Kraniche
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Kraniche | ||||||||||
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Kranich im Abendlicht (Grus grus)
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Die Kraniche (Gruidae) sind eine Vogelfamilie aus der Ordnung der Kranichvögel (Gruiformes). Die 15 Arten dieser Familie sind weltweit vertreten. Die einzigen Ausnahmen bilden Südamerika und die Antarktis. Der in Mittel- und Nordeuropa heimische Vertreter dieser Ordnung ist der Graue Kranich.
Fossilfunde belegen, dass die Vorfahren der Kronenkraniche bereits vor 37 bis 54 Millionen Jahren, also seit dem Tertiär existieren. Die ältesten Funde von Echten Kranichen wurden mit etwas 5 bis 24 Millionen Jahren datiert.
Seit frühester Zeit hatten die Kraniche durch ihre auffällige Gestalt, sowie ihre anmutigen Balztänze und Flugkünste großen Einfluss auf Mythologie, Literatur und Poesie der Menschen.
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[Bearbeiten] Aussehen
Kraniche sind große, langbeinige und langhälsige Vögel. Anders als die ähnlich aussehenden, aber nicht näher verwandten Reiher (Ardeidae) fliegen Kraniche mit ausgestrecktem Hals. Sie unterscheiden sich von Reihern auch durch ihren kürzeren Schnabel und sind zumeist größer.
Ausgewachsene Vögel werden bis zu 1,15 Metern lang und 1,20 hoch, wobei die Hennen (Weibchen) ein wenig kleiner sind als die Hähne (Männchen). Die Flügelspannweite beträgt bis zu 2,40 Metern und und ihre Beine reichen ausgestreckt im Flug über ihren Schwanz hinaus. Das Gewicht ausgewachsener Männchen beträgt bis zu 7 Kilogramm, Weibchen sind etwa ein Kilogramm leichter.
Die vorherrschende Farbe der Kraniche ist ein helles, silbriges Grau, das zu den Extremitäten hin dunkler wird. Kopf und Hals sind dagegen schwarz gefärbt. Ein typisches Merkmal sind zum einen die weißen Seitenstreifen, die am Auge ansetzen und bis weit in den Nacken reichen können und zum anderen die roten, nackten Hautpartien an Kopf und Hals, die bis auf Jungfernkranichen und Paradieskranichen allen Arten zu eigen sind.
Ein weiteres markantes Merkmal sind die langen und am Ende ausgefransten Armschwingen. Wenn die Vögel ihre Flügel ausbreiten, können sie damit ihre gesamte Pracht zum Ausdruck bringen. Bei angelegten Flügeln hängen die Federn dann weit über den Schwanz, bei den Paradieskranichen sogar fast bis zum Boden. Die volle Länge der Federn erhalten die Vögel allerdings erst nach ihrer ersten Mauser. Danach wechseln sie in einem Abstand von zwei bis vier Jahren ihr Großgefieder, zumeist während der Aufzuchtzeit.
[Bearbeiten] Stimme
Kraniche haben verschiedene Rufe, die für das Sozialverhalten von Bedeutung sind. Der Kontaktruf der Küken äußert sich in einem sanft trillernden Ton. Bei Erregung geben sie ein lautes, pfeifendes Piepsen von sich. Der Bettelruf besteht aus einem klagenden Piepen. Trillernde Kontaktrufe dienen der Verständigung der Familienmitglieder. Um die Jungen zu warnen, werden Rufe, die aus scharfen und vokallosen Tönen bestehen, sowohl am Boden als auch in der Luft ausgestoßen.
Der laute trompetenartige Ruf wird durch den Resonanzraum der 100 bis 130 cm langen Luftröhre ermöglicht [1]. Beim „Duettruf“ folgt einer Rufreihe eine darauf abgestimmte Tonfolge. Sowohl Männchen als auch Weibchen können durch ihn die Abfolge der Duette einleiten. Beide richten dabei Kopf und Schnabel aufwärts, neigen den Hals nach hinten und heben die Schwingen an. Sie stehen eng beisammen und bewegen sich während der Rufreihen gemächlich nebeneinander fort. Der Duettruf ertönt bei Erregung an Sammel- und Rastplätzen, am häufigsten zur Brutzeit. Er kann durch Frequenzanalyse (Sonografie) zur individuellen Charakterisierung und Wiedererkennung verwendet werden.
Ein anderer lauter Ruf ist der Warnruf, der bei Gefahr von einem Paar oder mehreren Vögeln ausgestoßen wird. Der Doppelruf wird durch das Rufen eines Partners mit vorgestrecktem Hals eingeleitet. Das Männchen folgt darauf mit einem höheren Laut oder das Weibchen mit einem tieferen Ton. Er ist häufig bei Störungen in Brutrevieren über weite Distanzen zu hören.
Besonders bei eingeschränktem Sichtkontakt oder bei einer stärkeren Zugstimmung äußert ein suchendes Einzeltier oder die Gruppe den lauten Kontaktruf. Er kündigt auch den bevorstehenden Abzug an.
[Bearbeiten] Verbreitung
Vertreter der Kraniche lassen sich auf allen Kontinenten der Erde außer in der Antarktis und Südamerika finden. In Südamerika füllen Rallenkraniche diese Lücke, die nicht zu den echten Kranichen gehören, sondern eine eigene Unterordnung bilden.
[Bearbeiten] Gattungen und Arten
Unterfamilie Kronenkraniche (Balearicinae)
- Kronenkraniche (Balearica)
- Südafrika-Kronenkranich (B. regulorum)
- Kronenkranich (B. pavonina)
Unterfamilie Echte Kraniche (Gruinae)
- (Bugeranus)
- Klunkerkranich (B. carunculatus)
- (Anthropoides)
- Jungfernkranich (A. virgo)
- Paradieskranich (A. paradisea)
- (Grus)
- Nonnenkranich (G. leucogeranus)
- Weißnackenkranich (G. vipio)
- Brolgakranich (G. rubicundus)
- Saruskranich (G. antigone)
- Kanadakranich (G. canadensis)
- Schwarzhalskranich (G. nigricollis)
- Mandschurenkranich (G. japonensis)
- Grauer Kranich (G. grus)
- Mönchskranich (G. monachus)
- Schreikranich (G. americana)
[Bearbeiten] Ernährung
Kraniche sind opportunistische Fresser; sie ändern ihre Ernährungsweise mit den saisonalen Gegebenheiten. So fressen sie kleine Nagetiere, Fische und Amphibien, stellen sich aber auf Getreide und Beeren während des Spätsommers und Herbstes um.
[Bearbeiten] Fortpflanzung
[Bearbeiten] Balz und Paarung
Die meisten Kraniche haben ein kompliziertes und lautstarkes Balzverhalten, das auch als Kranichtanz bezeichnet wird. Der Tanz dient aber auch dem Ausdruck der Stimmung, der Reviermarkierung und der Kommunikation. Beim Tanzen springen Männchen und Weibchen mit ausgebreiteten Flügeln laufend umher und lassen ihr lautes Trompeten hören. Aber auch Prahlhandlungen, Laufen in Geraden und Kurven, Einknicken der Beine, Springen und Hochschleudern von Pflanzenteilen sind Bestandteile dieses Rituals. Durch Aufrichten des Oberkörpers, Abwinkeln der Flügel und durch gurrende Laute fordert das Weibchen das Männchen schließlich zum Aufspringen und damit zur Paarung auf. Ist der Tretakt vollzogen, springt das Männchen meist über den Kopf des Weibchens vorwärts ab. Nun folgen Duettrufe der Partner und danach normalerweise eine Putzphase. Das Duett ist die ganze Brutzeit und später als Zeichen des Zusammenhalts zu hören. Noch bevor die jungen Kraniche fliegen können, erlernen sie die vielfältigen Bewegungsabläufe. Häufig wird der Tanz von einem Vogel initiiert, dem sich dann weitere Vögel anschließen.
[Bearbeiten] Eiablage und Brut
Die Brut besteht in der Regel aus zwei Eiern im knietiefen Seichtwasser oder Moor. Kraniche sind, von wenigen Ausnahmen abgesehen, Bodenbrüter und nisten nicht in Kolonien, sondern abgeschieden von ihren Artgenossen. Die Brutzeit dauert vier bis sechs Wochen.
[Bearbeiten] Entwicklung der Jungen
Nach dem Schlüpfen können die Küken schon nach einem Tag laufen und schwimmen. Nach etwa zehn Wochen sind die jungen Vögel flugfähig. Die innige Verbindung zwischen den Eltern und den Jungvögeln hält bis zu ihrem Zug zum Winterquartier, spätestens aber bei ihrer Heimkehr in das Sommerquartier wird diese Verbindung gelöst.
Kraniche werden zumeist zwölf bis dreizehn Jahre alt, in Gefangenschaft können sie dagegen ein Alter von bis zu 40 Jahren erreichen.
[Bearbeiten] Verhalten
Die meisten Kranicharten sind gesellige Tiere, die außerhalb der Brutzeit große Gruppen bilden, sofern ihre Anzahl ausreichend ist. Bei einigen Arten wie zum Beispiel dem Kanadakranich oder dem Grauen Kranich finden sich Gruppen von tausenden von Vögeln zusammen, bei ihren Zügen zu den Winter- oder Sommerquartieren sind sogar Gruppen von mehreren zehntausend Exemplaren beobachtet worden.
[Bearbeiten] Zugverhalten
Während einige Kranicharten in wärmeren Klimazonen Standvögel sind, sind solche in kälteren Klimazonen Zugvögel, die lange Strecken überwinden müssen. Bei diesen Arten löst ein erblich fixierter Zugtrieb bei entsprechender Tageslichtdauer und Witterung, sinkendem Nahrungsangebot und innerartliche Wechselbeziehungen an den Sammelplätzen jährlich den Massenzug des Kranichs aus. Dabei werden die jeweils günstigsten geographischen und klimatischen Bedingungen ausgenutzt. Die Länge der zurückgelegten Tagestrecke kann zwischen 100 und mehr als 1000 Kilometern variieren. Sie ist von vielen Faktoren, die durch innere (Zugstimmung, Energiespeicherung als Fettdepot) und äußeren Gegebenheiten (Tageshelligkeit, Wetter, Höhenströmungen) abhängig.
Kraniche fliegen in Keilen, ungleichschenkligen Winkeln oder schrägen Reihen, so dass der Luftwiderstand reduziert und der Kontakt innerhalb der Gruppe gesichert wird. Während des Ziehens verständigen sie sich durch Laute, die nachts oder bei ungünstigen Sichtverhältnissen besonders häufig werden. Der Flug ändert die Richtung in Abhängigkeit von Windverhältnissen und ähnelt einer Schlängel- und Wellenlinie. Die Flughöhen schwanken auf Grund von Wind- und Sichtverhältnissen, Bodenreliefs sowie Höhenströmungen in weiten Grenzen. Während die normale Zughöhe zwischen 200 und 1000 m liegt, sind auch Höhen von bis zu 2500 m verbürgt. Die maximale Flughöhe liegt bei 4600 m.
Vermutlich erfolgt die Orientierung durch das Magnetfeld der Erde und Himmelsfaktoren sowie durch auffällige Landschaftsmerkmale. Diese erlernen die Erstzieher auf ihrem ersten Zug ins Überwinterungsquartier von ihren Eltern. Kraniche legen auf ihrem Zug Rasten von einigen Tagen, Wochen und Monaten ein. Am frühen Morgen fliegen sie in kleineren Schwärmen zur Nahrungsaufnahme auf die umliegenden Felder. Während des Zuges schwankt die Schwarmgröße sehr stark. Je länger und weiter vorangeschritten der Zug ist, desto kleiner werden die Schwärme. Der Kranichzug zum Beispiel des Grauen Kranichs ist eines der spektakulärsten und auffälligsten Schauspiele, die die Vogelwelt zu bieten hat.
[Bearbeiten] Kranich und Mensch
[Bearbeiten] Kraniche in der Kultur
Die Schönheit der Kraniche und ihre spektakulären Balztänze haben schon in früher Zeit die Menschen fasziniert.
[Bearbeiten] Etymologie und Benennung
Der Name Kranich ist etymologisch von den altdeutschen Wörtern „Kran“, „Kranch“ und „Krye“ abgeleitet. Das englische Wort „Crane“ ist nahe verwandt. Es besteht ein Bezug zum griechischen Wort „Geranos“, vom dem das lateinische „Grus“ abgeleitet sein dürfte. Von diesem stammen wiederum das italienische Wort „Gru“, das französische „Grue“ und das spanische „Grulla“ ab. Nach Isidor von Sevilla ist auch eine Ableitung der Bezeichnung Grus vom lateinischen „congruere“ (übereinstimmen) möglich. Somit beziehen sich die Benennungen sowohl auf den trompetenartigen Ruf dieses Vogels als auch auf seine synchronen Verhaltensmuster.
Etymologen haben zudem einige Namensverwandtschaften festgestellt. So heißen die vom Kranich gerne gefressenen „Kronsbeeren“ (Preiselbeeren) auf englisch „Cranberry“. Das französische Wort „Pedigree“ (Stammbaum) stammt vom altfranzösischen „Pied de grue“ (Fuß des Kranichs) ab, da die Abstammungslinien den Zehen am Fuß des Kranichs glichen. Mit der langhalsigen Hebevorrichtung des „Geranos“ - der Vorläufer des heutigen „Krans“ - waren schon in der Antike des Euripides Theater ausgestattet.
[Bearbeiten] Mythologie und Kult
In der ägyptischen Mythologie galt der Kranich „Sonnenvogel“. Er wurde sowohl als Opfergabe für die Götter als auch als Speisevogel genutzt. In den Hieroglyphen steht seine Figur für den Buchstaben „B“.
In griechischen Mythologie war der Kranich sowohl Apollon, dem Gott der Sonne und Demeter, der Erd- und Fruchtbarkeitsgöttin, als auch Hermes als Bote des Frühlings und des Lichts zugeordnet. So lasen die Auguren (Priester) in Griechenland aus den Flugformationen der Kraniche. Außerdem galten Kraniche als Symbol der Wachsamkeit und Klugheit.
Laut Homers Ilias soll ein Heer von menschenfressenden Kranichen nach Süden gezogen sein, um in den Nilsümpfen das kleine Volk der Pygmäen zu jagen. Zudem wird bei Homer der „Reigen der Ariadne”, der sich nach Pausanias in Knossos auf Kreta fand, erwähnt. Der Grieche Theseus soll einen Geranos genannten Reigen auf der Insel Delos eingeführt haben. Diesen den Gängen des Irrgartens auf Kreta nachempfundenen Tanz hatte er von seiner Geliebten, der kretischen Königstochter Ariadne, die ihn ihrerseits vom berühmten Handwerker und Erfinder Daidalos erlernt hatte. Aristoteles bezeichnet ihn als den Vogel, der äußerst wachsam sei und „aus den skythischen Ebenen in die oberhalb Ägyptens liegenden Sümpfe“ ziehe.
Der keltische Gott Ogma soll die Oghamschrift erfunden haben, nachdem er den Flug der Kraniche beobachtet hatte, welche als Hüter des Geheimnisses dieser Schrift galten. In Irland erbaten Bauern von der Göttin Manannan, die einen Beutel aus Kranichhaut mit den Schätzen des Meeres trug, gute Saat und die Seefahrer eine gute Reise. Das in der Sage von Herzog Ernst erwähnte Volk der Agrippiner bestand aus Mischwesen aus Mensch und Kranich. Diese bedrängten ein Zwergenvolk, bis Ernst sie von denen befreien konnte. Die Bezeichnung „Vogel des Glücks“ leitet sich in Schweden von der Ankunft des Kranichs als Vorzeichen für den Frühling her, der Wärme, Licht und Nahrungsfülle einleitet.

Im alten Kaiserreich China war der Kranich (鹤 hè) Symbol für ein langes Leben, Weisheit, das Alter sowie die Beziehung zwischen Vater und Sohn. Zudem galt er in der chinesischen Mythologie als „Himmelskranich“ oder „Seligenkranich“, da man glaubte, dass sich taoistische Priester nach ihrem Tod in einen gefiederten Kranich verwandelten oder dass die Seelen der Verstorbenen auf dem Rücken von Kranichen zum Himmel getragen würden. In der Qing-Dynastie war der Kranich Abzeichen der Zivilbeamten des ersten Rangs.
In Japan ist der Kranich ein Symbol des Glücks der Langlebigkeit. Nach alter japanischer Legende bekommt derjenige, der 1000 Origami-Kraniche faltet, von den Göttern einen Wunsch erfüllt. Noch heute wird zu besonderen Anlässen, wie Hochzeiten oder Geburtstagen, ein gefalteter Papierkranich überreicht. Seit dem Tode des Atombombenopfers Sadako Sasaki, die mit dem Falten von Origami-Kranichen gegen ihre durch die Strahlung verursachte Leukämie-Erkrankung ankämpfte, sind Origami-Kraniche auch Symbol der Friedensbewegung und des Widerstandes gegen Atomwaffen.
Auf Hokkaido führen die Frauen der Ainu ebenso einen Kranichtanz auf, wie in Korea im Hof des Tongdosa-Tempels seit der Silla-Dynastie ein Kranichtanz aufgeführt wird. Die zentralafrikanische Königin der Pygmäen, Gerana, soll nach antiken Erzählungen in einen Kranich verwandelt worden sein, weil sie sich für verehrungswürdiger als die Göttinnen gehalten hatte. Die Azteken waren ein Volk aus der Region Aztlan, was „nahe den Kranichen“ bedeutete. Im Aberglauben heißt es, im Schwarm um das Haus kreisende Kraniche kündigten baldigen Nachwuchs an.
[Bearbeiten] Heraldik
Der Kranich ist in der Heraldik das Symbol der Vorsicht und der schlaflosen Wachsamkeit.
Aus griechischen Quellen kommt das Motiv, dass der fliegende Kranich Steinchen im Schnabel trägt, um sich nicht durch eigene Rufe über dem Taurus zu verraten und in die Fänge der Adler zu geraten. Im römischen Kulturkreis hat der Kranich weitere Bedeutungen hinzugewonnen. So galt er als Symbol der „Prudentia“, des vernünftigen und klugen Handelns, der „Perseverantia“, der Beharrlichkeit, und der „Custodia“, der Sorgfalt des Handelns. Aus der „Vigilantia“, der sittlichen und militärischen Wachsamkeit, entstand der „Grus vigilans“. Dieser hält einen Stein mit der Klaue hoch, damit er im Falle des Einschlafens sogleich vom Geräusch des Fallens geweckt würde. Man findet dieses Motiv auf vielen Emblemen, Wappen und Insignien, aber auch an Häusern und Burgen. So heißt es im Giebellied des Kranichhauses in Otterndorf:
- Der Kranich hält den Stein,
- des Schlafs sich zu erwehren.
- Wer sich dem Schlaf ergibt,
- kommt nie zu Gut und Ehren.
Kirchenvater Ambrosius verwendet dieses Bild als ein Gleichnis für die Furcht vor Gott zum Schutz gegen die Sünde und das Teufelswerk. Weiterhin vergleicht er das Fallen den Steins mit dem Ruf der Kirche (Glockengeläut). Zudem sollen es seinen Ansichten zufolge die Menschen den Kranichen nachmachen, indem die Starken die Schwachen stützen.
[Bearbeiten] Märchen, Fabeln und Literatur
In alten Volksmärchen und Überlieferungen tritt der Kranich, der in der Regel mit positiven Eigenschaften besetzt wird, als Verkünder von Geburten und Hochzeiten, aber auch von Krieg und Tod in Erscheinung. In Fabeln wird er in der Regel zum Aufzeigen menschlicher Ungerechtigkeit und Undankbarkeit genutzt.
Die jakutische Geschichte Die Kranichfeder handelt von einem Kranich, der sich in ein schönes Mädchen verwandelt, um einen Menschenmann zu heiraten. Als er eines Tages sein abgestreiftes Federkleid wiederfindet, schwingt er sich davon, so dass er für die Flüchtigkeit des Sommers und der Liebe steht. Auch das russische Märchen Reiher und Kranich sowie das finnische Fuchs und Kranich, in dem der Fuchs von ihm das Fliegen lernen will, behandeln diesen Vogel. In deutschen Fabel von Fuchs und Kranich [2] laden sich beide gegenseitig zu einem Mahl ein, das nur sie selbst verzehren können. Auch Johann Wolfgang Goethe widmet sich dieser Thematik in einem Gedicht [3]. Auch in der Äsopschen Fabel vom Wolf und Kranich [4] geht es unrecht zu. Hier befreit der Kranich den Wolf zwar vom im Halse steckengeblieben Knochen, wird aber um seinen Lohn betrogen.
In den Tiergeschichten von Haanpääs wird der Kranich vermenschlicht und individualisiert. So handelt die Erzählung Der flügellahme Kranich von einem Exemplar, das nicht in den Süden ziehen kann und sich im Winter gegen seine Feinde durchsetzen muss. Darauf nimmt auch Theodor Fontanes Gedicht Der Kranich Bezug, dass erzählt, wie ein Kranich mit gestutzten Flügeln sehnsuchtsvoll versucht, mit seinem Artgenossen zu ziehen und nach vergeblichem Bemühen von den Hühnern ausgelacht wird.
Der altisraelitische Prophet Jeremia verwendet das Zugverhalten dieses Vogels gleichnishaft (Zeit der Umkehr) in der Bibel.
In der Dichtung wird der Kranich symbolisch für etwas „Erhabenes“ in der Natur verwandt. Wilhelm Buschs Der kluge Kranich [5] spielt auf den Stein tragenden wachsamen Vogel an. Friedrich Schiller inspirierte die Geschichte der Kraniche, deren Erscheinen die Mörder des Dichters Ibykus verraten, zu der berühmten Ballade Die Kraniche des Ibykus [6]. Johann Wolfgang Goethe lässt in Faust (Vor dem Tor) [7] den Protagonisten klagen:
- Und über Flächen, über Seen
- Der Kranich nach der Heimat strebt.
Auch die Gedichte Der Kranich von Nikolaus Lenau, Die Kraniche von N. M. Rubcow und Ewald von Kleists Der gelähmte Kranich haben diesen Vogel zu Thema.
In Ernst Wiecherts Die Jeronim-Kinder wird durch den Kranich beschrieben, wie der Eierräuber Gogun die Gelege und Jungvögel stiehlt, um sie an Gutsbesitzer zu verkaufen. In Viktor S. Rozows Drama Die ewig Liebenden werden diese Vögel als Motiv beim Tod des Protagonisten Boris verwendet. In Tschingis Aitmatows Novelle Frühe Kraniche treten Kraniche als Künder des nahen Frühlings, der Liebe und Lebensfreude, aber auch als Mahnung gegen Krieg, Entfremdung und Entzweiung auf. Auch Selma Lagerlöf erwähnt den Kranich in Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen in einem Kapitel (Der große Kranichtanz auf dem Kullaberg).
[Bearbeiten] Musik, Kunst und Film
In der Oper Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny von Bert Brecht beschäftigt sich ein Musikstück mit dem Kranich (Siehst du die Kraniche im hohen Bogen ...).
In der bildenden Kunst ist der Kranich von der Frühzeit bis in die jüngste Gegenwart zu finden. Er ist sowohl auf Tafel- und Wandbildern als auch auf Miniaturen und Illustrationen ein Motiv. Zudem existieren handwerkliche und plastische Werke aus Textil, Keramik, Holz, Stein, Bronze, Edelmetallen und anderen Materialien. Besonders in Asien wird dieser Vogel gern auf Bildern wiedergegeben.
In der christlichen Kunst stellt das Mosaik der Kirche San Marco in Venedig mit anderen Vögeln auf den Einlass in die Arche Noah wartende Kraniche dar. Auf einem Stich zeigt Albrecht Dürer Justitia mit dem steintragenden Kranich an ihrer Seite.
Im Film Wenn die Kraniche ziehen des russischen Regisseurs Michail Kalatosow bilden fliegende Kraniche das Motiv, wenn es um den Tod des Protagonisten Boris geht.
[Bearbeiten] Sonstiges
Der fliegende Kranich ist ein Markenzeichen moderner Verkehrsmittel. So tragen ihn Automobile der Hispana Suiza, aber auch Fluggesellschaften wie Japan Air Lines, Uganda Air Lines und Xiamen Air Lines in China. Die Deutsche Lufthansa verwendet ihn bereits seit 1926 als Firmenzeichen, das 1918 von Otto Firle in Berlin geschaffen wurde.
Die Einsatzeinheit (EE) der österreichischen Polizei, welche am Flughafen Wien-Schwechat aus Anlass des dort am 27. Dezember 1985 stattgefundenen Terroranschlages gegründet wurde, trägt ebenfalls den Namen „EE Kranich“. Der Name wurde wegen der besonderen Wachsamkeit des Vogels und wohl auch in Assoziation zum Flug gewählt.
[Bearbeiten] Der Umgang mit dem realen Tier
[Bearbeiten] Kraniche als Jagdbeute
Aufgrund von Felszeichnungen, die man in spanischen Höhlen sowie in Schweden gefunden hat, und aufgrund der Funde von Knochen in jungsteinzeitlichen Siedlungen weiß man, dass Kraniche schon in vorgeschichtlicher Zeit gejagt wurden. Interessanterweise sind in Ungarn gefundene Knochen aus römischer Zeit etwa 10 bis 20 Prozent größer als die heutiger Vögel. Den Menschen dienten Fleisch und Eier als Nahrung, Knochen als Werkzeuge und Federn als Schmuck.
Der antike Dichter Horaz sah ihn als „angenehme Beute“, hätte er doch nur nicht so viele Sehnen. Auch heute werden noch auf einigen Märkten in Afrika und Indien Vögel zum Kauf angeboten. Im Mittelalter galten Kraniche als edle Beute. Das Jagdbuch von Petrus de Crescentii beschreibt das Vorgehen. Demnach spannte man Netze, in die man in der Dämmerung die Vögel hineinscheuchte. In seinem Falkenbuch, dem Codex De arte venandi cum avibus (Über die Kunst, mit Vögeln zu jagen) hat der Stauferkaiser Friedrich III. den Kranich bei verschiedenen Tätigkeiten in Farbminiaturen dargestellt.
[Bearbeiten] Kraniche als Schädling
Nach einem byzantinischen Bauernspruch sei es einfacher, „den Felsen zu bebauen als Felder und Hügel, die den Kranich zum Nachbarn haben“. Als „Samenräuber“ und „Schollenknacker“ fingen die alten Griechen den Kranich mit Netzen, Schlingen und Leimruten. In Preußen ließ Friedrich Wilhelm I. zur Kultivierung von Stromtälern und Flussauen die Jagd auf Kraniche „wegen ihres großen Schadens“ anordnen.
[Bearbeiten] Kraniche als Zeitenmesser
Eine Reihe von Bauernregeln nehmen Bezug auf den Zug der Kraniche, der in Beziehung zu Aussaat und Ernte gesetzt werden. So findet sich bereits beim griechischen Schriftsteller Hesiod der Hinweis:
- Merke du auf, sobald du des Kranichs Stimme vernommen,
- Der alljährlich den Ruf von der Höh' aus den Wolken dir sendet;
- Bringt er die Mahnung doch zum Säen, verkündet des Winters Schauer...
Zudem sollen hoch fliegende Kraniche gutes Wetter ankündigen.
[Bearbeiten] Kraniche als Ziervogel
Als Ziergeflügel wurden Grau- und Jungfernkraniche sowohl in China („Vogel ersten Ranges“) und in Indien („Vornehmster aller Gefiederten“) als auch im Alten Ägypten gehalten. Davon berichten über 4000 Jahre alte Reliefs in ägyptischen Gräbern der Pharaonenzeit. Auch die Grabkammer des Ti weißt darauf hin, dass diese Vögel in halbzahmen Herden als Opfertiere gehalten und gemästet wurden.
Aus Schriften des Römers Varro lässt sich schließen, dass Kraniche auch später als Hausvogel gehalten wurden. Dabei wurden sie zur Bewachung von Haus und Hof eingesetzt, um mit ihrem lauten trompetenähnlichen Schreien zuverlässig vor Raubtieren und Greifvögeln zu warnen. Als Karl der Große jedoch ein salisches Gesetz änderte, ging dieser Brauch verloren.
[Bearbeiten] Schutz der Kraniche
Bei vielen Arten sind die Populationen bis zum Ende des 20. Jahrhunderts stark rückläufig gewesen. Sie wurden als Ernteschädiger gejagt und ihr Lebensraum durch die intensive Nutzung des Menschen sehr eingeschränkt. Das Schicksal des nordamerikanischen Schreikranichs hatte eine der ersten Gesetzgebungen zur Folge, die vom Aussterben bedrohte Arten schützen sollten. Elf von fünfzehn Arten wurden bereits 1977 von der IUCN als „bedroht“ kategorisiert.
Mittlerweile ist das Bewusstsein für den Schutz der Vögel auch in der Politik angekommen. Bauern dulden die Kraniche, da die Schläge (Saatfraß) nur geringen Schaden anrichten. Natureingriffe wie in der Extremadura in Spanien, wo die für die Kraniche seit Jahrhunderten Schutz und Nahrung bietenden Eichenbestände abgeholzt wurden, werden zumindest in Europa seltener und Kranichschützer haben frühere, verwaiste Rast- und Überwinterungsplätze renaturiert beziehungsweise verfeuchtet.
Zu den Organisationen, die sich besonders dem Schutz des Kranichs gewidmet haben, zählt die International Crane Foundation, die in den USA ansässig ist, sowie die europäische European Crane Working Group.
[Bearbeiten] Referenzen
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Klangbeispiel
- ↑ http://www.hekaya.de/anzeigen.phtml/maerchen/europa_41
- ↑ http://www.textlog.de/18777.html
- ↑ http://www.hekaya.de/anzeigen.phtml/fabel/aesop_44
- ↑ http://www.wilhelm-busch-seiten.de/gedichte/letzt75.html
- ↑ http://gutenberg.spiegel.de/schiller/gedichte/ibykus.htm
- ↑ http://www.wissen-im-netz.info/literatur/goethe/faust/1teil/02.htm
[Bearbeiten] Literatur
- Claus-Peter Lieckfeld, Veronika Straaß; Mythos Vogel, München 2002
- Carl-Albrecht von Treuenfels; Kraniche - Vögel des Glücks, Verlag Rasch und Röhring Hamburg 1998. ISBN 3-89136-653-1
- Carl-Albrecht von Treuenfels; Zauber der Kraniche. Knesebeck, 2005, ISBN 3896602667
- Wolfang Mewes, Günter Nowald, Hartwig Prange; Kraniche - Mythen, Forschung, Fakten, G. Braun Buchverlag Karlsruhe 1999, ISBN 3-7650-8195-7
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Gruidae-Kraniche – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |