Sealand
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Sealand | |||||
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Wahlspruch: E mare libertas (lateinisch für, „Freiheit aus dem Meere“) |
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Amtssprache | Englisch | ||||
Staatsform | Konstitutionelle Monarchie | ||||
Staatsoberhaupt | Paddy Roy Bates (Prince Roy I. of Sealand) |
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Regierungschef | Michael Bates (Prince Regent Michael of Sealand) pro tempore amtierend |
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Fläche | 0,000611 km² | ||||
Einwohnerzahl | <10 | ||||
Währung | Sealand Dollar gekoppelt an USD | ||||
Unabhängigkeit | 2. September 1967 | ||||
Nationalhymne | E Mare Libertas | ||||
Zeitzone | UTC | ||||
Internet-TLD | keine | ||||
Telefonvorwahl | keine | ||||
Sealand bzw. das Fürstentum Sealand (engl.: Principality of Sealand) ist eine Mikronation, die Anspruch auf eine ehemalige britische Seefestung knapp 10 km vor der Küste von Suffolk, England, sowie eine Zwölfmeilenzone im Umkreis als Hoheitsgewässer erhebt.
Am 2. September 1967 von Paddy Roy Bates ausgerufen, fordert Sealand seine Anerkennung als legitimer und souveräner Staat. Trotz einer hohen Bekanntheit, vor allem als häufig gewähltes Fallbeispiel in völkerrechtlichen Diskussionen, wird Sealand international nicht als Staat anerkannt und liegt innerhalb der britischen Hoheitsgewässer, seit diese auf eine Zwölfmeilenzone ausgedehnt wurden.
Inhaltsverzeichnis |
Lage und Größe
Sealand liegt auf Koordinaten: 51° 53′ 40" N, 1° 28′ 57" O51° 53′ 40" N, 1° 28′ 57" O. Im Inneren der beiden hohlen Betonsäulen, auf denen die Stahlplattform ruht, befinden sich je sieben Stockwerke. Aufgeteilt in je acht Räume pro Säule, von unten her zunächst ein ehemaliges Munitionsdepot, darüber eine Kapelle, Lager- und Unterkunftsräume. Im jeweils obersten Stockwerk sind die Generatorräume. Auf der Plattform befinden sich Badezimmer, Küche, weitere Wohnräume und ganz oben ein Hubschrauberlandeplatz.
Bevölkerung / Familie Bates
Die Bevölkerung bestand zunächst aus der Familie Bates und einigen Freunden, insgesamt aber wohl zu keiner Zeit mehr als zehn Personen. Heute befinden sich nur noch ein Wachmann als deren Repräsentant und nach Bedarf ein oder zwei Techniker von HavenCo bzw. Church and East längerfristig auf der Plattform.
Die Familie ist schon vor Jahren, vor allem aus gesundheitlichen Gründen, auf das englische Festland zurückgekehrt. Nach Übertragung der Regierungsverantwortung an seinen Sohn Michael, übersiedelte 1999 zuletzt auch Paddy Roy Bates in das Haus der Familie nach Leigh-on-Sea, ein Fischerdorf im District Southend-on-Sea, Essex. Das kleine Reihenhaus wird inzwischen von Michael Bates, seiner Ehefrau und ihren drei Kindern bewohnt.[1] Paddy Roy Bates lebt heute in Spanien.[2]
Geschichte
Vorgeschichte
Die Station Roughs Tower zählt zu den Maunsell Seefestungen, die das britische Militär im Zweiten Weltkrieg zur Abwehr von See- und Luftangriffen in der Mündung der Themse errichtete. Sie wurde im Spätjahr 1941 im Trockendock auf einem schwimmfähigen Ponton erbaut, ins Meer hinausgeschleppt und ihr Sockel plangemäß am 11. Februar 1942 auf die Sandbank Rough Sands versenkt. Als HM Fort Roughs stand sie anschließend im Dienst der Royal Navy. Nach Kriegsende verlor diese Art von Festungen jedoch ihre Bedeutung, sodass sie in den 1950er Jahren eine nach der anderen aufgegeben wurden. 1956 zog die Besatzung von Roughs Tower vollständig ab und überließ die Station sich selbst.
In den 1960er Jahren betrachteten die Betreiber englischer Piratensender die verwaisten Festungen als ideale Plattform für ihre Stationen. In der Annahme, dort fernab der Strafverfolgungsbehörden das geltende Rundfunk-Monopol der staatlichen BBC umgehen zu können, waren die Forts teilweise sogar hart umkämpft. Paddy Roy Bates konnte 1965 seinen Piratensender Radio Essex auf der Festung Knock John Tower erst einrichten, nachdem er die Betreiber des Konkurrenzsenders Radio City von dort vertrieben hatte. Bald erwies sich Knock John Tower jedoch als nicht abgelegen genug. Kurz vor Weihnachten 1966 wurde der Sender, der sich kurz zuvor in Britain’s Better Music Station (BBMS) umbenannt hatte, abgeschaltet und Bates wegen Verstoßes gegen das britische Rundfunkgesetz angeklagt.
Gründung
Am 2. September 1967 besetzte er mit Hilfe einiger Gefolgsleute die Plattform Roughs Tower. Diese liegt wesentlich weiter vor der Küste als Knock John Tower und befand sich außerhalb der damaligen britischen Hoheitsgewässer – drei nautische Meilen von der Küste – in internationalen Gewässern. Bates proklamierte sie zum unabhängigen Fürstentum Sealand und ernannte sich selbst und seine Frau, eine ehemalige Miss England, zu uneingeschränkten Herrschern: Fürst Roy und Fürstin Joan von Sealand.
Zuvor hielten Jack Moore und seine Tochter die Station für den irischen Musikmanager Ronan O’Rahilly besetzt, der Roughs Tower für seinen Piratensender Radio Caroline haben wollte. Als er von Bates Übernahme erfuhr, sandte O’Rahilly sogleich ein paar Männer, die die Station zurückerobern sollten. Deren Boot wurde aber von Bates und seinen Leuten mit Benzinbomben und angeblich auch mehreren Gewehrschüssen vertrieben.
In Großbritannien war jedoch bereits am 14. August 1967 der Marine Broadcasting Offences Act in Kraft getreten. Damit stand die Ausstrahlung unlizensierter Rundfunkübertragungen von Schiffen, Flugzeugen oder Marinebasen auch von außerhalb der Hoheitsgewässer unter Strafe. Die meisten Piratensender stellten daraufhin ihren Sendebetrieb ein. Nahezu zeitgleich startete die staatliche BBC mit BBC Radio 1 einen eigenen Popkanal und erweiterte in den frühen 70er Jahren durch Gründung zahlreicher Lokalstationen ganz erheblich ihr Programm. Damit verlor Roy Bates das Interesse und verzichte auf die Errichtung des geplanten Senders.
Von 1967 bis 1968 unternahm die Royal Navy mehrere Versuche, die Besetzer von Roughs Tower wieder loszuwerden. Auch hierbei soll der selbsternannte Fürst mehrere Schüsse in Richtung der Landungsboote abgefeuert haben. Daraufhin brach das Militär die Operation ab. Offenbar wollte man nicht das Risiko eingehen, dass dabei Soldaten ums Leben kämen, vor allem auch im Hinblick auf das Bild in der Öffentlichkeit. Stattdessen erhob man wegen der Schüsse Anklage gegen Paddy Roy Bates vor einem englischen Gericht. Das örtliche Gericht in Chelmsford, Essex, erklärte sich jedoch am 25. November 1968 für nicht zuständig, da sich der Vorfall in internationalen Gewässern, also außerhalb des britischen Territoriums ereignet habe.
In den folgenden 15 Jahren forderten die britischen Behörden die Besetzer von Sealand immer wieder dazu auf, Abgaben, Sozialversicherungsbeiträge, Rundfunkgebühren, etc. zu zahlen. Roy Bates verweigerte dies jedoch regelmäßig und berief sich dabei auf die richterliche Entscheidung, dass Sealand kein Teil des Vereinigten Königreichs sei.
Putsch
1975 nahm der der Deutsche Alexander Gottfried Achenbach Kontakt zu Sealand auf. Er hatte den Plan, zusammen mit mehreren niederländischen Freunden, die Seefestung in ein Luxushotel mit Spielkasino zu verwandeln. Bald gewann er das Vertrauen von Roy Bates und wurde nicht nur sealändischer Staatsbürger, sondern auch zum Premierminister und Regierungschef auf Lebenszeit ernannt. Im September erließ Fürst Roy dann eine Verfassung für das Fürstentum, in der Sealand unter anderem auch ausdrücklich auf Beschränkungen des Glücksspiels verzichtet.
Als sich Roy und Joan Bates im August 1978 für einige Tage in Salzburg aufhielten, um sich mit geschäftlichen Interessenten zu treffen, übernahm Achenbach mit Hilfe seiner niederländischen Freunde das Kommando auf der Station und hielt kurzzeitig sogar Fürst Roys Sohn Michael in seiner Gewalt. Er erklärte den Fürsten für abgesetzt, weil dieser in Salzburg angeblich Verhandlungen über den Verkauf des Staatgebietes an ein Wirtschaftskonsortium geführt, und damit gegen die Verfassung verstoßen habe.
Bates engagierte daraufhin kurzerhand mehrere gut bewaffnete Männer, eroberte die Festung mit einem Hubschrauber zurück und setzte die Putschisten als Kriegsgefangene auf Roughs Tower fest. Infolgedessen intervenierten Deutschland und die Niederlande bei der britischen Regierung. Sie sollte die sofortige Freilassung der Gefangenen bewirken. Diese verweigerte ihre Unterstützung jedoch mit dem Hinweis, sie sei in internationalen Gewässern nicht zuständig und verwies auf die Gerichtsentscheidung von 1968.
Die niederländischen Kriegsgefangenen ließ der Fürst unter Hinweis auf die Genfer Konvention schnell wieder frei. Der Anführer Alexander Achenbach, sowie der deutsche Anwalt Gernot Pütz besaßen jedoch beide einen Sealand-Pass. Daher wurden sie als sealandische Staatsbürger des Landesverrats für schuldig befunden. Achenbach sollte auf Roughs Tower eine lebenslange Freiheitsstrafe absitzen. Der deutsche Anwalt wurde zur Zahlung von 75.000 DM verurteilt. Die Bundesrepublik Deutschland wusste sich keinen anderen Rat, als einen Konsularbeamten der deutschen Botschaft in London zu Verhandlungen nach Sealand zu schicken. Roy Bates betrachtete die Aufnahme diplomatischen Kontakts als de facto-Anerkennung Sealands durch die Bundesrepublik und beschloss Gnade walten zu lassen. Im Hinblick auf den unblutigen Verlauf der Revolte und die mittlerweile auch schon einige Wochen andauernde Gefangenschaft, gestattete er den beiden Gefangenen schließlich nach Deutschland zurückzukehren.
Alexander Achenbach wirft dem Fürsten auch weiterhin Verfassungsbruch vor und betrachtet ihn seit 1978 als gewaltsamen Besatzer von Sealand. In der Bundesrepublik errichtete er deshalb eine Exilregierung und ernannte den Niederländer Dr. A. Oomen als Syndikus zum neuen Staatsoberhaupt.
Reaktionen
Ungeachtet der Gerichtsentscheidung von Chelmsford aus dem Jahr 1968 betrachtet Großbritannien Roughs Tower weiterhin als Eigentum des Verteidigungsministeriums. Die Station wird lediglich zur Zeit nicht genutzt.
Kurz nach der Gründung Sealands wurde Sunk Head, ein weiteres Maunsell-Sea-Fort in damals internationalen Gewässern, vom britischen Militär abgerissen. Die verbliebenen Forts lagen alle innerhalb der damaligen Drei-Meilen-Zone.
Bei der dritten internationalen Konferenz zum Seerecht (1973–1982) wurden legale Staatsgründungen nach dem Beispiel Sealands für die Zukunft ausgeschlossen. Der nächste benachbarte Staat muss die Verantwortung für künstliche Konstruktionen im Meer übernehmen. Nach der neu verabschiedeten Konvention sind darüber hinaus künftig alle nicht mehr benötigten Konstruktionen unmittelbar nach Außergebrauchstellung zu entfernen.
In Übereinstimmung mit Artikel 3 des Seerechtübereinkommens der Vereinten Nationen vom 10. Dezember 1982, dehnte Großbritannien durch den Territorial Sea Act mit Wirkung zum 1. Oktober 1987 seine Hoheitsgewässer auf eine Zwölfmeilenzone rund um die Küste aus. Damit befände sich die Station Roughs Tower mittlerweile doch innerhalb britischer Hoheitsgewässer. Allerdings hat auch Sealand seinen eigenen Anspruch auf eine Zwölfmeilenzone erhoben.
Brand im Sommer 2006
Gegen Mittag des 23. Juni 2006 brach ein Feuer auf Sealand aus. Ursache war ein elektrischer Defekt im Generatorraum. Von einem Fischer alarmierte britische Feuerwehreinheiten brachten den Brand jedoch bis kurz nach 15 Uhr unter Kontrolle. Es befand sich lediglich ein Wachmann auf der Station, der durch einen Hubschrauber der Royal Air Force direkt von der Plattform nach Ipswich in ein Hospital überführt werden konnte. Abgesehen von der nur leichten Rauchvergiftung des Wachmannes, richtete das Feuer vor allem erheblichen Sachschaden an. Neben den ausgebrannten Bereichen, insbesondere dem Generatorraum, wurde nahezu die gesamte Einrichtung der Aufbauten und der Nordturm durch Rauch oder das eingedrungene Löschwasser beschädigt.
Gleich am darauffolgenden Tag kündigte die Familie Bates den baldigen Beginn von Reparaturarbeiten an und startete eine Spendenaktion auf der Sealand-Homepage. Die Kosten sollten sich nach ersten Schätzungen auf etwa eine Million Dollar belaufen. Nach Aufräumarbeiten durch die Bewohner der Plattform erteilte die Regierung von Sealand dem englischen Bauunternehmen Church and East, Ltd. den Auftrag zum Wiederaufbau ihres Landes.
Nach Angaben der offiziellen Homepage begannen die Reparaturen, begleitet von einer Filmcrew der BBC, bereits am 29. Juni und konnten im November 2006 abgeschlossen werden. Die Arbeiten gehen seitdem dennoch mit unvermindertem Einsatz weiter. Nach Beseitigung der Brandschäden richten sie sich nun ganz auf die Modernisierung und Erweiterung der Station. So wurde mittlerweile ein System aus 3KW-Windgeneratoren installiert, das Sealand in Zukunft allein durch Nutzung von Windenergie mit Strom versorgen soll.[3] Die erzielten Fortschritte lassen sich durch regelmäßige Berichte und Fotos auf einer eigens dafür eingerichteten Webseite der Baufirma im Internet verfolgen.
Politik
Verfassung
Mit der ersten Verfassung vom September 1975 übertrug Roy Bates die Ausübung der Staatsgewalt, sowie das Eigentum am gesamten Land inklusive der (damals noch) 3-Meilen-Zone an die Sealand-State-Corporation und beauftragte sie mit der Entwicklung des Landes. Die neu geschaffene Körperschaft aus gewählten Senatoren sollte künftig die volle Autorität über Legislative, Exekutive und vor allem alle wirtschaftlichen Aktivitäten Sealands innehaben. Weiterhin wurde Sealand zur Freihandelszone erklärt und ausdrücklich der Verzicht auf Zölle und Beschränkungen des Glückspiels festgeschrieben [4].
Im Jahr 1995 führte Fürst Roy eine zweite Verfassung mit Präambel und sieben Artikeln ein, welche die ursprüngliche Verfassung von 1975 ersetzt. Diese soll noch einmal die Unabhängigkeit des Staates bestätigen. Sie schreibt als Staatsform die konstitutionelle Monarchie fest, regelt die Thronfolge durch Erbschaft und verbietet Waffen; natürlich mit Ausnahme des Fürsten und der Sealand-Wache.
Darüber hinaus führt sie legislative und judikative Strukturen ein: Danach besteht die Regierung neben dem Souverän und Staatsoberhaupt aus dem Senat, dem Generalstaatsanwalt, der Sealand-Wache und dem Büro des Staatsoberhauptes. Dieses besteht aus den drei Abteilungen Innere Angelegenheiten, Externe Angelegenheiten sowie Post, Telekommunikation und Technologie. Der Generalstaatsanwalt als Judikative kann angesichts entsprechender Umstände ein Tribunal einberufen. Die letzte Entscheidung verbleibt aber beim Staatsoberhaupt.
Im Übrigen soll auf Sealand das britische Common Law gelten.
Regierung
Zunächst war Paddy Roy Bates (Prince Roy I of Sealand) Staatsoberhaupt und oberste Exekutive. Aus gesundheitlichen Gründen überließ der Fürst jedoch im Jahre 1999 seinem Sohn Michael (Prince Regent Michael of Sealand) per Dekret die Ausübung der Regierungsgewalt auf Sealand pro tempore.
Exilregierung
Auf den Web-Seiten der selbsternannten Exilregierung werden zurzeit als Regierung von Sealand außer dem Syndikus Dr. A. Oomen noch Johannes W. F. Seiger – als Premierminister (Ministerpräsident) und Staatsratsvorsitzender – sowie Josef Baier als Außenminister genannt.
Die „Exilregierung“ und die „Kommissarische Reichsregierung“ von Wolfgang Ebel erkennen sich gegenseitig als Staaten an. Inzwischen gibt es mehrere dieser „Reichsregierungen“, welche allesamt die Bundesrepublik Deutschland mit der Begründung nicht anerkennen, sie sei völkerrechtswidrig und im Zuge der Wiedervereinigung untergegangen. Sowohl auf den Seiten der Reichsregierungen als auch auf der Seite der Exilregierung werden rechtsnationale und antisemitische Inhalte vermittelt. Das gilt vor allem für den nicht allgemein zugänglichen Bereich des Sealand Business Club.
Neuerdings beschäftigt sich eine Regierungskommission Vrilia mit Nazi-Esoterik, um eine wissenschaftlich ausgesprochen zweifelhafte Vril-Energie und die damit angeblich bereits unter Hitler entwickelte UFO-Waffe. Neueste Errungenschaft dieser Technik für den Hausgebrauch sei der kürzlich entwickelte so genannte Sealand-Generator.
Wirtschaft
Sealand State Corporation
Durch die ursprüngliche Verfassung von 1975 war sämtliche wirtschaftliche Tätigkeit Sealands zunächst auf die Aktivitäten der Sealand State Corporation beschränkt. Deren Geschäftstätigkeit ist aber ebenso ungeklärt, wie auch ihr Fortbestand nach Einführung der zweiten Verfassung von 1995.
Sealand Trade Corporation
Als Sealand Trade Corporation operiert die Exilregierung unter Johannes W. F. Seiger. Zunächst von Trebbin aus, schloß Sie 1991 einen Vertrag mit der Roten Armee über die Verschrottung und Verwertung aller beim Abzug nicht mit zurück geführten Güter und spekulierte mit Gründstücken, deren Besitzverhältnisse noch nicht geklärt waren [5] 2001 musste die Firma jedoch Insolvenz anmelden und prozessiert seither nur noch um Steuerschulden und nicht gezahlte Sozialversicherungsabgaben für die ehemaligen Angestellten. Seiger bestreitet eine Zahlungspflicht mit Hinweis auf den rechtlichen Status der Sealand Trade Corporation als staatseigene Firma von Sealand. Mitte 2004 übernahm die Exilregierung eine schweizerische Aktiengesellschaft mit Sitz in Zürich und firmierte sie zur Sealand Trade Corporation Schweiz AG um.[6]
HavenCo
Im Jahr 1999 gründete Michael Bates mit dem Unternehmer und Experten für Computersicherheit Ryan Lackey die Firma HavenCo Ltd.. Daraufhin wurden Internet-Server auf der Plattform installiert und seit 2000 bietet die Firma Sealand als elektronischen Datenhafen für sicheres Datenhosting an. Aufgrund von Unstimmigkeiten im Unternehmen ist Ryan Lackey aber bereits 2002 wieder aus der Firma ausgetreten und hat Presseberichten zufolge bekannt gegeben, die Firma würde aufgrund technischer Probleme und zu wenig Kunden nicht mehr lange überleben.
Church and East Ltd.
Nach dem Brand im Juni 2006 erteilte die Regierung von Sealand dem englischen Bauunternehmen Church and East Ltd. den Auftrag zum Wiederaufbau ihres Landes. Das Unternehmen betreibt jedoch inzwischen auch eine eigene Geschäftstätigkeit auf Sealand. Ab Mai 2007 sollen Tagestouren und Übernachtungen auf Sealand für Touristen angeboten werden.[7]
Verkaufsangebot
Seit Anfang Januar 2007 wird die Mikronation auf den Internetseiten der spanischen Immobilienfirma Inmobiliaria Naranja angeboten. Als Verhandlungsbasis geben die Immobilienmakler eine Summe von 750.000.000 Euro an.[8] Wie die britische Tageszeitung The Times berichtet, sei das Fürstentum für ein mindestens achtstelliges Gebot abzugeben.[9] Die Zeitung zitiert Prinz Michael von Sealand mit den Worten: "Wir besitzen diese Insel seit nunmehr 40 Jahren und mein Vater ist 85 Jahre alt. Vielleicht ist es Zeit für eine Verjüngung".[10] Laut Presseerklärung der offiziellen Homepage soll durch Verkauf oder langfristiges Leasing ein ausländischer Investor gefunden werden.[11] Die Baufirma Church and East Ltd. reagierte nach Rücksprache mit dem Ministerium für Inneres umgehend mit einer eigenen Presseerklärung, die klarstellt, dass keine Veränderung der gegenwärtigen rechtlichen Situation geplant sei. Die von HavenCo Ltd. und mittlerweile auch durch Church and East Ltd. auf Sealand ausgeübte Geschäftstätigkeit sei nicht betroffen. Es gehe lediglich darum, die bei Renovierung von Sealand neu geschaffenen Möglichkeiten für noch weitere Unternehmensansiedlungen zu nutzen.[12]
Recht
Paddy Roy Bates erklärte die in internationalen Gewässern gelegene Seefestung Roughs Tower durch Proklamation der Principality of Sealand vom 2. September 1968 zum souveränen und unabhängigen Staat und beansprucht seither unter Berufung auf das Völkerrecht (jus gentium) dessen Anerkennung durch die internationale Staatengemeinschaft.
Der Anspruch Sealands, de facto und de jure als eigener Staat anerkannt zu werden, wurde wiederholt von Staats- und Völkerrechtlern analysiert und ganz überwiegend verneint. Ein Ergebnis ist, dass für die Anerkennung als Staat die Bedingungen der Konvention von Montevideo erfüllt sein müssen: ein zumindest in Grundzügen definiertes Staatsgebiet, dauerhafte Bevölkerung, eine eigene Regierung (Staatsmacht) und die Möglichkeit, in Beziehungen mit anderen Staaten einzutreten. Darüber hinaus darf die Gründung nicht gegen völkerrechtliche Prinzipien verstoßen. Von Sealand wird behauptet, dass diese Kriterien für die Plattform erfüllt werden, wenngleich die permanente Bevölkerung sehr klein sei. Nach übereinstimmender Meinung der Völkerrechtler fehlt es aber sowohl an einem Staatsgebiet, da die Plattform kein natürlicher, sondern ein künstlich geschaffener Teil der Erdoberfläche ist, als auch an einem Staatsvolk, dessen Mitglieder eine „Schicksalsgemeinschaft“ bilden und eine dauerhafte und in der Regel ausschließliche Verbundenheit zu ihrem Staat haben. Umstritten ist dagegen, ob die Anerkennung durch andere Staaten einen Einfluss auf die Staatsqualität hat. Nach herrschender Auffassung handelt es sich jedoch insoweit um einen für den völkerrechtlichen Verkehr konstitutiven Akt.
1976 wollte Achenbach feststellen lassen, dass er durch die Verleihung der Staatsangehörigkeit Sealands die deutsche Staatsangehörigkeit verloren habe. Die zuständige Behörde teilte ihm mit, dass er weiterhin deutscher Staatsangehöriger sei, da Sealand kein Staat sei und er daher keine ausländische Staatsangehörigkeit angenommen habe. Seine Klage vor dem Verwaltungsgericht Köln hatte keinen Erfolg. Das Gericht stellte trotz eines anderslautenden Gutachtens eines Völkerrechtslehrers fest, dass Sealand weder ein Staatsgebiet noch ein Staatsvolk habe (Urteil vom 3. Mai 1978, Az. 9 K 2565/77; abgedruckt in DVBl. 1978, S. 510 ff.).
Pässe, Post und Währung
Sealand-Pass
Kein anerkannter Staat gesteht Sealand eine Personalhoheit zu. Dennoch haben zeitweilig sowohl die Regierung von Fürst Roy als auch die Exilregierung in Deutschland Sealand-Pässe in großem Stil verkauft, wobei sie sich gegenseitig Passfälschung vorwerfen. Besondere Nachfrage soll es vor allem durch Hongkong-Chinesen vor der Wiedereingliederung in die Volksrepublik China am 1. Juli 1997 gegeben haben. Mehrfach waren Sealand-Pässe auch schon in Kriminalfälle verwickelt, wie etwa beim Mord an dem Modeschöpfer Gianni Versace[14]. Von wenigen Ausnahmen abgesehen – vermutlich ein Versehen einzelner Grenzbeamter – werden diese Papiere jedoch lediglich als Spaßausweise betrachtet. Entsprechendes gilt für alle sonstigen amtlichen Dokumente. Wer versucht, sich mithilfe eines Sealandpasses einen Titel zuzulegen, riskiert, sich in Deutschland nach § 132a StGB (Missbrauch von Titeln, Berufsbezeichnungen und Abzeichen) strafbar zu machen.
Sealand-Dollar
Die ab 1972 als Sealand Dollar geprägten Münzen sollen im Wert angeblich Parität zum US-Dollar aufweisen. Ohne ein funktionierendes und allgemein zugängliches Wirtschaftssystem auf Sealand handelt es sich allerdings um keine echte Währung. Da sie jedoch einen hohen Anteil an wertvollen Metallen aufweisen, haben sie unter Münzsammlern durchaus einen Wert. In den frühen 1990er Jahren produzierte auch die Exilregierung eine Münze mit dem Konterfei des Premierministers Seiger.
Post
Sealand gibt seit 1969 Briefmarken heraus, die für die Korrespondenz des Regierungsbüros genutzt und auf Sealand gestempelt werden. Von der königlich britischen Post werden die damit frankierten Umschläge offiziell nur als unfrei auf Kosten des Empfängers zugestellt. Es existieren jedoch einige Briefe, deren Sealand-Briefmarke von der britischen Royal Mail noch einmal entwertet und die anschließend normal zugestellt wurden. Auch die belgische Post soll in der Zeit, als Bates einen regelmäßigen Hubschrauber-Service zwischen Sealand und Brüssel unterhielt, einige Briefe anstandslos weiterbefördert haben.
Anschrift
Paddy Roy Bates verwendet als postalische Adresse Sealands ein Postfach in der nächstliegenden englischen Ortschaft:
Principality of Sealand
c/o Sealand Postmaster
Box 3
Felixstowe
Suffolk IP11 9SZ, UK
Die Adresse der Exilregierung in Deutschland lautet:
Fürstentum Sealand
SEALAND HOUSE
Postfach 1128
14956 Trebbin-Löwendorf
Sealand in der Literatur
Sealand kommt in einem Handlungsstrang des Romans Polyplay von Marcus Hammerschmitt in seiner Eigenschaft als Hosting-Plattform für streng geheime und/oder rechtlich bedenkliche Internet-Inhalte vor.
Der Film über Sealand
Laut imdb ist für 2008 ein Film über die Geschichte von Paddy Roy Bates und Sealand geplant. Produzent und Drehbuchautor ist angeblich Sean Sorensen, Produktionsfirma Warner Bros.[15].
Weblinks
- Agitpop: The Principality of Sealand
- Reportage über die Exilregierung Sealands (Reportage als pdf-Dokument)
- Bilder von Sealand
- Weitere Bilder (u. a. Risszeichnung und untere Decks, sowie Aufnahmen der Brandkatastrophe)
- www.imperial-collection.net: alle sealändischen Münzen
- www.fotw.net: Flaggen Sealands
- Mehr über Sea Forts
- Medien
- Materialien der Sealand-Akteure
- HavenCo Ltd.
- Offizielle Homepage des Fürstentums
- Sealand-Seite der Baufirma Church and East mit regelmäßigen Berichten zum Fortgang der Reparaturarbeiten
- Homepage der „Exilregierung“
- Archival Sealand Homepage
- Diplomatenpass
- Verfassung Sealands
- Rechtswissenschaft
Einzelnachweise
- ↑ Meldung bei heute.de 24. Jan. 2007: Ein Prinz verkauft sein Reich [1]
- ↑ Meldung bei Reuters 09. Jan. 2007 For sale: World's smallest country with sea view Newsmeldung vom 09. Jan. 2007 [2]
- ↑ Meldung auf der Sealand-Seite von Church and East Ltd.: Green Power Update [3]
- ↑ Facts-Seite der ersten Homepage von Sealand [4]
- ↑ brand eins 5/2001 Der Herr Premierminister, fern der Heimat [5]
- ↑ Handelsregister-Eintrag Sealand Trade Corporation Schweiz AG über easymonitoring.ch [6]
- ↑ Church and East Press Release. Visit Sealand [7]
- ↑ Anzeige in inmobiliarianaranja.es [8]
- ↑ "The Times", Artikel vom 8. Januar 2007: World's tiniest country seeks new owners to fly the flag (engl.) [9]
- ↑ Newsmeldung auf gmx.de [10]
- ↑ Principality Notice PN 033/07 (engl.) [11]
- ↑ Church and East's Press Release - 08/01/2007 [12]
- ↑ Gipfeltreffen der Mikronationen
- ↑ Artikel aus der LA Times: [13] (siehe Abschnitt "Puzzling Passports")
- ↑ Eintrag in der imdb
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