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Nürtingen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Wappen Deutschlandkarte
Wappen von Nürtingen
Nürtingen
Deutschlandkarte, Position von Nürtingen hervorgehoben
Basisdaten
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Stuttgart
Landkreis: Esslingen
Koordinaten: Koordinaten: 48° 38′ N, 9° 20′ O48° 38′ N, 9° 20′ O
Höhe: 291 m ü. NN
Fläche: 46,90 km²
Einwohner: 40.486 (31. Dez. 2005)
Bevölkerungsdichte: 863 Einwohner je km²
Postleitzahl: 72622 (alt: 7440)
Vorwahl: 07022
Kfz-Kennzeichen: ES (vor 1973: NT)
Gemeindeschlüssel: 08 1 16 049
Stadtgliederung: Kernstadt und 6 Stadtteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Marktstraße 7
72622 Nürtingen
Webpräsenz:
Oberbürgermeister: Otmar Heirich (SPD)
Neckarfront von Nürtingen mit der Laurentiuskirche
Neckarfront von Nürtingen mit der Laurentiuskirche

Nürtingen ist eine Stadt in Baden-Württemberg, im Südosten der Region Stuttgart etwa 19 km von Stuttgart entfernt. Sie ist nach Esslingen am Neckar und Filderstadt die drittgrößte Stadt des Landkreises Esslingen und ein Mittelzentrum innerhalb des Oberzentrums Stuttgart.

Seit 1. Februar 1962 ist Nürtingen Große Kreisstadt. Mit den Gemeinden Frickenhausen, Großbettlingen, Oberboihingen, Unterensingen und Wolfschlugen hat die Stadt Nürtingen eine Verwaltungsgemeinschaft vereinbart.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geografie

[Bearbeiten] Geografische Lage

Nürtingen liegt am Vorland der mittleren Schwäbischen Alb. Die Altstadt liegt auf einem ehemaligen Umlaufberg des Neckars, der von Neckartailfingen kommend im Südwesten das Stadtgebiet betritt, östlich des Stadtteils Neckarhausen vorbeifließt, dann die Kernstadt westlich streift und schließlich durch Zizishausen in Richtung Nordosten zwischen Unterensingen und Oberboihingen das Nürtinger Stadtgebiet wieder verlässt. Zwischen Oberensingen und Zizishausen mündet die Aich, ein linker Nebenfluss des Neckars, ein.

[Bearbeiten] Nachbargemeinden

Folgende Städte und Gemeinden grenzen an die Stadt Nürtingen. Sie werden im Uhrzeigersinn beginnend im Norden genannt:
Unterensingen, Oberboihingen, Kirchheim unter Teck, Dettingen unter Teck, Beuren, Frickenhausen, Großbettlingen, Altdorf, Neckartailfingen, Aichtal und Wolfschlugen (alle Landkreis Esslingen)

[Bearbeiten] Stadtgliederung

Das Stadtgebiet von Nürtingen besteht aus der Kernstadt Nürtingen sowie den im Rahmen der Gemeindereform 1973 und 1974 eingegliederten Stadtteilen Hardt, Neckarhausen, Raidwangen, Reudern und Zizishausen. Die ehemalige Gemeinde Oberensingen wurde bereits am 1. Januar 1919 mit Nürtingen vereinigt. Die erst bei der jüngsten Gemeindereform eingegliederten Gemeinden sind zugleich Ortschaften im Sinne der baden-württembergischen Gemeindeordnung, das heißt sie haben jeweils einen von der Bevölkerung bei jeder Kommunalwahl neu zu wählenden Ortschaftsrat, dessen Vorsitzender der Ortsvorsteher ist.

In der Kernstadt Nürtingen werden Wohngebiete mit eigenem Namen unterschieden, deren Bezeichnungen sich im Laufe der Geschichte aufgrund der Bebauung ergeben haben. Hierzu gehören die an die Altstadt angrenzenden Gebiete Galgenberg, Kirchheimer Vorstadt/Vendelau, Kleintischardt/Wörth, Lerchenberg und Steinenberg. Östlich davon liegen der Säer, die Jettenhartsiedlung und das Rieth. Im Süden befinden sich der Ersberg und die Braike sowie die ab den 50er Jahren entstandenen, räumlich etwas getrennten Siedlungen Enzenhardt und Roßdorf.

[Bearbeiten] Ortsteile

Wappen, Einwohnerzahl und Fläche

  • Oberensingen: 2.450 (1995)
Hardt
  • Hardt: 955 (2005), 175 ha
  • Neckarhausen: 3.747 (2005), 606 ha
Raidwangen
Reudern
Zizishausen
  • Zizishausen: 3.262 (2005), 245 ha

[Bearbeiten] Raumplanung

Nürtingen bildet ein Mittelzentrum innerhalb der Region Stuttgart, deren Oberzentrum Stuttgart ist. Zum Mittelbereich Nürtingen gehören neben Nürtingen noch die Städte und Gemeinden im Südwesten des Landkreises Esslingen, im Einzelnen: Aichtal, Altdorf, Altenriet, Bempflingen, Beuren, Frickenhausen, Großbettlingen, Kohlberg, Neckartailfingen, Neckartenzlingen, Neuffen, Oberboihingen, Schlaitdorf, Unterensingen und Wolfschlugen.

Lage der Landkreises Esslingen in Baden-Württemberg
Lage der Landkreises Esslingen in Baden-Württemberg

[Bearbeiten] Geschichte

Wie zahlreiche archäologische Funde zeigen, war die Gegend des heutigen Nürtingen bereits von den Kelten besiedelt. Während der Römerzeit befand sich auf dem Gebiet unter anderem ein römischer Gutshof, eine Villa und eine bedeutende Töpferei.

Erstmals urkundlich erwähnt wurde Nürtingen im Jahre 1046 („Niuritingin“) und erhielt 1335 die Stadtrechte. Schon damals gehörte Nürtingen zu Württemberg und wurde Sitz eines Amtes. Der hier geschlossene Nürtinger Vertrag teilte Württemberg 1442 für 50 Jahre in eine Stuttgarter und eine Uracher Grafschaft. 1634 wurde Nürtingen im Dreißigjährigen Krieg erobert und stark verwüstet. Der anschließenden Pest fiel die Hälfte der Einwohner zum Opfer. Einige Gemeinden im Umkreis verloren in dieser Zeit nahezu ihre gesamte Bevölkerung.

1750 wurde die Stadt durch einen verheerenden Brand weitestgehend zerstört, jedoch wieder aufgebaut. Dieser alte Stadtkern ist in einigen Teilen bis heute erhalten geblieben. Das Nürtinger Schloss diente vom 15. bis zum 17. Jahrhundert den Witwen der Württemberger Fürsten als Alterssitz. In den Jahren von 1770 bis 1773 wurde es abgerissen. Heute erinnert nur noch der Name Schlossberg daran, dass neben der Stadtkirche St. Laurentius einst ein Stadtschloss stand. Die erste Realschule Württembergs wurde im Jahre 1783 in Nürtingen gegründet.

Anfang des 19. Jahrhunderts wurde das Amt Nürtingen zum Oberamt erhoben. Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich Nürtingen zu einer Industriestadt.

In der Zeit des Nationalsozialismus gab es am heutigen Standort der Realschulen das Mühlwiesenlager mit Kriegsgefangenen und „Fremdarbeitern“, die in den örtlichen Firmen, beispielsweise der Maschinenfabrik Gebr. Heller arbeiten mussten. Die NSDAP-Kreisleitung der damaligen Oberamts- bzw. Kreisstadt Nürtingen sorgte dafür, dass sämtliche jüdischen Schüler bzw. solche, die als „Halbjuden“ galten, noch vor dem reichsweiten Ausschluss die Schulen verließen. In Nachbarkreisen wie Reutlingen war dies nicht der Fall. Sie veranlasste, dass Julius von Jan, Pfarrer in Oberlenningen, das damals im Kreisgebiet lag, von Mitgliedern der SA in Zivilkleidung zusammengeschlagen wurde und betrieb sein absichtliches Umkommen in einer Strafkompanie an der Ostfront. Julius von Jan hatte in seiner Predigt am Buß- und Bettag 1938 die Novemberpogrome offen angeprangert. Weiter veranlasste sie, dass sämtliche in so genannter „Mischehe“ lebenden, von ihr als „Juden“ angesehene Männer verhältnismäßig früh in Konzentrationslager kamen und dort umgebracht wurden. Die letzte Jüdin der Stadt wurde ins Ghetto Haag in Haigerloch deportiert.

Bei der Kommunalreform 1938 wurde das Oberamt Nürtingen in den Landkreis Nürtingen umgewandelt, der im Wesentlichen auch das Oberamt Kirchheim unter Teck aufnahm.

1960 überschritt die Einwohnerzahl der Stadt Nürtingen die Grenze von 20.000. Daraufhin stellte die Stadtverwaltung den Antrag auf Erhebung zur Großen Kreisstadt, was die Landesregierung von Baden-Württemberg dann mit Wirkung vom 1. Februar 1962 beschloss.

Bei der Kreisreform zum 1. Januar 1973 verlor Nürtingen seine Funktion als Kreisstadt, da der bisherige Landkreis Nürtingen aufgelöst und sein Gebiet dem vergrößerten Landkreis Esslingen zugeordnet wurde.

1989 fanden in Nürtingen die Heimattage Baden-Württemberg statt.

[Bearbeiten] Religionen

Die Bevölkerung von Nürtingen gehörte ursprünglich zum Bistum Konstanz und war dem Archidiakonat Rauhe Alb, Landkapitel Owen-Kirchheim unterstellt. Da die Stadt schon früh zu Württemberg gehörte wurde auch hier ab 1535 durch Herzog Ulrich die Reformation eingeführt, daher war Nürtingen über Jahrhunderte eine überwiegend protestantische Stadt. Die Stadt gehörte mit ihrem Umland zunächst zum Dekanat Kirchheim unter Teck. 1693 wurde die Stadt Sitz eines eigenen Dekanats (siehe Kirchenbezirk Nürtingen), dessen Dekanatskirche die Stadtkirche ist. Die Kirchengemeinde Nürtingen wuchs vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg infolge Zuzugs stark an und wurde daher geteilt. Es entstand die Luthergemeinde (Kirche von 1930), die Versöhnungskirchengemeinde (Kirche von 1963), die Stephanuskirchengemeinde (Kirche von 19??) und die Kirchengemeinde Enzenhardt (1992). Diese fünf Gemeinden bilden zusammen die Evangelische Gesamtkirchengemeinde Nürtingen. Auch in den Stadtteilen wurde infolge der frühen Zugehörigkeit zu Württemberg die Reformation eingeführt. Daher gibt es fast in jedem Stadtteil eine evangelische Kirchengemeinde und meist auch eine eigene Kirche. Hardt bildet mit Oberensingen eine Kirchengemeinde, deren Kirche auch in Oberensingen ist. Raidwangen war früher Filiale von Großbettlingen dann von Neckarhausen (jedoch seit 1909 mit eigener Kirche), ist jedoch heute ebenfalls eine eigene Kirchengemeinde mit Filiale in Altdorf. Alle evangelischen Gemeinden im Nürtinger Stadtgebiet gehören bis heute zum Dekanat Nürtingen innerhalb der Evangelischen Landeskirche in Württemberg.

Katholiken gibt es in Nürtingen erst wieder seit dem späten 19. Jahrhundert. Für sie wurde 1907 eine eigene Kirche St. Johannes Evangelist in der Neuffener Straße gebaut. Die Kirche wurde 1959/60 abgebrochen, nachdem bereits 1956 an der Vendelaustraße ein Neubau erstellt worden war. Die Kirchengemeinde St. Johannes Evangelist bildet heute die Seelsorgeeinheit 3 innerhalb des Dekanats Nürtingen des Bistums Rottenburg-Stuttgart. Zur Kirchengemeinde gehören auch die Gemeindeglieder aus den Stadtteilen Neckarhausen, Hardt, Reudern, Zizishausen und Oberensingen sowie aus der Nachbargemeinde Wolfschlugen, doch bilden diese Orte jeweils eine Teilgemeinde der Kirchengemeinde St. Johannes Evangelist Nürtingen. Auch gibt es in diesen Orten inzwischen eigene Kirchen oder Gemeindehäuser und zwar das Edith-Stein-Haus in Neckarhausen, das Haus Effata in Oberensingen, St. Wendelin in Reudern, St. Stephanus in Rossdorf, St. Joseph für Wolfschlugen/Hardt (erbaut 1982) und St. Nikolaus in Zizishausen. Die Katholiken aus dem Stadtteil Raidwangen gehören zur Kirchengemeinde St. Nikolaus von Flüe der Nachbargemeinde Frickenhausen des Dekanats Nürtingen.

Die Juden in Nürtingen gehörten zur Jüdischen Gemeinde Cannstatt.

Muslime treffen sich in Moscheen in der Tiefenbachtalstraße und in der Steinachstraße.

Neben den beiden großen christlichen Kirchen gibt es in Nürtingen auch Freikirchen und Gemeinden, darunter die Evangelisch-methodistische Kirche mit der Christuskapelle in Nürtingen sowie Gemeindehäusern in Neckarhausen und Raidwangen und die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde (Baptisten) mit der Erlöserkirche in Nürtingen. Auch die Neuapostolische Kirche und die Christengemeinschaft sind in Nürtingen vertreten.

[Bearbeiten] Eingemeindungen

  • 1. Januar 1919: Oberensingen
  • 1. Januar 1973: Hardt
  • 1. Juli 1974: Zizishausen
  • 1. Oktober 1974: Neckarhausen, Raidwangen und Reudern

[Bearbeiten] Ortsteile

[Bearbeiten] Hardt

Hardt ist mit ca. 950 Einwohnern der kleinste Ortsteil von Nürtingen. Gründer von Hardt soll Herzog Ulrich von Württemberg gewesen sein. Einer Sage zufolge hat der Pfeifer von Hardt den Herzog auf dessen Flucht vor dem Bund im „Hohelen Stein“ versteckt. Der Ulrichstein und das Wahrzeichen von Hardt, der Pfeiferbrunnen, erinnern an diese – urkundlich nicht belegte – Sage, die sehr ausführlich in Wilhelm Hauffs Roman „Lichtenstein“ beschrieben wird.

In Hardt gibt es ein Rathaus und eine kleine Mehrzweckhalle. Der SV Hardt 1981 e.V. ist eine feste Größe im unteren Regional-Tischtennisgeschehen.

[Bearbeiten] Reudern

Reudern wurde erstmals im Jahre 1338 urkundlich erwähnt, der Namen des Ortes geht auf die gerodeten Wälder zurück. Im Laufe der Jahrhunderte hatte sich aus dem „Roden“ über diverse Zwischenformen Reudern entwickelt. Das Wappen des Ortes ist ein weißer Hirsch auf grünem Grund.

[Bearbeiten] Roßdorf

Das Roßdorf liegt südlich von Nürtingen, ist Anfang der 60er Jahre zur Wohnraumgewinnung am Reisbrett entstanden und ist heute Heimat von rund 4500 Einwohnern. Trotz des Charakters eines Stadtteils zählt es eigentlich noch zur Kernstadt.

[Bearbeiten] Einwohnerentwicklung

Die Einwohnerzahlen sind Schätzungen, Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen der jeweiligen Statistischen Ämter (nur Hauptwohnsitze).

Jahr Einwohnerzahlen
1600 ca. 1.700
1699 1.292
1771 2.234
1803 3.281
1843 4.089
1861 4.520
1. Dezember 1871 4.815
1. Dezember 1880 ¹ 5.370
1. Dezember 1890 ¹ 5.479
1. Dezember 1900 ¹ 6.353
1. Dezember 1910 ¹ 7.150
16. Juni 1925 ¹ 8.843
16. Juni 1933 ¹ 9.713
Jahr Einwohnerzahlen
17. Mai 1939 ¹ 10.532
1946 16.142
13. September 1950 ¹ 16.921
6. Juni 1961 ¹ 20.505
27. Mai 1970 ¹ 21.191
31. Dezember 1975 34.491
31. Dezember 1980 35.680
27. Mai 1987 ¹ 36.350
31. Dezember 1990 38.337
31. Dezember 1995 38.858
31. Dezember 2000 39.299
31. Dezember 2005 40.486

¹ Volkszählungsergebnis

[Bearbeiten] Politik

[Bearbeiten] Bürgermeister

An der Spitze der Stadt Nürtingen werden schon früh Bürgermeister und Rat genannt. Das aus 12 Mitgliedern bestehende Gericht war auch die Verwaltungsbehörde. Die beiden Bürgermeister waren die städtischen Beamten. Daneben gab es einem vom Landesherrn eingesetzten Schultheiß, später ein Vogt. Dieser war Stadt- und Amtsoberhaupt. Im 18. Jahrhundert gab es vorübergehend einen Obervogt.

Seit dem 19. Jahrhundert trug das Stadtoberhaupt die Bezeichnung „Stadtschultheiß“, seit 1930 Bürgermeister und mit der Erhebung zur Großen Kreisstadt am 1. Februar 1962 lautet die Amtsbezeichnung Oberbürgermeister. Dieser wird von den Wahlberechtigten auf acht Jahre direkt gewählt. Er ist Vorsitzender des Gemeinderats. Seine allgemeinen Stellvertreter sind der 1. Beigeordnete mit der Amtsbezeichnung „Erster Bürgermeister“ und der Technische Beigeordnete.

Stadtoberhäupter seit 1819

  • 1819–1828: Gottlob Friedrich Schickhardt
  • 1828–1846: Heinrich Schickhardt
  • 1846–1868: Dr. Karl Friedrich Eßig
  • 1868–1896: Ferdinand Schmid
  • 1896–1930: Matthäus Baur
  • 1930–1939: Hermann Weilenmann
  • 1939–1943: Dr. Walter Klemm (NSDAP)
  • 1943–1945: August Pfänder, kommissarisch (NSDAP)
  • 1945–1948: Hermann Weilenmann
  • 1948–1959: August Pfänder
  • 1959–1979: Karl Gonser
  • 1979–2004: Alfred Bachofer
  • seit 2004: Otmar Heirich (SPD)

[Bearbeiten] Gemeinderat

Die Kommunalwahl am 13. Juni 2004 ergab folgende Sitzverteilung:

FWG 34,8 % +0,6 14 Sitze +2
CDU 27,4 % -2,4 12 Sitze ±0
SPD 17,9 % +0,5 7 Sitze ±0
Die Grünen 12,3 % +2,8 5 Sitze +2
FDP/DVP 5,0 % ±0 2 Sitze ±0
REP 2,6 % -1,4 1 Sitz  ±0

[Bearbeiten] Wappen und Flagge

Das Wappen der Stadt Nürtingen zeigt in Gold unter einer liegenden schwarzen Hirschstange ein mit dem Mundstück nach links weisendes rotes Hifthorn mit schwarzer Fessel, darunter eine blaue Raute. Die Nürtinger Stadtflagge ist blau-gelb. Wappen und Flagge werden schon seit vielen Jahrhunderten geführt. Die Hirschstange bezieht sich auf die spätere Zugehörigkeit der Stadt zu Württemberg, das Hifthorn auf Ansprüche der Herren von Nifen (Neuffen) und die Raute, der tecksche Wecken, auf ursprüngliche Hoheitsansprüche der Herzöge von Teck. Die älteste farbliche Darstellung stammt bereits aus dem Jahr 1535.

[Bearbeiten] Städtepartnerschaften

Nürtingen unterhält mit folgenden Städten eine Städtepartnerschaft:

[Bearbeiten] Wirtschaft und Infrastruktur

Die Industrialisierung begann im Nürtinger Raum in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Zunächst war die Textilindustrie bestimmende Branche. So war Nürtingen lange Jahre als „Stadt der Strickwaren“ bekannt. Mit der zunehmenden Verlagerung der Textilproduktion in Niedriglohnländer im ausgehenden 20. Jahrhundert nahm die Bedeutung dieses Industriezweiges für den Nürtinger Raum immer mehr ab, so dass zu Beginn des 21. Jahrhunderts die Maschinenbauindustrie die wichtigste Branche darstellt. Die Maschinenfabrik Gebr. Heller, 1894 gegründet, und der Elektrowerkzeughersteller Metabo, 1924 gegründet, beschäftigen beide jeweils rund 1.700 Mitarbeiter in Nürtingen.

Derzeit sind in Nürtingen ca 15.000 Arbeitnehmer beschäftigt (Stand 2003). Davon kommen ca. 5.300 aus Nürtingen selbst, 9.700 pendeln aus den umliegenden Städten und Gemeinden zu ihren Arbeitsplätzen in der Stadt. Dem gegenüber stehen ca. 8.600 Auspendler; viele davon sind bei Großunternehmen in der Region Stuttgart angestellt. Insgesamt weist Nürtingen damit eine positive Pendlerbilanz auf.

Nürtingen hat die LZB-Platznummer 612.

Die Altstadt von der Wörthbrücke aus gesehen
Die Altstadt von der Wörthbrücke aus gesehen

[Bearbeiten] Verkehr

Nürtingen liegt an der Neckar-Alb-Bahn StuttgartTübingen. Mindestens stündlich (nachmittags halbstündlich) verkehrt der Regionalexpress zwischen Tübingen und Stuttgart, eine viertelstunde versetzt dazu die Regionalbahn zwischen Plochingen und Tübingen bzw. Herrenberg. Außerdem führt vom Nürtinger Bahnhof die Tälesbahn – eine Nebenbahn der WEG – nach Neuffen. Bis Nürtingen und dann weiter über die Gleise der Tälesbahn gibt es regelmäßigen Güterverkehr zur Firma Gnida. Der Nürtinger Güterbahnhof wird dagegen nicht mehr genutzt, es gibt Pläne, ihn abzureißen und das Areal neu zu bebauen. In unmittelbarer Nähe des Bahnhofes befindet sich der zentrale Omnibusbahnhof (ZOB), über den Nürtingen mit den Stadtteilen und den umliegenden Gemeinden verbunden ist. Alle Linien im Stadtgebiet Nürtingens verkehren zu einheitlichen Preisen innerhalb des Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS).

Die Bundesautobahn A 8 StuttgartMünchen verläuft rund 5 km nördlich der Stadt. Nürtingen ist über die Anschlussstellen Wendlingen (55) und Kirchheim/Teck-West (56) zu erreichen. Außerdem führen die Bundesstraßen B 297 (LorchTübingen), sowie B 313 (PlochingenReutlingen) durch die Stadt.

Der Flughafen Stuttgart liegt ca. 15 km von Nürtingen entfernt.

Der nächstgelegene Binnenhafen befindet sich in Plochingen, etwa 15 km flussabwärts am Neckar. Der Fluss ist von dort an bis zu seiner Mündung in den Rhein bei Mannheim, teilweise kanalisiert, für die Binnenschifffahrt ausgebaut.

[Bearbeiten] Ansässige Unternehmen

[Bearbeiten] Medien

In Nürtingen erscheint als Tageszeitung die Nürtinger Zeitung. Ausschließlich online erscheint die Nürtinger Stattzeitung, die ehrenamtlich erstellt wird.

[Bearbeiten] Behörden, Gerichte und Einrichtungen

Nürtingen verfügt über ein Finanzamt, ein Notariat und eine Außenstelle des Landratsamts Esslingen. Ferner gibt es ein Amtsgericht, das zum Landgerichts- und OLG-Bezirk Stuttgart gehört.

Die Stadt ist auch Sitz des Kirchenbezirks Nürtingen der Evangelischen Landeskirche in Württemberg.

[Bearbeiten] Bildung

Nürtingen hat folgende Hochschulen und Ausbildungseinrichtungen:

In Nürtingen gibt es zwei Gymnasien (Hölderlin- und Max-Planck-Gymnasium), zwei Realschulen (Neckar- und Geschwister-Scholl-Realschule), eine Förderschule (Theodor-Eisenlohr-Schule), vier Grund- und Hauptschulen bzw. Grund- und Hauptschulen mit Werkrealschule (Ersbergschule Grund- und Hauptschule, Grund- und Hauptschule mit Werkrealschule Neckarhausen, Grund- und Hauptschule Zizishausen und Mörikeschule Grund- und Hauptschule mit Werkrealschule) sowie fünf selbständige Grundschulen, nämlich die Braikeschule in der Kernstadt sowie je eine Grundschule in den Stadtteilen Oberensingen (Friedrich-Glück-Schule), Raidwangen, Reudern und Roßdorf.

Der Landkreis Esslingen ist Schulträger der Beruflichen Schulen (Akademie für Landbau Fachschule für Technik: Albert-Schäffle-Schule, Kaufmännische Schule: Otto-Umfrid-Schule und Gewerbliche Schule: Philipp-Matthäus-Hahn-Schule sowie Fritz-Ruoff-Schule: Hauswirtschaftliche und Landwirtschaftliche Schule) sowie der Bodelschwinghschule für Geistigbehinderte mit Regenbogen-Schulkindergarten für Geistigbehinderte und des Schulkindergartens für Körperbehinderte.

Ferner gibt es noch die Johannes-Wagner-Schule, eine staatliche Schule für Schwerhörige und Sprachbehinderte mit Internat in Trägerschaft des Landes Baden-Württemberg. Die Rudolf-Steiner-Schule, eine freie Waldorfschule, rundet das schulische Angebot in Nürtingen ab.

Rathaus
Rathaus

[Bearbeiten] Kultur und Sehenswürdigkeiten

Nürtingen liegt an der Württemberger Weinstraße und der Römerstraße Neckar-Alb mit vielen Sehenswürdigkeiten.

[Bearbeiten] Theater

In der Stadthalle K3N finden regelmäßig Theatervorstellungen von Tourneetheatern und Landesbühnen statt. Daneben bietet der Verein Theater im Schlosskeller auf seiner Kleinkustbühne ein umfangreiches Programm an Schauspiel- und Kleinkunstaufführungen, sowie Vorträgen und Konzerten. Außerdem finden unter anderem noch regelmäßig Theateraufführungen der hiesigen Theatergruppen der Nürtinger Schulen statt.

[Bearbeiten] Museen

Zwischen Neckar- und Steinachufer liegt das alte Schützenhaus von 1565. Hier ist das Stadtmuseum Nürtingen mit literarischer Abteilung Hölderlin untergebracht.

In der Sammlung Domnick sind Kunstwerke aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg zu sehen.


[Bearbeiten] Bauwerke

Die historische Altstadt Nürtingens bietet eine Reihe von Sehenswürdigkeiten, darunter die evangelische Stadtkirche St. Laurentius, das Wahrzeichen der Stadt. Die spätgotische dreischiffige Hallenkirche hat einen 48 m hohen Turm. Das Langhaus wurde 1895 neu gewölbt. Weiter sind zu erwähnen der Salemer Hof, die ehemalige Lateinschule, das Rathaus, der Blockturm, die Kreuzkirche und das ehemalige Spital. Weitere Kirchen in der Kernstadt sind die Lutherkirche von 1930, die evangelische Versöhnungskirche von 1963 und die katholische Kirche St. Johannes Evangelist von 1956 (der Vorgängerbau von 1907 wurde abgebrochen).

In den Stadtteilen gibt es folgende Kirchen: Evangelische Kirche St. Bernhard Neckarhausen (spätgotische Elemente mit Langhaus von 1606), evangelische Kirche Raidwangen (Baujahr 1909), evangelische Pfarrkirche Oberensingen (im 19. Jahrhundert völlig erneuert, doch ältern Ursprungs), evangelische Friedenskirche Reudern (Baujahr 1969), sowie evangelische Christuskirche Zizishausen (erbaut 1963).

[Bearbeiten] Regelmäßige Veranstaltungen

  • Nürtinger Maientag: Seit über 400 Jahren wird das traditionelle Fest der Schulen mit Maisingen, Festumzug, Spielen und Rummelplatz gefeiert. Von seinem ursprünglichen Termin am dritten Samstag im Mai wurde das Fest dann später auf einen beliebigen Samstag im Mai (in sehr seltenen Ausnahmefällen auch im Juni) verlegt.
  • Stadtfest: Seit 1977 wird in der Nürtinger Fußgängerzone von örtlichen Vereinen und Gruppen in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung das Stadtfest gefeiert. Das Fest fand zunächst immer an einem Samstag im September statt. Seit einigen Jahren wurde es auf ein Wochenende im Juli vorverlegt und wird bis auf einzelne Ausnahmen alljährlich gefeiert.
  • Altstadtfest: Ein von den am Nürtinger Schlossberg angesiedelten Händlern und Gastwirten kommerziell veranstaltetes Fest, für das von den Besuchern Eintritt verlangt wird.

[Bearbeiten] Persönlichkeiten

[Bearbeiten] Ehrenbürger

Die Stadt Nürtingen hat folgenden Personen das Ehrenbürgerrecht verliehen:

  • 1868: Theodor Eisenlohr, Rektor des Lehrerseminars
  • 1930: Mathäus Baur, Stadtschultheiß
  • 1948: Hermann Weilenmann, Bürgermeister
  • 1949: Dr. Robert Reiner, Industrieller
  • 1959: August Pfänder, Bürgermeister
  • 1966: Paul Jordery, Bürgermeister der Partnerstadt Oullins
  • 1970: Walter Rauch, Fabrikant (Metabo)
  • 1979: Karl Gonser, Oberbürgermeister
  • 1986: Prof. Fritz Ruoff, Maler und Bildhauer
  • 2004: Peter Härtling, Schriftsteller und Journalist

[Bearbeiten] Söhne und Töchter der Stadt

[Bearbeiten] Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben

Berühmte Persönlichkeiten, die einen Teil ihres Lebens in oder um Nürtingen verbracht haben, sind:

  • Wilhelm Schickard (1592–1635) wirkte ab 1614 nach Abschluss seines Studiums als evangelischer Diakon in Nürtingen und später als Professor für Hebräisch und Astronomie an der Eberhard-Karls-Universität in Tübingen. Er wurde der erste Konstrukteur einer mechanischen Rechenmaschine.
  • Jakob Friedrich Klemm (1733-1793), deutscher Theologe; war 1782-1793 Dekan und Erster Stadtpfarrer in Nürtingen; er gründete 1783 die erste württembergische Realschule in Nürtingen.
  • Friedrich Hölderlin (1770–1843), deutscher Lyriker; verbrachte als Stiefsohn des Nürtinger Bürgermeisters Johann Christoph Gock seine Kindheit und Jugend in Nürtingen und besuchte die Nürtinger Lateinschule.
  • Friedrich Schelling (1775–1854), deutscher Philosoph; besuchte in Nürtingen die Lateinschule
  • Eduard Mörike (1804–1875), deutscher Lyriker und Pfarrer; war als Vikar auf verschiedenen Stellen in der Gegend um Nürtingen tätig und wohnte einige Zeit in der Stadt.
  • Jakob Kocher (1871–1944), Lehrer, Heimatforscher, Ordner von Urkunden der Stadt, Verfasser eines bedeutenden Geschichtswerkes der Stadt
  • Gerhard Mayer-Vorfelder (* 1933), deutscher Politiker und Sportfunktionär, 2001–2006 Präsident des Deutschen Fußball-Bundes; begann seine berufliche Laufbahn als Referent am Landratsamt Nürtingen.
  • Peter Härtling (* 1933), deutscher Schriftsteller; verbrachte seine Jugend in Nürtingen und besuchte hier das Gymnasium; seit Oktober 2004 zehnter Ehrenbürger.
  • Herbert Henzler (* 1941), Wirtschaftsprofessor und ehemaliger Leiter der Unternehmensberatung McKinsey für Deutschland bzw. Europa; verbrachte seine Kindheit und Schulzeit in Neckarhausen.
  • Martin Umbach (* 1956), deutscher Schauspieler und Synchronsprecher; verbrachte seine Kindheit in Nürtingen.
  • Harald Schmidt (* 1957), deutscher Kabarettist, Schauspieler und Fernsehentertainer; verbrachte Kindheit und Jugend in Nürtingen, besuchte das Nürtinger Hölderlin-Gymnasium und war Organist der katholischen Kirchengemeinde Nürtingen-Frickenhausen

[Bearbeiten] Literatur

  • Jakob Kocher: Geschichte der Stadt Nürtingen. Band 1/2, Stuttgart 1924. Band 3, Stuttgart 1928
  • Erich Keyser: Württembergisches Städtebuch; Band IV Teilband Baden-Württemberg Band 2 aus Deutsches Städtebuch. Handbuch städtischer Geschichte - Im Auftrage der Arbeitsgemeinschaft der historischen Kommissionen und mit Unterstützung des Deutschen Städtetages, des Deutschen Städtebundes und des Deutschen Gemeindetages, Stuttgart, 1961
  • Manuel Werner: Juden in Nürtingen in der Zeit des Nationalsozialismus. Nürtingen-Frickenhausen 1998, ISBN 3-928812-18-1

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