Deizisau
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Wappen | Deutschlandkarte | |
---|---|---|
|
||
Basisdaten | ||
Bundesland: | Baden-Württemberg | |
Regierungsbezirk: | Stuttgart | |
Landkreis: | Esslingen | |
Koordinaten: | Koordinaten: 48° 43′ N, 9° 23′ O48° 43′ N, 9° 23′ O | |
Höhe: | 270 m ü. NN | |
Fläche: | 5,17 km² | |
Einwohner: | 6569 (30. Sep. 2006) | |
Bevölkerungsdichte: | 1271 Einwohner je km² | |
Postleitzahl: | 73779 (alt: 7301) | |
Vorwahl: | 07153 | |
Kfz-Kennzeichen: | ES | |
Gemeindeschlüssel: | 08 1 16 014 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Am Marktplatz 1 73779 Deizisau |
|
Webpräsenz: | ||
Bürgermeister: | Gerhard Schmid |
Die Gemeinde Deizisau ist eine Gemeinde im Landkreis Esslingen mit etwa 6.500 Einwohnern. Sie liegt am Neckar zwischen den Städten Plochingen und Esslingen, etwa 20 km südöstlich der baden-württembergischen Landeshauptstadt Stuttgart.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geografie
[Bearbeiten] Geografische Lage
Deizisau liegt am nördlichen Hang des Neckartals in der Nähe des Plochinger „Neckarknies“. An der Westgrenze der Gemarkung Deizisau mündet die Körsch in den Neckar, im Osten gehört zur Gemarkung ein Teil des Waldes Plochinger Kopf.
[Bearbeiten] Geschichte
Zur Zeit seiner Besiedlung im 8. Jahrhundert gehörte das Land der heutigen Gemarkung Deizisau dem Kloster Lorsch an der Bergstraße. Erstmals erwähnt als Dizinsowe wurde das Dorf im Jahr 1268 in einer Urkunde des Klosters Sirnau. Damals stand auf der Gemarkung Deizisau die Körschburg, deren Raubritter häufig Kaufleute auf der Handelstraße durch das Neckartal überfielen. Sie wurden von den Württembergern 1292 vertrieben und die Burg zerstört. Das Dorf Deizisau selbst gehörte damals einer Patrizierfamilie der Reichsstadt Esslingen und gelangte im Jahr 1411 durch Kauf in den Besitz des Esslinger St. Katharinen-Spitals. 1495 wurde die alte Deizisauer Kirche wegen Baufälligkeit abgerissen und die neue, heutige evangelische Kirche erbaut. Der als Wehrturm ausgeführte Kirchturm wurde dabei von der alten Kirche übernommen. Um 1600 betrug die Einwohnerzahl ca. 150. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wüteten zunächst die Pest, die 1608 31 Menschen hinwegraffte, danach die Söldnerheere des Dreißigjährigen Kriegs. An dessen Ende waren noch 30 Menschen in Deizisau am Leben.
Hatte Deizisau seit dem Mittelalter zum Herrschaftsbereich der Reichsstadt Esslingen gehört, so wurde es 1803 aufgrund der Neuordnung Deutschlands durch Napoleon als Folge des Reichsdeputationshauptschlusses und der damit verbundenen Mediatisierung württembergisch. Im 19. Jahrhundert blieb Deizisau zwar von Kriegszerstörungen verschont, litt dafür aber mehrfach unter schweren Hungersnöten. Nur kurze Zeit nach dem Ende der Napoleonischen Kriege kam es 1816 in Folge eines Vulkanausbruchs in Indonesien zu einer weltweiten Klimakatastrophe, dem sogenannten Jahr ohne Sommer. In Deizisau regnete es 75 Tage hintereinander, Hagel verwüstete die Felder und die kümmerliche Ernte konnte zum Teil erst nach Weihnachten eingefahren werden. Die Folge war eine der bittersten Hungersnöte der Deizisauer Geschichte. Weitere schlimme Missernten folgten in den Jahren von 1852 bis 1855. Insgesamt 135 Bürger verließen in diesen vier Hungerjahren den Ort, um in die Vereinigten Staaten auszuwandern. An die Hungersnöte des 19. Jahrhunderts erinnert heute noch die im Jahr 1833 im Rotfeld auf der Anhöhe zwischen Deizisau und Köngen gepflanzte Hungerlinde.
1845 wurde in Deizisau ein erstes Schulhaus (heute ein Kindergarten) errichtet, 1908 ein neues in der Bismarckstraße gebaut. In dem stark erweiterten Gebäudekomplex befindet sich heute die Grund- und Hauptschule.
1928 wurde Sirnau, das bis dahin zur Deizisauer Gemarkung gehörte, an Esslingen gegen eine jährliche Rentenzahlung abgetreten. Die Zeit des Nationalsozialismus endete für Deizisau am 22. April 1945 mit dem Einmarsch der amerikanischen Truppen.
In den Nachkriegsjahren entwickelt sich der Ort von einem noch stark durch Landwirtschaft geprägten Dorf zu einer Kommune mit sehr viel Industrie, der es auch während der Kommunalreform der siebziger Jahre gelang, ihre Selbstständigkeit zu bewahren. Dies konnte nicht zuletzt durch das ausgeprägte kommunale Selbstbewusstsein ihrer Bürger erreicht werden, das auch im 1990 am Marktplatz errichteten neuen Rathaus zum Ausdruck kommt.
[Bearbeiten] Religionen
Die Reformation wurde in Deizisau 1532 eingeführt. Erst seit 1960 gibt es auch wieder eine katholische Kirche im Ort.
[Bearbeiten] Einwohnerentwicklung
- 1598: 156
- 1643: 30
- 1700: 372
- 1800: 600
- 1850: 1007
- 1900: 1244
- 1925: 1623
- 1939: 1941
- 1950: 2709
- 1961: 4037
- 1970: 6210
- 1980: 6263
- 1990: 6269
- 2000: 6387
- 2005: 6552
[Bearbeiten] Politik
[Bearbeiten] Bürgermeister
- 1870–1878: Christof Gräßle
- 1878–1898: Johann Christof Bienz
- 1898–1902: Christian Keim
- 1902–1920: Johannes Häußler
- 1920–1944: Gotthilf Kirchner
- 1945: Christian Müller
- 1948–1985: Hermann Ertinger
- seit 1985: Gerhard Schmid
[Bearbeiten] Gemeinderat
Die Kommunalwahl am 13. Juni 2004 zählte unter den insgesamt 4884 Wahlberechtigten 3021 Wähler mit 2964 gültigen Stimmzetteln sowie 57 ungültigen. Das ergab folgende Sitzverteilung:
FWG | 35,3 % | +0,4 | 7 Sitze | ±0 |
CDU | 34,1 % | -1,9 | 6 Sitze | -1 |
LED | 17,9 % | +3,2 | 3 Sitze | +1 |
SPD | 12,6 % | -1,8 | 2 Sitze | ±0 |
[Bearbeiten] Wappen
Der linke Wappenteil zeigt die Fahne der Pfalzgrafen von Tübingen. Sie stammt vom Esslinger St. Katharinen-Spital, in dessen Besitz sich für mehrere Jahrhunderte nicht nur Deizisau befand, sondern auch die von den Tübinger Pfalzgrafen übernommenen Dörfer Möhringen und Vaihingen a. d. Fildern. Die Herkunft und Bedeutung des Entenfußes in der rechten Hälfte des Wappens sind dagegen unbekannt. Die Farben des Wappens, Rot und Gold, sind die Farben der Esslinger Patrizierfamilie Bürgermeister von Deizisau, zu deren Eigentum Deizisau im Mittelalter einige Zeit lang gehörte.
[Bearbeiten] Gemeindepartnerschaften
Seit 1991 besteht eine innerdeutsche Partnerschaft zu Neukieritzsch in Sachsen.
[Bearbeiten] Wirtschaft und Infrastruktur
[Bearbeiten] Verkehr
Deizisau hat eine gute Anbindung an das Verkehrsnetz durch den direkten Zugang zur S-Bahn Stuttgart (Haltestellen Altbach und Plochingen), die Bundesstraße B 10, die Nähe zur Autobahn A 8 und die Neckar-Schifffahrt.
[Bearbeiten] Bildungseinrichtungen
In Deizisau gibt es eine Grund- und Hauptschule mit Werkrealschule. Die Volkshochschule Esslingen besitzt in Deizisau eine Nebenstelle.
[Bearbeiten] Freizeit- und Sportanlagen
Fußball- und Tennisanlagen Hintere Halde, Hermann-Ertinger-Sporthalle, Fußballplatz, beheiztes Freibad (1938: erstes Freibad im Kreis Esslingen)
[Bearbeiten] Kultur und Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten] Museen
Deizisau beherbergt das Württembergische Polizeimuseum.
[Bearbeiten] Regelmäßige Veranstaltungen
Beliebt ist das jährliche Deizisauer Hauptfest mit Kinderfest. Seit 1924 wird dieses Fest ausgerichtet, heute immer von einem Verein oder einer Vereinsabteilung am Wochenende vor den Sommerferien. Während dieser Zeit werden Straßen für die Vereinsumzüge gesperrt und auf dem Festplatz gibt es ein Bierzelt und andere Volksfestaktivitäten. Höhepunkt ist ein musikalischer Auftritt am Samstagabend, wo 2004 sogar die bekannte Band Die Prinzen auftrat. Den Abschluss am Montagabend bildet traditionell der Lampionumzug zum Alten Rathaus.
Am zweiten Adventssonntag wird in Deizisau ein Weihnachtsmarkt veranstaltet.
Seit 1997 findet jährlich zur Osterzeit unter der Leitung von Sven Noppes das größte Schachturnier Deutschlands statt: Die Schachfreunde Deizisau veranstalten dann das Neckar-Open. Daran nahmen bereits etliche namhafte Schachgroßmeister wie Rustam Kasimdzhanov (Weltmeister 2004), Zhu Chen (Weltmeisterin 2001) und Lewon Aronjan (Weltpokal-Sieger 2005) teil. Seit 2006 wird in Deizisau auch im Herbst ein offenes Schachturnier ausgetragen.
[Bearbeiten] Persönlichkeiten
[Bearbeiten] Ehrenbürger
Die Gemeinde Deizisau hat bislang drei Personen das Ehrenbürgerrecht verliehen:
- 1982: Albert Seifried (1913–1982), Gemeinderat und 1. stellvertretender Bürgermeister
- 1985: Hermann Ertinger (1920–1997), Bürgermeister
- 1996: Julius Staufner (1931–2001), Gemeinderat und 1. stellvertretender Bürgermeister
[Bearbeiten] Söhne und Töchter der Gemeinde
- Karl August von Zoller (1773–1855), Pfarrer in Deizisau 1798–1811, bedeutender württembergischer Pädagoge
- Wilhelm Schloz (1894–1972), Dichter und Maler
- Gotthilf Fischer (* 1928), Chorleiter
[Bearbeiten] sonstige Persönlichkeiten
- Ludwig Hetsch (1806–1872), Komponist geistlicher und romantischer Lieder, heiratete in Deizisau und erwarb das Deizisauer Bürgerrecht
- Bernd Förster (* 1956), Fußballspieler u. a. bei Bayern München und beim VfB Stuttgart, Spieler der deutschen Nationalmannschaft, wohnhaft in Deizisau seit 1981
[Bearbeiten] Weblinks
- Offizielle Website
- Website des Neckar-Open-Schachturniers
- Ansicht von Deizisau aus dem Forstlagerbuch von Andreas Kieser, 1685 (Hauptstaatsarchiv Stuttgart)
Aichtal | Aichwald | Altbach | Altdorf | Altenriet | Baltmannsweiler | Bempflingen | Beuren | Bissingen an der Teck | Deizisau | Denkendorf | Dettingen unter Teck | Erkenbrechtsweiler | Esslingen am Neckar | Filderstadt | Frickenhausen | Großbettlingen | Hochdorf | Holzmaden | Kirchheim unter Teck | Kohlberg | Köngen | Leinfelden-Echterdingen | Lenningen | Lichtenwald | Neckartailfingen | Neckartenzlingen | Neidlingen | Neuffen | Neuhausen auf den Fildern | Notzingen | Nürtingen | Oberboihingen | Ohmden | Ostfildern | Owen | Plochingen | Reichenbach an der Fils | Schlaitdorf | Unterensingen | Weilheim an der Teck | Wendlingen am Neckar | Wernau (Neckar) | Wolfschlugen