Intelligenzquotient
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Der Intelligenzquotient (IQ) ist eine Maßzahl mit dem Ziel, das allgemeine intellektuelle Leistungsvermögen (Intelligenz) anzugeben. Damit kann die relative Stellung einer Person im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung angegeben werden. Der Wert 100 darf dabei nicht mit einer Prozentangabe verwechselt werden. Die Skalierung des IQ beruht auf der Annahme der Normalverteilung der Messwerte in der Grundgesamtheit der getesteten Population, wobei der Mittelwert der Verteilung den Zahlenwert 100 erhält und eine Standardabweichung in der Regel 15 IQ-Punkten entspricht. Man kann auch andere Skalierungen und damit andere Mittelwerte festlegen. Über den Bezug zur Normalverteilung lassen sich diese anderen Skalierungen und damit z. B. auch die der PISA-Studien in die IQ-Skala mit dem Mittelwert 100 ohne Informationsverlust transformieren.
Hunderte empirischer Studien haben ergeben, dass der Intelligenzquotient mit anderen Maßen in hohem Maße korreliert. Die kausalen Erklärungen dieser Zusammenhänge und ihre Anwendungen sind teilweise umstritten (s. u.). Ähnlich wie bestimmte Verfahren der medizinischen Diagnostik nur von Ärzten angewendet werden dürfen, legt eine entsprechende DIN-Norm fest, dass die Anwendung und Interpretation von Intelligenztests ausschließlich dafür besonders qualifizierten Personen, v. a. Psychologen, überlassen werden sollte. Für ihn kann ein Intelligenztest als Hilfsmittel im Rahmen einer allgemeinen Einschätzung der Persönlichkeit dienen.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
Der Begriff „Intelligenzquotient“ wurde 1912 von William Stern geprägt. Bei dem 1904 von Alfred Binet entwickelten ersten brauchbaren Intelligenztest wurde die Zahl der gelösten Testaufgaben zum Alter des jeweiligen Kindes in Relation gesetzt. Binet erforschte Einstufungstests für Schulkinder und lehnte es ab, die einem Kind zugeschriebene Punktezahl als „Intelligenz“ zu interpretieren, weil sie nicht mit einer einzigen Zahl abbildbar ist. Er sagte zu diesem Thema wörtlich: „Die Skala erlaubt, ehrlich gesagt, keine Messung der Intelligenz, da intellektuelle Qualitäten nicht addiert und somit nicht wie lineare Oberflächen gemessen werden können."“
Unabhängig von ihm gelangte Charles Spearman im selben Jahr (1904) auf der Grundlage seiner Tests zu dem Schluss, dass alle geistigen Leistungen, die mit Anforderungen an das Denken und vernünftiges Handeln verbunden sind, einen gemeinsamen Nenner und einen gemeinsamen Allgemeinen Faktor (g-Faktor) haben. Spearman entwickelte die statistische Methode der Faktorenanalyse, mit der er seine Ergebnisse auswertete. Mit dieser Methode kann man den g-Faktor berechnen, er spielt seitdem in der naturwissenschaftlich orientierten Intelligenzforschung eine bedeutende, aber keinesfalls unumstrittene Rolle. Es stellte sich heraus, dass die allgemeine Intelligenz „g“ in hohem Maße mit zahlreichen biologischen Merkmalen korreliert.
Louis Leon Thurstone berechnete mit der Faktorenanalyse nicht ein zentrales „g“, sondern bis zu 7 „primäre mentale Fähigkeiten“ und verwahrte sich damit gegen einen Intelligenzquotienten; nach dem von Joy Paul Guilford vorgeschlagenen Schema konnten sogar mehrere 100 „primäre mentale Fähigkeiten“ analysiert werden. Für Read Tuddenham hingegen führte das Anwenden der Faktorenanalyse in diesem Zusammenhang zu statistischen Artefakten.
Stern formulierte für die Messung des IQ Aufgaben für unterschiedliche Altersstufen der Kinder. Erzielt ein Kind Ergebnisse, die zumeist erst in höheren Altersstufen als seinem eigenen Lebensalter erreicht werden, so gilt das Kind als überdurchschnittlich intelligent. Der Quotient wurde von Stern berechnet, indem man das „Intelligenzalter“ durch das tatsächliche Alter dividierte; dieser Wert wurde dann mit 100 multipliziert.
Die ursprünglich nur für Kinder, speziell für Schulreifetests, entwickelte IQ-Berechnung wurde später durch Anwendung der populationsbezogenen Skalierung mit dem Mittelwert 100 auf Erwachsene ausgedehnt.
Intelligenztests wurden zum ersten Mal millionenfach und erfolgreich im Ersten Weltkrieg eingesetzt, als die USA nach ihrem Kriegseintritt vor der Aufgabe standen, ihre Rekruten Truppenteilen und Diensträngen zuzuteilen. Nach jahrelangen Vorbereitungen, bei denen der von Binet entwickelte Intelligenztest zum Stanford-Binet-Test weiterentwickelt worden war, ermittelten Lewis M. Terman und sein Mitarbeiterstab 1922 diejenigen Schüler Kaliforniens, deren IQ höher war als der von 99 Prozent der Bevölkerung (IQ über 140). Die weitere Entwicklung dieser rund 1500 Kinder wurde dann über ihr ganzes Leben hinweg wissenschaftlich begleitet und ausgewertet (siehe Hochbegabung, Längsschnittstudie). Es ergab sich, dass diese Hochbegabten im Schnitt beruflich wesentlich erfolgreicher und intellektuell ungleich produktiver waren als der Bevölkerungsdurchschnitt. Später wurde auch der IQ der Kinder dieser Hochbegabten untersucht; er lag im Mittel bei 133, so dass man sagen kann, dass auch diese Kinder im Durchschnitt hochbegabt waren.
Am 4. Juli 1936 wurden IQ-Tests in der Sowjetunion durch den „Pädologie-Beschluss“ des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei verboten, ebenso in der Folgezeit in allen Ostblock-Staaten.
In den USA gibt es seit den 1970ern Gesetze und Bestrebungen, die Anwendung von IQ-Tests bei der Personalauswahl für Betriebe und öffentliche Einrichtungen einzuschränken oder zu untersagen und zahlreiche Prozesse mit Gerichtsurteilen für oder gegen diese Einschränkungen.
Heftig diskutiert wurde in den USA ein Buch von Richard Herrnstein und Charles Murray mit dem Titel The Bell Curve (dt. „Glockenkurve“). Sein deutsches Gegenstück ist das Buch Die IQ-Falle von Volkmar Weiss. Diese Bücher kommen zu der Schlussfolgerung, dass als Konsequenz eines so genannten „demografisch-ökonomischen Paradoxons“ die Bevölkerung allmählich „verdumme“, d. h., Statistiken zufolge bekommen schlechter ausgebildete Menschen mehr und früher Kinder als gut ausgebildete. Ehen zwischen Partnern mit einer großen IQ-Differenz sind relativ selten. Darüber hinaus haben einige Soziologen bzw. Kriminologen angegeben, dass der IQ genauere Voraussagen über die zukünftige Kriminalität eines Menschen zulasse als soziale Faktoren.[1]
[Bearbeiten] Formel
In den Anfangszeiten von Binet und Stern verwendete Formel:
IQ | Intelligenzgrad | Anteil | |
---|---|---|---|
IST | HAWIE | ||
ab 118 | ab 127 | extrem hoch | 2,2 % |
112–117 | 118–126 | sehr hoch | 6,7 % |
107–111 | 110–117 | hoch | 16,1 % |
94–106 | 91–109 | durchschnittlich | 50,0 % |
86–93 | 79–90 | niedrig | 16,1 % |
75–85 | 63–78 | sehr niedrig | 6,7 % |
unter 74 | unter 62 | extrem niedrig | 2,2 % |
dabei steht
- LA für das Lebensalter
- IA für das Intelligenzalter
Intelligenzalter (engl. mental age): Unter dem Intelligenzalter (IA) versteht man die in einem Test gemessene individuelle intellektuelle Leistungsfähigkeit im Vergleich zur durchschnittlichen Intelligenz einer Altersgruppe. Das Intelligenzalter ergibt sich aus den Ergebnissen eines Intelligenztests.
Um die Messwerte vergleichbar zu machen, wurde durch Vereinbarung der IQ auf die Normalverteilung der Gauß'schen Glockenkurve abgebildet beziehungsweise normiert. David Wechsler (HAWIE) legte eine Skala fest, in der bei einer Standardabweichung der IQ nach oben oder unten um 15 Punkte vom Mittelwert 100 abweicht.
Formel zur Bestimmung des IQ nach Wechsler:
dabei steht
- x für den gemessenen Wert (Anzahl Punkte, die in einem Test erreicht wurde)
- μ für den Durchschnitt der jeweiligen Altersgruppe und
- σ für die Standardabweichung
Im englischsprachigen Raum wird eine andere Skalierung benutzt, so dass IQ-Werte nicht direkt vergleichbar sind. Eine Standardabweichung entspricht dort üblicherweise 16 Punkten (teilweise auch 24 Punkten).
Nach der Wechsler-Skala liegen rund 68 Prozent der Bevölkerung zwischen den Messwerten 85 und 115 bei einem Durchschnitt von 100. Je weiter ein Messwert von 100 entfernt ist, desto größer ist sein Messfehler. Sehr hohe und sehr niedrige IQ-Werte sind deshalb unzuverlässig und sollten mit Vorsicht betrachtet werden. Da man von Hochbegabung erst bei einem Wert oberhalb der zweifachen Standardabweichung spricht, also bei dieser Skalierung Werten von über 130, kann diese nur mit speziell dafür ausgelegten Tests hinreichend sicher ermittelt werden. Im unteren Bereich unterscheidet man Lernbehinderung (IQ 85–70), leichte (IQ 69–50), mäßige (IQ 49–35), schwere (IQ 34–20) und schwerste Intelligenzminderung (IQ<20).
[Bearbeiten] Testverfahren
Hauptartikel: IQ-Test
Bei Binet bestand ein Intelligenztest ursprünglich aus einer Reihe von einzelnen, aber verschiedenen Aufgaben (Subtests). Die Zahl der gelösten Aufgaben wurde zu einem Punktwert addiert. Auch heute noch halten zahlreiche und bewährte IQ-Tests an dieser Grundstruktur fest. Die Aufgaben selbst stellen zum Teil einfache Fragen und Probleme des Alltags dar. Teils handelt es sich um logische oder mathematische Aufgaben (zum Beispiel das Ergänzen von Zahlenreihen). Bereits die ersten Tests umfassten auch das Messen der Gedächtnisspanne. Um den Test auszuführen, war es notwendig, die sprachlichen Anweisungen zu verstehen. Daraus ergab sich die berechtigte methodische Kritik, dass Personen, die diese Anweisung nicht oder nur ungenügend verstehen, schon aus diesem Grund bei einem IQ-Test schlechter abschneiden.
1956 entwickelte deshalb John C. Raven ein kulturunabhängiges, sprachfreies Verfahren, genannt Progressive Matrizen, das Verzerrungen für Testpersonen aus fremden Kulturen ausschließen sollte. Jedoch hat sich diese Hoffnung auf völlig kulturunabhängige Tests nicht erfüllt, da die Kritiker von IQ-Tests gute Gründe dafür anführten, dass sich kulturell unterschiedliche Denkstile und kulturelle Erfahrungen nicht auf nur sprachliche Unterschiede reduzieren lassen.
Ebenfalls in den 1950er-Jahren entwickelte David Wechsler eine Testreihe, die in elf Teiltests Allgemeinwissen, Wortschatz, Rechnerisches Denken, audio-visuelle Aufnahmefähigkeit und Abstraktionsvermögen prüft. Der vom Hamburger Psychologen Curt Bondy modifizierte Hamburg-Wechsler-Intelligenztest für Erwachsene (HAWIE) ist heute ein gebräuchlicher Test für Probanden zwischen 16 und 74 Jahren. Analog dazu gibt es einen Test für Kinder zwischen 6 und 15 Jahren (HAWIK). Eine weitere Revision von 1983 wird durch ein angehängtes „-R“ gekennzeichnet. Der Kindertest liegt inzwischen in einer weiter überarbeiteten Version HAWIK-III vor.
Ein weiterer in Deutschland sehr verbreiteter Test ist der Intelligenz-Struktur-Test (z. B. IST 2000) von Rudolf Amthauer.
Für die Beantwortung der Tests ist in der Regel eine Zeitbegrenzung vorgegeben. Aus der Beobachtung, dass bereits das Aneinanderreihen einfacher Aufgaben (elementare kognitive Aufgaben), zum Beispiel die Aufgabe, zufällig auf einem Blatt angeordnete Zahlen mit möglichst großer Geschwindigkeit in aufsteigender Zahlenfolge zu verbinden, ein Maß des IQ ergibt, entwickelten sich seit etwa 1970 neue theoretische und praktische Ansätze und Weiterentwicklungen, so aus der genannten Aufgabenstellung zum Beispiel der Zahlenverbindungstest ZVT von Oswald und Roth. Durch dieses Messen der kognitiven Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit und der Gedächtnisspanne mit dem KAI-Test konnte nunmehr die Kurzspeicherkapazität beziehungsweise der Arbeitsspeicher berechnet werden, wodurch der IQ-Begriff durch die Informationspsychologie ergänzt und herausgefordert wurde.
Vor allem in klinischen Untersuchungen (bei Alzheimer zum Beispiel) ergibt sich die Notwendigkeit, das Intelligenzniveau des Patienten näherungsweise zu schätzen. Da ein IQ-Test von ein oder zwei Stunden Dauer in solchen Fällen völlig unpraktikabel ist, strebt man im klinischen Bereich nach IQ-Kurztests. Ein solcher bewährter Kurztest ist der Mehrfachwahl-Wortschatz-Intelligenz-Test MWT von Siegfried Lehrl.
[Bearbeiten] Wettbewerber für den populären IQ-Test
- Schachspiel - Die Elo-Zahl wird vereinzelt als Alternative zum IQ propagiert, weil sie ebenfalls über Lebensphasen stabil und von Berufswegen unabhängig sei. Wie umfangreiche Untersuchungen aus der Expertiseforschung zeigen, werden hier allerdings nicht Intelligenz oder Arbeitsgedächtniskapazität gemessen, sondern es wird primär bereichsspezifisches Wissen erfasst (vgl. die klassischen Arbeiten von Chase & Simon, 1973 sowie Chi, Glaser & Farr, 1988).
- Leistungstests haben viel Praxisrelevanz, sind sehr vielseitig und bezüglich der Aussagefähigkeit leichter auszuwerten. Auch hier gilt allerdings, dass die Korrelation mit Intelligenztest-Werten zwar hoch ausfällt, allerdings eine Konfundierung mit bereichsspezifischem Wissen besteht.
[Bearbeiten] Flynn-Effekt und Bekanntwerden von Testitems
IQ-Testmaterialien sind in der Regel nur den ausgebildeten Fachpsychologen zugänglich. Grund dafür ist, dass man die Testaufgaben wie jede geistige Aufgabe lernen und üben kann. Wer also einen bestimmten Aufgabentyp schon einmal in einem Buch, in der Schule oder bei einer Fernseh-Show gesehen hat, erzielt dann bei einem Test, in dem dieser Aufgabentyp vorkommt, eine bessere Leistung als ohne solches Vorwissen. Deshalb wird eine derart unkontrollierte Weiterverbreitung von Testmaterialien in bestimmten Interessengruppen als Missbrauch angesehen.
Es wird diskutiert, dass der IQ-Zuwachs (Flynn-Effekt) in den letzten zwei, drei Jahrzehnten diesem Effekt entspricht. Dadurch würde der ursprüngliche Sinn und Zweck des Testens unterlaufen. Dem widerspricht jedoch, dass sich der Flynn-Effekt weniger in („wissenshaltigen“) Maßen der kristallinen Intelligenz als in solchen der fluiden Intelligenz gezeigt hat, obwohl letztere durch Übung stärker beeinflussbar wären. Aufgrund des Flynn-Effekts müssen die Tests regelmäßig neu standardisiert (das heißt auf den neuen Median der Gesamtbevölkerung geeicht) werden. Zahlenmäßig wächst der durchschnittliche IQ einer Population um 15 Punkte pro 50 Jahre; die visuelle-räumliche Intelligenz nimmt dabei stärker zu als die verbale Intelligenz.[1]
[Bearbeiten] Theorie der multiplen Intelligenzen
Der US-amerikanische Psychologe Howard Gardner kritisierte die eingeschränkte Erfassung von Intelligenz in nur zwei Kategorien und stellte der bisherigen Lehrmeinung seine Theorie der multiplen Intelligenzen gegenüber. Diese Theorie gliedert Intelligenz in die acht Bereiche sprachlich, musikalisch, logisch-mathematisch, körperlich-kinästhetisch, intrapersonal und naturalistisch. Die empirische Überprüfung dieser Theorie erfolgte nicht auf dieselbe Weise wie die psychometrischer Intelligenzstrukturmodelle. Dies wird von vielen Psychologen kritisiert. Unter Erziehungswissenschaftlern stößt die Theorie aufgrund ihrer Plausibilität jedoch auf großen Anklang.
[Bearbeiten] IQ und Erfolg
In allen repräsentativen Untersuchungen zeigt sich eine Korrelation zwischen dem IQ und den Zensuren in solchen Schulfächern, die kognitive Anforderungen stellen. Am ausgeprägtesten ist diese Korrelation mit der Mathematikzensur, nämlich bis zu r=0,50. Wenn eine derartige Korrelation als mäßig bezeichnet wird, so muss man dabei bedenken, dass die Korrelation zwischen Zensur und Testleistung keinesfalls höher sein kann als das Produkt der Wiederholungsreliabilitäten (siehe Reliabilität) von Zensur und Test für sich genommen.
Diese Wiederholungsreliabilität ist die Korrelation zwischen zwei Tests und wird gemessen, indem sich dieselbe Person (oder ein eineiiger Zwillingspartner) einem inhaltlich gleichwertigen, parallelen Test unterzieht. Bei Tests gelten Reliabilitäten von 0,80 und 0,90 als hoch. Die Reliabilitäten von Schulzensuren – man lege zur Probe einmal zwei verschiedenen Lehrern denselben Schulaufsatz unabhängig voneinander vor – sind dagegen deutlich niedriger und erreichen kaum 0,70 und 0,80. Das Produkt der Reliabilitäten von Schulzensuren und IQ-Tests kann also kaum höher als 0,60 sein. Man kommt dieser theoretisch möglichen Korrelation nahe, wenn man die Schulzensuren mehrerer Fächer (also zum Beispiel die Mathematik- und Physikzensur) zu einer gemeinsamen Skala zusammenfasst. Schon Charles Spearman war 1904 aufgefallen, dass diejenigen, die in Mathematik herausragen, auch häufig überdurchschnittliche Leistungen in anderen Fächern haben, mit Ausnahme von Kunst, Musik und Sport.
Problematisch bei Hochbegabung ist allerdings Underachievement, d. h. es werden in einigen Fällen nicht der Begabung entsprechende Zensuren erreicht.
Als ein wichtiges Kriterium für die Entscheidung, ob der Bildungsweg zum Abitur eingeschlagen wird oder nicht oder ob ein Studium in einer bestimmten Fachrichtung aufgenommen wird oder nicht, gelten die erreichten Schulzensuren.
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Damit unterscheiden sich Diplom-Mathematiker und Ärzte hinsichtlich ihrer mittleren Schulzensuren in Mathematik, die sie in der 4. Klasse hatten, von ihren früheren Mitschülern, die Kraftfahrer, Maurer und Gärtner geworden sind. Da Schulzensuren und IQ miteinander korrelieren, müssen auch die Vertreter unterschiedlicher Berufe und Bildungsstufen unterschiedliche Leistungen in Intelligenztests erreichen. So haben Personen im arithmetischen Mittel der Berufsgruppe (aber nicht in jedem Einzelfall), die erfolgreich ein Studium in einer Naturwissenschaft abschließen, einen IQ von über 120; Personen in einfachen Berufen und Tätigkeiten einen IQ um 90. Andererseits garantiert ein hoher IQ-Wert im Einzelfall keinen schulischen oder beruflichen Erfolg.
Wissenschaftler, die von der Auffassung ausgehen, dass die IQ-Unterschiede zwischen den Menschen die Folge unterschiedlicher Sozialisation sind, und nicht zum Teil auch umgekehrt, haben Probleme mit der Interpretation der klassischen Ergebnisse von Terman, die in zahlreichen Untersuchungen bestätigt werden konnten und mit der Alltagserfahrung der meisten Mitmenschen übereinstimmen. (Siehe dazu im weiteren unten den Standpunkt von Gould.)
[Bearbeiten] Kritik am IQ-Begriff
[Bearbeiten] Grenzen der Methode
Das Abnehmen eines IQ-Tests – wie anderer vergleichbarer Tests – stößt auf kulturelle Grenzen: In Gesellschaften, in denen solche wissenschaftliche Fragenbatterien ohne dort erkennbaren Realitätsbezug sonst nicht vorkommen, werden sie als „albern“ o. ä. eingestuft, also z. B. unernst, höflich („was will der Frager wohl am liebsten hören?“) oder gar nicht mehr beantwortet. Dadurch verliert der IQ seine interkulturelle Vergleichbarkeit.
Vergleichbares gilt auch innerhalb von Gesellschaften, z. B. wenn man Halbwüchsige, Untersuchungsgefangene oder Obdachlose testet, erzielen sie im Durchschnitt ein niedrigeres Ergebnis, als ihrer tatsächlichen Intelligenz entspricht, weil sie teilweise aus einer ablehnenden Haltung heraus absichtlich falsche Antworten geben.
Natürlich wirkt sich auch die momentane körperliche und psychische Verfassung der Testperson auf das Ergebnis eines IQ-Tests aus. Für das Lösen von Aufgaben spielt die Konzentrationsfähigkeit eine wichtige Rolle. Mangelnde Konzentrationsfähigkeit kann sehr unterschiedliche Ursachen haben. Schlechter Schlaf etwa oder eine Stress-Situation wie Stellungssuche wird in der Regel das Ergebnis nach unten hin „verfälschen“. Menschen mit schwerer Prüfungsangst haben generell einen Nachteil bei IQ-Tests.
Aufgrund ihrer Methodik können IQ-Tests bestimmte intellektuelle Fähigkeiten, wie Kreativität, Planungsvermögen oder Soziale Kompetenz nicht oder nur ungenügend erfassen.
[Bearbeiten] Intelligenz und soziale Ungleichheit
Seit ihrer Entwicklung zu Anfang des 20. Jahrhunderts hat es über den Aufbau und die Anwendung von Intelligenztests stets Kritik gegeben, von den Fachpsychologen selbst wie auch durch die betroffene Öffentlichkeit.
Neben der fachlich-methodischen Kritik, die zu einer steten Weiterentwicklung der Tests und der Testtheorie geführt hat, gibt es jedoch auch eine Kritik, die von einer grundsätzlichen weltanschaulich-ideologischen Position aus gegen IQ-Tests vorgeht. IQ-Tests messen Unterschiede zwischen Menschen, wobei in der Regel angenommen wird, dass diese Unterschiede auch eine mehr oder weniger starke genetische Komponente haben, also Vererbung der Intelligenz eine Rolle spielt. Steht man hingegen auf dem Standpunkt, dass alle kognitiven Leistungsunterschiede zwischen Menschen ihre Ursachen nur in sozialen Umständen haben, also allein in der unterschiedlichen sozialen Herkunft und Bildung, so wird man den Anspruch der IQ-Tests ablehnen, von diesen sozialen Umständen unabhängige Leistungsvoraussetzungen zu messen. Eine derartige Sichtweise führte zur Ablehnung von IQ-Tests überhaupt und ihrem Verbot, wie das in allen kommunistischen Ländern lange Zeit der Fall war. Stattdessen befassten sich Forscher wie Jürgen Guthke mit Konstrukten wie Lernfähigkeit, deren diskriminante Validität im Hinblick auf Intelligenz jedoch umstritten ist.
[Bearbeiten] Grundsätzliche Kritik des IQ-Begriffs
Einige Wissenschaftler, wie zum Beispiel der Paläontologe und populäre Wissenschaftspublizist Stephen Jay Gould, haben den IQ-Begriff als wissenschaftlich fragwürdig kritisiert, wobei sie allerdings oft keinen Hehl daraus machten, dass ihre Kritik auch gesellschaftspolitisch zu betrachten ist. Diese Kritik ist von führenden Intelligenzforschern, wie den Psychologen Hans-Jürgen Eysenck und Arthur Jensen, zurückgewiesen worden. Siegfried Lehrl versucht durch ein auf Entwicklungen der Informationstheorie gestütztes Konzept, die Kurzspeicherkapazität, eine methodische Weiterentwicklung. Gould bezeichnet zwei Schlussfolgerungen des IQ-Konzepts von Charles Spearman als Fehlschlüsse.
- Wesenheit: Das Behaupten einer Wesenheit, nämlich der einen „Intelligenz“, die in jeder Handlung durchschimmere. Er statuiert in einer methodisch-mathematischen Kritik den Fehler einer Verdinglichung. Bei den einzelnen psychologischen Tests des IQ-Test erreichen sehr oft die Personen hohe Punktezahlen, die auch bei anderen Tests des IQ-Test hohe Punktezahlen erreichen, es ergeben sich positive Korrelationen. Diese beschreiben aber keine Ursache, genauso gibt es positive Korrelationen etwa zwischen Benzinpreis und dem Alter einer bestimmten Person (älter ↔ teurer). Niemand würde hier die Ursachen des einen in dem anderen vermuten. Die Faktorenanalyse ist im Grunde eine Verfeinerung der Korrelation, einer Matrix von Korrelationen. In dieser Faktorenanalyse wird eine erste Hauptkomponente (g für general intelligence) angenommen und dieser eine unzulässige Bedeutung gegeben. Sie wird fälschlicherweise als „unzweideutige Kausalinterpretation“ verdinglicht, also das, was untersucht wird, wird in Wirklichkeit schon a priori angenommen. Sowohl Hauptkomponenten wie auch Faktoren sind mathematische Abstraktionen und keine Ursachen. Die Vererbungstheorie von Intelligenz ist auf einem einzigen Konzept aufgebaut: „Der schimärenhafte Charakter von g ist der faule Kern in [...] der ganzen erbtheoretischen Schule“. Mathematisch formuliert: Spearmans g, die Hauptkomponente der Korrelationsmatrix von Tests geistiger Fähigkeiten „löst [nur] bis 60 % der Gesamtinformation in der Matrix auf“ (Gould: 1999).
- Rangordnungen: Das „Dingliche“ soll dann auch vermessen werden. Es wird also ein Maß gefordert und danach eine eindeutige Reihenfolge vorgenommen. „Wir wollen also komplexe Phänomene auf einer eindimensionalen Skala messen.“ [2]
Einer strengen, naturwissenschaftlichen Betrachtung würde die Messgröße IQ nicht standhalten. Es stellt sich z. B. die Frage: Was wird mit einem IQ-Test überhaupt gemessen? Ist ein IQ eine einem Individuum zuordnungsfähige, konstante Größe? Oder ist der IQ stark zeit- und situationsabhängig? Der IQ ist stark abhängig von der Art des Tests, der durchgeführt wird. Man denke nur an die Größe „Gewicht“ eines Menschen: man würde je nach Waage ein anderes „Gewicht“ messen. Offensichtlich gibt es einen Lerneffekt, d. h. Personen, die solche Tests bereits durchgeführt haben, schneiden bei wiederholter Durchführung besser ab. Dadurch sind keine klaren Anfangsbedingungen herstellbar. Man denke wieder an das „Gewicht“ eines Menschen: bei jedem Testdurchgang würde man ein höheres „Gewicht“ messen als beim letzten. Probanden hatten nach einem dreiwöchigem Urlaub bis zu 30 IQ-Punkte weniger als üblich. Damit ist der IQ stark zeitabhängig und unterliegt auch in kurzen Zeiträumen sehr starken Schwankungen. Man hat Nobelpreisträger getestet und wider Erwarten im Durchschnitt zwar einen erhöhten, aber keinen Spitzenwert erhalten. Damit ist eine Korrelation zwischen einem gemessenen IQ und hier wissenschaftlichem Erfolg nicht unbedingt herstellbar. Was wird mit einem IQ-Test überhaupt gemessen? Die Problematik wird anhand einer Analogie deutlich: Man denke sich einen SQ (Sportlichkeits-Quotienten), der anhand eines olympischen Zehnkampfes ermittelt werde. Eine Person mit hohem SQ würde dann nicht notwendigerweise sehr gut schwimmen, Rad fahren, Fußball, Tischtennis, Basketball spielen usw. können.
Eine grundsätzliche Kritik am IQ-Begriff formulierte bereits Theodor W. Adorno im Artikel no. 126 seiner Minima Moralia (1946/47).
Eine weitere grundsätzliche Kritik am IQ-Begriff unter: IQ-Test: Kritik
[Bearbeiten] Siehe auch
- The Mismeasure of Man
- Dysgenik
- Emotionale Intelligenz
- Hochbegabung
- Mensa (Verein)
- Flynn-Effekt
- Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom
[Bearbeiten] Literatur
- Stephen Jay Gould: Der falsch vermessene Mensch. 1999, ISBN 3518281836.
- K. J. Groffmann: Die Entwicklung der Intelligenzmessung. In: R. Heiss (Hrsg.): Psychologische Diagnostik. C. J. Hogrefe, Göttingen 1964, S. 148–199. (= Handbuch der Psychologie; 6)
- Jürgen Guthke: Ist Intelligenz meßbar? Einführung in Probleme der psychologischen Intelligenzforschung und Intelligenzdiagnostik. 2. Auflage. Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1980.
- Walter Gutjahr: Die Messung psychischer Eigenschaften. Kiepenheuer und Witsch, Köln 1977, ISBN 3-462-01116-2.
- Siegfried Lehrl: Arbeitsspeicher statt IQ. Vless, Ebersberg 1997, ISBN 3885620790.
- W.G. Chase, H.A. Simon: Perception in chess. In: Cognitive Psychology. Nr. 4, 1973, S. 55–81.
- M. T. H. Chi, R. Glaser, M. J. Farr (Hrsg.): The nature of expertise. Erlbaum, Hillsdale, NJ 1988.
- Linda S. Gottfredson: The General Intelligence Factor. In: Scientific American. Exploring Intelligence. 9, Nr. 4, Winter 1998 (http://www.psych.utoronto.ca/~reingold/courses/intelligence/cache/1198gottfred.html).
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ a b Tom O'Connor: Mental deficiency and crime. In: JUS 301 Syllabus. Criminology. (Zugriff am 16. Januar 2006)
- ↑ Eine illustrative Anmerkung über "Intelligenz". (Zugriff am 16. Januar 2006)
[Bearbeiten] Weblinks
Wiktionary: Intelligenzquotient – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen |
- Geistige Behinderung und soziale Kompetenz
- FAQ zum IQ von Mensa Schweiz
- Intelligenztest bei Kindern
- Karg-Stiftung mit Informationen zum Thema Hochbegabung, Anlaufstellen etc.