Zaha Hadid
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Zaha Mohammad Hadid, (arabisch: زها حديد, DMG Zahā Ḥadīd) (* 31. Oktober 1950 in Bagdad) ist eine aus dem Irak stammende, britische Architektin und Architekturprofessorin. Als erste Frau erhielt sie die bedeutendste Ehrung in der Architektur, den Pritzker-Preis.
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[Bearbeiten] Leben und Werk
Hadid ist die Tochter eines Managers und ehemaligen Vorsitzenden der Demokratischen Partei in Irak. Sie wuchs in einem der ersten Häuser Bagdads auf, die vom Bauhaus-Stil beeinflusst waren. In den späten 1950er Jahren konnte sie auch den Bau des irakischen Planungsministeriums beobachten, das Gio Ponti als eine Replik des Pirelli-Hochhauses in Bagdad erbauen ließ. Ihre späteren Kinder- und Jugendjahre verbrachte sie in europäischen Internaten, u.a. in der Schweiz.
[Bearbeiten] Ausbildung
Bis 1971 studierte sie Mathematik an der American University of Beirut. Von 1972 bis 1977 belegte sie den Studiengang für Architektur an der angesehenen Architectural Association School (AA) in London. Unter ihren Lehrern waren Rem Koolhaas und Bernard Tschumi. Schon damals galt sie als außerordentliche Begabung. 1977 wurde sie Mitarbeiterin an Koolhaas' Office for Metropolitan Architecture (OMA) und lehrte nun selbst auch an der AA mit ihren OMA-Partnern Rem Koolhaas and Elia Zenghelis. Die britische Hauptstadt wurde zu ihrer Wahlheimat. Dort eröffnete sie 1979 auch ihr eigenes Architekturbüro.
[Bearbeiten] Projekte und Objekte
1983 erregte sie mit dem - ungebauten - Freizeit- und Erholungspark "The Peak Leisure Club" an einem Berghang in Hongkong erstmals internationales Aufsehen und erhielt dafür eine Auszeichnung. Mit diesem Entwurf war sie 1988 auch an der "Deconstructivist Architecture"-Ausstellung des New Yorker Museum of Modern Art vertreten. Anfänglich galt sie nur als eine theoretische Vordenkerin des Dekonstruktivismus, da ihre Projekte den Bauherren lange Zeit zu kühn waren. Viele nicht ausgeführte Entwürfe stehen für eine lange Durststrecke. Darunter befinden sich ungebaute Projekte wie ein Bürohaus am Kurfürstendamm 70 in Berlin-Charlottenburg, 1. Preis 1986 (mit nur 2,5 m [!] Sockelbreite,[1] den Zuschlag erhielt Helmut Jahn) und der neue Zollhof in Düsseldorf, 1990] (den Zuschlag erhielt später Frank Gehry).
Erst 1993 schaffte sie den Durchbruch und konnte ihren ersten Entwurf realisieren: das Feuerwehrhaus des Vitra-Werks in Weil am Rhein. Sie verdankte dies der Innovationsfreude von Rolf Fehlbaum, dem geschäftsführenden Inhaber von vitra, der bereits eine Reihe angesehener Architekten wie Tadao Ando und Frank Gehry für den Bau neuer Produktionsstätten, anderer Firmengebäude und des Vitra Design Museums engagiert hatte. Zwar hatte sie schon 1987 mit dem Bau eines vergleichsweise unauffälligen Hauses mit Wohnhof zur IBA in Berlin-Kreuzberg begonnen, doch wurde es erst 1994 fertiggestellt. Das bisher größe Projekt der Stararchitekten 2005 fertiggestellt, das "Phaeno", Bauzeit 2001-2005, in Wolfsburg, ein naturwissenschaftliches Erlebnismuseum, unverkennbar geht die Architektin hier, konsequent ihren dekonstruktivisten Theorien folgend, ganz eigene Wege der Raumerschließung und Raumdefinition.
Hadids Architekturbüro ist auch im Bereich Design tätig und realisierte u. a. Möbelentwürfe, Inneneinrichtungen, Messepavillons, Ausstellungsgestaltungen und Gebrauchsgegenstände.
Ihre architektonischen Vorbilder sind vor allem die russischen Suprematisten und Konstruktivisten wie Kasimir Malewitsch oder El Lissitzky. Demgegenüber hält sie die Postmoderne Architektur für eine intellektuelle Katastrophe.
[Bearbeiten] Lehrtätigkeit
In den späten 1980ern konzentrierte sich Hadid auf die theoretische Arbeit als Gastprofessorin an der Graduate School of Design, Harvard University (Kenzo Tange-Chair), dann auf der School of Architecture der University of Chicago (Sullivan-Chair). Es folgten weitere Gastprofessuren an der Hochschule für bildende Künste Hamburg, der Knolton School of Architecture in Ohio und am Masters Studio der Columbia University in New York. Seit 2000 hat Hadid eine Professur am Institut für Architektur an der Universität für angewandte Kunst Wien inne, dort leitet sie das studio-hadid-vienna. Im Semester 2002 nahm sie eine Eero Saarinen Visiting Professorship an der Yale University in New Haven (Connecticut) wahr.
[Bearbeiten] Bauwerke und Projekte (Auswahl)
- Bühnenbild für eine Live-Tour der Pet Shop Boys
- Feuerwache für das Vitra-Werk in Weil am Rhein 1993
- LF one: landscape formation one, Pavillon für die Landesgartenschau in Weil am Rhein 1999
- Straßenbahn-Endhaltestelle Hoenheim-Nord und Park+Ride-Platz, Straßburg 2001
- Bergiselschanze in Innsbruck 2003
- Rosenthal Center for Contemporary Arts in Cincinnati 2003
- Bühnenbild für Beat Furrers Oper "Begehren" in Graz 2003
- Zentralgebäude im BMW Werk Leipzig 2004
- Zentrum für zeitgenössische Kunst in Rom (1. Preis 1999, Projekt)
- Guggenheim-Museum in Taiwan
- Bahnhof für Hochgeschwindigkeitszüge in Neapel-Afragola (1. Preis 2003)
- Hochhaus auf dem alten Messegelände im Stadtzenrum von Mailand (Arbeitsgemeinschaft für ein neues Stadtviertel mit Daniel Libeskind, Arata Isozaki und Pier Paolo Maggiora; 2004 Wettbewerbsentscheid, Fertigstellung bis 2014 geplant)
- Erweiterungsbau für das Ordrupgaard Museum in Charlottenlund (Dänemark), Fertigstellung 2005
- phæno - die Experimentierlandschaft, ein Wissenschaftsmuseum in Wolfsburg 2005
- Wohnbau-Anlage am Wiener Donaukanalufer an der „Spittelauer Lände“ über den Stadtbahnbögen von Otto Wagner
- Hungerburgbahn / Nordkettenbahn in Innsbruck ab 2005
- Mozart-Ausstellung in der Albertina in Wien 2006
- das neue Stadt-Casino in Basel, darin ein Musiksaal mit 600 bis 800 Plätzen (2009)
- Aquatics Centre London für die Olympischen Sommerspiele 2012
- Neubau der Universitätsbibliothek in Sevilla (Fertigstellung bis 2008 geplant) [2]
- Neubau Hauptsitz von EuskoTren in Durango (Spanien)
- Museo Betile, Cagliari, Museum für die frühgeschichtliche sardische Nuraghenkultur und für zeitgenössische Kunst (1. Preis 2006) [3]
[Bearbeiten] Auszeichnungen
- 1982 Gold Medal Architectural Design
- 1994 Erich-Schelling-Architekturpreis [4]
- 2002 Commander of the British Empire (C.B.E.)
- 2003 Mies van der Rohe Award for European Architecture für die Straßenbahn-Endhaltestelle und den Parkplatz in Hoenheim-Nord in Straßburg, Frankreich → [5]
- 2004 Pritzker-Preis, der sogenannte "Nobelpreis der Architektur"
- 2005 Österreichisches Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst
- 2005 Deutscher Architekturpreis für das Zentralgebäude des BMW-Werkes in Leipzig
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Jordan Mejias: Bürogebäude Kurfürstendamm 70, Berlin 1986, FAZ, 29. Juni 2006
- ↑ „Zaha Hadid gewinnt Wettbewerb für Bibliothek in Sevilla“, Baunetz, 24. Februar 2006
- ↑ Zaha Hadid gewinnt Museums-Wettbewerb auf Sardinien, Baunetz, 7. November 2006
- ↑ Erich-Schelling-Architekturpreis, archiviert
- ↑ „Terminus Hoenheim-Nord, Strasbourg, France (1999-2002)“, KultureFlash Issue no. 61, 2002
[Bearbeiten] Literatur
- Elisabeth Blum: "Ein Haus, ein Aufruhr. Anmerkungen zu Zaha Hadids Feuerwehrhaus", Vieweg, Wiesbaden 1997, ISBN 3-528-08142-2
- Zaha Hadid, Helene Binet: "Architecture of Zaha Hadid in Photographs of Hélène Binet.", Lars Müller Verlag, Baden 2000, ISBN 3-907078-12-8
- Sonia Ricon Baldessarini: "Wie Frauen bauen. Architektinnen von Julia Morgan bis Zaha Hadid.", AvivA, Berlin 2001, ISBN 3-932338-12-X
- Zaha Hadid, Patrik Schumacher: "Latent Utopias. Experiments within Contemporary Architecture." Steirischer Herbst 2002, Springer, Wien u.a. 2002, ISBN 3-211-83865-1
- Markus Dochautschi: "Space for Art. Zaha Hadid, Contemporary Arts Center, Cincinnati.", Lars Müller Verlag, Baden 2003, ISBN 3-03778-005-3
- Peter Noever: "Zaha Hadid - Architektur", Hatje Cantz, Ostfildern 2003, ISBN 3-7757-1364-6 (Buch zur Ausstellung im MAK, Wien)
- Schumacher, Patrik: "Digital Hadid. Landscapes in motion.", Birkhäuser, Basel 2004, ISBN 3-7643-0172-4
- Peter Giovanni, Zaha Hadid: "Zaha Hadid. Terminal Hoenheim-Nord Strasbourg", Lars Müller Verlag, Baden 2004, ISBN 3-03778-028-2
- Gordana Fontana-Giusti und Patrik Schumacher: "Zaha Hadid. Das Gesamtwerk". Vier Bände im Schuber, Birkhäuser, Basel 2005 ISBN 3-7643-7089-0
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Zaha Hadid im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Webseite über Zaha Hadid bei archINFORM
- Internetpräsenz "Zaha Hadid Architects"
- Würdigung Zaha Hadids mit dem Pritzker Architecture Prize
- Eintrag in greatbuildings.com
- Interviews
- „Beton ist sexy“, WirtschaftsWoche, 21. Januar 2007, Nr. 4, mit Bildergalerie
- „Zaha Hadid baut in Wolfsburg“, FAZ, 16. März 2001
Artikel
- Nachrichten zu Zaha Hadid im »BauNetz«
- „Zaha Hadid: A Diva for the Digital Age“, New York Times, 2. Juni 2006, mit Fotoserie von der Retrospektive im Guggenheim-Museum
- „Ein Zacken Aufklärung“, Die Zeit, 17. November 2005, Nr. 47, „Mit einem grandiosen Baukunstwerk in Wolfsburg will die Architektin Zaha Hadid ein neues Zeitalter eröffnen.“
- „Im großen Geschiebe“, Die Zeit, 14. August 2003, Nr. 34, „Endlich das Meisterstück: Zaha Hadids Kunstmuseum für Cincinnati.“
Bilder und Videos
Commons: Zaha Hadid – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- Linksammlung zu Hadids Bauten auf KultureFlash
- Vier Fotostrecken zur Straßenbahn-Endhaltestelle Hoenheim-Nord, in: KultureFlash no. 61
- Fotostrecke von fünf Bauten
- Aufnahmen von archnewsnow.com
- Wiener Wohnbau-Anlage „Spittelauer Lände“: [1][2] von wienweb.at
- Video: Zaha Hadid eröffnet das Phaeno, 24. November 2005
Personendaten | |
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NAME | Hadid, Zaha |
ALTERNATIVNAMEN | Hadid, Zaha Mohammad |
KURZBESCHREIBUNG | irakisch-britische Architektin und Professorin |
GEBURTSDATUM | 31. Oktober 1950 |
GEBURTSORT | Bagdad |