Dritte Französische Republik
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Als Dritte Republik bezeichnet man den französischen Staat zwischen 1871 und 1940.
Nach der Niederlage im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71, der Pariser Kommune und dem Sturz Napoléons III. war es nicht möglich, eine neue Königsdynastie einzusetzen, und so kam es eher aus Verlegenheit zur Ausrufung der Republik.
Die Verfassung sah eine Legislative mit Zwei-Kammer-Parlament (Abgeordnetenhaus und Senat) vor, welche gemeinsam als Nationalversammlung einen Präsidenten mit starker Stellung gegenüber der Regierung auf sieben Jahre wählten. Allerdings war die Stellung des Präsidenten nicht ganz so stark, wie in der gaullistischen Konzeption für die Fünfte Republik. Der Ministerpräsident war abhängig von der Mehrheit im Abgeordnetenhaus, und die Kabinette wechselten recht häufig.
Außenpolitisch hatte es der neue Staat zunächst schwer. Bismarck sorgte für seine außenpolitische Isolierung, und als einzige längerfristig bestehende europäische Republik neben San Marino und der Schweiz hatte der Staat mit dem Misstrauen der anderen, monarchischen Mächte zu rechnen.
Innenpolitisch kämpfte der Staat besonders darum, den Einfluss der katholischen Kirche zurückzudrängen. Das führte zu einem rigorosen Laizismus, der bis heute zum französischen Selbstverständnis gehört, und zum Ausbau des staatlichen Schulsystems.
Die Dritte Republik endete 1940 mit der erneuten Kapitulation gegen Deutschland, als Nordfrankreich von Deutschen besetzt wurde und Philippe Pétain in Vichy den "Französischen Staat" (État Français) gründete.
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[Bearbeiten] Institutionen
1875 waren drei Verfassungsgesetze angenommen (Verfassungsgesetz über die Organisation der französischen Staatsgewalt, Verfassungsgesetz über die Organisation des Senates, Verfassungsgesetz über die Beziehungen der französischen Staatsgewalten untereinander), es galt also keine Verfassung in eigentlichen Sinne.
Die Legislative wurde in 2 Kammern geteilt, die zusammen ein Parlament (Assemblée Nationale) bildeten. Die Chambre des Députés (mit mehr als 600 Abgeordneten) wurde durch ein Allgemeinwahlrecht gewählt. Der Senat (300 Senatoren, gewählt für 9 Jahre) wurde alle 3 Jahre in einem Drittel neu gewählt. Die Mitglieder des Senats wurden von den Wahlkomitees (collèges électoraux) der Départments oder der Dorfgemeinschaften gewählt.
Das Haupt der Exekutive war der Präsident (Président de la République), gewählt für 7 Jahre durch die Assemblée Nationale. Er hatte selbst jedoch keine Haftbarkeit und alle seine Aktivitäten mussten von einem Minister beglaubigt werden. Seine einzige Macht war zu entscheiden, wer ein neues Kabinett formen sollte. Die Regierung war verantwortlich gegenüber dem Abgeordnetenhaus und dem Senat.
[Bearbeiten] Präsidenten der III. Republik
- Adolphe Thiers, 1871-1873
- Patrice Edme Graf von MacMahon, 1873-1879
- Jules Grévy, 1879-1887
- Marie François Sadi Carnot, 1887-1894
- Jean Casimir-Périer, 1894-1895
- Félix Faure, 1895-1899
- Emile Loubet, 1899-1906
- Armand Fallières, 1906-1913
- Raymond Poincaré, 1913-1920
- Paul Deschanel, Februar 1920 - September 1920
- Alexandre Millerand, 1920-1924
- Gaston Doumergue, 1924-1931
- Paul Doumer, 1931-1932
- Albert Lebrun, 1932-1940
Siehe auch: Liste der Präsidenten Frankreichs
[Bearbeiten] Krisen in der III. Republik
Die III. Republik war gekennzeichnet von einer Reihe von Konflikten, Krisen und Skandalen. So erschütterte bereits 1889 der Panamaskandal die Republik und in den 1890er Jahren führte die Dreyfus-Affäre erst an den Rande eines Krieges mit Deutschland und dann an den Rande eines Bürgerkrieges zwischen Nationalisten, die eine Revision des Hochverratsurteils gegen Dreyfus als Angriff gegen die französische Armee ansahen, und Republikanern. Den Abschluss des 19. Jahrhunderts bildete die Faschoda-Krise, die im Rahmen der kolonialen Bestrebungen Frankreichs und Großbritanniens einen militärischen Konflikt beider Staaten in Afrika (und anschließend möglicherweise in Europa) befürchten ließ.
Doch im 20. Jahrhundert wurde die Republik keineswegs von Konflikten und Krisen verschont: es folgten die Marokkokrisen, der Erste Weltkrieg, die Weltwirtschaftskrise, die innerfranzösischen Konflikte im Zusammenhang mit der so genannten Volksfrontregierung und letztlich das Ende der Republik im Zweiten Weltkrieg.
[Bearbeiten] Literatur
- Fuchs, G.; Scholze, U.; Zimmermann, D.: Werden und Vergehen einer Demokratie. Frankreichs Dritte Republik in neun Porträts. Leipzig, 2004.
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