Garnisonkirche (Potsdam)
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Die Garnisonkirche war eine historisch bedeutsame Kirche in Potsdam, die bis ins Jahr 1720 zurückreichte. Sie fiel 1968 der Welle von Sprengungen historischer Gebäude unter der SED-Führung Walter Ulbrichts zum Opfer, da Kirchen aus der Zeit der Monarchie einem modernen sozialistischen Staat widersprächen. Mittlerweile gibt es Bemühungen eines Wiederaufbaus, der jedoch immer wieder durch Teile der Stadtverordnetenversammlung, aber auch durch Auseinandersetzungen um die Art der künftigen Nutzung einer neuen Kirche ins Stocken geriet. Auch fehlen notwendige Spenden, um den Wiederaufbau zu finanzieren.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Das Bauwerk
[Bearbeiten] Der Turm

Der Turm der Garnisonkirche, mit einer Gesamthöhe von 88,43 Meter, ragte in die Breite Straße hinein und prägte so ihr Erscheinungsbild. Er wurde im Untergeschoss wuchtig ausgeführt und verjüngte sich in den oberen Etagen. Die Turmspitze bildete ein aus Eiche konstruiertes Geschoss, auf dem eine Wetterfahne angebracht war. Die Seitenwände des Turmes wurden an jeder Seite von schmalen Längsfenstern durchbrochen, zusätzlich erhielten die Ecken Figurenschmuck. Das aus der Vorgängerkirche stammende Glockenspiel, wurde durch fünf neue, von Paul Meurer geschaffene, Bassglocken ergänzt und in den Turm wiedereingesetzt. Über dem Hauptportal zur Breiten Str. befand sich fortan eine Inschrifttafel mit goldenen Buchstaben. Darauf war zu lesen: „Friedrich Wilhelm, König in Preußen, hat diesen Thurm nebst der Garnison-Kirche zur Ehre Gottes erbauen lassen“. Anno 1735. Ein Teil der Buchstaben ist heute noch vorhanden
[Bearbeiten] Das Kirchenschiff
Das Kirchenschiff, wie sein Vorgänger ein quadratischer, in Querachse ausgerichteter Bau, schloss in nördlicher Richtung an den Turm der Garnisonkirche an. Auf dem spitz zulaufenden Dach waren auf West- und der Ostseite jeweils zwei Gauben aufgesetzt. Die Fenster des Kirchenschiffes wurden groß ausgeführt und dominierten das Fassadenbild, wobei die zwei mittleren Fenster von einem Dreiecksgiebel bekrönt wurden. Weiterhin befanden sich am Übergang zum Kirchturm Sandsteinaufsätze, die in einer Rundung an das Dach anschlossen. Sie wurden zur Breiten Straße mit Säulenpilastern ausgeführt und bildeten so mit dem Turm die repräsentative Eingangsfront.
[Bearbeiten] Der Innenraum
Der Innenraum der Garnisonkirche war klar gegliedert. Massive Pfeiler waren durch Bogengewölben miteinander verbunden, die sich wiederum an eine flache Decke anschlossen. Zwischen den Pfeilern befanden sich zweigeschossige Emporen. Da es sich um eine Militärkirche handelte, wurde der Innenraum zunächst schmucklos, mit einfacher Holzausstattung, ausgestattet. Die Zivilgemeinde saß auf den Bänken im Kirchenschiff, die Soldaten auf den Emporen. Eine Kanzel, zunächst aus Holz, wurde auf der Südseite aufgestellt. 1737 ließ Friedrich Wilhelm I. sie durch eine farbenprächtige, mit Barockformen verzierte Kanzel ersetzen und eine darrunterliegenden, ebenerdigen Gruft anlegen („Königliches Monument“). Die Entwürfe lieferte Christian Friedrich Feldmann, Ausführer waren Johann Christian Angermann, Johann Konrad Koch und der Bildhauer Johann Georg Glume, der auch die Marmorfiguren „Mars“ und „Bellona“ am Eingang zur Gruft schuf.
Der aus der Vorgängerkirche stammende sog. Feldaltar war einfach in Holz gehalten und diente dem Abendmahl. Joachim Wagner schuf eine große Orgel für die Garnisonkirche mit 25 Registern und drei Manualen. Sie befand sich über der Kanzel und besaß ein reich geschnitztes Prospekt mit einem Spielwerk aus posaunenblasenden und paukenschlagenden Engeln, sich drehenden Sonnen (Zimbelsterne) und einem flügelschlagenden Adler.
[Bearbeiten] Geschichte der Garnisonkirche
[Bearbeiten] Das erste Bauwerk
1720 bis 1722 wurde die erste Potsdamer Garnisonkirche als quadratischer Fachwerkbau auf der Plantage zwischen der Breiten Straße, Dortustraße und der Yorkstraße errichtet. Ein auf das steile Zeltdach aufgesetzter, eingeschossiger Turm, erhielt ein 35stimmiges Glockenspiel des Amsterdamers Jan Albert de Grave. Nach der Fertigstellung der Kirche zogen die Militärgemeinde und die deutsch-reformierte Gemeinde ein. Es fanden regelmäßig Gottesdienste statt.
[Bearbeiten] Das zweite Bauwerk, die Garnisonkirche
Das sumpfige Bauland in Potsdam und die ungenügende Gründung des Bauwerkes ließen bereits wenige Jahre später Setzungsrisse entstehen und das Gebäude begann abzusacken. Nach dem Auslagern des Glockenspiels begann 1730 der Abbau und Abriss von Turm und Kirchenschiff. Da der König, Friedrich Wilhelm I. ein Interesse am Wohle seines Militärs hatte und seine Soldaten auf ihre Aufgabe einschwören wollte, beauftragte er den Architekten Philipp Gerlach mit dem Bau einer neuen Kirche. Fasziniert von den hohen Kirchtürmen, die er bei einem Hollandbesuch gesehen hatte, sollte die Garnisonkirche ebenfalls einen hohen Turm erhalten. Die Bauarbeiten begannen 1731 und konnten bereits am 17. August 1732 mit der feierlichen Einweihung durch den Hofprediger Christian Johann Cochius und Garnisonprediger Johann Gottfried Hornejus abgeschlossen werden. Der Turm wurde erst 1735 fertiggestellt, vorausgegangen war der aufwendige Bau der Fundamente im weichen, sumpfigen Untergrund.
[Bearbeiten] Von der Einweihung bis zur Weimarer Republik
Friedrich Wilhelm I. hatte sich 1737, drei Jahre vor seinem Tode, eine Gruft in der Garnisonskirche angelegen lassen. Er starb am 31. Mai 1740 und wurde am 22. Juli in ihr beerdigt. Sein Nachfolger Friedrich II. nutzte die Kirche für seine Soldaten als Ruhestätte und zur geistigen Einschwörung auf den Militärdienst. Auf Einladung des Königs besuchte Johann Sebastian Bach 1747 Potsdam und die Garnisonkirche. Er spielte auf der Orgel und war sehr angetan. Seiner Meinung nach soll er sie für ein „gar prächtig Werck“ erklärt haben. Die am 28. Juni 1757 verstorbene letzte Frau Friedrich Wilhelms I., Sophie Dorothee, wählte in ihrem Testament den traditionell als Gruftkirche der reformierten Hohenzollern dienenden Berliner Dom als Begräbnisort und nicht die Garnisonkirche. Ihr Platz in der Gruft blieb somit frei. Auch Friedrich II. wählte in seinem Testament einen anderen Begräbnisort, wurde jedoch, entgegen seinem ausdrücklichen Wunsch, bereits einen Tag nach dem Tode (18. August 1786) in der Garnisonkirche beigesetzt. Seinen Platz fand er in der Gruft, wo sich schon sein Vater befand. Die Trauerfeier fand erst am 9. September 1786 statt, wofür die Kirche extra umgebaut wurde. Durch den Wunsch der Königin Luise, Ehefrau von Friedrich Wilhelm III., erklang ab 1797 zu jeder vollen Stunde der Choral „Lobe den Herrn“ und zu jeder halben Stunde „Üb’ immer Treu’ und Redlichkeit“ vom Glockenspiel.
Durch den Sieg über die preußischen Armeen bei Jena und Auerstedt marschierte Napoléon 1806 in Preußen ein. Während der Besatzungszeit wurden in Potsdam die Französische Kirche und die Heiliggeistkirche als Fouragemagazine der französischen Kavallerie missbraucht. Napoleon besuchte am 25. Oktober 1806 die Königsgruft in der Garnisonkirche und stellte zu seinen Generälen fest, dass er Preussen nicht so leicht besiegt hätte, wenn ihm ein Feldherr wie Friederich der Große gegenübergestanden hätte. Die Garnisonskirche stellte er unter seinen persönlichen Schutz und sie blieb verschont. Aber auch Friedrich Wilhelm III. und seine Ehefrau Königin Luise suchten zusammen mit Alexander I. zur Festigung ihres gemeinsamen Bündnisses die Königsgruft auf. Auch für die Potsdamer Geschichte war die Garnisonskirche bedeutend. Es wurde die Amtseinführung des ersten frei gewählten Potsdamer Magistrats am 3. August 1809 dort vollzogen.
1816,nach dem preußischen Befreiungskrieg, wurde der Innenraum der Garnisonkirche verändert. Um Platz für die Fahnen der gefallenen Truppen zu machen, wurden die links und rechts neben dem Altar stehenden Figuren Mars und Bellona (Bildhauerarbeit: Johann Georg Glume), in das Treppenhaus des Stadtschlosses gebracht. Die Emporenbrüstungen bespannte man mit roten und goldbesetztem Tuch, des Weiteren wurden Gedenktafeln für die gefallenen Soldaten aufgestellt. Bei den Feierlichkeiten zum 300 jährigen Jubiläum der Reformation fand am 31. Oktober 1817 erstmals ein Gottesdienst zwischen Reformierten (Kalvinisten) und Lutheranern statt. Die dabei aufgehängten Gemälde blieben jedoch nicht lange in der Garnisonkirche.
Schon in seiner Kronprinzenzeit hatte Friedrich Wilhelm (IV.) Entwürfe zur Umgestaltung der Garnisonkirche erarbeitet. Vorschläge wie ein Neubau in Form einer fünfschiffigen Basilika, deren Ausmaße rund das Zehnfache der bisherigen Kirche eingenommen hätten, wurden jedoch nie realisiert. Einzige größere Veränderung in seiner Amtszeit, war der Einbau einer zehneckigen Taufkapelle in den südlichen Vorraum (1856), die später noch unter dem Namen Heilig-Kreuz-Kapelle, bekannt werden sollte. Es folgten Renovierungsarbeiten im Kirchenschiff (ebenfalls 1856) sowie die Instandsetzung des Turmes (1880). Die folgende Zeit wurde geprägt durch den „Wilhelminismus“, einem Bedürfnis nach Repräsentation. Die Garnisonkirche einst karg ausgestattet, erfuhr nun eine völlig neue Innenausstattung nach Entwürfen von Friedrich Laske. Neben einem neuen Gestühl aus Zypressenholz, das jetzt anders angeordnet wurde, entstand eine Kaiserloge auf der ersten Empore. Die Emporen selbst, verzierte man mit feinprofilierten Verzierungen, Kartuschen und einer Vergoldung. Die Wagnersche Orgel wurde von 25 Register auf 46 Register vergrößert, in ihrem Prospekt jedoch nicht verändert. Der Kaiser stiftete der Kirche zudem noch einen prächtigen Altartisch, dies jedoch erst 1910. Damit waren die baulichen Veränderungen, abgesehen vom Einsetzen eines schmiedeeisernen Portalgitters (1907), abgeschlossen. Ungeachtet dessen war die Garnisonkirche längst als Stätte der Kirchenmusikpflege bekannt und sollte sich insbesondere im 20. Jahrhundert darin etablieren. Besonders dazu bei trug der Professor Otto Becker, der von 1910 bis 1945 als Organist wirkte und das Glockenspiel bediente. Während dieser Zeit erklangen über 2000 Glockenkonzerte, es fanden Orgelkonzerte, Oratorienaufführungen, geistliche Konzerte sowie Kammermusiken statt. Als sich das Ende der Weimarer Republik abzeichnete, sollte es jedoch eine Veranstaltung geben, für die man sich sicherlich nicht einen Kirchenbau vorstellte.
[Bearbeiten] Von der Zeit des Nationalsozialismus bis zur Sprengung
Als die Nationalsozialisten im März 1933 den neuen Reichstag beschließen wollten, stießen sie auf die dem Heeresministerium unterstellte Garnisonkirche. Sie wurde eng in Verbindung mit dem preußischen Militarismus gebracht und sollte so als perfekte Kulisse dienen. Am 21. März 1933, der auch als Tag von Potsdam in die Geschichte eingehen sollte, trafen sich Reichspräsident Paul von Hindenburg und der neue Reichskanzler Adolf Hitler, nach einem Gottesdienst in der Nikolaikirche und einer Paradefahrt, in der Garnisonkirche. Deren Hausherr, der Evangelische Oberkirchenrat hatte zuvor versucht dies zu verhindern, erreichte aber nur, dass die Sitzung des Reichstages in die Krolloper (das Reichstagsgebäude war zerstört) verlegt wurde. Vor versammeltem Reichstag begann nun der greise Reichspräsident Paul von Hindenburg mit den Worten „Möge der alte Geist dieser Ruhmesstätte auch das heutige Geschlecht beseelen, möge es uns frei machen von Eigensucht und Parteizank und uns in nationaler Selbstbesinnung und seelischer Erneuerung zusammenführen zum Segen eines in sich geeinten, freien, stolzen Deutschlands.“, Reichskanzler Adolf Hitler zu vereidigen. Danach drückten sie sich einander die Hand, was die Verbindung von Militär (Reichswehr) und Nationalsozialismus symbolisierte sollte.
Die Herrschaft der Nationalsozialisten führte Deutschland in den Zweiten Weltkrieg, der auch in Potsdam schwere Schäden hinterlassen sollte. Aus Angst vor Angriffen auf die Stadt, wurden 1943 die Särge Friedrich des Großen und seines Vaters Friedrich Wilhelm I. aus der Garnisonkirche entfernt und durch Attrappen ersetzt.
Bei einem Bombenangriff am 14. April 1945 auf Potsdam, sah es lange so aus, als würde die Kirche unbeschädigt bleiben. Dann jedoch begann der benachbarte "Lange Stall" zu brennen. Es entstand ein Funkenflug der zunächst vom Sandstein und Kupfer der Kirche immer wieder abprallte und schließlich den Turm erreichte. Hier befanden sich hölzerne Klappen, zur Belüftung der Walze des Glockenspiels, die dem Feuer reichlich Nahrung boten. Unerreichbar für die Löschtruppen fraß sich das Feuer von oben und unten durch den Turm und die gesamte Kirche stand in Flammen. Es gelang noch den Feldaltar, Paramente, Altarbibeln und Kirchengeräte in Sicherheit zu bringen ehe zudem ein Blindgänger, durch seine Explosion, das Kirchenschiff zerstörte. Die lichterloh brennende Turmspitze aus Eichenholz stürzte vom Turm und riss das Glockenspiel fast 80 Meter in die Tiefe, wo es am Boden zerschellte.Von der Kirche blieb lediglich eine Ruine, bestehend aus den Umfassungsmauern des Kirchenschiffs und dem Turmstumpf, übrig.
In den folgenden Jahren entwickelte sich die Mischung aus Stadtkanal und Garnisonkirchenruine mehr und mehr zum Rattennest. Am 25. Juli 1949 erfolgte die Umbenennung der Kirche in Heilig-Kreuz-Kirche. Ein Jahr später zog die Heilig-Kreuz-Gemeinde in die eingerichtete Kapelle ein. Mit Hilfe von zwei neugegossenen Glocken wurde zum Gottesdienst gerufen. In den 1960er Jahren begann man mit der Herrichtung der Kirche. Die ersten Bauarbeiten für neue Zwischendecken im Turm wurden durch einen 1966 verhängten Baustopp unterbrochen. Bei der Entscheidung über die Sprengung der Garnisonkirche war bemerkenswert, dass dies von den Stadtverordneten nicht wie sonst üblich einstimmig, sondern mit drei Gegenstimmen beschlossen wurde. Nach einem Besuch Walter Ulbrichts, dem Parteichef der SED, und seinem Entschluss, dass die Kirche weg müsse (Potsdam sollte eine sozialistische Stadt werden, die Kirche störte), begann man 1968 mit den Sprengungen. Am bekanntesten wurde die missglückte Turmsprengung, bei der eine Hälfte stehen blieb. Anschließend wurde, um einige Meter zurückversetzt, ein Rechenzentrum errichtet.
[Bearbeiten] Geschichte der Wiederaufbaubemühungen
Nun soll zunächst der Kirchturm, später die ganze Kirche wieder vollständig aufgebaut werden. Die Grundsteinlegung, bei der zahlreiche Prominente wie Richard von Weizsäcker und Manfred Stolpe, aber auch Aufbaugegner anwesend waren, fand am 14. April 2005 statt. Sie wurde unter massiven Sicherheitsvorkehrungen durchgeführt, um ein Aufeinandertreffen von Befürwortern und Gegnern zu vermeiden. Das Grundstück, welches der ARAG-Versicherung gehört, wird der Stadt Potsdam kostenlos übertragen. In dem derzeit auf dem Gelände stehenden Gebäude ist unter anderem auch der brandenburgische Landesbetrieb für Datenverarbeitung und Statistik Mieter.
Bereits im Jahre 1987 ließ die aus den Iserlohner Fallschirmjägern hervorgegangene Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel e.V. (TPG) das Glockenspiel des Kirchturmes neu gießen. Dabei erhielten die für 470.000 Mark angeschafften insgesamt 40 Glocken die Namen der Spender (Privatpersonen und militärische Verbände), einige auch die „verlorener Ostgebiete“ wie Ostpreußen (Königsberg), Schlesien (Breslau), Pommern (Stettin) und Westpreußen. Am 14. April 1991 wurde das Glockenspiel an die Stadt Potsdam übergeben und zunächst in einer Stahlkonstruktion hängend aufgestellt.
Als nächste Aufgabe stellte sich die Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel e.V. den Wiederaufbau der Garnisonkirche, die – so deren Vorsitzender Max Klaar – Deutschland nach der formellen Wiedervereinigung wieder innerlich zusammenführen solle.
[Bearbeiten] Kontroverse um den Wiederaufbau
Der Wiederaufbau ist in der Öffentlichkeit umstritten. Der Wiederaufbau des Kirchengebäudes wurde zur Projektionsfläche unterschiedlicher politischer Auffassungen. Der durch die TPG initiierte Wiederaufbau der Kirche stieß zunächst auf starken Widerstand linker und evangelisch-kirchlicher Kreise. Diese waren zunächst bestrebt, den Kirchenwiederaufbau grundsätzlich zu verhindern, da sie in der Garnisonkirche ein Symbol des angeblichen preußischen Militarismus sahen. Nachdem der Wiederaufbau der Kirche auf ein großes Interesse der Öffentlichkeit traf, wandelte sich die Diskussion von der grundsätzlichen Frage des Wiederaufbaus bis hin zur Frage der Ausgestaltung. Die Evangelische Kirche plädierte für den Aufbau mit einer Nutzung als Citykirche und Versöhnungszentrum. Dies stieß auf massiven Widerstand der TPG, die die bereits von ihr gesammelten 6 Millionen Euro nur unter der Auflage eines originalgetreuen Wiederaufbaus und einer ideologiefreien Nutzung freigeben wollte. Dies wurde jedoch von der Evangelische Kirche in Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz als inakzeptabel angesehen. Insbesondere lehnte die TPG das von der Kirche favorisierte Nutzungskonzept (Versöhnungszentrum) sowie die von der Kirche angestrebten nicht original-rekonstruktiven Wiederaufbauelemente (Anbringung des sogenannten Coventry-Nagelkreuzes anstatt der Wetterfahne mit Adler, Sonne und königl. Initialen auf der Kirchturmspitze) und weiterer nichtorginalgetreuer Gestaltungselemente, die die Kirche als bewusstes Zeichen der Diskontinuität verwirklicht sehen wollte, ab. Ziel der TPG war ein orginalgetreuer Wiederaufbau im Inneren und Äußeren des Gebäudes, ohne jegliche volkspädagogisch-politische Instrumentalisierung im Aussehen als auch im Nutzungskonzept. Dies lehnt die evangelische Kirche ab, unter Verweis darauf, welches Signal vom Nachbau eines Symbols des preußischen Militarismus ausgehen könnte. Die Soldaten der Potsdamer Garnison segneten dort vor dem Feldzug ihre Waffen und Fahnen. Wiederaufbaugegner aus linken- und evangelisch-kirchlichen Kreisen befürchten unter anderem die Entstehung eines preußisch-militaristischen Wallfahrtsortes („Yasukuni-Schrein von Deutschland“).
Im Zuge der Auseinandersetzungen zwischen TPG und evangelischer Kirche beendete die TPG im März 2005 vorläufig ihre Aktivitäten zum Wiederaufbau, um die weitere Entwicklung abzuwarten. Die bis dahin gesammelten Gelder wurden aus formaljuristischen Gründen in die Stiftung „Preußisches Kulturerbe“ eingebracht. In Potsdam wurde eine neue Fördergesellschaft für den Wiederaufbau der Garnisonkirche Potsdam e. V. (FWG) gegründet, die nun das Projekt mit einem „Internationalen Versöhnungszentrum“ umsetzen soll. Die wiederaufgebaute Garnisonkirche soll am 31. Oktober 2017 (dem 500. Jahrestag der Reformation) feierlich eingeweiht werden. Der Wiederaufbau im neuen Nutzungskonzept bis 2017 bleibt jedoch aus Sicht der TPG fraglich, da für das neue Konzept bisher nur wenige Spenden eingegangen sind.
[Bearbeiten] Literatur
- Reinhard Appel, Andreas Kitschke: Der Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonkirche; Lingen Verlag, Köln 2006; ISBN 3-937490-70-1.* Ludwig Bamberg: Die Potsdamer Garnisonkirche. Baugeschichte - Ausstattung - Bedeutung; Lukas Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-936872-86-4
- Ludwig Bamberg: Die Potsdamer Garnisonkirche. Baugeschichte - Ausstattung - Bedeutung; Lukas Verlag, Berlin 2006; ISBN 3-936872-86-4.Werner Schwipps: „Die Königliche Hof- und Garnisonkirche zu Potsdam“; 1. Auflage, Berlin 1991
- Andreas Kitschke: Die Potsdamer Garnisonkirche. »NEC SOLI CEDIT«; Potsdamer Verlagsbuchhandlung, Potsdam 1991; ISBN 3-910196-00-4
- Eugen Thiele (Hrsg.): „Die Baugeschichte der Hof- und Garnisonkirche zu Potsdam“; Berlin(-Charlottenburg) 1932
- Werner Schwipps: Die Königliche Hof- und Garnisonkirche zu Potsdam; 1. Auflage, Berlin 1991
- Werner Schwipps: Die Garnisonkirchen von Berlin und Potsdam; Berlin 1964.
- Eugen Thiele (Hrsg.): Die Baugeschichte der Hof- und Garnisonkirche zu Potsdam; Berlin (-Charlottenburg) 1932.
[Bearbeiten] Weblinks
- www.Garnisonkirche-Potsdam.de - Fördergesellschaft für den Wiederaufbau der Garnisonkirche Potsdam e. V. (FWG)
[1] Nutzungskonzept der evangl. Kirche Potsdam
- www.Garnisonkirche.de Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel e.V.
Koordinaten: 52° 23' 45" N, 13° 3' 13" O