Burkina Faso
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Burkina Faso | |||||
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Wahlspruch: Unité, Progrès, Justice (frz., „Einheit, Fortschritt, Gerechtigkeit“) |
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Amtssprache | Französisch | ||||
Hauptstadt | Ouagadougou | ||||
Staatsform | Republik | ||||
Staatsoberhaupt | Präsident Blaise Compaoré | ||||
Regierungschef | Premierminister Paramanga Ernest Yonli | ||||
Fläche | 274.200 km² | ||||
Einwohnerzahl | 13.902.972 (Schätzung 2006)[1] | ||||
Bevölkerungsdichte | 51 Einwohner pro km² | ||||
BIP/Einwohner | 411 US-$ (2005) | ||||
Währung | CFA-Franc BCEAO | ||||
Unabhängigkeit | von Frankreich am 5. August 1960 | ||||
Nationalhymne | Le Ditanyè | ||||
Zeitzone | UTC | ||||
Kfz-Kennzeichen | BF | ||||
Internet-TLD | .bf | ||||
Telefonvorwahl | +226 | ||||
Burkina Faso ([bʊrˌkiːnaˈfaːzo]; deutsch: „Land der Aufrichtigen“) ist ein Staat in Westafrika. Das Land stand bis 1960 unter französischer Kolonialherrschaft und hieß mit Beginn der Unabhängigkeit bis 1984 Obervolta.
Der auf einem Hochplateau liegende Binnenstaat liegt in den Savannen des Sudan, hat im Norden Anteil am Sahel und grenzt an Mali, Niger, Benin, Togo, Ghana und die Elfenbeinküste. Burkina Faso gehört zu den ärmsten Ländern der Welt, zeichnet sich heute aber durch eine gewisse Stabilität und die kulturelle Vielfalt der friedlich zusammenlebenden Ethnien aus, wobei die Mossi etwa die Hälfte der Bevölkerung stellen. Regelmäßig wiederkehrende Dürreperioden sorgen oft für große Not der hauptsächlich als Bauern lebenden Bevölkerung.
Präsident ist seit 1987 Blaise Compaoré, der das Land seit dem Putsch gegen den panafrikanisch-sozialistisch orientierten Thomas Sankara semiautoritär regiert und ein stabiles wirtschaftliches Umfeld geschaffen hat. Burkina Faso richtet unter anderem das alle zwei Jahre stattfindende panafrikanische Filmfestival FESPACO aus.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Etymologie
Der Name Burkina Faso ist zweisprachig; Burkina ist Moré und bedeutet etwa „Unbestechlicher, Integrer, Aufrichtiger“. Faso entstammt der Sprache Dioula und heißt „Vaterland“ (fà: „Vater“, só: „Haus, Dorf'“). Burkina Faso bedeutet dementsprechend wörtlich „das Vaterland der aufrichtigen Menschen“. Die Bewohner von Burkina Faso nennen sich Burkinabè, wobei dieses Wort nicht flektiert wird. Das Pluralsuffix -bè ist der dritten Hauptsprache des Landes, Fulfulde (der Sprache der Fulbe), entnommen. Im amtlichen deutschen Sprachgebrauch ist die Einwohnerbezeichnung Burkiner vorgeschrieben; Kritiker bemängeln, dass dabei der von Burkinern auch in Fremdsprachen gewünschte Gebrauch ihrer Eigenbezeichnung übergangen wird. Burkinabe findet zum Teil als Synonym Verwendung in nichtoffiziellen Texten.
[Bearbeiten] Geographie
[Bearbeiten] Lage und Relief
Burkina Faso liegt in Westafrika, südlich des Nigerbogens im Westen der Großlandschaft Sudan und hat im Norden Anteil am Sahel. Nördliches Nachbarland ist Mali, im Osten grenzt Burkina Faso an Niger, im Süden an die Elfenbeinküste, Ghana, Togo und Benin.
Burkina Faso liegt auf einer leicht gewellten Hochebene, aus der zahlreiche Inselberge herausragen. Dieses Plateau gehört zur so genannten Oberguineaschwelle. Im Südwesten befindet sich ein Sandsteinmassiv mit den höchsten Erhebungen des Landes, den pittoresken Pics de Sindou und den zum Teil steil abfallenden Felsen der Chaîne de Banfora. Höchster Berg Burkina Fasos ist mit 749 Metern Höhe der Ténakourou. Am tiefsten liegt das Flusstal des Pendjari mit 125 Metern.
[Bearbeiten] Gewässer
In Burkina Faso entspringen die Quellflüsse des in den Atlantik fließenden Volta: Schwarzer Volta (Mouhoun), Weißer Volta (Nakambé) und Roter Volta (Nazinon). Auch der Pendjari, ein Grenzfluss zu Benin, gehört zum Voltabecken. Ein weiterer Fluss ist der Comoé. Einige Flüsse im Norden und Osten (Béli, Gorouol, Féléol) gehören zum Nigerbecken und fließen dem Niger zu.
Von den Seen sind der Téngrélasee, der Bamsee und der Demsee zu nennen. Einige Wasserläufe werden zu Seen aufgestaut, zum Beispiel der Bagré- und der Kompiengastausee im Südosten und zahlreiche kleine Staubecken. Die sogenannten mares im Sahel stellen wichtige Wasserreservoirs für Mensch und Vieh dar. Das Mare d'Oursi ist ein Ramsar-Schutzgebiet.
[Bearbeiten] Klima und Vegetation
Das Klima ist tropisch-wechselfeucht mit einer Regenzeit von Mai bis September und einer Trockenzeit, in der der heiße Wüstenwind Harmattan Staub in Richtung Süden bläst. Das Land hat Anteil an den Klimazonen Sahel, Sudan-Sahel und Sudan-Guinea.
Zum größten Teil ist das Land von Trockensavanne mit spärlichem Baumwuchs bedeckt. An den Flussufern finden sich in dieser Zone häufig Galeriewälder. Im Südwesten wird die Vegetation im Übergang zu den Feuchtsavannen deutlich dichter, in den Dornstrauchsavannen des Nordens dagegen immer spärlicher und fehlt in den Halbwüsten des Sahel zum Teil fast völlig.
Während die sahelischen Savannen hauptsächlich von Akazien, insbesondere von der Schirmakazie, geprägt sind, sind Flügelsamengewächse das dominierende Element der sudanischen Savannen. Die Krautschicht besteht nach Arten und Abundanz zu einem großen Teil aus Gräsern, wobei der Anteil hoher und ausdauernder Arten zum Süden hin zunimmt.
Der seit etwa 30 Jahren in Burkina Faso zu beobachtende Klimawandel, der sich in sinkenden Niederschlagswerten und höheren Temperaturen ausdrückt, sowie die von Landwirten zur Erschließung von Ackerland entfachten Buschfeuer, Abholzung sowie Erschöpfung der Böden sind Gründe für eine wachsende Desertifikation, ausgehend vom sahelischen Norden des Landes. Im Jahre 1984 wurde der Plan national de lutte contre la désértification (PNLD) erstellt, mit dem die noch intakten Naturräume geschützt, die Praktik von Buschfeuern bekämpft, die Bodenqualität verbessert und Wiederaufforstungsprogramme organisiert werden sollen. Allein in den Jahren 1996 bis 2000 wurden zu diesem Zweck rund 23 Millionen Bäume gepflanzt. Es wurde davon Abstand genommen, reine Eukalyptusplantagen anzulegen, wie in den Sechzigerjahren geschehen, als man relativ schnell Bäume zur Feuerholzgewinnung bekommen wollte.
[Bearbeiten] Fauna
Die meisten der großen, die Savannen bewohnenden Säugetiere sind auch in Burkina Faso zu finden, durch den enormen Bevölkerungsdruck aber in ihren Lebensräumen bedroht. Einige Tierarten, wie zum Beispiel Giraffen und Geparden sind im Land nicht mehr anzutreffen. In den Schutzgebieten leben Flusspferde, Elefanten, Antilopen, Affen, Gazellen und Leoparden, die durch Jagd dezimiert wurden. Es gibt Afrikanische Buschratten und Schlangen. In den Seen und mares leben Krokodile, die von der Bevölkerung als „heilige Krokodile“ besonders geehrt werden. Für bestimmte Tierarten bestehen Jagdverbote.
[Bearbeiten] Besiedlung
Die großen Städte des Landes unterliegen einem rasantem Wachstum, vor allem die administrative und kulturelle Hauptstadt Ouagadougou kann den Zustrom der zumeist jungen Landbevölkerung kaum bewältigen. Ihre Bevölkerung wuchs in den letzten Jahren auf über eine Million Menschen (1.152.402 Einwohner). Schätzungen zufolge lebten im Jahre 2001 17 % der Bevölkerung in städtischen Siedlungen, auf nur 1 % der Landesfläche.[2]
Im Westen des Landes liegt die wichtige Handelsmetropole Bobo-Dioulasso mit nun 372.737 Bewohnern. Dahinter folgen Koudougou mit 91.468 Einwohner, Ouahigouya mit 63.598 Einwohner und Banfora mit 63.291 Einwohner. Es handelt sich hierbei um Hochrechnungen für Januar 2007.[3] Die Ende 2006 durchgeführte Volkszählung wird aktuelle Einwohnerzahlen liefern können.
Siehe auch: Liste der Städte in Burkina Faso
[Bearbeiten] Nationalparks und Schutzgebiete
Durch die zunehmende Bevölkerungsdichte wurde der Lebensraum der typischerweise die Savannen bewohnenden Tiere stark eingeschränkt. Zum Schutz von Elefanten und anderem Großwild wurden Schutzgebiete ausgewiesen. Die bedeutenden Nationalparks des Landes sind der Arli-Nationalpark sowie der W-Nationalpark, in denen das für die Savannen typische Großwild beobachtet werden kann. Diese Reservate sind im Gegensatz zum kleineren Kaboré-Tambi-Nationalpark gut für Touristen erschlossen. Reizvoll sind die Wasserfälle Cascades de Karfiguéla im Südwesten Burkina Fasos und die im Norden gelegenen Sanddünen von Oursi, die die Nähe zur Sahara erkennen lassen.
Neben den Nationalparks bestehen besonders im Südosten und Norden weitere große Schutzgebiete, wie das réserve partielle de la faune du Sahel und das réserve de Pama. Das Mare aux Hippopotames ist ein UNESCO-Biosphärenreservat.
Daneben bestehen zahlreiche forêts classées; kleinere nationale Schutzgebiete, die besonders im Südwesten eine Rolle spielen, wo größere Schutzgebiete fehlen.
Siehe auch: Naturschutzgebiete in Burkina Faso
[Bearbeiten] Bevölkerung
[Bearbeiten] Völker und Sprachen
Die dominierende Ethnie des aus etwa 60 Völkern bestehenden Staates sind die im 15. Jahrhundert in das Gebiet eingewanderten Mossi, die etwa die Hälfte der Bewohner des Landes ausmachen. Ihr traditionelles Siedlungsgebiet ist das zentral gelegene Mossi-Plateau um die Hauptstadt Ouagadougou. Während die Mossi eine vorherrschende Stellung in der Verwaltung innehaben, dominiert die zweitgrößte Ethnie, die Bobo (Bwa), den Handel und den fruchtbareren Westen um die Wirtschaftsmetropole Bobo-Dioulasso. Die über die ganze Sahelzone verbreitete Gruppe der Fulbe (Fulani, in Burkina Faso meist Peul genannt) bevölkert mehrheitlich den trockenen Norden und Nordosten des Landes. Alle Regionen, besonders die Städte, sind jedoch deutlich durchmischt. Die traditionellen Scherzbeziehungen (parenté à plaisanterie) zwischen den verschiedenen Gruppen leisten einen wichtigen Beitrag zum friedlichen Zusammenleben; bestimmten Ethnien ist es hierbei erlaubt, sich nach festgelegten Regeln gegenseitig zu verspotten, zum Beispiel Mossi/Samo oder Fulbe/Bobo. Weitere Ethnien sind Gourmantché, Gurunsi (Kasem), Senufo, Lobi, Bissa und Tuareg. Französisch ist Staatssprache, wird jedoch in ländlichen Regionen nur von einer Minderheit gesprochen. Neben der Sprache der Mossi hat auch Dioula eine große Bedeutung als Handels- und Verkehrssprache, vor allem im Westen des Landes.
[Bearbeiten] Religion
Bei der Volkszählung 1996 bekannten sich 55,9 % der Bevölkerung zum Islam; die weiteren Ergebnisse: 23,7 % Animisten, 16,6 % Katholiken, 3,0 % Protestanten, 0,2 % sonstige Religionen, 0,6 % keine Religion. Verlässliche Angaben zur Religionszugehörigkeit der Burkiner (Burkinabe) lassen sich jedoch schwer machen, da sich viele Menschen oft zu mehreren Religionen bekennen, teils eher lockere Bindungen zu ihnen eingehen und oftmals die Glaubensgemeinschaften wechseln. Viele Christen und Muslime leben noch in Einklang mit den traditionellen (indigenen oder, veraltend, animistischen) Glaubensvorstellungen ihrer jeweiligen Volksgruppen. Burkina Faso wurde erst relativ spät islamisiert.
Der Staat garantiert gesetzlich die Freiheit der Religionsausübung und setzt diese auch in der Praxis durch. Bevorzugung oder Benachteiligung Angehöriger bestimmter Religionsgruppen ist in keinem Bereich der Gesellschaft zu erkennen.[4]
[Bearbeiten] Demografische Entwicklung
Die Bevölkerungszahl ist in den letzten Jahren sprunghaft angestiegen (pro Jahr um 2,4 %).[5] Bedingt durch die geringe Lebenserwartung und hohe Geburtenraten besteht ein hoher Anteil von jungen Menschen an der Gesamteinwohnerzahl. Die Geburtenziffer ist in den 1990er Jahren von 6,5 % auf 6,8 % pro Frau gestiegen.[5] Die Kindersterblichkeitsrate liegt bei 10,5 %.[5]
Die extreme Armut ist Ursache der meisten Probleme, unter denen der größte Teil der Bevölkerung zu leiden hat: Krankheiten wie Aids, Malaria, Tuberkulose; eine hohe Kindersterblichkeitsrate und die niedrige Lebenserwartung von 43 Jahren (2005). Dürren und die Desertifikation zwingen viele Menschen zur Landflucht; mangelnde Bildung und Analphabetismus der Landbevölkerung erschweren die Umsetzung der an sie gerichteten Aufklärungsprogramme.
[Bearbeiten] Burkinische Diaspora
Die burkinische Diaspora umfasst etwa drei Millionen Menschen, die in erster Linie als Gastarbeiter in der Elfenbeinküste leben, teils schon seit mehreren Generationen. Im Zuge der dortigen Konflikte seit dem Jahr 1999 wurden diese regelmäßig zum Ziel ethnischer Übergriffe, etwa 250.000 Menschen haben die Rückkehr in ihr Heimatland angetreten und treffen dort auf vielfache Probleme (zum Beispiel Arbeitslosigkeit und fehlende Unterkünfte). Die Gewaltkriminalität ist als Folge dieser Situation deutlich angestiegen. Auch Frankreich, Italien und Kanada sind Ziele burkinischer Studenten und Auswanderer.
[Bearbeiten] Geschichte
- Hauptartikel: Geschichte Burkina Fasos
[Bearbeiten] Vor- und Frühgeschichte
Durch archäologische Funde konnte nachgewiesen werden, dass die Siedlungsgeschichte des heutigen burkinischen Territoriums vor mindestens 14.000 Jahren begonnen hat. Die frühen Bewohner waren Jäger und Sammler, bevor sie sich um etwa 3600 v. Chr. bis 2600 v. Chr. sesshaft machten.
[Bearbeiten] Präkoloniale Ära
Einige der heute in Burkina Faso lebenden Ethnien waren schon zum Ende des ersten Jahrtausends nach Christus auf dem heutigen Gebiet ansässig und in autonomen Gemeinschaften organisiert. Um das 12. Jahrhundert begann die Zeit der großen Wanderungen, die nach und nach die ethnischen Gruppen aus Ghana oder Mali ins Land brachten, die bis heute die burkinische Bevölkerung ausmachen. Dominiert wurde das Gebiet von den straff hierarchisch organisierten Mossi, mit dem Mogho Naaba als ihrem Kaiser, deren Königreiche im Gegensatz zu den kleinen Gemeinschaften der autonom verwalteten Völker standen. Stammvater dieser Herrscherdynastien der Mossi ist Ouédraogo, der etwa im 15. Jahrhundert über das Reich Tenkodogo herrschte. Es entstanden im weiteren Verlauf unter anderem Ouagadougou und Yatenga. Die Mossi-Reiche behielten ihre Macht und Bedeutung bis zur Ankunft der Franzosen Ende des 19. Jahrhunderts. Im Westen waren die Bwa in Königreichen organisiert, im Osten die Gourmantché und im Norden die Fulbe in den Emiraten Liptako und Djelgodji, die maßgeblich an der Islamisierung der anderen Völker beteiligt waren.
[Bearbeiten] Französische Kolonialzeit
Nach der Kongokonferenz 1884/1885 waren es französische Entdecker, Abenteurer und Militärs, die von Norden in das Gebiet des heutigen Burkina Faso vorstießen. Durch Verträge und Waffengewalt hatte Frankreich im Jahre 1898 die Herrschaft über das Territorium erlangt und begann mit der administrativen Organisation der Kolonie Obersenegal und Niger, Teil des Territoriums Französisch-Westafrika. Sporadisch kam es zu Widerständen, vor allem der nicht zentral organisierten Völker. 1919 wurde eine neue Kolonie Obervolta mit dem Gouverneur Édouard Hesling geschaffen und ihre Ausbeutung in Angriff genommen. Die französischen Herrscher lösten diese 1932 wieder auf und teilte sie unter den Nachbarkolonien Elfenbeinküste, Niger und Französisch-Sudan auf. Als nach dem Zweiten Weltkrieg das Kolonialreich neu gestaltet wurde, führten burkinische Anstrengungen 1947 zur Wiederherstellung Obervoltas. 1956 bekam es einen Regierungsrat, wurde 1958 autonome Republik und erreichte schließlich am 5. August 1960 die Unabhängigkeit von Frankreich.
[Bearbeiten] Unabhängigkeit Obervoltas
Erster Präsident der neuen Republik Obervolta wurde Maurice Yaméogo, der mit seinem ausschweifenden Regierungsstil das Land ruinierte und 1966 von den Massen zum Rücktritt gezwungen wurde. Die Erste Republik war damit beendigt und mit Sangoulé Lamizana folgte ein Militär, der bis 1980 mehrfach die Regierungsformen änderte; nach vier Jahren der Militärherrschaft wurde 1971 die Zweite Republik ausgerufen, es folgten in kurzer Folge Regierungen des „Übergangs“ und der „Nationalen Erneuerung“. Die dritte Republik bestand von 1978–1980. In diesem Jahr übernahm das Militär durch einen Staatsstreich die Macht. Präsident wurde Saye Zerbo.
[Bearbeiten] Revolution
Ein erneuter Putsch führte 1982 zu einer Phase von Umwälzungen, an deren Ende 1983 Thomas Sankara die Macht von Jean-Baptiste Ouédraogo übernahm. Sankara war ein panafrikanisch-sozialistischer Revolutionär, der mit den traditionellen Auslandsbeziehungen brach, sich an Ghana, Libyen und Kuba orientierte und das Volk mobilisierte, um den Kampf gegen die Armut aus eigener Kraft aufzunehmen. Er benannte das Land 1984 in Burkina Faso um, war vor allem bei der Jugend sehr beliebt, brachte mit seinem Regierungsstil aber die traditionellen Eliten gegen sich auf und wurde 1987 von seinem engen Verbündeten Blaise Compaoré gestürzt und im Verlauf dieses Umsturzes erschossen. Diese rectification der Revolution von 1984 wurde von Compaoré damit begründet, dass Sankara die Ziele der Revolution verraten hatte.
Ende 1985 eskalierte ein Streit mit dem Nachbarstaat Mali um den wenige Quadratkilometer großen Agacher-Streifen zum offenen Krieg. Dieser Konflikt wurde jedoch bereits nach zehn Tagen beendet und schließlich durch einen von beiden Staaten akzeptierten Urteilsspruch des Internationalen Gerichtshofes in Den Haag endgültig beigelegt.
[Bearbeiten] Demokratisierung
Mit den weltpolitischen Umwälzungen 1989/1991 kam auch Burkina Faso unter Druck, sich zu demokratisieren. 1991 wurde eine neue Verfassung angenommen, mit der ein Mehrparteiensystem eingerichtet wurde. Gewählter Präsident ist seitdem Blaise Compaoré, der das Land bis heute regiert. Trotz einer wirtschaftsfreundlichen Reformpolitik unter dem technokratischen Premierminister Paramanga Ernest Yonli lebt der größte Teil der Bevölkerung noch immer in absoluter Armut[6] und nur teilweise garantierter Freiheit.[7]
[Bearbeiten] Bisherige Präsidenten
[Bearbeiten] Politik
[Bearbeiten] Politisches System
Mit der Annahme der Verfassung 1991 wurde die Vierte Republik errichtet, die präsidialen Charakter nach französischem Vorbild aufweist. Staatsoberhaupt ist der Président du Faso, der nach der Verfassungsänderung von 2000 alle fünf Jahre (vorher alle sieben Jahre) gewählt wird und einmal wiedergewählt werden kann. Blaise Compaoré konnte bei den Präsidentschaftswahlen im November 2005, die zum ersten Mal nicht von der Opposition boykottiert wurden, 80,4 % der Stimmen gewinnen und damit seine dritte Amtszeit antreten. Der Premierminister wird vom Präsidenten ernannt und heißt seit dem Jahr 2000 Paramanga Ernest Yonli. Alle fünf Jahre wird das Parlament gewählt. Von den derzeit 111 Abgeordneten gehören 57 der Regierungspartei Congrès pour la démocratie et le progrès (CDP) an, welche bei den Wahlen 2002 deutliche Verluste hinnehmen musste.
[Bearbeiten] Innenpolitik
Die Opposition des Landes ist in zahlreiche kleine Parteien zersplittert und konnte daher noch kein Gegengewicht zu Präsident Blaise Compaoré bilden. Zu nennen sind die von Gilbert Ouédraogo geführte Alliance pour la démocratie et la fédération-Rassemblement démocratique africain (ADF-RDA), die 2003 von ihr abgespaltene Union nationale pour la démocratie et le développement (UNDD) von Hermann Yaméogo und den bis vor kurzem vom 2007 verstorbenen Historiker Joseph Ki-Zerbo geleiteten Parti pour la démocratie et le progrès/Parti socialiste (PDP/PS). Mehrere sankaristische Bewegungen sind im Parlament vertreten; die ideologische Zersplitterung der Erben Sankaras, darunter auch tatsächliche Familienmitglieder (Bénéwendé Stanislas Sankara), konnte in den letzten Jahren nicht überwunden werden.
Das Land besitzt aktive Gewerkschaften, die zu Streiks und Demonstrationen mehrere Tausend Menschen mobilisieren können.
[Bearbeiten] Außenpolitik
In der Außenpolitik sind die Beziehungen zur ehemaligen Kolonialmacht Frankreich besonders seit dem Konflikt in der Elfenbeinküste wieder intensiver geworden, wichtiger Partner der burkinischen Diplomatie ist aber auch Libyen. Das Land unterhält ebenfalls gute Beziehungen zur Republik China auf Taiwan. Deutschland ist traditionell sehr in der Entwicklungszusammenarbeit engagiert. Es bestehen viele Kontakte und Partnerschaften auf der Ebene von Nichtregierungsorganisationen (NGOs) zwischen deutschen Vereinen oder Kommunen und Orten in Burkina Faso. Die Deutsch-Burkinische Freundschaftsgesellschaft ist seit 1990 das Netzwerk dieser Partnerschaften in Deutschland. Burkina Faso bemüht sich in den letzten Jahren intensiv, auf internationaler Ebene wahrgenommen zu werden, und bietet sich immer öfter als Ausrichter von Großereignissen an, wie beispielsweise dem Frankophoniegipfel 2004 und Treffen der Afrikanischen Union. Die Hauptstadt Ouagadougou gilt seit Jahren als sicherer und stabiler internationaler Mittelpunkt Westafrikas.
[Bearbeiten] Militär
Die Armee (Forces armées nationales) (FAN) wurde 1960 gegründet, 1961 wurde die Befehlsgewalt von den französischen auf die obervoltaischen Behörden übertragen.[8] In der Folge übernahm das Militär mehrmals die Macht durch Staatstreiche. In den Achtzigerjahren kam es zum Krieg mit Mali (Malisch-Burkinischer Grenzkrieg).
Die Beziehungen zum Nachbarland Elfenbeinküste, in dem mehrere Millionen Burkiner oder Burkinischstämmige leben, sind infolge des dort herrschenden Bürgerkrieges sehr angespannt. Abidjan beschuldigt Burkina Faso, die Rebellen im Norden des Landes zu unterstützen. Mehrere Hunderttausend Flüchtlinge sind in den vergangenen Jahren vor der Gewalt gegen die Immigranten aus den Sahelländern zurück nach Burkina Faso geflohen. Die Möglichkeit eines Eingreifens der burkinischen Armee wurde nicht ausgeschlossen.
In Folge eines Putschversuchs aus Reihen des Militärs wurde im Jahre 2004 Verteidigungsminister Kouamé Lougé entlassen.
Zum Jahreswechsel 2006/2007 kam es zu Revolten unzufriedener Soldaten, die sich in Ouagadougou Schießereien mit Polizeikräften lieferten, bei denen es zu mehreren Toten auf beiden Seiten sowie zu verletzten Zivilisten kam. Mehrere Hundert Soldaten zogen nachts schießend durch die Stadt und ließen etwa 600 Insassen des Hauptgefängnisses entkommen. Der Unmut der Soldaten hat viele Gründe; das Gefühl der Benachteiligung gegenüber der immer besser ausgestatteten Polizei, schlechte Ausstattung und niedrige Besoldung.[9]
Burkina Faso beteiligt sich an verschiedenen Friedenseinsätzen der UN-Blauhelme.
[Bearbeiten] Verwaltungsgliederung
- Hauptartikel: Verwaltungsgliederung Burkina Fasos
Burkina Faso ist in 13 Regionen (régions) unterteilt, die jeweils von einem Gouverneur verwaltet werden. Diese Regionen gliedern sich in 45 Provinzen (provinces), denen Hochkommissare vorstehen. Darunter folgen 350 von Präfekten verwaltete Departements (départements), die deckungsgleich mit den im Rahmen der Dezentralisierungsmaßnahmen geschaffenen Gemeinden (communes urbaines und communes rurales) sind. Nach den Kommunalwahlen im Jahre 2006 bestehen auf dem gesamten Territorium des Landes nun basisdemokratisch organisierte Verwaltungseinheiten mit Gemeinderäten und Bürgermeistern.
[Bearbeiten] Regionen
Karte | Nr | Region | Hauptstadt | Provinzen |
---|---|---|---|---|
1 | Boucle du Mouhoun | Dédougou | Balé, Banwa, Kossi, Mouhoun, Nayala, Sourou | |
2 | Cascades | Banfora | Comoé, Léraba | |
3 | Centre | Ouagadougou | Kadiogo | |
4 | Centre-Est | Tenkodogo | Boulgou, Koulpélogo, Kouritenga | |
5 | Centre-Nord | Kaya | Bam, Namentenga, Sanmatenga | |
6 | Centre-Ouest | Koudougou | Boulkiemdé, Sanguié, Sissili, Ziro | |
7 | Centre-Sud | Manga | Bazèga, Nahouri, Zoundwéogo | |
8 | Est | Fada N'Gourma | Gnagna, Gourma, Tapoa, Kompienga, Komondjari | |
9 | Hauts-Bassins | Bobo-Dioulasso | Houet, Kénédougou, Tuy | |
10 | Nord | Ouahigouya | Loroum, Passoré, Yatenga, Zondoma | |
11 | Plateau Central | Ziniaré | Ganzourgou, Kourwéogo, Oubritenga | |
12 | Sahel | Dori | Oudalan, Séno, Soum, Yagha, | |
13 | Sud-Ouest | Gaoua | Bougouriba, Ioba, Noumbiel, Poni |
[Bearbeiten] Infrastruktur
[Bearbeiten] Verkehr
Burkina Faso besitzt eine Eisenbahnstrecke (Abidjan-Niger-Bahn), die in die ivorische Wirtschaftsmetropole Abidjan führt und bis zu den Unruhen dort eine der wichtigsten Lebensadern des Binnenstaates war. Zur Zeit verkehren täglich Güter- und Personenzüge innerhalb des Landes, die Verbindung nach Abidjan ist jedoch unterbrochen. Die Linie wurde während der Herrschaft Sankaras bis Kaya ausgebaut (bataille du rail), um die Bodenschätze aus dem Sahel leichter abtransportieren zu können. Nach seinem Sturz wurde der Ausbau eingestellt. Über zwei internationale Flughäfen ist das Land zu erreichen; europäische Fluglinien, die die Hauptstadt bedienen, sind Air France und die Chartergesellschaft Point-Afrique Voyages. Nationale Fluglinie ist Air Burkina. Das Straßennetz verbindet Burkina Faso mit allen Nachbarländern über Asphaltstrecken, deren Ausbau zum Teil von der Europäischen Union finanziert wird. Der Großteil des Netzes besteht aus Lateritstraßen; Asphaltierungsarbeiten sind jedoch im ganzen Land im Gange.
[Bearbeiten] Strom und Wasser
Der Versorgungsgrad mit Strom und Wasser ist im ganzen Land sehr niedrig. Mit dem neuen Stausee in Ziga in der Nähe von Ouagadougou sollte jedoch zunächst der Wasserbedarf der Hauptstadt zu decken sein. Staatliche Elektrizitätsgesellschaft ist die SONABEL, für das Wasser zuständig ist ONEA. Strom wird zum größten Teil aus der Verbrennung von importierten fossilen Brennstoffen (Erdöl, Erdgas) gewonnen. Ein weiterer Teil des Strombedarfs wird durch Importe aus Ghana und der Elfenbeinküste gedeckt; außerdem liefert ein Wasserkraftwerk am Kompiengastausee Elektrizität.[10] Solarenergie dient der punktuellen Stromversorgung von Krankenhäusern oder Schulen vor allem in ländlichen Gebieten.
[Bearbeiten] Telekommunikation
Das Verlegen von Telefonleitungen war bisher kaum zu bezahlen. Entsprechend blüht das Gewerbe privater Telecenter, in denen Privatleute eine kleine Anzahl Telefonapparate zur öffentlichen Nutzung bereitstellen. Neue Möglichkeiten bietet die Mobiltelefonie; drei Anbieter buhlen um die Kundschaft und sorgen auch in kleineren Städten für die nötige Netzabdeckung. Internetzugänge existieren für Privatleute und kleine Organisationen entweder als Dial-in-Anbindung über die Telefonleitung der ONATEL oder über die in den größeren Städten boomenden Internet-Cafés. Seit 2006 ist im ganzen Land Zugang über ADSL möglich. Größere Organisationen verfügen auch über Standleitungen zu den Internetanbietern. Die Zahl der regelmäßigen Internetnutzer wird auf 30 000 geschätzt. Studien zufolge nutzen die Burkiner das Internet weniger zur Recherche von Informationen als zur Kommunikation per E-Mail oder Instantmessaging.[11]
[Bearbeiten] Wirtschaft
Burkina Faso ist einer der ärmsten und am wenigsten entwickelten Staaten der Erde und wird zur Gruppe der HIPC (Heavily Indepted Poor Countries), der „hochverschuldeten Entwicklungsländer“, gezählt. 2005 wurde im Rahmen der HIPC-Entschuldungsinitiative von Weltbank und IWF die Streichung seiner Auslandsschulden vereinbart. Im Human Development Index des United Nations Development Programmes (UNDP) lag Burkina Faso im Jahre 2006 auf Platz 174 bei 177 untersuchten Ländern.
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) nach Kaufkraftparität (PPP) betrug 2005 etwa 16,6 Millionen US-Dollar, was einem Wert von 1200 Dollar pro Kopf beträgt.[1] Der Anstieg des BIP im Jahre 2005 betrug 7,1 %, die Inflationsrate 2004 2,8 %. Ungefähr 61 % der Bevölkerung müssen mit weniger als einem US-Dollar pro Tag auskommen. Das Wirtschaftswachstum kommt allerdings nur einer kleinen, von Mossi dominierten Schicht in den städtischen Zentren zugute. Die Landbevölkerung sowie kleinere Ethnien werden wirtschaftlich zunehmend marginalisiert.[6]
Jahr | BIP-Wachstum |
---|---|
2005 | 7,1 % |
2004 | 4,6 % |
2003 | 8 % |
2002 | 4,6 % |
Burkina Faso nimmt an der Westafrikanischen Wirtschafts- und Währungsunion UEMOA teil; Währung ist der CFA-Franc BCEAO.
Der befürchtete Einbruch der Wirtschaft in Folge der Konflikte in der Elfenbeinküste ist weitgehend ausgeblieben; Burkina Faso hat rechtzeitig die Bindungen zu anderen Nachbarländern gestärkt, vor allem zu Ghana.
[Bearbeiten] Landwirtschaft und Bodenschätze
Etwa 90 % der Bevölkerung[1] betreiben Subsistenzwirtschaft, also den Anbau von Obst, Gemüse und Getreide für den Eigenbedarf. Den Grundbedarf der Nahrungsversorgung deckt der Anbau von Hirse, Mais, Sorghum, Mais, Fonio und Reis, der etwa 85 % der 110.000 km² landwirtschaftlich nutzbaren Fläche des Landes in Anspruch nimmt. Im Süden des Landes werden außerdem Jamswurzel, Maniok und Zuckerrohr angebaut. Für den Export wichtig sind Erdnüsse und vor allem Baumwolle, das Hauptexportgut des Landes. Die klimatischen Ungunstbedingungen erschweren die Ausübung der Landwirtschaft; jährliche Schwankungen der Niederschläge können Dürren und damit lokale Hungersnöte (besonders im Norden des Landes) verursachen.
Trotz der guten Qualität der burkinischen Baumwolle hat das Land aufgrund hoher Agrarsubventionen in westlichen Industrieländern große Probleme, seine Ernteerträge auf dem Weltmarkt zu verkaufen.[12] Staatspräsident Blaise Compaoré setzt sich zusammen mit anderen betroffenen afrikanischen Staaten für die Aufhebung dieser Subventionen und freien Zugang afrikanischer Baumwolle auf den Weltmarkt ein. Die Wirtschaft Burkina Fasos, die maßgeblich vom Export der Baumwolle abhängt (50 % der Exporte), hat unter schwankenden Weltmarktpreisen zu leiden. Das halbstaatliche Unternehmen Sofitex ist das drittgrößte Textilunternehmen Afrikas.[13] Seit der Schließung der Fabrik Faso Fani im Jahre 2000 ist in Burkina Faso keine Weiterverarbeitung der Baumwolle in größerem Stil mehr möglich.
Mit einem Projekt zum Anbau von Weizen soll das Land von Importen unabhängig werden; die erste Ernte konnte 2006 eingefahren werden. Langfristig ist sogar der Weizenexport geplant.[14]
Burkina Faso ist Exporteur von Vieh (vor allem Rindern) in die Nachbarländer. Traditionell wird die Viehzucht von den nomadisch lebenden Fulbe ausgeübt.
Nur wenige der zahlreichen natürlichen Ressourcen sind ausbauwürdig; Gold wird seit Jahrhunderten zu Tage gefördert und ist eine der wichtigsten Einnahmequellen des Landes. Das kanadische Unternehmen Orezone sieht großes Potenzial in den Goldvorkommen Burkina Fasos[15]. Der Manganabbau soll in Zukunft ausgebaut werden. Problematisch ist vor allem der Transport; die Vorkommen befinden sich hauptsächlich im verkehrstechnisch schlecht erschlossenen Norden. Der geplante Ausbau der einzigen Bahnlinie Burkina Fasos zu den Minen von Tambao wurde nie zu Ende geführt.
[Bearbeiten] Industrie und Dienstleistungen
Mit dem Anschluss an die Eisenbahnlinie nach Abidjan 1933 konnte in Bobo-Dioulasso die industrielle Entwicklung beginnen; es wurden eine Brauerei, eine Ölmühle und eine Fabrik für Mopeds gegründet. Die Nähe zu den Baumwollanbaugebieten im Nordwesten des Landes spielte eine große Rolle beim wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt. Erst 30 Jahre später wurde die Eisenbahn bis Ouagadougou fertiggestellt, die Voraussetzung für das Entstehen industrieller Betriebe. Heute befinden sich 64 % davon in der Hauptstadt, vor allem im Bereich der Lebensmittelindustrie. Nach der Unabhängigkeit entstand in Koudougou eine Baumwollspinnerei, die aber bald ihre Arbeit einstellen musste. Ein Wiederbelebungsversuch von Faso Fani scheiterte im Jahre 2000. In Banfora befinden sich eine große Zuckerfabrik (SOSUCO) und die Grands Moulins du Burkina, die vorwiegend Mehl produzieren. Seit 2004 werden in Ouagadougou von Mégamonde Autos aus chinesischer Fertigung unter dem Markennamen Tenga montiert.[16]
Staatliche Unternehmen wurden in den letzten Jahren privatisiert, so das Telekommunikationsunternehmen ONATEL; 51 % der Besitzanteile hält seit 2006 die marokkanische Maroc Telecom.[17]
Steigende Ölpreise sind ein großes Problem, trotzdem konnte die Inflationsrate im Rahmen der Konvergenzkriterien der Westafrikanischen Wirtschafts- und Währungsunion gehalten werden. Staatlicher Importeur ist die SONABHY.
Im Handels-, Bau- und Dienstleistungssektor ist die libanesische Gemeinschaft stark vertreten, die seit etwa 1900 im Lande anzutreffen ist.
Ein großer Teil der Bevölkerung ist im informellen Sektor beschäftigt; viele Menschen verdienen sich mit dem Handel auf der Straße oder kleinen Dienstleistungen ihren Lebensunterhalt. Dem Staat entgehen dadurch Steuereinnahmen; Arbeitslosenzahlen werden durch dieses Phänomen erheblich verzerrt.
[Bearbeiten] Staatsausgaben für Gesundheit, Bildung und Verteidigung
Zwischen 1992 und 2000 verteilten sich die Staatsausgaben wie folgt:
Bereich | Ausgabenanteil |
---|---|
Gesundheitswesen | 7 % |
Bildungswesen | 17 % |
Militär | 14 % |
[Bearbeiten] Kultur
[Bearbeiten] Traditionelle Kultur

Die etwa 60 Ethnien in Burkina Faso sorgen für eine große Vielfalt an kulturellen Traditionen; Tanz, Musik und die Verwendung von Masken sind prägend für die sudanischen Savannenvölker. Zu vielen Anlässen des Gemeinschaftslebens finden Feste und Zeremonien statt, bei denen das kulturelle Repertoire präsentiert wird. Bedeutend sind die Griots, die für die Wahrung und Weitergabe der Geschichte und Traditionen zuständig sind. Dies geschieht durch mündliche Überlieferung von einer Generation auf die nächste.
Das Kunsthandwerk der zahlreichen Ethnien hat sein Forum mit dem im Wechsel zum FESPACO stattfindenden (Salon international de l'artisanat de Ouagadougou) SIAO.
[Bearbeiten] Literatur
Die Schriftlosigkeit der sudanischen Völker bedingte, dass erst mit europäischem Einfluss schriftliche Literatur entstehen konnte, die zum Teil auf den Erzähltraditionen gründete. Nazi Boni veröffentlichte 1962 Crépuscule des temps anciens, eine Erzählung über den Einfluss der westlichen Kultur auf die traditionelle Gesellschaft seines Volkes. Weitere Schriftsteller sind Monique Ilboudo und Jean-Pierre Guingané. Eine der bekannten Persönlichkeiten Afrikas ist Joseph Ki-Zerbo, der zahlreiche Werke zur Geschichte Afrikas veröffentlichte.
[Bearbeiten] Musik und Film
Die lokale Musikszene wird geprägt von Musikern, die traditionelle Musik mit modernen Elementen verbinden (musique tradi-moderne), wie etwa Georges Ouédraogo, Améty Méria, Bil Aka Kora, Sami Rama oder Idak Bassové. Eine beliebte Sängerin im Lande ist Sonia Carré d'As. Für kritische Texte bekannt und äußerst geschätzt war Black So Man, der auf dem Höhepunkt seiner Karriere in einen Autounfall verwickelt wurde, an dessen Folgen er einige Jahre später starb. Zouk ist sehr beliebt und einen wahren Boom erleben Hiphop mit seinen Stars Smockey und Yeleen sowie Coupé-Décalé, ein neuer Musikstil, der von Abidjan ausgehend rasch an Popularität in Burkina Faso gewinnen konnte. Internationale Aufmerksamkeit, wie die Kollegen aus Mali, erlangen burkinische Musiker noch recht selten. Farafina gewann vor einigen Jahren im Ausland an Bekanntheit, unter anderem durch eine Zusammenarbeit mit den Rolling Stones.
Als ein Zentrum des afrikanischen Filmschaffens gilt Burkina Faso nicht zuletzt durch das seit 1969 alle zwei Jahre stattfindende panafrikanische Filmfestival FESPACO. International bekannt wurden die Regisseure Idrissa Ouédraogo, Pierre Yaméogo oder Gaston Kaboré. Auch Dani Kouyaté und Fanta Régina Nacro sind beachtenswerte Filmemacher. Dem Publikum werden meist aber Produktionen aus Hollywood oder Indien (Bollywood) präsentiert.
[Bearbeiten] Sport
Die Bewohner Burkina Fasos sind sportbegeistert; wie vielerorts ist Fußball Nationalsport. Der burkinischen Nationalmannschaft gelingt gelegentlich die Qualifikation zur Afrikameisterschaft, wo sie allerdings nur selten Aufsehen erregen kann, so beim Turnier 1998 im eigenen Land, bei dem Platz 4 erreicht wurde. Im Februar 2007 befand sie sich auf Platz 57 der FIFA-Weltrangliste[18]. Die Erfolge der Jugendnationalmannschaften in den letzten Jahren lassen das Land auf eine weitere positive Entwicklung hoffen.[19] Um die burkinische Meisterschaft kämpfen jedes Jahr 14 Vereine, von denen der größte Teil aus Ouagadougou stammt. Nationaler Verband ist die Fédération burkinabè de football (FBF), die mit der Unabhängigkeit 1960 gegründet und 1964 Mitglied des Weltverbandes FIFA wurde.
Bei den Olympischen Sommerspielen 2004 in Athen nahm Burkina Faso mit fünf Athleten teil; drei Leichtathleten, einem Schwimmer und einer Judoka.
Das 1965 gegründete Nationale Olympische Komitee Comité national olympique et des sports burkinabè (CNOSB) ist als Mitglied des IOC (seit 1972) verantwortlich für den Sport im Lande; bei der Jugend beliebt sind Basketball und Volleyball. Jedes Jahr findet das Radrennen Tour du Faso statt. Als nationales Erbe wird Afrikanisches Ringen (lutte traditionelle) gepflegt, bei dem sich vor allem die Samo hervortun.
Mit der Teilnahme an den Radsport-Weltmeisterschaften 2006 in Salzburg haben erstmals burkinische Rad-Rennfahrer an einem internationalen Profirennen teilgenommen. Auch wenn Jérémie Ouédraogo (Führender der UCI Africa Tour und Gewinner der Tour du Faso 2005), Saïdou Rouamba und Abdoul Wahab Sawadogo in der zweiten von zwölf Runden aufgegeben haben, so hat das neue Reglement der Union Cycliste Internationale (UCI) dennoch die erstmalige Teilnahme afrikanischer Staaten an den Weltmeisterschaften ermöglicht.
[Bearbeiten] Medien
Die Medienlandschaft wurde in den letzten Jahren vielseitiger, neue private Radiostationen werben um Hörer und private Fernsehsender entwickeln sich zur Konkurrenz zur staatlichen RTB. Zeitungen sind zum Teil sehr dünn und die Journalisten oft schlecht ausgebildet. Dies und hohe Produktionskosten haben negativen Einfluss auf die Qualität der Produkte.[20] Die Auflagen sind recht niedrig (3000–5000 Exemplare[21]) wobei jedes Exemplar verliehen und so von mehreren Menschen gelesen wird.[20] Täglich erscheinen unter anderem L'Observateur paalga, Le Pays und Sidwaya, wöchentlich L'Indépendant, Bendré oder San Finna.
Die Presse hat gewisse Möglichkeiten, die Verhältnisse zu kritisieren. Trotzdem bestehen von der Staatsmacht ungeschriebene rote Linien, die zu überschreiten gefährlich werden kann, wie im Fall des ermordeten Journalisten Norbert Zongo vermutet wird.
Französische Medien sind in allen Formen vorhanden; RFI, TV5MONDE, Canal+ und unzählige Printerzeugnisse werden von all denen genutzt, die es sich leisten können.
[Bearbeiten] Küche
Die burkinische Küche ist sehr einfach; Hirse- oder Maisbrei (tô) sowie Reis werden mit diversen Gemüsesoßen serviert, für die auch zahlreiche Wildpflanzen verwendet werden. Gelegentlich gibt es Fonio, eine lokale Getreidesorte. Zur Grundlage der burkinischen Küche gehören auch Maniok, Jamswurzel und Süßkartoffeln. Rind-, Lamm-, und Hühnerfleisch sind beliebt, aber auch Perlhühner und Wildfleisch von Savannentieren. Im Süden isst man auch Schweinefleisch, oft aus dem Lehmofen. Eine Süßspeise ist dégué. Im Lande gedeihen viele Früchte, beispielsweise Mangos, Bananen, Papayas. Zu Trinken gibt es Ingwersaft, Tamarindensaft oder bissap. Von zeremonieller Bedeutung ist zoom-koom, eine Art Hirsewasser mit dem Fruchtfleisch der Baobab-Früchte. In den Städten wurde das traditionelle Hirsebier (dolo) von Flaschenbier verdrängt. Brakina und So.B.Bra. sind einheimische Biermarken. Im Südwesten wird auch Palmwein getrunken und Horchata, ein milchiges Getränk aus Erdmandeln angeboten.
[Bearbeiten] Feiertage
Datum | Name | Deutscher Name | Anmerkungen |
---|---|---|---|
1. Januar | Jour de l'an | Neujahrstag | Erster Tag im neuen Jahr |
8. März | Journée de la femme | Tag der Frau | Internationaler Frauentag; nur in Burkina Faso offizieller Feiertag |
Variierend | Tabaski | Tabaski | Muslimisches Opferfest |
Variierend | Lundi de Pâques | Ostermontag | Erinnerung an die Auferstehung Christi |
1. Mai | Fête du travail | Tag der Arbeit | Internationaler Tag der Arbeit |
Variierend | Ascension | Christi Himmelfahrt | Erinnerung an die Himmelfahrt Christi |
Variierend | Mouloud | Mouloud | Erinnerung an den Geburtstag des Propheten Mohammed (Mawlid an-Nabi) |
Variierend | Pentecôte | Pfingsten | Christlicher Feiertag |
4. August | Anniversaire de la révolution | Jahrestag der Revolution | Erinnerung an die Revolution Sankaras 1983 |
5. August | Fête de l'indépendance | Unabhängigkeitsfest | Erinnerung an die Unabhängigkeit 1960 |
15. August | Assomption | Maria Himmelfahrt | Erinnerung an Marias Himmelfahrt |
15. Oktober | Anniversaire de la rectification | Jahrestag der Berichtigung | Jahrestag des Sturzes von Thomas Sankara, offiziell der „Berichtigung“ der Revolution von 1983 |
1. November | Toussaint | Allerheiligen | Gedenken an alle christlichen Heiligen |
11. Dezember | Fête nationale | Nationalfeiertag | |
25. Dezember | Noël | Weihnachtstag | Erinnerung an die Geburt Christi |
[Bearbeiten] Literatur
- Erika Därr, Thomas Baur, Gerhard Göttler: Westafrika, Band 1: Sahelländer. REISE-KNOW-HOW Verlag Peter Rump, Bielefeld 2006, ISBN 3831714126
- Raimund Hörburger, Helmut Nehr, Sabine Neuweg: Burkina Faso. Unterentwicklung und Selbsthilfe in einem Sahel-Land. Brandes & Apsel, Frankfurt am Main 1991, ISBN 3925798498
- Erich Schmitz: Politische Herrschaft in Burkina Faso. Von der Unabhängigkeit bis zum Sturz Thomas Sankaras, 1960–1987. 1990, ISBN 3-980-19447-7
- Sylviane Janin: Burkina Faso. Éditions Olizane, Genf 2003
- Danielle Ben Yahmed: Atlas de l'Afrique. Burkina Faso. Les Éditions du Jaguar, Paris 2005
[Bearbeiten] Siehe auch
![]() |
Portal: Burkina Faso – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Burkina Faso |
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Burkina Faso – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
Wiktionary: Burkina Faso – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen |
Wikimedia-Atlas: Burkina Faso – Geografische und historische Karten
- Burkina Faso – Reiseinformationen bei Wikitravel
- Länderinformation des deutschen Auswärtigen Amtes
- Website des Staatspräsidenten (französisch)
- Informationssite der Regierung über Burkina Faso (französisch)
- Nachrichtenportal aus Burkina Faso (französisch)
- Deutsche Entwicklungszusammenarbeit mit Burkina Faso
- Netzwerk privater Entwicklungszusammenarbeit mit Burkina Faso
[Bearbeiten] Quellennachweise
- ↑ a b c CIA – The World Factbook
- ↑ SEDAC (Columbia University)
- ↑ bevoelkerungsstatistik.de
- ↑ US Departement of State – International Religious Freedom Report 2005
- ↑ a b c KfW-Projektbeschreibung
- ↑ a b In: The Africa Report. Africa in 2007. S. 185
- ↑ Freedom House Country Report 2005
- ↑ Verteidigungsministerium Burkina Fasos
- ↑ Jean-Baptiste Marot: Jusqu'au ira la grogne ?, In: Jeune Afrique, Nr. 2401, Januar 2007
- ↑ Société nationale d'électricité du Burkina
- ↑ In: Jeune Afrique. Nr. 2391, November 2006
- ↑ Wolfgang Uchatius: Der Norden sät den Hunger. In: DIE ZEIT, 14. August 2003
- ↑ In: The Africa Report. Africa in 2007. S. 109
- ↑ Regierung Burkina Fasos
- ↑ Orezone
- ↑ L'Observateur paalga
- ↑ [1] lefaso.net. 29. Dezember 2006
- ↑ FIFA-Weltrangliste Februar 2007
- ↑ FIFA – Ambitious Stallions Look to Young Colts, 14. November 2006
- ↑ a b Frank Wittmann: Medienpluralismus in einem semiautoritären System. In: medienheft, 29. März 2005
- ↑ Informationsministerium Burkina Fasos
Koordinaten: 12° 16' N, 2° 4' W
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Andere Gebiete: Ceuta | Îles éparses | Kanarische Inseln | Madeira | Mayotte | Melilla | Réunion | St. Helena | Westsahara
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