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Leonid Iljitsch Breschnew

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Leonid Iljitsch Breschnew (1974 in Wladiwostok)
Leonid Iljitsch Breschnew (1974 in Wladiwostok)

Leonid Iljitsch Breschnew (russisch Леонид Ильич Брежнев     anhören ?/i, wiss. Transliteration Leonid Il'ič Brežnev; ukrainisch Леонід Ілліч Брежнєв/Leonid Illitsch Breschnjew; * 19. Dezember 1906/1. Januar 1907 in Kamenskoje (heute Dniprodserschynsk/Ukraine); † 10. November 1982 in Moskau) war von 1964 bis 1982 Parteichef der KPdSU und damit „erster Mann“ der Sowjetunion. Er war vierfacher Held der Sowjetunion.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Biographie

Leonid Iljitsch Breschnew wurde im heutigen Dniprodserschynsk (ukrainisch Дніпродзержинськ) als Sohn eines Metallarbeiters geboren. Wie viele Jugendliche aus Arbeiterfamilien, widmete er sich einer technischen Ausbildung, später auch der Metallurgie. 1923 trat er der kommunistischen Jugendorganisation Komsomol bei. 1931 trat er in die kommunistische Partei ein.

[Bearbeiten] Militärdienst und Parteikarriere

Zwischen 1923 und 1936 leistete Breschnew Militärdienst in der Roten Armee. Dort wurde er nach einer Ausbildung zum Panzersoldaten Politkommissar. Nach 1936 wurde er kurzzeitig Leiter des technischen Instituts in seinem Heimatort, in dem er auch seine Ausbildung absolvierte. Noch im selben Jahr schickte man ihn nach Dnipropetrowsk (ukrainisch Дніпропетровськ), wo er 1939 Parteisekretär der lokalen Verteidigungsindustrie wurde. Während und nach der Zeit der stalinistischen "Großen Säuberung" (1936 bis 1938) machte Breschnew - wie andere Überlebende - rasch Karriere. Breschnew gehörte zur ersten Generation von sowjetischen Kommunisten, die noch zu jung waren, um sich als Erwachsene an die Zeit vor dem Kommunismus zurückbesinnen zu können. In der Zeit, als Breschnew der Partei beitrat, war Josef Stalin unangefochtener Führer und für viele Jungkommunisten ein Idol.

[Bearbeiten] Zweiter Weltkrieg

Am 22. Juni 1941 begann der deutsche Angriff auf die Sowjetunion. Wie die meisten Politoffiziere wurde Breschnew unverzüglich in die Armee berufen. Sein Auftrag war die Evakuierung der örtlichen Verteidigungsindustrie von Dnipropetrowsk in den Osten. Die Stadt fiel am 26. August 1941 in deutsche Hände. Dies brachte ihm erneut die Zuteilung als Politkommissar. Im Oktober wurde er schließlich Brigade-Kommissar und stellvertretender Leiter der politischen Verwaltung der südlichen Front.

Im Jahr 1942 ging die Ukraine vollständig an die Deutschen verloren. Breschnew wurde daraufhin an die Front in den Kaukasus verlegt. Im April 1943 wurde er schließlich mit der Leitung der politischen Abteilung der 18. Roten Armee beauftragt. Dort lernte er auch Nikita Sergejewitsch Chruschtschow kennen, der zu einem wichtigen Schirmherrn Breschnews wurde. Als sich der Krieg zu Gunsten der Sowjetunion wendete, stieß die 18. Armee als Teil der 1. Ukrainischen Front über die Ukraine weiter nach Westen vor. Gegen Ende des Kriegs war Breschnew politischer Chefkommissar der 4. Ukrainischen Front. Mit dieser nahm er am 9. Mai 1945 an der Einnahme von Prag teil.

Im August 1946 wurde Breschnew mit dem Rang eines Generalmajors aus dem Militärdienst entlassen. Den größten Teil des Krieges erlebte er als Kommissar, nur teilweise war er in der Rolle eines Offiziers. Nach zahlreichen Wiederaufbauprojekten in der Ukraine wurde er Generalsekretär von Dnipropetrowsk.

Im Jahr 1950 wurde Breschnew Stellvertreter beim Obersten Sowjet, dem höchsten Staatsorgan der UdSSR. Noch im selben Jahr gab man ihm den Posten des Generalsekretärs der Moldawischen Sowjetrepublik (heute Moldawien) - eines Gebietes, welches vor dem Zweiten Weltkrieg Teil von Rumänien war und das in die Union eingegliedert werden sollte.

[Bearbeiten] Kalter Krieg

Leonid Iljitsch Breschnew
Leonid Iljitsch Breschnew

Breschnew gehörte seit 1952 dem Zentralkomitee der KPdSU und seit 1957 dem Politbüro an. In der Zeit zwischen 1960 und 1964 war er Vorsitzender des Obersten Sowjets. 1964, nach dem Sturz Chruschtschows, folgte diesem Breschnew als 1. Sekretär der KPdSU. Am 8. April 1966 nahm er den Titel Generalsekretär der KPdSU an, eine Bezeichnung, die zuvor Josef Stalin bis 1934 benutzt hatte. Nachdem er sich machtpolitisch gegen seine Rivalen Alexei Kossygin und Nikolai Podgorny durchgesetzt hatte, war seine Position unantastbar geworden. Den Beginn dieses Wandels vernahm die sowjetische Bevölkerung als positiv, so versprach Breschnew durch seine Berechenbarkeit eine gewisse Stabilität nach dem reformfreudigen Chruschtschow.

Im August 1968 ließ Breschnew den Prager Frühling gewaltsam durch eine Invasion von Truppen des Warschauer Pakts beenden und etablierte die so genannte "Breschnew-Doktrin". Mit dieser wurde von der Vormacht UdSSR die begrenzte Souveränität ihrer Satellitenstaaten in Osteuropa festgeschrieben. Andererseits blieb nach 1970 die sowjetische Unterstützung für die sozialistisch-kommunistische Unidad-Popular-Regierung in Chile weitgehend rhetorisch, obwohl Salvador Allende gegen den drohenden Militär-Putsch um Wirtschafts- und Militärhilfe bat.

Generalsekretäre der KPdSU

Seine Teilnahme am KSZE-Prozess, der seinen Abschluss 1975 in der Schlussakte von Helsinki fand, erweckte den Eindruck, Breschnew fördere die Entspannungspolitik. Er befahl jedoch im Dezember 1979 Intervention in Afghanistan. 1977 wurde Breschnew als Nachfolger von Podgorny auch sowjetisches Staatsoberhaupt und vereinigte erstmals seit dem Tode Stalins wieder die Ämter des Generalsekretärs der KPdSU und des Staatsoberhauptes in einer Person.

Breschnew und US-Präsident Carter bei der Unterzeichnung des SALT-II-Vertrags 1979
Breschnew und US-Präsident Carter bei der Unterzeichnung des SALT-II-Vertrags 1979

Leonid Breschnew galt als Apparatschik ohne hervorstechende Eigenschaften und personifizierte zum einen die Verkrustung und Erstarrung, der das Sowjetsystem zu seiner Zeit anheim gefallen war. Zum anderen waren die Jahre unter Breschnew auch der einzige Zeitabschnitt, in der die Sowjetunion innerlich etwas zur Ruhe kam. Zwischen Revolution, Stalinismus, Entstalinisierung und später Perestroika waren die Jahre unter Breschnew die einzigen der gesamten Geschichte der UdSSR, in denen diese keine internen Verwerfungen erfuhr. Unter ihm sollte das Durchschnittsalter der Mitglieder des Politbüros über 70 Lebensjahre erreichen. Michail Gorbatschow bezeichnete die Breschnew-Ära später als "Zeit der Stagnation", vom russischen Historiker Wiktor Kozlow später leicht spöttisch zum "Goldenen Zeitalter der Stagnation" umgewandelt. Außenpolitisch profitierte Breschnew ab Anfang der 1970er Jahre von einer durch den verlorenen Vietnam-Krieg hervorgerufenen temporären Schwäche der USA, die der Sowjetunion eine kurze Atempause im Rüstungswettlauf verschaffte. Dieser kurzen Phase der Entspannung - sie dauerte nur von ca. 1972 bis 1979 - setzte Breschnew mit der Invasion Afghanistans im Dezember 1979 selbst ein Ende. Dieses Unternehmen entwickelte sich zu einem Debakel. In der Folge scheiterte der SALT-II-Vertrag vor dem US-Senat und es kam zum Boykott der Olympischen Sommerspiele 1980 in Moskau durch die USA und 64 weitere Nationen, darunter auch die Bundesrepublik Deutschland.

Ende 1974 stellten die Ärzte bei Breschnew eine beginnende Hirngefässverkalkung fest. In seinen letzten Jahren erlitt Breschnew mehrere Schlaganfälle und Herzinfarkte, die seine intellektuelle Aufnahmefähigkeit stark herabsetzten. Er wurde als Generalsekretär aber immer wiedergewählt, unter anderem weil seine Parteigänger ihre Posten behalten wollten und jede Veränderung fürchteten. Die Agonie des Sowjetsystems war schon zu Breschnews Zeit unübersehbar und führte dann wenige Jahre später zu dessen Untergang.

[Bearbeiten] Literatur

  • Leonid Breschnew. Umriß seines Lebens mit einem Vorwort von Leonid Breschnew. Verfaßt unter der Schirmherrschaft der Akademie der Wissenschaften der UdSSR. C. Bertelsmann Verlag, München 1978.
  • Dimitri Wolkogonow: Die Sieben Führer. Societäts-Verlag, Frankfurt 2001, ISBN 3797307748

[Bearbeiten] Weblinks

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Commons: Leonid Iljitsch Breschnew – Bilder, Videos und/oder Audiodateien
Anmerkung: Doppelte Daten sind erstens gemäß julianischem Kalender angegeben, zweitens gemäß gregorianischem Kalender. Der Wechsel des Kalenders fand, je nach Staat, zwischen 1582 und 1812 statt, in einigen Staaten Osteuropas erst Anfang des 20. Jahrhunderts (beispielsweise in Russland zur Oktoberrevolution 1917).
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