Bücherverbrennung
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Eine Bücherverbrennung ist die demonstrative Zerstörung von Büchern oder anderer Schriften durch Feuer. Die meist öffentlich durchgeführten Verbrennungen erfolgten wegen moralischer, politischer oder religiöser Einwände gegen den Inhalt der Schrift. Bücherverbrennungen kamen sowohl als staatlich inszenierte oder geduldete Maßnahme als auch als Mittel öffentlichen Protestes gegen staatliche Gewalt vor.
Am bekanntesten sind die Bücherverbrennungen im Mai und Juni 1933 im nationalsozialistischen Deutschland, bei denen im Zuge einer Aktion der deutschen Studentenschaft in vielen Universitätsstädten zehntausende Bücher in ritualisierten Demonstrationen öffentlich verbrannt wurden.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
Bereits Kaiser Diocletian ließ in Konstantinopel die Schriften der Christen verbrennen. Im Mittelalter bezeichnet Autodafé die Verbrennung ketzerischer Bücher als Vollstreckung eines Urteils der Inquisition. In der Neuzeit bedienten sich französische Revolutionäre und britische Truppen in Nordamerika dieses extremen Mittels ihrer Politik und brannten Teile der Bibliothèque Nationale bzw. die Library of Congress nieder. Die Gründe blieben über Jahrhunderte die gleichen: Die Aussagen der Bücher seien politisch untragbar, falsch, gefährlich, verleumderisch, obszön oder verderblich. Die Versuche, unerwünschte Bücher zu verbieten, gipfelten dabei oft in publikumswirksam inszenierten öffentlichen Bücherverbrennungen. Das Zeremoniell paßte sich den jeweiligen Gepflogenheiten an. Während bis zum Ende des 18. Jahrhunderts noch die Kirchenglocken läuteten und ein Scharfrichter die Strafe vollstreckte, indem er das Buch auf einen Scheiterhaufen warf, geht man heute gewöhnlicher leiser vor und entzieht sich - bedingt durch die negative Assoziatinskraft zur Bücherverbrennung 1933 - oft der Aufmerksamkeit der Medien. In moderner Zeit werden neben Büchern auch andere missliebige Publikationsformen wie Tonbänder, Schallplatten, CDs oder Videobänder verbrannt.
[Bearbeiten] Frühzeit und Mittelalter
- Der chinesische Kaiser Qin Shihuangdi griff im Zuge der Reichseinigung zu rigorosen Maßnahmen. So wurde die Vielfalt widerstreitender philosophischer Schulen abgeschafft und verboten. Lediglich die staatstragende Philosophie wurde gebilligt. 213 v. Chr. wurden die Bücher aller anderen Schulen verbrannt.

- Das Neue Testament schildert eine Bücherverbrennung, mit der bestimmte Kirchen und Christengruppen bis zur Gegenwart ihr Vorgehen gegen abweichende Meinungsdarstellungen verglichen und begründet haben: „Viele aber, die Zauberei getrieben hatten, brachten ihre [Zauber-]Bücher zusammen und verbrannten sie öffentlich und berechneten, was sie wert waren und kamen auf fünfzigtausend Silberdrachmen”. (Apostelgeschichte 19,19 ) Die neutestamentliche Überlieferung schildert hier das Wirken des Apostels Paulus in Ephesos, wo er auf seiner dritten Missionsreise für zwei Jahre Station machte. Die Wirkung seines missionarischen Eifers soll nicht zuletzt darin bestanden haben, daß bekehrte Magier ihre Bücher zusammentrugen und verbrannten. Die spektakuläre Aktion zeichnete sich offenkundig durch eine gewisse Freiwilligkeit aus, was bei späteren kirchlichen Bücherverbrennungen nicht immer der Fall war.
- 325 wurden die Bücher des Arius und seiner Schüler nach dem Ersten Konzil von Nicäa als häretisch verbrannt.
- 475 wurde die Bücher des Nestorius nach einem Edikt Theodosius II. als häretisch verbrannt.
- 1207 übergab der mit der Ketzerbekämpfung beauftragte Dominikus in Albi die Schriften der Albigenser den Flammen. Dominikus prüfte derart die Schriften der Albigenser, die im Feuer liegen bleiben und verbrannten, während die rechtgläubig katholischen Bücher in den Himmel emporgehoben wurden.
- 1242 kam es zur sogenannten Pariser Talmudverbrennung, bei der sämtliche in Frankreich, England, Portugal und im nicht-almohadischen Teil Spaniens entdeckten jüdische Bücher konfisziert und vernichtet wurden. Diese Bücherverbrennung ging auf eine Anweisung von Papst Gregor IX. an die dortigen Bischöfe zurück, denen es gelang Ludwig IX. zu überreden, zwölftausend Exemplare des Talmud in Paris verbrennen zu lassen. Weitere Päpste taten es ihm gleich, so Innozenz IV. (1243-1254), Clemens IV. (1256-1268), Johannes XXII. (1316-1334), Paul IV. (1555-1559), Pius V. (1566-1572) und Clemens VIII. (1592-1605), denes es fast gelang, das gesamte jüdische Schrifttum zu vernichten. Die Talmudverbrennung gilt als eines der größten Kulturverbrechen des Mittelalters.
- 1256 ordnete der Mongolen-Khan Hulagu die Verbrennung der großen Bibliothek an, welche die Assassinen auf Alamut zusammengestellt hatten. Lediglich alle Koran-Handschriften und wissenschaftlichen Werke wurden zuvor aussortiert.
[Bearbeiten] Neuzeit

- Am 7. Februar 1497 verbrannte der Dominikanermönch Girolamo Savonarola in einem „Scheiterhaufen der Eitelkeiten” pornographische und heidnische Bücher, Glücksspiele, Kosmetik, obszöne Bilder, Boccaccios Decamerone und alle Werke des Ovid, die in Florenz gefunden werden konnten.
- 1501 wurde die Bücherverbrennung papstfeindlicher Schriften in der Päpstlichen Bulle angeordnet
- 1520 erließ Papst Leo X. die Bulle "Exsurge Domine" gegen Martin Luther mit der Androhung des Bannes. Im Oktober wurden in einigen deutschen Städten die Schriften Luthers auf den Scheiterhaufen geworfen. Daraufhin verbrannte Martin Luther am 10. Dezember die kanonischen Rechtsbücher und die päpstliche Bannandrohungsbulle vor dem Elstertor in Wittenberg. Mit diesem Akt vollzog Luther die symbolische Loslösung von Rom. Ebenfalls am 10. Dezember 1520 wurden nach einem Aufruf Melanchthons vor den Toren der Stadt Wittenberg Bücher des päpstlichen Rechts und der scholastischen Theologie verbrannt. Die "Summa theologica" von Thomas von Aquin und der "Sentenzenkommentar" von Duns Scotus entgingen den Flammen, da der Organisator der Bücherverbrennung (wahrscheinlich Johannes Agricola) davon keine Exemplare auftreiben konnte.
- 1526 führte der englische Kardinal Wolsey in St Paul’s Cross in London in Anwesenheit von 30.000 Zuschauern die Verbrennung einer grossen Anzahl Lutheranischer Bücher durch.
- Am 12. Juli 1561 ließ der Bischof von Yucatán, Diego de Landa, vor dem Franziskanerkonvent in Mani alle Götzen und Objekte, von denen er meinte, dass sie den Maya zur Teufelsanbetung dienten, auf einem Scheiterhaufen verbrennen. So wurden auch sehr viele Bücher der Maya ein Opfer der Flammen. Nur vier Codices überlebten die Vernichtung und geben uns heute einen kleinen Einblick in die Lebenswelt der Maya.
- 1562 verurteilte Papst Leo X. Pietro Pomponazzis "Tractatus de immortalitate animae" (Abhandlung über die Unsterblichkeit der Seele) von 1516. Es wurde öffentlich verbrannt. Pomponazzi wies in seinem Werk die Unsterblichkeit der Seele als unhaltbar zurück.
- Um 1618 verbrannten Protestanten in England durch den Henker das "Book of Sports", das den puritanische Ansicht nach der Heiligung des Sabbath widersprach. ("10 of May the Boocke of Sportes upon the Lords day was burnt by the Hangman in the place where the Crosse stoode & at Exhange")
- 1650 fand die erste nachgewiesene Bücherverbrennung auf US-amerikanischem Boden auf dem Marktplatz von Boston statt, wo religiöse Schriften dem Feuer übergeben wurden. Dies begründete eine lange Tradition von Bücherverboten und Bücherverbrennungen in des USA.

- 1682 liess Fjodor III. von Russland Ahnenbücher der Nobilität verbrennen.
- 1793 orderte der französische Revolutionsführer Robespierre die Verbrennung religiöser Bibliotheken und der Bücher verherrlichender Literatur der französischen Könige an. Er forderte am 8. Januar 1794 in einer Sitzung des Klubs der Jakobiner, sämtliche Ausgaben der Zeitung "Vieux Cordelier" in der Saalmitte zu verbrennen.
- Am 18. Oktober 1817 wurden in Deutschland auf dem Wartburgfest anlässlich des 300. Reformationsjubiläums unter Berufung auf Luthers Verbrennung der Bannandrohungsbulle 1520 sowie des vierjährigen Siegestages über Napoleon in Anwesenheit von sechshundert Burschenschaftern mehrere Dutzend als reaktionär, antinational oder undeutsch eingestufter Bücher, darunter Werke des August von Kotzebue, Karl Leberecht Immermann, die „Germanomanie” des jüdischen Schriftstellers Saul Ascher sowie der Code Napoléon symbolisch den Flammen übergeben. Statt der echten Bücher verbrannte man mit deren Titeln beschriftete Makulaturbündel. (Siehe: Liste der verbrannten Bücher 1817).
- Am 4. Juli 1854 verbrannte der Bürgerrechtler William Lloyd Garrison die Verfassung der USA während eines Treffens der Abolitionisten in Framingham, Massachusetts als Dokument der Sklaverei.
- Die 1873 gegründete berüchtigte New York Society for the Suppression of Vice (Gesellschaft zur Bekämpfung des Lasters) des selbsternannten Zensors Anthony Comstock (1844-1915) führte die Abbildung einer Bücherverbrennung auf ihrem Siegel. Die "Erfolgsbilanz" Comstocks, der sich den viktorianischen Grundregeln verpflichtet sah, wird auf die Verbrennung von etwa 120 Tonnen Bücher sowie die Zerstörung unzähliger Druckerplatten und fast 4 Millionen Bilder geschätzt. Dazu kommen weitere 80 Tonnen Literatur von Autoren wie John Dos Passos oder Ernest Hemingway, deren Werke noch nach Comstocks Tod verbrannt wurden. Comstock ist damit der "grösste Bücherverbrenner" der Geschichte. Er hatte bis zu seinem Tod fünfzehn Verleger und Privatleute in den Selbstmord getrieben und 4000 Verhaftungen veranlasst. Seit 1871 führte der er einen Kreuzzug gegen alles, was seine Puritanermoral zuwider lief und initiierte 1873 das berüchtigte "Comstock-Law", das das Versendun "obszönen Materials" - sei es erotische Literatur, Nacktfotos oder "Gummiartikel" - bis heute unter Strafe stellt. Mehr als zweihundert private Organisationen in etlichen Bundesstaaten üben heute mit aktiver Unterstützung und finanzieller Förderung der Regierungen Druck auf Verlage, Buchhandlungen und Bibliotheken aus und machen Hetzjagd auf ihnen mißliebige Schriftsteller, Lehrer und Bibliothekare.
[Bearbeiten] 20. Jahrhundert
- Als die USA 1917 in den Ersten Weltkrieg eintraten, wurden in mehreren Bundesstaaten unter dem Absingen patriotischer Lieder wahllos aus den Bücherregalen herausgegriffene deutsche Bücher verbrannt.
- 1936 Griechenland. Im August ließ Diktator Ioannis Metaxas den Gedichtzyklus Epitaphios von Giannis Ritsos öffentlich verbrennen.
- Im 10. Mai 1933 fanden im nationalsozialistischen Deutschland im Zuge einer "Aktion wider den undeutschen Geist" der deutschen Studentenschaft Bücherverbrennungen statt, wobei in 22 Universitätsstädten, beginnend mit dem Opernplatz in Berlin, öffentlich zehntausende Bücher verbrannt wurden. Im Juni 1933 und in den Monaten danach folgten zahlreiche weitere Aktionen. (siehe: Bücherverbrennung 1933 in Deutschland und Liste der verbrannten Bücher).
- Im März 1938 organisierten die deutschen Nationalsozialisten der NSDAP, Landesgruppe Mexiko, unter Rüdt von Collenberg, in Mexico City ein "Fest für den vollzogenen Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich, dem man auch eine kleine Bücherverbrennung anschloss.
- Am 30. April 1938 fand in Salzburg nach dem Anschluss an Nazi-Deutschland die einzige Bücherverbrennung auf dem Gebiet des heutigen Österreich statt.
- 1938 wurden von den Nazis in vielen Städten und Dörfern Bücher jüdischer Gemeinden verbrannt (z.B. in den fränkischen Ortschaften Hagenbach, Karlstadt und Steinach).
- 1939 wurden bei der Besetzung Polens die Zentrale Heeresbibliothek (406.000 Bände) in Warschau und die Bibliothek des Majoratsgutes von Przezdziecki (30.000 Bände) verbrannt.
- 1941 wurden im nationalsozialistisch besetzten Elsass im Rahmen einer "Entwelschungsaktion" mehrere Bücherverbrennungen durchgeführt.
- 1953 erzwang der amerikanische Senator Joseph McCarthy im Zuge seiner "Kommunistenhatz" in den USA die Beschlagnahme und teilweise Verbrennung inkriminierter Literatur aus den Bibliotheken der United States Information Agency.
- Im Juni 1956 wurden Werke des Psychoanalytikers Wilhelm Reich im Zusammenhang mit seinen Theorien zur Orgon-Energie nach einer Anklage der amerikanischen U.S. Food and Drug Administration auf richterliche Anordnung auf seinem Anwesen in Rangeley (Maine) verbrannt. Ende desselben Jahres und im März 1960 wurden weitere sechs Tonnen von Reichs Veröffentlichungen, Büchern und Zeitschriften in der Gansevoort-Verbrennungsanlage in New York verbrannt. Bis in die 60er Jahre war jeder Besitz von Schriften von Wilhelm Reich in den USA verboten und wurden verfolgt.
- 1962 wurden die ersten studentischen "Botschafter", die nach Ostberlin einreisen durften, gezwungen, alle ihre mitgebrachten Bücher und Manuskripte vor der Einreise zu verbrennen.
- Am 3. Oktober 1965 verbrannte eine Gruppe Jugendlicher des Düsseldorfer EC (Entschiedene Christen) Groschenromane, Sex-Magazine und Bravo-Hefte, aber auch Bücher namhafter Autoren, wie Grass, Kästner oder Nabokow unter feierlichem Rezitieren von Bibelstellen, um Schriften zu vernichten, „die negative Wirkung auf sie gehabt hätten”. Die Idee kam den Jugendlichen nach der Lektüre der Apostelgeschichte, wo es heißt: „Viele aber, die da Zauberei getrieben hatten, brachten die Bücher zusammen und verbrannten sie öffentlich.” (19,19).
- Seit der Machtübernahme der Kommunistischen Partei in der Volksrepublik China werden öffentlich „anti-kommunistische” Bücher und Medien vernichtet. Dazu gehören vor allem Bücher und digitale Medien von verfolgten Gruppen wie Demokraten und Menschenrechtlern. Auch Medien von verbotenen religiösen Gruppen, wie Falun Gong, werden öffentlich vernichtet.
- Im Mai 1981 wurde die Jaffna Public Library in Sri Lanka gestürmt und niedergebrannt, wobei mehr als 95.000 Bücher den Flammen zum Opfer fielen.
- Am 28. November 1986 liess das Chilenische Innenministerium auf direkte Order des Diktators Augusto Pinochet in Valparaiso 15000 Exemplare des regimekritischen Buches "Clandestine in Chile: The Adventures of Miguel Littin" verbrennen.
- Der 1988 erschienene Roman Die satanischen Verse von Salman Rushdie wurde von Muslimen als gotteslästerlich verbrannt.
- 1992 griffen im Bosnienkrieg Serbische Truppen das Orientalische Institut in Sarajevo an, der gesamte Archivfonds wurde zerstört: ca. 250.000 laufende Meter, meistens Original-Dokumente, die Sammlung Manuscripta turcika (7.156 Dokumente), die Sammlung von Sidschilen (66 Sidschilen vom 17. bis zum 19. Jahrhundert), das Archiv vom Vilajet (ca. 220.000 Dokumente aus dem 19. Jahrhundert), die Sammlung von Tapien, die Sammlung mit den handschriftlichen Manuskripten (5.236 Kodeke). Auch die Universitätsbibliothek mit einigen zehntausend Büchern wurde komplett zerstört.
[Bearbeiten] 21. Jahrhundert
- Die wahrscheinlich erste Bücherverbrennung im 21. Jahrhundert betraf J. K. Rowlings "Harry Potter". Pastor George Bender und Mitglieder der amerikanischen christlichen "Harvest Assembly of God"-Kirche in Pittsburgh verbrannten während eines "book burning"-Gottesdienstes im März 2001 Harry Potter-Bücher mit der Begründung, der neue Held unzähliger Leser verherrliche Zauberei und Hexentum. Ebenfalls auf dem Scheiterhaufen landeten CDs und Videos von von Foreigner, AC/DC, Bruce Springsteen, Pearl Jam und Black Sabbath sowie die Walt Disney Videos "Herkules" und "Pinocchio". Weitere Verbrennungen fanden in Alamogordo (New Mexico), Charleston (South Carolina) und Cedar Rapids (Iowa) statt.
- Im Januar 2001 liess das Ägyptische Kulturministerium auf Druck islamischer Fundamentalisten 6000 Exemplare homoerotischer Poesie von Abu Nuwas verbrennen.
- Anfang 2001 kam es in Indonesien zu einer Reihe von „Sweepings” („Fegefeuer”) genannten Verbrennungen von als politisch links geltender Literatur, Mangas (japanischen Comics), Popmusik-CDs, aber auch von Khalil Gibrans Gedichtband Der Prophet. Sie entsprangen studentischem Protest gegen sinkendes Ausbildungsniveau wie auch fundamentalistischem, westliche Vorstellungen negierenden Moralismus.
- 2002 Tiflis: Bei einer Bibelverbrennung in Gestalt eines Brandanschlages auf ein Gebäude der Georgischen Bibelgesellschaft vernichtete eine extremistische Gruppe der georgisch-orthodoxen Kirche vor laufenden Kameras zehntausende „protestantischer” Bibeln.
- Am 30. März 2005 ordnete der türkische Landrat Mustafa Altinpinar in der südtürkischen Provinz Isparta an, alle Bücher des späteren Nobelpreisträgers Orhan Pamuk aus den öffentlichen Büchereien zu entfernen und zu verbrennen. Pamuk war und ist ein scharfer Kritiker der türkischen Kurdenpolitik und der offiziellen Haltung zum Genozid an den Armeniern im Jahre 1915. Der Landrat begründete seine Entscheidung mit dem Recht der türkischen Nation auf Notwehr gegen Verleumdungen. In den Buchregalen befand sich jedoch kein einziges Werk des Autors, da er schon vorher stark angefeindet wurde. Die Verbrennungsaktion fiel aus. Der Gouverneur der Provinz Isparta, Isa Parlak, hob wenig später die Entscheidung des untergebenen Landrats auf.
- Am 21.Mai 2006 verbrannten zwei Politiker in Ceccano (Italien) ein Exemplar des Buches "Sakrileg" von Dan Brown. Einer der beiden, Stefano Gizzi, begründete sein Handeln damit, "Jesus verteidigen" zu wollen. Der Auslöser für die Verbrennung war die Tatsache, dass in dem Buch "Sakrileg" die These aufgestellt wird, dass Jesus und Maria Magdalena ein Ehepaar waren und gemeinsame Kinder hatten.
- Am 24. Juni 2006 wurden auf einem Dorffest anlässlich der Sonnwendfeier in Pretzien (Sachsen-Anhalt) eine USA-Flagge und das Tagebuch der Anne Frank öffentlich und mit direktem Bezug auf die Bücherverbrennungen während des NS verbrannt.
[Bearbeiten] Heinrich Heine-Zitat
„Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.”
Dieses Zitat Heinrich Heines aus seiner Tragödie "Almansor" (1821, erschienen 1823) bezieht sich - entgegen einem weit verbreiteten Glauben - nicht auf die vier Jahre zuvor durchgeführte Bücherverbrennung während des Wartburgfestes 1817, sondern auf eine Verbrennung des Koran während der Eroberung des spanischen Granada durch christliche Ritter unter dem inquisitorischen Kardinal Mateo Ximenes de Cisneros. In Heines Toleranzstück spricht der Moslem Almansor ben Abdullah mit Hassan, der verzweifelt gegen die christliche Besatzung kämpft:

Almansor:
- Wir hörten daß der furchtbare Ximenes,
- Inmitten auf dem Markte, zu Granada -
- Mir starrt die Zung im Munde - den Koran
- In eines Scheiterhaufens Flamme warf!
Hassan:
- Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher
- Verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.
Heines Zitat wird allerdings als prophetisch für die Bücherverbrennung im Mai und Juni 1933 im nationalsozialistischen Deutschland angesehen und ist auf vielen Mahnmalen und Gedenkstätten zu lesen. (siehe: Bücherverbrennung 1933 in Deutschland)
Zur Bücherverbrennung auf dem Wartburgfest äusserte sich Heine an anderer Stelle:
- »Auf der Wartburg krächzte die Vergangenheit ihren obskuren Rabengesang, und bei Fackellicht wurden Dummheiten gesagt und getan, die des blödsinnigsten Mittelalters würdig waren! (...) Auf der Wartburg herrschte jener beschränkte Teutomanismus, der viel von Liebe und Glaube greinte, dessen Liebe aber nichts anderes war als Haß des Fremden und dessen Glaube nur in der Unvernunft bestand, und der in seiner Unwissenheit nichts Besseres zu erfinden wußte als Bücher zu verbrennen! Ich sage Unwissenheit, denn in dieser Beziehung war jene frühere Opposition, die wir unter dem Namen »die Altdeutschen« kennen, noch großartiger als die neuere Opposition, obgleich diese nicht gar besonders durch Gelehrsamkeit glänzt. Eben derjenige, welcher das Bücherverbrennen auf der Wartburg in Vorschlag brachte, war auch zugleich das unwissendste Geschöpf, das je auf Erden turnte und altdeutsche Lesarten herausgab: wahrhaftig, dieses Subjekt hätte auch Bröders lateinische Grammatik ins Feuer werfen sollen!« (Heinrich Heine: Ludwig Börne. Eine Denkschrift. Viertes Buch, 1840)
[Bearbeiten] Bücherverbrennung in der Literatur
- Der 1953 veröffentlichte utopische Roman Ray Bradburys Fahrenheit 451 beschreibt warnend eine Gesellschaft, die die Bücherverbrennung institutionalisiert hat und in dem Feuerwehrleute ausgeschickt werden, sie zu verbrennen. Die Temperatur Fahrenheit 451 (451°F) entspricht 232 Grad Celsius, dem Hitzegrad, »bei dem Bücherpapier Feuer fängt und verbrennt«.
- In George Orwells Roman "1984" werden nicht Regime-konforme Werke eingeäschert und die Verbrennung "aller Bücher vor 1960" propagiert.
- In Heinrich Heines Tragödie "Almansor" (1821) wird von der Verbrennung des Koran während der Eroberung des spanischen Granada durch christliche Ritter unter dem inquisitorischen Kardinal Mateo Ximenes de Cisneros berichtet. (siehe oben)
- In Don Quijote von Miguel de Cervantes verbrennen der Pfarrer und der Barbier Nikolas einen grossen Teil der Bücher Don Quixotes, da ihn diese um seinen Realitätssinn gebracht haben. Als zusätzliche Massnahme wird das Bücherzimmer zugemauert.
- Im 2. Teil des Dramas "Tamburlaine" von Christopher Marlowe (1587) verbrennt der Protagonist Tamburlaine nach der Eroberung der Türkei, Kleinasiens und Ägypten ein Exemplar des Koran um seine Unabhängigkeit zu verkünden.
[Bearbeiten] Literatur
- Ulrich Walberer (Hrsg.): Zehnter Mai 1933. Bücherverbrennung in Deutschland und die Folgen. Frankfurt 1983, ISBN 3596242452
- Hermann Rafetseder: Bücherverbrennungen. Wien 1988, ISBN 3205088581
- Jürgen Serke: Die verbrannten Dichter. Weinheim 2002, ISBN 3407808992
- Theodor Verweyen: Bücherverbrennungen. Heidelberg 2000, ISBN 3825310825
- Werner Treß: „Wider den undeutschen Geist!” Bücherverbrennung 1933. Berlin 2003, ISBN 3932529553
- Carola Schelle (Hrsg.): Stichtag der Barbarei. Anmerkungen zur Bücherverbrennung 1933. Hannover 1983. ISBN 3922382169
- Dr. Mona Körte, Dr. Cornelia Ortlieb (Hrsg.) "Verbergen - Überschreiben - Zerreißen, Formen der Bücherzerstörung in Literatur, Kunst und Religion", Berlin 2007, erscheint April, ISBN 9783503098118
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
- Eintrag BücherVernichten im BücherWiki
- http://www.shoa.de/buecherverbrennungen.html
- http://buecherverbrennung.de
- http://www.lettern.de/spbrennt.htm
Kategorien: Buch | Zensur