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Lyndon LaRouche

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Lyndon LaRouche
Lyndon LaRouche

Lyndon Hermyle LaRouche, Jr. (* 8. September 1922 in Rochester, New Hampshire) ist ein US-amerikanischer politischer Aktivist, der politische und kulturelle Organisationen ("LaRouche-Bewegung") in den USA und in anderen Ländern, darunter auch Deutschland, aufgebaut hat. In Deutschland wird die LaRouche-Bewegung durch die Bürgerrechtsbewegung Solidarität (BüSo) repräsentiert, der seine Frau Helga Zepp-LaRouche vorsteht.

Er ist ein ständiger Kandidat für das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten, 1976 zum ersten Mal als Chef seiner eigenen "Labour Party" (Arbeiterpartei), seither für die Demokratische Partei, dabei 1992 sogar aus dem Gefängnis heraus (s.u.). Jedoch haben er und seine Bewegung in den Vorwahlen nur vereinzelte Erfolge gehabt; die Führung der Demokraten hat sich immer entschieden gegen ihn ausgesprochen.

Obwohl er keine formelle Qualifikation besitzt, hat er ausführlich zu ökonomischen, naturwissenschaftlichen, historischen, politischen und kulturellen Themen geschrieben. Kritiker halten ihn für einen Verschwörungstheoretiker.

Er wird von seinen Gegnern oft als Extremist oder als Kult-Führer beschrieben und beschuldigt, ein Faschist und Antisemit zu sein, was er und seine Anhänger entschieden bestreiten.

1989 wurde er wegen Postbetrug und Verschwörung (im US-Strafrecht gleichbedeutend mit der "Bildung einer kriminellen Vereinigung" im deutschen Strafrecht) zu 15 Jahren Haft verurteilt. Er hat seine politischen Tätigkeiten aus dem Gefängnis heraus fortgesetzt. Er wurde 1994 freigelassen (bedingter Straferlass), nachdem er fünf Jahre verbüßt hatte.

Seit 2003 führt er als seine formelle Position diejenige des Direktors und mitwirkenden Redakteurs des Executive Intelligence Review-Nachrichtendienstes (EIR), einem Kernstück der LaRouche-Bewegung.

Treffen von Mitgliedern der Organisationen werden Kaderschule genannt. Beim morgendlichen "Briefing" vor dem Einsatz werden die Mitglieder von der Redaktion der LaRouche-nahen Presse mit ausgewählten Informationen versorgt.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Weltbild

Das LaRouche-Netzwerk vertritt in seinen Theorien Auffassungen, die jenseits der gewohnten Kategorien vom "linken" oder "rechten" Spektrum liegen.

Dies zeigt sich u.a. in seinen Bezugnahmen auf Alexander Hamilton (erster amerikanischer Finanzminister), Friedrich List (deutsch-amerikanischer Ökonom), Henry C. Carey (amerikanischer Ökonom, Berater von Abraham Lincoln), die alle vor dem Aufkommen des Marxismus wirkten.

Da LaRouche Ende der 70er Jahre die Ideologie des Zionismus angriff, wird er bis heute von Kritikern als "antisemitisch" bezeichnet.

Er wird von Kritikern auch als "Verschwörungtheoretiker" bezeichnet.

Besonders vehement wendet sich LaRouche gegen die Ökologiebewegung, die er polemisch als "Ökofaschismus" bezeichnet, weil diese der Entwicklung der produktiven Kräfte einer Volkswirtschaft inhärent "feindlich" gegenüber stünden.

Weil aber die Güter nicht aus dem Nichts entstehen und auch die Verlagerung von Produktionsstandorten, LaRouche zufolge, der lokalen Infrastruktur schade, führe eine konsequent auf Ökologie orientierte Politik zu einer absoluten Verringerung des Lebensstandards der Bevölkerung und zu einer Verringerung der "potentiellen Anzahl von Menschen" in einer Gesellschaft.

LaRouche lehnt ebenso wie Friedrich List die "Theorie der begrenzten Ressourcen" ab. Aus diesem Vorverständnis heraus ordnet er den Club of Rome und den WWF in die Riege der "oligarchisch beeinflussten Organisationen" ein. Sie seien Vertreter eines theoretischen Gerüstes, das am besten noch mit den Ansichten der Physiokraten (aller Reichtum eines Landes entsteht aus den Bodenschätzen) vergleichbar sei und das im Endeffekt die gesellschaftlichen Besitzverhältnisse konserviert.

Nach LaRouches Theorie ist der Fortbestand der Menschheit unter menschenwürdigen Bedingungen nur durch stetigen kulturellen und naturwissenschaftlich-technologischem Fortschritt möglich.

Vor diesem Hintergrund ergibt sich für LaRouche zwangsläufig auch ein vorbehaltloses Bekenntnis zur Kernenergie als Fortentwicklung der fossilen Energieträger, die (wo vertretbar) zum Wohle der Allgemeinheit genutzt werden müsse.

In seinem politischen Programm fordert LaRouche eine neue Renaissance auf Grundlage der in der deutschen Klassik entwickelten Ideen. Ziel der von "Oligarchen" "gesteuerten" Ökologiebewegung wie auch der 68er-Bewegung - die von LaRouche als "Gegenkultur" ("Counterculture") bezeichnet wird - sei es dagegen, die Menschheit in ein "neues dunkles Zeitalter" zu stürzen, in welchem eine neue Form von Feudalismus die demokratisch legitimierten Republiken ablösen würde.

Wirtschaftlich fordert LaRouche eine Reorganisation des Weltfinanzsystems ("Neues Bretton-Woods-System"), welches er in seiner jetzigen Gestalt als "hoffnungslos bankrott" bezeichnet, da die Summe der weltweit zirkulierenden Finanztitel nicht mehr durch entsprechende Güter gedeckt sei. Er ist ein Gegner des Freihandels und befürwortet den wirtschaftlichen Protektionismus.

Er vertritt die soziale Marktwirtschaft einschließlich eines freien, sozial verantwortlichen Unternehmertums. Dies schließt eine hohe Staatsquote am BIP sowie staatliche Eingriffe und Regelungen zur Gewährleistung des Gemeinwohls als notwendig mit ein. Insbesondere sieht er die gesamte Infrastruktur (öffentlicher Verkehr und Verkehrsnetz, Energie- und Wasserversorgung, Ausbildung, Gesundheitswesen) usw.) als Staatsaufgabe und ist daher ein Gegner des Neoliberalismus, von Privatisierungen und des Abbaus der Sozialsysteme. Zweck des Wirtschaftens sei der Mensch, nicht die Produktion von Waren (oder der Geldvermehrung; Waren und Geld seien nur "Mittel").

International tritt er für eine gerechte, solidarische Weltwirtschaft ("Neues Bretton Woods") ein, die es allen Menschen erlaube, ihr volles Potential zu entfalten (inkl. Gesundheit, Zugang zu Bildung usw.), auch um den Spannungen zwischen den Nationen ihren wirtschaftlichen Ursprung zu nehmen. Die moralische Aufgabe der Ersten Welt sei es, die Dritte Welt in Hinblick auf Industriekapazitäten, Infrastruktur, Sozialsysteme, Lebensqualität auf das Niveau der Ersten Welt zu heben (Idee der "Neuen Seidenstraße", aber auch große Programme zur Entwicklung Afrikas und Amerikas).

LaRouche gehörte der religiösen Bewegung der Quäker an.

[Bearbeiten] 1922–1946 - Die ersten Lebensjahre

LaRouche wurde als Sohn von Lyndon H. LaRouche Sr. und Jessie Weir LaRouche am 8. September 1922 in Rochester, New Hampshire, geboren. 1936 zog die Familie nach Lynn, Massachusetts, wo sein Vater, ein Einwanderer aus Québec, als Verkäufer und Reparateur von Maschinen für die Schuhindustrie arbeitete. Er lernte von früher Jugend an neben Englisch auch Französisch und Deutsch. Die Familie LaRouche gehörte den Quäkern an, die sich zur Gewaltfreiheit bekennen. LaRouche wurde von seinen Eltern verboten, Gewalt anzuwenden. Er durfte sich nicht einmal wehren, wenn er angegriffen wurde, was ihm viel Prügel einbrachte.

Er beschäftigt sich, seiner ersten Autobiographie (1974) zufolge, in jungen Jahren intensiv mit Kant. Zwei Jahre lang will er Kants "Kritik der reinen Vernunft" durchgearbeitet haben, nachdem er vorher die Philosophen bis Kant, mit Schwerpunkt Descartes und Leibniz, studiert hatte. 1941 wird er aus der Quäkergemeinde ausgeschlossen, seine Familie tritt gleichfalls aus Solidarität mit ihm aus.

Er tritt in die Northeastern University in Boston ein. Nach der Lektüre von Marx "Das Kapital" 1942 „konvertiert“ er zum Marxismus, woraufhin er die Universität verlässt.

Zunächst als Quäker im Zweiten Weltkrieg ein Wehrdienstverweigerer, tritt er 1944 der US Armee bei und dient dort in Sanitätseinheiten in Indien und Birma. In Indien lernt er die britische Kolonialherrschaft und die indische Unabhängigkeitsbewegung kennen, Begegnungen, die ihn sein Leben lang prägen werden; seine Abneigung gegenüber dem "Imperialismus" im Allgemeinen und insbesondere der britischen Politik, seine Sympathie für die Dritte Welt, sein Eintreten für die Überwindung der Armut u.v.m. lassen sich bis hierher zurückverfolgen.

Er sucht nun Kontakt zu den indischen Kommunisten. Stalin hatte sich mit Winston Churchill darauf geeinigt, dass Indien zur britischen Einflusszone gehört; folgerichtig machten die indischen Kommunisten keine Anstalten zu einer Revolution. Die Enttäuschung darüber ließ LaRouche aufmerksam für den stalinkritischen, internationalistisch ausgerichteten Trotzkismus werden.

Während der Heimreise von Indien auf dem Truppentransporter General Bradley 1946 lernte er den Soldaten Don Merrill kennen, der ebenfalls aus Lynn war. Merrill gewann LaRouche auf dieser Reise endgültig für den Trotzkismus. Zurück in den USA versuchte LaRouche zunächst, seine Universitätsausbildung fortzusetzen, brach dies aber kurz darauf wieder ab.

[Bearbeiten] 1946–1968 - LaRouche und der Trotzkismus

1948 ging LaRouche nach Lynn zurück. Er begann Versammlungen der trotzkistischen Socialist Workers Party (SWP) zu besuchen. 1949 wird er Mitglied und nimmt für seine politische Arbeit den Decknamen Lyn Marcus an (einigen Quellen zufolge als Anspielung auf Lenin und Marx).

LaRouche erhält Arbeit als Unternehmensberater in New York City, vor allem für die Schuhindustrie. Später berät er auch Firmen, wie diese die damals noch neuen Computer nutzen können, um Wirkungsgrad und Geschwindigkeit ihrer Produktion zu maximieren. (Er wird später als einer der ersten Marxisten den Computer dazu nutzen, um die marxistischen Berechnungen aus Band II und III des marxschen "Kapitals" mit dem Computer zu simulieren). Einige Quellen behaupten, dass er es durch diese Unternehmensberatertätigkeit in dieser Zeit zu einem Vermögen von einer Million Dollar gebracht habe. Das Gerede vom "Millionär" LaRouche geht wohl auf diese Angaben zurück. (In jedem Fall hat LaRouche aber inzwischen, wie fast alle seine Anhänger auch, fast sein gesamtes Geld in sein politisches Projekt gesteckt, es ist nicht mehr viel übrig geblieben; siehe dazu seine jüngste Einkommenserklärung im Link unten.)

1954 heiratet er das SWP-Mitglied Janice Neuberger. Seine Teilhabe am inneren Leben der SWP zu jener Zeit soll aufgrund seiner beruflichen Auslastung minimal gewesen sein. Der ehemaligen SWP-Funktionärin Clara Fraser zufolge (s. Link unten) soll sich seine Tätigkeit darauf beschränkt haben, regelmäßig dicke interne theoretische Papiere (in erster Linie zur Ökonomie) verfasst und verteilt zu haben (die stets ungelesen und unerwidert geblieben seien) und ansonsten nur auf dem alle 2 Jahre stattfindenden SWP-Parteitag zu erscheinen.

LaRouche ist in der SWP bis zu seinem Ausschluß 1965 geblieben. Er behauptet mittlerweile (z. B. in seiner dritten Autobiographie von 1988), dass er bald vom Marxismus desillusioniert gewesen sei und nur auf Bitten des FBI weitergemacht habe. In einem Interview von Pacifica Radio behauptete LaRouche, dass er bei der SWP weitergemacht habe, weil er geglaubt habe, dass nur die Linke in der Lage sei, die von ihm so genannte "utopische Gefahr von Rechts" zu bekämpfen, die er symbolhaft durch die kubanische Raketenkrise und den Vietnamkrieg illustriert. Seine Ex-Frau und andere SWP-Mitglieder jener Zeit bestreiten dies.

Während dieser Jahre entwickelt LaRouche seine Interessen an Wirtschaftswissenschaft, Mathematik (Cantor, Riemann), Kybernetik (u. a. Kritik an Wiener), Psychoanalyse und anderen Themen.

Seine Frau Janice verließ ihn 1963 (sie haben einen gemeinsamen Sohn, Daniel); in den späten 1960er Jahren wurde sie die Leiterin des New Yorker Büros der US-amerikanischen Frauenbewegung (National Organization of Women).

1964, noch immer in der SWP, unterstützt LaRouche die Splitterpartei Revolutionary Tendency, die unter dem Einfluss des britischen Trotzkisten Gerry Healy stand, dem Leiter der britischen Socialist Labour League. Szenenkenner glauben, dass LaRouche in dieser Periode stark von Healy beeinflusst wurde (sein Katastrophismus soll daher rühren - praktisch seit damals sagt LaRouche den unmittelbar bevorstehenden Zusammenbruch des Kapitalismus vorher). Für sechs Monate hat LaRouche eng mit Healys amerikanischem Leiter Tim Wohlforth zusammen gearbeitet, der später schrieb (in freier Übersetzung):

Lyndon LaRouche wird ein gigantisches Ego unterstellt. Die Erklärung seiner Gegner ist, dass er von seinem Genie überzeugt gewesen und seine starke Überzeugung in seinen eigenen Fähigkeiten mit einer Arroganz kombinierte haben sollte, die er in der Weise der herrschenden Klasse von New England ausdrückte. Er nahm als gegeben an, dass der kleine Abschnitt im Kommunistischen Manifest, dass eine kleine Sektion der herrschenden Klasse diese verlassen und stattdessen zur revolutionären Arbeiterklasse übergehen würden, speziell für ihn geschrieben sei. Ferner soll er geglaubt haben, dass sich die Arbeiterklasse glücklich schätzen durfte, seine Dienste zu erhalten.
Tim Wolforth, ein linker politischer Aktivist erzählt über LaRouche: "... er besaß eine fantastische Fähigkeit, was immer in der Welt passierte, in einen größeren Zusammenhang zu stellen, einen Zusammenhang, der dem Ereignis eine zusätzliche Bedeutung gab. Aber sein Denken war schematisch, es fehlten ihm Detailwissen um die Fakten und Tiefe. Es war widersprüchlich. Seine Erklärungen waren ein bisschen zu oberflächlich und sein Geist arbeitete so schnell, dass ich immer den Verdacht hatte, dass er mit seiner Bravour diese Oberflächlichkeit nur überdeckte. Er hatte eine Antwort für alles. Veranstaltungen mit ihm erinnerten mich an ein Gesellschaftsspiel: nenne ein Problem, egal wie unbedeutend, und im selben Augenblick kam LaRouche bereits mit seiner Lösung daher..." [1]

1965 hat LaRouche die Gruppe von Wohlforth verlassen und sich der Spartacist Liga angeschlossen, die sich von der Wohlforth-Gruppierung abgespalten hatte. Er hat auch diese nach einigen Monaten verlassen und dem SWP einen Brief geschrieben, in dem er erklärt, dass alle Splitterparteien und Sektionen der trotzkistischen Vierte Internationale tot seien, und kündigte an, dass er und seine neue Lebenspartnerin, Carol Larrabee (auch bekannt als Carol Schnitzer), die "Fünfte Internationale" aufbauen würden.

1966 schloss sich das Paar dem Committee for Independent Political Action (CIPA) an und gründete eine Zweigstelle im New Yorker Stadtteil West Village.

Er begann Vorlesungen an der New Yorker Free School über Dialektischen Materialismus zu geben und es gelang ihm, eine Gruppe graduierter Studenten von der Columbia University zu gewinnen, von denen viele zuvor in der maoistischen Progressive Labor (PL)-Gruppe engagiert waren, die selbst sehr wichtig innerhalb der Students for a Democratic Society (SDS) war. Aus dieser Zeit kommen einige seiner führenden Funktionäre, Ed Spannaus, Nancy Spannaus, Tony Papert, Paul Milkman, Paul Gallagher, Leif Johnson, Tony Chaitkin und Steve Fraser, letzterer leitete LaRouches Organisation an der Columbia University.

(In der letzten, 1988 veröffentlichten Version seiner Autobiographie schreibt LaRouche, dass er schon damals kein "richtiger" Marxist war, sondern dass er nur seine intime Bekanntschaft mit dem Marxismus als "Ausweis" benutzte, um Studenten von der linken "Gegenkultur" (von der er behauptet, dass diese teilweise von der Ford Foundation finanziert wurde) abzuwerben).

LaRouches Bewegung war sehr stark im Studentenstreik von 1968 und der damit einhergehenden Besetzung der Columbia University durch die Streikenden beteiligt. Es gelang ihnen, die Kontrolle über den SDS und die maoistische PL der Universität zu erhalten, indem sie die Verknüpfung des studentischen Protestes mit den Kämpfen der Schwarzen in den Armenghettos von Harlem forderten.

Seine wachsende Anhängerschaft erlaubte es ihm, eine 3. Tendenz innerhalb des SDS zu schaffen. Die anderen beiden dominierenden Tendenzen waren die "Action Fraction", geleitet von Mark Rudd (welche sich bald in den Weather Underground - Weathermen umwandelte) und die "Praxis Axis", welche die Studenten, in Rezeption von Andre Gorz, als die "Vorhut der Revolution" ansah. LaRouche organisierte seine Fraktion unter dem Namen "SDS Labor Committee" (SDS Arbeiterkomitee). Er kritisierte den SDS - und die Neue Linke generell - dafür, dass diese zu sehr der 1968er Gegenkultur nahe stünden und nicht genügend der traditionellen Arbeiterbewegung (ein großer Teil seiner Kritik an der heutigen Linken lässt sich auch darauf zurückführen, dass LaRouche noch in der "alten", traditionellen Linken sozialisiert wurde). Er hielt Meetings in der Umgebung der Columbia Universität ab. Wohlforth nahm an einem solchen teil und schreibt (in freier Übersetzung):

20-30 Studenten versammelten sich in einer großen Wohnung und saßen auf dem Boden um LaRouche herum, den nun ein sehr zotteliger Bart zierte. Die Versammlung dauerte manchmal bis zu 7 Stunden. Es war schwierig festzustellen, wo die Diskussionen zur Taktik aufhörten und die Präsentationen zur Belehrung anfingen. LaRouche ermutigte die Studenten, sich von ihm schwierige und eher "esoterische" Aufgaben stellen zu lassen, etwa sich durch die Arbeiten von Georges Sorel durchzuarbeiten, um Rudds anarchistische Wurzeln zu entdecken, oder Rosa Luxemburgs Die Akkumulation des Kapitals zu studieren. Da der SDS zwar stark im Gefühl und in der Aktion war, aber eher schwach in der Theorie, haben die Studenten ihre Aufgaben anscheinend gründlich genossen.

[2]

[Bearbeiten] 1969–1973 - NCLC, und "Operation Mop-up"

Nach seinem Ausschluß aus dem SDS 1969 nannte sich das SDS Arbeitskomitee um in den National Caucus der Arbeitskomitees (NCLC). LaRouche-Kritiker Dennis King zufolge wurde das Innenleben des NCLC sehr stark reglementiert. Die Mitglieder mussten ihr Privatleben praktisch völlig aufgeben, um sich stattdessen ganz der Politik der Gruppe zu widmen. Die Bewegung entwickelte ein internes Verfahren namens "ego stripping" (in etwa "entkleide das Ego"), welches dazu führte, dass die Übereinstimmung und Treue zu LaRouche sich verstärkten.

Um diese Zeit herum erschienen Reportagen in der The New York Times und anderen Zeitungen, wonach Mitglieder der LaRouche-Bewegung entführt worden seien und später angegeben hätten, sie seien einer Gehirnwäsche unterzogen worden. Die Larouche-Gruppe verkündete auf einer landesweiten Konferenz, dass sie einen Mordanschlag- oder Gehirnwäsche-Plan von CIA und KGB aufgedeckt hätten, in den ihr leitender Funktonär Chris White verwickelt sei. White war ein 26jähriger Brite, der LaRouches ehemalige Geliebte Carol Schnitzler geheiratet hatte, bevor er nach London zog, um dort den britischen Zweig des NCLC aufzubauen.

King fährt fort:

"…members from across the country had gathered in New York for the conference. The suspense began to mount as alarming rumors emanated from LaRouche's apartment. It was said that White had been tortured and brainwashed in a London basement by the CIA and British intelligence, who had programmed him first to kill his wife upon the utterance of a trigger word and then to finger LaRouche for assassination by Cuban exile frogmen.
LaRouche mobilized the entire NCLC. They passed out fliers on a massive scale in New York and other cities, describing White's alleged tortures in lurid detail. The national office issued over forty press releases in a two-week period. LaRouche and the Whites filed a complaint with the United Nations Commission on Human Rights and launched a lawsuit against the CIA. NCLC members frantically solicited their parents and friends to serve on an Emergency Commission of Inquiry.
Dennis King, Lyndon LaRouche and the New American Fascism, (New York: Doubleday, 1989), Seite 27-28.

Daraufhin übernahm der NCLC, unter LaRouches Anleitung, eine gewaltsame Taktik. Berichten der Village Voice und anderer Publikationen zufolge attackierten NCLC-Mitglieder gewaltsam Treffen der Communist Party, später des SWP und anderer Gruppen, die LaRouche als "linke Protofaschisten" klassifizierte. Diese Angriffe wurden "Operation Mop-up" genannt. Nach Dennis King behaupten einige Ex-NCLC-Mitglieder, die zu dieser Zeit die Gruppe verlassen haben, dass LaRouche die Karriere von Adolf Hitler studierte und bewusst die Taktiken der frühen Nazipartei übernahm.

Der NCLC behauptete, dass sie in Selbstverteidigung auf den oben erwähnten angeblichen Angriff der CIA handelte, während die angegriffenen Gruppen das naturgemäß anders sahen, da für sie die Angriffe immer vom NCLC ausgingen. LaRouche schreibt, "das FBI leitete seine Mittelsmänner in der Führung der Communist Party U.S.A. an, für meine persönliche 'Eliminierung' zu sorgen" [3], wobei er ein Dokument als Beleg zitiert, welches er durch den Freedom of Information Act erhalten hat. [4]

[Bearbeiten] 1971–1979

1971 gründet LaRouche die U.S Labour Party als Wahlkampfmaschine. Er behauptet, dass die beiden großen Parteien den Weg des von ihm propagierten und auf den Theorien von Friedrich List basierenden Systems der amerikanischen politischen Ökonomie verlassen hätten. LaRouche bezieht sich hier positiv u.a. auf den Republikaner Abraham Lincoln und den Demokraten Franklin Delano Roosevelt.

1971 gründet LaRouche den New Solidarity International Press Service sowie die wöchentliche Executive Intelligence Review als Nachrichtendienst für seine Publikationen. Er ist Mitgründer der Fusion Energy Foundation.

Seit den Mitt-1970ern verkünden LaRouche und seine Bewegung kein offenes sozialistisches Programm mehr. Die frühere Berufung auf marxistische "Klassiker" (im Falle von LaRouche waren das zuvor vor allem Hegel, Feuerbach, Marx, Lenin, Trotzki und Rosa Luxemburg gewesen) wird ersetzt durch die unverfänglichere Berufung auf Alexander Hamilton, Friedrich Schiller und Plato (sowie vieler weiterer anerkannter klassischer Philosophen und Künstler). Wohl auch um dem Vorwurf zu entgehen, unamerikanisch zu sein, wird versucht, bei zentralen amerikanischen Politikern (von der Frühzeit - etwa Hamilton - bis hin zu F. D. Roosevelt) Anknüpfungspunkte zu finden.

Eine Schlüsselrolle bei diesem Wechsel könnten die vom Mitglied des NCLC Executive Committee Allen Salisbury publizierten Artikel über Henry Carey and die American System School of Political Economy gespielt haben, die in seinem (noch heute erhältlichen) Buch The Civil War and the American System kulminierten. Die LaRouche-Organisation übernahm nach einiger interner Diskussion Salisburys These, wonach das "American System" sowohl besser als der traditionelle Marxismus als auch besser als der laissez-faire-Kapitalismus / Neo-Liberalismus sei.

Zu seiner geänderten Haltung gegenüber dem Marxismus hat LaRouche in seiner "revidierten", offiziell nicht mehr marxistischen Autobiographie "Power of Reason" von 1979 (online unter http://wlym.com/pdf/iclc/powerofreason.pdf ) eine knappe Darstellung geschrieben (im Buch S. 88, in der doppelseitigen PDF auf S.60), in der er zeigt, wie er dabei immer noch einerseits auf Marx aufbaut, ihn andererseits kritisiert/erweitert und dabei in den Grundzügen noch immer ein Bekenntnis zu Marx ablegt, welches in sich die theoretische Arbeit der Frühzeit mit der Weiterentwicklung der späteren Jahre auf sehr knappem Raum vereinigt. Die offiziellen LaRouche-Publikationen spiegelten diese Neuausrichtung schnell wider (klar zu erkennen am Bruch im Stil der internen Theoriezeitschrift Campaigner, http://wlym.com/tiki/tiki-index.php?page=Campaigners).

1976 bewarb er sich für das Amt des Präsidenten der USA als Kandidat seiner U.S. Labor Party und erhielt dabei 40.043 Stimmen (0.05%). Im Rahmen seiner Präsidentschaftskampagne wurde die erste halbstündige Ansprache LaRouches ausgestrahlt, die ihm Gelegenheit gab, seine Ansichten einem breiten landesweiten amerikanischen Publikum vorzustellen. Diese halbstündigen Fernsehansprachen begleiteten auch seine folgenden Präsidentschaftskampagnen und machten ihn landesweit bekannt.

1977 heiratete er Helga Zepp, die führende politische Aktivistin in seiner europäischen und deutschen Organisation.

[Bearbeiten] 1988–1994 - Verurteilung und Freiheitsstrafe

In den 1980er Jahren haben LaRouche und seine Frau Helga Zepp-LaRouche ein umfangreiches internationales politisches Netzwerk aufgebaut, einschließlich des Schiller-Instituts in Deutschland, das von H. Zepp-LaRouche geleitet wird und Zweigstellen in mehreren anderen Ländern unterhält.

Zur Geldbeschaffung für die umfangreichen politischen Aktivitäten ist die LaRouche-Organisation mangels Großspendern darauf angewiesen, viel Energie in den Verkauf von Literatur und in das Werben um kleine Spenden an Flughäfen und auf Universitätsgeländen aufzuwenden und um Spenden per Telefon zu werben. Ehemalige Mitglieder berichten, dass sie selbst nicht nur viel Geld spendeten, sondern teilweise auch noch hohe Kredite auf ihren eigenen Namen für die Finanzierung der LaRouche-Aktivitäten aufnahmen. Presseberichten zufolge haben die verzweifelten Geldbeschaffungsaktivitäten gelegentlich auch Steuerverfehlungen und betrügerisches Werben um "Darlehen" von beinflussbaren älteren Leuten eingeschlossen.

Im Oktober 1986 wurde das LaRouche-Hauptquartier in Leesburg durchsucht. LaRouche und sechs seiner leitenden Anhänger wurden vor Gericht der Verschwörung und des Postschwindels (bezogen auf Geldbeschaffung) angeklagt. LaRouche wurde ferner angeklagt, sein persönliches Einkommen zu verheimlichen, da er 1979 zum letzten Mal eine Steuererklärung abgegeben hatte. Im Dezember 1988 verurteilte ihn ein Geschworenengericht in Alexandria, Virginia, zu einer Freiheitsstrafe von 15 Jahren. Von LaRouche-Anhängern wird er als politischer Gefangener der damaligen Regierung Bush I bezeichnet.

LaRouche ließ sich in seiner politischen Tätigkeit durch seine Haft nicht aufhalten. Er kandidierte 1992 wieder für das Präsidentenamt, traf sich mit internationalen Persönlichkeiten und gab Interviews. Während seiner Strafgefangenschaft teilte er zeitweilig eine gemeinsame Zelle mit dem Fernsehevangelisten Jim Bakker, der später erstaunt darüber schrieb, dass LaRouche über genaue Kenntnisse der Bibel verfüge. LaRouche wurde unter Präsident William J. Clinton 1994 auf Bewährung aus dem Gefängnis entlassen.

[Bearbeiten] 1994 bis heute

LaRouche hat in seiner politischen Tätigkeit seit 1994, nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis, der Dritten Welt weiterhin viel Aufmerksamkeit gewidmet. Er wurde von Mitgliedern des Stadtrates von São Paulo nach Brasilien eingeladen und am 12. Juni 1996 zum Ehrenbürger der Stadt ernannt.

Als LaRouche 1996 wieder als Präsidentschaftskandidat zu den Primaries der Demokraten antrat, kassierte der Vorsitzende des DNC (Demokratischen Nationalen Komitees) seine Stimmen, indem er verbot, dass gewählte Delegierte für LaRouche zugelassen werden, so dass diese den anderen Kandidaten zugeschlagen wurden. LaRouche hatte in 26 Bundesstaaten an den Vorwahlen teilgenommen und erhielt insgesamt 597.853 Stimmen, darunter in Louisiana und Virginia, genug, um 2 Delegierte zu gewinnen. Gegen die Verfügung des DNC klagte LaRouche vor Gericht und verlor. Danach appellierte er an das Erste Berufungsgericht und verlor dort 1999 in Anerkennung der Freiheit der politischen Parteien, Mitglieder abzulehnen. LaRouche vs. Fowler 96-7191

Während des Monica Lewinsky-Skandals hat LaRouche seine Unterstützer für die Verteidigung von Präsident Clinton mobilisiert. Sie gründeten ein "Komitee zur Rettung der Präsidentschaft", welches gegen Rücktritt bzw. Impeachment mobilisierte. LaRouche behauptete, dass die gleichen Leute und Institutionen, die ihn angriffen, hinter den Angriffen auf Clinton stünden.

2001 und 2003 bereiste er Indien und sprach auf verschiedenen Konferenzen und Universitätenseminaren. Er reiste auch nach Russland, wo er zu verschiedenen Anlässen über seine Veröffentlichungen berichtete, darunter auch im russischen Parlament Duma [5]. 2001 wurde er zum Mitglied der russischen Akademie der Wissenschaften ernannt. Allerdings ist er auf deren Website nicht bekannt.

LaRouche und seine Organisationen haben sich der US-Invasion des Irak (sowohl der 1. unter Bush I wie auch der 2. unter Bush II) widersetzt (was ihm Sympathien in der arabischen Welt einbrachte) sowie allgemein der Bush-Regierung und den "NeoCons".

LaRouche ist auch ein entschiedener Verfechter [6] der Ansicht, dass die 'Angriffe' am 11. September 2001 auf das WTC ein sogenannter "inside Job" gewesen seien, ähnlich der Let's Roll 911 - Bewegung in den USA, die dies z.T. mit Videomaterial zu belegen versucht.

Um Bush zu stürzen, unterstützte er den Wahlkampf Kerrys gegen Bush, und half mit, den Widerstand gegen die Bush-Regierung und die NeoCons zu organisieren.

Negative internationale Publizität bekam das von LaRouche gegründete Schiller-Institut 2004, nachdem Jeremiah Duggan, ein jüdischer Student aus Großbritannien, der an einer Konferenz und anschließenden "Kaderschule" in Wiesbaden teilnahm, unter mysteriösen Umständen in Wiesbaden starb. LaRouche-Veröffentlichungen behaupten, Duggan habe Selbstmord begangen, doch ein britischer Gerichtshof urteilte, dass Duggan in einem "Zustand der Angst" ("state of terror") gestorben sei. [7]


Einige Kritiker von LaRouche behaupten folgendes: Die Organisationen, die Lyndon LaRouche unterstehen, machen stark den Eindruck von Sekten mit LaRouche als Guru, da alles, was LaRouche sagt, von deren Mitgliedern fast kritiklos geglaubt und fanatisch vertreten wird, auch wenn sie selber es nicht recht verstehen. Welchem psychischen Druck und Stress die Mitglieder dabei ausgesetzt sind, wird in dem Buch "Verirrt" von Aglaja Beyes-Corleis, einem ehemaligen Mitglied, deutlich.

[Bearbeiten] Werke

Lyndon LaRouche gibt seit mehr als 35 Jahren an fast jedem Tag lange interne Interviews, Analysen und Artikel heraus (praktisch alle in seiner hauseigenen Presse), aus denen zahllose Artikel, Pamphlete und Bücher (meist Sammlungen bzw. redigiertes Material aus vorherigen Arbeiten) wurden.

Er hat drei Autobiographien geschrieben. Die erste, noch marxistisch beeinflusst, 1974 (Campaigner 7/vol 10, October 1974; online unter http://wlym.com/PDF-68-76/CAM7410.pdf, ca.10 MB, S.9 ff, in der PDF-Version S. 10ff, im 2.Kapitel "Who is Lyndon LaRouche" des längeren Artikels "Conceptional History of the Labour Comitees"), aus der oben einige Angaben zur Frühzeit übernommen wurden.

Die späteren Autobiographien "The Power of Reason" (1979, online unter http://wlym.com/pdf/iclc/powerofreason.pdf, und, in geänderter Version, 1988), versuchen, diese erste Autobiographie weitgehend umzuschreiben.

Seine grundlegenden Schriften aus der Anfangszeit sind in der internen Theoriezeitschrift bis 1985, "Campaigner", erschienen und online unter http://wlym.com/tiki/tiki-index.php?page=Campaigners nachzulesen. Hinzu kommen die ersten Bücher unter http://wlym.com/tiki/tiki-index.php?page=Books. Diese Quellen wurden in der unabhängigen LaRouche-Forschung bisher praktisch nicht ausgewertet.

Die neueren Werke sind umfangreich auf http://Larouchepub.com , http://wlym.com und anderen Pro-LaRouche-Seiten zu finden.

In gedruckter Form ist eine Auswahl der Bücher in Übersetzung beim Böttiger Verlag, Wiesbaden (http://solidaritaet.com), erschienen. Die wichtigsten dieser neueren Bücher in deutscher Sprache sind:

  • Was Sie schon immer über Wirtschaft wissen wollten (1985, US-Original 1984)
  • Verteidigung des gesunden Menschenverstandes (1990, US-Original 1989)
  • Christentum und Wirtschaft (1992, US Original 1991)
  • So streng wie frei (1994)

[Bearbeiten] Bücher über Lyndon LaRouche und seine Bewegung, allesamt kritisch

  • Herbert Knoblauch, Wolfgang Weirauch: Das Geheimnis der EAP : Idee, Geschichte, Programm, Praxis, Hintergrund. Flensburger Hefte, Flensburg, 1987, ISBN 3926841052
  • Beyes-Corleis, Aglaja (1994) Verirrt: Mein Leben in einer radikalen Politorganisation, Herder/Spektrum, ISBN 3451042789
  • Gilbert, Helen (2003) Lyndon LaRouche: Fascism restyled for the new Millennium, Red Letter Press, ISBN 0932323219
  • King, Dennis (1989) Lyndon LaRouche and the New American Fascism, Doubleday, ISBN 0385238800

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