Rinteln
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Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Niedersachsen | |
Landkreis: | Schaumburg | |
Koordinaten: | Koordinaten: 52° 11′ N, 9° 5′ O52° 11′ N, 9° 5′ O | |
Höhe: | 56 m ü. NN | |
Fläche: | 109 km² | |
Einwohner: | 27.806 (31. Dez. 2005) | |
Bevölkerungsdichte: | 255 Einwohner je km² | |
Postleitzahl: | 31737 | |
Vorwahl: | 05751 | |
Kfz-Kennzeichen: | SHG | |
Gemeindeschlüssel: | 03 2 57 031 | |
Stadtgliederung: | 10 Stadtteile | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Klosterstr. 19 31737 Rinteln |
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Webpräsenz: | ||
Bürgermeister: | Karl-Heinz Buchholz (SPD) |
Rinteln ist eine Stadt im Weserbergland an der Weser, Landkreis Schaumburg, Niedersachsen.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geografie
Rinteln, eine niedersächsische Stadt im Wesertal, wird im Süden von den Höhen des lippischen Berglandes, im Norden vom Wesergebirge und im Osten vom Süntel sowie den Fischbecker Bergen eingebettet. Die ehemalige Universitätsstadt (1621-1806) gehört landschaftlich zum Naturpark Weserbergland Schaumburg-Hameln Weserbergland. Das "Rintelner Becken" wird landschaftlich prägend und weithin sichtbar von der "Burg Schaumburg" (ehemaliger Stammsitz der Schaumburger Grafen) auf dem Nesselberg/ Wesergebirge beherrscht. Rund 15 Kilometer flussabwärts durchbricht die Weser bei Porta Westfalica die so genannte Westfälische Pforte und tritt ein in die Norddeutsche Tiefebene. Dieser markante Einschnitt im Zuge des Weser- und Wiehengebirges ist von der Rintelner Weserbrücke aus ebenso zu sehen wie die Schaumburg und die gesamte Wesergebirgskette bis zum Süntel. In und um Rinteln wird gerade in jüngster Zeit großflächig Sand, Kies und Gestein abgebaut. Bereits ausgebeutete Flächen wurden zwar – wie der Doktorsee westlich der Stadt – zu Freizeit- und Erholungsflächen ausgebaut, diese können auf Sicht die zunehmende Zerstörung der Landschaftlichen Schönheiten (wertvollste Natur- und Kulturflächen) dieser Region als Grundlage für den Tourismus nicht kompensieren.
[Bearbeiten] Stadtgliederung
19 Ortsteile:
- Ahe
- Deckbergen
- Engern
- Exten
- Friedrichswald
- Goldbeck
- Hohenrode
- Kohlenstädt
- Krankenhagen
- Möllenbeck
- Rinteln
- Schaumburg
- Steinbergen
- Strücken
- Todenmann
- Uchtdorf
- Volksen
- Wennenkamp
- Westendorf
10 Ortsräte: Ahe-Engern-Kohlenstädt, Deckbergen-Schaumburg-Westendorf, Exten, Hohenrode-Strücken, Krankenhagen-Volksen, Möllenbeck, Rinteln, Steinbergen, Taubenberg (Friedrichswald, Goldbeck, Uchtdorf, Wennenkamp), Todenmann
[Bearbeiten] Geschichte
Die Anfänge der Stadt Rinteln lassen sich zurückverfolgen bis in das späte 11. Jahrhundert: Auf dem rechten, nördlichen Weserufer hatte sich in Höhe einer Überfahrt das kleine Dorf Rentene (später: Alt-Rinteln) entwickelt. Später wurde auch ein Nonnenkloster des Benediktiner-Ordens angesiedelt. Um 1230 gründete Graf Adolf IV. von Holstein und Schaumburg (Regierungszeit von 1225 bis 1239, gestorben am 8. Juli 1261 als Mönch in Kiel) Neu-Rinteln auf dem gegenüber liegenden, also südlichen Weserufer. 1238 wurden die Stadtrechte verliehen. Durch das Recht, Wegezoll zu erheben (1391) und das Messeprivileg (1392) stieg Rintelns Bedeutung auch für das Umland. Die günstige Verkehrslage an einer Weserbrücke unterstützte den Aufschwung.
Bald nach Gründung der Stadt wurde mit dem Bau einer Stadtmauer begonnen. Die Menschen zogen aus den Siedlungen vor den Toren Rintelns in den Schutz der Befestigungsanlagen und bewirtschafteten von hier aus als Ackerbürger ihre Felder.
Vor allem die Weser förderte den Handel: So genannte „Bremer Waren” kamen mit den Schiffen flussaufwärts: Tabak, Geschirr, Kolonial- und Haushaltswaren. Für Frachten mit dem Ziel Rinteln richtete die Stadt einen Zollschuppen ein. Stromab befördert wurden Sand, Kies und Getreide, ebenso wie der in der Nähe abgebaute Obernkirchener Sandstein. Auch das Handwerk mit seinen verschiedenen Zünften hatte seinen Anteil am Aufschwung der Stadt, die bis ins 17. Jahrhundert hinein eine wirtschaftliche Blütezeit erlebte. Als 1626 durch die Pest fast ein Drittel der Rintelner Bevölkerung starb, war das ein verheerender Rückschlag für die Stadt.
Dass sich Rinteln trotzdem recht zügig davon erholte, lag vor allem auch an der 1621 gegründeten Universität. Als Folge gab es neben einer Universitätsbuchdruckerei, einer Apotheke, einem botanischen Garten und einem regelmäßig erscheinenden „Intelligenzblatt“ auch eine Universitätskommisse, eine Art Studentenmensa mit Wohnheim. Hier konnten Professoren und Studenten unbehelligt vom städtischen Schankmonopol zu niedrigen Preisen Bier und Wein trinken.
Ein wichtiger Einschnitt war die Teilung der alten Grafschaft Schaumburg (1651). Als Folge wurde Rinteln hessische Garnisonsstadt und zu einer Festung ausgebaut. Trotzdem ergab sich die Stadt während des Siebenjährigen Krieges und in den napoleonischen Kriegen (1806) kampflos einer französischen Übermacht und wurde jeweils für mehrere Jahre besetzt. Am 13. November 1806 befahl Napoleon, die Festungsanlagen zu schleifen. Weiterer Rückschlag: Jérôme, jüngster Bruder Napoleons und König des neu gegründeten Königreiches Westfalen (mit Kassel als Hauptstadt) hob 1810 die Rintelner Universität auf.
Erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts ging es mit der Stadt wieder aufwärts. Vor allem förderte die Eröffnung der Löhne–Vienenburger Eisenbahn durch die Hannover-Altenbekener Eisenbahngesellschaft (1875) und die dadurch günstige Verbindung in die großen Wirtschaftszentren Berlin und Köln die Ansiedlung von Industriebetrieben. So entstand unter anderem eine Glashütte. Weitere Bahnstrecken verbanden die Stadt mit Stadthagen und ab Ende der 1920er Jahre mit Barntrup (Extertalbahn). Die Strecke Löhne–Hameln–Hildesheim, heute als Weserbahn bezeichnet, hat nach 1945 stark an Bedeutung verloren.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges, den Rinteln als Lazarettstadt für mehrere tausend Verwundete erlebte, verdoppelte sich die Einwohnerzahl vor allem durch Vertriebene aus Schlesien. Durch die Eingliederung von 18 benachbarten Gemeinden in die Stadt am 1. März 1974 wurde Rinteln zur größten Kommune des Landkreises Schaumburg. Nach der Aufnahme Rintelns in das Städtesanierungsprogramm des Landes Niedersachsen 1979 konnte mit einer umfangreichen Sanierung der Altstadt begonnen werden, die mit der Einrichtung einer Fußgängerzone im Jahr 2003 beendet war.
[Bearbeiten] Politik
[Bearbeiten] Stadtrat
Der Stadtrat von Rinteln setzt sich folgendermaßen zusammen (Stand 1. November 2006):
- SPD 17 Sitze + Bürgermeister
- CDU 12 Sitze
- WG Schaumburg 4 Sitze
- Grüne 2 Sitz
- FDP 1 Sitz
[Bearbeiten] Bürgermeister
Bei der Kommunalwahl am 10. September 2006 fielen 67,5% der Stimmen auf den SPD-Kandidaten Karl-Heinz Buchholz, der somit die absolute Mehrheit erlangen konnte.
[Bearbeiten] Städtepartnerschaften
[Bearbeiten] Kultur und Sehenswürdigkeiten
Die Stadt liegt landschaftlich reizvoll und besitzt eine sehenswerte Fachwerkaltstadt. Mittelpunkt ist der in den 1980er Jahren sanierte Marktplatz mit der evangelisch-lutherischen Stadtkirche St. Nikolai und dem Ratskeller, einem Bau aus der Zeit der Weserrenaissance. Sehenswürdigkeiten sind auch
- Universitätskomisse
- Archivhäuschen
- Eulenburg mit dem Museum Rinteln zur Stadt- und Universitätsgeschichte
- Im Rahmen der Erlebniswelt Renaissance gibt es einen multimedialen Stadtspaziergang zum Thema Universität
- Parkhof
- Burghof
- Prinzenhof
- St. Jacobi-Kirche
- Kath. Kirche St. Sturmius / Alter Hafen
- Altes Museum
- Haus Markt 8, "Marktwirtschaft"
- Bürgerhaus (ehemals Hauptwache)
- Parkanlage Blumenwall
- Klippenturm
- Der "Waldkater" am Waldrand oberhalb der Stadt
- Blick von der Weserbrücke
- Erlebniswelt steinzeichen (Freizeitpark)
- Draisinenfahrt von Rinteln nach Alverdissen
[Bearbeiten] Sport
[Bearbeiten] Tischtennis
Der Verein TTV Rinteln hatte in den 1970er und 1980er Jahren eine erfolgreiche Tischtennis-Damenmannschaft. Nach fünfjähriger Zugehörigkeit zur 1.Bundesliga erfolgte 1983 der Abstieg in die 2.BL. Ein Jahr später gelang der sofortige Wiederaufstieg. [1]
[Bearbeiten] Wirtschaft und Infrastruktur
[Bearbeiten] Verkehr
Rinteln liegt unweit der Bundesautobahn A 2 mit der Anschlussstelle Bad Eilsen. Die Bundesstraßen B 83 und B 238 - letztere auf einer Umgehungsstrecke - führen um das Zentrum der Stadt herum. In Rinteln endet auch die von Barntrup kommende Extertalstraße.
Die Stadt liegt an der Bahnstrecke Bünde - Löhne - Hameln - Hildesheim - Bodenburg (Weserbahn), die im Stundentakt (am Wochenende 2-Stundentakt) von der Eurobahn betrieben wird. Bei Fahrten in Richtung NRW gilt der Sechser-Tarif (Verkehrsverbund OstWestfalenLippe).
Am Bahnhof Rinteln Süd endet mittlerweile auch die Extertalbahn (jetzt Museumsbahn), die früher durch die Altstadt und über die Weserbrücke bis zum Bundesbahnhof führte.
Frachtschifffahrt auf der Weser findet kaum noch statt. Rinteln ist Ziel für die touristische Fahrgastschifffahrt zwischen Minden - Vlotho - Hameln.
[Bearbeiten] Persönlichkeiten
[Bearbeiten] Ehrenbürger
Reinhold Tüxen (1899-1980) ist der bisher einzige Ehrenbürger der Stadt Rinteln. Prof. Tüxen, weltweit durch seine Vegetationskartierungen bekannter Pflanzensoziologe, organisierte in Rinteln internationale Symposien und holte Wissenschaftler aus aller Welt in die Weserstadt. Die Stadt Rinteln verleiht seit 1987 den Tüxen-Preis an verdiente Wissenschaftler. Der erste Preisträger war der polnische Professor Dr. Wladysla Matuszkiewicz
[Bearbeiten] Söhne und Töchter der Stadt
- 1838, Johann Christian Kröner gehört zu den bedeutenden Jagdmalern des 19. Jahrhunderts. 1885 wurde er Mitglied der Preußischen Akademie der Künste in Berlin, 1893 erhielt er den Professorentitel. Seine Bilder wurden ausgestellt unter anderem in Antwerpen, Chicago, London und Paris. Kröner starb 1911 im Alter von 73 Jahren in Düsseldorf.
- 1938, 10. November 1938, Eberhard Rinne, Richter
- 1944, 20. Juni, Ilse Ritter, Schauspielerin
- 1951, Juni Paul McGuiness, Manager der Rockband U2
- 1969, 12. März, Graham Coxon, Sänger und Gitarrist (Blur)
[Bearbeiten] Bedeutende Männer und Frauen, die in Rinteln gewirkt haben
Franz von Dingelstedt (1814-1881) dichtete in Rinteln sein Weserlied. Die Anfangszeilen soll er mit einem Schaumburger Diamanten in eine Fensterscheibe eines Gasthauses im heutigen Ortsteil Todenmann geritzt haben. Im Rintelner Heimatmuseum, in der „Eulenburg“, erinnert ein eigenes Zimmer an Dingelstedt.
Josua Stegmann (1588-1632) hielt 1621 anlässlich der Eröffnung der Rintelner Universität die Predigt in der St.-Nikolai-Kirche. Der evangelische Theologe und Kirchenlieddichter („Ach bleib mit Deiner Gnade“, erschienen erstmals 1630 in Stegmanns Buch „Erneute Herzensseufzer“) bemühte sich um die Universität als einen Ort der lutherischen Lehre. Bereits 1626 wurde er aber des Hauses verwiesen: Aufgrund des so genannten Restitutionsedikts übernahmen katholische Benediktiner das Kloster.
[Bearbeiten] Siehe auch
- Universität Rinteln (Academia Ernestina)
[Bearbeiten] Quellen
Ahnsen | Apelern | Auetal | Auhagen | Bad Eilsen | Bad Nenndorf | Beckedorf | Buchholz | Bückeburg | Hagenburg | Haste | Heeßen | Helpsen | Hespe | Heuerßen | Hohnhorst | Hülsede | Lauenau | Lauenhagen | Lindhorst | Lüdersfeld | Luhden | Meerbeck | Messenkamp | Niedernwöhren | Nienstädt | Nordsehl | Obernkirchen | Pohle | Pollhagen | Rinteln | Rodenberg | Sachsenhagen | Seggebruch | Stadthagen | Suthfeld | Wiedensahl | Wölpinghausen