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Timişoara

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Timişoara
Temeswar / Temeschburg
Temesvár
Wappen von Timişoara
Timişoara auf der Karte von Rumänien
Timişoara
Timişoara
Basisdaten
Staat: Rumänien Rumänien
Historische Region: Banat
Bezirk: Timiş
Koordinaten: Koordinaten: 45° 45' N, 21° 13' O45° 45' N, 21° 13' O
Zeitzone: OEZ (UTC+2)
Höhe: 90 m ü. NN
Fläche: 130,5 km²
Einwohner: 336.089 (2006)
Bevölkerungsdichte: 2.575 Einwohner je km²
Postleitzahl: 300030 (alt: 1900)
Telefonvorwahl: (+40) 02 56
Kfz-Kennzeichen: TM
Struktur und Verwaltung (Stand: 2007)
Gemeindeart: Stadt
Gliederung: 30 Stadtteile
Bürgermeister: Gheorghe Ciuhandru (PPCD)
Postanschrift: Bd. C.D. Loga, nr. 1
300030 Timişoara
Webpräsenz:

Timişoara [timiˈʃo̯ara] (deutsch Temeswar auch Temeschburg, ungarisch Temesvár, kroatisch und serbisch Temišvar), ist eine Stadt im westlichen Rumänien und das historische Zentrum des Banats.

Sie ist die Hauptstadt des Bezirks ("judeţ") Timiş, liegt aber infolge der Flussbegradigungen aus dem 18. Jh. nicht mehr am Fluss Timiş, sondern an der Bega. Vár bedeutet auf ungarisch Burg oder Festung. Auf deutsch gab es auch die Bezeichnung Temeschburg - eine in den 1920er Jahren erfolgte Eindeutschung, die sich in der Umgangssprache allerdings nicht durchgesetzt hat.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Allgemeines

Timişoara ist mit 336.089 Einwohnern (Stand 2006) eine der größten Städte Rumäniens und wirtschaftliches sowie kulturelles Zentrum des Banats im Westen des Landes. Das durchschnittliche jährliche Bevölkerungswachstum beträgt -1,5%. 14,2% der Bevölkerung sind unter 15 Jahren, 4,0% sind über 75 Jahre alt.

Blick vom Opernhaus auf die Kathedrale
Blick vom Opernhaus auf die Kathedrale
Bild auf das Opernhaus
Bild auf das Opernhaus

Die Stadt wurde auch als "Klein-Wien'" bezeichnet, weil sie eine sehr lange Zeit zu Österreich gehörte und weiterhin die gesamte Innenstadt von Bauten aus der Kaiserzeit geprägt ist, die sehr an das alte Wien erinnern.

Timişoara ist eine wichtige Universitätsstadt mit den Schwerpunktfächern Medizin, Mechanik und Elektrotechnik. Auch eine juristische Fakultät ist der Universität angegliedert. Es gibt ein deutsches Gymnasium, die Lenauschule, ein deutsches Theater - Deutsches Staatstheater Temeswar (DSTT) im Stadtzentrum, sowie diverse weitere deutsche Schulen und Kindergärten. Und nicht zuletzt das Deutsche Kulturzentrum.

Der internationale Flughafen Timişoara liegt im Osten der Stadt, einen kleineren Privatflugplatz findet man im Westen.

Das Stadtzentrum besteht aus einem breiten Boulevard mit Geschäften und Straßencafés zwischen der orthodoxen Kathedrale und dem Opernhaus (heute Fußgängerzone). Sehenswert ist der alte Festungskern der Stadt (Cetate) rund um die Piaţa Unirii (ausgesprochen: Piatza Uniri), der Domplatz, mit seinen repräsentativen Gebäuden aus der Kaiserzeit, die katholische Domkirche (1736-1774) und der serbischen Kathedrale. Im Zentrum dieses Platzes befindet sich eine Dreifaltigkeitssäule und ein beliebter Artesischer Brunnen.

Orthodoxe Kathedrale von Timişoara erbaut 1936-1946
Orthodoxe Kathedrale von Timişoara erbaut 1936-1946
Domkirche von Timişoara erbaut 1736-1774
Domkirche von Timişoara erbaut 1736-1774

[Bearbeiten] Geschichte

Im Jahr 1154 wird Timişoara erstmals durch den arabischen Geographen al-Idrisi urkundlich erwähnt. Die Stadt wird nach den Türkenkriegen und der Eroberung des Banats durch Österreich im Jahre 1716 zur Festungs- und Garnisonsstadt ausgebaut und bleibt in den folgenden beiden Jahrhunderten unter österreichischer bzw. später österreichisch-ungarischer Herrschaft. Timişoara wird in ihrer Geschichte von mehreren Pest- und Choleraepidemien heimgesucht und in verschiedenen Kriegen mehrfach belagert, u. a. von den Türken und während der Revolution von 1848. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kommt Timişoara zu wirtschaftlicher und kultureller Blüte, wozu der Bau der Eisenbahn und die Kanalisierung des Bega-Flusses wesentlich beigetragen haben. Am 12. November 1884 ist Timişoara die erste Stadt in Europa mit elektrischer Straßenbeleuchtung. Seit dem Friedensvertrag von Trianon von 1920 gehört die Stadt zu Rumänien. Die rumänische Revolution gegen den Diktator Nicolae Ceauşescu begann am 15. Dezember 1989 hier und führte im späteren Verlauf zum Sturz des Diktators. Die Stadt wurde seit Jahrhunderten vom friedlichen Zusammenleben verschiedener Nationalitäten geprägt. Die ethnische Zusammensetzung der Stadtbevölkerung änderte sich wegen der wechselnden Staatszugehörigkeit häufig. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es noch eine deutsche und ungarische Mehrheit und neben den Rumänen einen sehr hohen serbischen Bevölkerungsanteil. Bis ungefähr 1944 bildeten die Deutschen die größte Bevölkerungsgruppe. Heute wird Timişoara überwiegend von Rumänen (85,52%) bewohnt. Es leben aber immer noch viele Ungarn (7,65%), Deutsche (2,25%), Serben (1,98%) und Roma (0,96%), Schweizer (0,5%), Italiener (0,4%) in der Stadt.

[Bearbeiten] Wirtschaft

Allgemein lässt sich sagen, dass die Wirtschaft im Banat sich z. Z. (2004) in einer Boomphase befindet. Es finden erhebliche Investitionen aus der EU statt, besonders aus Deutschland und Italien, sowie aus den USA. Continental produziert dort seit mehreren Jahren Reifen, das Werk wird derzeit erheblich erweitert. Die Firma Linde produziert dort technische Gase, und ein Teil der Kabelbäume für Fahrzeuge von BMW und Audi werden in Timişoara durch die Firma Dräxelmaier produziert. Die US-Firma Solectron unterhält im Westen der Stadt ein großes Werk zur Produktion von Mobiltelefonen und GPS-Geräten. Die Honold Logistik Gruppe betreibt eines der größten Logistikzentren in Rumänien bei Timişoara. Die amerikanische Firma Procter & Gamble stellt in Timişoara Wasch- und Reinigungsmittel her. Die Schweizer Firma Nestlé produziert hier Waffeln.

Zum aktuellen Boom trägt auch eine Steuerreform durch die rumänische Regierung bei, die eine Flat-Tax von 16% eingeführt hat und sogenannte Micro-Gesellschaften (bis 100.000 Euro Jahresumsatz) mit optional 3% vom Umsatz oder 16% vom Gewinn besteuert. Am Ende des Jahres 2005 wurde die Konstruktion der "Iulius-Mall" beendet. Mit 210 Einzelläden ist sie das größte Einkaufscenter im westlichen Rumänien.

Die Arbeitslosenquote liegt bei ca. 1,1% (Quelle Wirtschaftswoche, Stand IV. Quartal 2006).

[Bearbeiten] Bildungseinrichtungen

Timişoara hat eine Reihe staatlicher und privater Universitäten. Die größten sind die Universität des Westens Timişoara, die Polytechnische Universität Timişoara und die Universität Tibiscus. Die staatliche Medizinische und Pharmazeutische Universität Victor Babeş und Landwirtschaftliche und Veterinärmedizinische Universität des Banat profitieren besonders von den Investitionen aus Mittel- und Westeuropa.

[Bearbeiten] Persönlichkeiten

Tarzan-Darsteller und Leistungsschwimmer Johnny Weissmuller wurde 1904 in Freidorf, heute ein Stadtteil von Timişoara, geboren.

Timişoara ist die Geburtsstadt des ungarisch-deutschen Kunsthistorikers Arnold Hauser (1892-1978) und des derzeitigen Direktors der Wiener Staatsoper Ioan Holender.

Der deutschsprachige Migrantenschriftsteller Catalin Dorian Florescu wurde 1967 in Timişoara geboren. Seine Familie floh (mit ihm) 1982 nach Zürich, wo er seit 2001 als freier Schriftsteller lebt. Seine beiden Romane: "Wunderzeit" von 2001 und "Der kurze Weg nach Hause" von 2002 waren sehr erfolgreich und Florescu wurde 2002 mit dem Adelbert von Chamisso-Förderpreis ausgezeichnet.

Der Schriftsteller und Journalist Nikolaus Berwanger wurde am 5. Juli 1935 in Freidorf/Temeswar geboren († 1. April 1989).

Der Dichter Nikolaus Lenau stammt aus dem Dorf Csatád (heutiger Name Lenauheim) im Kreis Timiş. Der Dichter, Dramatiker und Romancier Adam Müller-Guttenbrunn stammt aus dem Dorf Guttenbrunn. Aus Temeswar stammt auch der Journalist Franz Xaver Kappus (1883-1946), der Adressat der berühmten "Briefe an einen jungen Dichter" von Rainer Maria Rilke.

Heinz Kehrer (eigentlich: Stefan Heinz) ist ein beliebter rumäniendeutscher Dichter, Dramatiker ("Zwei Schwestern", "Narrenbrot") und ehemaliger Schauspieler ("Der Vetter Matz von Hoppsenitz") des Deutschen Staatstheaters Temeswar. Er wurde 1913 in Kleinsanktpeter (rumänisch: Sanpetrul Mic) bei Temeswar geboren und lebt heute (2006) in Bielefeld.

Der Luftfahrtpionier Traian Vuia stammt aus dem Dorf Surducul Mic im Kreis Timiş. Heute trägt der Flughafen Timişoara seinen Namen.

Filmregisseur Robert Dornhelm wird 1947 in Timişoara geboren.

In Lowrin in der Nähe von Temeswar wurde 1952 der heute in Berlin lebende Richard Wagner (Schriftsteller) ("Habseligkeiten") geboren. Herta Müller (zahlreiche deutsche und internationale Literaturpreise) kam 1953 in Nitzkydorf bei Temeswar auf die Welt. Ebenfalls in Temesvar wurde am 16. Mai 1925 der Ökonom Waldemar Wittmann geboren.

Der Komponist, Pianist und Jazzmusiker Richard Oschanitzky wurde am 24. Februar 1939 in Timişoara geboren. Ende der 80er Jahre wirkte hier der rumänien-ungarische Pfarrer László Tőkés, der allerdings aus Klausenburg stammt, und zum Kristallisationspunkt des Widerstandes wurde, der zum Sturz Ceauşescus führte.

Der Bischof der Temeswarer Diözese Augustin Pacha wurde 1930 in der Domkirche zu Temeswar inthronisiert. Sein Bruder Stefan Pacha war der Abtpfarrer von Temeswar-Fabrikstadt.

Auch die rumänische Rockband Transsylvania Phoenix stammt aus der Stadt.

[Bearbeiten] Städtepartnerschaften

Die "Maria" - Mariensäule in der Josefstadt, Wahrzeichen des Stadtviertels
Die "Maria" - Mariensäule in der Josefstadt, Wahrzeichen des Stadtviertels

Timisoara unterhält Städtepartnerschaften u.a. mit

[Bearbeiten] Stadtteile

  • Freidorf
  • Zona Odobescu
  • Fratelia
  • Mehala I, II
  • Ronat
  • Fabrikstadt
  • Elisabethstadt
  • Josephstadt
  • Giroc
  • Circumvalaţiunii I, II, III, IV
  • Soarelui
  • Cetate (Festung, historischer Stadtkern)
  • Tipografilor
  • Şagului
  • Dâmboviţa
  • Steaua
  • Bucovina
  • Torontalului
  • Calea Aradului
  • Calea Buziasului
  • Lipovei
  • Blascovici
  • Ciarda Roşie
  • Plopi
  • Ghiroda
  • Kuncz

[Bearbeiten] Weblinks

commons:Hauptseite
Commons
Commons: Timişoara – Bilder, Videos und/oder Audiodateien

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