Tupolew SB-2
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Die Tupolew SB-2 (auch bekannt als ANT-40) war ein in den späten 1930er Jahren und im Zweiten Weltkrieg eingesetztes zweimotoriges mittleres sowjetisches Bombenflugzeug.
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[Bearbeiten] Allgemeines
Bei ihrem Erscheinen in der ersten Hälfte der 1930er Jahre war sie aufgrund ihrer Konstruktion eines der modernsten Flugzeuge ihrer Art. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von über 400 km/h flog sie schneller als die meisten Jagdflugzeuge jener Zeit. Einige der 6466 gebauten Exemplare dienten im Zweiten Weltkrieg noch bis 1943 im Fronteinsatz, bis sie danach für Schulungs- und Verbindungszwecke in die hinteren Linien verlegt wurden. Die ČSR baute ab 1938 unter der Bezeichnung Avia B.71 dieses Muster in wenigen Exemplaren in Lizenz; es wurde teilweise auch bei der Wehrmacht eingesetzt.
[Bearbeiten] Geschichte
Entwickelt wurde sie ab 1933 von einem Konstruktionsteam unter der Leitung von Alexander Archangelski, das dem OKB Tupolew unterstellt war, welches wiederum eine Abteilung des ZAGI war. Die beiden Prototypen erhielten deshalb traditionsgemäß das Kürzel ANT, was den Initialen von Andrei Tupolew entsprach. Die als ANT-40.1 bezeichnete Maschine bekam als Antrieb zwei amerikanische Wright Cyclone-Sternmotoren während die ANT-40.2 mit französischen Hispano Suiza 12Ybrs V12-Triebwerken ausgestattet war.
Das Erprobungsprogramm mit dem Prototyp Nr.1 begann am 7. Oktober 1934 unter der offiziellen Bezeichnung SB-1 (Skorostnii Bombardirowschtschik = schneller Bomber), Nr.2 folgte am 30. Dezember als SB-2. Nach den Tests entschied man sich für das zweite Versuchsmuster SB-2, welches von Februar bis August 1935 die staatliche Abnahme absolvierte und anschließend sofort in die inzwischen vorbereitete Serienproduktion gegeben wurde. Eingebaut wurde nun der Klimow M-100, eine Lizenzausführung des Hispano-Suiza 12Ybrs, etwas später folgte der in Eigenregie verbesserte M-100A.
Als der spanische Bürgerkrieg ausbrach, lieferte die UdSSR 210 SB-2 ab Oktober 1936 zur Unterstützung an die republikanischen Streitkräfte, die zum Teil von sowjetischen Freiwilligen geflogen wurden. In diesem Krieg erhielt sie von von den Spaniern den Spitznamen Katjuschka. Es sei noch angemerkt, dass die SB-2 in Spanien wegen ihrer Ähnlichkeit zu einem US-amerikanischen Bomber und der damit einher gehenden falschen Identifikation zu Beginn ihres Einsatzes auch als Martin bezeichnet wurde.
Den Erfahrungen aus diesem Konflikt Rechnung tragend konstruierte Alexander Archangelski 1938 die SB-2 zum sturzflugfähigen Bomber um. Dazu verkleinerte er die Flügelfläche sowie das Leitwerk, stattete den Rumpf mit einer neuen, spitz zulaufenden Bugkanzel aus und montierte Sturzflugbremsen unter den Tragflächen. Die Triebwerke erhielten aerodynamisch günstigere Verkleidungen. Dieser als Archangelski Ar-2 bezeichnete Typ flog erstmals 1939 und wurde bis 1941 in einer Stückzahl von 200 Maschinen gebaut.
Ebenfalls eingesetzt wurde die SB-2 ab Juli 1937 im zweiten japanisch-chinesischen Krieg, 1938/1939 im japanisch-russischen Grenzkonflikt sowie 1939/1940 im sowjetisch-finnischen Winterkrieg.
Es existierten auch einige als Passagier- und Postflugzeuge benutzte Maschinen unter der Bezeichnung PS-40, die fünf Passagiere befördern konnten. Eine Schulversion wurde unter den Namen USB oder SB-2U eingesetzt.
Die SB-2 diente auch als Versuchsträger in zahlreichen Experimenten. So wurde zum Beispiel an einer SB-2bis ein Bugradwerk befestigt und erprobt. Diese Maschine erhielt von den Piloten die inoffizielle Bezeichnung Pterodaktyl (Pterodactylus).
Von der Tupolew SB-2 wurden in der Sowjetunion insgesamt 6466 Exemplare gebaut.
Heute ist noch eine Tupolew SB-2 im russischen Luftfahrtmuseum in Monino bei Moskau erhalten.
[Bearbeiten] Varianten
- ANT-40
Bezeichnung des Entwicklungsbüros, auch als ZAGI-40 betitelt.
- SB-2
Grundserienversion ausgerüstet mit M-100 oder M-100A Motoren sowie
mit zweiblättrigen WISch-2 Propellern
- SB-2bis
Leistungstärkere Weiterentwicklung von 1936 mit M-103 Triebwerk
und dreiblättrigen WISch-22 Luftschrauben. Eine zivile Passagier-
ausführung wurde als PS-41 bezeichnet.
- SB-3
Schnellere Version von 1937 mit M-103A Antrieben.
- Ar-2
Weiterentwicklung, siehe Text. Hatte gegenüber der herkömmlichen
SB-2 einen höheren Kraftstoffvorrat und höhere Bombenlast.
- Avia B.71
Tschechoslowakische Lizenzproduktion, 66 Stück gebaut.
[Bearbeiten] Einsatz
Im spanischen Bürgerkrieg erwiesen sich die 210 ab Oktober 1936 an die Republikaner gelieferten SB-2, die zum Teil von sowjetischen Freiwilligen geflogen wurden, als zu Beginn recht effektiv, da sie in den meisten Fällen schneller als die gegnerischen Jagdflugzeuge der Nationalisten waren. Allerdings relativierte sich dieser Vorteil ziemlich schnell, da die Maschinen für das Wartungspersonal einen Alptraum darstellten und zudem immer häufiger an Motorproblemen litten, was zu hohen Ausfallzahlen führte. Außerdem besaßen die Nationalisten kurze Zeit später mit der italienischen SM.79 ebenfalls über einen Bomber der wiederum schneller war als die republikanischen Jäger. Spätestens als bei der Legion Condor die damals sehr modernen Jagdflugzeuge Messerschmitt Bf 109 zum Einsatz kamen, war jeder Vorteil der SB-2 dahin. Letzten Endes war die Maschine in diesem Krieg ein großer Versager, da sie alle in sie gesetzten Erwartungen nicht annähernd erfüllen konnte. Etwa 18 Exemplare sind nach dem Bürgerkrieg von den Nationalisten erbeutet und bis 1948 bei der spanischen Luftwaffe geflogen worden.
Im zweiten japanisch-chinesischen Krieg ab Juli 1937 war die SB-2 einigermaßen erfolgreich, da die eingesetzten japanischen Jäger nicht die modernsten bzw. schnellsten waren. aber auch die Bombenangriffe mit den SB-2 konnten den japanischen Vormarsch in China nicht aufhalten. Auch in diesem Fall erwies sich die SB-2 als schwierig zu warten und wies hohe Ausfallzahlen aus.
Während des japanisch-russischen Grenzkonfliktes 1938/1939 kam die SB-2 erneut zum Einsatz, hatte es aber diesmal gegen die neueren japanischen Jäger schon schwerer, sodass die Sowjets am Ende gezwungen waren Begleitjäger einzusetzen. Die Effektivität der SB-2 war in diesem kurzen Konflikt für die Sowjets im Ergebnis nicht überwältigend, aber noch akzeptabel.
Im sowjetisch-finnischen Winterkrieg von 1939 bis 1940 war die SB-2 nur noch mäßig erfolgreich. Den Finnen gelang es nicht zuletzt wegen des am Anfang völlig fehlenden Jagdschutzes der Sowjets zahlreiche Maschinen abzuschießen. Schon einer der ersten Bombenangriffe auf Helsinki wurde zum Desaster, denn die Sowjets wurden vom zähen Widerstand überrascht. Ein einzelner finnischer Pilot schoss dabei über der Hauptstadt innerhalb von 5 Minuten vier dieser Bomber ab. Die SB-2 wurden bis zum Ende der Feindseligkeiten eingesetzt, obwohl mit dem Zulauf modernerer Jagdflugzeuge nach Finnland die Verluste weiter anstiegen.
Im Zweiten Weltkrieg war die SB-2 schon überholt und hatte gegen die Jagdflugzeuge der deutschen Luftwaffe praktisch keine Chance. Es war daher kaum noch möglich Einsätze mit Erfolg durchzuführen und von den Maschinen die aufstiegen kehrten nur wenige zu ihren Flugplätzen zurück. Die deutschen Truppen erbeuteten auf ihrem Vormarsch jedoch zahlreiche Flugzeuge diese Typs auch wurden einige Avia B.71 schon 1938 erbeutet und weiter gebaut, wobei sie einige für kurze Zeit selbst zum Einsatz brachten und andere wiederum an die Verbündeten Bulgarien und Finnland weitergaben. Bei der Luftwaffe wurden alle Flugzeuge als Avia B.71 gezeichnet egal ob es ehemals Tschechoslowakei oder selbst gebaut oder ehemals sowjetische waren. Im Fortsetzungskrieg Finnlands an der Seite von Deutschland ab 1941 spielte die SB-2 praktisch keine Rolle mehr. Im Gegenzug setzten die Finnen die von Deutschland gelieferten erbeuteten SB-2 wieder gegen die Sowjetunion ein. Auf sowjetischer Seite blieben einige der insgesamt 6466 gebauten Exemplare trotzdem noch bis 1943 im Fronteinsatz, bis sie danach für Schulungs- und Verbindungszwecke in die hinteren Linien verlegt wurden.
[Bearbeiten] Technische Daten
Kenngröße | SB-2 | SB-2bis | Ar-2 |
---|---|---|---|
Spannweite | 20,33 m | 20,44 m | 20,40 m |
Länge | 12,27 m | 12,50 m | |
Höhe | 4,78 m | 4,20 m | |
Flügelfläche | 51,95 m² | 43,95 m² | |
Antrieb | zwei luftgekühlte 12 Zylinder Reihenmotoren M-100 (je 552 kW Startleistung) |
zwei luftgekühlte 12 Zylinder Reihenmotoren M-103 (je 707 kW Startleistung) |
zwei luftgekühlte 12 Zylinder Reihenmotoren M-105R (je 735 kW Startleistung) |
Höchstgeschwindigkeit | 424 km/h | 450 km/h | 480 km/h |
Gipfelhöhe | 9.500 m | 10.500 m | 10.100 m |
Reichweite | 1.000 km | 1.600 km | 1.500 km |
Bewaffnung | drei 7,62-mm-MG SchKAS | ||
Bombenlast | 500 kg | 1.000 kg | 1.500 kg |
Besatzung | 3 |
[Bearbeiten] Siehe auch
Zivile Baureihen |
ANT-1 - ANT-2 - ANT-9 - ANT-14 - ANT-20 - ANT-25 - ANT-35 - Tu-70 - Tu-104 - Tu-110 - Tu-114 - Tu-124 - Tu-134 - Tu-144 - Tu-154 - Tu-204 - Tu-214 - Tu-244 - Tu-324 - Tu-330 - Tu-334 - Tu-354 - Tu-414 - Tu-444 |
---|---|
Militärische Baureihen |
ANT-3 - ANT-4 - ANT-5 - ANT-6 - ANT-7 - ANT-10 - ANT-16 - ANT-22 - ANT-25WW - ANT-26 - ANT-28 - ANT-31 - ANT-37 - ANT-40 - ANT-44 - Tu-1 - Tu-2 - Tu-4 - Tu-8 - Tu-12 - Tu-14 - Tu-16 - Tu-22 - Tu-22M - Tu-75 - Tu-80/85 - Tu-91 - Tu-95 - Tu-126 - Tu-128 - Tu-142 - Tu-160 |