Schriesheim
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Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Baden-Württemberg | |
Regierungsbezirk: | Karlsruhe | |
Landkreis: | Rhein-Neckar-Kreis | |
Koordinaten: | Koordinaten: 49° 28′ N, 8° 40′ O49° 28′ N, 8° 40′ O | |
Höhe: | 121 m ü. NN | |
Fläche: | 31,64 km² | |
Einwohner: | 14.491 (31. Dez. 2005) | |
Bevölkerungsdichte: | 458 Einwohner je km² | |
Postleitzahl: | 69198 (alt: 6905) | |
Vorwahlen: | 06203 und 06220 (Altenbach) | |
Kfz-Kennzeichen: | HD | |
Gemeindeschlüssel: | 08 2 26 082 | |
Stadtgliederung: | 3 Stadtteile | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Friedrichstraße 28-30 69198 Schriesheim |
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Webpräsenz: | ||
Bürgermeister: | Hansjörg Höfer |
Schriesheim ist eine Stadt mit ca. 14.500 Einwohnern nördlich von Heidelberg an der Bergstraße im deutschen Bundesland Baden-Württemberg. Schriesheims Wahrzeichen ist die Strahlenburg.
[Bearbeiten] Geografie
[Bearbeiten] Geografische Lage
Schriesheim liegt am westlichen Ausgang des Schriesheimer Tales aus dem Odenwald am Kanzelbach.
[Bearbeiten] Geologie
Bemerkenswert ist ein großes Porphyrvorkommen auf der Gemarkung im Bereich des "Ölbergs", das früher auch abgebaut wurde. Ebenso wurde früher Silber im Bereich des Branichs, Schwerspat und Eisenvitriol abgebaut.
[Bearbeiten] Ausdehnung des Stadtgebiets
Die Schriesheimer Gemarkung reicht nach Norden und Süden jeweils bis direkt an die Nachbarorte heran. Diese ausgedehnte Gemarkung lässt Heimatforscher vermuten, dass Schriesheim neben Ladenburg zu den ältesten Orten im Umkreis zählen könnte.
[Bearbeiten] Nachbargemeinden
[Bearbeiten] Stadtgliederung
Schriesheim besteht aus der Kernstadt und den eingemeindeten Stadtteilen Altenbach und Ursenbach.
[Bearbeiten] Klima
Schriesheim gehört, ähnlich wie Heidelberg, zum wärmsten Gebiet Deutschlands mit Jahresdurchschnittstemperaturen über 10 °C, neuerdings über 11 °C. Die Niederschlagsmenge auf der Gemarkung nimmt von Westen nach Osten zu und schwankt zwischen 650 und 800 mm.
Ein schwerer Winterfrost im Jahre 1956 zerstörte viele Öbstbäume, namentlich Zwetschgen. Im eigentlichen Stadtgebiet gedeihen schon seit langer Zeit Feigen.
[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Antike
Wahrscheinlich gab es schon zu Zeiten der Römer eine Siedlung im heutigen Stadtgebiet, womöglich ein Ableger der damaligen römischen Verwaltungsstadt Lopodunum (heute Ladenburg). Darauf hindeutende Münzfunde aus dem Jahr 351/353 gehören zu den spätesten Zeugnissen römischen Lebens in der Region. In diese Zeit fällt die Völkerwanderung, eine Zeit der Wirren, Armut und der Heilssuche.
[Bearbeiten] Frühmittelalter
Schriesheim wurde das erste Mal 764 in einer Urkunde des Klosters Ellwangen und 766 in einer Urkunde des Klosters Lorsch im Zusammenhang mit Landschenkungen erwähnt, die auch die Grundlage der späteren Grundherrschaft beider Klöster im Ort legten. Aufgrund des Ortsnamens und der Gemarkungsgrenzen ist Schriesheim nach Ladenburg als eine der ersten Siedlungen im diesem Raum zu betrachten. Bereits in römischer Zeit gab es auf der heutigen Gemarkung Schriesheim mehrere römische Villen (villae rusticae) auf deren Fundamente man an verschiedenen Stellen stieß. Zur Zeit seiner ersten schriftlichen Erwähnung war Schriesheim ein fränkischer Ort.
[Bearbeiten] Hochmittelalter
Im 13. Jahrhundert hatte sich dann in Schriesheim eine Ortsherrschaft des Adelsgeschlechts der Strahlenberger aufgrund von Vogteirechten herausgebildet, die zum Beginn des Baus der Strahlenburg um 1235 führte. Dieser Bau war eine klarer Rechtsbruch der Strahlenberger, da der Baugrund dem Kloster Ellwangen gehörte, dessen Vögte die Strahlenberger waren. Klöster waren aber bei der Durchsetzung ihrer Rechte auf andere angewiesen, da sie nicht selbst militärisch eingreifen konnten. Der Abt erwirkte zwar eine Ächtung Conrads I. durch den Kaiser, alles lief aber auf einen Vergleich hinaus. Dieser im Jahre 1238 geschlossene Vergleich sah so aus, dass Conrad I. die Strahlenburg zum erblichen Lehen bekam, jedoch sein gesamtes Privatvermögen an das Kloster übertragen musste, um es dann als erbliches Lehen wieder zu erhalten. Da damals die Lehnsrechte schon geschwächt waren, trug Conrad I. dennoch einen relativen Sieg davon.
[Bearbeiten] Stadtgründung
Da zur damaligen Zeit ein ehrgeiziger Adeliger nicht nur eine Burg, sondern auch eine Stadt sein Eigen nennen wollte, begann Conrad I. mit der Anlage einer befestigten Stadt direkt neben dem alten Dorf Schriesheim auf dem ihn nun als Lehen übertragenen Grund gleich unterhalb der Strahlenburg. Sowohl Stadt als auch Burg wurden in eine gemeinsame Verteidigungsanlage eingefügt. Ein bestimmtes Datum für die Stadtgründung ist nicht überliefert, aber im Jahre 1256 waren die Strahlenberger Mitglieder des rheinischen Städtebundes. Verschiedene Indizien legen eine Stadtgründung zwischen 1240 und 1245 nahe.
Nach der Stadtgründung wurde im Stadtgebiet eine Kirche erbaut, und zwar an der Stelle, wo heute noch die evangelische Kirche steht. Die alte Dorfkirche südlich der Bachgasse wurde aufgegeben. Darüber hinaus wurde ein herrschaftlicher Stadthof angelegt, der heutige Strahlenberger Hof. Das repräsentative Steinhaus mit einem fast zwei Meter starken Mauergiebel ist mit über 700 Jahren das älteste noch bewohnte Profangebäude der Gegend..
Nach dem langsamen Niedergang der Strahlenberger (siehe dort) wurde Schriesheim, die Strahlenburg und alle Herrschaftrechte schließlich am 8. September 1347 an den Pfalzgrafen in Heidelberg verkauft. Schriesheim verblieben jedoch weiterhin alle Stadtrechte.
[Bearbeiten] Verlust der Stadtrechte im Jahre 1470
Nach dem Tode des Königs Ruprechts im Jahre 1410 wurde die Kurpfalz unter seinen vier Söhnen aufgeteilt. Schriesheim fiel erst an Ruprechts jüngsten Sohn Otto, im Jahre 1448 kam die Stadt jedoch im Rahmen eines Gebietsaustauschs an Ottos Bruder Stephan, den Pfalzgrafen von Simmern und Zweibrücken. Nach der Teilung dieser Linie im Jahre 1459 kam Schriesheim an die Linie Simmern, die es jedoch noch im gleichen Jahr an den Ritter Hans von Sickingen für 4.000 Gulden verpfändete. Pfalzgraf Ludwig von Veldenz-Zweibrücken löste Schriesheim jedoch im Jahre 1468 wieder aus.
Im Zuge der Weißenburger Fehde zwischen Kurfürst Friedrich I. und Ludwig von Veldenz-Zweibrücken begann Friedrich I. am 6. Mai 1470 Schriesheim und die Strahlenburg zu belagern. Am Sonntag, dem 13. Mai 1470 wurden zuerst die Burg, dann die Stadt im Sturm genommen. Die Sieger forderten nun eine Schatzung von 400 Gulden, die von den Bürgern aufgebracht werden musste, und die Herausgabe sämtlicher Weinvorräte, damit die Stadt nicht abgebrannt werde. Darüber hinaus wurden sämtliche Befestigungsanlagen geschleift, also die Türme abgebrochen, die Stadtmauer niedergelegt und die Gräben eingeebnet. Da Schriesheim nie die Blutgerichtsbarkeit besessen hatte, blieb nur das Marktrecht als letzte der drei Vorausetzuungen um als Stadt anerkannt zu werden. Das Marktrecht wurde dann letztlich auch aufgehoben. Von diesem Schlag erholte sich Schriesheim nie wieder völlig, auch wenn später mit dem Mathaisemarkt wieder ein Markt gewährt wurde und im Jahre 1964 das Stadtrecht wiederverliehen wurde.
[Bearbeiten] Schriesheim im 30-jährigen Krieg
Schon kurz vor Beginn des 30-jährigen Krieges zeigte sich, dass die Freuden der Obrigkeit selten zum Wohle des Volkes waren. Die Heirat Friedrichs V. mit Elisabeth von England brachte den Schriesheimern wenig Glanz sondern die Pflicht einen Wagen des Zuges auszurüsten, mit dem Friedrich seine Braut nach Heidelberg holen wollte. Der Wagen musste dann wieder 1619 aufgeboten werden um das Paar nach Prag zu bringen, wo Friedrich die Wahl zum König der Böhmen angenommen hatte.
Man ahnte in Schriesheim schon böses und ließ bereits im Jahre 1619 ein Wachhäuschen auf dem Branich errichten um allfällig nahende Truppen bereits frühzeitig erspähen zu können.
Im Jahre 1621 war es dann soweit, die Truppen der katholischen Liga unter Tilly näherten sich von Norden kommend Heidelberg und damit auch Schriesheim. Im November lagerten etwa 10.000 Mann im Raum Schriesheim-Dossenheim-Ladenburg. Als die Kämpfe, die schließlich zur Einnahme Heidelbergs führten, beendet waren, zogen noch das gesamte Jahr 1622 Truppen durch die Gegend. Der Ort hatte einige junge Männer im Kampf verloren, war von allen Seiten zur Finanzierung des Kriege ausgepresst und geplündert worden und einige Gebäude waren zerstört. Auch die Glocken hatten die Bayern als Beute mitgenommen. Da die meisten jedoch über Reserven verfügten, begann man bald die Schäden zu beheben und das gewohnte Leben wieder aufzunehmen. Nur wurde nun von der Obrigkeit versucht das Land wieder katholisch zu machen, was den Pfarrer zur Flucht zwang.
Aber immer noch zogen kleinere Truppen marodierender Soldaten durchs Land. 1625/1626 grassierte das Fleckfieber und forderte seinen Tribut.
Im Jahre 1631 rückte dann wieder ein Heer von Norden kommend heran, diesmal die protestantischen Schweden, die sich in der Gegend von Schriesheim verschanzten und die Bevölkerung auspressten. An einem Freitag Mitte September 1631 wagten die Bayern einen Ausfall aus Heidelberg, eroberten Schriesheim und zogen sich wieder nach Heidelberg zurück. Schriesheim war danach nur noch ein rauchender Trümmerhaufen. Die meisten Häuser und die Kirche waren abgebrannt, nur entlang des Kanzelbaches, wo Wasser rasch zur Hand war, hatte man einige Häuser vor den Flammen retten können. Weiterhin marodierten Soldaten durch die Gegend.
1635 brach dann die Pest aus und raffte einen beträchtlichen Teil der geschwächten Bevölkerung dahin.
Diesmal kam der Wiederaufbau nur sehr schleppend in Gang. Die Reserven waren aufgezehrt, ein geregeltes Leben und Wirtschaften immer noch nicht möglich. Lediglich die Weinberge und das in den Wald getriebene Vieh machten ein Überleben möglich.
Dann kamen im Jahre 1643 die Lothringer und brachten den Krieg wieder in die Gegend, 1644 kam die Reichsarmee und 1645 die Franzosen unter Turenne. Zwar kam es zu keinen großen Schlachten mehr, aber die völlig verrohten Soldaten selbst waren nun die größte Gefahr. Obwohl keine bestimmten Gräuel aus Schriesheim überliefert sind, spricht die Tatsache Bände, dass man nun, nachdem man 25 Jahre lang ausgehalten hatte, im Jahre 1644 den Ort aufgab. Die Bevölkerung versteckte sich im nahen Wald oder war in umliegende, weniger zerstörte Orte geflohen. An ruhigen Tagen kamen die Überlebenden aus den umliegenden Orten um den Wildwuchs auf den Weinbergen und Feldern zu ernten.
Als 1648 Frieden geschlossen wurde, kamen dann die verstreuten Überlebenden wieder in den Ort zurück. Die meisten hatten nun Land und zerstörte Häuser geerbt, aber weder Vieh noch Saatgut noch Baumaterial. So verkaufte man wo es ging etwas Land oder einen Bauplatz an Zuziehende um selbst wieder Mittel zu Wiederaufbau zu erlangen. Kaum 40 Familien fanden sich ein, davon nur 24 mit alten Schriesheimer Namen. Das waren weniger als 20% der Bevölkerung aus der Zeit vor dem 30-jährigen Krieg. Allein die Einwanderung einer beträchtlichen Zahl reformierter Schweizer ließ die Bevölkerungszahl schnell wieder steigen. Es sollte dennoch fast ein Jahrhundert dauern, bis die alte Zahl wieder erreicht wurde.
[Bearbeiten] Frühe Schriesheimer Aufstände
Dieses, die unmittelbare Nähe des Bischofssitzes in der Römerstadt Ladenburg und der reformierte Glaube in einer später wieder katholischen Umgebung erzeugten bis ins 19. Jahrhundert eine Mentalität, die bei der Obrigkeit für ihre Aufsässigkeit berüchtigt war.
Eine erste Rebellion gegen die Abgabenlasten begann bereits am 21. Oktober 1789. Diese konnte jedoch bald durch Zugeständnisse der Obrigkeit relativ leicht beendet werden. 1791 und 1794 kam es jedoch zu weiteren Abgabenverweigerungen. Im Jahre 1798 kam es dann zu jenem „Schriesheimer Aufstand“ gegen den Zentgrafen Nikolaus Lissingolo, der viel Staub aufwirbelte, dessen Verlauf aber bis heute nicht völlig geklärt ist. Die drei Schriesheimer Balthasar Ortlipp, Wendel Müller und Heinrich Riehl wurden zu drei bzw. zwei Jahren Zuchthaus verurteilt, neun weitere erhielten mildere Freiheitsstrafen.
Im März 1815 kam es dann schon wieder zu einer offenen Rebellion der Schriesheimer gegen die Obrigkeit, die nur mit Soldaten niedergeschlagen werden konnte.
[Bearbeiten] Schriesheim in der Revolution 1848/49
Auch in der Revolution von 1848/49 wurden die Schriesheimer ihrem Ruf gerecht und beteiligten sich in prominenter Stellung an den revolutionären Umtrieben.
[Bearbeiten] Auswanderung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
Danach kam es in Schriesheim zu einer so starken Auswanderung nach Amerika, dass die Bevölkerungszahl sank. Gab es 1848 noch rund 2.800 Einwohner, waren es 1858 nur noch rund 2.700 und die Bevölkerungszahl fiel weiter bis zu einem Tiefststand von rund 2.650 im Jahre 1890. Die ersten Auswanderer nach Amerika hatten sich bereits 1724 auf den Weg gemacht und erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kam es zu einem Ende dieser Auswanderung.
[Bearbeiten] 20. Jahrhundert
Nach dem Zweiten Weltkrieg führte die Bürgermeisterwahl 1952 zu einem Skandal, der auch in der internationalen Presse (etwa der New York Times) Beachtung fand. Damals errang Fritz Urban den Sieg. Urban, der aus einer alten Schriesheimer Ratsfamilie stammte, die schon vorher Bürgermeister gestellt hatte, war jedoch schon 1933 als NSDAP-Ortsgruppenleiter, wenige Tage nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten, Bürgermeister geworden und es bis 1945 geblieben, als die Besatzungsmächte den ehemaligen Bürgermeister Georg Rufer, der von 1920 bis 1933 schon einmal Bürgermeister gewesen war, wieder als Bürgermeister einsetzten. Fritz Urban konnte damals das Amt nicht antreten. Das Amt wurde dann vom Bürgermeister-Stellvertreter Martin Ringelspacher bis zur Neuwahl 1954 kommissarisch geführt.
1964 erhielt Schriesheim wieder den Titel Stadt. 1972 wurde Altenbach eingemeindet, ein Jahr später Ursenbach.
[Bearbeiten] Religionen
Schriesheim machte im 16. Jahrhundert die wechselvolle Reformationsgeschichte der Kurpfalz durch. 1556 wurde die Reformation eingeführt, nach 1560 wurde die Kurpfalz calvinistisch, kehrte dann jedoch unter Kurfürst Ludwig VI zum Luthertum zurück um endlich wieder zur Reformation Schweizer Prägung zu gelangen.
Schriesheim war kurz nach dem 30-jährigen Krieg rein reformiert, in der Folgezeit wanderten neben reformierten Schweizern auch wieder Katholiken, Lutheraner und Juden zu.
Juden waren bereits im Mittelalter in Schriesheim ansässig, wurden aber während des Pestjahrs 1349 aus Schriesheim vertrieben. Im 15. Jahrhundert sind wieder Juden in Schriesheim nachweisbar. Im 30-jährigen Krieg, als der Ort 1644 aufgegeben wurde, verschwanden auch die Juden. Erst 1651 und 1653 siedelten sich wieder zwei jüdische Familien in Schriesheim an. In Jahre 1858 erreichte die Jüdische Gemeinde mit 125 Mitgliedern ihren Höhepunkt, um dann vor allem durch Auswanderung in die USA und Abwanderung nach Frankfurt und Mannheim zu schrumpfen. Anfang 1933 lebten in Schriesheim nur noch 38 Juden, die fast alle bis 1938 auswanderten. Im September 1939 lebten keine jüdischen Personen mehr in Schriesheim. Lediglich vier waren zu Beginn des Zweiten Weltkrieges noch in Europa. Einer starb aufgrund seines hohen Alters wohl eines natürlichen Todes, zwei weiteren gelang noch eine Auswanderung nach New York. Levi Schlösser fiel als einziger der Judenvernichtung zum Opfer.
In den Jahren 1705/1706 bildete sich um Alexander Mack eine pietistische Strömung, die im Jahre 1708 zur Einführung der Erwachsenentaufe in diesem Kreis führte, was ihnen den Namen Dunker oder Tunker einbrachte. Bald musste diese Gemeinde aber wegen der einsetzenden Verfolgung fliehen und wanderte schließlich nach Amerika aus, wo aus ihr die Church of Brethren mit all ihren Stömungen wurde, darunter die Old German Baptist Brethren, die mit ihrem Pennsylvania Dutch noch heute eine dem Schriesheimer Dialekt nah verwandte Sprache sprechen.
Seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts gab es immer wieder pietistische Kreise in Schriesheim und im Jahre 1895 entstand um Ludwig Grüber eine baptistische Gemeinde.
Erst nach dem Zweiten Weltkrieg entstand eine Neuapostolische Gemeinde.
[Bearbeiten] Sakralbauten
Bis gegen Ende des 18. Jahrhunderts stand nahe der Gaulsbrücke über dem Kanzelbach im eigentlichen alten Dorfkern die Dorflinde neben der ehemaligen Dorfkirche, die im westlich gelegenen Dreieck zwischen Bachgasse, Talstraße und Schmaler Seite lag. Ortsheiliger Schriesheims war im Mittelalter St.Vitus, dem auch die alte Dorfkirche geweiht war. Von dieser alten Dorfkirche ist nichts mehr erhalten.
Der Bau der Stadtkirche, am Ort der heutigen evangelischen Kirche, wurde wohl im Jahre 1243 begonnen, wie Münzfunde aus dem Grundstein nahelegen. Dieses Kirchengebäude hatte im Laufe der Jahrhunderte aber so gelitten, dass in der Mitte des 18. Jahrhunderts nur eine sehr aufwändige und teure Renovierung oder ein völliger Neubau in Frage kamen. Man entschied sich für einen Neubau, der zwischen 1748 und 1751 ausgeführt wurde.
Die beiden nach dem 30-jährigen Krieg langsam entstandenen katholischen und lutherischen Gemeinden haben nach gut einem Jahrzehnt des Simultaneum in der alten Stadtkirche zu Beginn des 18. Jahrhunderts eigen Kirchen gebaut. 1711 baute die katholische Gemeinde mit großzügiger Unterstützung der Obrigkeit eine eigene Kirche, die heute noch die katholische Kirche Schriesheims ist.
Zwischen 1708 und 1711 baute die lutherische Gemeinde unter großen Anstrengungen ein kleines Kirchlein in der heutigen Lutherischen Kirchgasse, das eine wechselvolle Geschichte erleben sollte. Nach der Zwangsunion zwischen Lutheranern und Reformierten zur Badischen Landeskirche wurde der Bau an den ortsansässigen Simon Oppenheimer verkauft und 1839 errichtete die jüdische Gemeinde eine Synagoge im östlichen Teil des Gebäudes. Diese Synagoge wurde am 9. November 1938 geplündert, was jedoch nur noch Seligmann Fuld als letzter zu dieser Zeit in Schrieheim lebender Jude noch erleben musste, der daraufhin auch nach Amerika auswanderte. Im Jahre 1954 errichtete die neuapostolische Gemeinde in der ehemaligen Synagoge einen Gottesdienstraum.
Die Baptistengemeinde bezog ebenfalls im Jahre 1954 eine eigene, neuerrichtete kleine Kirche in der oberen Bahnhofstraße.
[Bearbeiten] Bevölkerungsentwicklung Schriesheims
Vor dem 15. Jahrhundert sind keine Schätzungen der Bevölkerungszahl möglich. Die Zahlen bis zum Ende des 30-jährigen Krieges sind aufgrund der Anzahl der Haushalte oder der erwachsenen Männer geschätzt.
Den 30-jährigen Krieg haben nur 12 – 15 % der Bevölkerung überlebt. Nur 24 Familiennamen aus der Vorkriegszeit tauchen danach wieder auf. Nur aus der reichen Müllersfamilie Mack (siehe auch Alexander Mack) überlebten zwei erwachsene Männer den Krieg, sonst jeweils von allen überlebenden Familien nur ein erwachsener männlicher Namensträger.
Zwischen 1644 und 1648 war die Ortschaft aufgegeben worden und menschenleer. In den Jahrzehnten nach dem 30-jährigen Krieg setzte eine starke Zuwanderung ein, darunter besonders viele Schweizer.
Nach der gescheiterten Revolution 1848 verstärkte sich die bereits seit 1724 begonnene Auswanderung so sehr, dass die Bevölkerungszahl sank. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts setzte eine starkes Wachstum ein, das durch die Aufnahme von Flüchtlingen und Vertriebenen in den Jahren 1945 und 1946 noch verstärkt wurde. Seit dem Ende der 1950er Jahre siedelten sich verstärkt „Stadtflüchtlinge“ in Schriesheim an.
- 1480: ~ 900-1.000
- 1565: ~1.000-1.100
- 1610: ~1.100-1.250
- 1630: ~500-600
- 1644: 0 (Ort aufgegeben)
- 1650: ~150
- 1698: 832 (davon knapp ein Drittel reformierte Zuwanderer aus der Schweiz)
- 1727: 1.172
- 1783: 1.764
- 1809: 2.051
- 1830: 2.831
- 1852: 2.796
- 1858: 2.707
- 1871: 2.690
- 1890: 2.654
- 1900: 2.990
- 1919: 3.383
- 1925: 3.815
- 1932: 4.128
- 1939: 4.289
- 1945: 5.220 (Dezember)
- 1946: 5.782 (Juni)
- 1955: 6.169
- 1963: 7.811
- 2004: 14.125
[Bearbeiten] Politik
[Bearbeiten] Gemeinderat
Nach den Kommunalwahlen 2004 setzt sich der Gemeinderat wie folgt zusammen:
- CDU - 8 Sitze
- GL (Grüne Liste Schriesheim) - 7 Sitze
- FW - 7 Sitze
- SPD - 5 Sitze
- FDP - 1 Sitz
[Bearbeiten] Jugendgemeinderat
Seit 2001 gibt es in Schriesheim einen Jugendgemeinderat. Dieser besteht aus 12 Jugendlichen aus Schriesheim.
[Bearbeiten] Bürgermeister
Peter Riehl war 32 Jahre Bürgermeister der Stadt. Er ging am 31. Januar 2006 in Pension. Bei der Wahl für seinen Nachfolger am 27. November 2005 erreichte keiner der Bewerber die erforderliche absolute Mehrheit. Bei der Stichwahl am 18. Dezember 2005 gewann Hansjörg Höfer (Stadtrat der Grünen Liste) mit 50,62 % knapp vor Peter Rosenberger (unterstützt von CDU, FDP und Freien Wählern) mit 49,19 %. Hansjörg Höfer ist seit 1. Februar 2006 im Amt.
[Bearbeiten] Wappen
Die Blasonierung des Wappens lautet: In Schwarz ein rot bewehrter, rot bezungter und rot gekrönter goldener Löwe, auf zwei schräggekreuzten, rot befiederten silbernen Pfeilen stehend.
Das Wappen geht zurück auf ein Siegel aus dem Jahr 1381. Die Pfeile weisen "redend" auf die Ortsherrschaft der Strahlenberger hin, der Löwe steht für die Kurpfalz.
Die Flagge ist Gelb-Schwarz und wurde 1956 von der Gemeinde angenommen.
[Bearbeiten] Städtepartnerschaften
Mit Uzès in Frankreich besteht seit 1984 eine Partnerschaft.
[Bearbeiten] Kultur und Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten] Schriesheimer Dialekt
Der Schriesheimer Dialekt zeichnet sich neben den üblichen kurpfälzischen Dialektmerkmalen vor allem durch den heute nur noch in Resten vorhandenen Lambdazismus aus. Dabei wird jedes intervokalische „d“ zu „l“. Heute noch bekannte Beispiele sind „Bollem“ für „Boden“, „Oulewald“ für „Odenwald“, „olla“ für „oder“ und „dann holla“ für „dann hat er“. Sätze wie „gewwe Se ma noch e paa fun denne guule roule Ebbl“ für „geben Sie mir noch ein paar von diesen guten roten Äpfeln“, die man noch in den 1970er Jahren hören konnte, hört man heute nicht mehr.
Besonders interessant ist das Wort „weller“ für „wider/gegen“ etwa in „do bin do weller gerennt“ für „da bin dort dagegen gestoßen“. „Wieder“ im Sinne von „nocheinmal“ heißt dagegen „widder“. Hier hat bei den aus der Hochsprache geläufigen Wort „wieder“ eine Prozess der „Sprachreparatur“ stattgefunden, der bei dem weniger geläufigen Wort „wider“ nicht ansetzen konnte.
Interessant ist auch das Wort „Fleesch“ für „Fleisch“. Eigentlich müsste das Wort lautgesetzlich „Flaasch“ heißen, da mhd. „ei“ im Schriesheimerischen zu „aa“ wird, wie etwa „isch waaß“ für „ich weiß“. Das Wort ähnelt als typisches Marktwort dem mannheimerischen „Fleesch“, wo mhd. „ei“ lautgesetzlich zu „ee“ wird. Tatsächlich gibt es einen Beweis, dass „Fleisch“ einst in Schriesheim die Form „Flaasch“ hatte. Der (die) heutige „Fleischbach“ auf der Schriesheimer Gemarkung heißt in alten Urkunden „Flauersbach“ was aus mhd. „Floursbach“ kommt. Da mhd. „ou“ regelmäßig zu „aa“ wird , wie etwa in „kaafe“ für „kaufen“ aus mhd. „koufen“ und mhd. „rs“ am Silbenende regelmäßig zu „sch“ wird, wie etwa in „Oaschebach“ für Ursenbach wurde aus „Floursbach“ lautgesetzlich „Flaaschbach“. Dass dieser Bach heute offiziell „Fleischbach“ heißt, ist nur zu erklären wenn „Fleisch“ in Schriesheim einst „Flaasch“ lautete.
Lexikon:
- "die Bach" - der Bach
- "Hämmer" - Hemden, Hammer, haben wir oder wir haben (hämmer)
- "eikoofe" - einkaufen (in umliegenden Gemeinden, wie z.B. Mannheim oder Dossenheim "eikaafe")
[Bearbeiten] Museen
Im Museum Théo Kerg werden die Werke des luxemburgische Malers und Bildhauers Théo Kerg ausgestellt.
[Bearbeiten] Bauwerke
- Burgruine Strahlenburg
- Besucherbergwerk Grube Anna-Elisabeth
- Historischer Weinberg "Madonnenberg" mit Madonnenstandbild und Mammutbaum als Wahrzeichen.
- Die Volkssternwarte
- Die Altstadt mit historischen Gebäuden, wie z. B. dem Gaber´schen Haus,dem alten Rathaus mit Pranger, der Ölmühle am Kanzelbach und dem Bachschlössel.
- Der "Römerkeller" im neuen Rathaus. Ein römischer Keller mit fast original erhaltenem Mauerwerk, der bei Bauarbeiten gefunden wurde und 1970 beim Neubau des Rathauses in den Keller umgesiedelt wurde und dort seitdem ausgestellt wird.
[Bearbeiten] Sport
Oberhalb von Schriesheim (nahe der Strahlenburg) befindet sich ein alter Steinbruch der für Sportkletterer vielseitige Möglichkeiten bietet.
[Bearbeiten] Regelmäßige Veranstaltungen
Schriesheim ist Weinstadt und veranstaltet seit 1579 das erste Weinfest des Jahres, Anfang März, an der Bergstraße, den achttägigen Mathaisemarkt.
[Bearbeiten] Wirtschaft und Infrastruktur
[Bearbeiten] Verkehr
Durch Schriesheim führt Oberrheinische Eisenbahn (OEG), die seit 2005 von der rnv betrieben wird. Sie ist Bestandteil des Verkehrsverbunds Rhein-Neckar.
Durch den Ort führt die Bundesstraße 3. Direkt westlich befindet sich die Bundesautobahn 5, die den Anschluss an das Fernstraßennetz ermöglicht.
[Bearbeiten] Persönlichkeiten
- Alexander Mack, Pietist
- Hasso Plattner, Unternehmer
[Bearbeiten] Ehrenbürger
- Peter Hartmann, langjähriger Stadtrat der Freien Wähler und stellvertretender Bürgermeister
- 2006: Peter Riehl, Bürgermeister 1974-2006
[Bearbeiten] Literatur
- Christoph Bühler: Burgen der Kurpfalz. Bergstraße und Neckartal. Heidelberger Verlagsanstalt, Heidelberg 1990. S. 50 ff. ISBN 3-89426-012-2
- Hermann Brunn: 1200 Jahre Schriesheim. Südwestdeutsche Verlagsanstalt, Mannheim, 1964.
Zum Stadtjubiläum 1964 erschienenes, bis heute gültiges Standardwerk für die Zeit bis zum 1200-jährigen Jubiläum. - Konstantin Groß: Vom Bischofs-Gut zum Bungalow. 600 Jahre Altenbach im Odenwald. Band I: Chronologische Darstellung. Stöckl, Mannheim 2001. ISBN 3-9806908-5-7.
Chronologische Darstellung der historischen Entwicklung dieses Schriesheimer Stadtteils. - Konstantin Groß: Vom Bischofs-Gut zum Bungalow. 600 Jahre Altenbach im Odenwald. Band II: Thematische Darstellung. Stöckl, Mannheim 2002. ISBN 3-9806908-6-5.
Nach einzelnen Lebensbereichen (bauliche Entwicklung, Religion, Schulwesen etc.) differenzierte Darstellung der historischen Entwicklung dieses Schriesheimer Stadtteils. - Konstantin Groß: Wiesen, Wald und Weltmeister. 700 Jahre Ursenbach im Odenwald. Stöckl, Mannheim 2003. ISBN 3-9808947-2-X.
Darstellung der Geschichte des kleinsten Schriesheimer Stadtteils. - Konstantin Groß: Vom Silvaner zum Schriesecco. Zum 75. Jubiläum der Winzergenossenschaft Schriesheim. Grall, Mannheim 2006. ISBN 3-9810851-0-8.
Darstellung der historischen Entwicklung des Weinbaus in Schriesheim und damit auch eines Stücks Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Stadt in dieser Zeit. - Konstantin Groß: Fit für die Zukunft. 100 Jahre KSV Schriesheim. Mit einem Vorwort von Bundeskanzler Gerhard Schröder. Mannheim 2003. ISBN 3-9806908-8-1.
Nicht nur ein Buch über die Geschichte dieses Kraft-Sport-Vereins, sondern, da dieser der größte Verein der Stadt ist, auch ein Buch über die historische Entwicklung des Vereinslebens und damit des gesellschaftlichen Lebens der Stadt. - Zur Geschichte der Juden in Schriesheim: Schriesheimer Jahrbücher 2002/2003/2004/2005, hrsg. vom Stadtarchiv Schriesheim.
[Bearbeiten] Weblinks
- Stadt Schriesheim
- Fremdenverkehrsverein Schriesheim
- Geschichte Schriesheims (Uni Heidelberg)
- Schriesheim auf badischewanderungen.de
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