voodoo hergestellt. Es ist die Rede von den Loa und der Spieler kämpft unter anderem gegen Zombies. Auch die Tongefäße, in denen die Seelen gefangen gehalten werden, sind Teil des Spieles. Diese muss der Spieler zerstören, um sich der Seelen zu bemächtigen.
In vielen Fantasy- und Horror-Rollenspielen dienen Zombies neben Skeletten und Mumien als „Standard-Untote“. Dabei werden sie meistens als motorisch eingeschränkte Kreaturen dargestellt, deren einzige Angriffsmöglichkeit der Hieb mit der bloßen Hand und die Zähne sind. Seltener werden Zombies mit Waffen dargestellt.
[Bearbeiten] Zombies in der Philosophie
In der Philosophie sind Zombies hypothetische Wesen ohne Bewusstsein, die sich jedoch wie Menschen verhalten. Man unterscheidet Zombies, die von einem echten Menschen äußerlich nicht unterschieden werden können, von Zombies, die zwar nach dem gleichen Bauplan wie ein echter Mensch gebaut sind, jedoch z. B. aus anderen Materialien. Beispiel: Bei einem Menschen werden nach und nach alle Nervenzellen durch siliziumbasierte Mikrochips ersetzt, die exakt die gleiche Wirkungsweise wie eine Nervenzelle haben (die Frage der technischen Machbarkeit wird dabei bewusst außen vor gelassen).
Philosophische Zombies spielen eine Rolle in diversen Bewusstseins- und Gedankentheorien.
[Bearbeiten] Literatur
- Wade Davis: The Serpent and the Rainbow, Warner Books, 1994 (Ein Ethnologe untersucht den Zombie-Mythos), ISBN 0-684-839-296
- Dendle, Peter: The Zombie Movie Encyclopedia, McFarland & Company, Inc.: Jefferson, North Carolina 2001, ISBN 0-786-408-596
- Max Brooks: Der Zombie Survival Guide – Überleben unter Untoten, Goldmann, 2004, ISBN 3-442-458-099
[Bearbeiten] Weblinks
- Eintrag (englisch) in der Stanford Encyclopedia of Philosophy (inkl. Literaturangaben)
- David Chalmers' Seite mit reichhaltigen Ressourcen (englisch)
- untote.net - Website zum Thema Zombies
- „Verliebt, verlobt und aufgefressen!“ – Kurzbesprechungen zahlreicher auf DVD erhältlicher Zombie-Filme