Ruanda
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Republic of Rwanda (engl.) République du Rwanda (frz.) |
|||||
|
|||||
Amtssprache | Englisch, Französisch, Kinyarwanda | ||||
Hauptstadt | Kigali | ||||
Staatsform | Präsidialrepublik | ||||
Staatsoberhaupt | Präsident Paul Kagame | ||||
Regierungschef | Bernard Makuza | ||||
Fläche | 26.338 km² | ||||
Einwohnerzahl | 8.648.000 (Quelle: CIA - Juni 2006) | ||||
Bevölkerungsdichte | 301 Einwohner pro km² | ||||
Währung | Ruanda-Franc | ||||
Unabhängigkeit | von Belgien am 1. Juli 1962 | ||||
Nationalhymne | Rwanda nziza | ||||
Zeitzone | UTC+2 | ||||
Kfz-Kennzeichen | RWA | ||||
Internet-TLD | .rw | ||||
Telefonvorwahl | +250 | ||||
Ruanda [ˈru̯anda] (frz.: Le Rwanda [ʀwɑ̃ˈda]) ist ein kleiner, aber sehr dicht bevölkerter Binnenstaat in Ostafrika. Er grenzt an Burundi, die Demokratische Republik Kongo, Uganda und Tansania. Auf seinem Staatsgebiet verläuft die afrikanische Hauptwasserscheide zwischen den Einzugsgebieten des Nil und des Kongo (Zaire).
Ruanda erhielt seine Unabhängigkeit 1962 (UNO-Mandatsmacht Belgien); von 1884 bis 1916 war es eine deutsche Kolonie. Wegen der Bürgerkriege zwischen den Volksgruppen der Hutu und Tutsi in den 1960er- und 1990er-Jahren zählt das Land zu den ärmsten von Afrika; 2005 und 2006 erhielt es auf Initiative der Weltbank einen Schuldenerlass.
Inhaltsverzeichnis |
Zur Schreibweise von Wörtern
Das Land wird in romanischen Sprachen und auf deutsch „Ruanda“ mit u geschrieben, genauso wie die Sprache Swahili auf deutsch „Suaheli“ heißt. Auf englisch und in weiteren Sprachen heißt es „Rwanda“. Da die Amtssprache Kinyarwanda, wie viele andere afrikanische Sprachen auch, vorne flektiert wird, entstehen verwirrend vielfältige Schreibweisen in Europa. Die Wörter Tutsi und Hutu zum Beispiel gibt es als solches in Kinyarwanda nicht. In der grammatischen Normalform wird ein Ba (Wa) vorangestellt, also Bahutu bzw. Batutsi (=Watussi). Um genauer zu sein kommt noch dazu der Artikel und es wird von Umuhutu (in Mehrheit Abahutu) oder Umututsi (Abatutsi) gesprochen. Da sich aber die Vorsilben je nach grammatischer Verwendung verändern, werden in Kinyarwanda-Wörterbüchern die Wörter nach dem Wortstamm sortiert.
Geographie
Der Großteil Ruandas ist ein Hochland mit einer durchschnittlichen Seehöhe von 1500 Metern. Der gesamte Höhenbereich reicht von etwa 1.000 m bis zum Karisimbi 4.507 m (Vulkanberge im Norden). Von der ostafrikanischen Küste ist das Land 1.200 km entfernt, dient aber wegen seines guten Straßennetzes dennoch als Transit für manche Exporte aus der Demokratischen Republik Kongo.
Ruanda wird gern Land der tausend Hügel, französisch Pays de Mille Collines genannt und hat in der Tat eine sehr hügelige Landschaft, hauptsächlich im westlichen Teil des Landes.
Klima
Aufgrund der Höhe ist das mild-feuchte Hochland-Klima trotz der Äquatornähe eher mild. Das heiße äquatoriale Tageszeitenklima wird vom jahreszeitlichen ostafrikanischen Klima überlagert und durch die große Höhenlage gemildert. Die mittlere Tagestemperatur liegt bei 18°C. Es gibt keine großen Temperaturschwankungen übers Jahr, doch variieren die Temperaturen mit der Höhenlage. Es gibt zwei Regenzeiten entsprechend den ostafrikanischen Monsunregen, "umuhindo" etwa zwischen September und Dezember (durchschnittlich 27% der Jahresniederschlagsmenge) sowie "itumba" zwischen Februar bis Anfang Juni. Zwischen März und Mai fallen 40% der jährlichen Niederschläge. Das Klima und vor allem die Niederschläge weisen jedoch große Unregelmäßigkeiten auf. Anormale Trockenheiten, überreichliche Regen und Hagel bedrohen immer wieder die Ernten und sorgen für Hungersnöte.
Flüsse, Nilquellen und Geologie
Ruanda grenzt im Norden an Uganda, im Osten an Tansania, im Süden an das in vielem ähnliche Burundi und im Westen an die Demokratische Republik Kongo. Hier verläuft auf 3-4000 m Höhe die Afrikanische Hauptwasserscheide zwischen den Quellgebieten des Weißen Nil und des Kongo (Zaire). Den größten Teil von Ruandas Westgrenze bildet der Kivusee, der zum System der ostafrikanischen Grabenbrüche gehört und daher sehr tief ist. Im Grenzgebiet zu Kongo und Uganda liegen die bis 4.500 m hohen Virunga-Vulkane, auf denen in mittlerer Höhe die seltenen Berggorillas leben. Im Osten bilden die ausdehnten Akagera-Sümpfe und eine lange Reihe von Seen eine natürliche Grenze zum heutigen Tanzania.
Ruanda wird von zwei Nilzuflüssen geprägt, dem vom Burundi-Grenzgebiet kommenden Akanyaru und dem im südwestlichen Bergland (Naturpark Nyungwe-Wald) entspringenden Nyabarongo. Letzterer entspringt als Rukarara auf 2700 m Seehöhe nahe der Wasserscheide zum Kongo und fließt wie sein Nebenfluss Mwogo (siehe Kärtchen) zunächst von Süd nach Nord, um sich dann unweit der Virunga-Vulkane nach Südosten zur Hauptstadt Kigali zu wenden. Diese abrupte Laufänderung erklärt die Geologie durch tektonische Verschiebungen der Erdkruste bei der Entstehung des Ostafrikanischen Grabens und der Virunga-Vulkane.
Der bei Kigali bereits schiffbare Nyabarongo und der Akanyaru vereinigen sich südlich der Stadt auf etwa 1500 m Höhe zum Akagera (Kagera), der das Land nach Osten durchquert und nach Passage des Rwerusees etwa 250 km lang die Landesgrenze zu Tanzania bildet. Der hier nordwärts gerichtete Fluss knickt am Dreiländereck zu Tansania und Uganda abermals scharf nach Osten ab, um später in den riesigen Viktoria-See zu fließen.
Drei Großlandschaften
Ruanda lässt sich im wesentlichen in drei Groß- und mehrere kleine Landschaften unterteilen: Die (süd-)östliche Senke, das zentrale Hochplateau und die Kongo-Nil-Wasserscheide bilden drei Großlandschaften.
Im Zentrum Ruandas befindet sich das zentrale Hochplateau. Es liegt zwischen 1.500 und 2.000 m hoch und erstreckt sich zwischen der Kongo-Nil-Wasserscheide und der südöstlichen Senke. Es ist von zahlreichen Wasserläufen zerschnitten und repräsentiert vor allem im Anstieg zur Kongo-Nil-Wasserscheide hin das sprichwörtliche „Land der tausend Hügel“. Aufgrund der guten Versorgung mit Oberflächenwasser und Niederschlägen sowie den gemäßigten Temperaturen und recht fruchtbaren Böden wird es seit langer Zeit intensiv landwirtschaftlich genutzt. Die ursprüngliche Waldvegetation ist ebenso lange verschwunden.
Die Virunga-Vulkane im Norden stellen die höchsten Erhebungen dar. Ihnen schließen sich das Bergland von Buberuka und das vulkanische Gebiet im Nordwesten Ruandas an. Es ist durch feuchtkühles Klima mit zum Teil extremen Regenfällen gekennzeichnet. Die vulkanischen Aschen- und Schlackenböden sind sehr fruchtbar und werden intensiv landwirtschaftlich genutzt. Hier befindet sich ein Zentrum des Kartoffelanbaus von Ruanda. Allerdings versickern vor allem in der Lava-Ebene die Wasser sehr schnell und treten erst an ihrem Rand als Quellen wieder auf.
Neben den Virunga-Vulkanen erreicht die Kongo-Nil-Wasserscheide, die sich im Westen entlang des Kivu-Sees von Nord nach Süd erstreckt, im Höhen bis zu nahezu 3.000 m, im mittleren Teil nur bis zu 1.200 m und im Süden wieder bis zu 2.700 m. Sie ist durch schroffe Schluchten und spitze Gipfel gekennzeichnet. Das Klima ist durch Steigungsregen im Osten feucht, im Westen durch Fönwinde etwas reduziert. Früher waren die Berge durch tropischen Höhenregenwald bedeckt. Dieser wurde aufgrund des Bevölkerungswachstums extrem reduziert. Bis Ende der 90er Jahre gab es noch Regenwaldreste in Gishwati (Nord), Mukura (Zentrum) und Nyungwe (Süd). Gishwati und Mukura wurden zwecks Besiedlung vor allem von rückkehrenden Langzeitflüchtlingen nach 1994 nahezu vollständig zerstört. Der Nyungwe-Wald hingegen ist noch recht ausgedehnt. In allen tropischen Hochgebirgs-Nebelwäldern leben Kleinaffen (Koloben und andere), Klein-Antilopen, früher auch Waldelefanten und zahlreiche Vogel und Kleintierarten. Die Pflanzenvielfalt ist einzigartig und groß.
Der Uferstreifen des Kivusees ist von tiefen Buchten und steilen Hängen geprägt. Durch Föhnbildung an den Westhängen der Kongo-Nil-Wasserscheide sind die Niederschläge hier geringer als auf der Ostseite des Gebirges. Das Wasser des Kivu-Sees ist etwa 23,5 °C warm. Das Klima ist durch milde Temperaturen geprägt. Auf den fruchtbaren Böden im Süden und Norden erfolgt seit langer Zeit intensiver Bodenbau; auf den weniger fruchtbaren Böden in Höhe von Kibuye (Zentrum) hingegen überwog traditionell Rinderzucht.
Der Südwesten von Ruanda (Impara und Imbo) weist zum Teil sehr fruchtbare Böden auf, die sowohl in den heißen tiefen Lagen als auch in den kühlen Bergen intensiven Bodenbau erlauben.
Die östliche und südöstliche Senke mit Höhenlagen zwischen 1.000 und 1.500 m erstreckt sich westlich der ausgedehnten Rückstausümpfe des Akageraflusses und zahlreicher Seen. Sie ist durch trockenheißes Klima, poröse Böden und Lateritkrusten sowie Buschsavanne geprägt. Klima, Böden und die starke Verbreitung der Tse-Tse-Fliege machen diese Landschaft für Bodenbau und Viehzucht wenig geeignet. Es kommt immer wieder zu ausgedehnten Trockenzeiten, die in den besiedelten Teilen zu Hungersnöten führen. Die belgische Verwaltung richtete 1934 in dem dünn besiedelten Gebiet im Osten den Akagera-Nationalpark als Wildreservat ein. Südlich und westlich davon schlossen sich Jagdgebiete und Privatranchen an. Diese Jagdgebiete sowie Teile des Akagera-Parkes wurden nach Juli 1994 für rückkehrende (sog. Langzeit-)Flüchtlinge zur Besiedelung freigegeben. In den südöstlichen Teil, den sogenannten Bugesera, waren seit Ende der 50er Jahre zunächst Tutsi aus verschiedenen Landesteilen zwangsumgesiedelt worden, später kamen Hutu z.B. aus dem Norden des Landes hinzu.
Die Niederungen der Region Mayaga entlang des Akanyaru-Flusses und seiner Papyrussümpfe waren früher den Rinderherden der Tutsi als Weidereserven in anhaltenden Trockenzeiten vorbehalten. Sie wurden erst im Laufe des 20.Jahrhunderts bodenbaulich genutzt.
Städte
Nur ca. 6 % bis 16 % (je nach Quelle) der Bevölkerung leben in Städten.
Die größten Städte sind (Stand 1. Januar 2005): Kigali 745.261 Einwohner, Butare 89.800 Einwohner, Gitarama 87.613 Einwohner, Ruhengeri 86.685 Einwohner und Gisenyi 83.623 Einwohner. Außer Kigali, das einen zunehmend urbanen Charakter entwickelt, sind die Städte allerdings sehr ländlich geprägt. Sie sind meist Sitz der lokalen Verwaltung, von kirchlichen Zentren (ehemaligen Missionen) und dienen als Umschlagplatz für lokalen Handel sowie als Verkehrsknotenpunkte.
Kigali ist die Hauptstadt und besitzt einen internationalen Verkehrsflughafen sowie mehrere internationale Hotels und ist das Zentrum des regelmäßigen Busverkehrs in alle Richtungen.
Gisenyi ist eine malerisch gelegene Kleinstadt am nördlichen Ende des Kiwusees. Es wurde schon in der deutschen Kolonialzeit gegründet. Dort finden sich noch Wohnhäuser aus dieser Zeit. Auch in der belgischen Kolonialzeit lebten viele Kolonialbeamte und Siedler in Gisenyi. Es liegt unmittelbar an der Grenze zu Kongo; die Nachbarstadt auf der anderen Seite der Grenze ist Goma. Nach dem Völkermord zogen große Flüchtlingsströme durch Gisenyi nach Goma. Von Gisenyi gibt es einen regelmäßigen Bootsverkehr für Frachten (nicht Personen) nach Kibuye und Cyangugu. In Gisenyi befindet sich auch die staatliche Brauerei Bralirwa, die den größten Anteil am BIP erwirtschaftet.
Ruhengeri liegt im Norden in der Lava-Ebene zu Füßen der Vulkane. Von dort aus bereisen Touristen die Vulkane und besuchen an Menschen gewöhnte Gorilla-Gruppen.
Gitarama liegt im Zentrum des Landes, zwischen Kigali und Butare, unweit der bedeutenden katholischen Mission und Diozösansitzes Kabgayi. Von Gitarama ging die sogenannte "Hutu-Revolution" der PARMEHUTU aus und dort war Ende der 50er Jahre die 1. Republik ausgerufen worden.
Kibuye ist eine Kleinstadt an einer sehr zerklüfteten Küste am Kivusee. Eine alte Missionsstation befindet sich auf einem Felsen, der in den See hineinreicht. Die Stadt selbst liegt etwas erhöht, jedoch haben die zahlreichen Fischer ihre Häuser meist unten an der Küste. Eine wunderschön angelegte, aber heruntergekommene und derzeit (2005) geschlossene Ferienanlage mit Bungalows sollte Touristen anlocken. Vor dem Völkermord gab es 250.000 Tutsi in der Präfektur von Kibuye, lediglich 8.000 überlebten die Massaker.
Cyangugu am Südende des Kivusees liegt unmittelbar an der Grenze zu Kongo. Auch hier gab es während des Völkermords mächtige Flüchtlingsströme nach Kongo.
Butare im Süden Ruandas ist gewissermaßen die Kulturstadt des Landes. Es wurde in der belgischen Kolonialzeit gegründet und stellte zu dieser Zeit den Sitz der belgischen Kolonialverwaltung für die Doppelkolonie Ruanda-Urundi dar. Auch in Butare befinden sich Gebäude aus der belgischen Kolonialzeit. Die National-Universität wird u. a. von Deutschland unterstützt. Neben der National-Universität befindet sich auch das Nationalmuseum in Butare, das zum Teil interessante Ausstellungsstücke aus vorkolonialer Zeit zeigt, darunter nachgebaute traditionelle Grashäuser, darunter das des "Königs" (Mwami).
Kibungo liegt im Südosten des Landes, an einer Straße, die zum Grenzübergang Rusumo nach Tanzania führt.
Byumba liegt im Norden des Landes.
- Siehe auch: Liste der Städte in Ruanda
Flora und Fauna
Die Hochgebirge in Ruanda sind durch besondere Ökosysteme mit einzigartigen Tier- und Pflanzenarten geprägt, die durch das nebelig-feucht-kühle tropische Klima zustande kommen. Beispielsweise beherbergt der Nyungwe-Wald als einziger verbliebener Bergregenwald eine beachtliche Biodiversität mit vielen endemischen Arten.
Das Zentrum Ruanda ist schon seit langer Zeit intensiv landwirtschaftlich genutzt.
Im trocken-heißen Osten befinden sich ein Nationalpark mit Gras-Baum-Savannen, Sumpfgebieten und Seen. Der Park beherbergte bis 1994 zahlreiche und großen Herden von Zebras, Impalas, Topis sowie Wasserbüffeln, sowie andere Antilopen-Arten in kleineren Herden, wenige Elefanten sowie aus Tanzania eingeflogenen Giraffen. Löwen waren zahlreich, Leoparden ebenfalls noch vorhanden. In den Gewässern lebten viele Nilpferde und Krokodile. Die Vogelfauna war sehr vielfältig. Durch den Krieg wurde der Tierbestand – vor allem der Löwen und Antilopen – sehr stark dezimiert.
Eine Besonderheit sind die wenigen noch vorhandenen Berggorillas in den Virungavulkanen. Die vom Aussterben bedrohten Berggorillas werden durch Schutzmaßnahmen (unter anderem einem Jagdverbot) geschützt. Bekannt geworden sind sie durch den Film Gorillas im Nebel, der das Leben der US-Forscherin Dian Fossey mit den Gorillas in Ruanda zeigt.
Bevölkerung
Religion
Schon seit der deutschen, vor allem aber seit der belgischen Kolonisation nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Land christlich missioniert, was zu einer Dominanz des in Belgien vorherrschenden Katholizismus führte, dem kurz vor dem Völkermord etwa zwei Drittel der Bevölkerung angehörten, gegenwärtig 55 %.[1]
Protestanten, rund 38 %, sind durch verschiedene Kirchen vertreten (Anglikaner, Presbyterianer, Adventisten, Methodisten und Baptisten). Zum Islam bekennen sich rund 5 % der Ruander.[2] Auch charismatische Gruppen, Adventisten und viele neue Kirchen (Wiedergeborene Christen und Erweckungskirchen) konnten seit dem Völkermord ausbreiten.
Der einheimische Ahnen- und Ryangombe-Kult tritt zwar öffentlich nicht in Erscheinung, wird jedoch neben den eben zitierten Religionen von einem beträchtlichen Teil der Bevölkerung weiterhin praktiziert. Es handelt sich dabei ebenfalls um eine monotheistische Religion mit einem Schöpfergott (Imana)und einer großen Persönlichkeit (Ryangombe), der ähnlich wie Jesus ein Mittler und irdischer Repräsentant Gottes (Imana) war. Wegen der Ähnlichkeit dieser beiden Figuren waren die Ruander leicht für den christlichen Glauben zu gewinnen. Im Norden des Landes – wie auch in Uganda und Kongo – gibt es noch den Nyabingi-Kult, in dessen Mittelpunkt eine Frau steht.
Demografie
Mit durchschnittlich ca. 314 Einwohnern pro Quadratkilometer ist Ruanda das am dichtesten bevölkerte Land Afrikas. Die Bevölkerung betrug 2000 geschätzte 8,0 Millionen, bei einer Volkszählung 2002 geschätzte 8,2 Millionen und 2004 8,9 Millionen (laut Weltbank April 2006).
Die Überbevölkerung ist Ruandas Hauptstrukturproblem[3], da das Land kaum über Industrie und keine nennenswerten Ressourcen verfügt. Die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt ca. 40 Jahre. Belastet wird das Land auch durch die hohe Zahl von Flüchtlingen, die v. a. aus der Demokratischen Republik Kongo nach Ruanda kommen.
Das Bevölkerungswachstum beträgt ca. 2,1 %. Eine Frau bringt im Durchschnitt 5-6 Kinder zur Welt. Nur 31 % der Frauen nehmen Gesundheitsdienste bei der Geburt in Anspruch. 24 % der unter 5-jährigen Kinder sind fehlernährt. Die Sterblichkeit der unter 5-jährigen Kinder beträgt ca. 18-20%.
Die HIV-Prävelenz an der Gesamtbevölkerung wird mit 5,1 % angegeben; sie ist in den sexuell aktiven Bevölkerungsteilen jedoch höher.
Die Einschulung der Mädchen konnte bis 2004 denen der Jungen angeglichen werden.
Altersaufbau (2004, geschätzt): 0-14 Jahre: 42,3 % 15-64 Jahre: 55 % ab 65 Jahre: 2,7 %
Urbanisierung: 6 % bis 16 % (je nach Quelle); Tendenz zunehmend. Alphabetisierung: ca. 65 % (Frauen etwas weniger) Einwohner pro Arzt: 24.697. Index menschlicher Entwicklung (HDI): 0,431; Rang 159 (von 175 Ländern)
Zusammensetzung der Bevölkerung
In Ruanda lebt ein Volk mit einer gemeinsamen Sprache, gemeinsamen Sitten und Bräuchen. Die Kolonialmächte, zunächst Deutsche, dann Belgier, beschlossen durch Ausnutzung einheimischer gesellschaftspolitischer Strukturen zu herrschen und wollten keinen eigenen Verwaltungsapparat aufbauen. Sie unterstützten zunächst die herrschenden Eliten (Tutsi) und versuchten sie für ihre Zwecke zu nutzen. Die Kolonialmächte definierten die gesellschaftlichen Kategorien von „Hutu“, „Tutsi“ und „Twa“ als „Stämme“, unterschieden nach rassistischen Kriterien bezüglich des Äußeren und des angeblichen Charakters, sowie nach der Wirtschaftbasis (Tutsi = Rinderzüchter; Hutu = Bauern; Twa = Jäger/Sammler, Töpfer). Deutsche Forscher (Rassetheoretiker) hatten zum Ende des 19. Jahrhunderts im Geiste der Rassenkunde die „hamitische Hypothese“ (Hamitentheorie) erfunden und eine vielfältig durchmischte afrikanische Gesellschaft, deren Volksgruppen die Sprache, Sitten und Traditionen teilten, in „Stämme“ sortiert: Hier die Minorität der angeblich aus dem Niltal eingewanderten Tutsi, eine hochwüchsige, hellhäutige, blaublütige, hamitische Rasse, dort die autochthone Mehrheit der untersetzten, negroiden, servilen, bäuerlichen Hutu aus der Bantufamilie. Die Hamiten seien die Träger der kulturellen Entwicklung Afrikas gewesen und seien überhaupt eine überlegene „Herrenrasse“, so die Hamitentheorie von Speke. Diese „Ethnien“ oder „Rassen“ gehören zu dem Geschichtsmythos der Kolonialherren und wurde zu einem wichtigen ideologischen Instrument der Kolonialpolitik. Tutsi, gleichsam zu „schwarzen Weißen“ geadelt, wurden im kolonialen Herrschaftssystem privilegiert; sie übernahmen bereitwillig eine Theorie, die ihre Überlegenheit historisch „bewies“.
1934/35 wurde von der belgischen Kolonialmacht eine Volkszählung durchgeführt. Die Zugehörigkeit zu Tutsi oder Hutu wurde u.a. anhand der Anzahl der Rinder definiert, die jemand besaß. Alle Familien mit mehr als 10 Rindern waren Tutsi, alle mit weniger waren Hutu. Wer kein Rind hatte, wurde als Twa eingestuft. Die Kolonialmächte verhandelten zunächst bevorzugt mit den reicheren Tutsi, zu denen das Königshaus und die traditionellen Eliten gehörten.
Im Jahre 1939 schrieben die belgischen Kolonialisten gar den Vermerk der ethnischen Zugehörigkeit (Rasse) im Personalausweis vor. Der postulierte Unterschied – der Völkerkundler Claude Meillassoux spricht von „imaginärer Ethnographie“ – wurde gleichsam zum Naturzustand und vergiftete als tribalistisches Stereotyp die Vorstellungswelt der Ruander.
Die Tutsi erhielten zunächst alleinigen Zugang zu den Kolonialschulen mit dem Ziel, dass sie dadurch der Kolonialverwaltung dienen sollten. Durch die Kolonialpolitik wurde die Bevölkerung zu Abgaben und Zwangsarbeit verpflichtet, für deren Eintreibung Tutsi zuständig waren. All dies führte zu Unzufriedenheit und Neid. Außerdem kam es zu zunehmenden Problemen, weil Tutsi eigene Gedanken äußerten und nicht alle Vorgaben der (belgischen) Kolonialmacht umsetzen wollten. So setzten die belgische Kolonialverwaltung und die katholische Mission zunehmend auf „divide et impera“ und begannen die Hutu politisch zu fördern. Als die Hutu 1959 die Macht übernahmen, pervertierten sie die ethnische Segregation zu einer Art „schwarzen Apartheid“. Sie nahmen das rassistische Gedankengut der Europäer an und begannen, die Tutsi als später eingewanderte Fremde in Ruanda zu behandeln.
Vor den ersten Massakern, Vertreibungen und der ersten Fluchtwelle von Tutsi im Jahre 1959 wurde deren Anteil auf 12–13 % geschätzt. Dieser Anteil soll dann bis zum Völkermord durch weitere Fluchtwellen und Vertreibungen auf etwa 9–10 % abgenommen haben. Auch der Anteil der Twa scheint seit den 1930er Jahren stetig gesunken zu sein. Es gab und gibt einen nicht zu vernachlässigenden Anteil von Menschen mit schwankender oder gemischter ethnischer Identität, obwohl die Ethnizität amtlich registriert war.
Der Völkermord brachte für mindestens drei Viertel, vielleicht auch über 90 % der in Ruanda ansässigen Tutsi den Tod. Durch die kurz danach einsetzende Rückwanderung einer großen Zahl von Exil-Tutsi machen die Tutsi wieder wesentlich mehr als die zu erwartenden 1–3 % der Bevölkerung aus. Neuere Zahlen zur Ethnizität sind kaum erhältlich.
Die „hamitische Hypothese“ erfreut sich bis heute großer Beliebtheit, liefert sie doch ein simples Erklärungsmodell für den Genozid.
Sprachen
Muttersprache nahezu aller Ruander ist die Bantusprache Kinyarwanda. 88 % der Einwohner beherrschen ausschließlich diese Sprache. Weitere offizielle Amtssprachen sind Französisch (seit der belgischen Kolonialzeit) und (seit Mitte/Ende 1994) Englisch (vor allem von aus Tansania und Uganda rückkehrenden Langzeitflüchtlingen eingeführt). In den Handelszentren wird auch das ebenfalls zu den Bantusprachen gehörende Kiswahili gesprochen, das in Ruanda nur als Fremdsprache erlernt wird.
Geschichte
Hauptartikel: Geschichte Ruandas sowie Völkermord in Ruanda
Kolonialgeschichte
Ruanda hat eine jahrhundertealte Geschichte als Monarchie, die sich auf die Adelsklasse der Tutsi stützte, während der größte Teil der einfachen Bevölkerung aus Hutu bestand. Am Ende des 19. Jahrhunderts wurde es im Rahmen der Aufteilung Afrikas unter die europäischen Großmächte Deutschland zugeschlagen und der Kolonie Deutsch-Ostafrika unterstellt. Die Deutschen beschränkten sich auf die indirekte Herrschaft in Gestalt einer Residentur; der deutsche Resident stand ähnlich wie in englischen Protektoraten dem einheimischen Fürsten kontrollierend und beratend gegenüber. Parallel begann die Missionierung, bei der die Katholiken sich durchsetzten. Im Ersten Weltkrieg wurde das Land von belgischen Streitkräften erobert und vom Völkerbund Belgien als Teil des Mandatsgebietes Ruanda-Urundi zugesprochen. Mit der Unabhängigkeit traten die alten Gebiete von Ruanda und Burundi ihren eigene Weg getrennt voneinander als eigenständige Staaten an.
Neuere Geschichte
In der neueren Geschichte waren neben der Kolonisation, die das Land erst kurz vor 1900 erreichte, die Unabhängigkeit im Jahre 1962 und der Völkermord von 1994 die wichtigsten Ereignisse.
Ruanda war zusammen mit Burundi zunächst (bis 1916/18) Teil von Deutsch-Ostafrika. 1916 besetzten belgische Truppen von Belgisch-Kongo aus das Land. Nach dem Ersten Weltkrieg erhielt Belgien das Mandat zur Verwaltung von Ruanda-Urundi, zunächst vom Völkerbund, später der UNO.
Nach der Unabhängigkeit am 1. Juli 1962 folgten zunächst eine erste (1962–1973) und dann eine zweite Republik (Juli 1973–1994). Vor allem die erste Republik war begleitet von Massakern, Vertreibungen und Fluchtbewegungen von Tutsi. Eine große Anzahl von ihnen war danach an der Rückkehr nach Ruanda gehindert und lebte jahrzehntelang in den Nachbarländern (Uganda, Burundi, Tanzania und DR Kongo, z.T. auch Kenia).
Am 1. Oktober 1990 griff die Ruandische Patriotische Front (RPF), in der Exil-Ruander aus Uganda stark vertreten waren, das Land an, um militärisch die Rückkehr von Flüchtlingen zu erzwingen. Sie besetzte Teile des Nordens des Landes (in Byumba und Mutara). International vermittelte Verhandlungen führten zunächst einem Waffenstillstand im Juli 1992. Nach dem Friedensvertrag von Arusha im Januar 1993 kam es aber mehr oder weniger zu einer politischen Blockade der Umsetzung der Vereinbarungen des Friedensvertrags. Radikale Kräfte waren nicht an der Kooperation mit dem Gegner in Übergangsstrukturen (Regierung, Parlament und Armee) bereit. Am 6. April 1994 wurde das Flugzeug des damaligen Staatspräsidenten Juvenal Habyarimana beim Landeanflug in der Hauptstadt Kigali abgeschossen. Vom 7. April bis Juni 1994 wurde daraufhin der Völkermord an Tutsi durchgeführt, verbunden mit der Liquidation von dissidenten Hutu. Die RPF nahm die Kampfhandlungen (nun) gegen das den Völkermord organisierende Regime wieder auf. Sie eroberte bis Juli den Norden, Osten und Südosten sowie die Hauptstadt, danach auch den zentralen und nördlichen Westen des Landes. Französische Truppen, von Ostkongo aus kommend, besetzten vorübergehend den Südwesten des Landes.
Im November 1994 richteten die Vereinten Nationen den Internationalen Strafgerichtshof für Ruanda ein, mit Sitz in Arusha, Tanzania.
Am 19. Juli 1994 wurde Pasteur Bizimungu zum Präsidenten ernannt. Es folgte eine Übergangsphase mit am Arusha-Vertrag angelehnten Übergangsregierungen, die bis 2003 dauerte. Seit 2003 hat Ruanda eine neue Verfassung, ein gewähltes Parlament und einen gewählten Staatspräsidenten.
1998 begann im Kongo der Kongokrieg, an dem sich Ruanda (wie auch Uganda) beteiligte – offiziell, um dorthin geflohene Reste der Interahamwe-Milizen zu verfolgen, aber auch, um sich an den kongolesischen Bodenschätzen zu bereichern. 2002 wurde ein Friedensabkommen mit dem Kongo geschlossen.
Politik
Ruanda ist eine Verfassungsrepublik. Die heutige Verfassung wurde 2003 per Volksabstimmung verabschiedet. Der Präsident wird in allgemeinen Wahlen bestimmt. Das Parlament besteht aus zwei Kammern, der Nationalversammlung und dem Senat. Die politischen Parteien versammeln sich im so genannten "Abstimmungsforum" (Forum de concertation), wo Beschlüsse im Konsens gefasst werden.
Die Justizeinrichtungen bestehen aus dem Obersten Gerichtshof (Cour Suprême), "la Haute cour de la République", den Provinzgerichtshöfen, den Gerichtshöfen der Distrikte und Städte, sowie speziellen Einrichtungen: Gacaca, Militärgerichten, etc .
Die heutige Politik ist stark von den Nachwirkungen des Krieges (1990-1994) und Völkermordes (1994), den wirtschaftlichen Problemen und der Unsicherheit in der Region geprägt.
Nach dem militärischen Sieg 1994 hat die "Ruandische Patriotische Front" (RPF) eine Koalitionsregierung ähnlich der bereits 1992 von Präsident Juvénal Habyarimana gebildeten etabliert.
Habyarimanas Partei, die von Hutus dominierte "Nationale Bewegung für Demokratie und Entwicklung", wurde verboten, da nach seinem Tod bei einem Flugzeugabsturz im April 1994 Hardliner die Macht übernommen hatten. Diese sollen maßgeblich an der Planung des unmittelbar auf seinen Tod einsetzenden Völkermordes beteiligt gewesen sein. Politische Organisationen waren bis 2003 verboten. Dementsprechend fanden erst im August und September 2003 die ersten Nachkriegswahlen für Parlament und Präsidentenamt statt.
Exekutive
Amtierender Präsident und damit Staatschef ist seit dem (22. April 2000) General Paul Kagame (FPR). Der Regierungschef und seine Minister werden vom Präsidenten eingesetzt. Das Amt des Premierministers wird seit dem 8. März 2000 von Bernard Makuza wahrgenommen. Der Präsident wird normalerweise alle 5 Jahre direkt vom Volk gewählt. Der jetzige Amtsinhaber wurde jedoch in einem Sonderverfahren am 17. April 2000 von den Abgeordneten der Nationalversammlung mit 81 von 86 möglichen Stimmen gewählt, dann 2003 jedoch in allgemeinen Wahlen gewählt. Amtierender Außenminister ist Charles Murigande.
Legislative
Von 1994 bis 2003 besaß Ruanda ein Übergangsparlament mit nur einer Kammer und 70 Sitzen. Gegründet wurde es am 12. Dezember 1994 durch ein Abkommen mehrerer Parteien. Die Mitglieder wurden durch die Verträge von Arusha bestimmt.
Seit den Wahlen 2003 besteht das Parlament in Ruanda aus zwei Kammern: der Chamber of Deputies mit 80 Sitzen und dem Senat mit 26 Sitzen.
Die Sitze der Chamber of Deputies werden wie folgt vergeben: 53 Abgeordnete werden direkt vom Volk in geheimer Wahl gewählt; 24 Frauen werden gewählt: zwei für jede Provinz und die Stadt Kigali; 2 Mitglieder werden vom "National Youth Council" gewählt; ein Mitglied wird gewählt von der Behindertenvereinigung "Federation of the Association of the Disabled". Das Parlament hat mit 48,8 % derzeit (2007) den höchsten Frauenanteil unter den parlamentarischen Unterhäusern weltweit.
Die Sitze im Senat setzen sich folgendermaßen zusammen: 12 Senatoren werden indirekt gewählt, einer von jeder Provinz und der Stadt Kigali; acht Senatoren werden vom Präsidenten eingesetzt; vier Senatoren werden bestimmt vom "Forum of Political organizations"; ein Senator wird gewählt aus den Reihen der Dozenten und Forscher von staatlichen Universitäten und Hochschulen und ein Senator aus den Reihen der Dozenten und Forscher von privaten Universitäten und Hochschulen.
Partnerschaften
Zwischen Ruanda und dem Bundesland Rheinland-Pfalz besteht eine Partnerschaft.
Verwaltungsgliederung
Seit dem 1. Januar 2006 gliedert sich Ruanda in fünf Provinzen:
- Kigali (Landeshauptstadt Kigali)
- Nord (Nord; Byumba)
- Ost (Est; Rwamagana)
- Süd (Sud; Nyanza)
- West (Ouest; Kibuye)
Vorher war Ruanda in folgende zwölf Provinzen gegliedert: Butare, Byumba, Cyangugu, Gikongoro, Gisenyi, Gitarama, Kibungo, Kibuye, Kigali, Kigali Rural, Ruhengeri, Umutara.
Wirtschaft
Allgemeines inkl. Binnenwirtschaft
Achtung: Daten schwanken je nach Quellen, sind oft geschätzt und nicht genau! Wichtig ist es, auf die Tendenzen und Größenverhältnisse zu schauen.
Die Rahmenbedingungen sind ungünstig: Hohe Bevölkerungsdichte, Dominanz der Subsistenzlandwirtschaft bei Landknappheit und strapazierten natürlichen Ressourcen, schwacher Dienstleistungs- und industrieller Sektor, kleiner, fragmentierter und stark regulierter Markt, mangelnde regionale Vernetzung der Märkte, vielmehr regionale Konflikte und Kriege, große Entfernungen und hohe Kosten beim Zugang zum Weltmarkt (entsprechend hohe Kosten).
Der Völkermord von 1994 hat Ruandas ohnehin schon schwache wirtschaftliche Basis weiter geschädigt und die Bevölkerung, insbesondere die Frauen, nachhaltig verarmen lassen. Mitte 1994 und 1995 erhielten das Land sowie die Flüchtlingslager in den Nachbarländern zusammen Nothilfe im Wert von mehr als 307,4 Mio US-Dollar. 1996 begann der Übergang von Nothilfe in Wiederaufbau und Entwicklungszusammenarbeit. Die USA, Belgien, Deutschland, die Niederlande, Großbritannien, Frankreich, China, die Weltbank und das UN-Entwicklungsprogramm sowie der Europäische Entwicklungsfonds sind die wichtigsten Geber.
Von 1994 bis Ende 1995 erhielt Ruanda zunächst nur wenig externe Wirtschaftshilfe. 1996 bis 97 begann die Regierung, den industriellen Sektor durch technische und finanzielle Hilfe inklusive Kreditgarantien, wirtschaftliche Liberalisierung und Privatisierung staatlicher Unternehmen wiederaufzubauen. 1998 richtete die Regierung ein Investitionszentrum ein und erließ einen neuen Investment Code, um lokale und ausländische Investoren anzuwerben.
Über 60% der Bevölkerung leben unter der Armutsgrenze, davon wiederum 20% sogar unter der Grenze absoluter Armut. Ruandas Fähigkeit, privates und privatwirtschaftliches Kapital anzuziehen, ist noch sehr begrenzt.
Mittlerweile sind jedoch auch beachtliche Fortschritte in der Stabilisierung und Wiederbelebung der Wirtschaft auf das Niveau vor 1994 erkennbar. Das Bruttoinlandsprodukt stieg in den letzten Jahren. Die Armut hat allerdings im selben Zeitraum zugenommen. Die Nahrungsmittelproduktion stellt nur 80 % des Bedarfs, so dass es regelmäßig regional und saisonal zu Hungersnöten kommt und es Gebiete und Bevölkerungsgruppen mit chronischer Unterernährung gibt.
Die Wirtschaft (Produktion) wuchs seit ca 2000 stark (2000: 6 %; 2001: 7 %, 2003: 1-3,5 %, 2004: 4 %, 2005: 5,5 %). Die Landwirtschaft stellt 40 % bis 41 % des BIP, Industrie ca. 20 % und Dienstleistung ca. 37-38 %. Exporte machen 8,3 (2000 und 2003) bis 9,6 % (2004), Importe 24-27 % des GDP aus.
Das Wachstum scheint jedoch vor allem auf einen Bauboom vor allem in der Hauptstadt und Nationalparks (u.a. Großhotels wie das Intercontinental, Kivu Sun und Akagera Game Lodge; Gebäude von Versicherungen und Geschäftsleuten) sowie Großprojekte beim Straßenbau (2004: Kigali-Kayonza; Kigali-Butare-Akanyaru) zurückzugehen. Der Bausektor stieg 2003 um 15,6 % und 2004 um 10 %. Jahre mit Spitzenwachstum (2000 und 2001) gehen auch auf Exporterlöse durch die Vermarktung von Coltan und anderen Mineralien zurück, bei denen unklar ist, wieviel davon aus dem benachbarten Kongo stammt und was legal und was illegal über Ruanda vermarktet wird. Auf dem Binnenmarkt stellt BRALIRWA, Brauerei und Softdrinkhersteller, unter holländischer Lizenz (Heinecken) seit Jahrzehnten den Hauptanteil. Andere wichtige Wirtschaftsbetriebe sind: Zigaretten (Tabarwanda), Mobilfunkunternehmen und Internet (MTN), Seifen und Kosmetik (Sulfo), Textilien (Utexrwa, eher im Rückgang begriffen durch Importe von Billigtextilien) und Baumaterial (v.a. Cimerwa, Zementfabrikation; durch hohe Energiepreise in der Krise).
Landwirtschaft stellt nur etwa 40 % des BIP. Andererseits leben 93 % der Ruander auf dem Land und davon 90 % in Subsistenzwirtschaft. Die Landwirtschaft leidet wiederholt unter meteorologischen Unregelmäßigkeiten und Ernteausfällen. Große Teile der landwirtschaftlichen Produktion werden nicht vermarktet. Dienstleistungen und Industrie sind schwach ausgebildet.
Das BIP pro Kopf beträgt ca. 200-250 US-Dollar pro Jahr. Ruanda liegt auf Platz 159 des Human-Development-Index (HDI).
Der Aufschwung des Dienstleistungssektors (Gastgewerbe/Tourismus, Transport und Telekommunikation) betrifft ebenfalls vor allem die Hauptstadt. Die Zahl der Touristen (Besucher der Nationalparks) steigt (2003: 16.538; 2004: 26.998) ebenso wie die Zahl der Fluggäste auf dem Flughafen von Kigali (2003: 116.638; 2004: 132.504).
Die Inflation lag 2000 bei ca 3,3 % und stieg 2003 auf 8,7 % sowie 2004 auf 12,6 %. Vor allem die Energie- (Strom) und Nahrungsmittelpreise stiegen 2004 und 2005 stark.
Im Februar 2006 betrug der Wechselkurs zum Euro in etwa 750 Ruandische Franc (RWF). Es gibt zahlreiche staatlich registrierte Wechselbüros, vor allem in der Hauptstadt. Ein Betriebswirt in der Verwaltung kann monatlich in etwa 100.000 RWF verdienen (ca 135 Euro); ein Fahrer in der Hauptstadt etwa 5.000 RWF. Eine Taxifahrt in der Hauptstadt kostet etwa 2.000 RWF, ein halber Liter Milch 450 RWF, eine 33cl Flasche Mineralwasser ca 250 FRw.
Nur wenige Ruander haben feste, dauerhafte Arbeitsplätze mit Lohneinkommen. Die Anzahl der Arbeitskräfte wird auf ca. 3,6 Mio geschätzt. Zahlen zu Arbeitslosigkeit liegen nicht vor und hätten in einer nach wie vor stark wenig-marktintegrierten Wirtschaft mit einem nach wie vor großen nicht-monetären Produktionsbereich auch keine Aussagekraft. Die größte Gewerkschaft, CESTRAR, wurde als Organ der früheren Regierung gegründet und ist durch politische Reformen 1991 unabhängig geworden.
Im Handel sind wie in anderen ostafrikanischen Ländern seit der Kolonialzeit asiatischstämmige Familien (v.a. aus Pakistan und Indien) stark vertreten, zum Teil auch Griechen. Seit dem Eintritt von Ruanda in die COMESA ist der Konkurrenzdruck bei In-/Export gewachsen.
Ruanda hat einen großen Mangel an Energie. Es gibt kaum Möglichkeiten, vor Ort Energie zu gewinnen. Die Abhängigkeit von Nachbarstaaten ist groß. Zugleich wächst der Energiebedarf durch das Wachstum der Städte und den wirtschaftlichen Aufschwung. Erdölprodukte werden über große Entfernungen und schlechte Straßen vom Indischen Ozean herangeschafft, vor allem über Kenia und Uganda. Das Land produziert Strom vor allem aus Wasserkraft (97,7 %). 2001 betrug die Produktion an Elektrizität 97 Mio kWh, 2002 schon 166,7 Mio kWh; der Verbrauch lag 2002 allerdings bei 195 Mio kWh; 40 Mio kWh wurden importiert. Der Bedarf liegt noch viel höher. Nur ca 4 % der Bevölkerung, vor allem in Städten, haben Stromanschluss. Die Stromversorgung ist völlig unzureichend, da die Wasserspiegel einheimischer Seen aufgrung von übermäßiger Nutzung und/oder klimatischer Veränderungen zu stark gefallen sind. Der Strom wird daher regelmäßig abgeschaltet. Um das mit Kongo und Burundi gemeinschaftlich genutzte große Wasserkraftwerk im Südwesten am Rusizi-Fluss gibt es zwischen den beteiligten Ländern Streit, außerdem ist auch der Wasserspiegel des Kívu-Sees, der den Zufluss darstellt, gesunken. Seit 2005/06 werden auch große Dieselgeneratoren genutzt, um die durch Unterkapazitäten bedingten Stromabschaltungen bestimmter Stadtviertel Kigalis und anderer Orte in Grenzen zu halten.
Der Kivu-See enthält Methangas aus vulkanischer Aktivität, das seit 1983 zur Energiegewinnung für die Brauerei BRALIRWA genutzt wird. Seit 2005 laufen Verhandlungen zur Errichtung zunächst eines Kraftwerks, das das Methangas im Kivusee nutzt (geplant: zunächst 30 MW). Die Naturgasreserven werden auf 28,32 Milliarden Kubikmeter geschätzt (Stand: 1. Januar 2002).
Das Straßennetz ist recht gut ausgebaut und wird weiter verbessert. Es gibt zwischen den wichtigen Städten relativ gute Asphaltstraßen (insgesamt 1.000 km). Manche Regionen sind jedoch schlecht angebunden; immerhin wurde die jahrelang überfällige Asphaltstraße in den Bugesera im Frühjahr 2006 in Angriff genommen. Nebenstraßen sind nicht befestigt und in unterschiedlichem Zustand. Der Ausbau des Straßennetzes erfolgt mit Unterstützung multilateraler Geldgeber (Weltbank, EU). Ruanda hat keinen Eisenbahnanschluss und verfügt nur über unbedeutende Binnenhäfen am Kivu-See. Die wichtigsten Straßenverbindungen zu den nächsten Hochseehäfen (Mombasa/Kenia) und Daressalam/Tansania (je über 1.500 km) sind in schlechtem Zustand. Im April 2006 wurden immerhin Pläne zum Ausbau der Fernverbindung Uganda-Ruanda bekannt. Die Binnenlage, geringe Transportvolumina und schwache Konkurrenz machen Ruanda zu einem der Länder mit den weltweit höchsten Transportkosten, was sich durch steigende Ölpreise seit 2004 noch verschärft.
Die Böden sind durch intensiven Landbau, tropisches Klima und Hanglagen stark beansprucht und von Erosion bedroht. Große Teile der natürlichen Bergwälder waren schon in vorkolonialer Zeit abgeholzt, dieser Trend setzte sich seitdem stetig fort. Der Waldbestand wird mit 3.440 km² (2004) angegeben. Die Regierungen unternahmen teils mehr, teils weniger ernsthafte Anstrengungen zum Schutz der Restwälder. Auch Kulturforste und Nutzwälder sind in schlechtem Zustand. Die Bevölkerung hat einen großen Bedarf an Nutzholz zur Feuerung, zum Bauen etc. Noch 95 % der Haushalte kochen mit Holz und Holzkohle, der Großteil davon auf energie-ineffizienten "drei Steinen". Die Verbreitung verbesserter Öfen ist noch gering. Die Regierung hat vor einigen Jahren ein Gesetz verabschiedet, nachdem das Schlagen von Bäumen oder Ästen derselben nur noch mit Genehmigung erlaubt ist. Seitdem haben sich die Preise von Holzkohle sowie Ziegeln stark erhöht. Es fehlt an Alternativen zu Brennholz und Holzkohle. Die Regierung plant, der Schaffung alternativer, umweltschonender Energieformen hohe Priorität einzuräumen. So gibt es einzelne Projekte zur Herstellung von Briketts aus nicht-kompostierbaren organischen Abfällen (in der Hauptstadt), aber dies hat volkswirtschaftlich quantitativ keine Bedeutung.
Die Regierung hat einen Rahmenplan namens "Vision 2020" verabschiedet, der auf ein jährliches Wirtschaftswachstum von 7 % abzielt, die Entwicklung des privaten Sektors, eine Modernisierung der Landwirtschaft und darauf, Ruanda zu einem Dienstleistungszentrum im Afrika der Großen Seen zu machen.
Die Regierung hat sich der NEPAD-Initiative angeschlossen und teilt deren Ziele.
Die Afrikanische Entwicklungsbank hat seit Mitte 2005 einen ruandischen Präsidenten, Donald Kaberuka.
Landwirtschaft
Ruandas Wirtschaft ist stark landwirtschaftlich geprägt. Ungefähr 93 % der Bevölkerung arbeiten in diesem Bereich. Ein großer Teil der Erträge gelten allerdings der Selbstversorgung (90 %). Die Landknappheit ist groß. Über 90 % der vorwiegenden Familienbetriebe bewirtschaften eine Fläche von weniger als einem Hektar.
Ein Gesetz zur Landreform wurde über mehrere Jahre diskutiert und 2005 verabschiedet. Es soll den dauerhaften Erwerb von Land ermöglichen und damit Anreize für Investitionen schaffen. Bisher war alles Land in staatlichem Besitz; Bürger hatten nur Nießnutzrechte.
Zahlen zur Produktion des Agrarsektors sind mit Vorsicht zu betrachten, da nur ein Teil der landwirtschaftlichen Produktion vermarktet wird und die Schätzungen angesichts des hohen Anteils an Subsistenzproduktion durch kleinbäuerliche Familien ungenau bleiben müssen. Außerdem schwankt die Agrarproduktion durch klimatische Unregelmäßigkeiten (v.a. Dürren) von Jahr zu Jahr oft stark. Beispiel: 2002 soll die Agrarproduktion um 15 % gestiegen sein, für 2003 wurde ein Rückgang um -4,1 % verzeichnet, 2004 soll sie im Vergleich zu 2003 konstant geblieben sein. Starke Preiserhöhungen vor allem für Grundnahrungsmittel belasten die Bevölkerung stark.
Wichtigste Anbaukulturen zur Eigenversorgung sind die Knollenfrüchte Maniok (Kassava), Süßkartoffel (weniger: Kolokasien), verschiedene Bohnensorten, teilweise Erbsen. Der Sojaanbau breitet sich immer stärker aus; im Zentrum des Landes wird daraus sogar Tofu hergestellt. In den höheren Lagen werden Kartoffeln, Weizen und Erbsen abgebaut. Bananen, die zur Weinherstellung und als Speise- und Obstbananen genutzt werden, werden in großen Mengen angebaut, vor allem in den tieferen und mittleren Lagen, klimabedingt weniger in höheren Lagen. Sie sind aber kulturell hoch angesehen. An Getreidefrüchten wird Sorghum angebaut für Bier- und Speisebreiherstellung (v.a. in den tiefen und mittleren Lagen), außerdem Mais; in den Senken wird auch zunehmend mehr Reis sowie Weizen angebaut (letzterer in den hohen Lagen).
Die Bauernfamilien bestellen nahezu jeden nutzbaren Flecken an Land; es werden kaum mehr Brachen praktiziert. Angebaut wird meist in Mischkultur und in Fruchtwechsel.
Die Anbauflächen der Bauernfamilien befinden sich auf den Hügelflanken. Auf den Kuppen gibt es teilweise noch kleine Baumbestände; oft ist der Boden dort schlecht. Die Niederungen gehören den Kommunen, die sie Bauerngruppen zur Nutzung überlassen; meist zur kommerziellen Nutzung.
Die ruandischen Bauernfamilíen leben traditionell in Streusiedlung inmitten ihrer Felder; direkt ums Haus den Bananenhain. Nach 1994 begann die Regierung, die Menschen zu verpflichten, sich in Dörfer umzusiedeln. Dieser Prozess ist unterschiedlich stark fortgeschritten und umstritten.
Traditionell sind Rinder die hoch geschätzten Nutztiere; es wurde vor allem die Milch (für Butter zur Körperpflege und Sauermilch als Nahrung) genutzt. Heute gibt es eine moderne Milchverarbeitung mit einer breiten Palette an Produkten. Viele Kleinbauern haben aber nicht genug Weideland und Futter, um eine Kuh zu halten. Kleinstbauern halten daher eher Ziegen oder gar nur ein paar Hühner. Hasenzucht und Schweinehaltung sind in geringem Ausmaß bekannt.
Primäre Exportgüter sind Kaffee und Tee. Das Land leidet jedoch unter den niedrigen Preisen dieser Güter in den Industrieländern. Die Qualität von Kaffee und Tee nahm in den 90er Jahren stark ab; die von Kaffee konnte inzwischen aber auf ein höheres Niveau als vor dem Krieg gebracht werden.
Trotz Ruandas fruchtbarem Boden kann die Nahrungsmittelproduktion oft nicht mit dem Bevölkerungswachstum Schritt halten. Dadurch werden Nahrungsmittelimporte notwendig.
Außenwirtschaft und Tourismus
Energieknappheit, Instabilität in der Region sowie große Distanzen zu den Häfen (Indischer Ozean)und zum Teil (Tansania) schlechte Transportanbindungen an die Nachbarländer überschatten die Exportwirtschaft des Landes.
2003 und 2004 betrug der Wert der Export geschätzte 73 bzw 70 Mio US-Dollar, bzw. laut Weltbank 2000 und 2003 8,3% sowie 2004 9,6 % des GDP.
Wichtige Exportpartner waren beispielsweise Indonesien (2002: 30%, 2003: 38%, 2004: 64%); Deutschland (2002: 14,6%; 2003: 4,45%; 2004: 2,7%) und China (2002: ?; 2003: 3,8%; 2004: 3,6%); Hongkong 2002: 9%; Südafrika 2002: 5,5%.
Wichtigste Exportgüter sind nach wie vor Kaffee und Tee, im geringeren Maße auch Pyrethrum (pflanzliches Insektizid), sowie Mineralerze (Coltan und Zinnoxid). Von 2003 auf 2004 stieg der Wert exportierter Waren von 62 auf 98 Mio US-Dollar.
Kaffeeproduktion, -verarbeitung und -vermarktung wurde nach 1994 privatisiert (davor war es staatliches Monopol), so dass es inzwischen verschiedene Kaffeemarken gibt. Der Export von Kaffee konnte sich von 2003 auf 2004 um 82% verbessern: Es wurden 700 Tonnen im Vergleich zu 270 in 2003 exportiert. Dies geht auf den Bau von Kaffeewaschanlagen im ganzen Land zurück.
Die Teeproduktion ist noch in staatlicher Hand, zwei Plantagen sollen aber privatisiert werden (laut New Times vom 8. April 2006). Insgesamt sollen Kaffee- und Teeproduktion weiter intensiviert werden.
Seit der (belgischen) Kolonialzeit wurden Erze wie Cassiterit (Zinn), Columbit-Tantalit und Wolframit sowie kleine Mengen von Gold und Saphiren abgebaut. Bis in die 80er Jahre waren Erze aber bedeutungslos geworden. Mit dem Coltan-Boom Ende der 90er Jahre im Osten der DR Kongo wurden auch ruandische Minen wieder eröffnet. Ein großer Teil der ostkongolesischen Mineralien (auch Gold) wird aber über Ruanda auf den Weltmarkt gebracht. Der Export von Zinnoxid betrug 2003 1.458 t, und 2004 3.553 t; der von Coltan betrug 2003 732 t und 2004 861 t.
Um die Exportbasis zu verbreitern, versucht die Regierung, den Anbau und die Vermarktung von "alternative crops" wie Blumen oder Obst zu fördern. Dies steht aber in Konkurrenz zur ohnehin unzureichenden Eigenversorgung an Nahrungsmitteln für die Bevölkerung.
Das Importvolumen betrug 2004 geschätzte 260 Millionen US-Dollar. Importe machten laut Weltbankangaben in 2000 24,6 % und in 2003/2004 ca 47,4 % des GDP aus.
Importpartner: Kenia (2003 und 2004: ca 24 %; 2002: 21,8 %), Deutschland (2002: 8,4 %; 2003: 7,7 %; 2004: 7,4 %), Belgien (2002: 7,9 %; 2003 und 2004: 6,6 %), Frankreich (2003 und 2003: 5,1 %); Israel 2002: 4,3 %; Uganda 2004: 6,3 %.
Wichtigste Importgüter sind Treibstoffe, Fahrzeuge, Baumaterialien und Konsumgüter. Die wichtigsten deutschen Lieferindustrien sind Maschinenbau, Elektrotechnik, Feinmechanik/Optik. Inzwischen werden auch chemische Vorerzeugnisse nach Ruanda exportiert. Es wird jedoch auch Elektrizität importiert (2002: 40 Mio kWh).
Die Regierung setzt auf regionale Integration der Wirtschaft, wobei das Land eine Brückenfunktion zwischen dem anglophonen Ostafrika und den zentralafrikanischen Nachbarn Burundi und Demokratische Republik Kongo ausüben soll. Dabei ist unter anderem gedacht, Ruanda zu einem Zentrum der Informationstechnologie der Region (IT) zu machen. In diesem Zusammenhang strebt Ruanda zusammen mit Burundi die Mitgliedschaft in der Ostafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (EAC) an. Im Rahmen des Gemeinsamen Ost- und Südafrikanischen Marktes (COMESA) hat sich Ruanda zur Angleichung seiner Zölle verpflichtet.
Ruanda bemüht sich außerdem stark um ausländische Investitionen. Laut Weltbankangaben betrug das Volumen ausländischer Direktinvestitionen (net inflows, BoP) 2000 7,7 Mio US-Dollar, 2003 5,0 Mio US-Dollar und 2004 8,0 Mio US-Dollar.
Tourismus spielt in Ruanda noch keine umfangreiche Rolle. Das Land verfügt weder über große Naturparks (wie Kenia und Tansania) noch über Meeresstrände. Es setzt daher realistischerweise nicht auf Massentourismus, sondern auf wenige, zahlungskräftige Touristen. Auch eher abenteuerlustige Touristen auf dem Weg quer durch Afrika halten sich (meist kurz) in Ruanda auf. Seine Besonderheiten für den internationalen Tourismus stellen vor allem die Berggorillas dar, die an den Hängen der Vulkankette (Virunga) im Norden des Landes leben. Es gibt an Menschen gewöhnte wilde Gorillagruppen, die von einer begrenzten Anzahl von Touristen in ihrer natürlichen Umgebung unter bestimmten Auflagen besucht werden können. Potential zu einem begrenzten Ausbau des Tourismus besteht im Ausbau malerischer Orte am Kivu-See sowie den Angeboten im südlichen Bergregenwald (Nyungwe), der Regeneration des Tierbestandes des Savannenparks im Osten, sowie der Möglichkeit, dies mit einem kulturell-historischen Programm zu ergänzen (Tanz und Gesang; Museen (Butare; Völkermordgedenkstätten) und der wenigen erhaltenene Häuser aus der frühen Kolonialzeit.
Staatshaushalt
In den 60er und 70er Jahren wuchs die ruandische Wirtschaft dank einer vorsichtigen Finanzpolitik, gepaart mit großzügiger externer Hilfe und günstigen Handelsbedingungen. Die Inflation war niedrig. Als aber die Kaffeepreise in den 80er Jahren stark fielen, kam es zu wirtschaftlichen Problemen. Von 1973 bis 1980 betrugen Wachstumsraten jährlich zirka 6,5 %, gingen dann zwischen 1980 und 1985 auf 2,9 % zurück und stagnierten von 1986 bis 1990. Die Krise spitzte sich 1990 zu, als die ersten Maßnahmen eines Strukturanpassungsprogramms des Weltwährungsfonds durchgeführt wurden. Das Programm wurde nicht vollständig umgesetzt, aber zwei starke Abwertungen und die Aufhebung staatlich festgelegter Preise wurden durchgeführt. Unter den Folgen litten vor allem die gebildeten Eliten, die zumeist staatliche Angestellte oder in staatlichen Betrieben beschäftigt waren.
Während der Kriegsjahre 1990 bis 1994 nahm die wirtschaftliche Produktion ab, in 1994 gar um 40 %. Danach begann sie sich langsam wieder zu erholen, mit einem Wachstum von 9 % in 1995, 13 % in 1996. Steuerneinnahmen wurden verbessert, staatliche Betriebe privatisiert, Exportproduktion und Nahrungsmittel wieder aufgenommen.
Der Staatshaushalt ist stark von internationalen Finanzzuwendungen abhängig. 1999 erhielt das Land 372,9 Mio US-Dollar Wirtschaftshilfe. Schwerpunkte der internationalen Hilfe sind Wiederherstellung und Ausbau der Infrastruktur (Straßen, Wasser, öffentliche Einrichtungen wie Schulen und Gesundheitseinrichtungen etc) und die Justiz. Im Juni 1998 unterzeichnete Ruanda ein erweitertes Strukturanpassungsprogramm mit dem Internationalen Währungsfonds.
Ruanda wird von der Weltbank als hoch verschuldetes Entwicklungsland eingestuft. Mit dieser Einstufung qualifiziert es sich für die Teilnahme an dem im Jahr 2000 von den Industrieländern beschlossenen Programm zum Schuldenerlass für die ärmsten Länder Afrikas. Am 12. April 2005 stellte der IWF die Erreichung des für weitere Schuldenerlasse nötigen "completion points" fest, das Ruanda eine Reihe von Bedingungen (u.a. Programm zu Reduzierung von Armut, diverse Programme zur Wirtschaftsförderungen, Strukturreformen, Privatisierungen etc) erfüllt hatte (siehe auch Wirtschaft). Ein erster Schuldenerlass wurde daraufhin gewährt, ein zweiter zum Juli 2006 (s. East African Business Week, 10. April 2006).
2000 betrug die externe Staatsverschuldung geschätzte 1,3 Milliarden US-Dollar. (Laut Weltbank 2000 1,5 Mio US-Dollar DOD; 2003: 5,0 Mio US-Dollar DOD; 2004: 8,0 Mio US-Dollar DOD. Langzeitschulden betrugen laut Weltbank 2000: 1,5 Mrd US-Dollar, 2003 1,4 Mrd US-Dollar und 2004 1,1 Mrd US-Dollar.) Der Anteil des Schuldendiensts an Exporten, Dienstleistungen und Einkommen betrug 2000 11,2 %, 2003 14 % und 2004 24,1 %.
Der Staatshaushalt hatte 2004 (?) ein Volumen von ca. 368 Mio US-Dollar (ca. 507,6 Mio Euro). Er setzte sich aus dem laufenden Haushalt (265 Mio US-Dollar) und dem Entwicklungshaushalt (103 Mio FRw) zusammen.
Der Anteil der externen Geberfinanzierung ist weiter angestiegen und belief sich 2005 auf 57 %.
2005(?) betrugen die Ausgaben im Staatshaushalt ca. 385 Mio US-Dollar (einschließlich Investitionen); die Einnahmen 354,5 Mio US-Dollar.
Offizielle Entwicklungshilfe betrug nach Weltbankangaben im Jahr 2000 467,5 Mio US-Dollar, 2003 333,4 Mio US-Dollar und 2004 322,0 Mio US-Dollar.
Zwischen 1992 und 2000 lag der Anteil der Staatsausgaben für
- das Gesundheitswesen bei 5 %
- das Bildungswesen bei 26 %
- das Militär bei -% (keine offiziellen Angaben)
Die Militärausgaben betragen laut Angaben der Weltbank 3,7 % des GDP (2000), 2,9 % GDP (2003) und 2,1 % GDP (2004), 2,9 % GDP (2003). Hohe Verteidigungsausgaben des Landes haben in der Vergangenheit zu Spannungen zwischen der Regierung und den internationalen Geldgebern geführt.
Kultur
Musik, Tanz und Poesie in einheimischer Sprache sind wichtige Kunstformen in Ruanda. (Prosa, Theater und bildende Künste sind traditionell weniger ausgeprägt.) An Kunsthandwerk sind zum Teil sehr fein ausgearbeitete Flechtarbeiten typisch. In jüngerer Zeit werden auch Werke von Malern verbreitet.
- Nationalfeiertag: 1. Juli, Tag der Unabhängigkeit von Belgien 1962
Quellen
- ↑ http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/Laender/Ruanda.html
- ↑ http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/Laender/Ruanda.html
- ↑ Regierung plant Gesetz: Nur drei Kinder pro Paar
Literatur
- Benjamin Sehene Le Piège Ethnique (Die ethnische Falle), Éditions Dagorno, Paris 1999, ISBN 2910019543
Weblinks
Wiktionary: Ruanda – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen |
- Länder- und Reiseinformationen des Auswärtigen Amtes
- Botschaft von Ruanda
- Ruanda im CIA - World Factbook
- Ruanda und der Hutu-Tutsi-Konflikt
Koordinaten: 1° 59' S, 29° 43' O
Ägypten | Algerien | Angola | Äquatorialguinea | Äthiopien | Benin | Botsuana | Burkina Faso | Burundi | Dschibuti | Elfenbeinküste | Eritrea | Gabun | Gambia | Ghana | Guinea | Guinea-Bissau | Kamerun | Kap Verde | Kenia | Komoren | Kongo (Dem. Rep.) | Kongo (Rep.) | Lesotho | Liberia | Libyen | Madagaskar | Malawi | Mali | Marokko | Mauretanien | Mauritius | Mosambik | Namibia | Niger | Nigeria | Ruanda | Sambia | São Tomé und Príncipe | Senegal | Seychellen | Sierra Leone | Simbabwe | Somalia | Südafrika | Sudan | Swasiland | Tansania | Togo | Tschad | Tunesien | Uganda | Zentralafrikanische Republik
Andere Gebiete: Ceuta | Îles éparses | Kanarische Inseln | Madeira | Mayotte | Melilla | Réunion | St. Helena | Westsahara
Ägypten | Algerien | Angola | Äquatorialguinea | Äthiopien | Benin | Botswana | Burkina Faso | Burundi | Dschibuti | Elfenbeinküste | Eritrea | Gabun | Gambia | Ghana | Guinea | Guinea-Bissau | Kamerun | Kap Verde | Kenia | Komoren | Kongo, Demokratische Republik | Kongo, Republik | Lesotho | Liberia | Libyen | Madagaskar | Malawi | Mali | Mauritius | Mosambik | Namibia | Niger | Nigeria | Ruanda | Sambia | São Tomé und Príncipe | Senegal | Seychellen | Sierra Leone | Simbabwe | Somalia | Südafrika | Sudan | Swasiland | Tansania | Togo | Tschad | Tunesien | Uganda | Zentralafrikanische Republik
Andere Gebiete: Demokratische Arabische Republik Sahara | vorübergehend ausgeschlossen: Mauretanien