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Matra - Wikipedia

Matra

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Dieser Artikel behandelt das französische Unternehmen Matra. Zum ungarischen Gebirge Mátra siehe Mátra-Gebirge.

Mécanique Avion TRAction, kurz Matra ist eine im Jahre 1945 gegründete französische Firma mit einem weitreichenden Tätigkeitsbereich, zunächst in den Bereichen Flugzeug- und Rüstungsbau sowie der Kunststoffverarbeitung.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Firmenpolitik

Jean-Luc Lagardère kaufte massiv Firmen auf. Dadurch entstand für Matra ein sehr vielseitig ausgerichtetes Tätigkeitsfeld. Heute firmiert ein Teil dieses Unternehmens (nach der Fusion von Aérospatiale und Matra Haute Technologie zu Aerospatiale-Matra) und Matra Marconi Space unter dem Namen Groupe Lagardère.

Matra selbst gehört 2004 zur EADS (European Aeronautic Defence and Space Company), an dem die Lagardère Gruppe einen 15%igen Anteil hält.

[Bearbeiten] Fahrzeugherstellung

[Bearbeiten] Markengeschichte

Anfang der 1960er Jahre übernahm Matra den Autohersteller René Bonnet. Diese Firma hatte zwei Standbeine: Herstellung und Einsatz von Rennwagen sowie die Kleinserienproduktion von Sportwagen. Matra erwarb die Firma vor allem als Imageträger, damit der Markenname nicht nur mit Rüstungsgütern in Verbindung gebracht wurde. Auch nach der Übernahme blieb die Firma, jetzt als 'Matra Automobile', in ihrer Ausrichtung unverändert.

Um 1970 folgte die nächste Zäsur, als 'Matra Automobile' den Vertrieb an die französischen Niederlassung "Simca" des amerikanischen Autogiganten Chrysler abgab. Von nun an wurden die Fahrzeuge unter dem Markennamen 'Matra-Chrysler-Simca' verkauft. Auch unter Chrysler wurden zunächst Rennsport und Serienfertigung parallel betrieben, wobei der Schwerpunkt sich im Laufe der Jahre immer stärker in Richtung Serienproduktion verlagerte. Ab Mitte der 70er Jahre wurde die Modellpalette um das Freizeitfahrzeug Matra-Simca Rancho erweitert, ein (zu) früher Vorläufer der heutigen SUVs. Zur gleichen Zeit wurden die Rennsportaktivitäten vollständig eingestellt.

Die nächste Zäsur erfolgte im Jahre 1980. Chrysler, wirtschaftlich schwer angeschlagen, verkaufte seine gesamten europäischen Aktivitäten an den französischen PSA-Konzern. PSA hatte kein Interesse an Matra, die Firma wurde wieder in den 'alten' Matra-Konzern eingegliedert. Da Peugeot den Markennamen Simca durch den Namen Talbot ersetzte, wurden die Matras in den Folgejahren als Talbot-Matra verkauft.

1984 endete die Zusammenarbeit mit PSA/Talbot. Von diesem Zeitpunkt an bis zum Ende der Automobilproduktion arbeitete Matra in Partnerschaft mit Renault. Diese Zusammenarbeit endete mit der Insolvenz von Matra Automotive im Frühjahr 2003. Die Produktion wurde eingestellt, die Produktionsanlagen abgebaut. Heute existiert von Matra Automotive nur noch die Entwicklungsabteilung, die von Pininfarina übernommen wurde.

[Bearbeiten] Rennsport

Matra stieg 1968 als Chassis-Hersteller in die Formel 1 ein. Jackie Stewart wurde 1969 mit einem durch das britische Tyrrell-Team eingesetzten Matra Weltmeister. Der Wagen wurde dabei mit einen Rennmotor von Ford-Cosworth angetrieben. Es wurde auch eine Allrad-Version (Matra MS84) eingesetzt, allerdings mit dem geringen Erfolg, dass Matra-Pilot Johnny Servoz-Gavin der einzige Fahrer der Rennsport-Geschichte ist, der mit einem allradgetriebenen F1-Boliden einen WM-Punkt (6. Platz, Mosport Park, Kanada) einfahren konnte. Für die Saison 1970 drängte Matra auf die Verwendung des eigenentwickelten V12-Motors, worauf sich Tyrell von den Franzosen trennte.

Ebenso erfolgreich war Matra mit Sportwagen für Langstrecken-Rennen, die mit diesem V12-Motor ausgestattet waren. Die Matra 670 und Matra 690 gewannen die 24h-Rennen von Le Mans in den Jahren 1972, 1973 und 1974.

[Bearbeiten] Serienproduktion

Matra 530, Bj. 1972
Matra 530, Bj. 1972

Das letzte von René Bonnet vorgestellt Sportwagenmodell namens Djet wurde zunächst unter dem Markennamen Matra weiter produziert und vertrieben. 1967 wurde der Djet durch den Matra 530 abgelöst, der nach einer Rakete aus dem Rüstungsbereich der Firma benannt war. Der Matra 530 war ein viersitziger(!) Mittelmotor-Sportwagen mit Ford V4-Motor, der genau wie sein Vorgänger über seinem Stahlchassis eine Kunststoff-Karosserie trug - eine Bauweise, die alle späteren Matra-Modelle auszeichnet. Von diesem Modell wurden ebenso wie von seinem Vorgänger nur wenige hundert Exemplare pro Jahr hergestellt.

Talbot Matra Murena
Talbot Matra Murena

Nach der Übernahme durch Chrysler musste dieses Modell schon aufgrund seiner Ford-Technik schnellstmöglich ersetzt werden. So erschien 1973 ein neues Modell, dessen Technik von der europäischen Chrysler-Tochter Simca stammte: Der Matra Bagheera (in Anlehnung an den Panther aus dem Dschungelbuch). Dieses Modell zeichnete sich durch drei nebeneinander angeordnete Sitze aus - eine Bauweise, die auch beim 1980 erschienenen Nachfolgemodell Matra Murena beibehalten wurde. Die Produktionskapazität wurde kontinuierlich erweitert, die Produktion lag jetzt bereits bei mehreren tausend Fahrzeugen im Jahr.

[Bearbeiten] Talbot Matra Rancho

Talbot-Matra Rancho
Talbot-Matra Rancho

1976 erschien mit dem Rancho eine zweite Baureihe. Es wurde als Freizeitfahrzeug von 1977 -1979 als Matra-Simca Rancho bei dem Automobilherstellers Simca und von 1979 -1984 als TALBOT-Matra Rancho von Talbot hergestellt. Der Rancho war ein Hochdachkombi auf Basis des Simca 1100 Pick-Up mit Geländewagenoptik. Nach erfolgreichem Start ließen seine Verkaufszahlen ebenso wie die des Matra Bagheera bald nach, da beiden Fahrzeugen aufgrund ihrer Verarbeitung und ihres mangelhaften Rostschutzes bald ein schlechter Ruf vorauseilte.

Matra nahm dies zum Anlass, beim Matra Murena das Stahlchassis vollständig zu verzinken. Diese Verzinkung erfolgte durch ein Kataphorese-Tauchbad, bei dem sich mehrere Kilogramm(!) Zink an jedem Chassis ablagerten und es so wirkungsvoll vor Rost schützten. Trotzdem wurde der Murena weit weniger erfolgreich als sein Vorgänger, da die Käufer sich nach den Erfahrungen mit dem Vorgänger in Zurückhaltung übten - und weil die Produktion bereits nach knapp vier Jahren gemeinsam mit der des Rancho im Jahr 1984 endete.

[Bearbeiten] Renault Espace

Renault Espace
Renault Espace

Ab diesem Zeitpunkt wurde bei Matra der Renault Espace produziert. Hiermit erzielte Matra einen kommerziellen Erfolg. Er wurde bis zum Jahr 2002 bei Matra gefertigt.

[Bearbeiten] Renault Avantime

Renault Avantime
Renault Avantime

Nachdem Renault den Espace seit 2002 selbst herstellt, konnte der durch Matra entwickelte und hergestellte Renault Avantime nicht den gesetzten Verkaufszahlen entsprechen.

[Bearbeiten] Das Ende

Die massiven Absatzprobleme, verbunden mit dem Wegfall wichtiger Systemlieferanten zwang am 27. Februar 2003 dazu, das Fahrzeugwerk in Romorantin-Lanthenay zu schließen.

In Romorantin-Lanthenay gibt es noch das Matra-Museum. Diese liebevoll gepflegte Einrichtung bietet seinen Besuchern einen Überblick über die gesamte Palette der Renn- und Straßenfahrzeuge, die dort produziert wurden.

Seit 2004 gehört die Automobilsparte von Matra zum italienischen Karosseriehersteller Pininfarina.

[Bearbeiten] Zeitleiste

Zeitleiste der Talbot/Chrysler Europe/Simca/Rootes/Matra-Modelle von 1945 bis 1986
Typ SIMCA bis 1957,
Rootes Groop bis 1967 unabhängig
Einstieg von Chrysler, Bildung von Chrysler Europe Ab Ende 1978 Teil von PSA (Peugeot)
40er 50er 60er 70er 80er
5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9
Kleinwagen Imp / Imp Californian / Husky4 Sunbeam5 Sunbeam5
Chamois4
Stiletto4
... 5 / 6 1000/900/1005/1006 Samba8
Kompaktklasse Avenger5 Avenger5 Avenger5
... 8 / 8/1200 11007 11007
Horizon7 Horizon7 Horizon7 Arizona
Mittelklasse ...Minx (Mk I-Mk VII) / Husky Mk I Minx / Husky (SI-SIII)1 Super Minx2 New Minx3 Hunter3 Hunter3
SM 1500 Hunter Gazelle1 Vogue2 New Gazelle/Vogue3
...Ten/2L 80/90 (MkI) 90 (MkII) Mk III Rapier (SI-V)1 New Rapier / Rapier H1203
Sceptre I+II2 New Sceptre3 Solara6
Hawk (Mk I-III) Hawk (Mk IV-VI) Hawk (SI-IV) Alpine6 Alpine6
9 Aronde Aronde Aronde (P60) 1300/1500 1301/1501 1301/1501 1307/13086 15106 15106
Obere Mittelklasse ...Snipe / Super Snipe (I-III) Super Snipe (VI) Super Snipe (SI-V)
Baby Ariane 160/180 160/180/2L 1610/2L 1610/2L Tagora9
Oberklasse Pullman / Imperial (Mk I IV) Imperial
Record Vedette
Coupé / Cabrio Imp Sport4
1000 Coupé 1200 S
Alpine MkI/III Alpine SI-IV / Tiger New Alpine3
Comète America
Sportwagen T26 Grand Sport / Saoutchik Sport DJET JET 530 Bagheera Bagheera Bagheera Murena
SUV Rancho Rancho
Kastenwagen 1100 VF2/VF3 Citylaster Citylaster
Talbot-Lago, 1959 an Simca verkauft SIMCA: Lizenz- produktion von Fiat SIMCA: 1954 von Ford France SA hinzugekauft SIMCA: teilweise auf Basis von Fiat oder Ford weiterentwickelt Chrysler- Simca Humber, Marke der Rootes- Gruppe, wird 1975 eingestellt Sunbeam- Talbot, Marke der Rootes- Gruppe bis 1953 Sunbeam, Marke der Rootes- Gruppe ab 1953, wird 1975 eingestellt Singer, Marke der Rootes- Gruppe seit 1954, wird 1975 eingestellt Hillman, Marke der Rootes- Gruppe Chrysler René Bonnet Sportwagen Matra Matra- Simca Talbot- Matra Talbot- Simca Talbot, Marke wird 1986 eingestellt

1gemeinsame Plattform der Rootes-Gruppe auf Basis des Hillman Minx 1956
2gemeinsame Plattform Audax der Rootes-Gruppe auf Bais des Hillman Super Minx
3gemeinsame Plattform Arrow der Rootes-Gruppe
4gemeinsame Plattform der Rootes-Gruppe auf Basis des Hillman Imp
5gemeinsame Plattform – Chrysler Avenger, Projekt 424
6gemeinsame Plattform – Chrysler Projekt C6
7gemeinsame Plattform – Chrysler Projekt C2
8gemeinsame PSA-Plattform mit Peugeot 104 und Citroën LN
9Chrysler Projekt C9, viele Teile mit Peugeot 604 gleich

[Bearbeiten] Computer

Matra produzierte einen Heim-Computer, den Matra Alice.

[Bearbeiten] Telekommunikationslösungen

Im Jahre 2000 stieg Matra in das Geschäft mit Telekommunikationsanlagen (TK-Anlagen) ein. Nach anfänglichem Erfolg wurde die Sparte kurz darauf vom europäischen Raumfahrt- und Rüstungskonzern EADS übernommen und unter dem Namen EADS-Matra-Datavision weiter vertrieben. Seit 1. Januar 2003 gehört Matra-Datavision zwar zu IBM, den Vertrieb von TK-Anlagen behielt EADS jedoch im eigenen Haus. Im Januar 2005 wurde das zivile TK-Geschäft an den weltweit agierenden Telekommunikationskonzern Aastra Technologies Limited verkauft. Das Geschäft für militärische Telekommunikation sowie die Versorgung von Behörden blieb von diesem Verkauf jedoch unangetastet.

[Bearbeiten] Rüstung

Die Entwicklung der Mistral-Rakete lag 1977 in den Händen von Matra.

[Bearbeiten] Raumfahrt

Matra war Hauptauftragnehmer für den ESRO Satelliten TD-1A und Mitglied des Raumfahrtkonsortiums MESH bestehend aus:

  • Matra
  • ERNO
  • Saab.
  • Hawker Sidely Dynamics (HSD).


In den 1970er Jahren war Matra als Unterauftragnehmer von ERNO verantwortlich für die Entwicklung des Datenverarbeitungssystems für Spacelab.

Im Jahre 2000 erfolgte der Zusammenschluss von Matra Marconi Space mit DaimlerChrysler Aerospace zur Astrium GmbH.

[Bearbeiten] Literatur

[Bearbeiten] Weblinks

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