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Kreis Dithmarschen

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Wappen Karte
Kreiswappen des Kreises Dithmarschen Lage des Kreises Dithmarschen in Deutschland
Basisdaten
Bundesland: Schleswig-Holstein
Verwaltungssitz: Heide
Fläche: 1.404,75 km²
Einwohner: 137.390 (30. September 2005)
Bevölkerungsdichte: 98 Einwohner je km²
Arbeitslosenquote: 12.1 % (2005)
Kreisschlüssel: 01 0 51
Kfz-Kennzeichen: HEI
Kreisgliederung: 117 Gemeinden
Adresse der
Kreisverwaltung:
Stettiner Straße 30
25746 Heide
Website: www.dithmarschen.de
E-Mail-Adresse: info@dithmarschen.de
Politik
Landrat: Dr. Jörn Klimant (parteilos)
Karte
Lage des Kreises Dithmarschen in Schleswig-Holstein

Der Kreis Dithmarschen liegt im Westen von Schleswig-Holstein zwischen Hamburg und Nordfriesland. Das Kreisgebiet bildet eine künstliche Insel, begrenzt durch Nordsee, Elbe, Eider und Nord-Ostsee-Kanal. Das Gebiet ist weitgehend identisch mit dem der historischen Region Dithmarschen, die im Mittelalter eine unabhängige Bauernrepublik war. Der Kreis Dithmarschen ist Teil der Metropolregion Hamburg.

In der Vergangenheit wurde Dithmarschen vor allem von der Landwirtschaft und dem Kohlanbau geprägt, in den letzten hundert Jahren kamen Erdölförderung, Fremdenverkehr und Windenergieanlagen hinzu. Am Elbhafen Brunsbüttel befindet sich ein bedeutendes Industriegebiet.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geografie

[Bearbeiten] Lage

Der Kreis liegt im Westen Schleswig-Holsteins an der Nordsee. Im Norden grenzt er an die Kreise Nordfriesland und Schleswig-Flensburg, im Osten an Rendsburg-Eckernförde und im Südosten an Steinburg. Die Kreisgrenze folgt dabei im Südosten und Osten ungefähr dem Nord-Ostsee-Kanal, meist liegen aber einige Kilometer Dithmarscher Gebiet noch südöstlich oder Steinburger oder Rendsburg-Eckernfördener Gebiet nordwestlich des Kanals. Die Kreisgrenzen sind an der Landseite immer noch weitgehend identisch mit den Grenzen aus der Zeit Karls des Großen.

Größere Städte in der Nähe sind Hamburg und Itzehoe im Süden, Husum im Norden sowie Kiel und Rendsburg im Osten. Da in Schleswig-Holstein die Verkehrsinfrastruktur in Nord-Süd-Richtung wesentlich besser ausgebaut ist als in Ost-West-Richtung, orientiert sich der Kreis überwiegend an Hamburg. Sein südlicher Teil – der Wirtschaftsraum Brunsbüttel – gehört zur Metropolregion Hamburg.

Das Kreisgebiet ist in seiner größten Nord-Süd-Ausdehnung 54 Kilometer breit, in Ost-West-Murtic- Richtung 41 Kilometer. In der Geest, bei Schrum, liegt auch mit 78,50 m über NN die höchste Erhebung des Kreises. Höchster Punkt ist die Spitze des 175 Meter hohen Schornsteins der Erdölraffinerie in Hemmingstedt. Die REpower 5M-Windenergieanlage in Brunsbüttel reicht allerdings mit einer Turmhöhe von 120 Metern und einer Rotorblattlänge von 61,5 Metern zumindest Bruchteile von Sekunden über diesen hinaus.

Der niedrigste Punkt, mit einem halben Meter unter NN, liegt in der Burger-Au-Niederung.

[Bearbeiten] Entstehung und Gliederung

[Bearbeiten] Entstehung

In den Marschgebieten ist Entwässerung notwendig. (Hier bei Neuenkirchen)
In den Marschgebieten ist Entwässerung notwendig. (Hier bei Neuenkirchen)

Das Kreisgebiet besteht von West nach Ost aus dem Wattenmeer, Marschgebieten, Moor und aus Geest. Der Kreis verdankt seine landschaftliche Beschaffenheit der Nordseeküste. Vor 6.500 Jahren war die Nordsee erheblich höher als heute. Die Küstenlinie verlief entlang der Geestkerne. Seit etwa 4.500 Jahren bildete sich eine Ausgleichsküste aus. Die Geestkerne wurden durch Nehrungen aus Sand und Kies verbunden. Dahinter liegende Täler und flache Ebenen wurden nicht mehr vom Meer bedeckt, Moore, Seen und Schilfsümpfe bildeten sich. Seit etwa 3.500 Jahren begannen sich die Marschen zu bilden. Auf tidenbedingten Ablagerungen siedelten sich erste Pflanzen (Queller), das Land verwandelte sich zu Salzwiesen und später Marschen. Die Marschen bildeten sich hier später als im benachbarten Nordfriesland und liegen etwas höher. Sie sind deshalb besser zum Ackerbau geeignet. Der intensive Gemüseanbau erreicht landesweite Höchsterträge. Seit ungefähr 500 Jahren wird durch den Mensch eine geplante Landgewinnung betrieben, welche die Landfläche erheblich ausweitete.

Seit dem 12. Jahrhundert gibt es planmäßigen Deichbau an der Küste. Vorher lebten die Menschen auf erhöhten Wurten – künstliche Hügel aus Mist oder später Klei, die mit Kiessoden abgedeckt wurden. In älteren Marschsiedlungen wie Wesselburen oder Wöhrden lassen sich diese Wurten noch im Ortsgebiet erkennen. Andere wie bei Tiebensee oder Süderbusenwurth wurden bald wieder verlassen und sind so in der Landschaft sichtbar.

[Bearbeiten] Watt, Vorland, Küstenschutz

Eidersperrwerk (Landseite)
Eidersperrwerk (Landseite)

Nach Untersuchungen des Forschungszentrums Westküste aus dem Jahr 2000 leben in Dithmarschen 42 000 Einwohner in sturmflutgefährdeten Gebieten bis zu einer Höhe von 10 m über NN, davon 38 000 in stark gefährdeten Gebieten bis 5 m über NN. In dieser Fläche von knapp 800qkm Größe finden sich gefährdete Vermögenswerte von etwa 4 Milliarden Euro. Sie konzentrieren sich dabei auf die küstennahen Siedlungskerne wie Büsum, Brunsbüttel oder Meldorf.

Dem Küstenschutz dienen in der ersten Deichlinie 82 Kilometer Seedeiche und 40 Kilometer Elbdeiche. Die Deichlinie wurden mit dem Bau des Eidersperrwerks signifikant verkürzt. Nach den Erfahrungen mit der Sturmflut von 1962 sollte dies die Instandhaltung der Deiche erleichtern und die Gefahr eines Deichbruchs verringern. Die zweite Deichlinie besteht vor allem aus ehemaligen Küstendeichen, die durch Landgewinnung oder Verkürzung der Küstenlinie nicht mehr direkt an den gefährdeten Stellen, sondern im Hinterland liegen. Sie dienen ebenso als zusätzlicher Schutz bei eventuellen Deichbrüchen wie als Transport- oder Fluchtweg.

Hochwasser überspült das Deichvorland
Hochwasser überspült das Deichvorland

Im Kreis befinden sich in der zweiten Deichlinie 92 km See- und 29 km Eiderdeiche. Sie werden auch als Schlafdeiche bezeichnet. Im Gegensatz zum Nachbarkreis Nordfriesland gibt es vor der Dithmarscher Küste keine Inseln, die sie gegen die Gewalt des Meeres schützen könnten. Andererseits liegt die Dithmarscher Marsch im Schnitt einige Meter über Null – nach einem Deichbruch würde von einer normal hohen Flut keine Gefahr ausgehen. Auch zeigt sich, dass sich in Dithmarschen in den letzten Jahrzehnten eine natürliche Verlandung vollzieht.

[Bearbeiten] Marsch

Westerkoog, typische Marschlandschaft
Westerkoog, typische Marschlandschaft

Fast die Hälfte des Kreisgebiets wurde durch Landgewinnung aus der Nordsee geholt. Von den 57.000 Hektar Marschland im Kreisgebiet wurden 42.000 Hektar erst in den letzten fünfhundert Jahren gewonnen. Die alte Küstenlinie folgte etwa einer Linie zwischen Marne und Wesselburen. Letztes eingedeichtes Land war der bei Meldorf liegende Speicherkoog, dessen Eindeichung 1979 vollendet wurde.

Köge, Deiche und Entwässerungskanäle sind landschaftsprägend. Der Marschboden besteht vor allem aus jüngerer Marsch, die sehr fruchtbar ist (Ackerzahl 50–70). In der Landschaft finden sich zahlreiche kleinere und größere Gewässersysteme, die das Süßwasser des Binnenlandes sowie bei Ebbe das aufgelaufene Meerwasser und das rückgestaute Süßwasser der Geest in die Nordsee leiten. Die Entwässerung geschieht dabei fast im gesamten Marschgebiet auf natürliche Weise.

[Bearbeiten] Geest

Die Geest bildete vor 4.000 Jahren noch die Küstenlinie. An einigen Stellen wie dem Barlter Kleve („Kliff“) bei Gudendorf mit einem Abfall von 20 m, am Klev von Sankt Michaelisdonn (40 Meter Abfall) zwischen Kuden und Burg sind noch die ursprünglichen Kliffs erkennbar, die sich durch die Brandung bildeten. Teilweise wurden lange Nehrungen in das Meer gerissen, die in Dithmarschen so genannten Donns, die heute für Geestspitzen in der Marsch sorgen.

Die Geestgebiete teilen sich in Naturräume auf: der größte Teil gehört zur Heide-Itzehoer Geest, die Geestgebiete im äußersten Nordosten des Kreises zur Eider-Treene-Niederung. Dank mehrerer Endmoränen ist es im Osten hügelig genug, dass die Gegend um Welmbüttel den Spitznamen Dithmarscher Schweiz bekam.

Ursprünglich bestand das Geestgebiet aus großen Eichen- oder Eichen-Buchen-Mischwäldern oder Nadelwäldern. Von diesen sind größtenteils noch der Riesewohld oder der Aukrug erhalten. Die größten Teile der Wälder fielen der Landwirtschaft zum Opfer, verwandelten sich in Heidegebiet und wurden erst im 19. Jahrhundert wieder aufgeforstet (Gegend um Burg, Weddingstedt und Albersdorf). Mit nur 3 % Waldfläche ist Dithmarschen trotzdem einer der am wenigsten bewaldeten Kreise Deutschlands. Die restlichen Heiden wurden ebenso wie die meisten Moore überwiegend in Grünland umgewandelt. Moore, Heiden und Niederwälder finden sich fast nur noch in Naturschutzgebieten.

[Bearbeiten] Klima

Windenergieanlagen bei Sturm
Windenergieanlagen bei Sturm

Das Klima Dithmarschens ist durch seine Lage direkt an der Nordsee gekennzeichnet. Es herrscht ein atlantisches Klima mit milden Wintern und Sommern. Die Regenmenge ist im August und Oktober am größten (rund 80 mm im Monat), im Februar bis Juni am geringsten (um 40 mm). Die Marsch unterscheidet sich von der Geest dadurch, dass der erste Frost meist nicht vor Ende Oktober, der letzte Frost nicht nach Mitte April eintritt.

Im langjährigen Schnitt herrschen in Dithmarschen an 273 Tagen im Jahr Windstärken über vier, an acht Tagen Sturm mit Orkanböen. Bedingt durch den Wind erfolgen oft schnelle Wetterwechsel, wobei direkt von der Nordsee kommende West-Wetterlagen vorherrschend sind.

[Bearbeiten] Fauna und Flora

Der Wind beeinflusst das Pflanzenwachstum
Der Wind beeinflusst das Pflanzenwachstum

Während die Geest-Gebiete bewaldet sind, gibt es Bäume in den Marschgebieten nur als Windschutz in der Nähe von Häusern oder befestigten Ortschaften oder in der Form von Knicks.

In Dithmarschen befinden sich verschiedene Moore. Eine Sonderstellung nimmt dabei das Weiße Moor bei Heide ein, es ist das einzige noch relativ gut erhaltene Hochmoor in der Schleswig-Holsteinischen Marsch.

Seehund auf Sandbank
Seehund auf Sandbank

Der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer liegt teilweise in Dithmarschen. In dieser Region handelt es sich fast ausschließlich um Sandwatt. Das Watt bietet ökologisch den wichtigsten Lebensraum des Kreises. Hier leben sehr viele Muscheln, Schnecken, Würmer und Krebse, die anderen Tieren als Nahrungsgrundlage dienen. Es dient so als „Kinderstube“ zahlreicher Fischarten, die hier im geschützten Bereich ihren Nachwuchs großziehen. Ebenso ist sie Heimat einer artenreichen Vogelwelt, die im Herbst und Winter durch zahlreiche Zugvögel ergänzt wird. Teilweise überwintern sie hier, teilweise nutzen sie es als nahrungsreichen Rastplatz. Zu den typischen Vogelarten gehören Alpenstrandläufer, Knutt, Pfuhlschnepfen, Kiebitze, Regenpfeifer, Austernfischer, sowie zahlreiche Enten- und Möwenarten, Seeschwalben, Brandseeschwalben, Säbelschnäbler, Ringelgänse und Nonnengänse (Weißwangengänse). Allein von den Brandgänsen kommen im August etwa 200.000 Exemplare. Die Vögel werfen hier ihre Federn ab und sind damit etwa 3 Wochen lang flugunfähig. Es handelt sich dabei fast um den gesamten Bestand der Art in Nordwesteuropa. Die größten Salzwiesengebiete liegen vor Friedrichskoog und in der Neufelder Bucht.

Im Watt befinden sich die Außensande Trischen, Tertius und Blauort. Sie zählen zu den einzigen weitgehend Naturbelassenen Lebensräumen an der Küste und sind von großer Bedeutung für Seevögel und Seehunde. Die Flachzonen sind den Meeresströmungen ausgesetzt und verändern fortwährend ihre Gestalt, generell ziehen sie dabei nach Osten auf die Küste zu. In den 1930ern gab es einen Versuch Trischen einzudeichen und landwirtschaftlich nutzbar zu machen, jedoch hielt die Bedeichung der See und den Strömungen nicht stand. Heute gehören die Sande zum Nationalpark und sind der menschlichen Nutzung auch per Gesetz entzogen.

Die teilweise zum Kreis gehörende Eider-Treene-Niederung beherbergt eine der größten binnenländischen Ansammlungen von Wiesenvögeln.

[Bearbeiten] Naturschutzgebiete

Neben dem Nationalpark Wattenmeer wurden in Dithmarschen zwölf Gebiete als Naturschutzgebiete ausgewiesen. Es handelt sich dabei um vier (mittlerweile) binnenländische Watt- und Marschlandschaften (Speicherkoog/Kronenloch, Speicherkoog/Wöhrdener Loch, Dithmarscher Eiderwatt und Delver Koog, drei Seen oder verlandete Seen (Kudensee, Ehemaliger Fieler See, Ehemaliger Fuhlensee), vier Moore (Fieler Moor, Weißes Moor, Dellstedter Birkwildmoor, Offenbüttler Moor) und ein Geestkliff Kleve bei Sankt Michaelisdonn.

[Bearbeiten] Geschichte

Hauptartikel: Historische Region Dithmarschen.
Die Dithmarscher Urkirchspiele. In Schwarz: die heutige Küstenlinie
Die Dithmarscher Urkirchspiele. In Schwarz: die heutige Küstenlinie

Erstmals erwähnt wird Dithmarschen im 9. Jahrhundert. Thiatmaresgaho gehörte zu den drei sächsischen Gauen nördlich der Elbe, die Karl der Große in das Fränkische Reich eingegliedert hatte. Nach der Schlacht bei Bornhöved 1227 fiel Dithmarschen an das Erzbistum Bremen, dessen Einfluss auf das Land jedoch gering blieb. Die Grafen von Holstein und Herzöge von Schleswig versuchten mehrfach das reiche Bauernland zu erobern, mussten jedoch mehrere militärische Niederlagen hinnehmen. Zu bedeutenden Siegen der Dithmarscher kam es 1319, 1403/04 und 1500 (Schlacht bei Hemmingstedt). Erst in der letzten Fehde 1559 wurde das Heer von einer vereinigten Streitmacht unter Johann Rantzau geschlagen. Das Land wurde unter den Siegern, Herzog Adolf I. von Schleswig-Holstein-Gottorf, dem dänischen König Friedrich II. und Herzog Johann II. von Schleswig-Holstein-Hadersleben aufgeteilt.

Dithmarschen war im deutschsprachigen Europa bis zur frühen Neuzeit neben der Schweiz die einzige Republik. Die Kirchspiele fungierten hier ähnlich wie die Schweizer Kantone. Ein Forschungsprojekt der Universität Kiel drückt es so aus:

... aus Dithmarschen zu sein steht jedoch für eine gewisse Eigenart der Bewohner, eine spezielle Eigenständigkeit, eine vielleicht auch angedichtete Eigensinnigkeit und sicherlich für ein besonders ausgeprägtes Selbstbewußtsein. Ein Selbstbewußtsein, das in der Dithmarscher Geschichte wurzelt, die in Dithmarschen wahrlich prägend ist.[1]

Der Historiker Chalybaeus formulierte im 19. Jahrhundert: „Ditmarsen, dat schölen Buren sin? Et mögen wohl wesen Heren.“

Die Reformation erreichte Dithmarschen 1524, zuerst wurden reformatorische Lehren im Meldorfer Dom gepredigt. Ab 1532 verbot der Rat der 48er bei Strafe für Leib und Leben das Festhalten am alten Glauben.

Die Region behielt eine hohe Eigenständigkeit und relative Selbstständigkeit. Das 1567 reformierte Dithmarscher Landrecht blieb über 300 Jahre in Kraft. In den folgenden Zeiten erlebte die Gegend einen wirtschaftlichen Aufschwung. Zahlreiches Land wurde neu gewonnen, so wurde 1585 die Insel und Stadt Busen mit dem Festland verbunden, heute steht dort die Stadt Büsum.

Nach Verwüstungen durch Sturmfluten und inneren Streitigkeiten am beginnenden 18. Jahrhundert erholte sich die Region anschließend wieder. Der dänische König reformierte die durch häufige Kriege zerstörte Landschaft durch Aufteilung der Meente (Allgemeinbesitz), Verkoppelung der Einzelhöfe und die Anlage von Knicks und strukturierte das ländliche Wegenetz neu. Zahlreiche Bauten aus der Zeit zeugen vom relativen Wohlstand der Region. Erst durch die Napoleonischen Kriege und insbesondere den Kosakenwinter von 1813/1814 litt Dithmarschen.

Mit der Eingliederung der Provinz Schleswig-Holstein und Dithmarschen in Preußen 1867 verlor das Land seine Sonderrechte. Der Bau des Nord-Ostsee-Kanals und der Beginn des Kohlanbaus in der Region sorgten für eine bis heute letzte Phase großer Prosperität.

Dithmarschen war eine frühe Hochburg des Nationalsozialismus. Eine antirepublikanische und gegen die Moderne gerichtete Grundstimmung führte dazu, daß die Blut- und Bodenideologie der Nazis in Dithmarschen auf fruchtbaren Boden fiel und die NSDAP bei der Reichstagswahl am 20. Mai 1928 schon 18 Prozent erzielte. Bei den Reichstagswahlen 1930 waren es bereits 40 % und 1932/33 holte die NSDAP über 60 % der Stimmen.

Noch in den Neunziger Jahren gestaltete sich die Aufarbeitung der Nazi-Zeit in Dithmarschen schwierig. Seit 2005 wird mit der Aktion Stolpersteine in Heide der Opfer des Nationalsozialismus gedacht, beginnend mit den in Auschwitz ermordeten Mitgliedern der jüdischen Familie Stillschweig. 2006 folgten drei weitere Stolpersteine zur Erinnerung an den Kommunisten Erich Böhlig, den Sozialdemokraten Emil Schmekel und die jüdische Lehrerin Lilly Wolff.

Im Zweiten Weltkrieg wurde Dithmarschen bis auf Luftangriffe auf den Hafen Brunsbüttel und die Erdölraffinerien in Ostermoor und Hemmingstedt von Kampfhandlungen weitgehend verschont. Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus wurden Dithmarschen und Eiderstedt (zusammen damals unter 120.000 Einwohner) zum Internierungsgebiet der Alliierten für bis zu 400.000 Soldaten. Ausserdem wurden zahlreiche Vertriebene im dünn besiedelten und weitgehend unzerstörten Schleswig-Holstein und damit auch Dithmarschen angesiedelt. Ungefähr 40 % der Einwohner Dithmarschens stammten 1950 aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten.

[Bearbeiten] Verwaltung und Wirtschaft

Nachdem es seine Unabhängigkeit endgültig verloren hatte, wurde Dithmarschen 1581 in Norderdithmarschen und Süderdithmarschen geteilt. Zwischen 1932 und 1933 wurden die Kreise für kurze Zeit zusammengelegt. In der Zeit des Nationalsozialismus wurden die alten Kirchspiele in einzelne unabhängige Gemeinden aufgeteilt. Seit dem 26. April 1970 besteht durch den Zusammenschluss der Kreise Norderdithmarschen und Süderdithmarschen wieder ein vereintes Dithmarschen.

In den letzten Jahrzehnten bestimmte vor allem die Wirtschaft das politische Bild. Dazu gehörten umfangreiche Infrastruktur- und Industrialisierungsmaßnahmen (Eidersperrwerk, geförderte Industrieansiedlung in Brunsbüttel) in den 1960ern und 1970ern. Seit den 1980ern versucht sich die Region auf den stattfindenden Strukturwandel umzustellen: Während die größtenteils gerade erst angesiedelte Industrie wieder abwandert, boomt die im Kreis hoch umstrittene Windenergie. Der Tourismus wird wichtiger; gleichzeitig aber kämpft Dithmarschen mit den sich ändernden Reisegewohnheiten der Deutschen, denen das Angebot in der Region oft nicht ausreicht.

[Bearbeiten] Kultur

[Bearbeiten] Sprachen

Schule Wöhrden mit plattdeutscher Beschriftung
Schule Wöhrden mit plattdeutscher Beschriftung

In Dithmarschen werden im Alltag Hochdeutsch und Plattdeutsch (Niedersächsische Sprache) gesprochen. Bis in die 1950er/1960er-Jahre hinein war Plattdeutsch die Alltagssprache, fast alle in dieser Zeit geborenen und aufgewachsenen Dithmarscher betrachten Plattdeutsch als ihre Muttersprache. Auch heute noch ist es weit verbreitet: in ländlicheren Gebieten eher als in städtischen, bei alten Menschen eher als bei Jüngeren.

Oft wird es nicht nur in der persönlichen Kommunikation oder beim geselligen Beisammensein gebraucht, sondern auch bei formelleren Anlässen wie Versammlungen oder Vereinssitzungen. Teilweise werden in kleineren Dörfern auch die Sitzungen des Gemeinderats auf Platt abgehalten, meist jedoch aus Rücksicht auf den Protokollführer auf Hochdeutsch. Bekanntester Platt-Sprecher der Region ist wahrscheinlich der in Hennstedt geborene Wilhelm Wieben – der ehemalige Tagesschausprecher ist heute vor allem durch plattdeutsche Lesungen und Hörbücher bekannt. Einer von zwei Tatorten, die jeweils untertitelt waren, spielte in Dithmarschen – der Anteil des Platts in den Dialogen wurde als zu hoch für das hochdeutsche Publikum angesehen.

Der Heider Klaus Groth war der erste, und wahrscheinlich der bekannteste, der ernste Literatur auf Plattdeutsch verfasste. Obwohl Plattdeutsch auch als Schriftsprache weiter verbreitet ist als in den meisten Regionen, ist hier jedoch eine sehr klare Dominanz des Hochdeutschen erkennbar.

[Bearbeiten] Traditionspflege

Werbung für die Kohltage
Werbung für die Kohltage

Während die Dithmarscher schon immer ein ausgeprägter Stolz auf ihre Geschichte kennzeichnete, wurden in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Traditionen neu oder wiederbelebt. Zwischen idealistisch geleiteter Heimatpflege und dem Gedanken an die fördernde Wirkung für den Fremdenverkehr ist dabei kaum sauber zu trennen. Dabei entstehen weitgehend genuine Traditionsfortschreibung, ein neu entstandenes Patchwork verschiedener Traditionslinien und neuer Einrichtungen sowie gänzliche Neuerfindungen ohne historische Basis wie der Mittelaltermarkt in Heide.

In den ländlichen Gebieten gut gepflegte Traditionen sind Rolandreiten, Ringreiten, Kindervogelschießen und Boßeln. In Heide kommt einmal im Jahr das Hohnbeer-Fest hinzu, in Nordhastedt das Frunsbeer-Fest. In den letzten Jahrzehnten werden vor allem die Dithmarscher Kohltage als auch überregional interessantes Fest propagiert, in Friedrichskoog und Büsum finden einmal jährlich Kutterregatten statt.

Nordseegarnelen
Nordseegarnelen

Traditionelle Gerichte sind Mehlbüdel und Swattsuer, Buttermilchsuppe mit Klüten, Grünkohlsuppe oder Brotpudding und Krabben (Nordseegarnelen), seit dem späten 19. Jahrhundert auch Kohl. Hingegen werden Fische und Lammfleisch vor allem von Auswärtigen gegessen und zählen nicht zur traditionellen einheimischen Küche. Überregional kulinarisch bekannt ist der Name Dithmarschen vor allem durch das Dithmarscher Pilsener der Brauerei Karl Hintz in Marne.

[Bearbeiten] Museen

Dithmarscher Landesmuseum in Meldorf
Dithmarscher Landesmuseum in Meldorf

Der Kreis Dithmarschen besitzt mehrere Museen. Das Dithmarscher Landesmuseum in Meldorf besitzt zum einen eine Sammlung zu Meer/Küste/Deichbau als auch zur Bauernrepublik. Eindrucksvollster Ausstellungsgegenstand ist hier der Gerichtssaal aus dem Lundener Wohn- und Amtshaus des ersten Norderdithmarscher Landvogts Markus Swin. Zum anderen hat es sich auf Alltagsgeschichte spezialisiert und bietet beispielsweise Rekonstruktionen eines Schulzimmers, eines Zahnarztzimmers, eines Kinos etc. vom Anfang und der Mitte des 20. Jahrhunderts. Das Hebbelmuseum in Wesselburen besitzt vor allem eine umfangreiche Forschungsbibliothek zum Dichter.

Eingang des Hebbelmuseums
Eingang des Hebbelmuseums

Der Museumshafen Büsum und Museum am Meer in derselben Stadt konzentrieren sich vor allem auf die Fischerei und die Geschichte des Tourismus in der Region. Das Klaus-Groth-Museum in Heide ist wieder so hergerichtet wie das Wohnhaus zu Lebzeiten des Dichters. Im Museum werden die umfangreiche Bibliothek des Dichters, eine große Musikaliensammlung, Handschriften und Dokumente aufbewahrt. Das Groth-Haus beherbergt außerdem eine im Aufbau befindliche Niederdeutsche Bibliothek. Kleinere Museen sind beispielsweise das Freimaurermuseum in Sankt Michaelisdonn oder diverse kleinere Heimatmuseen.

Besonders auf die Natur konzentrieren sich auch mehrere Museen. Das Archäologisch-Ökologische Zentrum Albersdorf (AÖZA)[2] versucht die Ur- und Frühgeschichte im Kreis zu visualisieren. Auf einer Fläche von ca. 40 Hektar Größe, wird der Versuch unternommen, langfristig eine über 5.000 Jahre alte urgeschichtliche Kulturlandschaft mit all ihren Charakteristika wie verschiedenen Landschafts-, Siedlungs- und Grabformen zu gestalten. Das im Juni eröffnete Museum für Archäologie und Ökologie Dithmarschens [3] ergänzt das Freilichtmuseum des AÖZA.

Auch hier gibt es diverse kleinere Museen: das NaTour Centrum und Museum Lunden widmet sich besonders der Eider-Treene-Sorge-Region oder das Waldmuseum in Burg. Direkt hinter der Kreisgrenze auf Eiderstedt liegt das Multimar Wattforum mit einer umfassenden Ausstellung zum Wattenmeer. Die Seehundstation in Friedrichskoog dient sowohl der Aufzucht der Seehunde als auch dem Tourismus.

Geschlechterfriedhof Lunden vor St. Laurentius
Geschlechterfriedhof Lunden vor St. Laurentius

Eine bekannte Gedenkstätte aus dem Spätmittelalter ist der Geschlechterfriedhof in Lunden. In Gudendorf befindet sich eine Gedenkstätte für die dort internierten und in Gefangenschaft verstorbenen sowjetischen Kriegsgefangenen.

[Bearbeiten] Architektur

[Bearbeiten] Sakralbauten

Die Kulturlandschaft prägten lange Zeit die Kirchen. Gutshäuser und Schlösser wurden in der Bauernrepublik nie gebaut. Die wenigen Burgen spielten selbst zu ihrer Entstehungszeit nur eine geringe Rolle und sind lange bis auf die Erdwälle verfallen. Die Kirchen hingegen dominierten die Landschaft. Die Bauernrepublik organisierte sich in weitgehend autonomen Kirchspielen. Weltliche und geistliche Macht waren hier nicht getrennt. Somit waren die Kirchen nicht nur Zeichen geistiger sondern auch weltlicher Macht. Für staatliche oder öffentliche Profanbauten, die wie in anderen Teilen Deutschland die städtebauliche Dominanz der Kirchen hätten angreifen können, gab es in Dithmarschen keinen Platz. Erst durch Integration in das Königreich Preußen 1867 wurden die Einflusssphären von kirchlicher und weltlicher Gemeinde getrennt.

Im flachen Marschland sind die Kirchturmspitzen oft über 10 Kilometer weit sichtbar. Dort liegen die Kirchen wie in Wesselburen, Marne oder Wöhrden in der Dorfmitte auf hohen Wurten. Die Straßen laufen auf sie zu, das Stadtbild erhält einen mittelalterlichen Charakter. In diesen Marschdörfern mussten wahrscheinlich Häuser auf der höchsten Wurt geräumt werden, um die Kirche zu errichten. In der Geest hingegen liegen die Gotteshäuser meist am damaligen Stadtrand oder in einer Reihe mit den Höfen. Diese Dörfer existierten schon eine längere Zeit vor dem Bau der ersten Kirche, das Dorfzentrum war bereits etabliert.

St. Secundus in Hennstedt
St. Secundus in Hennstedt

Wichtigste Kirche war der wegen seiner Bedeutung so genannte Meldorfer Dom. Zwischen dem 9. und dem 11. Jahrhundert stand in Meldorf die einzige Kirche Dithmarschens. Die Kirche, um die sich eine mittelalterliche Stadt gebildet hatte, blieb das wichtigste Verhandlungszentrum der Dithmarscher. Auch nachdem diese Funktion an Heide übergegangen war, war Meldorf die einzige Stadt mit einer überragenden regionalen Bedeutung. Die Reformation im Kreis ging ebenfalls 1524 von dieser Kirche aus. Im 13. Jahrhundert wurde der heutige Dom erbaut. In seinem Inneren findet sich noch die Architektur der Gotik aus den Jahren 1250 bis 1300. Die Gewölbemalereien aus der Zeit gehören zu den prächtigsten in Schleswig-Holstein und geben einen Einblick in den ehemaligen Reichtum der Bauernrepublik.

St. Jürgen in Heide entstand im 15. Jahrhundert. Aufgrund innerdithmarscher Streitigkeiten verlor Meldorf seinen Platz als zentraler Treffpunkt. Die Norderdithmarscher trafen sich ab 1447 auf der Heide, später tagte hier der Rat der 48 Regenten von ganz Dithmarschen. Der Kern der langgestreckten Saalkirche stammt aus dem 15. Jahrhundert. Ihre heutige Gestalt erhielt die Kirche vor allem 1724 durch den dreigeschossigen Spätrenaissanceturm vom Heider Baumeister Johann Georg Schott.

Die Bartholomäuskirche in Wesselburen wurde 1737/38 ebenfalls von Johann Georg Schott aus den Überresten älterer abgebrannter Kirchen (12. und 15. Jahrhundert) errichtet. Charakteristisch ist ihr in Schleswig-Holstein recht einmaliger Zwiebelturm. Auffallend am Barockbau sind die geschlossene Emporenloge unter der Orgel und der herzogliche Blaue Stuhl gegenüber der Kanzel.

Bemerkenswert sind weiterhin die Feldsteinkirche in Tellingstedt aus dem 12. Jahrhundert und die Kirchen in Hemme und Büsum mit ihren charakteristischen Geschlechterwappen in der Kirche.

[Bearbeiten] Industriearchitektur

Im ländlich und bäuerlich geprägten Dithmarschen setzte die Industrialisierung erst relativ spät ein. Wichtigster Anlass hierfür war der Anschluss an das Eisenbahnnetz im späten 19. Jahrhundert. Die 1920 errichtete Eisenbahnhochbrücke Hochdonn stellt noch ein Zeugnis dieser Zeit dar. Ein Zeichen dieser frühen Modernisierung ist auch die ehemalige Zucker- und spätere Sauerkrautfabrik in Wesselburen, die ebenfalls aus dem späten 19. Jahrhundert stammt. Seit 1995 nicht mehr als Fabrik genutzt, beherbergt sie heute unter anderem einen Supermarkt, ein Fitnessstudio und die Kohlwerkstatt in der in kleinem Maßstab Sauerkraut und ähnliches aus Weißkohl gewonnen wird. Die Erreichtung eines Kohlosseums im Gebäude ist geplant.

Die Verwendung der Windenergie bot sich auch schon länger an. Erhalten sind noch diverse Holländermühlen aus dem 19. Jahrhundert, beispielsweise in Meldorf, Westerdeichstrich oder der Bergholländer Anna von 1803 in Süderhastedt. Auch Windenergieanlagen in der heutigen Form gab es hier früh. Weit vor dem allgemeinen Boom der Windenergie fertigte die Firma Köster aus Rickelhof diese. Eine Stahlwindturbine Adler von 1926 findet sich noch am Originalstandplatz in Süderwisch.

Erst in den letzten Jahrzehnten begannen auch Industriebauten das Landschaftsbild entscheidend mitzugestalten. Neben den allgegenwärtigen Windenergieanlagen sind dies vor allem die weit sichtbare Raffinerie in Hemmingstedt und die Industrieansiedlungen in Brunsbüttel.

[Bearbeiten] Literatur und Musik

Bedeutende Literaten, die ihr Leben lang mit Dithmarschen in Verbindung standen, zeigen auch in ihrem Werk eine starke Konzentration auf das Thema Heimat. Die wichtigsten unter ihnen sind Klaus Groth und Gustav Frenssen. Der angesehene niederdeutsche Lyriker Klaus Groth stammt aus Heide. Gustav Frenssen aus Barlt ist heute zwar in Vergessenheit geraten, war zu seiner Zeit jedoch einer von Deutschlands bekanntesten Heimatdichtern, dessen Romane in Millionenauflagen verbreitet waren. Er galt als Anwärter auf den Literaturnobelpreis, den schließlich Thomas Mann erhielt. Während Frenssen neben seiner Unterstützung des Nationalsozialismus und seinem später stark völkisch angehauchten Werk auch eine eigenständige ästhetische Leistung als Schriftsteller vollbrachte, wurde der Wesselburener Adolf Bartels als Anreger und Förderer der Heimatkunst sowie als völkischer und antisemitischer Literaturhistoriker bekannt, der vom Dritten Reich mit Auszeichnungen überhäuft wurde.

Der in Marne geborene Germanist Karl Victor Müllenhoff war wichtiger Sammler von Sagen und Märchen in Schleswig-Holstein und gab 1845 Die Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg heraus.

Der Dramatiker Friedrich Hebbel verlebte in Wesselburen eine unglückliche Jugend, floh mit 19 aus der Gegend und weigerte sich zeitlebens, sie wieder zu betreten. Für die Tourismuswerbung spielt er jedoch eine wichtige Rolle. Die Hebbelstadt Wesselburen beherbergt neben dem Hebbelmuseum auch noch die Hebbelgesellschaft, das örtliche Veranstaltungszentrum ist das Hebbelhaus, diverse Geschäfte sind ebenfalls nach dem Dramatiker benannt.

Als ruhiges Urlaubs- und Erholungsgebiet ist die Gegend jedoch auch bei Schriftstellern beliebt: der bekannteste der regelmäßigen Gäste war wahrscheinlich Arno Schmidt. Die vielfach ausgezeichnete Schriftstellerin Sarah Kirsch lebt im alten Schulhaus Tielenhemme an der Eider und beschreibt die Anziehungskraft der Region: Der Geist der Bauernrepublik spukt noch, jeder ist Kaiser auf seinem Trecker, und auch mir mit dem Heusack auf der Schulter huldigt der Milchfahrer, wenn er die Stille durchkreuzt. Nach ihr besteht die Dithmarscher Landschaft zu 97 % aus Himmel.

Es gibt mehrere lokales Laientheater, oft spielen sie in Plattdeutsch. Professionelle Gastspielauftritte finden im Elbeforum Brunsbüttel statt. Klassische Konzerte finden vor allem im Meldorfer Dom und der Sankt-Bartholomäuskirche Wesselburen statt, gelegentliche Popkonzerte von Interpreten aus den Top 10 der deutschen Charts in der Eiderlandhalle Pahlen.

Andere zog es in die Ferne: Rudolph Dirks, Schöpfer des ältesten noch laufenden Comic Strips der Welt – The Katzenjammer Kids – wurde in Heide geboren, wanderte aber bereits mit seinen Eltern in die USA, aus als er sieben war. Die Familie Johannes Brahms', den die Dithmarscher gern für sich in Beschlag nehmen, stammte zwar aus Heide, ob er selbst den Kreis je betreten hat, ist jedoch ungewiss.

[Bearbeiten] Film, Fernsehen und Hörfunk

Im Rahmen des Kulturprojektes Kunstgriff findet in jedem Jahr ein Film-Festival, die so genannte Kunstgriff-Rolle, statt. Bei den Open-Air-Kino-Tagen in Meldorf zeigen die Veranstalter am ersten Wochenende im September klassische Filme vor historischer Kulisse. An der Meldorfer Gelehrtenschule lernte unter anderem der Filmemacher Lars Jessen (Am Tag als Bobby Ewing starb) sein Handwerk. In der Kreisstadt Heide hat der Norddeutsche Rundfunk (NDR) ein Außenstudio des Landfunkhauses Schleswig-Holstein (Radio und Fernsehen). Der Bürgersender Offener Kanal Westküste (OKWK) hat seinen Hauptsitz im Medienzentrum in Heide.

[Bearbeiten] Sport

Boßelstrecke bei Hedwigenkoog
Boßelstrecke bei Hedwigenkoog

Fußball ist die nach organisierten Sporttreibenden und Zuschauern beliebteste Sportart im Kreis. Spielstärkste Vereine sind der Heider SV und Tura Meldorf, die derzeit in der Verbandsliga Schleswig-Holstein, der fünfthöchsten deutschen Spielklasse, spielen. Erst einmal wurde ein Spieler eines dithmarscher Vereins in die deutsche Fußballnationalmannschaft berufen: Am 22. Mai 1957 spielte der damals 28-jährige Verteidiger Willi Gerdau vom Heider SV bei der 1:3-Niederlage gegen Schottland in Stuttgart.

Boßeln ist in den Marschgebieten sehr beliebt, in vielen kleinen Dörfern ist ein Boßelverein der einzige Sportverein. Die Landschaft bietet sich zum Radfahren, Inline-Skaten, Joggen, Nordic Walking etc. an; die Möglichkeit wird in den Sommermonaten sowohl von Einheimischen wie von Touristen zahlreich wahrgenommen. An der Küste gibt es diverse kleinere Segel- und Sportboothäfen, allerdings gibt es im Vergleich zur Ostseeküste hier kaum Segler, da das Revier wesentlich schwieriger zu segeln ist. An einigen Stellen ist es möglich zu surfen.

[Bearbeiten] Bevölkerung

Im Gegensatz zum Großteil der deutschen Nordseeküste war Dithmarschen nie friesisch geprägt, sondern wurde von Sachsen bewohnt. Vereinzelte Friesen zogen erst in das Gebiet, als es durch die Landgewinnung immer größer wurde. Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts kamen zahlreiche Polen als Arbeiter in die neu aufgebauten Fabriken im Kreisgebiet. Die bedeutendste Änderung der Bevölkerungsstruktur erfolgte nach 1945, als zahlreiche Vertriebene in den beiden Kreisen Norder- und Süderdithmarschen angesiedelt wurden.

Die Bewohner des Kreises sind vergleichsweise immobil. In den Jahren 2001 und 2002 verzeichnete der Kreis absolut und relativ sowohl die geringsten Wanderungsgewinne als auch -verluste in ganz Schleswig-Holstein. In den letzten Jahren verzeichnet der Kreis Wanderungsgewinne, was vor allem an alten Menschen liegt, die in der ländlichen Abgeschiedenheit ihren Lebensabend verbringen wollen. Während die natürliche Bevölkerungsentwicklung leicht negativ war, wuchs die Zahl der Einwohner dank Wanderungsgewinnen von 1990 bis 2000 um 6,2 %. Das liegt unterhalb des Schnittes in Schleswig-Holstein (7,2 %) aber weit oberhalb des Bundesschnittes (+ 3,5 %). Die Bevölkerungsdichte ist nur etwa halb so hoch wie im gesamten Schleswig-Holstein.

Der Ausländeranteil liegt bei 3,0 Prozent und damit weit unter dem Schnitt in Schleswig-Holstein (5,4 %) und im Bundesgebiet (8,9 %).

[Bearbeiten] Bevölkerungsentwicklung

  • 1939: 98.000
  • 1950: 175.000
  • 1961: 129.000
  • 1970: 133.000
  • 1987: 127.000
  • 2002: 137.000

[Bearbeiten] Religion

Die Bevölkerung ist überwiegend evangelisch-lutherisch. Historisch geprägt gibt es zwei Kirchenkreise in der Region. Der Kirchenkreis Norderdithmarschen hat etwa 40.000 Mitglieder, der Kirchenkreis Süderdithmarschen etwa 59.000. Die Grenze zwischen den Kreisen verläuft auf der Höhe von Heide, Helgoland gehört noch zu Süderdithmarschen. Die Sitze der Kreise sind Heide (Nord) und Meldorf (Süd). Beide gehören zur Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche. Über eine Zusammenlegung beider Kirchenkreise wird, auch aus Kostengründen, seit längerem diskutiert.

Es gibt zwei römisch-katholische Gemeinden in der Dithmarscher Diaspora. Die Kirchengemeinde St. Josef in Heide (Meldorf-Büsum) hat etwa 3.500 Mitglieder, die Gemeinde in Brunsbüttel ist bedeutend kleiner. Beide Gemeinden gehören zum Erzbistum Hamburg. Die Katholiken sind zum größten Teil Nachfahren polnischer Arbeiter, die Anfang des 20. Jahrhunderts nach Dithmarschen einwanderten, und die von Vertriebenen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten.

Im Kreisgebiete leben mindestens 500 Moslems. In Heide befindet sich eine Moschee. Ebenso existieren drei freikirchliche Gemeinden: zwei Baptistengemeinden in Heide und Sankt Michaelisdonn sowie eine Gemeinde der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche in Heide.

[Bearbeiten] Bildung

In Heide existiert seit 1993 Schleswig-Holsteins jüngste Fachhochschule, die Fachhochschule Westküste. In den fünf Studiengängen Betriebswirtschaft, Elektrotechnik und Informationstechnik, Management und Technik, Internationales Tourismusmanagement und Wirtschaft und Recht sind etwa 800 Studenten eingeschrieben, die von 29 Professoren und 25 wissenschaftlichen Mitarbeitern betreut werden.

In Büsum gibt es eine Außenstelle der Christian-Albrechts-Universität in Kiel, das Forschungs- und Technologiezentrum Westküste, das vor allem zu Fragen der Küstengeologie und -geografie (einschließlich Küstenschutz) sowie zu Umweltthemen forscht.

2004 waren 17.900 Schüler an den allgemeinbildenden Schulen Dithmarschens eingeschrieben. Im Kreis befinden sich sechs Gymnasien, drei Fachgymnasien, zwei Berufsschulen, fünf Berufsfachschulen. Es gibt diverse kombinierte Grund- und Haupt- oder Real- und Hauptschulen. Insgesamt sind 13 Schulen Realschulen oder haben einen Realschulteil, 14 Hauptschulen, 9 Förderschulen und 1 Schule für geistig Behinderte. Es gibt 44 Grundschulen oder Schulen mit Grundschulteil. Der Kreis ist einer von vier Kreisen in Schleswig-Holstein, in dem es keine Gesamtschule gibt. 4.400 Schüler waren an berufsbildenden Schulen eingeschrieben. Außerdem befindet sich im Kreis die Landesberufsschule für Schornsteinfeger und Keramiker.

[Bearbeiten] Wirtschaft

Dithmarschens Wirtschaft lebt vor allem von Tourismus, Landwirtschaft und Windenergie. Der Tourismus konzentriert sich im Norden auf Büsum, im Süden auf Friedrichskoog. Neben dem klassischen Badeurlaub mit Familie ist vor allem Radwandern bei den Touristen beliebt. Die jährlich etwa 2 Millionen Touristen kommen fast nur aus dem Inland.

Die Arbeitslosenquote lag im September 2004 bei 11,6 %. Im Januar 2005, nach den Hartz-Reformen und der neuen Statistik lag sie bei 17,4 % und damit deutlich über dem Schleswig-Holstein-Schnitt von 12,7 %. Größte Arbeitgeber im Kreis sind das Bayer-Werk in Brunsbüttel (1.000 Beschäftigte), die Sparkasse Westholstein (600), die Shell-Erdölraffinerie in Hemmingstedt (570), die Chemiefabrik Sasol in Brunsbüttel (570), die Druckerei Evers in Meldorf (560) und Beyschlag Maschinenbau in Heide (550). Wichtiger Arbeitgeber ist auch die Bundeswehr, vor allem mit den Standorten in Heide (Luftwaffengrundausbildung, Sprachenschule, Sanitätsstaffel) und Albersdorf (ABC-Abwehrbataillon; derzeit 740 Dienstposten). Aufgrund der Umstrukturierung der Bundeswehr wird aber der Standort Albersdorf demnächst ganz geschlossen und die Kaserne in Heide um 670 Dienstposten verkleinert werden.

In den letzten Jahren stieg der Anteil der Pendler, die in Hamburg oder im Hamburger Umland arbeiten. 2002 pendelten insgesamt 9.200 Personen aus dem Kreis hinaus, davon 1.700 nach Hamburg.

[Bearbeiten] Landwirtschaft

Lämmer, Wesselburenerkoog
Lämmer, Wesselburenerkoog

Wichtigstes Anbauprodukt der Landwirtschaft ist Kohl. Europas größtes geschlossenes Anbaugebiet ist etwa 2.800 Hektar groß und produziert ungefähr 80 Millionen Kohlköpfe jährlich. Das ist etwa ein Drittel der gesamten deutschen Produktion. Vor allem pflanzen die Dithmarscher Weißkohl, aber auch Rotkohl oder Wirsing an. Dem Anbau wird eine hohe kulturelle Bedeutung zugemessen. Die Dithmarscher Kohltage gehören zu den überregional viel beachteten Veranstaltungen des Kreises. Im Gegensatz zu anderen Teilen Deutschlands, die eine Weinkönigin wählen, gibt es in Dithmarschen zwei Kohlregentinnen. Neben Kohl werden Zuckerrüben, Getreide, Raps und Gemüse angebaut; ferner wird überwiegend extensive Viehwirtschaft betrieben.

Der Kohlanbau begann in Dithmarschen schlagartig. Der Wesselburener Gärtner Eduard Laß begann 1889 Experimente mit dem Anbau verschiedener Gemüsearten, wobei sich Kohl als am besten geeignet erwies. Andere Bauern entdeckten das Erfolgsrezept schnell. Innerhalb der zehn Jahre von 1893 bis 1902 wuchs die Anbaufläche für Kohl allein im Kirchspiel Wesselburen von drei auf 283 Hektar. Wurden 1894 noch 863 Tonnen Kohl an Dithmarscher Bahnhöfen verladen, waren es 1913 bereits 97.000 Tonnen.

Das Dithmarscher Marschland eignet sich besonders gut zum Kohlanbau. Die Böden sind fruchtbar, so dass selbst in schlechten Jahren noch ein guter Ertrag erbracht werden kann. Durch den beständigen Seewind halten sich in der Gegend weit weniger Schädlinge wie der Kohlweißling.

Kohlernte bei Hedwigenkoog
Kohlernte bei Hedwigenkoog

Zu den Vorteilen des Marschlandes kamen günstige Bedingungen in der Infrastruktur. Die wachsenden Städte machten es für immer mehr Menschen unmöglich, ihr eigenes Gemüse anzubauen. Mit dem Bau der Eisenbahn nach Heide (1878) und von Zweigbahnen in die Marschen hinein (in den 1880ern) wurde es ebenso möglich große Mengen an Dünger billig ein- beziehungsweise von Kohl auszuführen. In der großen Zeit des Kohlanbaus etablierten sich mehrere Sauerkrautfabriken, die vor allem für den auswärtigen Markt arbeiteten, da Sauerkraut nicht zur traditionellen Dithmarscher Küche gehört.

Kohlfeld bei Neuenkirchen
Kohlfeld bei Neuenkirchen

In den letzten Jahrzehnten wurde das Geschäft jedoch zunehmend schwieriger. Die Ernährungsgewohnheiten der Deutschen stellten sich um, so dass weit weniger Kohl gegessen wird. Zudem fallen die Preise seit dem Fall des Eisernen Vorhangs, was wirtschaftliches Arbeiten erschwert. Die Dithmarscher Bauern versuchen sich darauf einzustellen, indem sie spezialisiertere und aufwändigere Züchtungen, wie beispielsweise tafelfertigen Rotkohl pflanzen. Der direkte Hofverkauf vor allem an Touristen nimmt auch zu.

[Bearbeiten] Energiewirtschaft

Windenergieanlagen bei Poppenwurth
Windenergieanlagen bei Poppenwurth

Besonders die Windenergie prägt Wirtschaft und mittlerweile auch die Landschaft. Der GROWIAN stand im Kaiser-Wilhelm-Koog bei Marne, Deutschlands erster Windpark wurde 1987 ebenfalls in dieser Gemeinde eröffnet. Die derzeit größte Windenergieanlage der Welt, die REpower 5M steht in Brunsbüttel.

In Dithmarschen stehen etwa 800 Windenergieanlagen, fast alle im Marschgebiet. Das sind etwa 5 % aller deutschen WEA auf 0,15 % der deutschen Fläche. Abgesehen von den Gegenden um Büsum und dem Speicherkoog ist die gesamte Küstenlinie flächendeckend mit den Anlagen ausgestattet. Im Jahr 2003 erzeugten sie 651 Millionen Kilowattstunden Strom, das ist etwa die Hälfte des gesamten Dithmarscher Energiebedarfs. Nach Angaben der e.on-Hanse flossen im selben Jahr etwa 59 Millionen Euro an Vergütung an die Besitzer, davon gingen etwa 3 bis 5 Millionen Euro als Landpacht an die Bauern. Die Grünen schätzen den Gewerbesteuerertrag durch alle Anlagen auf bis zu 4 Millionen Euro.

Alte Ölpumpe, Hemmingstedt
Alte Ölpumpe, Hemmingstedt

Da hier die kommerzielle Ausbeutung der Windenergie begann, sind viele Windenergieanlagen vergleichsweise alt und haben nur eine geringe Nennleistung. Deshalb sollen sie durch so genanntes Repowering durch größere und leistungsstärkere Anlagen ersetzt werden. Ob dabei ihre Anzahl zurückgeht, ist bisher genausowenig sicher wie die genaue Ausgestaltung des Repowerings. Allerdings ist dies hoch umstritten. Der so genannte Repowering-Erlass der Landesregierung sieht die Neuerrichtung von Windenergieanlagen bis 150 Meter Höhe vor, die in der flachen Dithmarscher Landschaft laut demselben Erlass aus bis zu 40 Kilometern Entfernung gesehen werden können. Hinzu kommen zahlreiche weitere Hochspannungsleitungen. Die Widerstände in der Bevölkerung gegen die Umwandlung der Naturlandschaft in einen Industriepark sind dementsprechend groß. Zudem werden Auswirkungen auf den Tourismus befürchtet.

Raffinerie Hemmingstedt
Raffinerie Hemmingstedt

Das Ölfeld Mittelplate vor der Küste erbringt mit etwa 2 Millionen Tonnen jährlich ungefähr 54 % der gesamten deutschen Erdölproduktion. Die Erdölraffinerie in Hemmingstedt verarbeitet im Jahr etwa 4 Millionen Tonnen Rohöl. Das Öl stammt zum Teil aus Mittelplate, zum Teil wird es über den Ölhafen in Brunsbüttel importiert. Ein weiteres Ölfeld zwischen Heide und Hemmingstedt wird seit 1991 nicht mehr ausgebeutet. Das 770 Megawatt produzierende Kernkraftwerk Brunsbüttel ist das Kernkraftwerk in Deutschland mit den meisten Störfällen und den höchsten Ausfallzeiten. Es soll 2008 vom Netz gehen.

[Bearbeiten] Industrie

Bayer in Brunsbüttel
Bayer in Brunsbüttel

Die Industrie konzentriert sich in Brunsbüttel. Bereits seit dem Bau des Nord-Ostsee-Kanals gab es dort mehrere industrielle Kleinbetriebe, die die gute Verkehrslage nutzten. In den 1960ern/1970ern fand dort von Land und Kreis initiiert, ein ehrgeiziges Infrastrukturprogramm statt. Der Elbhafen wurde seit den 1960ern analog zu anderen Gebieten der Nordseeküste (Emden/Dollarthafen; Wilhelmshaven) verstärkt industrialisiert. Ein ehrgeiziges Infrastrukturprogramm führte zum Bau des Ölhafens (1960), des Elbehafens (1967), des Kernkraftwerks (1976) und eines weiteren Elbehafens (1979) sowie zu Industrieansiedlungen besonders der rohstoffverarbeitenden Industrie. Der erste mineralölverarbeitende Betrieb CONDEA (heute zu Sasol gehörend) siedelte sich 1963 an, dazu kamen 1977 ein Bayer-Werk, Schelde-Chemie (1980), VEBA-Chemie (1981), eine Düngemittelfabrik des norwegischen Konzerns Norsk Hygro (heute YARA), ein Bitumenwerk von Elf Aquitaine (heute zu TOTAL SA gehörend) und seit 1994 eine Sondermüllverbrennungsanlage. Zudem hält DEA bzw. jetzt Shell Bunker- und Speicherkapazitäten vor, die über eine Pipeline mit der Erdölraffinerie in Hemmingstedt verbunden sind. In den letzten Jahren verlor das ehemalige Vision der „nachhaltigen Industrialisierung“ an Glanz. Werke wurden geschlossen, beziehungsweise verkauft und/oder verkleinert.

Neben dem Kernkraftwerk in Brunsbüttel liefert vor allem das 1987 gebaute Kernkraftwerk Brokdorf den Strom für die Anlagen.

[Bearbeiten] Tourismus

Büsumer Strand mit Ferienhochhaus
Büsumer Strand mit Ferienhochhaus

Wichtigstes Standbein des Tourismus in Dithmarschen sind Strandurlauber an der Nordsee und im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. Der Kreis besitzt insgesamt etwa 10 Kilometer Grünstrände mit vorgelagertem Watt, Büsum besitzt auch einen kleinen künstlich aufgeschütteten Sandstrand. Büsum ist dabei die mit Abstand wichtigste Gemeinde für den Tourismus. Im Jahr 2003 wurden dort 756.630 Übernachtungen gezählt, in Friedrichskoog 75.654 und in Büsumer Deichhausen 33.811. Insgesamt verbrachten im Kreis 205.382 Urlauber insgesamt 1.173.205 Nächte. Obwohl die Touristenzahlen in den letzten Jahren leicht zurück gingen, steht die Nordseeküste weniger unter dem Konkurrenzdruck Mecklenburg-Vorpommerns als die Schleswig-Holsteinische Ostseeküste, da sich die Landschaften weniger gleichen und viele Urlauber auf die typische Nordseelandschaft festgelegt sind und nicht an die Ostsee wechseln.

Die Frage nach Strandeintritt ist heftig umstritten. Die beiden wichtigsten Gemeinden in dieser Hinsicht, Büsum (etwa eine Millionen Strandbesucher/Jahr) und Friedrichskoog (300.000) erheben ihn, zahlreiche kleinere Gemeinden in unmittelbarer Nähe nicht.

Neben dem Strand versucht der Kreis und das Gastgewerbe in den letzten Jahren verstärkt andere Einnahmequellen zu erschließen. Dazu gehört zum einen der auch hier boomende Wellness-Tourismus. Zum anderen wird versucht das Hinterland und die Region für Touristen attraktiver zu machen. Dazu gehört der Ausbau des Radwege- (und Inliner-)Netzes. Durch Dithmarschen führt unter anderem der Nordseeküstenradweg. Die Eider-Treene-Sorge-Region, zu der Dithmarschen teilweise gehört, versucht verstärkt Naturliebhaber, Kanu- und Kajak-Touristen und Sportbootfahrer mit einem in seiner Art einmaligen Gebiet in der Eider-Treene-Niederung anzulocken. Zudem wird die historische und kulturgeschichtliche Tradition der Dithmarscher stärker betont und touristisch erschlossen.

[Bearbeiten] Verkehr

Schleusen des Nord-Ostsee-Kanals in Brunsbüttel
Schleusen des Nord-Ostsee-Kanals in Brunsbüttel

Dithmarschen liegt umgeben von Wasser. Nordsee, Eider, Elbe, Gieselau und Nord-Ostsee-Kanal begrenzen den Kreis, so dass zum Betreten oder Verlassen Dithmarschens auf jeden Fall ein Gewässer überquert werden muss. Bis zum Bau des Nord-Ostsee-Kanals befand sich in seiner heutigen Position ein ausgedehntes Sumpfgebiet, das ähnliche Probleme mit sich brachte.

Von besonderer Bedeutung im Verkehr waren deshalb von Anfang an Schiffe und Brücken. Wichtigster Hafen ist der Elbhafen in Brunsbüttel mit seiner wirtschaftlichen Bedeutung. Vom Hafen in Büsum fahren Ausflugsschiffe und Fischkutter. Vor allem als kleiner Jachthafen dient der Hafen am Meldorfer Speicherkoog. Wichtige Brücken sind die Eisenbahnbrücke in Hochdonn und die Autobahnbrücke Grünental über den Kanal, die Eiderbrücke bei Tönning und seit 1973 die Eiderquerung durch das Eidersperrwerk hindurch. Unregelmäßig wird versucht eine Fährverbindung zwischen Brunsbüttel und Cuxhaven am anderen Elbufer einzurichten, diese wird jedoch bald darauf aus wirtschaftlichen Gründen wieder aufgegeben. Um ans andere Ufer des Flusses zu kommen ist so im Normalfall der Umweg über Hamburg oder mindestens Glückstadt notwendig.

B203 bei Lohe-Rickelshof
B203 bei Lohe-Rickelshof

Die Bundesautobahn 23 wurde 1986 vom Steinburger Itzehoe aus nach Heide verlängert und ist heute die wichtigste Verkehrsverbindung zur Außenwelt. Ins südwestliche Kreisgebiet und nach Norden (Husum, Nordfriesische Inseln) führt die Bundesstraße 5. Nach Kiel und Rendsburg führt die Bundesstraße 203.

Wichtigste Zugverbindung ist die Marschbahn zwischen Hamburg und Westerland, die in Heide hält. Vom Hafen Brunsbüttel aus gibt es eine Anbindung für Güterzüge zu dieser Hauptstrecke. Von Büsum über Heide nach Neumünster führt eine Strecke der Schleswig-Holstein-Bahn.

Bei Büsum und St. Michaelisdonn befinden sich kleine Flugplätze.

[Bearbeiten] Politik

Sitze im Kreistag haben CDU (27 Sitze, absolute Mehrheit), SPD (13 Sitze), Unabhängige Wählergemeinschaft Dithmarschen (UWD) (sechs Sitze) und FDP (zwei Sitze).

Dithmarschen entsendet zwei direkt gewählte Abgeordnete in den deutschen Bundestag: im Wahlkreis 3 (Steinburg-Dithmarschen Süd) Rolf Koschorrek (CDU) und im Wahlkreis 2 (Nordfriesland-Dithmarschen Nord) den ehemalige Sylt-Oster Bürgermeister Ingbert Liebing (CDU). Über die Landesliste erhielten Jörn Thießen (SPD) und Jürgen Koppelin (FDP) im Wahlkreis 3 ihr Mandat.

Bei der Landtagswahl 2005 erhielt die CDU in Dithmarschen-Nord 47,3 Prozent. Die SPD kam auf 35,1 Prozent, die FDP auf 7,7 Prozent, die Grünen auf 3,2 Prozent. Der SSW erhielt 1,7 Prozent, die NPD 2,1 Prozent. Die Verhältnisse waren im Vergleich zum restlichen Schleswig-Holstein klar in Richtung schwarz-gelb verschoben. Insbesondere die CDU erhielt fast 20 Prozent bzw. 7 Prozentpunkte mehr als im Landesdurchschnitt. Einzig verlässliche Hochburg der SPD ist Brunsbüttel. Insbesondere die Grünen haben seit vielen Jahren einen schweren Stand, da sie mit dem oft umstrittenen Naturschutz, den Nachteilen des Nationalparks und den ebenfalls umstrittenen Windenergieanlagen gleichgesetzt werden. Ähnlich, wenn auch in weit geringerem Ausmaß, waren die Verschiebungen gegenüber dem Bundes- und Landesergebnis bei der Bundestagswahl 2002.

[Bearbeiten] Landräte

  • 29. Mai 1970 bis 31. Mai 1986: Karl-Heinrich Buhse, Jurist, später Vorstandsvorsitzender der Schleswag AG
  • 31. Oktober 1986 bis 31. Januar 1996: Hans-Jakob Tiessen (parteilos), Jurist, heute Vorstandsvorsitzender der E.ON Hanse AG
  • seit 1. Juni 1996: Dr. Jörn Klimant (parteilos), Jurist

[Bearbeiten] Kreispräsidenten

  • 11. Mai 1970 bis 25. September 1981: Hermann Glüsing, (CDU), Landwirt
  • 20. Januar 1982 bis 20. April 1998: Rolf Gosau, (CDU), Gastwirt
  • seit 21. April 1998: Karsten Peters (CDU), Schulleiter

[Bearbeiten] Städte und Gemeinden

Wesselburen Skyline
Wesselburen Skyline

Die Städte und Gemeinden in Dithmarschen entwickelten sich aus den Kirchspielen der Bauernrepublik. Einzig Meldorf konnte bereits im Mittelalter eine städtische Struktur herausbilden, während die anderen Kirchspiele ländlich geprägt blieben. Heide entwickelte sich in der Neuzeit zum Konkurrenten Meldorfs, weitere Bedeutung hatten Wesselburen und Wöhrden als Zentren der Nordermarsch. In Folge der Annexion Schleswig-Holsteins durch Preußen erhielten die wichtigeren Orte im späten 19. Jahrhundert das Stadtrecht und schieden so aus den Kirchspielen aus: Meldorf 1869, Heide 1870, Marne 1891 und Wesselburen 1899. Das alte Brunsbüttel und der im Zuge der Industrialisierung in den 1960ern geschaffene Brunsbüttelkoog wurden 1970 zur Stadt Brunsbüttel vereinigt.

In der Zeit des Nationalsozialismus wurden die Kirchspiele endgültig aufgelöst, die einzelnen Gemeinden rechtlich selbstständig. Zur effektiveren Erledigung der Verwaltungsaufgaben sind die Gemeinden, wie überall in Schleswig-Holstein, zu Ämtern zusammengefasst. Diese heißen in Dithmarschen aus historischen Gründen Amt Kirchspielslandgemeinde. Bei der Verwaltungsreform von 1970 wurden nicht nur die beiden Dithmarscher Teilkreise wieder zusammengelegt, sondern auch zahlreiche Ämter neugeschnitten.

Größte Stadt ist gemessen an den Einwohnerzahlen Heide. Büsum nimmt eine Sonderstellung ein; obwohl amtsangehörige Gemeinde, ist es aufgrund der Touristen, gemessen an den dort lebenden Menschen, die größte Stadt des Kreises in den Sommermonaten.

Soziogeografisch ist zum einen die Unterscheidung zwischen (historisch reichen) Marschgebieten und (historisch armen) Geestgebieten wichtig. Diese spielt ebenso wie die historische Trennung in Norder- und Süderdithmarschen auch heute noch eine Rolle im Alltagsleben. Die beiden wichtigsten Städte liegen direkt an der Grenze zwischen Marsch und Geest (Heide) beziehungsweise auf einer Geestzunge inmitten von Marschgebiet (Meldorf).

Gemeindegliederung Dithmarschen

(Einwohner am 30. September 2005)

Amtsfreie Gemeinden/Städte


Ämter mit amtsangehörigen Gemeinden/Städten

  1. Albersdorf (3.588)
  2. Arkebek (250)
  3. Bunsoh (871)
  4. Immenstedt (97)
  5. Offenbüttel (283)
  6. Osterrade (462)
  7. Schafstedt (1.343)
  8. Schrum (77)
  9. Tensbüttel-Röst (692)
  10. Wennbüttel (77)
  1. Brickeln (212)
  2. Buchholz (1.115)
  3. Burg (Dithmarschen) (4.364)
  4. Eggstedt (836)
  5. Frestedt (401)
  6. Großenrade (529)
  7. Hochdonn (1.249)
  8. Kuden (664)
  9. Quickborn (199)
  10. Süderhastedt (874)
  1. Büsum (4.880)
  2. Büsumer Deichhausen (345)
  3. Hedwigenkoog (271)
  4. Oesterdeichstrich (273)
  5. Warwerort (284)
  6. Westerdeichstrich (908)
  1. Averlak (640)
  2. Dingen (714)
  3. Eddelak (1.462)
  4. Sankt Michaelisdonn (3.728)
  1. Hemmingstedt (2.989)
  2. Lieth (396)
  3. Lohe-Rickelshof (1.942)
  4. Nordhastedt (2.753)
  5. Wöhrden (1.334)
  1. Barkenholm (189)
  2. Bergewöhrden (36)
  3. Delve (737)
  4. Fedderingen (277)
  5. Glüsing (119)
  6. Hägen (54)
  7. Hennstedt (1.880)
  8. Hollingstedt (338)
  9. Kleve (452)
  10. Linden (876)
  11. Norderheistedt (144)
  12. Schlichting (239)
  13. Süderheistedt (542)
  14. Wiemerstedt (165)
  1. Groven (128)
  2. Hemme (514)
  3. Karolinenkoog (132)
  4. Krempel (663)
  5. Lehe (1.160)
  6. Lunden (1.655)
  7. Rehm-Flehde-Bargen (609)
  8. Sankt Annen (355)
  1. Diekhusen-Fahrstedt (734)
  2. Helse (964)
  3. Kaiser-Wilhelm-Koog (364)
  4. Kronprinzenkoog (965)
  5. Marnerdeich (341)
  6. Neufeld (646)
  7. Neufelderkoog (144)
  8. Ramhusen (163)
  9. Schmedeswurth (215)
  10. Trennewurth (269)
  11. Volsemenhusen (368)
  1. Bargenstedt (925)
  2. Barlt (844)
  3. Busenwurth (331)
  4. Elpersbüttel (915)
  5. Epenwöhrden (808)
  6. Gudendorf (425)
  7. Krumstedt (556)
  8. Nindorf (1.165)
  9. Nordermeldorf (649)
  10. Odderade (325)
  11. Sarzbüttel (735)
  12. Windbergen (841)
  13. Wolmersdorf (345)
  1. Dellstedt (801)
  2. Dörpling (611)
  3. Gaushorn (213)
  4. Hövede (64)
  5. Pahlen (1.168)
  6. Schalkholz (595)
  7. Süderdorf (396)
  8. Tellingstedt (2.493)
  9. Tielenhemme (178)
  10. Wallen (37)
  11. Welmbüttel (465)
  12. Westerborstel (98)
  13. Wrohm (732)
  1. Neuenkirchen (1.044)
  2. Ostrohe (963)
  3. Stelle-Wittenwurth (486)
  4. Weddingstedt (2.321)
  5. Wesseln (1.352)
  1. Friedrichsgabekoog (71)
  2. Hellschen-Heringsand-Unterschaar (169)
  3. Hillgroven (86)
  4. Norddeich (430)
  5. Norderwöhrden (287)
  6. Oesterwurth (274)
  7. Reinsbüttel (427)
  8. Schülp (489)
  9. Strübbel (96)
  10. Süderdeich (536)
  11. Wesselburener Deichhausen (142)
  12. Wesselburenerkoog (151)

[Bearbeiten] Wappen

Kreiswappen des Kreises Dithmarschen
Kreiswappen des Kreises Dithmarschen

Das Wappen, der Dithmarscher Reiter, zeigt in Rot auf einem silbernen galoppierenden Pferd mit goldenem Zaumzeug und blauer Satteldecke einen golden gerüsteten Reiter mit silbernem Helmbusch, der sein silbernes Schwert über dem Kopf schwingt. Das Wappen wurde nach der Eroberung des Landes durch den dänischen König Friedrich II. eingeführt, tauchte aber ursprünglich nur im Siegel des Fürsten auf. Da es einen Ritter zeigt, war es im auf seine Zeit als Bauernrepublik stolzen Dithmarschen bis nach 1945 heftig umstritten. Erst in den letzten Jahren zeigt sich eine allgemeine Akzeptanz, die sich in zahlreichen gehissten Dithmarschenflaggen an Fahnenmasten manifestiert. Ob der Reiter den Heiligen Georg darstellen soll oder wie in der älteren Forschung angenommen die Kavallerie des dänischen Königs symbolisiert, ist unklar.

Die Dithmarscher selbst gaben sich nach der Schlacht bei Hemmingstedt ein Wappen, das die Schutzheilige des Landes Maria und den heiligen Oswald zeigte – an seinem Namenstag hatten sie 1404 den Herzog von Schleswig besiegt. Nachdem das Land endgültig seine Unabhängigkeit verloren hatte, ersetzten sie die Figuren durch eine Maria dolorosa, gegen deren Herz eine Schwertspitze gerichtet war.

Die, häufig auch an Privathäusern aufgezogene, Flagge des Kreises zeigt am Fahnenmast das Dithmarscher Wappen. Auf der anderen Seite ist sie Rot und Weiß mindestens achtmal gestreift; das Muster wurde von der Bremer Flagge übernommen, da Dithmarschen zur Zeit der Bauernrepublik de jure Bestandteil des Erzbistums Bremen war.

[Bearbeiten] Quellen

  1. http://www.uni-kiel.de/gza/4/inhalt/themen/thematik.htm
  2. http://www.aoeza.de Archäologisch-Ökologische Zentrum Albersdorf
  3. http://www.museum-albersdorf.de Museum für Archäologie und Ökologie Dithmarschens

[Bearbeiten] Literatur

  • Otto G. Meier: Die Naturschutzgebiete in Dithmarschen. Boyens, Heide Hol 1982, ISBN 3-8042-0279-9.
  • Gerda Nissen: Typisch Dithmarscher. Ansichten und Profile eines legendären Volkes. Boyens, Heide 1992, ISBN 3-8042-0683-2.
  • Nis R. Nissen: Kleine Geschichte Dithmarschens. Boyens, Heide 1986, 1999 (6.Aufl.), ISBN 3-8042-0358-2, ISBN 3-8042-0299-3.
  • Marie-Elisabeth Rehn: Heider gottsleider – Kleinstadtleben unter dem Hakenkreuz. Eine Biographie. Pro Business, Berlin 2005, ISBN 3-939000-31-0.
  • Frank Trende: Die Schlacht bei Hemmingstedt. Ein deutscher Mythos zwischen Politik, Poesie und Propaganda. Boyens, Heide 2000, ISBN 3-8042-0990-4.
  • Touristikzentrale Dithmarschen, Verein für Dithmarscher Landeskunde: HISTOUR Dithmarschen. Der historisch-touristische Führer zu Natur- und Kulturdenkmalen in Dithmarschen. Boyens, Heide 2003, ISBN 3-8042-1008-2.
  • Martin Gietzelt (Hrsg.): Geschichte Dithmarschens. Hrsg. v. Verein für Dithmarscher Landeskunde. Heide, Boyens 2000, ISBN 3-8042-0859-2 (Standardwerk zum Thema).
  • Dithmarschen. Zeitschrift für Landeskunde, Kultur und Natur. Boyens, Heide 1.1925ff. N.F. 1953ff. ISSN 0012-4125. (erscheint vierteljährlich u. einmal im Jahr eine Themenausgabe)

[Bearbeiten] Weblinks

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