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Jimmy Carter

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

James Earl "Jimmy" Carter Jr. (* 1. Oktober 1924 in Plains, Georgia) war als Kandidat der Demokraten der 39. Präsident der USA (1977 bis 1981).

Jimmy Carter
Jimmy Carter

In seiner Amtszeit schloss er die Verträge zur Übergabe des Panama-Kanals und war maßgeblich an den Verhandlungen zum Abkommen von Camp David I beteiligt. Er handelte den SALT II-Vertrag mit der Sowjetunion aus und die USA nahmen erstmals diplomatische Beziehungen zur Volksrepublik China auf (bereits unter seinem Vor-Vorgänger Richard Nixon ausgehandelt). Innenpolitisch war er vor allem in der Energie-, Bildungs- und Umweltpolitik engagiert, schaffte es allerdings nicht, die USA aus ihrer Wirtschafts- und Gesellschaftskrise zu führen, weshalb er nach einer Amtsperiode von Ronald Reagan abgelöst wurde. Carters Vizepräsident während seiner Amtszeit war Walter F. Mondale.

Nach seiner Präsidentschaft war Carter vor allem im Bereich der Menschenrechte und der internationalen Vermittlung aktiv. Dafür sprach ihm das Nobelkomitee 2002 den Friedensnobelpreis zu.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

1946, nach seinem Abschluss an der Navy-Akademie in Maryland, heiratete er Eleanor Rosalynn Smith. Anschließend war er auf diversen U-Booten der Atlantik- und Pazifikflotte stationiert. Carter war seit 1951 für das atombetriebene U-Boot-Programm vorgesehen und begann ein Studium der Atomphysik und des Ingenieurswesens am Union College im Staat New York, bis er nach dem Tod seines Vaters 1953 die Marine verließ, um die familieneigenen Erdnuss- und Baumwollplantagen sowie das familieneigene Unternehmen mit Lagerhäusern zu übernehmen. Als Mitglied einer Baptistengemeinde arbeitete er vor allem in der Sonntagsschule und im Predigtdienst mit.

Mit seiner Frau Rosalynn hat Jimmy Carter drei Söhne: Chip, Jeff und Jack sowie eine Tochter, Amy. Carters Sohn Jack Carter (geb. 1947) bewarb sich 2006 im US-Bundesstaat Nevada erfolglos für eine Kandidatur als US-Senator für die Partei der Demokraten.

[Bearbeiten] Frühe politische Karriere

Jimmy Carter begann seine politische Karriere im Gemeindeschulrat von Plains. In den 1960er Jahren war Carter für zwei Perioden als Senator im Senat von Georgia tätig. Er setzte sich für fiskalische Zurückhaltung ein, vertrat gemäßigt progressive Ansichten in Bezug zur US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung und galt in sozialen Fragen als liberal.

1966 kandidierte er für den Posten des Gouverneurs von Georgia, scheiterte aber. 1970 kandidierte Carter erneut. In seinen Wahlkampfauftritten unterstützte er den aufgrund seines starken Eintretens für die Rassentrennung (Segregation) umstrittenen Gouverneur von Alabama, George Wallace. Wahlkampfhelfer Carters teilten tausende von Fotos aus, die dessen Gegenkandidaten und amtierenden Gouverneur, den liberalen Carl Sanders, im freundlichen Beisammensein mit schwarzen Basketballspielern zeigten. Carter versprach einen ausgesprochenen Segregationisten wieder in das "State Board of Regents" zu ernennen. Ebenfalls versprach er, als erste Amtshandlung George Wallace zu einer Rede nach Georgia einzuladen. Vor allem weiße Anhänger der Rassentrennung wählten Carter schließlich zum Gouverneur.

Nach seiner Wahl allerdings stellte Carter in Reden fest, dass die Zeit der Rassentrennung vorüber sei und dass Rassendiskriminierung keinen Platz in der Zukunft des Staates habe. Er war der erste Amtsinhaber auf Bundesstaatenebene im tiefen Süden der USA, der ein derartiges Statement öffentlich abgab. Noch wenige Jahre vorher hatte eine solche Erklärung für den damaligen Bürgermeister von Atlanta, Ivan Allen, das Ende seiner Karriere bedeutet. Carters Position wurde US-weit als Zeichen sich ändernder Zeiten aufgefasst. Seine Wiederwahl verlor er aufgrund des Vertrauensverlustes seiner Wähler, aber auch seiner eigenen Mitarbeiter, die ihm eine Entfremdung von ihnen vorwarfen. Carter setzte sich auch organisatorisch dafür ein, die Rassentrennung aufzuheben und reorganisierte in diesem Sinne die Staatsverwaltung.

Eher als Notlösung wegen seiner fehlenden Bekanntheit wurde er Kandidat der Demokraten für die Präsidentschaftswahlen 1976. Die Watergate-Affäre war zu dieser Zeit jedoch noch das beherrschende Thema der öffentlichen Diskussion und schadete dem Amtsinhaber Gerald Ford entsprechend - Carters Außenseiterposition und die Tatsache, dass er bislang in der nationalen Politik nicht präsent war, gerieten ihm plötzlich zum Vorteil. Sowohl sein Wahlkampf als auch seine Präsentation in Debatten wurden allgemein als sehr gekonnt angesehen. Zentrales Thema seines Wahlkampfs war die Reorganisation der Regierung. Carter war der erste Kandidat aus dem tiefen Süden (Deep South) (South Carolina, Georgia, Alabama, Louisiana, Arkansas) seit dem amerikanischen Bürgerkrieg, der eine Präsidentenwahl gewann.

[Bearbeiten] Präsidentschaft

Präsidentschaftswahlen 1976. Rot eingefärbte Staaten stimmten für Carter, blau eingefärbte für Gerald Ford
Präsidentschaftswahlen 1976. Rot eingefärbte Staaten stimmten für Carter, blau eingefärbte für Gerald Ford

Nach dem Wahlsieg über Gerald Ford trat er 1977 seine Präsidentschaft mit Walter Mondale als Vizepräsident an. Er begann seine Amtstätigkeit mit Reformen des Zuständigkeitsumfanges verschiedener Ministerien. Außenpolitisch war er erfolgreich bei der Vermittlung zwischen Ägypten und Israel, die 1978 zum Abkommen von Camp David und im Jahr darauf zum Friedensschluss beider Länder führten. Ebenso geht der Abschluss des SALT II Vertrags mit der UdSSR (der jedoch nie ratifiziert wurde) auf seine Arbeit zurück, sowie die Übergabe der Kontrolle des Panama-Kanals an Panama. Ein weiterer Akt war die Einstellung der Unterstützung des Diktators Anastasio Somoza Debayle in Nicaragua. Unter seiner Regierung wechselten die diplomatischen Beziehungen von Taiwan zur Volksrepublik China.

Das Jahr 1979 kann als Anfang vom Ende der politischen Laufbahn Carters betrachtet werden. Entscheidender als seine anfänglichen Erfolge wurde sein Verhalten während der Geschehnisse jenes Jahres, die schließlich zu seiner Niederlage gegen Ronald Reagan führen sollten. So warf man ihm eine zu große Rücksichtnahme auf die US-Nuklearindustrie beim Umgang mit dem offiziellen Untersuchungsbericht zum Three Mile Island-Zwischenfall bei Harrisburg, Pennsylvania vor und kritisierte die fortgesetzte Unterstützung für Indonesien trotz des Genozids in Osttimor.

Als er in einer landesweit ausgestrahlten Fernsehrede seine Meinung über die Stimmung in der Bevölkerung wiedergab, wurde diese Rede von vielen seiner Landsleute als zu pessimistisch eingestuft, wodurch seine Hoffnungen auf eine mögliche Wiederwahl weiter sanken.

Im selben Jahr begann auch die Krise im Iran, die schließlich zur Islamischen Revolution und der Machtergreifung der Mullahs führte. In US-Regierungskreisen wurde die Destabilisierung und schließlich der Sturz der Schahregierung insgeheim begrüßt, da der Schah in den letzten Jahren seiner Herrschaft zunehmend Bestrebungen zeigte, den Einfluss der USA und Großbritanniens auf sein Land in kleinen Schritten zurückzufahren. Nachdem Carter Schah Reza Pahlevi, auch wegen dessen Krankheit, politisches Asyl gewährt hatte, kam es zur Geiselnahme von Teheran, bei der über 50 Amerikaner von Islamisten in der US-Botschaft in Teheran gefangengehalten wurden. Nach dem Scheitern eines unglücklichen Stoßtruppunternehmens zur Befreiung der Geiseln sank das Ansehen des Präsidenten auf einen Tiefpunkt.

Des Weiteren erfolgte der Einmarsch der UdSSR in Afghanistan, dem er die Carter-Doktrin folgen ließ, die vorsah, dass alle Aktivitäten ausländischer Mächte in der Golf-Region um Persien, speziell im Iran und Irak, als aggressiver Akt gegen die Interessen der USA gesehen und entsprechend - auch militärisch - geahndet würden („Jeder Versuch einer auswärtigen Macht, die Kontrolle über den Persischen Golf zu erlangen, wird als Angriff auf die vitalen Interessen der USA betrachtet und ... mit allen erforderlichen Mitteln, einschließlich militärischer, zurückgeschlagen werden“). Einer der wichtigsten Berater Carters zu diesem Zeitpunkt war Zbigniew Brzezinski, welcher für Sicherheitsfragen zuständig war. Dazu führte er wieder die Registrierung von Wehrpflichtigen ein und sorgte dafür, dass die USA und einige andere westliche Staaten die olympischen Spiele 1980 in Moskau boykottierten. Doch der Versuch, Härte zu zeigen, wurde von der amerikanischen Bevölkerung nicht honoriert und als Eingeständnis des Scheiterns von Carters bisheriger Außenpolitik aufgefasst.

Wie bei seiner verlorenen Wiederwahl zum Gouverneur warfen ihm seine Landsleute, besonders die Mitstreiter Reagans, während des Präsidentschaftswahlkampfes 1980 erneut vor, sich dem Volk entfremdet zu haben. Carter war seit langem der einzige US-Präsident, unter dessen Regierung die USA in keine offene kriegerische Auseinandersetzung verwickelt waren. Jedoch wurde durch die oft widersprüchliche und taktierende Außenpolitik Carters in manchen Ländern der Eindruck einer "schwächelnden" USA erweckt, was zur Entwicklung vieler späterer Konflikte beigetragen haben mag.

[Bearbeiten] Danach: internationaler Vermittler und Friedensnobelpreis

US-Präsident Jimmy Carter und König Hussein I. von Jordanien am 25. April 1977 im Weißen Haus
US-Präsident Jimmy Carter und König Hussein I. von Jordanien am 25. April 1977 im Weißen Haus

Nach seiner Wahlniederlage war Carter in zahlreiche Aktivitäten involviert, die Menschenrechte, Demokratie und Wohltätigkeit fördern sollen.

Unter anderem gründete er das Carter Center für Menschenrechte und war seither, meist als Privatmann, als Vermittler in verschiedenen Konflikten unterwegs. Ebenso zeigte er sich als Wahlbeobachter, insbesondere in lateinamerikanischen und afrikanischen Staaten, aktiv und setzte sich dort aktiv für Gesundheitsfürsorge ein. Zudem arbeiten er und seine Frau Rosalynn Carter gemeinsam für Habitat for Humanity. In Afrika (Togo, Ghana u. andere Länder) wurde durch die Tätigkeit Carters der Guineawurm, eine Wurmerkrankung, die zu schwerem Siechtum und Tod führen kann, soweit zurückgedrängt, dass man mittlerweile von ca. 4 Millionen Menschen ausgeht, die durch das Engagement Carters von dieser Krankheit geheilt wurden. Unter anderem setzte er sich massiv dafür ein, dass die Pharmaindustrie die dafür erforderlichen Medikamente überhaupt herstellte.

Seine Nachfolger als Präsidenten waren darüber nicht immer glücklich. International in die Öffentlichkeit geriet er wieder 1994 durch Vermittlerdienste in Haiti und in Bosnien-Herzegowina. Später besuchte er als erster ehemaliger Präsident seit 1959 Kuba. Im Mai 2002 traf er sich sogar mit Fidel Castro. Für seine Bemühungen um Frieden und die Einhaltung der Menschenrechte erhielt Carter 2002 den Friedensnobelpreis. Er ist damit nach Theodore Roosevelt und Woodrow Wilson der dritte US-Präsident, dem diese Auszeichnung zugesprochen wurde.

Carter mit einem Modell des U-Bootes (1998)
Carter mit einem Modell des U-Bootes (1998)

Die US-Marine benannte 1998 nach dem Ex-Präsidenten und ehemaligen U-Boot-Soldaten die USS Jimmy Carter (SSN-23) - er gehört damit zu den wenigen Amerikanern, die dieser Ehre zu Lebzeiten teilhaftig wurden. Carter kritisierte 2004 George W. Bush und Tony Blair, die den Dritten Golfkrieg fundiert auf "Lügen und Fehlinterpretationen" gestartet und damit "amerikanische" bzw. "westliche Werte geopfert" hätten.

Im Dezember 2006 entbrannte in den USA eine heftige, vor allem in den Medien ausgetragener Kontroverse um Carters neuestes Buch Palestine: Peace, Not Apartheid, indem er Israel die Hauptschuld für den ungelösten Palästinakonflikt gibt. Während er die Vorgangsweise Israels als unmenschlich und völkerrechtswidrig brandmarkt, beschuldigt er sein eigenes Land der unkritischen Parteinahme für die Interessen Israels. Mehrere Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens sowie Vertreter verschiedener Organisationen distanzierten sich von Carters Thesen und unterstellten ihm Einseitigkeit und fehlerhafte Angaben. Andererseits erntete er auch viel Lob für seinen "Tabubruch".1, 2, 3

[Bearbeiten] Veröffentlichungen

  • Why Not the Best? (1975 and 1996); deutsch: Das Beste geben. Der Mann aus Georgia über sich selbst (Kassel und Wuppertal 1976)
  • A Government as Good as Its People (1977 und 1996)
  • Keeping Faith: Memoirs of a President (1982 und 1995)
  • Negotiation: The Alternative to Hostility (1984)
  • The Blood of Abraham (1985 und 1993)
  • Everything to Gain: Making the Most of the Rest of Your Life (1987 und 1995), mit Rosalynn Carter
  • An Outdoor Journal (1988 und 1994)
  • Turning Point: A Candidate, a State, and a Nation Come of Age (1992)
  • Talking Peace: A Vision for the Next Generation (1993 und 1995)
  • Always a Reckoning (1995), Gedichtsammlung, illustriert von seiner Enkelin; deutsch-englische Ausgabe: Angesichts der Leere (2005)
  • The Little Baby Snoogle-Fleejer (1995), Kinderbuch, illustriert von seiner Tochter
  • Living Faith (1996)
  • Sources of Strength: Meditations on Scripture for a Living Faith (1997)
  • The Virtues of Aging (1998)
  • An Hour before Daylight: Memories of a Rural Boyhood (2001)
  • Christmas in Plains: Memories (2001)
  • The Nobel Peace Prize Lecture (2002)
  • The Hornet's Nest (2003), ein Historischer Roman
  • Our Endangered Values America's Moral Crisis (Juli 2006)
  • Palestine Peace Not Apartheid (November 2006)

[Bearbeiten] Literatur

  • John Dumbrell: The Carter Presidency. 1993
  • Erwin C. Hargrove: Jimmy Carter as President. 1988
  • Charles O. Jones: The Trusteeship Presidency. 1988
  • Herbert A. Rosenbaum, Alexander Ugrinsky (Hrsg.): The Presidency and Domestic Policies of Jimmy Carter. 1994
  • Herbert A. Rosenbaum, Alexander Ugrinsky (Hrsg.): Jimmy Carter: Foreign Policy and Post-Presidential Years. 1994

[Bearbeiten] Weblinks

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Commons
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