Weltkulturerbe Dresdner Elbtal
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Das Dresdner Elbtal (auch in der Schreibweise Dresdener Elbtal) ist eine großstädtische Kulturlandschaft, die vom Menschen verschiedenartig genutzt und überformt wurde. Begrifflich grenzt sich dieser Teilabschnitt des Elbtals von der Dresdner Elbtalweitung bzw. der Stadt Dresden als ein vorrangig kulturgeographischer Begriff ab. Das Dresdner Elbtal entwickelte sich seit der Renaissance und erlangte besondere Bedeutung durch die Aufnahme in die Liste der Stätten des Weltkulturerbes der UNESCO im Juli 2004. Seit dem 11. Juli 2006 steht das Weltkulturerbe Dresdner Elbtal auf der Roten Liste der gefährdeten Welterbestätten.
Während das Dresdner Elbtal auch über Dresden hinaus als Flusslandschaft aufgefasst werden kann, die sich vor allem über die Elbwiesen über die Stadtgrenze fortsetzt, ist das Weltkulturerbe Dresdner Elbtal fest in eine Kern- und Pufferzone eingeteilt und abgegrenzt.
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[Bearbeiten] Lage und Aufteilung
Das Dresdner Elbtal wurde als festgelegter einteiliger Raum ausschließlich in Dresden stadtteilübergreifend an der Elbe von der UNESCO als schützenswert befunden.
[Bearbeiten] Lage
Das Tal umfasst genauer umrissen einen Talabschnitt der Elbe mit etwa 20 km Länge vom südöstlichen (Dresden-Söbrigen) Elbbogen bei (Dresden-Übigau) der sächsischen Landeshauptstadt. Auf das erweiterte Stadtgebiet bezogen, durchläuft das Elbtal Dresden mittig. Da der Schwerpunkt Dresdens, was den tatsächlichen städtischen Charakter betrifft, im Süden liegt, kann das Elbtal über weite Strecke als „Stadtrand“ gesehen werden.
Der Kulturraum liegt in einem enge Bereich des Elbtalkessels an der Elbe, der in Mäandern durchflossen wird. Im Norden wird die Elbe dabei teilweise vom bewaldeten Elbhang begrenzt. Da das Elbtal klimatisch begünstigt ist, wird am Elbhang an mehreren Stellen Wein angebaut. Bis in die Gegenwart durften auch auf Grund weiterer Aspekte wie dem Hochwasserschutz weite Teile der Kulturlandschaft nicht bebaut werden. Durch diese Stadtplanung konnten die weitläufigen Grünflächen des Dresdner Elbtals erhalten werden und wurden in die Struktur der näheren Stadtteile einbezogen.
[Bearbeiten] Aufteilung
Vor der Ernennung zum Kulturerbe wurde nicht nur der Raum der Kulturregion genau festgelegt. Es entstand in diesem Raum eine Pufferzone nördlich und südlich einer Kernzone. Die größte Ausdehnung hat die Kernzone durch das Ostragehege und am Waldpark in Blasewitz.
Die Pufferzone beinhaltet sowohl die Innere Altstadt als auch die Innere Neustadt, also die historische Innenstadt Dresdens. Wenige Dorfkerne, die Bestandteile sind, liegen außerhalb der beiden Zonen, so zum Beispiel der Pieschens.
[Bearbeiten] Kriterien und Bedeutung
Die UNESCO sieht zur Bewertung von Kultur- oder Naturgüter verschiedene Kriterien vor. Von diesen erfüllt das Dresdner Elbtal die Kriterien ii, iii, iv und v. Die Erfüllung begründet die UNESCO wie folgt [1]:
- (ii): „Das Dresdner Elbtal ist ein Kreuzungspunkt für Kultur, Wissenschaft und Technologie gewesen. Seine Kunstsammlungen, Architektur, Gärten- und Landschaftsobjekte waren wichtige Bezugspunkte für die Entwicklung Mitteleuropas im 18. und 19 Jahrhundert.“
- (iii): „Das Dresdner Elbtal enthält herausragende Zeugnisse höfischer Architektur und Festlichkeit genau wie bekannte Beispiele von bürgerlicher Architektur und ein industrielles Erbe, die die europäische Stadtentwicklung in die industrielle Ära repräsentieren.“
- (iv): „Das Dresdner Elbtal ist eine herausragende Kulturlandschaft, ein Ensemble, das barocke Umgebungen und vorstädtische Gartenstädte in eine künstlerische Gesamtheit innerhalb des Flusstals integriert.“
- (v): „Das Dresdner Elbtal ist ein herausragendes Beispiel der Landnutzung, die die außergewöhnliche Entwicklung einer wichtigen zentraleuropäischen Großstadt aufzeigt. Der Wert dieser Landschaft ist seit langem anerkannt, steht nun aber unter dem Druck von Veränderung.“
Aus der letzten Begründung ergibt sich die Interpretation der „sich entwickelnden Kulturlandschaft“, deren Entwicklungscharakter bis hin zur Gefährdung der gesamten Landschaft diskutiert wird.
[Bearbeiten] Landschaft
[Bearbeiten] Landschaftseinheiten
Die Landschaft im Dresdner Elbtal lässt sich in einige Räume einteilen, die fast alle miteinander verbunden sind. Das Gebiet des Weltkulturerbes steht großräumig unter Landschaftsschutz und ist als Flora-Fauna-Habitate ausgewiesen. Dieser Schutz wird durch kleinräumige Naturschutzgebiete und (Fläche-)Naturdenkmäler ergänzt. Die vom Menschen überformte Landschaft lässt zum einen Habitate für naturnahe Vegetation, beherbergt bedrohte Arten und stellt als Flusslandschaft Zwischen- oder Winterquartiere im Vogelzug bereit.
Die Elbhänge ziehen sich über 12,5 km im Südosten von Pillnitz bis zur Radeberger Vorstadt, die schon zur Innenstadt zählt. Die Hänge sind sehr unterschiedlich ausgeprägt aber fast durchgängig bewaldet. Den Beginn markieren die hängenden Gärten der Elbschlösser. In Pillnitz befinden sich Teile der Hänge unter Naturschutz und erreichen Höhenunterschiede von bis zu 200 Metern. Die Hänge sind die markante Grenze zwischen Elbtalkessel und Westlausitzer Hügel- und Bergland. Die Weinberge an den Elbhängen in Pillnitz, Wachwitz und Loschwitz bilden die Großlage Elbtal im Weinbaugebiet Sachsen. Die Elbhänge werden unterbrochen von kleinen und engen Nebentälern wie dem Mordgrund und dem Keppgrund. Der Loschwitzgrund markiert auch in der Gegenwart einen wichtigen Verkehrsweg; die Grundstraße überwindet darin etwa 125 Höhenmeter auf dem Weg nach Bühlau und ins Schönfelder Hochland.
Die Elbwiesen erstrecken sich über die gesamte Länge des Weltkulturerbegebiets. Der Charakter der Wiesen ist sehr unterschiedlich und die Breite dieser Uferwiese durch Bebauung (z.B. Brühlsche Terrasse) und die Elbhänge eingegrenzt. Die Flächen werden landwirtschaflich und wasserwirtschaftlich genutzt. Die Elbwiesen verbinden viele andere Landschaftseinheiten. Die rechte Elbwiese schließt an der Inneren Neustadt an die kleinen Parks Rosengarten, Königsufer und Palaisgarten an. Als Überflutungsgebiet spielen die Elbwiesen als Hochwasserschutz Dresdens eine besondere Rolle. An einigen Stellen sind Talglatthaferwiesen als Flächennaturdenkmal ausgewiesen, um ihren reichen Pflanzenbestand zu schützen. Sowohl die Pflanzengesellschaft als auch viele einzelne Arten in diesen Verbänden gelten in Deutschland als vom Aussterben bedroht. [2] [3]
Das Ostragehege im Westen der Altstadt befindet sich auf einem Umlaufberg eines engen Elbbogens. Ursprünglich Teil der flachen Auenlandschaft und wegen der stetigen Hochwassergefahr kaum bebaut, änderte sich der Charakter des Ostrageheges durch die Flutrinne und den Neuen Schlachthof auf einem künstlich erhöhten Bereich. Der Elbe zu reiht das etwa 5 Hektar große Flächennaturdenkmal Pieschener Allee vier Lindenhecken auf. die Allee führt zu einer alten Fährstelle im Pieschener Winkel, wird heute aber als Sackgasse nicht mehr genutzt und ist auch nicht als Straße ausgebaut. [4]
Der Waldpark in Blasewitz ist ein Rest des ursprünglich bis zur Stadtfestung reichenden Waldgebiets Blasewitzer Tännicht. Auf Grund des sehr sandigen Untergrunds bestand dieser nicht aus typischer Auenbewaldung sondern aus Kiefern und Fichten. Ähnliche hochstämmige Nadelbäume der ursprünglichen Vegetation befinden sich in Kleinzschachwitz und Zschieren. Der Waldpark ist mit etwa 1 km² halb so groß wie der Große Garten und entstand in einer Zeit, als durch die starke Grundstücksnachfrage der Villenkolonien fast alle ursprünglichen Waldparzellen überbaut wurden.
Auf Höhe des Schloss Pillnitz befindet sich die Pillnitzer Elbinsel. Außer der Pillnitzer Elbinsel und der Gauernitzer Elbinsel bei Coswig wurden alle Elbinseln im Elbtalkessel im Zuge des Flussausbaus abgetragen. Die Pillnitzer Elbinsel entstand aber in ihrer heutigen geschlossenen Form erst durch den Ausbau und die Zusammenführung mehrerer Schotter und Sandbänke. Die Pillnitzer Elbinsel ist ein Naturschutzgebiet, darf nicht betreten werden und wird demnach auch nicht gepflegt. Zur naturnahen, selbstregulierenden Vegetation gehören eine Weich- und Hartholzauenzone und eine Glatthaferwiese, die durch ausbleibende Pflege wieder verwaldet. [5]
[Bearbeiten] Landschaftlicher Charakter
Das Dresdner Elbtal ist keine durchgängig arrangierte Parklandschaft, der ein gestalterisches Gesamtkonzept zu Grunde liegt. Vielmehr ist sie über Jahrhunderte überformt worden, wobei stellenweise auch planerisch eingegriffen wurde. Im Bereich der Innenstadt nimmt das Elbtal dann zunehmend den Charakter einer Stadtlandschaft an. Am Königsufer (gegenüber der Dresdner Altstadt) gehen die Elbwiesen in kleinere Parks über, so zum Beispiel der Palaisgarten. Auch das Ostragehege ist mit dem künstlichen Umlaufberg und den Alleen durch Hans Erlwein mit ersten Methoden der Stadtplanung gestaltet worden. Wichtiges Element der Kulturlandschaft sind die Elbwiesen, die alle Bestandteile verbinden.
Erwähnenswert bleibt, dass die aufgebaute Dresdner Innenstadt alleine nicht in die Liste aufgenommen werden könnte. Einzig die Flusslandschaft gilt als original erhalten und erfüllt damit das Hauptkriterium.
[Bearbeiten] Siedlungsstruktur und Architektur
Zum Welterbe zählen zahlreiche Objekte aus verschiedenen Jahrhunderten. Sie dokumentieren an verschiedenen Stellen die Siedlungs- und Wirtschaftsgeschichte Dresdens seit der Renaissance. Dazu zählen auch verschiedenartige Sakral- und Profanbauwerke entlang der Elbe.
[Bearbeiten] Stadtteile und Dorfkerne
Das Dresdner Elbtal schließt verschiedene Stadtteile ein. Dazu zählen neben der Altstadt von Dresden gleichfalls zahlreiche alte Dorfkerne aus der Zeit der sorbischen Besiedlung auf beiden Seiten der Elbe. Die erwähnten Dorfkerne sind in Söbrigen, Oberpoyritz, Pillnitz, Hosterwitz, Niederpoyritz, Laubegast, Wachwitz, Loschwitz und Blasewitz oberhalb der Innenstadt sowie in Pieschen, Mickten und Übigau flussabwärts gelegen. Daneben gibt es noch weitere Dorfkerne in der Pufferzone, so Kleinzschachwitz oder Tolkewitz.
Einige Dorfkerne wie der von Blasewitz, Pieschen und Mickten sind während der Industrialisierung und vor allem während der Gründerzeit nach heutigem Ermessen suburban um- und überbaut wurden. Dennoch sind diese Kerne noch erhalten, wenn auch teilweise verkleinert. Eine Besonderheit ist der erhaltene Dorfkern in der Wilsdruffer Vorstadt, der im innerstädtischen Vorstadtgürtel liegt. In Blasewitz ist der Schillerplatz am Blauen Wunder ein Beispiel für die Entwicklung der Stadtteile in der Gründerzeit.
Striesen schließt die Lücke zwischen Blasewitz und Johannstadt. Weitere Teile des Vorstadtgürtels im Dresdner Elbtal sind die Pirnaische Vorstadt, die Radeberger Vorstadt, die Wilsdruffer Vorstadt und die Friedrichstadt.
Das Dresdner Elbtal ist mit den Elbwiesen Bestandteil der nach barocken stadtplanerischen Vorstellungen erbauten Inneren Neustadt. Diese wurde nach einem Stadtbrand bis 1732 als „Neue Königliche Stadt“ angelegt und baut sich halbkreisförmig um den zentralen Albertplatz auf. Der Elbbogen vor der Dresdner Altstadt wurde dabei als Formgeber aufgenommen. Die Elbwiesen und das Königsufer sind für diesen sektorähnlichen Stadtteil die äußerste Begrenzung.
[Bearbeiten] Bauwerke
Entlang der Elbe befinden sich weitere Schlösser und Villen. Das Schloss Pillnitz mit idyllisch in den Weinbergen gelegenen Weinbergkirche befindet sich ganz im Südosten des Kulturraums. In Hosterwitz liegt die Kirche Maria am Wasser. Am Elbhang befinden sich das Schloss Albrechtsberg, das Lingnerschloss (Sitz des geplanten Welterbezentrums Dresdner Elbtal[6]) und Schloss Eckberg. Das Ende des Kulturraums bildet das Schloss in Übigau.
Ebenfalls Bestandteile der Kulturlandschaft sind erhaltene Technische Denkmäler wie das Blaue Wunder, das Wasserwerk Saloppe oder der Erlweinspeicher sowie die Yenidze, die in die Fläche eingeschlossen sind. Die bekannten Bauwerke der Innenstadt wie der Zwinger, die Brühlsche Terrasse, die Semperoper, das Japanische Palais und die Frauenkirche sind in der Betrachtung des Weltkulturerbes eher zurückgestellt, da sie teilweise nicht im Original erhalten sind. In der Innenstadt gehört die alte Stadtfestung, die unter der Brühlschen Terrasse erhalten ist, zu den enthaltenen Denkmälern. Durch die Überbauung mit der berühmten Terrasse wurde die Anlage vor der Schleifung bewahrt.
Durch die Charakterisierung als "sich entwickelnder Kulturraum" wurde der Stadt Spielraum zur weiteren - auch modernen - Bebauung der Gebiete gelassen. Schon jetzt befinden sich mit der Synagoge und dem Landtag zwei Gebäude in der Kernzone des Kulturerbes, die in modernen Bauweisen errichtet sind. Neben diesen „Leitbauten“ der Moderne in der Innenstadt entstehen auch in den umliegenden Stadtteilen vor allem in Blasewitz und Striesen moderne Villen-Imitate und Zweckbauwerke, wie sie für die Gegenwart typisch sind.
[Bearbeiten] Nutzung
[Bearbeiten] Wohnraum
Die Stadtteile, die in das Dresdner Elbtal mit Pufferzone reichen, sind Wohnraum für fast 200 000 Einwohner in verschiedenen Wohnlagen. Gerade diese Bevölkerungsdichte an und in der Landschaft unterscheidet das Dresdner Elbtal von anderen Kulturlandschaften in Deutschland wie dem Dessau-Wörlitzer Gartenreich, das ebenfalls im Tal der Elbe liegt. Die Dorfkerne entlang der Elbe sind genau wie die vormalig suburbanen Stadtteile Zeugnisse der Siedlungsaktivität in der Landschaft. Betrachtet man die Besiedlung fallen vor allem die kontrastreichen Übergänge zwischen (Natur-)Landschaft und Wohnraum auf, die durch das Elbtal gekennzeichnet sind. So befinden sich im Südosten der Stadt zahlreiche Dorfkerne, die sich an den nördlichen Elbhang anlehnen. Nur durch die Elbe und die Elbwiesen getrennt befinden diese sich gegenüber von dichten Stadtteilen wie Laubegast und dem östlichen Blasewitz. Die Dresdner Heide und die Elbhänge ziehen sich fast bis in die Innenstadt.
[Bearbeiten] Wirtschaft und Verkehr
Das Elbtal wurde und wird als Wirtschaftsraum genutzt. Die Elbwiesen stellen eine landwirtschaftliche Nutzfläche dar, die zur Wahrung des Charakters der Landschaft auch bewirtschaftet werden muss. Insbesondere in der Industrialisierung wurde das Dresdner Elbtal überformt. Relikte wie die Schiffswerft in Laubegast oder die Wasserwerke sind ausdrückliche Bestandteile der schützenswerten Landschaft. Die meisten Anlagen sind aber keine Industriedenkmäler sondern wie zum Beispiel die Schiffswerft nach wie vor in Betrieb. Anlagen wie der Schlachthof im Ostragehege oder der Erlweinspeicher wurden umfunktioniert. Die andersartige Verwendung von Gebäuden, die unter Denkmalschutz stehen, wird im Sinne der Erhaltung akzeptiert.
Nicht zuletzt liegt die Kulturlandschaft in einem überregionalem Wirtschaftszentrum und wird dabei alltäglich von Pendlerströmen durchquert, wie sie für Metropolen wie Dresden typisch sind. Wichtige Verkehrswege wie die Ferneisenbahnstrecke nach Leipzig und die fünf Straßenbrücken verlaufen durch das Dresdner Elbtal. Der Konflikt zwischen Kulturlandschaft und Nutzung für den kreuzenden Verkehr entwickelte sich schon wenige Monate nach der Ernennung zur Gefährdung des UNESCO-Status.
[Bearbeiten] Tourismus
Seit der Ernennung im Jahr 2004 zum Weltkulturerbe erlebte der Tourismus in Dresden enorme Zuwachsraten. Die Eröffnung der Frauenkirche im Jahr 2005 und das Stadtjubiläum sowie die Eröffnung des Grünen Gewölbes im Jahr 2006 ermöglichten der Stadt und insbesondere der Region einen europäischen Spitzenplatz, was die Besucherzahl und die Übernachtungen (je Einwohner) betrifft. Das Weltkulturerbe Dresdner Elbtal wird dabei zum Tourismusmarketing verwendet. Insbesondere in Japan und zukünftig in China werden Rundreisen in Mitteleuropa verbreitet über Welterbestätten geplant. Das Dresdner Elbtal reiht sich dabei in eine Kette von Welterbestätten ein, die von Berlin über Prag bis nach Wien verkehrstechnisch gut erschlossen sind. Diese vereinen bei Rundreisen den Charakter von Städtereise mit dem Besuch der Welterbestätten. Alternativ liegen Welterbestätten wie die in Dessau und Weimar, die Wartburg und Quedlinburg, der Fürst-Pückler-Park Bad Muskau sowie die Stätten in Jawor, Świdnica und Krakau auf einer orthogonalen Achse, die in Dresden kreuzt.
Die Auswirkungen auf das Weltkulturerbe sind sehr unterschiedlich. Durch Tourismus belastet und genutzt sind vor allem die bekannten Anziehungspunkte in Pillnitz, die Bergbahnen und Blasewitz. Andere Teile wie die vielen Dorfkerne sind dagegen fast unberührt und werden touristisch nur beläufig wahrgenommen. Der Elberadweg auf südlicher Elbseite wird von Einheimischen und Touristen gleichermaßen zur Naherholung und als Verkehrsweg genutzt. Für Touristen ist er besonders reizvoll für Radtouren in die Sächsische Schweiz. Eine Überbauung der lockeren Struktur durch Hotelkomplexe blieb bisher aus und ist auch nicht geplant, so dass in den vielen Vororten kleine Gasthöfe, Pensionen und Gästezimmer die Gastronomie beherrschen.
[Bearbeiten] Zugänglichkeit
Alle öffentlichen Teile der Landschaft, also auch die Parks und Grünanlagen, sind frei zugänglich. Die Sächsiche Staatsregierung plant aber, für den Schlosspark Pillnitz im Jahr 2008 eine Eintrittsgebühr einzurichten. Der Eintritt soll den Erhalt der Anlage langfristig sichern, wird aber auch kritisiert, da kleinere Eingänge verschlossen und so das Gesamtwerk verändert werden könnten. Kritiker befürchten weitere Einschränkungen an anderen Grünanlagen. [7] Der kulturpolitische Sprecher der Bündnis 90/Grüne-Fraktion im Landtag Karl-Heinz Gerstenberg kritisiert, dass den freien Zugang „bereits Sachsens Könige ihren Untertanen zugestanden“ haben und dieses Privileg durch einen demokratischen Kulturstaat den Bürgerinnen und Bürgern nicht genommen werden dürfe. [8] Sowohl die Freie Demokratische Partei als auch Die Linkspartei.PDS setzen sich daneben im Landtag für eine freie Zugänglichkeit der Anlage ein. [9] [10]
[Bearbeiten] Gefährdung
[Bearbeiten] Waldschlößchenbrücke
- Hauptartikel: Waldschlößchenbrücke
An der breitesten Stelle der Elbwiesen soll die Elbe durch eine vierspurige Straßenbrücke, die Waldschlößchenbrücke, gequert werden. Zwar sei das Welterbe-Komitee über eine geplante Brücke informiert gewesen, zu Standort und Ausmaßen wurden jedoch offenbar falsche Angaben gemacht. Der Standort wurde im Gutachten, das die UNESCO unabhängig von der Stadt Dresden in Auftrag gab, falsch angegeben. Das Ausmaß der Brücke änderte sich nach dem Elbehochwasser 2002, nach dem die ursprüngliche flachere Lösung verworfen wurde. Das Welterbe-Komitee hat daher im November 2005 genauere Informationen über das geplante Bauwerk von der Stadt Dresden angefordert.
Anfang 2006 bezeichnete der Dresdner Oberbürgermeister Ingolf Roßberg die Bedenken der UNESCO lediglich als Kommunikationsproblem. Entgegen der Empfehlung der Welterbekommision bestand er auf einen Baubeginn im März 2006, noch bevor die UNESCO über dieses Thema beraten will. Daraufhin ließ der Direktor des Welterbezentrums Francesco Bandarin gegenüber der lokalen Zeitung verlauten, dass die Brücke in dieser Form keinesfalls akzeptabel sei. Die Deutsche UNESCO-Kommission in Bonn wertete die Aussagen als „Affront“. Der stellvertretende Generalsekretär der Organisation, Dieter Offenhäußer sagte „Das wird Folgen für die Entscheidung der UNESCO haben und lässt Schlimmes ahnen.“ Nach deutschlandweiter Kritik und Besuch vom Auswärtigen Amt wurde der Baubeginn der Brücke ausgesetzt, um die Entscheidung der UNESCO bezüglich der Gefährdung abzuwarten. Seit dem Konflikt mit der UNESCO wird auch die Tunnelvariante an selber Stelle als Alternative (wieder) erörtert.
Im April 2006 wurde das von der UNESCO geforderte unabhängige Gutachten des Aachener Stadtplaners Kunibert Wachten veröffentlicht. Er bescheinigt der Brücke gravierende negative Auswirkungen auf das Elbtal, vor allem auf Sichtbeziehungen und den Gesamteindruck. Die Waldschlößchenbrücke zerschneide den zusammenhängenden Landschaftsraum des Elbbogens an der empfindlichsten Stelle und teile ihn irreversibel in zwei Hälften. Die visuellen Auswirkungen der projektierten Waldschlößchenbrücke seien gravierend und bedeuteten eine irreversible Schädigung der besonderen Qualitäten des Elbtals.
Am 11. Juli 2006 entschied das Welterbekomitee der UNESCO, das Dresdner Elbtal wegen der Brücke in die Rote Liste gefährdeter Stätten einzutragen. Deutschland und die Stadt Dresden wurden aufgefordert, den Brückenbau nicht durchzuführen sondern Alternativen zu suchen und vorzuschlagen. Wird die Brücke tatsächlich gebaut, droht die UNESCO mit der Aberkennung des Titels. Das Welterbekomitee sah die Gefährdung als sehr akut an, da Dresden bereits gemäß EG-Vergaberecht die Ausführung plante.
Für die Brücke hatte ein Bürgerentscheid im Februar 2005 entschieden. Die Probleme mit der UNESCO waren damals noch unbekannt. Durch die Aufnahme in die rote Liste steht der Bürgerentscheid dem gleichwertigen Stadtratsbeschluss zum Eintrag des Elbtales in die Liste des Welterbes entgegen. Während sich die Stadtverwaltung zunächst nach dem Bürgervotum zugunsten des Baus richtete, entschied jedoch am 10. August 2006 der Dresdner Stadtrat mehrheitlich, das Bauprojekt zu stoppen. Da sich im Rat aber nicht die erforderliche 2/3-Mehrheit für einen erneuten Bürgerentscheid fand, forderte das Regierungspräsidium die Stadt ultimativ auf, den Bürgerentscheid zum Brückenbau umzusetzen. Trotzdem blieb der Stadtrat am 24. August 2006 mit 36 zu 30 Stimmen bei seiner Entscheidung zum Baustopp und sprach sich zugleich für weitere Verhandlungen mit der UNESCO aus, um sowohl das Welterbe zu erhalten als auch die Brücke bauen zu können.
Das Regierungspräsidium versuchte daraufhin, den Bau durch eine Ersatzvornahme zu starten, was die Stadt zunächst mit einer Klage vor dem Verwaltungsgericht verhinderte. Das letztinstanzlich entscheidende Oberverwaltungsgericht Bautzen hob jedoch nach erfolglosem Mediationsverfahren am 9. März 2007 diese Entscheidung auf und erklärte die sofortige Umsetzung des Bürgerentscheids für zwingend. In der Urteilsbegründung wird angeführt, dass die Welterbekonvention nicht bindend wirken könne, da sie nicht in Bundesrecht abgebildet sei, der Wille des Volkes durch den Bürgerentscheid habe demgegenüber Vorrang. Dem Weltkulturerbe Dresdner Elbtal droht damit – als weltweit erster Welterbestätte − die Aberkennung des Titels bereits im Juni 2007 (Sitzung des Welterbekomitees vom 23. Juni bis 1. Juli 2007 in Christchurch, Neuseeland) [11].
Während der amtierende Oberbürgermeister Lutz Vogel nun die Vergabe der Bauleistungen einleitet, wollen Dresdner Politiker (insbesondere von Grünen, PDS, SPD und Bürgerfraktion) noch versuchen, durch eine Klage an Bundes- oder Landesverfassungsgericht den Brückenbau so zu ändern, dass er mit dem Welterbe vereinbar ist. Da aber der Rechtsweg über diesen Gerichtszweig in der Regel keine aufschiebende Wirkung hat, werden die Erfolgsaussichten sehr skeptisch gesehen.
[Bearbeiten] Erhalt von Objekten
Auch in den Gebieten des Welterbes gibt es Probleme im Erhalt von Kulturdenkmälern. Die zahlreichen Dorfkerne und Villen wurden in den letzten 15 Jahren und auch schon vorher durch Investition der Besitzer und Bewohner sowie durch staatliche Förderung erneuert und erhalten. In einigen Stadtteilen wie Blasewitz, Loschwitz und am Weißen Hirsch begründet der kulturelle Wert der Denkmäler den herausragenden Wert der Wohnlagen. In diesen Teilen findet ein Erhalt von Denkmälern also schon aus rein wirtschaftlichen Gründen statt.
Einzelne Objekte wie das Schloss Wachwitz oder das Schloss Übigau verfallen dagegen in den letzten Jahren, da Besitzansprüche unklar waren und sich für die großen Anlagen kein Investor findet. Auch die Ernennung zum Weltkulturerbe und damit die erhoffte Wertsteigerung der Objekte konnte daran nichts ändern. Die Gefährdung dieser Objekte steht außerdem im Schatten der Diskussion um die Waldschlößchenbrücke.
[Bearbeiten] Fußnoten
- ↑ Erläuterungen der UNESCO (Aus dem Englischen übersetzt)
- ↑ Themenstadtplan: Glatthaferwiese am Elbufer Johannstadt (ND 37)
- ↑ Themenstadtplan: Glatthaferwiese im Ostragehege (ND 38)
- ↑ Themenstadtplan: Pieschener Allee (ND 39)
- ↑ Themenstadtplan: Pillnitzer Elbinsel (NSG 1)
- ↑ Landeshauptstadt Dresden: Grundriss des Welterbezentrums im Lingnerschloss (Planung) (PDF 0,1 MB)
- ↑ Sächsische Zeitung: Erneut Streit um Eintritt für Schlosspark Pillnitz
- ↑ karl-heinz-gerstenberg.de: „Zugang zu Schlosspark Pillnitz muss frei bleiben - Kein Eintrittsgeld ohne Landtagsbeschluss“
- ↑ Fraktion der FDP: Kostenfreier Zugang zum Schlosspark Pillnitz muss bleiben
- ↑ Fraktion der Linkspartei: Presseinformation 51 / 2007 „Kein Eintrittspreis für Schlosspark Pillnitz“
- ↑ Deutsche UNESCO-Kommission zur Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts Bautzen,13. März 2007
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Dresdner Elbtal – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- Informationen der Deutschen UNESCO-Kommission
- Informationen der Stadt Dresden
- Welterbegebiets-Karte der Stadt Dresden
- Unabhängiges Gutachten zur Gefährdung des Titels durch die Waldschlößchenbrücke (PDF 3,5 MB)
- Pressemitteilung der Deutschen UNESCO-Kommission zur Eintragung auf der roten Liste
Institutionelles:
- Kuratorium, Arbeitskreis, Welterbebüro und Welterbezentrum
- Bürgerinitiative „Welterbe Dresdner Elbtal“
- Fachrat Dresdner Welterbe
- Stiftungsfonds UNESCO-Welterbe Dresdner Elbtal
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