Grohe
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Grohe AG ist ein internationaler Hersteller von Sanitärarmaturen mit einem Jahresumsatz von 865 Millionen Euro (2005). Stammsitz ist in Hemer im Sauerland, weitere Standorte in Deutschland sind Porta Westfalica und Lahr/Schwarzwald. Grohe beschäftigt 5.200 Mitarbeiter in 130 Ländern, davon 3200 in Deutschland.
[Bearbeiten] Geschichte
Friedrich Grohe, der Sohn des Schiltacher Armaturenherstellers Hans Grohe, kaufte im Jahre 1936 das Unternehmen „Berkenhoff & Paschedag“. Zwei Jahre nach dem Kauf gab es erste Aufträge aus dem Ausland. 1948 wurde das Unternehmen in Friedrich Grohe Armaturenfabrik umbenannt. 1961, inzwischen hatte man schon eine Fabrik in Lahr/Schwarzwald gekauft, wurde die erste ausländische Tochtergesellschaft in Frankreich gegründet. 1968 kaufte „ITT International Telephone & Telegraph“ die Mehrheit der Anteile an der Friedrich Grohe-Gruppe. 1982 konnte man im neu errichteten Werk Hemer-Edelburg erstmals produzieren. 1983 starb Friedrich Grohe, seine Erben kauften kurz danach die Gesellschaftsanteile zurück. 1989 und wurde ein Teil des Werkes in Lahr neu gebaut und ein Logistikzentrum in Hemer-Edelburg eingeweiht.
1991 wurden die Unternehmen „Herzberger Armaturen GmbH“ aus Brandenburg und die „Armaturenfabrik H. D. Eichelberg & Co. GmbH“ aus Iserlohn aufgekauft. Zudem wurde die Firma in die Aktiengesellschaft „Friedrich Grohe AG“ umgewandelt. Durch Zusammenführung mit der „DAL/Rost-Gruppe“ entstand 1994 ein Werk in Porta Westfalica, zudem wurde die „Tempress Ltd.“ aus Mississauga in Ontario (Kanada) übernommen. In Hemer entstanden ein neues Technikum und eine Werksverwaltung. 1996 expandierte Grohe nach Portugal und Thailand. Die Friedrich Grohe AG bekam im selben Jahr am 18. Oktober den Deutschen Marketing-Preis. 1997 wurde im Stammsitz in Hemer ein Design-Center eröffnet. Außerdem zeichnete das Land Nordrhein-Westfalen das Unternehmen mit dem Ehrenpreis für Corporate Design und Design Management aus.
Im Dezember 1998 teilte die Familie Grohe den Mitarbeitern mit, dass sie das Unternehmen für rund 900 Millionen Euro vollständig an die Investorengruppe BC-Partners verkauft habe. Es wird geschätzt, dass die BC-Partners für den Kauf nur rund 100 Millionen Euro aus Eigenmitteln aufbrachten, den Rest über Kreditaufnahmen. 2003 mussten 71 Millionen Euro, fast drei Viertel des Betriebsergebnisses, für diese Zinslast bezahlt werden. Kritiker sagen, das Unternehmen und seine Mitarbeiter bezahlten auf diesem Weg ihren eigenen Verkauf.
Die Firma Grohe war zum Zeitpunkt des Verkaufs Weltmarktführer und wies 1999 eine Umsatzrendite von zehn Prozent sowie eine Eigenkapitalquote von 50 % auf. Die bisherigen Expansionen wurden aus Rücklagen finanziert. „Die Firma war ihre eigene Bank“, soll ein Mitarbeiter die damalige Lage beschrieben haben.
1999 wurde die Grohe Holding Mehrheitseigner. Seit dem 28. März 2000 firmiert das Unternehmen unter „Friedrich Grohe AG und Co. KG“. Ein Jahr später wurde ein Werk im Niedriglohnland Thailand eröffnet. 2004 wurde Grohe von BC-Partners an ein Investorenkonsortium aus „Texas Pacific Group“ und der Schweizer Großbank Credit Suisse First Boston „CSFB Private Equity“ veräußert. Die neuen Investoren zahlten rund 825 Millionen Euro, das Achtfache des ursprünglichen Einsatzes der BC-Partners.
Auch um die Übernahmekosten zu erwirtschaften, wurden 2005 Einsparungen von 150 Millionen Euro pro Jahr ab 2007 beschlossen. Die Produktion sollte im wesentlichen nach China, Thailand oder Portugal verlagert werden, und Werke in Deutschland werden geschlossen. Die Zukunft der anderen Werke in Deutschland mit Ausnahme des in Hemer ist ungewiss. Die Unternehmensberatung McKinsey konstatierte, dass von 6.000 Beschäftigten die Hälfte entlassen werde.
Da das Unternehmen innerhalb von fünf Jahren zweimal an ausländische Investoren verkauft wurde, die ihm fast das gesamte Eigenkapital entzogen und es durch Bankkredite und eine Anleihe zum Zinssatz von 11,5 % ersetzten, sank Anfang 2004 die Eigenkapitalquote auf sechs Prozent und es standen rund 760 Millionen Euro "Schulden" in den Büchern. Die Rating-Agentur Standard & Poor's bewertete Grohe mit dem Rating "B+", vier Grade unter der Note für zuverlässige Schuldner.
An dem Verkauf waren die Unternehmensberater Bain und McKinsey beteiligt.
Die Verschmelzung des bis dahin werbenden Unternehmens Grohe Water Technology AG & Co. KG auf die Grohe AG wurde im Februar 2006 in das Handelsregister eingetragen.
[Bearbeiten] Niederlassungen
Grohe hat Vertretungen in 130 Ländern und 23 Vertriebsgesellschaften. Hier eine Auflistung der wichtigsten Niederlassungen:
- Paris (Tochtergesellschaft in Frankreich seit 1961)
- Wien (Tochtergesellschaft in Österreich seit 1965)
- Mailand (Tochtergesellschaft in Italien seit 1967)
- Zoetermeer (Tochtergesellschaft in den Niederlanden seit 1973)
- Bloomingdale (Tochtergesellschaft in der USA seit 1975)
- Barcelona (Tochtergesellschaft in Spanien seit 1984)
- Winksele (Tochtergesellschaft in Belgien seit 1979)
- Mississauga (Tochtergesellschaft in Kanada seit 1984)
- Tokio (Tochtergesellschaft in Japan seit 1991)
- Vaerløse (Tochtergesellschaft in Dänemark seit 1993)
- Nikosia (Verwaltung der „GROME Marketing (Cyprus) Ltd.“, bei der Grohe AG seit 1993 50% der Anteile unterhält)
- Singapur (Verwaltung der „Grohe Pacific Pte. Ltd.“ seit 1994)
- Warschau (Tochtergesellschaft in Polen seit 1995)
- Moskau (Tochtergesellschaft in Russland seit 2003)
- Shanghai (Tochtergesellschaft in China seit 2001)
- Wallisellen (Tochtergesellschaft in der Schweiz seit 2001)
[Bearbeiten] Weblinks
- Deutsche Grohe-Website
- Arne Storn: Abgedreht - Die Krise beim Armaturenhersteller Grohe ist ein Lehrstück über Finanzinvestoren in Die Zeit Nr.24 vom 9. Juni 2005
- Und du bist raus - Wie Investoren die Traditionsfirma Grohe auspressen, TV-Film von Hubert Seipel, WDR 2006 – Deutscher Fernsehpreis 2006 und nominiert für Adolf-Grimme-Preis 2006
- "Heuschrecken am Wasserhahn" "Tagesspiegel"-Artikel mit umfangreichen Informationen zur Firmenkonstruktion
- „Armaturenhersteller Grohe ist wieder auf Wachstumskurs“, Die Welt 09.06.2006