Heiligenstadt in Oberfranken
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Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Bayern | |
Regierungsbezirk: | Oberfranken | |
Landkreis: | Bamberg | |
Koordinaten: | Koordinaten: 49° 52′ N, 11° 10′ O49° 52′ N, 11° 10′ O | |
Höhe: | 304 m ü. NN | |
Fläche: | 76,71 km² | |
Einwohner: | 3713 (30. Juni 2005) | |
Bevölkerungsdichte: | 48 Einwohner je km² | |
Postleitzahl: | 91332 | |
Vorwahl: | 09198 | |
Kfz-Kennzeichen: | BA | |
Gemeindeschlüssel: | 09 4 71 142 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Marktplatz 20 91332 Heiligenstadt i.OFr. |
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Webpräsenz: | ||
Bürgermeister: | Helmut Krämer | |
Lage der Gemeinde Heiligenstadt in Oberfranken im Landkreis Bamberg | ||
Heiligenstadt in Oberfranken (amtlich: Heiligenstadt i.OFr.) ist ein Markt im oberfränkischen Landkreis Bamberg.
Zur Förderung des Fremdenverkehrs wurde die alte Schule zum heutigen Rathaus umgebaut, der historische Marktplatz neu gestaltet und in der Osterzeit mit einem Osterbrunnen geschmückt. Außerdem wurde die alte Örtelscheune zum Haus der Bürger umfunktioniert.
Der Markt mit seinen denkmalgeschützten Häusern und seiner historisch interessanten Kirche ist ein bekanntes Ausflugsziel.
Vor allem in der Osterzeit wird er von vielen Touristen angesteuert, die die Osterbrunnen der Fränkischen Schweiz besichtigen.
Die evangelische St.-Veit- und St.-Michaels-Kirche geht auf eine frühere Zehntscheune zurück. Der frei stehende Glockenturm steht auf den Resten einer früheren Burg. Für eine evangelische Kirche ungewöhnlich ist die reichhaltige Barockmalerei der hölzernen Emporen und der Felderdecke.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geografie
Der Markt Heiligenstadt liegt in der südöstlichen Ecke des Landkreises Bamberg. Die 24 Gemeindeteile liegen entlang dem Tal der Leinleiter und auf der angrenzenden Jurahochfläche. Veilbronn liegt 329 m über dem Meeresspiegel. Höchste Erhebung ist der Altenberg hinter Zoggendorf mit 583 Metern über dem Meer. Die Dörfer auf den Anhöhen von Volkmannsreuth bis Teuchatz gehören zur Langen Meile. Mit dem Seigelstein schließt sich bei Lindach der Nordjura an. Die Bergdörfer östlich der Leinleiter zählen zum Aufseßer Gebirge.
Heiligenstadt ist der bedeutendste Ort im Leinleitertal im Naturpark Fränkische Schweiz-Veldensteiner Forst.
[Bearbeiten] Gemeinde
Heligenstadt ist ein Kleinzentrum mit 24 Gemeindeteilen. Der Markt Heiligenstadt ist mit 77 Quadratkilometern flächenmäßig die drittgrößte Gemeinde des Landkreises Bamberg, gehört aber auch zu den dünn besiedelten Gebieten. In den Dörfern und im Markt Heiligenstadt leben insgesamt um die 3.700 Einwohner.
- Brunn hat 135 Einwohner und liegt auf einer Hochfläche zwischen Hohenpölz und Schloss Greifenstein.
- Burggrub hat 160 Einwohner und liegt am Rücken des Altenberges und unterhalb des 525 Meter hohen Eichenbergs im Tal der Leinleiter, 378 Meter ü. NN.
- Der Weiler Geisdorf hat nur etwas mehr als 20 Einwohner und liegt in etwa 500 m Höhe ü. NN. auf einer Terrasse des Jura.
- Greifenstein liegt 502 Meter ü. NN und ist die Stammburg der Familie Stauffenberg. Einwoherzahl von Schloss Greifenstein: 11
- Heiligenstadt ist das Zentrum der Marktgemeinde, hier wohnt auch der Großteil der Bevölkerung. Einwohnerzahl: 1.266
- Die Heroldsmühle liegt in der Nähe der Leinleiterquelle. Heroldsmühle hat 9 Einwohner.
- Herzogenreuth hat 149 Einwohner und liegt 566 Meter ü. NN. und ist damit das höchstgelegene Dorf im Landkreis Bamberg.
- Hohenpölz mit dem 30 Meter hohen Glockenturm der Kirche ist fast von überall auf den Höhen des fränkischen Juras zu sehen. Einwohnerzahl: 136
- Kalteneggolsfeld hat etwa 141 Einwohner und liegt in 520 Meter Höhe, am Rand der Langen Meile.
- Leidingshof hat 40 Einwohner.
- Lindach war bis zur Gebietsreform die kleinste Gemeinde in Bayern. Einwohnerzahl: 64
- Neudorf hat lediglich 43 Einwohner. Unweit von Neudorf beginnt das Weintal, welches nach Veilbronn führt.
- Die Neumühle liegt am Volletsbach in 370 m Höhe unterhalb von Schloss Greifenstein und ist auf den meisten Abbildungen der Burg enthalten. Einwohnerzahl von Neumühle: 24
- Oberleinleiter liegt 386 Meter über dem Meer. Wahrzeichen des Dorfes ist der 520 Meter hohe Kreuzsteinfelsen, von dem aus man ein Panorama über die Flur bis zu den Dörfern des Bamberger Jura hat. Einwohnerzahl: 167
- Oberngrub hat etwa 175 Einwohner und gehört zur Langen Meile.
- Reckendorf liegt idyllisch in einem von Nord nach Süd verlaufendem Seitental der Leinleiter, zwei Kilometer nördlich von Heiligenstadt. Einwohnerzahl: 85
- Siegritz hat etwa 180 Einwohner und liegt in der Nähe des Werntals auf der Albhochfläche in etwa 456 Meter Höhe im äußersten Südosten des Landkreises Bamberg.
- Stücht hat 80 Einwohner gehörte früher den Herren von Stauffenberg auf Schloss Greifenstein.
- Teuchatz liegt in einer kleinen Senke (545 Meter ü.d.M.) am Rande des westlichen Höhenzugs der Fränkischen Alb. Einwohnerzahl: 208
- Tiefenpölz hat 147 Einwohner. Markant ragt die Pfarrkirche St. Martin über die Ortschaft heraus.
- Traindorf hat 160 Einwohner und liegt knapp einen Kilometer südlich von Heiligenstadt.
- Veilbronn hat 74 Einwohner und liegt südlich von Heiligenstadt im Leinleitertal und ist bekannt als Ferienort.
- Volkmannsreuth hat 52 Einwohner und liegt auf der Hochfläche.
- Zoggendorf hat 110 Einwohner und wird überragt von dem 585 Meter hohen Altenberg.
[Bearbeiten] Heiligenstadt
Heiligenstadt ist das Zentrum der Marktgemeinde, hier wohnt auch der Großteil der Bevölkerung.
Osterbrunnen in Heiligenstadt |
[Bearbeiten] Geschichte
Vorgeschichtliche Funde belegen, dass das Gebiet der Marktgemeinde schon vor Jahrtausenden zumindest zeitweise bewohnt war. Aber erst zur Zeit der Völkerwanderung, um das Jahr 500, entstanden vereinzelt erste feste Ansiedlungen. Urkundliche Nennung setzte jedoch erst viel später ein.
Die Dörfer der Gemeinde entstanden vor etwa 1000 Jahren. Heiligenstadt selbst existierte bereits vor Gründung des Bistums Bamberg (1007 n. Chr.).
Im Leinleitertal gab es Herrensitze der Ritter von Streitberg. 1525 verursachten aufständische Bauern schwere Schäden an den Schlössern. 1541 erhielt Heiligenstadt vom Kaiser das Marktprivileg bestätigt.
Im Jahr 1580 wurde die Reformation in Heiligenstadt und Unterleinleiter eingeführt. 1690 erwarb der Bamberger Fürstbischof Marquard Sebastian Schenk von Stauffenberg die Rittergüter Greifenstein und Burggrub samt Patronat über Heiligenstadt. Die Grafen Schenk von Stauffenberg bewohnen heute noch die Burg Greifenstein und das Schlossgut Burggrub. Die Ortschaften des nördlichen Gemeindebereiches entstammen den ehemaligen bambergischen Ämtern. Hier gab es keine konfessionelle Änderung. Durch den Reichsdeputationshauptschluss kam der Ort im Jahr 1803 dann zu Bayern.
Im Zuge der Gebietsreform in Bayern schlossen sich 1971 die Gemeinden Brunn, Burggrub, Hohenpölz, Oberleinleiter, Siegritz, Stücht, Traindorf und Zoggendorf dem Markt Heiligenstadt an.
[Bearbeiten] Kriege
[Bearbeiten] Hussitensturm (1430)
Der erste größere Krieg über den man Genaueres weiß, war der Hussitenkrieg im Jahr 1430. Die Heiligenstadter Pfarrbeschreibung berichtet, dass 1429 einzelne böhmische Haufen Teile von Heiligenstadt, ganz Burggrub und Zoggendorf zerstörten. Dem von Bamberg zur Hilfe gerufenen Markgrafen Friedrich gelang es, durch Zahlung einer immensen Summe Geld den Hussitenführer Prokop zur Umkehr zu bewegen. Das Geld mussten die Untertanen durch Sondersteuern aufbringen.
[Bearbeiten] Bauernaufstand (1525)
Während des Bauernaufstands von 1525 plünderten und brannten Bauern aus dem Bamberger Grund das Schloss Burggrub, ein Ebermannstadter Haufen plünderte das Schloss in Veilbronn. Als der Bauernaufstand durch den Schwäbischen Bund niedergeschlagen war, wurden auf dem Markt von Hollfeld fünf ihrer Anführer geköpft.
[Bearbeiten] Markgräflerkrieg (1552–1554)
Der Markgräflerkrieg wurde im Jahr 1552 vom Markgrafen Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach ausgelöst. Im April 1553 verwüsteten markgräfliche Reiter das Dorf Herzogenreuth. Hohenpölz sollte durch Zahlung eines Schutzgeldes einen Schutzbrief, erhalten, um dem Schlimmsten zu entgehen.
[Bearbeiten] Dreißigjähriger Krieg (1618–1648)
Der Dreißigjährige Krieg verursacht von allen Kriegen die größten Schäden. Am 10. September 1632 vermeldete der Mistendorfer Pfarrer die Plünderung der von ihm versehenen Dörfer Teuchatz und Tiefenpölz. Nicht Schweden, sondern die für die katholische Seite kämpfenden Kaiserlichen waren die Täter. Der Kastner der Streitburg schrieb 1633 an den Markgrafen in Kulmbach, dass den Untertanen all ihr Vieh und Getreide hinweggeführt und viele gräulich ermördert wurden. In manchen Dörfern seien über die Hälfte der Untertanen elendiglich gestorben. „Abgang“ von öden Gütern gab es in Volkmannsreuth, Brunn, Oberleinleiter, Burggrub und Stücht. Mittlerweile waren die Zeiten so unsicher geworden, dass kaum mehr Aufzeichnungen geführt wurden. Außerdem wusste man nicht mehr, wer für oder gegen wen kämpfte. Am 12. Juni 1634 plünderten Weimarische Reiter die Dörfer und nahmen den Bauern das Vieh weg. Ein Augenzeuge schrieb:
- „Am selben Tag sahen wir auf dem Gebirge bei Hollfeld an 3 Stellen Dörfer brennen, die Flammen schlugen bis zu den Wolken.“
In diesem Zusammenhang dürfte auch Heiligenstadt heimgesucht worden sein.
[Bearbeiten] Siebenjähriger Krieg 1756–1763
Beim Siebenjährigen Krieg zwischen Preußen und Osterreich ging es um die Vormacht in Mitteleuropa. Die Preußen zogen über Fürth nach Norden und hielten im Sommer 1757 in Ebermannstadt Quartier. Sie plünderten die Stadt, ehe sie die Leinleiter aufwärts zogen. Unterwegs erpressten sie alles, was zu haben war: Geld, Vieh, Lebensmittel. Unter dem durchziehenden Soldatenvolk litten Veilbronn und Traindorf. Knapp ein Jahr danach folgte der nächste Einfall der Preußen. Ein Jahr darauf folgte der dritte Preußeneinfall und im November 1762 lagen noch einmal preußische Truppen drei Wochen lang in der Gegend um Heiligenstadt.
[Bearbeiten] Napoleonische Kriege (1796)
In den napoleonischen Kriegen überflutete ein Armeekorps unter General Jourdan auf dem Rückzug die Fränkische Schweiz. Französischen Feldjäger ritten durch die Ortschaften und erpressten von den Bauern Schutzgelder – manchmal mehrmals hintereinander.
[Bearbeiten] Deutsch-französischer Krieg (1870)
Mit der Annexion von Elsass-Lothringen wurden viele Wehrpflichtige in der Garnison Metz stationiert, von denen einige für immer dort blieben und heirateten, wie etwa Jean Puff aus der Heroldsmühle.
[Bearbeiten] Erster Weltkrieg
Zwar fand der Erste Weltkrieg fern der Heimat statt, doch waren die Verluste an Menschen ähnlich hoch wie im Dreißigjährigen Krieg.
[Bearbeiten] Zweiter Weltkrieg
Am Ende des Zweiten Weltkriegs versteckten sich die Dorfbewohner mit ihrem Vieh, während die Dorfältesten den US-amerikanischen Soldaten mit einer weißen Fahne entgegengingen, um ihr Dorf zu übergeben. Dann setzten diese eine Militärregierung ein und befahlen, bei Todesstrafe die Ablieferung sämtlicher Schusswaffen. Bei Teuchatz wurde dann ein Sprengplatz eingerichtet, auf dem die Wehrmachtsmunition vernichtet wurde.
[Bearbeiten] Chronologie
- 1541 Marktprivileg
- 1580 Reformation in Heiligenstadt und Unterleinleiter
- 1803 Heiligenstadt fällt an Bayern
- 1915 Eisenbahnanschluss über Ebermannstadt nach Forchheim
- 1968 Stilllegung der Eisenbahnlinie
- 1971 Gemeindegebietsreform
[Bearbeiten] Ortsname
Der Ortsname Heiligenstadt hat nichts mit dem Wort „heilig“ zu tun. Er ist vielmehr ein Beispiel dafür, wie sich Namen im Lauf der Zeit verändern können. Der Ort wird erstmals Im Jahr 1365 erwähnt als „Haldenstat“ (= Stadt an der Halde, am Hang).
In einem Bericht aus der Zeit der Entdeckung der Fränkischen Schweiz beschreibt Dr. Gottlieb Zimmermann im Jahr 1840 eine Wanderroute entlang der Leinleiter, wobei er mit der Erwähnung des alten Namens von Heiligenstadt zeigt, dass der Ortsname nichts mit Heiligen zu tun hat, sondern mit dem Wort Halde:
- „Heiligenstadt, auch das lutherische Hallstadt genannt, ist ein hübscher Marktflecken im Thale, wo die Reisenden mehrere und ziemlich gute Wirthshäuser finden.“
Lutherisches Hallstadt wurde der Ort genannt, um ihn von Hallstadt bei Bamberg zu unterscheiden, das mehrheitlich katholisch war (und ist).
[Bearbeiten] Religion
Auf dem Gebiet der Marktgemeinde Heiligenstadt liegen die katholischsten und evangelischsten Dörfer im Bereich der Erzdiözese Bamberg: In Leidingshof gibt es keinen einzigen Katholiken, in den Dörfern der Pfarrei Tiefenpölz ist fast niemand evangelisch. Im Marktkern leben hauptsächlich Lutheraner, in den Neubaugebieten mehrheitlich Katholiken. In den Dörfern rings um Heiligenstadt sind die evangelischen Christen in der Mehrheit. Insgesamt liegt das Verhältnis der Konfessionen zueinander bei etwa 50:50.
[Bearbeiten] Kirchen
[Bearbeiten] Römisch-katholische Kirche
Heiligenstadt-Burggrub ist Patronatspfarrei mit Präsentationsrecht der Schenken von Stauffenberg, Greifenstein und nennt sich St. Paul Heiligenstadt-Burggrub.
[Bearbeiten] Evangelisch-lutherische Kirche
Die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde hat ihr Zentrum in der St.-Veit- und St.-Michaels-Kirche.
[Bearbeiten] Freikirchen
Weiter gibt es in Heiligenstadt eine Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde / Baptisten. Sie hat ihren Sitz im Familienzentrum (in Trägerschaft des Familienzentrums der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinden in Nordbayern e.V.).
[Bearbeiten] Juden
Schon um das Jahr 1430 gab es Juden aus den umliegenden Städten, die mit Bauern in Heiligenstadt Handel trieben. In Heiligenstadt selbst gab es vermutlich damals noch keine Juden.
Nach den Lehensunterlagen wohnten im Jahr 1605 mindestens drei jüdische Familien in Heiligenstadt. Im Jahr 1617 lassen sich schon sieben Familien nachweisen. Nach einem Verzeichnis der Pfarrers Knab aus Heiligenstadt von 1758 wohnten insgesamt 1.627 Seelen in seiner Pfarrei, davon 239 Katholiken und 58 Juden.
1692 erging eine Schächt- und Schlachtordnung. 1734 wurde der Judenschaft erlaubt, ihre Bücher öffentlich mit Begleitung von Musikanten in ihre Synagoge tragen zu dürfen.
Der Geschäftssinn der Juden führte nicht selten zu Neid. 1699 rotteten sich Bauern aus der Scheßlitzer Gegend gegen die Juden zusammen. Zunächst wollten sich die Heiligenstadter dagegen stellen. Als sie erfuhren, dass nur die Juden geschädigt werden sollten, gaben sie ihren Widerstand auf. Einige beteiligten sich sogar an dem Pogrom. Im Jahr 1716 erbat die Judenschaft den Schutz der Herrschaft, als nach Heiligenstadt die Kunde kam, dass in Pretzfeld ein „Christen-Mägdlein“ umgebracht worden sei. Die Juden fürchteten sofort einen Rachefeldzug gegen sie als Verdächtigte.
Letztes Relikt aus der Judenzeit ist der Judenfriedhof auf dem Berg Kuhlich, der bereits im Jahr 1608 genannt wird. Die letzte Beerdigung in diesem Friedhof fand um das Jahr 1900 statt. Ein unbekannter Zeitzeuge notierte in den 1950er Jahren:
- „Seltsames geschah bei jüdischen Beerdigungen. Der oder die Tote wurde auf einem Leiterwagen, von einem Pferd gezogen, zum Friedhof auf den Kuhlich über den Wischberg gefahren. Das Grab war vorher rasch ausgehoben worden. Die Toten wurden im Sterbhemd – das schon zu Lebzeiten genäht wurde – in den einfachen ungehobelten Sarg gelegt, der ohne Nägel und Schrauben vom Ortsschreiner, einer Kiste gleich, aus vier Brettern angefertigt worden war. Ein Säckchen mit Münzen wurde dem Toten mitgegeben. Die Frauen, außer den nächsten Blutverwandtinnen, mußten in der Behausung bleiben. Blumen durften nicht gespendet werden, auch nicht das kleinste Sträußchen. Mit der üblichen Kopfbedeckung legten die Männer den Sarg in das Grab, das Gesicht des Toten nach Osten gerichtet. Es geschah alles mit größter Eile. Jeder Anwesende warf drei Schaufeln Erde in das Grab. Der Judenlehrer – es war in meiner Jugendzeit der jüdische Lehrer von Aufseß – las unterdessen aus dem Gebetbuch, dem Kadisch, die Gebete.“
Zitiert nach Dieter Zöberlein
[Bearbeiten] Politik
[Bearbeiten] Wappen
Das Wappen der Marktgemeinde zeigt auf einer silbernen Wolken stehend den Erzengel Michael mit goldenen Flügeln, rotem Mantel und blauem Untergewand, goldenem Helm mit rotem Federbusch auf dem Haupt, in der rechten Hand das blaue Flammenschwert, in der Linken einen grünen Ölzweig.
Im Rahmen der Gebietsreform schlossen sich 1971 die Gemeinden Brunn, Burggrub, Hohenpölz, Oberleinleiter, Siegritz, Stücht, Traindorf, Zoggendorf und der Markt Heiligenstadt zusammen. Die neue Gemeinde übernahm das Wappen des Marktes Heiligenstadt, das bei der Wappenrevision 1819 als "längst geführtes Wappen" bezeichnet wurde. Ältere Siegel sind jedoch nicht überliefert.
Der Erzengel Michael ist neben dem heiligen Veit Schutzheiliger der jetzt evangelischen St.-Veit- und St.-Michaels-Kirche in Heiligenstadt.
[Bearbeiten] Wirtschaft und Infrstruktur
[Bearbeiten] Wirtschaft
Die in den umliegenden Städten einsetzende Industrialisierung trug zur Abwanderung der Kleinhandwerker und der Jugend bei. Auch die Heimatvertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg änderten diese Landflucht nicht entscheidend. Nicht alle blieben auf Dauer. Ein Aufschwung setzte erst in den 1970er Jahren ein, als Bürgermeister Daum alles daran setzte, Heiligenstadt für Arbeitnehmer attraktiver zu machen. Zu diesem Zweck wurden Arbeitsplätze und Einkaufsmöglichkeiten geschaffen. Dazu kamen staatliche Fördermittel, die eine Sanierung des Ortskerns ermöglichten.
[Bearbeiten] Verkehrsanbindung
[Bearbeiten] Eisenbahn
Von 1915 bis 1968 war Heiligenstadt Endstation einer Eisenbahnlinie über Ebermannstadt nach Forchheim. Bis es zum Bau dieser Strecke kam war von den Heiligenstädtern noch einiges an Überzeugungsarbeit zu leisten. Als Argumente wurde das Basalt-Vorkommen bei Oberleinleiter, Eisenerz-Funde bei Königsfeld, das Holz der stauffenbergischen und aufseßischen Wälder, den Umschlag an Getreide und Vieh sowie der aufkommende Fremdenverkehr in der Fränkischen Schweiz angeführt.
Für die Anrainer bedeutete der Bahnbau eine finanzielle Belastung, denn die Bahn forderte die Abtretung der benötigten Flächen und tangierende Baumaßnahmen wie Zufahrtswege. Doch auch entferntere Gemeinden waren bereit, ihren Anteil beizutragen, denn sie hofften zum Teil auch darauf, dass es später eine Verlängerung nach Hollfeld oder Scheßlitz geben würde. Schwierigkeiten bereiteten allerdings die Gasseldorfer. Sie wollten ihre Grundstücke nicht abtreten, sodass Zwangsmaßnahmen vollstreckt werden mussten.
Im Juni 1913 begannen die Bauarbeiten. 117.000 Kubikmeter Erde waren zu bewegen, 11 Brücken zu bauen, das Bett der Leinleiter musste an 5 Stellen verlegt werden. Dabei fanden über 100 Arbeiter sowie viele Ortsansässige Arbeit.
1915 konnte das Projekt seiner Bestimmung übergeben werden. Am 4. Oktober 1915 wurde die Lokalbahn Ebermannstadt-Heiligenstadt in Betrieb genommen. Der Lehrer Hans Spörl schreibt dazu:
- „Ein Heiligenstädter, Lokführer Fritz Krasser, ein Sohn des früheren Bürgermeisters Friedrich Krasser in Heiligenstadt, der sich seinerzeit schon um den Bahnbau bemühte, hatte gebeten, den ersten Zug in seine Heimatgemeinde führen zu dürfen. Der Wunsch wurde ihm gewährt.“
Weiter heißt es:
- „Bürgermeister Richter begrüßte die angekommenen Gäste, hieß sie herzlich willkommen und sprach allen, die an diesem für die Gemeinde Heiligenstadt so bedeutsamen Werke mitgeholfen hatten den heißesten Dank aus. In seinen weiteren Ausführungen zeigte er die Entwicklung des Bahnbaus von seinen Anfängen an bis zur heutigen Eröffnung auf.
- Mit Dank zu Gott verband er den Wunsch, die neue Bahn nach Heiligenstadt möge auch weiter in Gottes Hand liegen und zum Segen der Gemeinde Heiligenstadt werden, Während die jubelnde Schuljugend kostenlose Fahrten nach Ebermannstadt und wieder zurück nehmen durfte, fanden sich die Gemeinde-Vertreter mit den Gästen und Gönnern im Gasthof Hösch zu einem Gastmahl zusammen, wo auch in verschiedenen Ansprachen der Bedeutung dieses Festtages gedacht und ein begeistertes ‚Glück Auf!‘ für Heiligenstadt und seine Umgegend zum Ausdruck gebracht wurde. Heiligenstadt ist stolz auf seine Eisenbahn!“
Zitiert nach Dieter Zöberlein
Der Stolz währte nicht lange, denn schon im Juni 1960 wurde der Personenverkehr eingestellt und 1968 wurde auch der Güterverkehr eingestellt.
[Bearbeiten] Straßen
Bereits 1912 wurde signalisiert, dass eine Automobilpost von Bamberg nach Heiligenstadt geplant sei. 1930 verkehrte der Postbus nach Bedarf. Es handelte sich dabei wohl hauptsächlich um Ausflugsfahrten in die Fränkische Schweiz. Die Post begründete ihr mangelndes Engagement vor allem mit den schlechten Straßenverhältnissen. Die Kraftpostlinie nach Hollfeld wurde im Herbst 1931 wieder eingestellt, weil sich die Anrainergemeinden Zoggendorf und Stücht nicht im geforderten Umfang beteiligten. Nun fuhr wieder der Postillon mit seiner Pferdekutsche.
Autogerechte Straßen gibt es auf dem Gebiet der Marktgemeinde erst seit dem Ausbau durch den Reichsarbeitsdienst in den 1930er Jahren. Diese Baumaßnahmen waren vorwiegend Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen. In diesem Zusammenhang wurden die Straßen von Veilbronn nach Siegritz und von Hohenpölz nach Reckendorf gebaut.
Das größte Projekt der Nachkriegszeit war der Bau der Veilbronner Talbrücke in den 1950er Jahren.
[Bearbeiten] Post
Der älteste Vermerk über das Postwesen in Heiligenstadt stammt aus dem Jahr 1733 als der angehende katholische Pfarrer Josef Rösch in Bamberg angab, sein Vater sei seit vielen Jahren Postverwalter in Heiligenstadt gewesen. Im Jahr 1853 wurde die Briefniederlage durch eine Brief- und Fahrpostexpedition ersetzt. Wechselte der Posthalter, so wechselte mit ihm auch das Lokal für die Postexpedition. Im Jahr 1892 erhielt Heiligenstadt einen Poststall für eine so genannte Cariolpostlinie nach Aufseß und Hollfeld. Eine solche Pferdepost-Linie verkehrte auch zum Bahnhof in Ebermannstadt. 1898 folgte die Etablierung einer planmäßigen Postagentur, deren Posthalter über den anstrengenden Dienst klagten, weil die Postfahrzeuge stets nachts oder in den frühen Morgenstunden den Ort passierten und sie dann immer zur Stelle sein mussten.
Die Brief- und Paketpost wurde mit Fahrzeugen befördert. Den Postzustelldienst versahen bis in die 1960er Jahre hinein Postboten zu Fuß oder mit dem Fahrrad.
Schon am 1. Oktober 1874 erhielt Heiligenstadt eine Telegrafenstation mit Morsebetrieb, die bis zum Jahr 1926 genutzt wurde. Im Jahr 1907 wurde eine Fernsprech-Vermittlungsstelle eingerichtet. Die ersten Telefonanschlüsse erhielten der Gasthof Hösch in Heiligenstadt und Schloss Greifenstein sowie die Gemeinden Burggrub und Hohenpölz.
[Bearbeiten] Literatur
- Dieter Zöberlein: Gemeindechronik Markt Heiligenstadt i. OFr. Herausgegeben anläßlich der Feier des 450-jährigen Jubiläums der Verleihung des Marktrechtes an Heiligenstadt i. OFr. – Heiligenstadt: 1995
[Bearbeiten] Weblinks
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