Jawor
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Jawor | |||
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Basisdaten | |||
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Staat: | Polen | ||
Woiwodschaft: | Niederschlesien | ||
Landkreis: | Jawor | ||
Fläche: | 18,8 km² | ||
Geographische Lage: | Koordinaten: 51° 3' N, 16° 11' O51° 3' N, 16° 11' O | ||
Einwohner: | 24.445 (30. Juni 2005) | ||
Postleitzahl: | 59-400 bis 59-402 | ||
Telefonvorwahl: | (+48) 76 | ||
Kfz-Kennzeichen: | DJA |
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Wirtschaft & Verkehr | |||
Straße: | E65 Bolków–Legnica | ||
Nächster int. Flughafen: | Breslau | ||
Gemeinde | |||
Gemeindeart: | Stadtgemeinde | ||
Verwaltung (Stand: 2007) | |||
Bürgermeister: | Artur Urbański | ||
Adresse: | Rynek 1 59-400 Jawor |
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Webpräsenz: | www.jawor.pl |
Jawor [ˈjavɔr] (deutsch Jauer) ist eine Kreisstadt in der Woiwodschaft Niederschlesien in Polen. Die Stadt liegt rund 70 km westlich von Breslau an der Wütenden Neiße (poln. Nysa Szalona), gehört der Euroregion Neiße an und zählt fast 25.000 Einwohner
Jauer fiel 1945 an Polen, vorher war es Teil der preußischen Provinz Niederschlesien gewesen. Bekannt ist die Stadt vor allem für ihre Friedenskirche, die seit 2001 zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Stadtwappen
Schon 1300 begegnete man auf dem ältesten Siegel der Stadt, der Darstellung der Legende vom hl. Martin von Tours, Schutzpatron der Stadt, wie er seinen Mantel mit dem Bettler teilt. Seit der Mitte des 17. Jahrhunderts bis um 1945 bestand das Stadtwappen aus zwei gesonderten Schildern, auf dem rechten das rot-schwarze Schachbrett der Schweidnitzer Piasten, auf dem linken der heilige Martin. Das heutige Wappen, um 1992 endgültig angenommen, zeigt den hl. Martin in blauem Felde auf einem Schimmel, mit rotem Mantel, der dem auf dem Boden sitzenden halbnackten Bettler in Weiß seinen Mantel herabreicht.
[Bearbeiten] Geschichte
Der Name der Stadt in der heutigen polnischen und gleichzeitig der alten deutschen Schreibweise erscheint in den Dokumenten bereits im 12. Jahrhundert (12. April 1177) und ist slawischen Ursprungs (polnisch jawor – Ahornbaum).
Das Gebiet war bereits vor dem Jahr 1000 bewohnt, was durch die vielen Urnenfunde in der Stadt und im benachbarten Dorf Altjauer (Stary Jawor) bezeugt wird. Das genaue Datum für die Gründung Jawors nach dem Magdeburger Recht ist unbekannt, man weiß jedoch, dass Jauer in der Zeit der Mongoleninvasion einen eigenen Pfarrer besaß, denn Pfarrer Valentinus aus Jauer trat im Jahre 1242 als Zeuge einer Schenkungsurkunde für das Trebnitzer Kloster auf.
Dieses alte Jawor war eine Stadt der Handwerker und Ackerbürger und Erholungsort für Kauf- und Fuhrleute, denn die Stadt lag neben wichtigen Handels- und Militärstraßen aus Breslau, Striegau, Goldberg (Złotoryja) und Löwenberg (Lwówek Śląski), die sich hier begegneten, und vor allem an der wichtigen Handelsroute zwischen Polen, Schlesien und Sachsen.
Zum Range der Haupt- und Residenzstadt eines unabhängigen piastischen Herzogtums im Jahre 1278 erhöht, gewann Jauer größere Bedeutung, da es zum Sitz eines herzoglichen Vogts wurde, der im Schloss, genannt "hus", residierte. Der Rang einer Hauptstadt verhalf Jauer zu vielen neuen Privilegien, aber eine fürstliche Residenz ist Jauer trotz des Titels der Herzöge "Herr vom Jawor" nie gewesen. Am nächsten der Stadt verbunden war Heinrich I. "der Jauersche" (1301–1346), der aber in Jauer nur selten verweilte, da er die Städte am Bober – Hirschberg, Bunzlau und Löwenberg – überaus liebte und von dort zahlreiche Reisen in die benachbarten Lausitzen unternahm. Er förderte aber seine Hauptstadt und brauchte außerdem immer Geld; um es zu bekommen, verlieh er der Stadt (gegen klingende Münze) viele Privilegien: so bekam Jauer 1326 das sog. Meilenrecht, welches unter anderem die Ausübung des Brothandwerks und das Bierbraumonopol innerhalb dieser Messeinheit (35 Dörfer in der Umgebung der Stadt) einschloss, und erwarb 1329 das Privileg des freien Salzhandels und eigene hohe und niedrige Gerichtsbarkeit.
1368 starb Bolko II., genannt der Kleine, letzter piastischer Herzog von Schweidnitz-Jauer und die beiden Fürstentümer gerieten als zweites (nach Breslau) schlesisches Gebiet und so genannte Erblande unter die Herrschaft der böhmischen Krone. Bolkos Witwe Agnes von Habsburg († 1392) erhielt jedoch lebenslanges Nutznießungsrecht auf die beiden Fürstentümer, die als Aussteuer der Prinzessin Anna von Jauer, Gemahlin des Kaisers Karl IV., gedacht waren. König Wenzel IV., Karls und Annas Sohn, trat daher sein schlesisches Erbe erst nach Agnes´ Tod an. Agnes liebte und förderte die Stadt sehr. (1371 verlieh sie der Stadt das Recht, silberne Münze zu schlagen). Sie verweilte dort gerne und besaß in Jauer ein bis heute erhaltenes Haus. Sie schützte die Juden, deren Viertel schon im Jahre 1356 erwähnt wurde.
Jauer wurde nach ihrem Tode endlich zur „Residenz“, denn der königliche Landeshauptmann des Herzogtums Schweidnitz-Jauer bezog das Schloss und residierte dort bis 1741.
[Bearbeiten] Wichtige Jahreszahlen der späteren Geschichte der Stadt
[Bearbeiten] Unter den polnischen Piasten
Von 992 bis 1347 – siehe oben
[Bearbeiten] Unter den böhmischen Königen
- 1404 – Die Stadt erhielt das Recht, außer dem seit 1439 existierenden Donnerstagsmarkt den Samstagsmarkt abzuhalten. Dieser war dem Getreidehandel gewidmet und überlebte bis 1939.
- 1428 – Hussitenverbände überfielen das Fürstentum und verwüsteten die unmittelbare Umgebung Jauers. Die Stadt blieb verschont.
- 1434 – Gemeinsamer Kampf von Jauer, Breslau und Schweidnitz gegen die Hussiten, die aus den Gebieten dieser Herzogtümer verjagt wurden.
- 1434–35 – Die Raubritter machten die Gegend unsicher (besonders der berüchtigte Hans von Czirnau auf Burg Nimmersatt). Die beiden Fürstentümer stellten eine gemeinsame Armee von 400 Berittenen auf, um den Verheerungen entgegenzuwirken.
- 1454 – Der Wanderprediger Johannes Capistranus erschien in Jauer auf dem Weg aus Breslau nach Prag und hielt auch hier seine Predigten gegen Hussiten und Juden. 17 Jauersche Juden wurden auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Ein paar Jahre später wurden die Juden aus Jauer ausgewiesen.
- 1459 – Der hussitische böhmische König Georg von Podiebrad nahm in Jauer die Huldigung der Stände entgegen.
[Bearbeiten] Unter den Habsburgern
- 1526 – Der erste evangelische Prediger (Samuel Frenzel) wurde nach Jauer berufen.
- 1543 – Man erbaute in der Stadt eine Badeanstalt.
- 1550 – um: Blütezeit Jauers als Zentrum des schlesischen Leinenhandels.
- 1564 – Die Stadt stellte einen Stadtphysicus (-arzt) und 1586 auch einen Wundarzt an.
- 1618 – Die Stadt zählte 1400 Einwohner.
- 1618 – Der 30-jährige Krieg brach aus. Die Jauerschen Stände stellten sich auf die Seite der Protestanten.
- 1620 – Der "Winterkönig" Friedrich V. von der Pfalz nahm auf dem Schloss von Jauer die Huldigung der Stände entgegen.
- 1622 – Die Stände huldigten dem Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen, der als Vertreter des Kaisers nach Jauer kam.
- 1626 – Wallenstein erschien in Jauer und hinterließ 1200 Soldaten im Winterquartier, die die Stadt bis zum Sommer 1627 versorgen musste.
- 1629-1644 – Die Stadt geriet mehrere Male in die Hände verschiedener gegnerischer Armeen; die Katholiken verjagten die protestantischen Geistlichen und die Schweden die katholischen. Unabhängig vom Bekenntnis plünderten und zerstörten alle – Österreicher, Schweden und Sachsen.
- 1644–48 – Die Stadt fiel endgültig in schwedische Hände.
- 1648 – Am 25. Juli eröffnete der kaiserliche Kommandant in Liegnitz die Belagerung von Jauer. Nach heftigen Kämpfen kapitulierten die Schweden. Für ihre Zusammenarbeit mit den Schweden wurden die Jaueraner – mehrheitlich Protestanten – furchtbar bestraft: Die Stadt wurde in Brand gesteckt und verwüstet, nur das Rathaus, die Kirchen St. Martin und Kloster samt ein paar Bürgerhäusern am Ring wurden verschont.
- 1648 – Ende des Krieges – die Stadt zählte 150 Einwohner.
- 1653 – Eine kaiserliche Kommission bereiste Jauers Umgebung und gab alle ursprünglich katholischen Kirchen an den katholischen Klerus zurück. Da die Bevölkerung der Gegend mehrheitlich lutherisch war, blieb sie ohne Gotteshäuser und musste zu Gottesdiensten ins benachbarte Herzogtum Liegnitz fahren, dessen piastische Fürsten Protestanten waren und wo Religionsfreiheit herrschte.
- 1654–55 – Bau der evangelischen Friedenskirche zum Heiligen Geist. Sie war eine der drei Friedenskirchen (Glogau, Jauer, Schweidnitz), die den schlesischen Protestanten aus kaiserlichen Gebieten im Westfälischen Frieden von 1648 zugestanden wurden. Später durch Bau von zusätzlichen Emporen erweitert, bot sie 6.000 Gläubigen Platz.
- 1680 – Große Pest wütete in Jauer.
- 1683 – Otto Christian Ockel eröffnete die erste Buchdruckerei in Jauer.
- 1700 – Der Handel gedieh, durch die Einführung des Postverkehrs begünstigt.
- 1709 – Die Friedenskirche erhielt einen Glockenturm.
[Bearbeiten] Unter der preußischen Krone
- 1741 – Friedrich der Große begann seine Eroberung Schlesiens. Am 26. Januar besetzte er Jauer. Am 23. Februar wurde der kaiserliche Landeshauptmann aus dem Jauerschen Schloss verjagt.
- 1744–45 – Zweiter Schlesischer Krieg. In der Nähe von Jauer wurde am 4. Juni 1745 die Schlacht bei Hohenfriedeberg ausgefochten.
- 1748 – Friedrich II. verwandelte das Schloss in eine Strafanstalt. Das Gebäude übte diese Funktion bis 1948 aus.
- 1756 – Der Siebenjährige Krieg begann. Jauer wurde von österreichischen und ungarischen Truppen eingenommen, der preußische Magistrat aufgelöst. Jauer und das Fürstentum huldigten Maria Theresia von Österreich-Ungarn.
- 1757 – Nach der Schlacht bei Leuthen kehrten die preußischen Behörden zurück.
- 1761 – August: Russische Verbündete Maria Theresiens zogen durch das Jauersche Territorium, alles plündernd und zerstörend.
- 1763 – Beendigung des Krieges, endgültige Stabilisierung der preußischen Herrschaft. Jauer trug eine große Schuldenlast.
- 1776 – Am 2. August wurde Jauer von einem großen Brand heimgesucht, 137 Häuser gingen in Flammen auf. Friedrich II. kam persönlich nach Jauer, um die Schäden zu besichtigen, erteilte der Stadt Zuwendungen (106 000 Taler) und entsandte einen Baumeister, der den Aufbau leitete. Das heutige Aussehen der Stadt geht im Wesentlichen auf seine Planung zurück.
- 1788: Jauer erhielt ein Füsilier-Bataillon als ständige Garnison.
- 1799: Jauer bekam ein eigenes Stadt-Theater.
- 1795 – Dritte Teilung Polens. Der größte Teil Westpolens mit Warschau wurde preußisch (bis 1806). Von preußischen Behörden ermuntert, wanderten viele Handwerker aus Jauer und dem Fürstentum nach Polen aus, besonders in Schlesiens Nähe liegende Gebiete.
- 1806–1808 – Nach der Niederlage Preußens bei der Schlacht bei Jena und Auerstedt erhielt Jauer eine französische Besatzung und musste eine große Kontribution zahlen.
- 1807 – Preußische Verwaltungsreform. Nach 600 Jahren hörte das Fürstentum Jauer zu existieren auf, Jauer wurde zu einer Kreisstadt degradiert.
- 1813 – Großer Befreiungskrieg: Das Lützowsche Korps mit den Dichtern Joseph von Eichendorff und Theodor Körner und mit dem späteren "Turnvater" Friedrich Ludwig Jahn in seinen Reihen stand in Jauer. Jauer hatte 4.000 Einwohner.
- 1813 – Am 26. August fand in unmittelbarer Nähe der Stadt die Schlacht an der Katzbach statt (Preußen/Russen unter Blücher gegen Franzosen/Sachsen/Württemberger unter Macdonald). Blücher trug den Sieg davon, die mitkämpfenden Russen gaben ihm den Beinamen "Marschall Vorwärts". Es begann die längste Friedensperiode in der Geschichte der Stadt, die bis Januar 1945 dauern sollte.
- 1818 – Die "Jauersche Zeitung" begann zu erscheinen. Sie überdauerte bis 1945.
- 1822 – Reguläre Postkutschenverbindung zweimal in der Woche unter anderem nach Glogau und Neiße, Einführung der Straßenbeleuchtung.
- 1840 – Ernsthafte Krise der schlesischen Leinwandindustrie und der Absatzmärkte fur Handwerksprodukte. Scharen von Handwerkern wanderten nach Russisch-Polen (besonders Kalisch, Łódź und Łęczyca) aus, da die russischen Behörden leichte Existenzgründung versprachen, und gründeten dort deutsche evangelische Gemeinden, die bis 1945 und teilweise bis zum heutigen Tage – als polnische evangelische Gemeinden – bestanden. Im selben Jahre entstand in Jauer ein Industriezweig, der bis 1945 blühen sollte – die Herstellung der "Jauer-Wagen" begann.
- 1844 – Der Stadtpark entstand.
- 1856 – Jauer wurde an das Eisenbahnnetz angeschlossen.
- 1866 – Das Kreiskrankenhaus entstand.
- 1866 – Beseitigung der Stadtmauern
- 1869 – Einweihung des Städtischen Gymnasiums.
- 1901 – Das Telefon kam nach Jauer.
- 1911 – Der Dresdener Großkaufmann jüdischen Glaubens Bruno Fuchs, aus Jauer gebürtig, schenkte der Stadt 5000 Goldmark für die Anlage eines neuen Stadtparks jenseits der Wütenden Neiße, der den Namen des Stifters erhielt und sogar in der Nazizeit behielt.
- 1914–16 – Die Stadt wurde kanalisiert.
[Bearbeiten] Weimarer Republik und Drittes Reich
- 1919 – Elektrifizierung
- 1932 – Preußische Verwaltungsreform. Kreis Jauer wurde aufgelöst, Jauer kam zum Kreise Liegnitz.
- 1933 – Januar – Machtübernahme der NSDAP. Oktober – Kreis Jauer entstand nach nur einem Jahre wieder, diesmal mit Bolkenhain innerhalb seiner Grenzen. Im selben Jahre übernahm die Stadt die Leitung des Theaters, das zum Niederschlesischen Landestheater umgebildet wurde. In 1940 spielte das Theater in 68 benachbarten Orten Niederschlesiens.
- 1935 – Erbauung des Olympischen Schwimmbeckens (Wiesenstrandbad, Zahl der Besucher in diesem Jahre: 105 000 Personen). Langjähriger Bürgermeister Heinrich Evert trat zurück; das Amt des Bürgermeisters wurde vom zeitweiligen Kreisleiter der NSDAP Erich Tschäpe übernommen, der die Stadt bis 1945 leitete.
- 1936–1937: Anlage des Sportstadions im Stadtpark
- 1939 – Jauer hat 13.847 Einwohner (75 % protestantisch, 25 % katholisch). Die Stadt wurde dem Ferngasnetz der Ferngas-AG Schlesien angeschlossen, die alte Gasanstalt stillgelegt. Die Spareinlagen der Bevölkerung (Städtische Sparkasse) betrugen in diesem Jahre 7 563 406 RM. Die Volksschulen wurden von 1.575 Kindern besucht und kosteten die Stadt in diesem Jahr 32 928 RM. Außerdem hatte Jauer ein Lyzeum, eine Städtische Berufsschule und eine Landwirtschaftsschule. Ein geselliger Höhepunkt war das alljährige "Würstelfest", das bis ca. 1942 gefeiert wurde. Eine berühmte Spezialität war auch der "Bienenkorb", der von der gleichnamigen Konditorei am Ring hergestellt wurde. Auch heute noch grüßt ein goldener Bienenkorb an dem Haus die hungrigen Spaziergänger in der Stadt. Die Spezialität selbst wird aber nicht mehr hergestellt.
- 1945 – Mitte Januar – sowjetische Truppen näherten sich Jauer.
- 1945 – Am 6. Februar begann die Evakuierung der Zivilbevölkerung nach Böhmen.
- 1945 – Am 12. Februar schlugen in Jauer gegen Mittag die ersten Granaten sowjetischer Geschütze ein. In der Stadt waren nur etwa 1000 bis 1500 alte und kranke Menschen geblieben. Jauer wurde vom Volkssturm verteidigt. Etwa um 17 Uhr wurde die Stadt von der Roten Armee eingenommen.
- 1945 – Am 13. und 14. Februar steckten sowjetische Soldaten das eroberte Jauer in Brand. Zwei Ringseiten mit wertvoller Bausubstanz gingen zugrunde.
- 1945 – Am 28. April übergaben sowjetische Militärbehörden die Verwaltung der Stadt den Polen.
[Bearbeiten] Polen
- 1945 – 2. August Potsdamer Abkommen. Die polnische Besitzergreifung von Schlesien begann.
- 1945 – Herbst – Zeit der "unorganisierten Vertreibung" der Deutschen. Viele Ausschreitungen der polnischen Verwaltung gegen die alte Bevölkerung
- 1946–47 – Organisierte Ausweisung der deutschen Einwohner. Die ersten Gruppen wurden in die britische Besatzungszone verschickt, die letzten (um 1947) in die SBZ (spätere DDR). Gleichzeitig Wiederaufbau der Jaworschen Industrie (Öfen- und Möbelfabriken).
- 1961–65 – Wiederaufbau der zerstörten Teile des Rings, jedoch nicht in historisch gerechtem Stil
- 1970 – Weitere Förderung der Industrie in Jawor, die aber recht einseitig auf Bedürfnisse des Comecon eingerichtet war
- 1975 – Polnische Verwaltungsreform. Kreise wurden abgeschafft, neue, kleinere Woiwodschaften kreiert. Jawor kam zur Woiwodschaft Liegnitz und wurde zur Hauptstadt einer Gemeinde degradiert.
- 1970–85 – Bau von vielen neuen Wohnsiedlungen auf der alten "Viehweide".
- 1990–2003 – Nach der Wende ernsthafte Krise der Industrie in Jawor : 25% Arbeitslose.
- 1990 – Die "Jauersche Zeitung" entstand wieder als polnische "Gazeta Jaworska" durch Initiative des Kulturdezernenten der Stadt, Josef Noworól. Sie brachte in den nächsten 5 Jahren etwa 300 Artikel über die (bisher eher verdrängte) deutsche Vergangenheit von Jawor.
- 1995–2003 – Vollständige Restaurierung der evangelischen Friedenskirche mit Mitteln der UNESCO, der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit, der Europäischen Union und der Familie von Richthofen.
- 1997 – Die große Überschwemmung im Juli erfasste auch Jawor - die schon im Mittelalter unberechenbare "Wütende Neiße" trat aus ihren Ufern – die Schäden waren jedoch gering. In diesem Jahr erhielt das Haus am Ring, in welchem die Jauersche Dichterin Henriette Hanke fast ihr ganzes Leben verbracht hatte, eine Gedenktafel.
- 1996 – Anfang der ab 1996 alljährlich im September organisierten Brotmessen.(Initiative der "Gazeta Jaworska"). Bäcker und Zuckerbäcker aus Polen, Sachsen und Tschechien versammelten sich in Jawor. (2003: 300 Teilnehmer)und zeigten ihre Produkte. Zu den Messen kamen hohe Politiker aus den drei Ländern.
- 1999 – Verwaltungsreform. Jawor kam als eine Kreisstadt zur Woiwodschaft Niederschlesien. Der neue Kreis Jawor umfasst jedoch, unter Verletzung der historischen Grenzen, Gemeinden und Ortschaften, die bis 1807 zum Herzogtum Liegnitz gehörten und verlor Gemeinden aus dem alten Fürstentum Jauer.
- 2000: Das Haus Nr. 34 am Ring, wo der Dichter Johann Christian Günther während seiner Aufenthalte in Jauer wohnte, erhielt eine von der Heimatgruppe Jauer in Herne gestiftete Gedenktafel.
- 2005: Das Herzogtum Schweidnitz-Jauer wurde symbolisch wiederhergestellt, als eine Form der Zusammenarbeit zwischen den Kreisen Schweidnitz und Jauer und den Städten Bolkenhain, Jauer und Schweidnitz. Die übrigen Kreise des alten Herzogtums – Hirschberg, Goldberg und Bunzlau – bleiben vorläufig dem Zusammenschluss fern.
[Bearbeiten] Sehenswürdigkeiten
- Evangelische Friedenskirche zum Heiligen Geist (Barock, 1654–55)
- Städtische katholische Pfarrkirche zum Hl. Martin von Tours (gotisch, 13.–14. Jh.)
- Rathaus (gotischer Turm 1537, Hauptgebäude Historismus um 1896)
- Ring – viele wertvolle Bürgerhäuser mit Lauben, 16. bis 19. Jh.
- Striegenturm (Wieza Strzegomska) – 14. Jh., einziger erhaltener Wehrturm am ehem. Striegauer Tor
- Ehemalige Franziskanerkirche mit Kloster (gotisch um 1490), heute Regionalmuseum
- St. Adalbertkapelle (um 1390), ehemalige Synagoge, im 17. Jh. als barocke Kapelle umgebaut
- Herzogin-Agnes-Haus (ursprünglich gotisch, 14.–19.Jh.)
- Piastenschloss (um 1270 bis 1680, Renaissance)
[Bearbeiten] Söhne und Töchter der Stadt
- Georg Friedrich Schröer, (* 1663, † 1739 ), lutherischer Theologe
- Christoph Hackner (* 1663, † 1741 ), bedeutender Architekt des Barock
- Karl Friedrich Flögel (* 1729, † 1788), Kultur- und Literaturhistoriker
- Henriette Hanke (* 1785, † 1862), Schriftstellerin;
- Heinrich Otto Meisner (* 1850, † 1932), berühmter Archivar
- Arthur Lieutenant (* 1884, † 1968), deutscher Politiker
[Bearbeiten] Siehe auch
Friedenskirchen - Vertrag von Altranstädt
[Bearbeiten] Literatur
- v.Freyer, A.: Jauer und das Jauerland/Jawor i Ziemia Jaworska, Jawor 1995
- v.Freyer, A./Skoczylas-Stadnik, B./Szkiladz, M.: Die Friedenskirche zu Jauer/Kosciol Pokoju w Jaworze/The Church of Peace in Jawor, Jawor 1996
- v.Freyer, A./Krajewski, J./Piotrowski, W.: Das Henryk-Dobrzycki-Krankenhaus in Jawor/Jauer, Jawor 1997
- Grynszpan, A. (Hg.): Jawor/Jauer, Jawor 2003
- Hahn, R./Töpfer, S.: Geschichtlicher Abriß der Jauerschen Vergangenheit, Herne 1994
- Heuber, G.: Die evangelische Friedenskirche in Jauer genannt zum Heiligen Geist, Jauer 1906
- Koischwitz, O.: Jauer - ein Wegweiser durch die Heimat und ihre Geschichte, Jauer 1930
- Meisner, H.: Erinnerungen an Jauer, Jauer 1927
- Sibmacher, J.: Grosses Allgemeines Wappenbuch, Band 15., Städtewappen, Nürnberg 1885
- Verwaltungsbericht der Stadt Jauer, Jauer 1940
- Fischer Christian - "Chronik der Schlesischen Kreisstadt Jauer von 1008 bis 1817" Jauer 1818
- Schonaich Gustaw "Die alte furstentumshapstadt Jauer" Jauer 1903
- Jan Rybotycki "Jawor od zarania dziejów do roku 1263" Jawor 1984
- Stanisław Jastrzębski - "Jawor i Okolice", Ossolineum 1973 r.
Bolków (Bolkenhain) - Stadt | Jawor (Jauer) - Stadt | Męcinka (Herrmannsdorf) | Mściwojów (Profen) | Paszowice (Poischwitz) | Wądroże Wielkie (Groß Wandriß)