Arnold Schönberg
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Arnold Schönberg (* 13. September 1874 in Wien; † 13. Juli 1951 in Los Angeles) war ein österreichischer Komponist, Musiktheoretiker und Maler jüdischer Herkunft.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Leben und musikalisches Werk
Arnold Schönberg wurde als Sohn des aus Ungarn stammenden Schuhmachers Samuel Schönberg (1838-1889) und der in Prag aufgewachsenen Pauline Nachod (1848-1921) geboren. Er begann seinen musikalischen Werdegang als Cellist und kompositorischer Autodidakt. Obgleich er einige Monate Unterricht bei Alexander von Zemlinsky nahm, hat er nach eigener Aussage das meiste durch das Studium der Werke großer Komponisten gelernt. Schönberg, der in der Folge ein enger Freund Zemlinskys geworden war, heiratete am 7. Oktober 1901 dessen Schwester Mathilde auf einem Standesamt in Bratislava, nachdem diese bereits im Frühjahr 1901 schwanger geworden war. Die kirchliche Trauung fand elf Tage später in der protestantischen Kirche in der Dorotheergasse in Wien statt. Arnold Schönberg und Mathilde Zemlinsky hatten zwei Kinder, Gertrud (1902-1947) und Georg (1906-1974).
Die ersten Kompositionen Schönbergs sind im Bereich der Nachromantik anzusiedeln, sie enthalten typische Merkmale dieser Zeit: einen überbordenden Orchesterapparat sowie genreübergreifende Kompositionen mit oft literarischem Hintergrund (Streichsextett Verklärte Nacht, Gurre-Lieder, sinfonische Dichtung Pelleas und Melisande, Chorwerk Friede auf Erden). Viele seiner Werke wurden im Wiener Musikvereinssaal uraufgeführt. Andere wichtige Werke aus dieser Zeit sind die Erste Kammersinfonie für 15 Instrumente (1906) sowie die im gleichen Jahr begonnene, doch erst 1939 fertiggestellte Zweite Kammersinfonie für 19 Instrumente.
Schönbergs erste Schülerin war Vilma von Webenau. Sie nahm bei ihm seit 1898/99 Harmonielehre- und Kompositionsunterricht und folgte ihm sogar bei seiner Übersiedlung nach Berlin im Jahre 1900.
Kompositorisch wurde Schönberg früh von Johannes Brahms und Richard Wagner beeinflusst. Später wurde er ein entschiedener Anhänger von Gustav Mahler.
Von 1908 an ist seine Musik im herkömmlichen Dur-Moll-tonalen System nicht mehr anzusiedeln, das heißt, ab diesem Zeitpunkt (2. Streichquartett) ist seine Musik atonal (Schönberg lehnte diese Bezeichnung ab, er selbst zog die Bezeichnung "atonikal" vor, nichts desto weniger haben sich die Begriffe "atonal" bzw. "Atonalität" durchgesetzt, werden aber in der Musik viel diskutiert).
Diese Phase der sogenannten "Freien Atonalität" führte nach Schönbergs Auffassung kompositorisch in eine Sackgasse, da für jede neue Komposition erst wieder ein neuer Material- und Regelkatalog entworfen werden muss. Nach zahlreichen Versuchen schrieb er seinem Schüler Josef Rufer im Juli 1921: "Heute habe ich etwas entdeckt, das die Überlegenheit der deutschen Musik für die nächsten hundert Jahre versichern wird."
1921 entwickelte Schönberg seine "Methode der Komponierens mit zwölf nur aufeinander bezogenen Tönen", auch bekannt geworden als "Dodekaphonie" oder eingedeutscht "Zwölftonmusik". Diese Methode entstand unabhängig von jener des Komponisten Josef Matthias Hauer, der ebenfalls eine zwölftönige Kompositionstechnik entwickelt hatte, die allerdings mit Schönbergs Methode wenig gemein hat. Mit diesem neuen System glaubte sich Schönberg nun in die Lage versetzt, jedem Werk theoretisch ein inneres Gefüge geben zu können. Ursprünglich nur als persönliche Lösung für einen persönlichen Konflikt gedacht, wurde die Zwölftonmethode von seinen Schülern enthusiastisch aufgegriffen, obgleich Schönberg sie in seinen Theoriestunden nie selbst gelehrt hat. Er benutzte die Zwölftonmethode für den Rest seines Lebens, kehrte aber ab und zu zum tonalen System zurück, wie in seiner Streichersuite in G-Dur (1934).
Nachdem seine Frau Mathilde am 18. Oktober 1923 in Mödling gestorben war, heiratete er am 28. August 1924 Gertrud Kolisch, die Schwester seines Schülers Rudolf Kolisch. Mit ihr hatte er drei Kinder: Nuria (* 1932, Ehefrau des italienischen Komponisten Luigi Nono), Ronald (* 1937) und Lawrence (* 1941).
Es sollten viele Jahre vergehen, bis Schönberg als Komponist volle Anerkennung genoss, doch 1925 wurde er zum Leiter eines Meisterkurses für Komposition an der Preußischen Akademie Berlin ernannt. Diese Stelle wurde ihm aus "rassischen Gründen" im September 1933 entzogen, worauf er sich formell dem jüdischen Glauben wieder anschloss, den er in seiner Jugend aufgegeben hatte. Einen Monat später emigrierte er in die USA. Nach einem Jahr in Boston und New York war er jahrelang als Professor tätig, zunächst an der University of Southern California, dann an der University of California, Los Angeles. 1940 erlangte Schönberg die amerikanische Staatsbürgerschaft. In den Vereinigten Staaten vollendete Schönberg einige seiner besten Werke, darunter sein viertes Streichquartett (1936), seine Vertonung von Kol Nidre (1939), Klavierkonzert (1942) sowie "Ein Überlebender aus Warschau" (1947) für Sprecher, Männerchor und Orchester, das die Erfahrungen eines Mannes im Warschauer Ghetto thematisiert. In dieser Zeit schrieb er auch vier seiner theoretischen Bücher: Models for Beginners in Composition (Modelle für Anfänger im Kompositionsunterricht, 1943), Structural Functions of Harmony (Die formbildenden Tendenzen der Harmonie, hrsg. 1954), Preliminary Exercises in Counterpoint (Vorübungen im Kontrapunkt, hrsg. 1963) und Fundamentals of Musical Composition (Grundlagen der musikalischen Komposition, hrsg. 1967). Von 1948 bis 1950 entspann sich zwischen Schönberg und Thomas Mann eine Kontroverse um dessen Roman Doktor Faustus, in dem die Zwölftonmusik zur Sprache kommt. Bei Schönbergs Tod am 13. Juli 1951 waren drei seiner Werke mit religiösem Inhalt unvollendet, nämlich die Kantate Die Jakobsleiter, die Oper Moses und Aron sowie der Zyklus Moderne Psalmen. Moses und Aron ist jedoch in der zweiaktigen Form ein großer Erfolg geworden; die dramatische Gegenüberstellung von Prophet und Priester kann als ausdrucksstärkstes Werk Schönbergs bezeichnet werden.
Schönbergs umfangreicher Nachlass (Musikmanuskripte, Textmanuskripte, historische Fotos, Schönbergs Bibliothek ...) wurde zunächst im Arnold Schoenberg Institute an der University of Southern California, Los Angeles aufbewahrt. 1998 wurden diese Materialien nach Wien, ins Arnold Schönberg Center transferiert, wo sie seither von Archivbenutzern eingesehen werden können. Schönbergs Einfluss auf die Musik des 20. Jahrhunderts kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Die radikalen Änderungen in der Kompositionstechnik und die theoretischen Grundlagen zu ihrer Rechtfertigung führten von Atonalität über Zwölftontechnik zu serieller Musik und weiter zu den verschiedenen Formen vollständig berechneter Tonstrukturen, die letzten Endes nur auf elektronischen Instrumenten intentionsgemäß verwirklicht werden können. Die Auseinandersetzungen rund um sein Werk und dasjenige seiner wahren oder angeblichen Nachfolger sind bis heute nicht verstummt.
[Bearbeiten] Schüler, Interpreten und Freunde
Um Schönberg bildete sich mit Alban Berg, Anton Webern und weiteren Schülern und Interpreten ein Kreis Gleichgesinnter, der als Zweite Wiener Schule bezeichnet wird.
Namhafte Interpreten aus der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts setzten sich für Schönberg ein, darunter die Pianisten Artur Schnabel und Eduard Steuermann, die Dirigenten Hans Rosbaud und Hermann Scherchen sowie Schönbergs Schwager, der Geiger Rudolf Kolisch.
Schönberg war mit dem Wiener Architekten Adolf Loos, den er in dem Salon der Eugenie Schwarzwald kennengelernt hatte, eng befreundet. Loos setzte sich zeitlebens für die Aufführung der Schönbergschen Kompositionen ein, von denen er einige sogar insgeheim subventionierte (dabei vermutlich unter anderem auch das berühmte Skandalkonzert 1913 ("Watschenkonzert")). Schönberg wurde auch in seiner Haltung zu Fragen von künstlerischer Moral und Wahrheit durch Adolf Loos sehr beeinflusst. Die Forderung Schönbergs "Musik soll nicht schmücken, sie soll wahr sein" kann in direkten Bezug zur Loos'schen Ästhetik gesetzt werden, insbesondere seinem Kampf gegen jede Form von angewandter Kunst und für die Dignität der reinen und Bildenden Kunst, die sich durch keinerlei Zugeständnisse an einen Publikumsgeschmack 'prostituieren' dürfe.
[Bearbeiten] Weitere Tätigkeiten: Schach und Malerei
Schönberg konzipierte in den 1920er Jahren eine Koalitions-Schach benannte Schachvariante für vier Spieler, die auf einem 10x10 Felder großen Brett mit 36 Figuren gespielt wird, die er aus einfachen Materialien selbst entwarf. Bei einem Besuch des Schachweltmeisters Emanuel Lasker verbarg er jedoch seine Erfindung und kommentierte dies mit den Worten "Das wäre für Lasker ebenso schlimm, wie für mich eine Komposition von ihm".
Schönberg war auch mit dem Maler Gustav Klimt und dem Industriellen Ferdinand Bloch befreundet. Zwei Generationen später vertrat Schönbergs Enkel, der Rechtsanwalt Randol E. Schoenberg Erben der Familie Bloch (bes. Maria Altmann) in einem Verfahren zur Restitution einiger Klimt-Bilder.
Laut seinem Sohn Lawrence beschränkte sich die malende Tätigkeit von Schönberg auf die Jahre zwischen 1906-1912 oder 1913. Nach Beginn des Ersten Weltkriegs hörte Schönberg auf zu malen.
[Bearbeiten] Trivia
Schönberg litt an Triskaidekaphobie, das heißt, er fürchtete sich vor der Zahl 13. Er ist an einem 13. geboren. Sein Tod fiel auf einen Freitag den 13..
[Bearbeiten] Liste der Schüler Schönbergs
Schönberg lehrte sowohl in Europa als auch in Amerika.
[Bearbeiten] Wien
- Hans Erich Apostel (1922 – 1923)
- Alban Berg (1904 – 1911)
- Hanns Eisler (1919 – 1923)
- Robert Gerhard (1923 – 1928)
- Hanns Jelinek (1918 – 1919)
- Józef Koffler (1921 – 1924)
- Rudolf Kolisch (1919 – 1922)
- Josef Rufer (1919 – 1933)
- Rudolf Serkin (nach 1918)
- Othmar Steinbauer (1920 – 1921)
- Viktor Ullmann (1918 – 1919)
- Vilma von Webenau (1898 – 1902)
- Anton von Webern (1904 – 1908)
- Fritz Zweig (1910 – 1912)
[Bearbeiten] Berlin
- Vilma von Webenau
- Max Deutsch (1913 – 1922)
- Eduard Steuermann (1912 – 1914)
- Marc Blitzstein (1927)
- Henry Cowell (vor 1932)
- Robert Gerhard (1923 – 1928)
- Nikos Skalkottas (1927 – 1933)
- Hans Heinz Stuckenschmidt (1931 – 1933)
- Max Walter (1926 – 1928)
- Winfried Zillig (1925 – 1928)
[Bearbeiten] U.S.A.
- John Cage (1934 - 1935)
- Lou Harrison (1941)
- Otto Klemperer (Mitte der 30er)
- Oscar Levant (1935 - 1937)
- Leonard Rosenman (1947)
[Bearbeiten] Werke
- Werkverzeichnis
[Bearbeiten] Dauerausstellungen
- Mödling, Niederösterreich: In dem Haus, in dem Schönberg zwischen 1918 und 1925 wohnte, wird das Wirken in dieser Zeit dokumentiert und dargestellt.
[Bearbeiten] Literatur
- Theodor W. Adorno: Philosophie der neuen Musik. 6. Aufl. Frankfurt a.M.: Suhrkamp, 1991.
- Eberhard Freitag: Schönberg. 11. Aufl. Reinbek: Rowohlt, 2000. ISBN 349950202X
- Manuel Gervink: Arnold Schönberg und seine Zeit. Laaber: Laaber-Verlag, 2000. ISBN 3921518881
- Peter Gradenwitz: Arnold Schönberg und seine Meisterschüler. Wien: Zsolnay, 1998. ISBN 3552048995
- Mathias Henke: Arnold Schönberg. München: dtv, 2001. ISBN 3423310464
- Hartmut Krones: Arnold Schönberg: Werk und Leben. Wien: Edition Steinbauer, 2005. ISBN 3902494034
- René Leibowitz: Schoenberg et son Ecole. Paris 1947
- Heinz-Klaus Metzger und Rainer Riehn, Hgg. "Arnold Schönbergs »Berliner Schule«.", hg. von Ludwig Holtmeier, Musik-Konzepte 117/118. München: edition text+kritik, 2002. ISBN 3883777153
- Heinz-Klaus Metzger und Rainer Riehn, Hgg. "Schönbergs Verein für musikalische Privataufführungen." Musik-Konzepte 36. München: edition text+kritik, 1984. ISBN 3883771708
- Heinz-Klaus Metzger und Rainer Riehn, Hgg. "Schönberg und der Sprechgesang." Musik-Konzepte 112/113. München: edition text+kritik, 2001. ISBN 3883776602
- Alexander L. Ringer: Arnold Schönberg: Das Leben im Werk. Stuttgart: Metzler, 2002. ISBN 3476019063
- Arnold Schönberg: Stil und Gedanke. Frankfurt a.M.: Fischer, 1995. ISBN 3596236169
- Hans Heinz Stuckenschmidt: Arnold Schönberg: Leben, Werk, Umwelt. München u.a.: Piper u.a., 1989. ISBN 3492182399
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Arnold Schönberg im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Arnold-Schönberg-Center in Wien: Biographie, Werk- und Bilderverzeichnis usw.
- Vollständige Schönberg-Diskographie
- Schönberg Biographie
- Arnold Schoenberg Chor, Wien
Personendaten | |
---|---|
NAME | Schönberg, Arnold |
KURZBESCHREIBUNG | Österreichischer Komponist |
GEBURTSDATUM | 13. September 1874 |
GEBURTSORT | Wien |
STERBEDATUM | 13. Juli 1951 |
STERBEORT | Los Angeles |