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SAP - Wikipedia

SAP

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Dieser Artikel erläutert den Softwarehersteller SAP AG. Für andere Bedeutungen, siehe SAP (Begriffsklärung).
SAP AG
SAP Logo
Unternehmensform Aktiengesellschaft
Gegründet 1972
Unternehmenssitz Walldorf
Unternehmensleitung Henning Kagermann (Sprecher des Vorstands)
Mitarbeiter 39.300
Umsatz 9,4 Mrd. EUR (2006)
Branche Softwareentwicklung
Produkte Branchen- und Unternehmenssoftware
Webadresse www.sap.de

Die SAP AG ist der größte europäische und weltweit drittgrößte Softwarehersteller mit Hauptsitz in Walldorf (Rhein-Neckar-Kreis) und entwickelt Software für Unternehmen.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Unternehmen

SAP-Firmenzentrale in Walldorf
SAP-Firmenzentrale in Walldorf

Fünf ehemalige Mitarbeiter der IBM (Claus Wellenreuther, Hans-Werner Hector, Klaus Tschira, Dietmar Hopp und Hasso Plattner) gründeten 1972 SAP Systemanalyse und Programmentwicklung in Weinheim. Das erste Büro war in Mannheim. 1976 wurde die SAP GmbH gegründet, die ein Jahr später von Mannheim nach Walldorf umzog.

SAP stand zeitweilig für Systeme, Anwendungen und Produkte in der Datenverarbeitung bzw. Systems, Applications, and Products in Data Processing. Allerdings tilgte ein Beschluss der Hauptversammlung diese Auflösung des Firmenkürzels 2005 aus der Satzung des Unternehmens. Damit ist SAP AG die offizielle Firma des Unternehmens und nicht deren Abkürzung.

SAP hat weltweit rund 39.300 Beschäftigte (Stand 1. Januar 2007), davon etwa 11.200 Mitarbeiter in der Software-Entwicklung, und erwirtschaftete 2006 einen Umsatz von 9,6402 Mrd. EUR sowie einen Jahresüberschuss von 1,496 Mrd. EUR. Die Aktie gehört zu DAX und EuroStoxx 50 und wird unter anderem an der Frankfurter (seit 1988) und der New Yorker Börse (seit 1998) gehandelt.

Das Unternehmen betreibt neben dem Entwicklungszentrum am Unternehmenssitz in Walldorf noch weitere Entwicklungsstandorte in den USA, Frankreich, Kanada, Israel, Indien, Australien, Japan, der Volksrepublik China, Bulgarien, der Slowakei, Ungarn und Polen.

Im Jahr 2006 wurde, nach anfänglichem Widerstand der Belegschaftsmehrheit und der Unternehmensleitung, ein Betriebsrat aufgebaut.

[Bearbeiten] Produkte

[Bearbeiten] SAP R/3 und MySAP

Vor einigen Jahren gab es mit SAP R/3, das 1992 aus dem Mainframe-orientierten Vorgänger SAP R/2 in weiten Teilen neu entwickelt wurde, nur eine einzige monolithische ERP-Software des Herstellers. Sie besteht aus Modulen, die funktionell, aber nicht architektonisch getrennt sind. Dies sind im wesentlichen: FI (Finance), CO (Controlling), MM (Materials Management), SD (Sales and Distribution) und PP (Production Planning). Diese Module bieten auch weiterhin den Kern der Funktionalität, die SAP-Anwender einsetzen.

Sie wird inzwischen durch eine Palette weiterer Produkte ergänzt, die nun zusammen mySAP Business Suite genannt werden:

  • Enterprise Resource Planning (ERP) ist das frühere R/3, das zuletzt in Version 4.7 eigenständig auftrat, teils auch ERP Central Component genannt.
  • Customer Relationship Management (CRM) ist ein unabhängiges Paket, das erweiterte Funktionalität für Kundenbetreuung mittels einer eigenständigen Software-Architektur bietet und auf einem gesonderten Server läuft; mit dem ERP ggf. gemeinsame Daten werden via Replizierung abgeglichen.
  • Supply Chain Management (SCM), Supplier Relationship Management (SRM) und Product Lifecycle Management (PLM) Systeme ergänzen in ähnlicher Weise das Basissystem um branchenübergreifend nutzbare Funktionen.
  • Branchenlösungen (sog. IS - Industry Solutions) bieten darüber hinaus spezifische Ergänzungen zum normalen Funktionsumfang des R/3/ERP-Kerns. Dazu gehört z. B. „SAP for Retail“ für den Einzelhandel, „IS-Mill“ für die Papier-, Textil- und Stahlindustrie oder „IS-Oil“ für die Ölindustrie.

Die Akronyme und die Konzepte hinter ERP, CRM oder SRM sind nicht von SAP entwickelt worden und werden auch von anderen IT-Anbietern verwendet, SAP nutzt die Kürzel aber zur Bezeichnung seiner Softwarepakete.

[Bearbeiten] NetWeaver Plattform

Als übergreifende Plattform bietet SAP „SAP NetWeaver“ an, mit dessen Hilfe unterschiedliche Business-Anwendungen integriert werden können. Mit NetWeaver soll der zunehmenden Komplexität der von Unternehmen installierten Systeme Rechnung getragen werden.

Technische Basis dieser Plattform ist der Web Application Server („Web AS“), mit dem SAP der Konkurrenz von Oracle, IBM u. a. um die Möglichkeit zur Vereinigung der Geschäftsprozesse begegnen will. Wesentliche Bestandteile der Plattform sind neben dem Web Application Server das Business Information Warehouse (basiert auf einem Data-Warehouse), das SAP NetWeaver Portal (ehemals SAP Enterprise Portal) und die SAP Exchange Infrastructure (XI). Zentraler Ansatz der Plattform ist die Anwendungs-Integration auf der Ebene der Anwenderoberfläche, der Daten und der Prozesse, auch übergreifend auf externe, so genannte „Non-SAP“-Produkte.

Nach der Integration der NetWeaver- mit der R/3-Lizenz wurden die Lizenzzahlen aus R/3-Installationen als Erfolge der Internet-Plattform präsentiert. Tatsächlich ist R/3 / ERP auch weiterhin unabhängig von den Internet-Lösungen einsetzbar und wird auch von der überwiegenden Zahl der Anwender so genutzt.

[Bearbeiten] Mittelstandslösungen

Das Unternehmen bietet des weiteren auch Software, die ERP- und CRM-Funktionen für mittelständische, nicht konzerngebunde Unternehmen abdecken:

[Bearbeiten] Business One

SAP Business One ist eine Lösung für kleine bis mittelständische Unternehmen (ca. 5–150 Mitarbeiter, wobei nicht alle Anwender sein müssen, bis zirka zehn Millionen Dollar Umsatz). Sie wurde 2002 von SAP eingeführt und basiert auf der Software TopManage des israelischen Herstellers TopManage Financial Solutions LTD. TopManage war eines der Unternehmen, die das jetzige SAP-Vorstandsmitglied Shai Agassi zusammen mit seinem Vater Reuven Agassi 1993 gegründet hatte und wurde im ersten Quartal 2001 von SAP übernommen. Architektur und Funktionalität hat keine Verbindung zu dem ERP Paket. Mit 'Business One' tritt die SAP AG vermehrt auch in Konkurrenz zu Anbietern, die auf Klein- und Mittelbetriebe spezialisiert sind, wie Lexware, Sage, Microsoft mit Navision oder auch zu Open Source Lösungen wie Compiere.

[Bearbeiten] All-in-One

Anders ist SAP All-In-One konzipiert - es bietet ein vorkonfiguriertes, kleines R/3 für „größere“ Mittelständler oder Tochterunternehmen großer Konzerne, das ab ca. 200.000 Euro die Vorteile eines ERP-Systems bei voller Kompatibilität zum „großen“ SAP der Konzernmutter bietet.

[Bearbeiten] A1S

Eine seit einiger Zeit angekündigte Neuerung namens 'A1S' soll, gemäß Mitteilung des Vorstandsvorsitzenden Henning Kagermann anläßlich der CeBIT 2007 in Hannover, nun erst um den Jahreswechsel 2007 / 2008 erscheinen. A1S ist für mittlere und kleine Betriebe konzipiert, wobei die Kosten auf die Einsatzdauer gerechnet bis zu 90% unter individuell angepassten Lösungen liegen sollen. Die Anwendung wird exklusiv von SAP als "hosted solution" (Application Service Provider) via Internet angeboten, wozu das Unternehmen eigene Rechenzentren aufbauen will (faz.net).

[Bearbeiten] Service

Unter dem Begriff Online Service System (OSS) bietet die SAP ihren Kunden Unterstützung bei der Fehlerbehebung und Problemlösung mit der Software. Dabei werden in „Hinweisen“ (engl. SAP-Notes) Fehlerbeschreibungen und die entsprechenden Lösungen oder Patches zur Verfügung gestellt. Wurde dort keine Lösung gefunden, können die Kunden über 'Kundenmeldungen' eventuelle Softwarefehler melden und erhalten dann per email, Telefon oder online Hilfestellung.

Parallel zum OSS bietet SAP den Service Marketplace an, seit 2003 komplett mit dem Webbrowser via Internet erreichbar. Hierüber kann der Kunde ebenfalls auf die SAP-Notes zugreifen und Meldungen erfassen. Zusätzlich werden hier Informationen wie White-Papers, Präsentationen, Software-Downloads usw. angeboten. Die Schließung des klassischen OSS ist für etwa Mitte 2006 angekündigt. Unter dem neuen Namen SAP Support Portal (SSP) hat sich das Web-System inzwischen etabliert, nachdem die Dienste vorher lange Zeit nur mit der eigenen Benutzeroberfläche SAP GUI und in dem eigenen Netz zugänglich waren.

Weiterhin existiert mit dem SAP Developers Network (SDN) ein Forum, das für zertifizierte Berater zugänglich ist und Blogs zu ausgewählten Themen und Unterstützung bei Detailfragen bietet. Daneben haben sich eine Reihe weiterer, herstellerunabhängiger online-Communities für Entwickler, Berater und Anwender entwickelt, die sich mit SAP-Produkten beschäftigen.

[Bearbeiten] Software-Architektur

[Bearbeiten] Host-Betriebssysteme

R/3 bzw. mySAP unterstützt serverseitig alle gängigen Plattformen wie AS/400 (IBM System i5, eServer i5, eServer iSeries), die Unix-Varianten AIX, HP-UX, Tru64, Solaris oder Linux sowie z/OS für IBM-Grossrechner und Windows NT für PCs.

Seit 1999 befassen sich im SAP Linux Lab SAP-Mitarbeiter, Distributoren und Hardware-Hersteller gemeinsam mit der Herstellung von SAP-Produkten speziell für Linux. Zum Stand Mitte 2005 werden SuSE, Red Hat und Red Flag unterstützt. Andere Linux-Derivate sind durch die SAP nicht zertifiziert.

Die Business One Lösung ist dagegen plattformgebunden und läuft derzeit nur unter MS-Windows.

[Bearbeiten] Datenbanken

Die verschiedenen SAP Komponenten setzen eine eigene, relationale SQL-Datenbank voraus, die nicht von dem Unternehmen selbst geliefert wird. R/3 / ERP und der SAP Web Application Server unterstützen gängige Produkte wie DB2, Informix, MaxDB (das frühere, von SAP eingekaufte Adabas), Microsoft SQL-Server sowie Oracle. Die aktuell unter einer Plattform unterstützten Kombinationen sind online in der Platform Availability Matrix (PAM) im Service-Marketplace dokumentiert.

[Bearbeiten] Kernel

SAP R/3 bzw. ERP beruht auf einem Kernel, der in C/C++ und Assembler realisiert ist und dessen Code nicht offen gelegt ist. Er abstrahiert wesentliche Funktionen eines Betriebssystems: Speicherverwaltung, Taskmanagement, User- und Rechteverwaltung sowie Datenbank-Integration. Die Eigenschaften des jeweiligen Host-OS werden damit von der Anwendungsschicht vollständig gekapselt.

Computing Center Management System (CCMS) ist eine Managementsoftware von SAP. Sie bietet Werkzeuge zur Kontrolle und zum Monitoring eines Rechenzentrums in R/3, d.h. Funktionen wie Lastverteilung oder Performance-Analyse.

[Bearbeiten] Anwendungsprogrammierung

Die Anwendungsmodule sind dagegen in der SAP-eigenen Programmiersprache ABAP (Advanced Business Application Programming language) und dazugehörigen Tools realisiert. Die Sprache wurde seit R/2 (1979) laufend weiterentwickelt. In neueren Releaseständen ab 2000 kann teils auch in Java programmiert werden. Der ABAP-Quellcode ist ohne Zusatzlizenzen zugänglich, sodass an der ausgelieferten Standardsoftware Änderungen möglich sind oder diese zur Vorlage eigener Anwendungen herangezogen werden kann.

[Bearbeiten] Customizing

Eine Vielzahl von Parametern zur Einstellung der Funktionen werden über Datenbank-Tabellen gesteuert; einige Tausend an der Zahl. Deren Pflege erfolgt i.a. über das 'Customizing', einem Baum, der ähnlich der Anwendungsstruktur nach Modulen aufgebaut ist und Pflegemasken und Funktionshinweise für die Werte bietet. Alternativ kann dies auch direkt über die Pflege der Steuertabellen erfolgen. Das Zusammenspiel der verschiedenen Parameter ist nur teilweise dokumentiert - die Anpassung an ein Unternehmen bedarf daher seitens der verantwortlichen Berater einer gewissen Erfahrung.

[Bearbeiten] Benutzeroberfläche

Ein Großteil der Anwendungen wird über die von SAP entwickelte grafische Benutzeroberfläche SAP GUI bedient. Je nach Komponente sind alternativ andere Clients möglich: Web-Browser mit oder ohne Java, WAP oder 'Java Web Start'. Business One hat ebenfalls eine eigene GUI-Technik.

Erprobt werden derzeit auch Möglichkeiten, OpenOffice.org als Frontend für R/3-generierte Berichte einzusetzen. Weiterhin wurde mit SAP Muse ein Projekt aufgesetzt, das künftig service-orientierte User-Interface-Funktionalität zur Verfügung stellen soll, die mit PC-Standard-Software/-Tools für Rich Internet Applications (RIA), wie Adobe Apollo, Microsoft WPF/Vista oder IBM with Rich Client Platform / RCP arbeiten kann.

Unter dem Namen Mendocino begann SAP 2005 gemeinsam mit Microsoft ein Projekt, das beide Software-Welten weiter verbinden soll. Bisher schon hatte es verschiedene Kooperationsprojekte gegeben, etwa zur Integration der MS-Office-Suite. Mendocino soll doppelte Arbeitsschritte, die momentan noch in Desktop- und Geschäftsanwendungen notwendig sind, durch die Integration von SAP- und Microsoft-Produkten vermeiden; so sollen etwa Einträge im Outlook-Kalender mit dem SAP-Zeitmanagement synchronisiert werden. Ein Jahr nach Projektstart kündigten beide Firmen die Auslieferung der Software an, die nun den Namen Duet trägt.

[Bearbeiten] Lizenzpolitik

Die Preis- bzw. Lizenzierungspolitik der SAP ist relativ komplex. Die Kosten der R/3- bzw. mySAP-Lizenz hängen von der Anzahl der namentlich benannten Benutzer im System ab (das Minimum der zu zahlenden Benutzer-Lizenzen ist abhängig von der eingesetzten Lösung) und auch davon, welche Arbeiten im System verrichtet werden. Hinzu kommen zusätzlich kostenpflichtige Module (z. B. HCM = Human Capital Management), Zusatzfunktionen, kostenpflichtiger Support und weitere Regeln für die unterschiedlichen Produktlinien etc.

Vergleichsweise übersichtlich sind dagegen die Lizenzbedingungen der kleinen ERP-Lösung Business One. Hier wurden die Preise je Professional-User Lizenz auf ca. 2500,00 € beziffert. Hinzu kommt noch eine jährliche Wartungs- und Update Pauschale von 500,00 € pro User. (Stand: März 2007, Quelle: KIRBIS SAP Repräsentant, CeBIT 2007)

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Literatur

  • Gerd Meissner: SAP - die heimliche Software-Macht. Wie ein mittelständisches Unternehmen den Weltmarkt eroberte. 2. Auflage. Hoffmann und Campe, Hamburg 1997, ISBN 3-455-11194-7.

[Bearbeiten] Weblinks


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