Vorgeschichte des Zweiten Weltkrieges
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[Bearbeiten] Europa
Der Erste Weltkrieg hatte zum Zusammenbruch der Monarchien in Mittel- und Osteuropa und zur russischen Revolution geführt. Das Streben der Bolschewiki, die revolutionäre Bewegung im Zuge der Nachkriegswirren mit Hilfe der Kommunistischen Internationale auf ganz Europa auszudehnen (Spartakusaufstand, Béla Kun, Biennio rosso in Italien, Münchner Räterepublik, Aufstandsversuch in Österreich am 12. Juni 1919) hatten reaktionäre, nationalistische Kräfte wie die Freikorps in Deutschland [1] [2] [3] und die Fasci di combattimento in Italien auf den Plan gerufen. Aus ihnen rekrutierte der Nationalsozialismus [4] bzw. der italienische Faschismus in den 1920er Jahren einen erheblichen Teil ihrer militanten Anhängerschaft. Diese Fasci waren es auch, die mit ihrem Marsch auf Rom Benito Mussolini bereits 1922 in die Regierungsverantwortung und 1924 an die volle Macht brachten. Hitler gelang dies mit Hilfe seiner "Sturmabteilungen" (SA) erst im Jahr 1933. Zur Zusammenarbeit der beiden Diktatoren kam es wegen der offenen Frage Südtirol erst 1936, als sich Hitler im Zuge der Äthiopienkrise auf Italiens Seite schlug und die Wirkung der Völkerbunsanktionen zu minimieren half.
Frankreich und Großbritannien verfolgten bis 1935 die Politik der kollektiven Sicherheit, die mit den Verträgen von Locarno (1926) eine friedliche Entwicklung in Europa zu sichern schien, mit der Machtübernahme Hitlers im Jahr 1933 allerdings obsolet war. Man gab daher der Deutschlandpolitik mit der Politik des Appeasement ab 1935 eine andere Ausrichtung. So wollte man durch Toleranz von Revisionen des Vertrages von Versailles Hitlers territorialen Ambitionen entgegenkommen und Hitlerdeutschland auf friedliche Weise in die europäische Staatengemeinschaft einbinden. Unter diesem Aspekt ist die Duldung der Eingliederung des Saarlands (1935), die Duldung des Einmarsches in das entmilitarisierte Rheinland (1936), der Anschluss von Österreich und die Abtretung des überwiegend deutschsprachigen Sudetenlandes von der Tschechoslowakei im Münchener Abkommen (1938) zu sehen. Das Ende der Appeasement-Politikkam mit dem vertragsbrüchigen Einmarsch deutscher Truppen in die verbliebenen Teile der Tschechoslowakei und der Abtrennung der Slowakei. Der Kurswechsel wurde nicht zuletzt von der öffentlichen Meinung in den beiden Appeasementstaaten erzwungen und führte zur Unterstützungserklärung für Polen im Falle ein Aggression Deutschlands und dem Angebot an die Sowjetunion im Rahmen eines Bündnisses einer weiteren Expansion Deutschlands gemeinsam mit Waffengewalt entgegen zu treten.
Hitler hatte die Appeasementpolitik als Schwäche missverstanden und war zur Überzeugung gelangt, dass die Westmächte auch in Zukunft seinen Plänen kaum im Wege stehen würden. Überdies hoffte er, im Bedarfsfall zu einer Einigung mit Grossbritannien zu kommen, von der er sich freie Hand im Osten erwartete. Hitlers Generalplan lief nach der Eingliederung der meisten deutschsprachigen Gebiete Europas in das neue Großdeutsche Reich, auf die Okkupation Polens und die anschliessende Niederwerfung der Sowjetunion hinaus, was ihm jenen Lebensraum im Osten verschaffen sollte, den er für die Verwirklichung seiner rassistischen Großmachtpolitik zu benötigen glaubte.
Die italienischen Faschisten hegten ähnlich expansive Absichten. In Anlehnung an das antike Römische Reich wurden Pläne verfolgt, die Italien erneut die Vormachtstellung zumindest im Mittelmeerraum sichern sollte. 1936 okkupierte Mussolini Äthiopien, was allerdings erst nach langen, verlustreichen Kämpfen gelang und Sanktionen des Völkerbundes nach sich zog. Im Zuge der Kompensation dieser Sanktionen kam man sich Deutschland näher. Dies sollte für die Souveränität Österreichs, das dabei seine einzige Schutzmacht verlor, fatale Auswirkungen haben. Im Jahr 1937 kam es im Rahmen des Spanischen Bürgerkrieges zur militärischen Zusammenarbeit der beiden Diktatoren auf Seiten der Truppen von General Francisco Franco. Ihre Streitkräfte erhielten dabei die Möglichkeit ihre neuesten Waffen und neuen taktischen Grundsätze zu erproben. Im April 1939 besetzte Italien auch Albanien.
Im August 1939 schlossen Deutschland und die Sowjetunion überraschend einen Nichtangriffspakt, der als Hitler-Stalin-Pakt in die Geschichte eingehen sollte. In einem geheimen Zusatzprotokoll des Paktes wurde die Aufteilung Europas in genau bezeichnete, aber nicht näher definierte "Interessensphären" beschlossen. Dies lief letztlich auf die Aufteilung von Polen zwischen Deutschland und der UdSSR, sowie der einseitigen Eroberung bzw. Besetzung weiterer Gebiete (u. a. die baltischen Staaten und Finnland) hinaus.
[Bearbeiten] Asien
Die japanische Expansionspolitik begann in den 1930er Jahren, nachdem der militärische Einfluss auf die Regierung immer stärker wurde. Das Hauptinteresse der japanischen Expansion galt China, dessen Region Mandschurei bereits 1931 annektiert und zum Protektorat Mandschuko erklärt wurde. Aufgrund internationaler Proteste trat Japan 1933 aus dem Völkerbund aus, 1936 schloss es sich dem Antikominternpakt an. 1937 begann der Zweite Sino-Japanische Krieg. Den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs in Europa nutzte Japan zur Besetzung von Indochina. In der Folge verhängten die USA und Großbritannien ein Embargo und froren die finanziellen Mittel Japans ein. 1940 unterzeichnete Japan den Dreimächtepakt mit Deutschland und Italien. Auf Grund des durch Großbritannien und der USA verhängten Embargos und der daraus resultierend fehlenden Rohstofflieferungen der Europäischen Verbündeten sahen die japanischen Militärs im Krieg mit den USA und Großbritannien die einzige Möglichkeit, den Untergang des japanischen Reiches zu verhindern.
[Bearbeiten] Chronologie Februar 1938 bis September 1939
- 4. Februar 1938 - Hitler etabliert nach Beseitigung der Heeresspitze in der Fritsch-Blomberg-Affäre das Oberkommando der Wehrmacht und übernimmt selbst deren Führung.
- 13. März 1938 - Anschluss Österreichs
- 27. August 1938 - Generalstabschef Ludwig August Theodor Beck tritt wegen Ablehnung des Kriegskurses Hitlers zurück
- 29. September 1938 - das vorwiegend deutschsprachige Sudetenland wird gemäß dem Münchener Abkommen von der Tschechoslowakei an Deutschland abgetreten
- 14. März 1939 - auf Druck Hitlers gibt die Tschechoslowakei die Zustimmung zur Unabhängigkeit der Slowakei
- 15. März 1939 - Einmarsch deutscher Truppen in die sog. Resttschechei, das Protektorat Böhmen und Mähren wird errichtet
- 21. März 1939 - Deutschland macht Polen das Angebot, Danzig dem Deutschen Reich anzugliedern und fordert exterritoriale Verkehrswege durch den polnischen Korridor. Ebenso wird eine gegenseitige Garantie der Grenzen angeboten.
- 23. März 1939 - Angliederung des unter litauischer Verwaltung stehenden Memellands an Deutschland
- 26. März 1939 - Polen lehnt das deutsche Angebot ab
- 27. März 1939 - Großbritannien führt die allgemeine Wehrpflicht ein
- 31. März 1939 - Frankreich und Großbritannien geben eine Garantieerklärung an Polen ab
- 3. April 1939 - Hitler befiehlt der Wehrmacht einen Feldzug gegen Polen vorzubereiten
- 7. April 1939 - Italien besetzt Albanien
- 12. April 1939 - Italien und Albanien bilden eine Personalunion
- 13. April 1939 - Frankreich und Großbritannien geben Garantieerklärungen an Griechenland und Rumänien ab
- 14. April 1939 - US-Präsident Roosevelt fordert Hitler und Mussolini auf keine weiteren Gewaltakte zu begehen. Ebenso schlägt er ihnen ohne Erfolg eine internationale Konferenz vor.
- 17. April 1939 - Beginn des diplomatischen Gesprächs Deutschlands mit der Sowjetunion
- 27. April 1939 - Deutschland kündigt das deutsch-britische Flottenabkommen von 1935
- 28. April 1939 - Deutschland kündigt den Nichtangriffspakt mit Polen von 1934
- 19. Mai 1939 - Französisch-polnische Militärkonvention wird unterzeichnet
- 22. Mai 1939 - Deutschland und Italien schließen ein Militärbündnis, den sog. Stahlpakt
- 20. August 1939 - Molotow überreicht dem deutschen Botschafter den Entwurf eines Nichtangriffpaktes (einschließlich des empfohlenen geheimen Zusatzprotokolles).
- 22. August 1939 - der britische Premierminister Chamberlain erklärt, dass ein deutsch-sowjetischer Vertrag die Haltung Großbritanniens für Polen in den Krieg zu ziehen nicht ändern würde
- 24. August 1939 - Die Sowjetunion unterzeichnet nach Abbruch der Verhandlungen mit Großbritannien und Frankreich unterzeichnen einen Nichtangriffspakt mit Deutschland, den sog. Hitler-Stalin-Pakt.
- 24. August 1939 - der schwedische Industrielle Birger Dahlerus unternimmt auf Bitten Görings einen Vermittlungsversuch mit Großbritannien
- 25. August 1939
- kurz nach 15 Uhr - Hitler gibt den Befehl zum Angriff auf Polen am frühen Morgen des 26. August
- um 18 Uhr - Mussolini erklärt Hitler, er sei zu einem Kriegseintritt militärisch nicht bereit
- gegen 18 Uhr - ein britisch-polnisches Militärbündnis, welches am selben Tag geschlossen wurde, wird in Berlin bekannt
- zwischen 18 und 19 Uhr - Zurücknahme des Befehls zum Angriff auf Polen, die in ihre Ausgangsstellungen marschierenden Truppen können noch rechtzeitig angehalten werden
- 26. August 1939 - der französische Ministerpräsident Daladier fordert Hitler zu unmittelbaren Verhandlungen mit Polen auf
- 29. August 1939 - in einer Unterredung mit dem britischen Botschafter fordert Hitler einen bevollmächtigten polnischen Unterhändler zum Abschluss eines Abkommens für den nächsten Tag
- 30. August 1939 - polnische Allgemeine Mobilmachung, sie wurde auf Drängen der Westmächte bis dahin hinausgezögert, um die laufenden Verhandlungen mit Hitler nicht zu gefährden
- 31. August 1939
- kurz nach 0 Uhr - Mussolini teilt den Botschaftern der Westmächte mit, er wolle Deutschland, Frankreich und Großbritannien zu einer Vermittlungskonferenz auf den 5. September einladen. Er wollte damit wohl seine Unfähigkeit Krieg zu führen verbergen.
- 12.40 Uhr - Hitler erlässt die Weisung Nr. 1 für die Kriegführung und befiehlt den Angriff auf Polen für den 1. September um 4.45 Uhr
- 18.30 Uhr - der polnische Botschafter wird vom Reichsaußenminister vorgelassen und abgewiesen, da er keine besonderen Vollmachten besitze
- 20 Uhr - der Überfall auf den Sender Gleiwitz wird als polnischer Angriff ausgegeben
- 21.15 Uhr - Übergabe der deutschen Vorschläge an den britischen Botschafter, welche den sofortigen Anschluss Danzigs und eine Abstimmung der Bevölkerung im polnischen Korridor (nicht vor Ablauf eines Jahres) beinhalten. Dem in dieser Volksabstimmung unterlegenen Staat sollte als Ausgleich eine exterritoriale Autobahn durch den Korridor gewährt werden [5]
- 21.25 Uhr - Übergabe der deutschen Vorschläge an den französischen Botschafter, Ablehnung der deutschen Vorschläge
- 1. September 1939
- 4.45 Uhr - Beginn des Angriffs auf Polen ohne vorherige Kriegserklärung
- gegen 6 Uhr - Luftangriff auf Warschau
- französische und britische Mobilmachung
- abends - Übergabe der deutschen Vorschläge an den polnischen Botschafter, Polen kann aber aus verfassungsrechtlichen Gründen keinen bevollmächtigten Unterhändler entsenden
- 2. September 1939 - Übermittlung eines wirkungslos bleibenden Vermittlungsvorschlags von Mussolini an Hitler, vor neuen Verhandlungen verlangen die Westmächte eine Räumung des polnischen Gebiets von den deutschen Truppen
- 3. September 1939 - Frankreich und Großbritannien erklären Deutschland den Krieg
- 09.September 1939 - Die Kommunistische Internationale erteilt die Weisung, den Abwehrkampf gegen Hitler zu sabotieren. [6]
- 17.September 1939 - Die Sowjetunion greift unter Bruch des Nichtangriffspaktes Polen an
- - Diese Chronologie findet eine Fortsetzung in der Zeittafel "Chronologie_Zweiter_Weltkrieg" -
[Bearbeiten] Deutsche Kriegsziele
[Bearbeiten] Kriegsziele in "Mein Kampf"
Grundsätzlich hat Hitler seine Kriegsziele bereits in seinem 1924 verfassten programmatischen Buch "Mein Kampf" festgelegt. Komponenten seines außenpolitischen Denkschemas waren:
- ein Bündnis mit England und Italien
- der Kampf gegen das angeblich "zerstörerische Wirken einer jüdischen Weltverschwörung"
- ein anti-bolschewistischer Vernichtungskampf zur Gewinnung von Lebensraum im Osten
Endziel war die Erringung einer deutschen Weltmachtstellung. „Deutschland wird entweder Weltmacht oder überhaupt nicht sein“, schrieb er in Mein Kampf.
Dort hatte Hitler Russland auch schon als „reif zum Zusammenbruch“ erklärt, weil „die Juden“ in der Revolution die „germanische Führungsschicht ausgerottet“ hätten und seinen Plan von der Gewinnung von Lebensraum im Osten dargelegt: „Wir stoppen den ewigen Germanenzug nach dem Süden und Westen und weisen den Blick nach dem Land im Osten.“ Hitler wollte dabei an die deutsche Ostsiedlung anknüpfen, die im 14. Jahrhundert geendet hatte, folgerichtig wurden Polen und Russland die Opfer dieses neuen Germanenzugs.
Nach dem geschichtlichen Vorbild der bis zum Pazifik reichenden Kosakenvorstöße beabsichtigte Hitler mit seiner stärksten Armeegruppe bis Indien und hinter dem Ural alle Gebiete zu erobern. Bauerntrecks sollten nach dem Vorbild der europäischen Siedlertrecks in Nordamerika sofort folgen und innerhalb von 20 bis 30 Jahren alles Land besetzen. Die „deutschrassige“ Bevölkerung sollte nach 50 Jahren auf 250 Millionen Menschen angewachsen sein.
Hitlers Russlandbild war wesentlich von Rosenberg geprägt. Den geopolitischen Konzeptionen Karl Haushofers, die ihm von Heß vermittelt worden waren, entnahm er den in seiner Gedankenwelt zentralen Begriff des Lebensraumes.
Besonders für den Reichsführer-SS Heinrich Himmler waren die Völker der Sowjetunion „Untermenschen“, die unterworfen oder vernichtet werden sollten. In der ersten Zeit nach dem Einmarsch in die Sowjetunion 1941 wurde an vielen Zeitungskiosken und Läden die Broschüre „Der Untermensch“ verkauft. Dieses Heft enthielt zahlreiche Bilder mit verzerrt fotografierten sowjetischen Gefangenen und hasserfüllten Texten. Sinn und Zweck war es, die deutsche Bevölkerung zum Kampf gegen die Sowjetunion zu mobilisieren und die Kriegsmoral zu stärken.
Im Jahre 1942, als man sich in Berlin mit den Aufmarschplänen für Afghanistan beschäftigte, wollte Konrad Meyer-Hetling, der den Generalplan Ost ausarbeitete, ganze Völker vernichten:
„Im Ostministerium interessiert nun aber ganz besonders die Frage, wo die rassisch unerwünschten Polen verbleiben sollen. Mehr oder minder 20 Millionen Polen in Westsibirien zwangsweise geschlossen anzusetzen, bedeutet zweifellos eine ständige, kompakte Gefahr des sibirischen Raumes, ein Herd des ständigen Aufruhrs gegen die deutsche Ordnungsmacht [...] Das man die Polenfrage nicht in dem Sinne lösen kann, dass man die Polen wie die Juden liquidiert, dürfe auf der Hand liegen. Eine derartige Lösung der Polenfrage würde das deutsche Volk bis in die ferne Zukunft belasten und uns überall die Sympathien nehmen, zumal auch andere Nachbarvölker damit rechnen müssten, bei gegebener Zeit ähnlich behandelt zu werden [...] Mehrere Millionen der uns gefährlichsten Polen im Wege der Auswanderung in Südamerika unterzubringen, erscheint nicht unmöglich.“
Die eroberte Sowjetunion sollte in verschiedene Gebiete unter der Leitung von Reichskommissaren aufgeteilt werden. Dabei sollten Weißrussen, Ukrainern und die baltischen Völkern als lebenswerte Völker eingestuft werden. Die Russen dagegen sollten „durchaus niedergehalten werden“ (Rosenberg). Verschiedene Vorschläge entstanden, wie das eroberte Land verteidigt werden könnte, so zum Beispiel durch ein System aus Mauern gegen den „Ansturm Asiens“. Das eroberte Osteuropa sollte von Deutschen besiedelt werden, die Bauern und zugleich auch Soldaten waren („Wehrbauern“). Heinrich Himmler plante außerden, das russische Volk durch die Verbreitung des Buddhismus oder der Lehre der Zeugen Jehovas zu befrieden, das heißt, jeden Willen zum Aufstand im Keim zu ersticken. Die slawischen Völker, vor allem diejenigen der Sowjetunion, sollten ungebildet bleiben, weshalb die Schulen und Universitäten geschlossen wurden. Als Bildungsziele legte Himmler fest: „Schreiben des Namens; eine Lehre, dass es ein göttliches Gebot ist, den Deutschen gegenüber ehrlich, fleißig und brav zu sein. Lesen halte ich nicht für erforderlich.“ Und ein anderer nationalsozialistischer Führer meinte: „Es genügt, wenn die Slawen bis hundert zählen können.“ Nach dem Willen der nationalsozialistischen Führung sollten die Völker Osteuropas für immer ungebildete, gehorsame und fleißige Land- und Hilfsarbeiter sein.
Vor 1933 waren solche Ideen kaum ernst genommen worden. Nach der Machtergreifung suchte Hitler, seine wahren Ziele so lange wie möglich zu verschleiern. Die Revision des Versailler Vertrags war für ihn lediglich ein Etappenziel, auch wenn er der deutschen und internationalen Öffentlichkeit jahrelang vorgaukeln konnte, es ginge ihm um das Selbstbestimmungsrecht der Deutschen. In Wahrheit ging es immer um die Gewinnung von Lebensraum im Osten, wie er es schon am 3. Februar 1933 in einer Ansprache vor Generälen der Wehrmacht erklärte: „Eroberung neuen Lebensraums im Osten u. dessen rücksichtslose Germanisierung.“
[Bearbeiten] Kriegsvorbereitungen im Vierjahresplan
In der Denkschrift zum Vierjahresplan von August 1936 formulierte Hitler:
“Ich stelle damit folgende Aufgabe: I. Die deutsche Armee muss in 4 Jahren einsatzfähig sein. II. Die deutsche Wirtschaft muss in 4 Jahren kriegsfähig sein.“
[Bearbeiten] Definition der Kriegsziele vor der militärischen Führungsspitze
Am 5. November 1937 präzisierte Hitler seine Kriegsziele vor Reichskriegsminister Blomberg, Oberbefehlshaber des Heeres Fritsch, Oberbefehlshaber der Kriegsmarine Raeder und Oberbefehlshaber der Luftwaffe Göring. (Hoßbach-Niederschrift):
„Das Ziel der deutschen Politik sei die Sicherung und Erhaltung der deutschen Volksmasse und deren Vermehrung. Somit handelt es sich um das Problem des Raumes. [...] Die deutsche Zukunft sei daher ausschließlich durch die Lösung der Raumnot bedingt ... [...] Die einzige ... Abhilfe läge in der Gewinnung eines größeren Lebensraumes [...] Zur Lösung der deutschen Frage könne es nur den Weg der Gewalt geben ... [...] dann bleibe nur noch die Beantwortung der Fragen "wann" und "wie" ... Sollte der Führer noch am Leben sein, so sei sein unabänderlicher Entschluss, spätestens 1943/45 die deutsche Raumfrage zu lösen. [...] Zur Verbesserung unserer militär-politischen Lage müsse in jedem Fall einer kriegerischen Verwicklung unser 1. Ziel sein, die Tschechei und gleichzeitig Österreich niederzuwerfen, um die Flankenbedrohung eines etwaigen Vorgehens nach Westen auszuschalten ...“
Hossbach hält in seinem Buch fest, dass besonders Blomberg und Fritsch gegen diese Zielsetzungen sehr energisch Einwände erhoben hatten. [7] Die Schaffung von "Lebensraum im Osten" würde nicht nur zu einer Auseinandersetzung mit der Sowjetunion, sondern auch mit Großbritannien und Frankreich führen, ein Faktum das Hitler dezidiert ausschloss. Die Diskussion endete ohne Konsens, Hitler verweigerte Blomberg und Fritsch weiterführende Gespräche und sorgte dafür, dass beide wenige Monate später unehrenhaft aus dem Dienst zu scheiden hatten.
[Bearbeiten] Anmerkungen
- ↑ Joachim Fest:Hitler.Der Aufstieg.162-164
- ↑ Sebastian Haffner:Von Bismarck zu Hitler.172
- ↑ Zentner/Bedürftig:Das grosse Lexikon des Dritten Reiches. (Augsburg 1993) Seite 190
- ↑ Zentner/Bedürftig:Das grosse Lexikon des Dritten Reiches. (Augsburg 1993) Seite 190
- ↑ Gordon A. Craig The Diplomats, Princeton New York 1953 und A. J. P. Taylor Die Ursprünge des Zweiten Weltkrieges, Mohn Gütersloh 1962
- ↑ Georgi Dimitroff: Tagebücher 1933 - 1943. Band 2. Seite 275
- ↑ Friedrich Hossbach: Zwischen Wehrmacht und Hitler 1934 - 1938. (Wolfenbüttel 1949) Seiten 216,217)