Kriegsverbrechergefängnis Spandau
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Koordinaten: 52° 31′ 16,39" n. Br., 13° 11′ 06,77" ö. L
Das Kriegsverbrechergefängnis Spandau war ein in dem zum Britischen Sektor Berlins gehörenden Bezirk Spandau gelegenes Gefängnis, das von 1946 bis 1987 betrieben wurde, um die im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher zu Haftstrafen Verurteilten unterzubringen.
Das Gefängnis wird gelegentlich mit der drei Kilometer entfernten Zitadelle Spandau verwechselt, hat mit dieser jedoch nichts zu tun.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
Das Gebäude wurde 1876 an der Wilhelmstraße in Spandau errichtet und ab 1879 als deutsches Militärgefängnis genutzt. Nach 1919 saßen dort auch Zivilgefangene ein.
Nach dem Reichstagsbrand 1933 diente das Gefängnis als Schutzhaftlager, in dem prominente Gegner des Nationalsozialismus wie Egon Erwin Kisch und Carl von Ossietzky inhaftiert wurden, bevor auch in Preußen systematisch Konzentrationslager errichtet und die Gefangenen dorthin überführt wurden. Vor dem Zweiten Weltkrieg war das Gefängnis mit über 600 Insassen gleichzeitig belegt.
Nach dem Krieg wurde das Gefängnis von den Alliierten übernommen, um dort die bei dem Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher zu Haftstrafen verurteilten Kriegsverbrecher des nationalsozialistischen Regimes unterzubringen. Sieben Kriegsverbrecher waren letztendlich dort inhaftiert, von denen vier ihre vollen Strafen abbüßten. Nach der Entlassung von Albert Speer und Baldur von Schirach 1966 hatte das Gefängnis mit Rudolf Heß, der eine lebenslange Haftstrafe verbüßte, einen einzigen Gefangenen.
Die in den Folgeprozessen Verurteilten wurden nicht in Spandau, sondern in Landsberg am Lech und weiteren Haftanstalten inhaftiert.
Das Gefängnis wurde, neben der Alliierten Luftsicherheitszentrale, als einzige Einrichtung von allen vier alliierten Mächten betrieben und hatte in der Zeit des Kalten Krieges Bestand. Die Verwaltung des Gefängnisses wechselte monatlich. Anhand der vor dem Gebäude des Alliierten Kontrollrats gehissten Flagge war der aktuelle Status zu erkennen.
Das Gebäude wurde 1987 abgerissen, um zu verhindern, dass das Gefängnis nach dem Tod seines letzten Häftlings, Rudolf Heß, von Neonazis zu Propagandazwecken missbraucht werden könnte. Um die vollständige Vernichtung zu gewährleisten, wurde das Gelände in einen Parkplatz umgewandelt sowie die Abbruchmasse pulverisiert und in der Nordsee verklappt. Heute (2007) steht an diesem Ort ein Einkaufszentrum.
[Bearbeiten] Das Gefängnis
Das Gefängnis war ein für mehrere Hundert Gefangene erbautes Backsteingebäude, welches von mehreren Sicherungsanlagen umgeben war.
[Bearbeiten] Sicherungsanlagen
Die Sicherungsanlagen waren von innen nach außen:
- eine fünf Meter hohe Mauer
- eine zehn Meter hohe Mauer
- eine drei Meter hohe Mauer mit elektrisch geladenem Zaun
- ein Zaun mit Stacheldraht
Darüber hinaus existierten neun Wachtürme, auf denen mit Maschinengewehren bewaffnete Wachposten rund um die Uhr Dienst taten. Die diensthabende Wachmannschaft bestand aus etwa 60 Soldaten. Da ausreichend Zellen vorhanden waren, ließ man zwischen den Gefangenen jeweils eine Zelle frei, um zu verhindern, dass diese über Klopfzeichen miteinander kommunizierten. Andere Zellen waren für besondere Zwecke bestimmt. Eine beherbergte die Bibliothek des Gefängnisses, eine andere eine Kapelle. Die Zellen waren etwa drei Meter lang, 2,7 m breit und vier Meter hoch.
[Bearbeiten] Der Garten
Eine Besonderheit des Gefängnisses war für die Gefangenen der Garten. Da der Garten in Anbetracht der geringen Anzahl der Inhaftierten sehr geräumig war, wurde der Platz zunächst unter den Insassen aufgeteilt. Die Häftlinge nutzen ihn zum Anbau verschiedener Pflanzen: Dönitz pflanzte am liebsten Bohnen, Funk Tomaten und Speer Blumen.
[Bearbeiten] Verwaltung
Das Gefängnis wurde von den vier Mächten im monatlichen Wechsel verwaltet, so dass jeder der Alliierten das Gefängnis drei Monate im Jahr nach folgendem Schema kontrollierte:
Allierter | Monate | ||
---|---|---|---|
Großbritannien | Januar | Mai | September |
Frankreich | Februar | Juni | Oktober |
Sowjetunion | März | Juli | November |
Vereinigte Staaten | April | August | Dezember |
[Bearbeiten] Kontroverse
Als die Alliierten das Gefängnis im November 1946 übernahmen, erwarteten sie 100 oder mehr Kriegsverbrecher, die sie dort inhaftieren würden. Zusätzlich zu den ungefähr 60 diensthabenden Soldaten gab es ziviles Wachpersonal aus allen vier Ländern der Alliierten, vier Gefängnisdirektoren mit ihren Adjutanten, vier Ärzte, Köche, Übersetzer, Kellner und weitere. Dies wurde als drastische Fehlplatzierung von Ressourcen aufgenommen und entwickelte sich zu einem Streitpunkt zwischen den Gefängnisdirektoren, den Politikern aus deren Ländern und ganz besonders der Regierung von West-Berlin, die den Unterhalt der Einrichtung bezahlen musste. Die Debatte um die sieben Kriegsverbrecher in einem derartig großen Gefängnis weitete sich aus, je weniger Häftlinge inhaftiert waren. Die Diskussion erreichte ihren Höhepunkt, als Speer und Schirach 1966 entlassen wurden und Rudolf Heß der einzige Gefangene in dem Gefängnis blieb. Die Vorschläge reichten von der Verlegung der Insassen in einen Flügel eines größeren Gefängnisses bis hin zur Freilassung der Gefangenen mit anschließendem Hausarrest. Keiner dieser Pläne wurde verwirklicht.
[Bearbeiten] Gefängnisleben
Jeder Teil des Lebens im Gefängnis wurde durch ein aufwändiges Regelwerk bestimmt, das bereits vor der Ankunft der Gefangenen von den vier Mächten festgelegt worden war. Im Vergleich mit anderen Gefängnisvorschriften jener Zeit waren die Regeln in Spandau strenger als in anderen Haftanstalten. Briefe der Häftlinge an ihre Familien waren zunächst auf eine Seite pro Monat beschränkt. Gespräche unter den Gefangenen, Zeitungen, das Schreiben von Tagebüchern und Memoiren waren verboten. Familienbesuche waren nur alle zwei Monate möglich und auf 15 Minuten beschränkt. Als Selbstmordprävention wurde jede Zelle während der Nacht alle 15 Minuten kurz beleuchtet.
Ein beträchtlicher Teil der strengeren Regeln wurde später gelockert oder vom Gefängnispersonal ignoriert. Die Direktoren und Wachen der Westmächte stellten sich wiederholt gegen viele der strengeren Maßnahmen und protestieren fast ständig gegen diese während des Bestehens des Gefängnisses, aber wurden ausnahmslos durch das Veto der Sowjetunion, die eine härtere Vorgehensweise bevorzugte, gestoppt.
[Bearbeiten] Tagesablauf
Der Tagesablauf war minutiös geregelt und begann mit dem Wecken (sechs Uhr), der Körperpflege, der Reinigung der Zellen sowie der Korridore und dem Frühstück. Anschließend folgte Gartenarbeit oder das Kleben von Umschlägen. Nach dem Mittagessen und der anschließenden Mittagsruhe folgte weitere Gartenarbeit und Abendessen gegen 17 Uhr. Nachtruhe war ab 22 Uhr.
Montag, Mittwoch und Freitag wurden die Häftlinge rasiert und erhielten bei Bedarf einen Haarschnitt.
In den ersten Jahren nach Haftbeginn entwickelten die Häftlinge unter den Augen von zum Teil wohlwollendem Gefängnispersonal eine Reihe von Kommunikationskanälen nach draußen. Da jedes Stück Papier, das die Gefangenen erhielten, registriert und dessen Verbleib verfolgt wurde, schrieben die Gefangenen ihre geheimen Briefe meist auf Toilettenpapier, dessen Verbrauch nie überprüft wurde.
Die Haftbedingungen verschlechterten sich regelmäßig mit der Übernahme der Kontrolle über die Haftanstalt durch das sowjetische Personal. Die zum Teil recht großzügige Verpflegung durch das Personal der West-Alliierten wechselte dann zu den immer gleichen Zusammenstellungen der Mahlzeiten, die aus Kaffee, Brot, Suppe und Kartoffeln bestand.
Erst mit der plötzlichen Abberufung des sowjetischen Direktors in den frühen 1960er Jahren änderte sich dieser Zustand allmählich.
[Bearbeiten] Die Inhaftierten
Die zu Haftstrafen verurteilten Kriegsverbrecher wurden am 18. Juli 1947 nach Spandau überstellt. Die Insassen erhielten eine Nummer in der Reihenfolge, in der sie zunächst ihre Zellen belegten. Laut den Bestimmungen mussten sie auch mit ihrer Nummer angesprochen werden.
Nummer | Name | Urteil | Ende der Haftzeit | Rolle im Nazi-Regime | Gestorben | Anmerkungen |
---|---|---|---|---|---|---|
1 | Baldur von Schirach | 20 Jahre | 1. Oktober 1966 | Reichsjugendführer | 8. August 1974 | Zusammen mit Albert Speer regulär entlassen |
2 | Karl Dönitz | 10 Jahre | 1. Oktober 1956 | Großadmiral, Oberbefehlshaber der Marine, 1945 letzter Reichspräsident | 24. Dezember 1980 | Regulär entlassen |
3 | Konstantin von Neurath | 15 Jahre | 6. November 1954 | Reichsaußenminister von 1932 bis 1938, Reichsprotektor in Böhmen und Mähren von 1939 bis 1941 | 14. August 1956 | Aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig entlassen |
4 | Erich Raeder | lebenslänglich | 26. September 1955 | Großadmiral, Oberbefehlshaber der Kriegsmarine bis 30. Januar 1943 | 6. November 1960 | Aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig entlassen |
5 | Albert Speer | 20 Jahre | 1. Oktober 1966 | Reichsminister für Rüstung und Kriegsproduktion | 1. September 1981 | Zusammen mit Baldur von Schirach regulär entlassen |
6 | Walter Funk | lebenslänglich | 16. Mai 1957 | Reichswirtschaftsminister und Reichsbankpräsident | 31. Mai 1960 | Aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig entlassen |
7 | Rudolf Heß | lebenslänglich | in der Haft verstorben | "Stellvertreter des Führers" bis 1941 | 17. August 1987 | Suizid; die offizielle Darstellung wird von der Familie Heß bezweifelt |
Wie schon typisch für die Rivalitäten und Prestigekämpfe innerhalb der Führungsriege des NS-Regimes bildeten sich auch unter den Gefangenen Gruppen: Albert Speer und Rudolf Heß waren die Einzelgänger und generell unbeliebt bei den Anderen - Speer wegen seines Schuldeingeständnisses und der Ablehnung Hitlers bei den Nürnberger Prozessen, Heß wegen seiner unsozialen Persönlichkeit und seiner erkennbaren geistigen Instabilität. Die ehemaligen Großadmiräle Raeder und Dönitz hielten wegen ihres Alters zusammen, obwohl sie sich seit der Ablösung Raeders durch Dönitz als Oberbefehlshaber der Marine im Jahre 1943 spinnefeind waren. Von Schirach und Funk werden als "unzertrennlich" beschrieben. Von Neurath war als ehemaliger Diplomat liebenswürdig und von allen gut gelitten. Trotz der vielen Zeit, die sie miteinander verbrachten, machten sie erstaunlich wenig Fortschritte bei der Versöhnung miteinander. Ein bemerkenswertes Beispiel ist die Abneigung Dönitz' gegenüber Speer, die die ganze gemeinsame Haftzeit hielt und sich buchstäblich erst in den letzten Tagen der Haft zuspitzte.
[Bearbeiten] Albert Speer
Als ehrgeizigster unter den Häftlingen unterwarf er sich rigoros selbst auferlegter und eingeteilter physischer und geistiger Arbeit. Er gab sich selbst alle paar Monate zweiwöchigen "Urlaub" von dieser Routine. Er schrieb zwei Bücher, einen Entwurf seiner Memoiren und eine Sammlung von Tagebucheinträgen. Sein Antrag auf Niederschreiben der Memoiren war abgelehnt worden, so dass er heimlich schrieb und die Schriftstücke systematisch hinausschmuggelte. Das Buch wurde später ein Bestseller. Speer beschäftigte sich auch als Architekt: er entwarf ein kalifornisches Sommerhaus für eine der Wachen und gestaltete den Gefängnisgarten um. Er pflegte Wandertouren "rund um die Welt" zu unternehmen, indem er Bücher über Geographie und Reiseführer von der örtlichen Bücherei anforderte und Runden im Gefängnisgarten drehte, während er sich die Reisen vorstellte. Zusammengerechnet legte er so ca. 31.936 km vor seiner Freilassung zurück.
Beim Schmuggeln half ihm der aus Holland stammende Toni Proost, der ursprünglich ein Zwangsarbeiter in einem Rüstungsbetrieb war, dann aber in einem zu Speers Machtbereich gehörenden Krankenhaus behandelt und dort zum Sanitätsgehilfen ausgebildet wurde. Er war ab 1947 im Gefängnis als Sanitäter angestellt und half Speer aus Dankbarkeit mit dem Herausschmuggeln von Nachrichten, bis er von den Sowjets als Agent angeworben werden sollte. Er lehnte dies ab, meldete es den Westalliierten und kündigte seine Anstellung im Gefängnis.
[Bearbeiten] Erich Raeder und Karl Dönitz
"Die Admiralität", wie sie von den anderen Gefangenen genannt wurden, taten sich bei vielen Aufgaben zusammen. Raeder mit seiner Vorliebe für Systematik und strenge Ordnung wurde Chefbibliothekar der Gefängnisbücherei. Dönitz war dabei sein Assistent. Beide zogen sich gegenüber den anderen Gefangenen zurück. Dönitz, weil er die ganzen 10 Jahre über für sich beanspruchte, immer noch das rechtmäßige Staatsoberhaupt Deutschlands zu sein. Raeder, weil er die Anmaßungen und den Mangel an Disziplin seiner nichtmilitärischen Mitgefangenen verachtete.
Dönitz schrieb unter anderem Briefe an seinen ehemaligen Adjutanten mit der Absicht, sein Prestige in der Welt außerhalb des Gefängnisses zu bewahren. Vor seiner Entlassung gab er seiner Frau Anweisungen, wie sie am besten den Übergang vom Leben im Gefängnis zu seiner Rückkehr in die Politik unterstützen könne. Letzteres hatte er zwar vor, setzte es aber nie in die Tat um.
[Bearbeiten] Rudolf Heß
Rudolf Heß war zu lebenslänglicher Haft verurteilt, wurde aber im Gegensatz zu Raeder, Funk und Neurath nicht wegen gesundheitlicher Probleme entlassen. Er absolvierte damit die längste Haftstrafe von allen. Als der "faulste Mann in Spandau" vermied Heß alle Arten von Arbeit, die er für unter seiner Würde hielt, wie beispielsweise Unkraut jäten. Er war der einzige der sieben, der nahezu nie den Gottesdienst am Sonntag besuchte. Als von Natur aus paranoider Hypochonder beklagte er sich immer wieder über alle Arten von Krankheit, vorwiegend Magenschmerzen. Er misstraute allem Essen, das ihm gegeben wurde und nahm immer den Teller, der am weitesten entfernt von seinem Platz stand, um einem von ihm befürchteten Vergiftungsversuch zu entgehen. Seine "Schmerzen" ließen ihn stöhnen und schreien zu jeder Tages- und Nachtzeit. Dies sorgte wiederholt für Diskussionen über die Echtheit der Schmerzen unter den anderen Gefangenen und den Gefängnisdirektoren. Raeder, Dönitz und Schirach verachteten das Verhalten von Heß und sahen seine Schreie mehr als Hilferufe zur Erregung von Aufmerksamkeit oder Methoden der Arbeitsverweigerung an denn als wirklich durch Schmerzen verursacht. Speer und Funk, die sich der wahrscheinlich psychosomatischen Natur der Krankheit bewusst waren, kamen Heß entgegen. Speer zog den Unmut der anderen Gefangenen zunehmend auf sich, indem er sich um Heß kümmerte. Er brachte ihm seinen Mantel, wenn ihm kalt war, und verteidigte ihn, wenn ein Direktor oder eine Wache versuchte, ihn dazu zu überreden, aus dem Bett zu steigen und zu arbeiten. Interessant ist auch, dass Heß manchmal, wenn er wieder vor Schmerzen schrie und die anderen Gefangenen um ihren Schlaf brachte, vom Gefängnisarzt ein "Beruhigungsmittel" gespritzt wurde, das in Wirklichkeit nur destilliertes Wasser war. Dieser Placebo wirkte aber und ließ Heß schlafen. Die Tatsache, dass Heß wiederholt Arbeiten umging, die die anderen ableisten mussten, und andere Vorzugsbehandlungen wegen seiner Krankheiten genoss, wurde von einigen seiner Mitgefangenen mit Abneigung aufgenommen und brachte ihm bei den beiden Admiralen den Titel "Seine inhaftierte Lordschaft" (aus dem Englischen übersetzt) ein.
Seinen Stolz betreffend war Heß auch in einer anderen Sache einzigartig unter den Gefangenen, denn er verweigerte über zwanzig Jahre lang, Besucher zu empfangen. Erst 1969 akzeptierte er, seine Frau und seinen längst erwachsenen Sohn zu sehen, als er wegen eines aufgebrochenen Geschwürs in einem Krankenhaus außerhalb des Gefängnisses behandelt werden musste. Nachdem Heß der einzige Gefangene war, einigten sich die Gefängnisdirektoren aus Angst um seine geistige Gesundheit darauf, die meisten verbliebenen Gefängnisvorschriften zu lockern. So durfte er in eine größere Zelle, die ehemalige Kapelle, umziehen und erhielt einen Wasserkocher, so dass er sich Tee oder Kaffee machen konnte, wann immer er wollte. Seine Zelle blieb unverschlossen, so dass er freien Zugang zu den Waschräumen des Gefängnisses sowie der Gefängnisbücherei hatte.
Er starb letztendlich in Haft, indem er sich mit einem Verlängerungskabel erhängte. Die Todesumstände werden allerdings von seiner Familie bezweifelt, da es Widersprüche in den Ergebnissen der beiden durchgeführten Obduktionen gegeben habe. Dies und das bis zuletzt klare Bekenntnis zum Nationalsozialismus machen ihn für Neonazis zu einem Märtyrer. Daher wird Heß' Todestag von solchen Gruppen alljährlich für Kundgebungen verwendet.
[Bearbeiten] Sonstiges
Der bekannte SS-Offizier Otto Skorzeny, dem 1943 die Befreiung von Benito Mussolini gelang, behauptete in einem Interview von 1953, dass er mit hundert zuverlässigen Männern und zwei Flugzeugen die Gefangenen leicht hätte befreien können. Dies hatte einen klar negativen Einfluss auf die Kampagnen derer, die die Gefangenen durch Appelle und rechtliche Schritte befreien wollten, weil es zeigte, dass die Männer immer noch von hohem Wert waren und deren Freilassung einen Schub für Neonazis bedeutet hätte.
[Bearbeiten] Literatur
- Tony le Tissier, Spandauer Jahre, ISBN 3776619783 (Ein Bericht des letzten britischen Gouverneurs des Kriegsverbrechergefängnisses)
- Jack Fishman - Long Knives and Short Memories ISBN 0920911005 (im Artikeltext verwendet)
- Albert Speer - Spandauer Tagebücher ISBN 3548367291 (im Artikeltext verwendet)
- Norman L. Goda: Tales from Spandau. Nazi Criminals and the Cold War (Cambridge University Press, 2006).
[Bearbeiten] Filme
- Speer und Er: Filmreihe über Albert Speer von Heinrich Breloer. Der dritte Teil Spandau - Die Strafe zeigt anschaulich die Verhältnisse in dem Gefängnis
- Wildgänse II – Sie fliegen wieder (Originaltitel Wild Geese II) ist ein US-amerikanischer Actionfilm von 1985, der eine fiktive Entführung Heß' durch Söldner aus dem Spandauer Gefängnis zum Thema hat. Heß wird dabei von Laurence Olivier verkörpert (Film in der IMDb).