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Italienische Sozialrepublik

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Flagge der Sozialrepublik Italien
(Details)
Amtssprache Italienisch
Regierungssitz Salò am Gardasee
Staatsform Republik (Diktatur)
Staatschef Benito Mussolini (historisch)
Fläche ca. 167.600 km² (1943)
ca. 98.500 km² (Ende 1944)
Einwohnerzahl ca. 26,6 Millionen (1943)
ca. 17,3 Millionen (Ende 1944)
Währung Republikanische Lira
Nationalfeiertag 23. September
(Staatsgründung 1943)
Nationalhymne Giovinezza

Die Italienische Soziale Republik (Repubblica Sociale Italiana – RSI), auch Soziale Republik Italien bzw. Republik von Salò (Repubblica di Salò) war ein faschistischer Staat in Norditalien unter der militärischen Protektion Deutschlands, der sich auf das deutsche Besatzungsgebiet beschränkte. Der Staat bestand zwischen dem 23. September 1943 und Ende April 1945 und führte den Krieg bis zum Ende auf Seiten der Achsenmächte weiter. Die Hauptstadt war Salò am Gardasee und Staatschef der am 25. Juli 1943 abgesetzte diktatorische Ministerpräsident Italiens, Benito Mussolini. Die Republik von Salò endete mit der Kapitulation der deutschen Streitkräfte.


Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Vorgeschichte

Am 25. Juli 1943 hatte der Faschistische Großrat Benito Mussolini das Misstrauen ausgesprochen und ihn damit praktisch als ihren Führer (Il Duce) abgesetzt. Als Mussolini daraufhin den italienischen König Vittorio Emanuele III. aufsuchte, um nun seine Demission vom Amt des Ministerpräsidenten einzureichen, ließ dieser ihn verhaften, übernahm selbst wieder den Oberbefehl über die Streitkräfte und beauftragte Marschall Pietro Badoglio mit der Bildung einer neuen Militärregierung. Marschall Badoglio erklärte sogleich die Nationale Faschistische Partei (Partito Nazionale Fascista – PNF) und alle ihre Gliederungen per Gesetz für aufgelöst. Damit war das faschistische Regime in Italien nunmehr endgültig zusammengebrochen. Am 8. September 1943 schloss er als Nachfolger Mussolinis im Amt des Ministerpräsidenten einen einseitigen Waffenstillstand mit den Alliierten (Waffenstillstand von Cassibile). Daraufhin erfolgte die Besetzung Norditaliens und weiterer Teile des Landes durch die deutsche Wehrmacht, um ein endgültiges Abfallen Italiens von der „Achse“ zu verhindern.

[Bearbeiten] Gründung der RSI

Deutschen Fallschirmjägertruppen unter Generalleutnant Kurt Student gelang es unter aktiver Beteiligung von SS-Hauptsturmführer Otto Skorzeny am 12. September des Jahres 1943, Mussolini aus seiner Haft auf dem Gran Sasso in den Abruzzen zu befreien. Um Italien weiterhin an die Achsenmächte zu binden und die kriegswichtigen Industriegebiete Norditaliens nicht zu verlieren, setzte Adolf Hitler am 23. September 1943 Benito Mussolini als Staatschef der neu gegründeten Italienischen Sozialrepublik ein.

Die Italienische Sozialrepublik wurde an jenem 23. September 1943 mit sechs Tagesbefehlen ausgerufen. Der neue faschistische Staat auf italienischem Boden wurde anfänglich lediglich vom Deutschen Reich und vom Japanischen Kaiserreich anerkannt, später auch von den mit den Achsenmächten verbündeten Staaten wie Bulgarien, Finnland, Mandschukuo, Rumänien, Slowakei und Ungarn. Auch der Vatikan erkannte die RSI nach kurzem Zögern diplomatisch an. Eine der ersten außenpolitischen Handlungen, wenn nicht gar die erste überhaupt, bestand darin, dem weiter bestehenden Königreich Italien im Süden des Landes den Krieg zu erklären.

Das Königreich Italien im Süden unter König Viktor Emanuel III. und der Protektion der Alliierten erkannten die RSI offiziell nicht an, reagierte jedoch auf die Kriegserklärung der RSI, was einer De-facto-Anerkennung gleichkam.


[Bearbeiten] Die Operationszonen

Die Gebiete am Alpenhauptkamm waren schon am 12. September 1943 von den Deutschen in den Operationszonen Alpenvorland (Südtirol) und Adriatisches Küstenland (Istrien, Triest und Fiume) zusammengefasst worden. Sie standen unter deutscher Militärverwaltung, gehörten aber formell weiterhin zur Sozialrepublik Italien. An ihrer Spitze standen die Gauleiter der angrenzenden deutschen Reichsgaue Tirol und Kärnten, Franz Hofer und Friedrich Rainer, die direkt Hitler unterstellt waren. Später kam noch die Operationszone Nordwest-Alpen an der Schweizer und französischen Grenze hinzu. Die Bildung der Operationszonen galt allgemein als Vorstufe einer späteren Annexion, um die deutsche Grenze bis an das Mittelmeer zu verschieben.

Rainer unterstellte Präfekte und Bürgermeister deutschen ”Beratern” und legte Vorschriften für den Einsatz der örtlichen italienischen, slowenischen und kroatischen Milizen fest, die unter verschiedenen Namen für die Besatzer tätig wurden. Verschiedene Verbände der faschistischen Miliz wurden in den Dienst der SS gestellt (in diesem Fall erhielten sie anstelle ihres Namens Republikanische Nationalgarde die Bezeichnung Gebietsverteidigungsmiliz), hinzu kamen außerdem verschiedene Polizeieinheiten, die unter anderem für Verhaftungen eingesetzt wurden.

Venedig sollte nach seiner eventuellen Eroberung zur Republik kommen. Auch Süditalien (südlich von Rom) und die Inseln gehörten nicht zur Republik von Salò, weil dort bereits die Alliierten gelandet waren. Die Kampfzone direkt hinter der Frontlinie, die im Verlauf der Kämpfe langsam nach Norden wanderte, gehörte nicht zu den Operationszonen unter italienischer Militärverwaltung, sondern unterstand der deutschen Wehrmacht direkt. Ab Ende 1944 bestand das Staatsgebiet der RSI nur noch aus dem nördlichen Teil Italiens.

[Bearbeiten] Staatswesen

Die Sozialrepublik Italien konstituierte sich weiterhin als faschistischer Einparteienstaat. Nachdem die Partito Nazionale Fascista aufgelöst worden war, gründete Mussolini eine neue faschistische Partei – die Partito Fascista Repubblicano („Republikanische Faschistische Partei“). Das höchste Staatsorgan war der Ministerrat der Sozialrepublik (Consiglio dei Ministri), wobei Mussolini sowohl Staatsoberhaupt als auch Regierungschef war und faktisch eine unbeschränkte Machtfülle innehatte.

Während Italien vorher ein zumindest formell gleichberechtigter Verbündeter Deutschlands war, der immer noch – in gewissen Grenzen – eine eigenständige Politik betreiben konnte, war die Republik von Salò eher ein Marionettenstaat. Einige Gesetze der Judengesetzgebung des Großdeutschen Reichs, die vor dem Jahre 1943 vom italienischen faschistischen Regime nicht übernommen worden waren, wurden nun eingeführt.

Dennoch muss die Sozialrepublik Italien als ein tatsächlich handlungsfähiger Staat angesehen werden, denn im Inneren hatte die RSI weitestgehend freie Hand. Sie besaß auch die typischen Merkmale eines Staates wie z.B. eigene Währung, Postwesen, Kfz-Kennzeichen, Rundfunk, Briefmarken, Gesetzgebung und öffentliche Verwaltung. Allerdings waren die meisten Institutionen teilweise oder vollständig militärisch strukturiert, so etwa auch die Feuerwehr (Vigili del Fuoco), die stets bewaffnet war und mit einem Gewehr auf dem Rücken ihren Einsätzen nachging. Es gab eine eigene Polizeitruppe (Guardia Nazionale Repubblicana – GNR) neben der nach wie vor bestehenden Finanzwache (Guardia di Finanza – GdF) und einen eigenen Geheimdienst. Die Sozialrepublik kannte die Organisation der Carabinieri allerdings nicht, denn diese wurde von Anbeginn auf Befehl von Mussolini aufgelöst und durch die GNR ersetzt.

Der forcierte staatliche Militarismus zeigte sich nicht nur durch die häufigen Aufmärsche und Militärparaden, er wirkte sich in praktisch allen Bereichen des öffentlichen Lebens aus. Durchweg alle öffentlichen Bediensteten waren uniformiert, und auch an den Schulen waren Uniformen Pflicht. Im März 1944 wurden bei einem Streik der Straßenbahn- und Obus-Arbeiter der Mailänder Verkehrsbetriebe die Fahrer und Schaffner von Soldaten und Schwarzhemden ersetzt, um den Betrieb aufrecht zu erhalten. Weitere ähnliche Einsätze des Militärs gab es auch in der Folgezeit, damit die Kriegsproduktion trotz allem weiterlaufen konnte.

Das Regime der Italienischen Sozialrepublik war in jeder Hinsicht radikaler und kompromissloser als jenes des faschistischen Italiens vor dem Jahre 1943 und fiel durch besonders harte, repressive, Verfolgung von tatsächlichen und bzw. oder potenziellen politischen Gegnern sowie Partisanen auf. So wurden die Presse scharf zensiert und in einer ehemaligen Reismühle in Triest ein Konzentrationslager für Regimegegner errichtet (San Sabba). Außerdem wurden, soweit man ihrer habhaft werden konnte, jene Faschisten verhaftet, die im Juli 1943 im Faschistischen Großrat gegen Mussolini gestimmt hatten. Sie wurden in Scheinprozessen verurteilt und durch Erschießen hingerichtet (u.a. der ehemalige Außenminister Galeazzo Ciano und Marschall Emilio De Bono). Manche Historiker bezeichnen das Regime der RSI angesichts der veränderten Tatsachen manchmal auch als „radikalfaschistisch“. Bei den italienischen Partisanen hatte die RSI in Anspielung darauf den Spitznamen „La fascistissima Repubblica“ (Die allerfaschistischste Republik).

[Bearbeiten] Die deutsche Okkupationspolitik

Die Deutschen hegten wegen Badoglios Waffenstillstand mit der Anti-Hitler-Koalition vom September 1943 großes Misstrauen gegen alle Organe der italienischen Regierung. Deren geringe Effizienz, die auf die Kriegsmüdigkeit des Volkes und die erstarkende Befreiungsbewegung zurückging, führte dazu, dass die oberste deutsche Militärverwaltungsbehörde unter dem General der Infanterie Rudolf Toussaint mit ihren Militärkommandaturen immer häufiger die Exekutive übernahm. Die besetzten Gebiete wurden für die deutsche Kriegswirtschaft ausgebeutet. Von großer Bedeutung war die Verwendung der italienischen Militärinternierten als Zwangsarbeiter. Diesen Status hatten die italienischen Soldaten nach dem Waffenstillstand vom 8. September 1943 erhalten. Im Sommer 1944 waren mehr als 420.000 von ihnen im Zwangsarbeitereinsatz. Sie wurden zur Arbeit nach Deutschland deportiert. Auch beim festungsmäßigen Ausbau der 270 km langen Gotenlinie von Viareggio am Ligurischen Meer nach Pesaro an der Adria wurden 50.000 italienische Zwangsarbeiter durch die Wehrmacht und die Organisation Todt eingesetzt.

Die Partisanenbewegung gewann, angespornt durch die Siege der Alliierten im Süden, zunehmend an Bedeutung. Ende des Jahres 1944 wurde sie auf 150.000 Kämpfer geschätzt, die zeitweilig immer größere Gebiete von den Faschisten befreite. Von den deutschen Truppen wurden die Befreiungsbewegungen durch wahllosen Massenterror, Stand- und Sondergerichte bekämpft. Im Herbst 1944 führten deutsche Truppen eine Operation gegen die Partisanenbrigade Stella Rossa im Apennin durch. Dabei ermordeten sie in Marzabotto 1.830 Menschen, darunter 500 Kinder, zerstörten 800 Wohnungen, 9 Kirchen, 5 Schulen, die Papierfabrik und die Reismühle.

[Bearbeiten] Judenverfolgung

Mit dem Einmarsch der deutschen Truppen gewann die Judenverfolgung in Italien eine neue Dimension. Bereits im September des Jahres 1943 kam es zu einem Massaker der 1. SS-Panzer-Division Leibstandarte-SS Adolf Hitler an jüdischen Familien, die sich an den Lago Maggiore geflüchtet hatten. Im Oktober und November folgten „Judenaktionen“ in mehreren großen Städten; im jüdischen Ghetto in Rom wurden mehr als 1.200 Menschen verhaftet. Am 14. November 1943 erklärte die neue Partito Fascita Repubblicano (PFR) in ihrem Manifest die Juden zu Feinden. Damit verloren sie de facto ihre Staatsangehörigkeit und die letzten verbliebenen Rechte. Zwei Wochen später verfügte der neue Innenminister Guido Buffarini Guidi die Einweisung aller Juden in Konzentrationslager und den Einzug ihres Vermögens durch den Staat. Die Juden wurden nun von den italienischen Sicherheitskräften verhaftet, in Lager transportiert und dann den Deutschen übergeben, die ihre Deportation organisierten. Die meisten Transporte gingen nach Auschwitz. Kaum ein Jude kehrte zurück. Viele Verhaftungen waren nur möglich, weil es viele Denunzianten gab. Allerdings konnten auch viele Juden untertauchen. In Rom sollen mehr als 4.000 Juden im Vatikan und in Einrichtungen der katholischen Kirche Zuflucht gefunden haben[1].

[Bearbeiten] Regierung der RSI

Staatschef Benito Mussolini (1943-1945)    
Außenminister Benito Mussolini (1943-1945)    
Verteidigungsminister Marschall Rodolfo Graziani (1943-1945)    
Innenminister Guido Buffarini-Guidi (1943-1945) Valerio Zerbine (1945)
Justizminister Antonino Tringali-Casanova (1943) Pietro Pisenti (1943-1945)
Finanzminister Giampietro Pellegrini (1943-1945)    
Industrieminister Silvio Gai (1943) Angelo Tarchi (1943-1945)
Minister für öffentliche Werke Ruggero Romano (1943-1945)    
Kommunikationsminister Augusto Liverani (1943-1945)    
Arbeitsminister Giuseppe Spinelli (1945*)    
Minister für nationale Erziehung Carlo Alberto Biggini (1943-1945)    
Minister für Volkskultur Fernando Mezzasoma (1943-1945)    
Führer des PFR Alessandro Pavolini (1943-1945)    
Generalsekretär des PFR Achille Starace (1943-1945)    

*Das Ministerium für Arbeit wurde erst im Jahre 1945 geschaffen.

[Bearbeiten] Militärwesen

Die RSI war militärisch zum großen Teil von Deutschland abhängig, verfügte aber auch über eigene Streitkräfte mit allen Truppengattungen. Zusammen hatten alle regulären bewaffneten Verbände der RSI eine Personalstärke von ca. 780.000 Mann.

Diverse Einheiten der RSI-Landstreitkräfte, teilweise in Deutschland ausgebildet, waren für ihre außerordentlich brutale Kampfführung berüchtigt. Dieser fielen zahlreiche Partisanen zum Opfer, sie konnte selbst den Alliierten Schwierigkeiten bereiten. Meistens waren die Landstreitkräfte der RSI jedoch an eher kleineren Operationen beteiligt und traten selten in größeren Verbänden gegen die Alliierten an, da die Deutschen ihnen trotz offensichtlicher fanatischer Entschlossenheit anfangs noch nicht voll vertrauten. Ihre Feuertaufe erlebte die RSI-Armee 1944 bei den Kämpfen in Anzio-Nettuno. Die einzige wirklich groß angelegte offensive Operation war ein Gegenangriff eines Regiments in den Apenninen gegen US-amerikanische Einheiten im Winter 1944. Die Truppen der RSI erwiesen sich dabei als taktisch geschickt und sehr aggressiv. Auf Anregung Mussolinis wurden zwei italienische Waffen-SS-Divisionen zur Aufstellung vorgesehen, wobei tatsächlich jedoch nur eine, die 29. Waffen-Grenadier-Division der SS (italienische Nr. 1), auch aufgestellt wurde. Italienische SS-Soldaten waren auch in einigen anderen Divisionen zu finden, so z.B. in der 24. Waffen-Gebirgs-(Karstjäger-)Division der SS sowie in kleiner Zahl auch in einigen anderen. Letztere Einheit wurde vor allem gegen kommunistische Partisanen im Hinterland von Triest und Istrien eingesetzt. Die Aktionen gegen italienische Partisanen arteten zu barbarischem, politisch oft undifferenziertem Massenterror vornehmlich gegen die Zivilbevölkerung aus. Bei Einsätzen gegen jugoslawische Partisanen (Slavocomunisti genannt) kam es zu äußerst gewalttätigen Exzessen mit Massenerschießungen sowie sinnlosen Zerstörungen großen Ausmaßes.

[Bearbeiten] Reguläre Streitkräfte

[Bearbeiten] Heer

Das Esercito Nazionale Repubblicano (ENR) unter Marschall Rodolfo Graziani, deren Kern zunächst jene italienischen Soldaten bildeten, die in deutsche Kriegsgefangenschaft geraten waren, hatte eine Personalstärke von insgesamt 600.000 Mann. Darin waren auch drei voll gepanzerte Verbände sowie die Alpini-Division Monterosa enthalten. Die RSI-Armee wurde zumeist gegen Partisanen eingesetzt, kämpfte aber auch zeitweise gegen die Alliierten. Die Soldaten waren zum Teil in Deutschland ausgebildet worden und verfügten auch über deutsche Waffen.

[Bearbeiten] Luftwaffe

Die Aviazione Nazionale Repubblicana (ANR) operierte oftmals unabhängig von der deutschen Luftwaffe eigenständig und erfolgreich gegen die alliierten Bomberverbände. Anfangs bestand ihre Ausrüstung praktisch nur aus italienischen Maschinen, später erhielt sie jedoch auch in zunehmendem Maße deutsche Jagdflugzeuge. Die Bomber und Transportflugzeuge der ANR waren größtenteils deutschen Luftwaffeneinheiten zugeteilt und flogen auch Transporteinsätze an der Ostfront. Von allen Teilstreitkräften erwies sich (wie schon in der Zeit vor 1943) die Luftwaffe als die erfolgreichste. Es gab in Italien nunmehr zwei italienische Luftstreitkräfte, aber zu Kampfeinsätzen gegeneinander kam es nicht, da die Aviazione Cobelligerante del Sud (engl. Abkürzung: ICBAF) und die ANR völlig andere Einsatzgebiete bzw. -schwerpunkte hatten. Um die Mitte des Jahres 1944 waren die alliierten Bomberverbände wegen der ständigen Angriffe der ANR in Norditalien gezwungen, die Anflüge in Richtung Deutschland von Nordafrika aus einzustellen (wie auch die Rückflüge), so dass Norditalien nicht länger ein Drehkreuz alliierter Bombenangriffe war. Ihren endgültig letzten Luftkampf hatte die ANR indes höchstwahrscheinlich am frühen Nachmittag des 28. April 1945, jenem Tag, an dem Mussolini starb. Eine Gruppe fünf soeben neu ausgelieferter Messerschmitt Me 109K-4 griff über Bergamo einen Verband von US-amerikanischen B-26-Bombern an und schoss ohne eigene Verluste mehrere Maschinen ab.

[Bearbeiten] Marine

Die Marina Nazionale Repubblicana (MNR) – auch Marina Repubblicana (MR) – war im Gegensatz zum früheren Zustand, nicht zuletzt mangels schwerer Einheiten, wesentlich kleiner und besaß im Grunde nur noch Schnellboote sowie kleinere Kampfschiffe und U-Boote. In den Werften befanden sich neben einigen leichteren Einheiten noch der schwere Kreuzer Bolzano in Reparatur, dieser gelangte jedoch bis Kriegsende nicht mehr zum Einsatz (das ältere Schlachtschiff Conte di Cavour blieb in Triest zur Reparatur in deutscher Hand). Die MNR verfügte andererseits aber auch über einige spezialisierte Einheiten wie Kampfschwimmer (inkl. Torpedoreiter) und Marineinfanterie. Diese Maró genannten Soldaten der Decima MAS bzw. der Division San Marco unter der Führung von Junio Valerio Borghese waren in der Folge auch infanteristisch am Kampf gegen die Alliierten und Partisanen beteiligt. Außer im Mittelmeer war die Marine der RSI auch im schwarzen Meer gegen die Sowjetunion aktiv, wobei sie dort zahlreiche Minen legte und es ihr gelang, mehrere sowjetische Schiffe und U-Boote zu versenken.

[Bearbeiten] Ausiliarie

Eine weitere reguläre militärische Organisation war das Korps der weiblichen Helferinnen, genannt Ausiliarie. Dieses sollte, ähnlich den deutschen Wehrmachtshelferinnen, dazu dienen, die Streitkräfte sowie FlaK- und Luftschutzeinheiten zu unterstützen.

[Bearbeiten] Halbmilitärische Kampfverbände

Neben den regulären Streitkräften gab es noch einige weitere kleinere bewaffnete paramilitärische Kampfeinheiten, die zum Teil einen eher geringen militärischen Wert hatten, dafür jedoch stärker politisch orientiert waren. Einzig die Schwarzen Brigaden fanden auch als Kampftruppen Verwendung.

[Bearbeiten] Schwarze Brigaden

Die Brigate Nere gingen aus einer Idee von Alessandro Pavolini hervor, der eine Faschistische Armee der Partei mit stark politischem Einschlag schaffen wollte. Diese Verbände wurden durch einen Erlass vom 30. Juni 1944 als Ersatz für die sog. Schwarzhemden gebildet und nach dem Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944, das Mussolini sehr naheging, erheblich verstärkt. Sie waren mehr oder weniger die letzte „Schöpfung“ bewaffneter Kampfenheiten der Republik. Sie kämpften nicht nur gegen die Alliierten und gegen italienische Partisanen, sondern verfolgten und ermordeten auch tatsächliche und vermeintliche politische Gegner sowie Zivilisten, deren Bekenntnis zum Faschismus ihnen zweifelhaft erschien. Legendär war auch ihre Brutalität, die Guardia Nazionale Repubblicana registrierte zahlreiche Fälle von Plünderungen, Diebstählen, Raub, illegalen Festnahmen sowie Gewalt gegen Personen und Sachen, konnte jedoch nur selten etwas dagegen unternehmen. Die Schwarzen Brigaden trugen oft zu ihrer italienischen Armeeuniform ein schwarzes Oberteil sowie den Totenkopf auf ihren Abzeichen. Ihre Personalstärke lag bei ca. 78.000 Mann.

[Bearbeiten] Legione Autonoma Ettore Muti

Die Autonome Legion Ettore Muti, benannt nach dem 1943 ermordeten Sekretär der PNF und berühmten Bomber-Piloten der Regia Aeronautica Ettore Muti, war ein kleinerer in Mailand stationierter Kampfverband, der vor allem gegen Widerstandskämpfer und Partisanen der Resistenza im Raum Mailand und Umgebung eingesetzt wurde.

[Bearbeiten] Schwarzhemden

Die eigentlich im September 1943 aufgelöste Organisation der Schwarzhemden, früher auch Faschistische Miliz bzw. MVSN genannt, entstand kurze Zeit vor dem Ende der RSI im kleinem Umfang neu, war nun jedoch eine mehr politisch als militärisch geprägte Kampfeinheit, die auch zu verschiedenen Arbeitseinsätzen herangezogen wurde.

[Bearbeiten] Fiamme Bianche

Die faschistische Jugendorganisation Weiße Flamme, in etwa vergleichbar mit der deutschen Hitlerjugend, wenn auch weit mehr militärisch als ideologisch ausgerichtet.

[Bearbeiten] Das Ende der RSI

Wann genau die RSI aufhörte zu existieren, lässt sich nicht eindeutig auf einen Tag festlegen. Meist – auch von offizieller Seite Italiens – wird der 25. April 1945 genannt (Italienischer Nationalfeiertag). An jenem Tag begann der Staat, sich langsam aufzulösen. Mussolini übergab die Regierungsvollmachten an den Finanzminister Domenico Pellegrini Giampietro und verließ sein Hauptquartier in Salò, um über die Schweiz nach Deutschland zu fliehen bzw. mit einem letzten Aufgebot aus Schwarzhemden und Waffen-SS einen nach seinen Vorstellungen mythischen Endkampf zu führen. Am 26. April wurde Mussolini von Partisanen aus einem deutschen Konvoi heraus gefangengenommen und am 28. April des Jahres 1945 ermordet. Italienische und deutsche Truppen kämpften allerdings bis zum 29. April 1945 (Tag der Kapitulation aller deutschen Truppen in Norditalien) bzw. bis zum 2. Mai 1945 (Inkrafttreten der Kapitulation) weiter gegen Alliierte und Partisanen. Im Hinterland von Triest hielten die Kämpfe zwischen italienischen SS-Truppen und Partisanen noch bis zum 5. Mai 1945 an.

[Bearbeiten] Siehe auch


[Bearbeiten] Quellen

  1. Thomas Schlemmer, Hans Woller: Der italienische Faschismus und die Juden 1922 bis 1945, in Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Heft 2/2005, München, S.164-201

[Bearbeiten] Weblinks


[Bearbeiten] Literatur

  • Bundesarchiv (Hrsg.): Europa unterm Hakenkreuz, Die Okkupationspolitik des deutschen Faschismus in Jugoslawien, Griechenland, Albanien, Italien und Ungarn (1941-1945); Hüthig Verlagsgemeinschaft, Band 6 , ISBN 3-8226-1892-6
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